Regionen in Nordrhein-Westfalen Band 2 ... - Aschendorff
Regionen in Nordrhein-Westfalen Band 2 ... - Aschendorff
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<strong>Regionen</strong> <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
<strong>Band</strong> 2:<br />
Münsterland und Hellweg<br />
Bearbeitet von Burkhard Beyer
<strong>Regionen</strong> <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
<strong>Band</strong> 1: Sauerland, Siegerland<br />
und Wittgenste<strong>in</strong>er Land<br />
<strong>Band</strong> 2: Münsterland und Hellweg<br />
<strong>Band</strong> 3: Ostwestfalen und Lippe<br />
<strong>Band</strong> 4: Ruhrgebiet<br />
<strong>Band</strong> 5: Niederrhe<strong>in</strong><br />
<strong>Band</strong> 6: Das Rhe<strong>in</strong>land<br />
von Düsseldorf bis Bonn<br />
<strong>Band</strong> 7: Bergisches Land<br />
<strong>Band</strong> 8: Aachen und die Eifel
Münsterland<br />
und Hellweg<br />
Burkhard Beyer
Stadt Ibbenbüren: 152; Stadt Lengerich:<br />
170; Tourist-Information Soest: 300;<br />
Stadt Werl: 342<br />
Verband der Nordwestdeutschen Textil- und<br />
Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie, Münster/Kettelhack<br />
HCH GmbH + Co., Rhe<strong>in</strong>e: 19; www.<br />
pressebox.de: 89; Urenco Deutschland,<br />
Gronau: 124; Hella Hueck & Co., Lippstadt:<br />
183; www.greenmonster.de: 280 oben,<br />
www.denkmalschutz.de: 300, Freilichtspiele<br />
Tecklenburg e.V.: 317<br />
Wikipedia.de: 29, 100, 126, 226, 298, 343;<br />
Pixelio.de/Meyhome: 336; Pixelio.de/Achim<br />
Lueckemeyer: 289<br />
Bildnachweis<br />
Impressum<br />
© 2011 <strong>Aschendorff</strong> Verlag GmbH & Co. KG, Münster<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,<br />
<strong>in</strong>sbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der<br />
Funk sendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung<br />
<strong>in</strong> Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung,<br />
vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des § 54, Abs. 2, UrhG werden durch die<br />
Verwertungsgesellschaft Wort wahrgenommen.<br />
Der Verlag hat sich bemüht, alle Bildrechte zu klären. Sollte dies im E<strong>in</strong>zelfall nicht gelungen<br />
se<strong>in</strong>, wird um Nachricht an den Verlag gebeten.<br />
Druck: Pr<strong>in</strong>ted <strong>in</strong> Germany<br />
ISBN 978-3-402-05498-7<br />
Christian Besse, Lüd<strong>in</strong>ghausen: 191; Sylvia<br />
Beyer, Münster: 60, 78; Uwe Renners, Altenberge:<br />
38; Ingo Salmen, Lippstadt: 182<br />
Alle übrigen: Dr. Burkhard Beyer, Münster<br />
Die Karte auf den Seiten 6 und 7 ist e<strong>in</strong><br />
Ausschnitt aus: ALEXANDER Handkarte<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-<strong>Westfalen</strong>, Abdruck mit freundlicher<br />
Genehmigung des Klett-Perthes-<br />
Verlages, Gotha.
Inhalt<br />
E<strong>in</strong>leitung ................................. 7<br />
Ahaus ...................................... 26<br />
Ahlen ....................................... 31<br />
Altenberge ............................... 36<br />
Anröchte .................................. 39<br />
Ascheberg ................................ 42<br />
Bad Sassendorf ........................ 45<br />
Beckum .................................... 49<br />
Beelen ..................................... 54<br />
Billerbeck ................................. 57<br />
Bocholt .................................... 61<br />
Borken ..................................... 68<br />
Coesfeld .................................. 74<br />
Drenste<strong>in</strong>furt ............................ 80<br />
Dülmen .................................... 84<br />
Emsdetten ................................ 90<br />
Ennigerloh ............................... 94<br />
Ense ......................................... 98<br />
Erwitte ..................................... 101<br />
Eversw<strong>in</strong>kel .............................. 105<br />
Gescher ................................... 108<br />
Geseke ..................................... 112<br />
Greven ..................................... 116<br />
Gronau .................................... 120<br />
Haltern am See ........................ 125<br />
Havixbeck ................................ 130<br />
Heek ........................................ 133<br />
Heiden ..................................... 136<br />
Hopsten ................................... 139<br />
Hörstel ..................................... 142<br />
Horstmar .................................. 146<br />
Ibbenbüren .............................. 150<br />
Isselburg .................................. 155<br />
Ladbergen ................................ 159<br />
Laer ......................................... 162<br />
Legden ..................................... 165<br />
Lengerich ................................. 168<br />
Lienen ...................................... 172<br />
Lippetal .................................... 175<br />
Lippstadt .................................. 178<br />
Lotte ........................................ 184<br />
Lüd<strong>in</strong>ghausen .......................... 187<br />
Metelen ................................... 192<br />
Mett<strong>in</strong>gen ................................ 195<br />
Münster ................................... 199<br />
Neuenkirchen ........................... 222<br />
Nordkirchen ............................. 225<br />
Nordwalde ............................... 229<br />
Nottuln .................................... 232<br />
Ochtrup ................................... 235<br />
Oelde ....................................... 239<br />
Olfen ....................................... 243<br />
Ostbevern ................................ 247<br />
Raesfeld ................................... 250<br />
Recke ....................................... 253<br />
Reken ...................................... 256<br />
Rhede ...................................... 259<br />
Rhe<strong>in</strong>e ..................................... 263<br />
Rosendahl ................................ 271<br />
Saerbeck .................................. 274<br />
Sassenberg .............................. 277<br />
Schöpp<strong>in</strong>gen ............................ 281<br />
Selm ........................................ 284<br />
Senden .................................... 288<br />
Sendenhorst ............................. 291<br />
Soest ....................................... 295<br />
Stadtlohn ................................. 301<br />
Ste<strong>in</strong>furt ................................... 305<br />
Südlohn ................................... 311<br />
Tecklenburg ............................. 314<br />
Telgte ....................................... 318<br />
Velen ....................................... 322<br />
Vreden ..................................... 325<br />
Wadersloh ................................ 329<br />
Warendorf ................................ 332<br />
Welver ..................................... 338<br />
Werl ......................................... 341<br />
Werne ...................................... 345<br />
Westerkappeln ......................... 349<br />
Wettr<strong>in</strong>gen ............................... 352<br />
Wickede (Ruhr) ......................... 355<br />
Register ................................... 358
26<br />
Ahaus<br />
Kreis Borken<br />
Äußerlich unverändert: Das Wasserschloss<br />
Ahaus, Wahrzeichen des Ortes, wurde nach<br />
den schweren Kriegschäden orig<strong>in</strong>algetreu<br />
wiederaufgebaut – zum<strong>in</strong>dest äußerlich.<br />
Äußerlich gewandelt: Die Hauptkirche St.<br />
Mariä Himmelfahrt hat den Krieg überstanden,<br />
das neugotische Kirchenschiff war aber<br />
brüchig – ab 1963 entstand e<strong>in</strong> Neubau mit<br />
dem Charme e<strong>in</strong>es Beton-Kaufhauses.<br />
Geografi sche Lage, Verkehrsanb<strong>in</strong>dung<br />
Die Stadt Ahaus liegt im Norden des Kreises<br />
Borken. Das Stadtgebiet grenzt im Nordosten<br />
an Gronau und Heek, im Südosten an<br />
Legden, im Süden an Stadtlohn, im Südwesten<br />
an Vreden (alle Kreis Borken). Im Nordwesten<br />
grenzt Ahaus an die Niederlande,<br />
konkret an Enschede und Haaksbergen <strong>in</strong><br />
der Region Twente. Das Stadtgebiet ist fl ach,<br />
die Höhenunterschiede s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>g – im<br />
Südosten an der B 474 liegt mit 70 Metern<br />
der höchste Punkt, im Nordwesten an der<br />
Ahauser Aa mit 36 Metern der niedrigste.<br />
Wichtigstes Gewässer ist die Ahauser Aa,<br />
die knapp h<strong>in</strong>ter der Stadtgrenze <strong>in</strong> Stadtlohn<br />
entspr<strong>in</strong>gt, durch Ahaus und Alstätte<br />
fl ießt und das Stadtgebiet Richtung Haaksbergen<br />
verlässt – bei Deventer mündet die<br />
Aa als „Buurserbeek“ <strong>in</strong> die Ijssel.<br />
Knapp östlich des Stadtgebietes verläuft<br />
<strong>in</strong> Nord-Süd-Richtung die A 31, im Süden<br />
ist die Anschlussstelle Legden, im Norden<br />
Heek gut erreichbar. Zwei Bundesstraßen<br />
kreuzten bis 2010 <strong>in</strong> Ahaus: Die B 70 von<br />
Rhe<strong>in</strong>e über Heek und Ahaus nach Stadtlohn,<br />
Borken und Wesel sowie die B 474<br />
von Gronau über Ahaus nach Coesfeld und<br />
Dülmen – die B 70 ist zwischen Heek und<br />
Oed<strong>in</strong>g nach Westen (über Vreden) verlegt,<br />
die B 474 endet heute an der A 31. Auch als<br />
Landstraßen bleiben beide Straßen wichtige<br />
Verkehrsachsen; weitere Landstraßen führen<br />
über Ottenste<strong>in</strong> nach Vreden und nach<br />
Schöpp<strong>in</strong>gen. Der Bahnhof Ahaus liegt an<br />
der e<strong>in</strong>gleisigen Hauptstrecke von Dortmund<br />
über Dülmen und<br />
Coesfeld nach<br />
Enschede, die im<br />
Stundentakt von<br />
der Regionalbahn<br />
RB 51 bedient<br />
wird; die e<strong>in</strong>st<br />
nach Burgste<strong>in</strong>furt,<br />
Borken und Alstätte<br />
führenden Strecken s<strong>in</strong>d<br />
stillgelegt und abgebaut. Die Schnellbusl<strong>in</strong>ie<br />
S 70 verb<strong>in</strong>det Ahaus mit Vreden und Münster,<br />
der Regionalbus R 76 mit Stadtlohn und<br />
Borken, der R 77 mit Heek und Gronau. Der<br />
Stadtbus C 87 bildet die Hauptachse zwischen<br />
den Ortsteilen Ahaus und Alstätte.<br />
Wichtige Daten und Wappen<br />
Die Stadt Ahaus besteht <strong>in</strong> der heutigen<br />
Form seit dem 1. Januar 1975, als die Geme<strong>in</strong>den<br />
Alstätte, Wessum und Ottenste<strong>in</strong>-<br />
Dorf sowie kle<strong>in</strong>e Teile von Heek (Oldenburg)<br />
e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>det wurden. Zuvor waren<br />
am 1. Juli 1969 schon die Geme<strong>in</strong>den<br />
Ammeln und Wüllen mit Ahaus vere<strong>in</strong>igt<br />
worden. Das Stadtgebiet umfasst e<strong>in</strong>e Fläche<br />
von 151,24 Quadratkilometern, davon<br />
s<strong>in</strong>d 65 Prozent landwirtschaftlich genutzt,<br />
14 Prozent s<strong>in</strong>d Waldfl ächen. Ende 2009<br />
verzeichnete Ahaus 38.759 E<strong>in</strong>wohner,<br />
davon waren 75 Prozent katholisch, 10 Prozent<br />
evangelisch, 15 Prozent hatten e<strong>in</strong>e<br />
andere oder ke<strong>in</strong>e Konfession.<br />
Das Wappen ist <strong>in</strong> vier Felder geteilt, zwei<br />
rote und zwei goldene (bzw. gelbe); die<br />
goldenen Felder s<strong>in</strong>d mit drei schmalen<br />
roten Balken belegt. Das Wappenbild und<br />
die Farben lehnen sich an das Wappen der<br />
e<strong>in</strong>stigen Edelherren von Ahaus an. Deren<br />
seit 1292 belegtes Wappen war <strong>in</strong> vier rote<br />
und goldene Felder geteilt, die Balken wurden<br />
offenbar von der Stadt als Unterscheidungsmerkmal<br />
e<strong>in</strong>gefügt. Als städtisches<br />
Siegel ist dieses Wappenbild bereits seit<br />
dem 14. Jahrhundert belegt.
Ahaus<br />
Die Hauptkirche St. Mariä Himmelfahrt<br />
mit dem ungewöhnlichen, 1966 e<strong>in</strong>geweihten<br />
neuen Kirchenschiff<br />
Aus der Ortsgeschichte<br />
Im „Haus an der Aa“ (Ahaus) residierte<br />
nachweislich seit 1139 e<strong>in</strong>e Adelsfamilie,<br />
die das Gebiet um Alstätte,<br />
Ammeln, Graes, Wessum und Wüllen<br />
kontrollierte. Mit dieser Herrschaft hatte<br />
Kaiser Lothar das <strong>in</strong> Twente ansässige<br />
Rittergeschlecht von Diepenheim belehnt.<br />
Um 1120 errichtete Bernhard<br />
von Diepenheim die Burg Ahaus, 1154<br />
nannte sich se<strong>in</strong> Sohn Lifhard erstmals<br />
„von Ahaus“. Die Ritter von Diepenheim<br />
versuchten sich als eigenständige<br />
regionale Macht zu etablieren, was den<br />
Bischof von Münster veranlasste, die<br />
Burgen Ahaus und Diepen heim 1177 <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er günstigen Situation zu zerstören.<br />
Zwar wurden beide bald wieder aufgebaut,<br />
aber die Orientierung der kle<strong>in</strong>en<br />
Herrschaft Richtung Münster war seither<br />
unstrittig. 1241 starb das Geschlecht<br />
von Diepenheim aus, die Nachfolge traten<br />
die Herren von Horstmar an. Anfang des 14.<br />
Jahrhunderts verlieh Johann III. von Ahaus<br />
der neben der Burg entstandenen Siedlung<br />
das Marktrecht. Erst daraufh<strong>in</strong> wurde 1333<br />
<strong>in</strong> Ahaus e<strong>in</strong>e Kirche gebaut – Ausgangspunkte<br />
der kirchlichen Entwicklung waren<br />
zuvor die schon für 1188 belegten Kirchen<br />
<strong>in</strong> Wessum und Wüllen gewesen. 1389 und<br />
1391 verlieh Ludolf von Ahaus der Marktsiedlung<br />
weitere Rechte, sodass sie sich dem<br />
Status e<strong>in</strong>er Stadt näherte. 1393 übertrug<br />
er, da er ohne Erben war, Ahaus se<strong>in</strong>em<br />
Schwiegersohn Sueder, Herr von Borst<br />
und Kappel. Dieser erhob gegenüber dem<br />
Bischof Ansprüche auf die Herrschaft Lohn,<br />
wurde aber schon bald von den Müns teranern<br />
gefangen gesetzt und nur gegen e<strong>in</strong><br />
hohes Lösegeld freigelassen – die Stadt<br />
Ahaus musste zur Aufbr<strong>in</strong>gung des Geldes<br />
an den Bischof verpfändet werden. Da e<strong>in</strong>e<br />
Ablösung der Summe unmöglich erschien,<br />
verkaufte Sueder Ahaus 1406 an den Bischof<br />
von Münster, zu dessen Herrschaft die<br />
27<br />
Stadt bis 1803 gehören sollte. Bedeutung<br />
erlangte Ahaus nun als bischöfl iches Verwaltungszentrum<br />
für die Region; das Amt Ahaus<br />
erstreckte sich von Alstätte bis zur Lippe. Die<br />
Burg wurde bald nach 1406 <strong>in</strong>stand gesetzt<br />
und zu e<strong>in</strong>er beliebten Residenz der Bischöfe.<br />
Während der münsterischen Stiftsfehde<br />
(1450–1458) wurde Ahaus zwölf Wochen<br />
lang belagert und musste e<strong>in</strong>e Besetzung<br />
des Bischofs von Utrecht akzeptieren. Um<br />
1550 traten die Bürger zum Luthertum<br />
über, Ahaus blieb dennoch die bevorzugte<br />
Residenz der Bischöfe – erst 1626 konnte<br />
der Bischof durchsetzen, dass alle noch<br />
verbliebenen Protestanten der Stadt verwiesen<br />
wurden. 1633 wurde die Stadt von hessischen<br />
Truppen belagert und erobert, die<br />
bis 1649 <strong>in</strong> Ahaus blieben. 1653 veranlasste<br />
Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen<br />
die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Manufaktur für Fayence-Keramik,<br />
die aber schon 1657 wieder<br />
geschlossen wurde. 1688 ließ Fürstbischof<br />
Friedrich Christian von Plettenberg die Burg<br />
abreißen, bis 1690 entstand e<strong>in</strong> barockes
28 Ahaus<br />
Wasserschloss. Während des Siebenjährigen<br />
Krieges wurde die Stadt 1757 von französischen<br />
Truppen besetzt und geplündert, dann<br />
bis 1762 von preußischen Truppen besetzt,<br />
die vor dem Abzug die Stadtbefestigung<br />
e<strong>in</strong>rissen. 1803 fi el die Stadt (mit den Ämtern<br />
Ahaus und Bocholt) an den Fürsten von<br />
Salm-Kyrburg, aber schon 1809 mit dem<br />
Übergang an Frankreich war der Traum von<br />
der Residenzstadt wieder vorbei. 1815 bildeten<br />
die Preußen aus dem nördlichen Teil<br />
des Amtes Ahaus sowie e<strong>in</strong>igen Geme<strong>in</strong>den<br />
des alten Amtes Horstmar den Kreis Ahaus.<br />
Das Schloss blieb im Besitz der Fürsten von<br />
Salm, die es 1819 an Hermann Oldenklott<br />
aus Amsterdam vermieteten und 1829 verkauften,<br />
der hier e<strong>in</strong>e Tabakfabrik betrieb.<br />
Aus der kle<strong>in</strong>en Residenzstadt wurde e<strong>in</strong>e<br />
ärmliche Fabriksiedlung, deren E<strong>in</strong>wohnerschaft<br />
noch lange bescheiden blieb. Am 13.<br />
Oktober 1863 brannte fast die gesamte<br />
Stadt ab, anschließend wurden auch vom<br />
Brand verschonte Häuser abgerissen und<br />
die Stadt mit neuem, erweiterten Grundriss<br />
wieder aufgebaut. 1875 erhielt der Ort<br />
Anschluss an das Eisenbahnnetz, daraufh<strong>in</strong><br />
ließen sich 1881 e<strong>in</strong>e Zündwarenfabrik und<br />
1883 e<strong>in</strong>e Jutesp<strong>in</strong>nerei und Weberei nieder.<br />
Im März 1945 wurde Ahaus – ebenso wie<br />
Wessum und Alstätte – noch kurz vor der<br />
Besetzung durch alliierte Truppen bombardiert<br />
und <strong>in</strong> großen Teilen zerstört; 1946<br />
erwarb der Kreis die Ru<strong>in</strong>e des Schlosses<br />
und ließ es mit historischer Fassade und<br />
modernem Innenraum neu aufbauen. Die<br />
Zündwarenfabrik schloss 1978, die Textil<strong>in</strong>dustrie<br />
Ende der 1980er-Jahre die Pforten.<br />
Ahaus hat den Arbeitskräfteverlust durch<br />
neue Gewerbebetriebe, nicht zuletzt durch<br />
Dienstleistungs- und Bildungsangebote<br />
ausgleichen können. 1975 verlor Ahaus den<br />
Kreissitz, im Gegenzug wurden Alstätte,<br />
Wessum und Ottenste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>det.<br />
1977 beschloss die Landesregierung den<br />
Bau e<strong>in</strong>es Brennelementezwischenlagers,<br />
das 1989 <strong>in</strong> Betrieb g<strong>in</strong>g und Ahaus immer<br />
wieder auch überregional <strong>in</strong> die Schlagzeilen<br />
br<strong>in</strong>gt. Der damit verbundene Imageschaden<br />
wurde der Stadt mit e<strong>in</strong>er großzügigen Wirtschaftsförderung<br />
des Landes vergolten.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Der Vorläufer der Pfarrkirche St. Mariä<br />
Himmelfahrt im Zentrum der Stadt wurde<br />
1400 durch e<strong>in</strong>en Brand zerstört, von<br />
der anschließend erbauten Kirche ist der<br />
Turmstumpf von 1519 erhalten. Nach dem<br />
Stadtbrand von 1863 wurde e<strong>in</strong> neugotisches<br />
Langhaus angefügt, das hundert Jahre<br />
später abgerissen wurde. 1966 wurde das<br />
neue, von Erw<strong>in</strong> Schiffer entworfene Schiff<br />
e<strong>in</strong>geweiht, das aus Betonteilen entstand.<br />
Zum<strong>in</strong>dest teilweise erhaltene mittelalterliche<br />
Kirchen gibt es auch <strong>in</strong> den Ortsteilen:<br />
St. Mariä Himmelfahrt <strong>in</strong> Alstätte verfügt<br />
noch über e<strong>in</strong>en Wehrturm aus dem 15.
Ahaus<br />
Die Haarmühle<br />
liegt ganz im<br />
Westen des<br />
Stadtgebietes<br />
an der Grenze<br />
zu den Niederlanden.<br />
L<strong>in</strong>ks:<br />
Schloss Ahaus<br />
von Osten<br />
Jahrhundert, das Schiff wurde 1787–1792<br />
angefügt (1936/37 erweitert). St. Andreas <strong>in</strong><br />
Wüllen hat ebenfalls e<strong>in</strong>en Turm mit Stufengiebel<br />
(12. Jahrhundert), das Langhaus von<br />
1473 wurde 1870 erweitert. St. Mart<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
Wessum stammt aus dem 14. Jahrhundert,<br />
im Innern ist e<strong>in</strong>e Passionssäule aus dem 16.<br />
Jahrhundert zu erwähnen. Ungewöhnlich<br />
ist das ehemalige Gebetshaus (Oratorium)<br />
<strong>in</strong> Wessum von 1510. Die e<strong>in</strong>seitig offene,<br />
gotische Halle hat drei Joche; seit 1920 wird<br />
sie als Kriegerdenkmal genutzt.<br />
Das Schloss Ahaus entstand ab 1688 nach<br />
Plänen des Ambrosius von Oelde auf dem<br />
Gelände der ehemaligen Burg; 1718 war<br />
die Gesamt anlage vollendet. Nach Kriegsschäden<br />
erfolgte bis 1767 e<strong>in</strong> Umbau der<br />
Gartenseite durch Johann Conrad Schlaun.<br />
Das nach französischen Vorbildern erbaute<br />
Schloss ist vergleichsweise schlicht, das<br />
reich verzierte Tor und der E<strong>in</strong>gang fallen<br />
umso stärker auf. Das Schloss beherbergt<br />
heute e<strong>in</strong>e Berufsbildungsakademie (www.<br />
bbs-ahaus.de).<br />
Die Haarmühle liegt an der Aa kurz vor der<br />
Grenze zu den Niederlanden. In der 1619<br />
erbauten, 1721 umgebauten Mühle wurde<br />
schon 1930 e<strong>in</strong>e Gastwirtschaft eröffnet.<br />
Mühle und Mahlwerk s<strong>in</strong>d seit 1988 wieder<br />
<strong>in</strong> Betrieb (www.haarmuehle.de). In Quantwick<br />
ist e<strong>in</strong>e 1835 errichtete W<strong>in</strong>dmühle<br />
holländischer Bauart erhalten geblieben. Sie<br />
ist restauriert und voll funktionstüchtig.<br />
29<br />
Kultur<br />
1961 wurde im Zentrum die Stadthalle<br />
eröffnet, deren großer Saal maximal 527<br />
Sitzplätze bietet. Der fl exible Raum wird für<br />
Konzerte, Versammlungen und Kongresse<br />
genutzt. Zahlreiche Gastspiele von Theater-<br />
und Musicalbühnen fi nden hier statt. Als<br />
Begegnungsstätte nutzt die Stadt die klassizistische<br />
Villa der Fabrikantenfamilie van<br />
Delden (Bahnhofsstraße 91).<br />
In den Torhäusern des Schlosses s<strong>in</strong>d zwei<br />
Museen untergebracht: Das Torhausmuseum<br />
zeigt die Geschichte der Stadt und se<strong>in</strong>er<br />
Bewohner, das Schulmuseum präsentiert<br />
verschiedenste Gegenstände aus der Vergangenheit<br />
des Schulwesens.<br />
Seit 2000 wird im August der „Musiksommer“<br />
ausgerichtet, der <strong>in</strong>zwischen auf zwei<br />
Wochenenden angewachsen ist und im<br />
Innenhof des Schlosses stattfi ndet. Geboten<br />
werden Open-Air-Konzerte verschiedener<br />
Stilrichtungen. Ganz klassisch geht es<br />
dagegen bei den seit 1952 stattfi ndenden<br />
Schlosskonzerten Ahaus zu, die der Kreis<br />
Borken veranstaltet. Von September bis<br />
März wird von überregional bedeutenden<br />
Künstlern monatlich e<strong>in</strong> Konzert im Fürstensaal<br />
des Schlosses geboten.<br />
Brauchtum, Feste, Traditionen<br />
Der Rosenmontag wird <strong>in</strong> den Ortsteilen<br />
Ottenste<strong>in</strong> (von den „Burggeistern“) und<br />
<strong>in</strong> Wüllen (vom Vere<strong>in</strong> „Kle<strong>in</strong> Köln“) mit
30 Ahaus<br />
prächtigen Umzügen gefeiert. Ende März ist<br />
<strong>in</strong> der Fußgängerzone der Ostermarkt angesagt.<br />
An e<strong>in</strong>em Sonntag Ende April wird <strong>in</strong><br />
Wessum der Holzschuhtag abgehalten, Ende<br />
Mai <strong>in</strong> der Innenstadt das große, dreitägige<br />
Stadtfest. Im Sommer fi nden <strong>in</strong> allen Ortsteilen<br />
die traditionellen Schützenfeste statt;<br />
Mitte August der Graeser Markt. Die große,<br />
viertägige Ahauser Kirmes mit zahlreichen<br />
Fahrgeschäften steigt an e<strong>in</strong>em verlängerten<br />
Wochenende im September. Der Mantelsonntag<br />
(der Sonntag vor Allerheiligen, an<br />
dem die Bauern e<strong>in</strong>st gern e<strong>in</strong>en neuen<br />
Mantel kauften) ist e<strong>in</strong> verkaufsoffener<br />
Sonntag im Oktober, dazu gehört das FFF<br />
(Fanfaren Flammen Feuerwerk) im Schlosspark.<br />
Sport und Freizeit<br />
Größter Sportclub ist der VfL Ahaus 1892,<br />
der zahlreiche Sportarten anbietet; die<br />
DLRG-Ortsgruppe ist mit über 2.500 Mitgliedern<br />
die größte <strong>in</strong> Deutschland. Sehr<br />
erfolgreich spielen die „Ahauser Maidy<br />
Dogs“ Inl<strong>in</strong>e-Skaterhockey, seit 2008 <strong>in</strong> der<br />
höchsten deutschen Liga.<br />
„AquAHAUS“ nennt sich das Hallen- und<br />
Freibad im Westen der Innenstadt, das<br />
neben vielen Attraktionen auch e<strong>in</strong> Wellenbad<br />
bietet (www.aquahaus.eu). Rund um<br />
Ahaus laden zahlreiche beschilderte Wege<br />
(darunter die 100-Schlösser-Route und die<br />
Westmünsterland-Route) zum Radfahren<br />
e<strong>in</strong>. Von besonderem Interesse s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />
Das Brennelemente-Zwischenlager<br />
br<strong>in</strong>gt Ahaus immer<br />
wieder <strong>in</strong> die<br />
Schlagzeilen.<br />
Reihe von Naturschutzgebieten,<br />
<strong>in</strong>sbesondere das<br />
große Amtsvenn im<br />
Norden der Stadt.<br />
Wirtschaft<br />
Die Textil<strong>in</strong>dustrie ist Geschichte, aber im<br />
Osten der Stadt s<strong>in</strong>d für das Münsterland<br />
ungewöhnlich großfl ächige Gewerbegebiete<br />
entstanden, <strong>in</strong> der sich zahlreiche Unternehmen<br />
angesiedelt haben. Überregional<br />
bekannt geworden ist Ahaus durch das<br />
Transportbehälterlager im Osten der Stadt,<br />
das als Ziel von CASTOR-Transporten immer<br />
wieder <strong>in</strong> die Schlagzeilen gerät. Rundum<br />
positiv ist dagegen das Image des Softwareunternehmens<br />
Tobit, das Programme für den<br />
Informationsaustausch entwickelt und <strong>in</strong><br />
diesem Segment zu den Weltmarktführern<br />
zählt. Zu erwähnen s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> der Türenhersteller<br />
Herholz und die Möbelwerke<br />
hülsta <strong>in</strong> Ottenste<strong>in</strong>. Graes ist Sitz der Salzgew<strong>in</strong>nungsgesellschaft<br />
<strong>Westfalen</strong> (SGW),<br />
die am Standort Ahaus jährlich mehr als<br />
zwei Millionen Tonnen Kochsalz fördert. Das<br />
unauffällig im Spülverfahren gewonnene<br />
Salz wird mit Pipel<strong>in</strong>es zu Chemieunternehmen<br />
im Rhe<strong>in</strong>land geleitet.<br />
Am Stichtag 30. Juni 2009 waren <strong>in</strong><br />
Ahaus 14.195 Personen sozialversicherungspfl<br />
ichtig beschäftigt, davon 6.094 im<br />
produzierenden Gewerbe, 3.018 <strong>in</strong> Handel,<br />
Gastgewerbe und Verkehr, 4.975 im Bereich<br />
der sonstigen Dienstleistungen.<br />
Informationen<br />
Stadt Ahaus, Rathausplatz 1, 48683 Ahaus<br />
Tel. 02561 / 720, E-Mail: <strong>in</strong>fo@ahaus.de,<br />
www.ahaus.de.
150<br />
Ibbenbüren<br />
Kreis Ste<strong>in</strong>furt<br />
Kohle ohne Ende: Die Ste<strong>in</strong>kohlevorräte<br />
unter dem Stadtgebiet würden noch für 50<br />
Jahre reichen – der Abbau ist jedoch mühsam<br />
und nur mit Subventionen möglich.<br />
Kohle vor dem Ende: 2018 soll <strong>in</strong> Ibbenbüren<br />
die letzte Kohle gefördert werden – aber<br />
der Strukturwandel vollzieht sich schon länger,<br />
der Umbruch sche<strong>in</strong>t zu bewältigen.<br />
Geografi sche Lage, Verkehrsanb<strong>in</strong>dung<br />
Die Stadt Ibbenbüren liegt im Nordosten des<br />
Kreises Ste<strong>in</strong>furt. Die Stadt grenzt im Norden<br />
an Recke, im Nordosten an Mett<strong>in</strong>gen,<br />
im Osten an Westerkappeln, im Südosten<br />
an Tecklenburg, im Süden an Saerbeck, im<br />
Westen an Hörstel und im Nordwesten an<br />
Hopsten; alle Nachbarn gehören dem Kreis<br />
Ste<strong>in</strong>furt an. Zum Stadtgebiet gehören sehr<br />
unterschiedliche Landschaftsformen. Die<br />
südlichsten Teile um Dörenthe gehören zur<br />
fl achen Ebene des Münsterlandes, hier liegt<br />
mit 45 Metern über NN auch der niedrigste<br />
Punkt der Stadt. Zwischen Dörenthe und<br />
Ibbenbüren zieht sich der Teutoburger Wald<br />
wie e<strong>in</strong> Riegel quer durch das Stadtgebiet;<br />
nördlich der Dörenther Klippen liegt mit<br />
166 Metern der höchste Punkt. Nördlich des<br />
Höhenzugs schließt sich e<strong>in</strong>e Ebene an, die<br />
von der Ibbenbürener Aa durchfl ossen wird,<br />
nördlich der Aa liegt das Stadtzentrum. Die<br />
nördlichen Stadtteile gehören zur hügeligen<br />
Region des Schafbergs.<br />
Die Autobahn A 30, wichtigste Verkehrsachse<br />
der Stadt, verläuft auf der Nordseite des<br />
Teutoburger Waldes und verb<strong>in</strong>det Ibbenbüren<br />
im Westen mit Rhe<strong>in</strong>e und Hengelo, im<br />
Osten mit Osnabrück und Bad Oeynhausen<br />
(A 2). An der Anschlussstelle Ibbenbüren<br />
beg<strong>in</strong>nt die B 219, die über Dörenthe, Saerbeck<br />
und Greven nach Münster führt. Die<br />
von Rhe<strong>in</strong>e durch den Norden von Ibbenbüren<br />
nach Osnabrück führende ehemalige<br />
B 65 ist zur Landstraße zurückgestuft.<br />
Weitere wichtige Landstraßen führen über<br />
Gravenhorst nach Hörstel, über Püsselbüren<br />
und Uffeln nach<br />
Recke, über Dickenberg<br />
nach Hopsten,<br />
über Ste<strong>in</strong>beck<br />
nach Recke, nach<br />
Mett<strong>in</strong>gen, über<br />
Laggenbeck nach<br />
Ledde und nach<br />
Tecklenburg. Der<br />
Bahnhof Ibbenbüren<br />
sowie die Haltepunkte Esch und Laggenbeck<br />
liegen an der Hauptstrecke von Rhe<strong>in</strong>e<br />
nach Osna brück. An allen drei Stationen<br />
halten im Stundentakt der RegionalExpress<br />
RE 61 von Rhe<strong>in</strong>e über Osnabrück nach<br />
Hannover sowie die Regionalbahn RB 61<br />
von Bad Bentheim über Osnabrück nach<br />
Bielefeld. In Ibbenbüren beg<strong>in</strong>nt die dem<br />
Güter- und Museumsverkehr dienende Teutoburger<br />
Wald-Eisenbahn nach Lengerich<br />
und Gütersloh. Der nordwestliche Ortsteil<br />
Uffeln wird von der „Tecklenburger Nordbahn“<br />
(Regionalverkehr Münsterland, nur<br />
Güterverkehr) und vom Mittellandkanal<br />
durchquert. Der Schnellbus S 50 verb<strong>in</strong>det<br />
Ibbenbüren mit Saerbeck, dem Flughafen<br />
Münster/Osnabrück und Münster. Zahlreiche<br />
RegioBus-L<strong>in</strong>ien verb<strong>in</strong>den Ibbenbüren<br />
mit dem Umland: Der R 20 fährt über Laggenbeck<br />
nach Mett<strong>in</strong>gen, der R 24 über<br />
Bockraden nach Mett<strong>in</strong>gen. Die L<strong>in</strong>ie R 26<br />
verb<strong>in</strong>det Ibbenbüren mit Recke, R 27 mit<br />
Hopsten, R 30 mit Lotte und Osnabrück,<br />
R 45 mit Tecklenburg und Bad Iburg, R 63<br />
mit Hörstel und Rhe<strong>in</strong>e. Drei regelmäßig verkehrende<br />
L<strong>in</strong>ien dienen dem Stadtverkehr.<br />
Wichtige Daten und Wappen<br />
Die Stadt Ibbenbüren besteht <strong>in</strong> der heutigen<br />
Form seit dem 1. Januar 1975, als<br />
die Stadt Ibbenbüren und die Geme<strong>in</strong>de<br />
Ibbenbüren-Land mite<strong>in</strong>ander verschmolzen<br />
wurden; zugleich wurden kle<strong>in</strong>e Teile von<br />
Brochterbeck, Ledde, Mett<strong>in</strong>gen und Recke<br />
e<strong>in</strong>gegliedert. Das Stadtgebiet umfasst
Ibbenbüren<br />
Die evangelische Christus kirche im<br />
Zentrum von Ibbenbüren<br />
e<strong>in</strong>e Fläche von 108,59 Quadratkilometern,<br />
davon s<strong>in</strong>d 51 Prozent<br />
landwirtschaftlich genutzt, 18<br />
Prozent s<strong>in</strong>d Waldfl ächen. Am 31.<br />
März 2011 verzeichnete Ibbenbüren<br />
52.877 E<strong>in</strong>wohner, davon waren 53<br />
Prozent katholisch, 29 Prozent evangelisch,<br />
18 Prozent anderer oder<br />
ke<strong>in</strong>er Konfession. Ibbenbüren ist<br />
damit nach Rhe<strong>in</strong>e die zweitgrößte<br />
Stadt im Kreis Ste<strong>in</strong>furt.<br />
Das Wappen zeigt auf blauem Grund<br />
e<strong>in</strong>en goldenen (bzw. gelben) Anker,<br />
das Wappen ist gold umrandet. Die<br />
Stadt Ibbenbüren führte bereits seit<br />
dem 18. Jahrhundert e<strong>in</strong>en Anker im<br />
Siegel. Der Anker war zuvor schon<br />
das Wappenbild der Edelherren zu<br />
Ibbenbüren und der Grafschaft L<strong>in</strong>gen,<br />
zu der Ibbenbüren gehörte.<br />
Aus der Ortsgeschichte<br />
Die Anfänge Ibbenbürens geben Anlass<br />
für Spekulationen: E<strong>in</strong>e Urkunde<br />
des Jahres 1348 behauptet, Papst<br />
Leo III. habe hier 799 persönlich<br />
e<strong>in</strong>e Kirche geweiht. Diese Angabe ist wenig<br />
glaubhaft, aber immerh<strong>in</strong> ist es durchaus<br />
möglich, dass hier bereits um 800 e<strong>in</strong>e Missionskirche<br />
errichtet wurde. Der erste verlässliche<br />
Beleg stammt aus dem Jahr 1146,<br />
als der Bischof von Osnabrück dem Kloster<br />
Gertrudenberg E<strong>in</strong>künfte <strong>in</strong> „Hibenburen“<br />
schenkte. 1219 und 1234 wurde Ibbenbüren<br />
als Kirchdorf erwähnt, das zum Mittelpunkt<br />
der umliegenden elf Bauerschaften<br />
wurde. Die Höfe der Umgebung gehörten<br />
überwiegend den Grafen von Tecklenburg,<br />
aber auch das Kloster Herford hatte hier<br />
Rechte. Die 1151 erstmals erwähnten Edelherren<br />
von Ibbenbüren besaßen e<strong>in</strong>e Burg<br />
und e<strong>in</strong>e Mühle. Der Erbe der Edelherren,<br />
Bernhard von Ibbenbüren, wurde 1186 zum<br />
Bischof von Münster gewählt. Drei Jahre<br />
später vermachte er se<strong>in</strong>en Besitz, darunter<br />
auch die um 1150 <strong>in</strong> der Nähe des heutigen<br />
Aasees erbaute Burg, dem mit ihm verwandten<br />
Grafen von Tecklenburg. Die Handwer-<br />
151<br />
kersiedlung neben der Kirche entwickel te<br />
sich um den heutigen Unteren Markt, 1560<br />
wurde die Siedlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Ober- und e<strong>in</strong><br />
Unterdorf mit getrennten Marktplätzen<br />
geteilt. Schon im Spätmittelalter begann<br />
der Ste<strong>in</strong>kohleabbau im nördlich des Ortes<br />
gelegenen Schafberg, für 1490 s<strong>in</strong>d Kohlelieferungen<br />
nach Osnabrück belegt; 1550<br />
wurde auch <strong>in</strong> Uffeln abgebaut. 1493 wurde<br />
zur Versorgung von Familienteilen von der<br />
Grafschaft Tecklenburg die Obergrafschaft<br />
L<strong>in</strong>gen abgespalten, zu der die Kirchspiele<br />
Ibbenbüren, Mett<strong>in</strong>gen, Re cke und Halverde<br />
gehörten. Um e<strong>in</strong>en Verbündeten zu<br />
gew<strong>in</strong>nen, übertrug Graf Nikolaus IV. von<br />
Tecklenburg-Schwer<strong>in</strong> 1526 die Obergrafschaft<br />
dem Herzog von Geldern und ließ sie<br />
sich gleich wieder als Lehen übertragen. Da<br />
Geldern an Kaiser Karl V. fi el, wurde die geplante<br />
Wiedervere<strong>in</strong>igung unmöglich; 1547<br />
ließ der Kaiser das Land erobern, 1555 fi el<br />
es an Spanien. Als Außenposten der Habs-
152 Ibbenbüren<br />
burger wurde die Obergrafschaft erst <strong>in</strong> den<br />
Spanisch-Niederländischen Krieg, dann <strong>in</strong><br />
den Dreißigjährigen Krieg verwickelt. 1597<br />
eroberten die Oranier die Obergrafschaft,<br />
1605 wieder die Spanier, 1632 erneut die<br />
Oranier, deren Besitz 1648 bestätigt wurde<br />
– 1675 wurden die katholischen Geistlichen<br />
aus Ibbenbüren ausgewiesen. 1702 erbte<br />
Preußen die Grafschaft und vere<strong>in</strong>te sie<br />
1707 mit dem käufl ich erworbenen Tecklenburg.<br />
1807 wurde die Region von Frankreich<br />
besetzt, 1809 dem Großherzogtum Berg,<br />
1810 dem Kaiserreich Frankreich zugeschlagen;<br />
1814 kamen die Preußen zurück. 1815<br />
wurde die Niedergrafschaft an Hannover<br />
abgegeben (heute Niedersachsen), die Obergrafschaft<br />
– und damit Ibbenbüren – kam<br />
zum Kreis Tecklenburg. Von den Preußen<br />
wurde Ibbenbüren 1724 zur Stadt erhoben,<br />
1747 wurden die beiden Ste<strong>in</strong>kohlegruben<br />
Dickenberg und Buchholz unter staatliche<br />
Kontrolle gestellt. Im 18. Jahrhundert war<br />
Ibbenbüren e<strong>in</strong> Zentrum des Töddenhandels.<br />
Im 19. Jahrhundert nahm Ibbenbüren e<strong>in</strong>en<br />
erheblichen Aufschwung und wurde zur<br />
größten Stadt des Tecklenburger Landes.<br />
1818 wurde die Sp<strong>in</strong>nerei und Weberei<br />
Sweer<strong>in</strong>g gegründet, 1825 die Köstersche<br />
Glashütte, Ste<strong>in</strong>kohle wurde nach Holland<br />
Der sanierte Teil der Innenstadt am<br />
Neumarkt von Ibbenbüren<br />
und Münster verkauft. Mit Eröffnung<br />
der Eisenbahn 1856 ergaben sich für<br />
die Kohle neue Absatzmöglichkeiten,<br />
vor allem die Eisen<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Osnabrück<br />
wurde zum wichtigen Abnehmer<br />
– 1912 kam e<strong>in</strong> Kraftwerk h<strong>in</strong>zu,<br />
dessen Nachfolger bis heute die meiste<br />
Kohle abnehmen. Übertroffen wurde<br />
der Bergbau zunächst noch vom Abbau<br />
des Sandste<strong>in</strong>s, 1890 waren rund<br />
1000 Arbeiter <strong>in</strong> den Ste<strong>in</strong>brüchen<br />
tätig. 1924 wurden die Staatsbergwerke<br />
auf die Preußische Bergwerks- und<br />
Hütten AG (Preussag) übertragen.<br />
Das Bergwerk machte Ibbenbüren im<br />
Zweiten Weltkrieg zum Ziel zahlreicher<br />
Bombenangriffe, die Folgen waren<br />
aber nicht so verheerend wie <strong>in</strong> anderen<br />
Städten des Münsterlandes. Nach<br />
1945 stieg die E<strong>in</strong>wohnerzahl durch den<br />
Zuzug von Flüchtl<strong>in</strong>gen und Vertriebenen<br />
stark an, Bergbau und Kraftwerk boten gute<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten. Um die Zeche<br />
zu sichern, entstand bis 1985 das neue<br />
770 MW-Kraftwerk auf dem Schafberg, der<br />
126 Meter hohe Kühlturm und der 275 Meter<br />
hohe Schornste<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d weith<strong>in</strong> sichtbar.<br />
1987 wurde die Autobahn eröffnet, was<br />
weitere Gewerbeansiedlungen erleichterte.<br />
Die Altstadt von Ibbenbüren hat sich <strong>in</strong> den<br />
letzten Jahrzehnten zu e<strong>in</strong>em modernen<br />
Dienstleistungszentrum gewandelt; auch als<br />
Schulzentrum nimmt Ibbenbüren überörtliche<br />
Aufgaben wahr.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Die evangelische Christuskirche im Zentrum<br />
der Stadt (ehemals Pfarrkirche St. Mauritius)<br />
wurde 1523 bis 1535 als spätgotische, dreischiffi<br />
ge Hallenkirche neu erbaut. Die unteren<br />
Geschosse des Turmes stammen noch<br />
vom Ende des 12. Jahrhunderts, die 1846<br />
e<strong>in</strong>gestürzte Turmspitze wurde 1852/53<br />
neuromanisch ergänzt.<br />
Die katholische Geme<strong>in</strong>de durfte sich 1722<br />
e<strong>in</strong> neues Gotteshaus bauen, 1829 bis 1833<br />
wurde die vorläufi ge St. Mauritiuskirche<br />
durch e<strong>in</strong>en Neubau im – für das Münster-
Ibbenbüren<br />
Die Dörenther Klippen mit dem<br />
„Hockenden Weib“<br />
land seltenen – klassizistischen Stil<br />
ersetzt. Das Deckengemälde wurde<br />
1927 von August<strong>in</strong> Kolb ergänzt.<br />
Zwischen der Christuskirche und der<br />
Kanalstraße s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige historische<br />
Stadthäuser erhalten geblieben. Besonders<br />
zu erwähnen s<strong>in</strong>d die beiden<br />
Sandste<strong>in</strong>bauten L<strong>in</strong>denhof und Alte<br />
Schule (Kanalstraße 5 und 9) sowie die<br />
1690 erbaute „Kneipe am Kirchplatz“<br />
(Fachwerkhaus, Kanalstraße 3). An der<br />
Poststraße ist noch der alte Posthof<br />
aus dem Jahr 1743 zu sehen, heute<br />
s<strong>in</strong>d hier Geschäfte und Gastronomie<br />
untergebracht.<br />
Kultur<br />
Das Stadtmuseum (Breite Str. 9) ist<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 1892 erbauten, klassizistischen<br />
Wohnhaus (Haus Herold) untergebracht.<br />
Neben e<strong>in</strong>er Dauerausstellung zur<br />
Stadtgeschichte präsentiert das Museum<br />
Sonderausstellungen und Vorträge (www.<br />
stadtmuseum-ibbenbueren.de). Direkt<br />
neben der Autobahn <strong>in</strong> Lehen liegt das Motorradmuseum<br />
(Markweg 26). Die private<br />
Sammlung zeigt am Wochenende über 170<br />
Motorräder und vielfältiges Zubehör.<br />
Die RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH betreibt<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er alten Turb<strong>in</strong>enhalle des Kraftwerks<br />
e<strong>in</strong> eigenes Bergbaumuseum. Gezeigt<br />
werden Bergbauzeugnisse aus der Region,<br />
<strong>in</strong>sbesondere Arbeitsgeräte des Bergbaus<br />
(www.dsk-anthrazit-ibbenbueren.de).<br />
Das Heimathaus auf dem Gelände des<br />
Freizeithofes Bögel-W<strong>in</strong>dmeyer (Am Sportzentrum<br />
30) wurde aus drei alten Fachwerkhäusern<br />
zusammengestellt. Hier ist e<strong>in</strong>e<br />
heimatgeschichtliche Sammlung zu sehen<br />
(www.heimatvere<strong>in</strong>-ibbenbueren.de).<br />
Die Volkshochschule betreibt <strong>in</strong> der Schauburg<br />
– e<strong>in</strong>em ehemaligen K<strong>in</strong>o <strong>in</strong> der Brunnenstraße<br />
– das „Quasi-So“-Theater“, das<br />
jährlich mehrere eigene Produktionen zeigt<br />
(www.quasiso.de). Das städtische Kulturamt<br />
organisiert mehrere Veranstaltungsreihen<br />
(www.ibbkultur.de); für die Musik- und Theatergastspiele<br />
stehen das Bürgerhaus (Wil-<br />
153<br />
helmstraße 16) und das Kulturhaus „Alte<br />
Sparkasse“ (Oststraße 28) zur Verfügung.<br />
Der Kulturspeicher Dörenthe (Hafenstr. 14)<br />
entstand 2006 durch Umbau e<strong>in</strong>es alten<br />
Getreidespeichers am Hafen. Das Gebäude<br />
wird für Konzerte, Theater und Kunstausstellungen<br />
genutzt (www.kulturspeicher.net).<br />
Brauchtum, Feste, Traditionen<br />
Ende Januar beg<strong>in</strong>nt der Veranstaltungsreigen<br />
mit dem Marktschreier-Wettbewerb<br />
auf dem Neumarkt. „Ibbenbüren brummt“<br />
nennt sich e<strong>in</strong> verkaufsoffenes Wochenende<br />
Mitte April; von Ostersamstag bis Ostermontag<br />
fi ndet die Osterkirmes <strong>in</strong> der Innenstadt<br />
statt. Anfang Mai (und Ende Oktober) gibt<br />
es e<strong>in</strong>en großen Flohmarkt <strong>in</strong> der Innenstadt,<br />
Mitte Mai e<strong>in</strong>en Kreativmarkt im Alten<br />
Posthof, Ende Mai das dreitägige We<strong>in</strong>fest<br />
mit Chortreffen. Ebenfalls Ende Mai fi ndet<br />
der Ibbenbürener Radelsonntag statt, der<br />
mit e<strong>in</strong>em Abschlussfest <strong>in</strong> der Innenstadt<br />
endet. An Pfi ngsten treffen sich Motorradfans<br />
zum Motorrad-Veteranen-Treffen, das<br />
mit e<strong>in</strong>em besonderen Wettbewerb (Gleichmäßigkeitslauf)<br />
für Oldtimer verbunden<br />
ist (www.amc-ibb.de). Anfang Juli gibt es<br />
das „Ibbenbürener Schnauferl-Treffen“ mit<br />
Ausfahrten und Parade <strong>in</strong> der Innenstadt,
154 Ibbenbüren<br />
Teilnehmer s<strong>in</strong>d vor 1918 gebaute Autos.<br />
Ende Juli veranstalten Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />
und Stadt das Festival „JAZZibb“ rund um<br />
die Christuskirche; Ende Juli folgt die dreitägige<br />
Kirmes <strong>in</strong> Laggenbeck. Livemusik <strong>in</strong><br />
der Innenstadt gibt es Anfang August beim<br />
Open-Air-Festival „heiß & heftig“. Die viertägige<br />
Ibbenbürener Kirmes ist das größte<br />
Volksfest des Jahres, sie wird am ersten<br />
Septemberwochenende abgehalten. Mitte<br />
Oktober folgt das Ibbenbürener Kartoffelfest<br />
„Tolle Knolle“ mit verkaufsoffenem Sonntag.<br />
E<strong>in</strong> Kneipenfestival mit Livemusik fi ndet<br />
Mitte November statt („Ibbenbüren Live“).<br />
Ende November wird auf dem Neumarkt<br />
e<strong>in</strong>e Eisfl äche unter dem Motto „Ibb on Ice“<br />
aufgebaut (bis Januar). Am Freitag vor dem<br />
4. Advent beendet e<strong>in</strong> Weihnachts-, Kram-<br />
und Wochenmarkt das Festjahr.<br />
Sport und Freizeit<br />
Sportvere<strong>in</strong>e aus Laggenbeck, Leeden/<br />
Ledde und (Lengerich-) Hohne gründeten<br />
1999 die Volleyball-Spielvere<strong>in</strong>igung VCB<br />
Tecklenburger Land. Die erste Herrenmannschaft<br />
spielt auch 2011 <strong>in</strong> der 2. Bundesliga,<br />
Austragungsort für die Bundesligaspiele ist<br />
Laggenbeck. Auch <strong>in</strong> der Boule-Bundesliga<br />
Bergwerk Ibbenbüren<br />
ist die Stadt durch den „Boulevere<strong>in</strong> Ibbenbüren“<br />
vertreten.<br />
Der Aasee im Südosten des Stadtzentrums<br />
entstand <strong>in</strong> den 1970er-Jahren als Naherholungsgebiet,<br />
er kann zum Rudern und Segeln<br />
genutzt werden. Am Haltepunkt Aasee<br />
starten die Museumszüge der Eisenbahn-<br />
Tradition aus Lengerich. Im Sportzentrum<br />
östlich des Aasees ist e<strong>in</strong> Kletterwald e<strong>in</strong>gerichtet<br />
(www.kletterwald-ibbenbueren.de).<br />
Der Teutoburger Wald lädt zum Wandern<br />
e<strong>in</strong>, der Hermannsweg führt über den<br />
Kammweg. Am Hermannsweg liegen auch<br />
die Dörenther Klippen, e<strong>in</strong>e – für westfälische<br />
Verhältnisse – markante Felsformation,<br />
die zum Klettern freigegeben ist. E<strong>in</strong> besonders<br />
geformter Felsen ist als „Hocken des<br />
Weib“ bekannt. In der Nähe befi ndet sich<br />
seit 1926 die Sommerrodelbahn, die zu<br />
e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Freizeitpark herangewachsen<br />
ist (www. sommerrodelbahn.de).<br />
Wirtschaft<br />
Der Bergbau und das Kraftwerk s<strong>in</strong>d noch<br />
immer bedeutende, wenn auch nicht mehr<br />
dom<strong>in</strong>ierende Wirtschaftsfaktoren. Im Bergwerk,<br />
das 1999 von der Preussag an die<br />
Deutsche Ste<strong>in</strong>kohle AG überg<strong>in</strong>g, waren<br />
2010 noch rund 2.300 Personen beschäftigt.<br />
2018 soll der subventionierte Bergbau<br />
<strong>in</strong> der Stadt enden, das Kraftwerk jedoch mit<br />
Fremdkohle weiterbetrieben werden.<br />
Um die Abhängigkeit der Stadt von der Kohle<br />
zu verr<strong>in</strong>gern, wurden Gewerbegebiete<br />
nahe der Autobahn, östlich von Ibbenbüren,<br />
<strong>in</strong> Laggenbeck und Uffeln geschaffen. Hier<br />
haben sich viele, meist mittlere Unternehmen<br />
angesiedelt. Am 30. Juni 2009 waren<br />
<strong>in</strong> Ibbenbüren 16.858 Personen sozialversicherungspfl<br />
ichtig beschäftigt, davon 6.500<br />
im produzierenden Gewerbe, 4.576 <strong>in</strong><br />
Handel, Gastgewerbe und Verkehr, 5.697 im<br />
Bereich der sonstigen Dienstleistungen.<br />
Informationen<br />
Stadt Ibbenbüren, Alte Münsterstraße 16,<br />
49477 Ibbenbüren, Tel. 05451 / 931-0,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@ibbenbueren.de,<br />
www.ibbenbueren.de
Lippetal<br />
Kreis Soest<br />
Im Tal der Lippe: Die Lippe ist traditionell die<br />
Südgrenze des Münsterlandes. Die 1969 geschaffene<br />
Geme<strong>in</strong>de vere<strong>in</strong>t ganz entgegen<br />
der Tradition Gebiete auf beiden Seiten.<br />
Lippetal: Als Planungsname für den ungewöhnlichen<br />
Zusammenschluss wurde<br />
„Lippetal“ gewählt – mangels ernsthafter<br />
Alternativen blieb es schließlich dabei.<br />
Geografi sche Lage, Verkehrsanb<strong>in</strong>dung<br />
Die Geme<strong>in</strong>de Lippetal liegt im Nordwesten<br />
des Kreises Soest. Das Geme<strong>in</strong>degebiet<br />
grenzt im Nordwesten an Ahlen, im Norden<br />
an Beckum, im Nordosten an Wadersloh<br />
(alle Kreis Beckum), im Osten an Lippstadt,<br />
im Südosten an Bad Sassendorf, im Süden<br />
an Soest und Welver (alle Kreis Soest), im<br />
Westen an die kreisfreie Stadt Hamm. Das<br />
Geme<strong>in</strong>degebiet wird von Ost nach West<br />
von der Lippe durchfl ossen, ganz im Westen<br />
an der Geme<strong>in</strong>degrenze bei Uentrop liegt an<br />
der Lippe mit 62 Metern über NN auch der<br />
niedrigste Punkt im Geme<strong>in</strong>degebiet. Der<br />
Norden der Geme<strong>in</strong>de steigt zu den Beckumer<br />
Bergen an, hier liegt mit 112 Metern<br />
auch der höchste Punkt.<br />
Ganz im Westen durchquert die Autobahn<br />
A 2 (Ruhrgbiet–Hannover) e<strong>in</strong> kurzes Stück<br />
das Geme<strong>in</strong>degebiet; die <strong>in</strong> Lippetal liegende<br />
Anschlussstelle heißt jedoch „Hamm-<br />
Uentrop“. Die B 475 führt auf ihrem Weg<br />
von Beckum nach Soest quer durch das<br />
Geme<strong>in</strong>degebiet und erschließt <strong>in</strong>sbesondere<br />
Lippborg und Oest<strong>in</strong>ghausen; Herzfeld ist<br />
über die gut ausgebaute nördliche Lippeseitenstraße<br />
mit Lippstadt und Hamm verbunden.<br />
Von den e<strong>in</strong>st zahlreichen Kle<strong>in</strong>bahnen<br />
ist nur noch der Abschnitt von Hamm bis<br />
Lipporg übrig, der Museumszwecken dient;<br />
die nächsten Bahnhöfe s<strong>in</strong>d Hamm, Soest<br />
und Lippstadt. Die Regionalbusl<strong>in</strong>ie R 36<br />
verb<strong>in</strong>det Soest mit Herzfeld, die L<strong>in</strong>ie 335<br />
fährt von Beckum aus r<strong>in</strong>gförmig durch<br />
Lippetal. Den Anschluss nach Lippstadt und<br />
Hamm stellen Taxibusl<strong>in</strong>ien her.<br />
175<br />
Wichtige Daten<br />
und Wappen<br />
Die Geme<strong>in</strong>de<br />
Lippetal entstand<br />
am 1. Juli 1969<br />
mit Aufl ösung<br />
der alten Ämter.<br />
Die neue Geme<strong>in</strong>de<br />
übernahm acht<br />
Geme<strong>in</strong>den aus dem Amt<br />
Oest<strong>in</strong>ghausen: He<strong>in</strong>trop-Bün<strong>in</strong>ghausen,<br />
Hovestadt, Hultrop, Krew<strong>in</strong>kel-Wiltrop,<br />
Niederbauer, Nordwald, Oest<strong>in</strong>ghausen und<br />
Schoneberg (Ost<strong>in</strong>ghausen und Bett<strong>in</strong>ghausen<br />
g<strong>in</strong>gen an Bad Sassendorf, Eickelborn<br />
an Lippstadt). H<strong>in</strong>zu kamen aus dem Amt<br />
Borgeln-Schwefe die im Süden gelegene Geme<strong>in</strong>de<br />
Brockhausen; aus dem Amt Beckum<br />
die Geme<strong>in</strong>de Lippborg und aus dem Amt<br />
Liesborn-Wadersloh die Geme<strong>in</strong>de Herzfeld.<br />
Diese Verb<strong>in</strong>dung war ungewöhnlich, gehörten<br />
Lippborg und Herzfeld doch nicht nur zu<br />
verschiedenen Kreisen (Beckum und Soest),<br />
sondern auch zu anderen Regierungsbezirken<br />
(Münster statt Arnsberg) – die Geme<strong>in</strong>de<br />
vere<strong>in</strong>t also Teile des Münsterlands und<br />
der Soester Börde. Das Geme<strong>in</strong>degebiet<br />
umfasst 126,58 Quadratkilometer, davon<br />
s<strong>in</strong>d 74 Prozent landwirtschaftlich genutzt,<br />
15 Prozent Waldfl ächen. Ende 2009 waren<br />
<strong>in</strong> Lippetal 12.612 E<strong>in</strong>wohner registriert,<br />
davon waren 69 Prozent katholisch, 18<br />
Prozent evangelisch, 13 Prozent gehörten<br />
e<strong>in</strong>er anderen oder ke<strong>in</strong>er Konfession an.<br />
Das 1971 geschaffene Wappen zeigt auf<br />
silbernem (weißem) Grund e<strong>in</strong>en schrägen<br />
blauen Wellenbalken und darüber e<strong>in</strong>e goldene<br />
(gelbe) Brücke. Der Wellenbalken steht<br />
für die namensgebende Lippe, die Brücke<br />
symbolisiert den Zusammenschluss der Geme<strong>in</strong>den<br />
beiderseits des Flusses.<br />
Aus der Ortsgeschichte<br />
Der mit Abstand älteste historisch belegte<br />
Ort der Geme<strong>in</strong>de ist Herzfeld, das be-
176 Lippetal<br />
reits 786 urkundlich erwähnt wurde. Um<br />
790 errichteten Ida und ihr Gemahl, der<br />
Sachsenherzog Ekbert, hier e<strong>in</strong>e der ersten<br />
christlichen Kirchen <strong>Westfalen</strong>s. Schon bald<br />
nach ihrem Tod 825 wurde Idas Grab <strong>in</strong><br />
Herzfeld zum Wallfahrtsziel, 980 wurde sie<br />
heiliggesprochen. Die ersten Erwähnungen<br />
der übrigen Orte erfolgten deutlich später:<br />
1189 wurden Oest<strong>in</strong>ghausen und Lippborg<br />
genannt, Hovestadt im Jahr 1213, die Burg<br />
am dortigen Lippeübergang 1292. Die<br />
nördlich der Lippe gelegenen Bauerschaften<br />
und Dörfer – <strong>in</strong>sbesondere Lippborg<br />
und Herzfeld – gehörten <strong>in</strong> den folgenden<br />
Jahrhunderten zum Fürstbistum Münster,<br />
die südlich der Lippe gelegenen – vor allem<br />
Oest<strong>in</strong>ghausen und Hovestadt – zum<br />
kurkölnischen Herzogtum <strong>Westfalen</strong>, nach<br />
der Soester Fehde 1444 lagen sie auf e<strong>in</strong>em<br />
schmalen kölnischen Streifen nördlich<br />
von Soest. Die Geme<strong>in</strong>den des späteren<br />
Lippetal blieben ländlich, daran änderte<br />
Die 1903 fertiggestellte Wallfahrtskirche<br />
St. Ida <strong>in</strong> Herzfeld, davor das<br />
Haus „Idenrast“<br />
auch die 1898 errichtete Kle<strong>in</strong>bahn<br />
von Hovestadt über Oest<strong>in</strong>ghausen<br />
nach Soest (1904 ergänzt um e<strong>in</strong>e<br />
Verb<strong>in</strong>dung von Oest<strong>in</strong>ghausen<br />
nach Hamm) nichts, die bis auf<br />
Hamm–Lippborg schon 1953 wieder<br />
e<strong>in</strong>gestellt wurde. Der seit 1933 <strong>in</strong><br />
Hamm endende Datteln-Hamm-Kanal<br />
sollte e<strong>in</strong>mal quer durch Lippetal bis<br />
Lippstadt verlängert werden, aber<br />
diese Pläne wurden <strong>in</strong> den 1970er-<br />
Jahren endgültig begraben – e<strong>in</strong>ige<br />
Brückenpfeiler bei Lippborg künden<br />
bis heute von diesem Vorhaben.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Das älteste erhaltene Bauwerk der<br />
Geme<strong>in</strong>de ist die St. Stephanus-<br />
Kirche <strong>in</strong> Oest<strong>in</strong>ghausen. Die um<br />
1000 erbaute Kirche wurde im 13.<br />
Jahrhundert zu e<strong>in</strong>er Kreuzanlage<br />
erweitert und e<strong>in</strong>gewölbt, die Turmhaube<br />
1715 ergänzt.<br />
Die von der heiligen Ida um 790 <strong>in</strong> Herzfeld<br />
erbaute Kirche wurde um 1250 durch e<strong>in</strong>en<br />
spätromanischen Neubau ersetzt. Ende des<br />
19. Jahrhunderts erschien diese nicht mehr<br />
ausreichend, sie wurde abgerissen und bis<br />
1903 durch e<strong>in</strong>en großen neugotischen Bau<br />
ersetzt. In der Krypta steht der Schre<strong>in</strong> mit<br />
den Gebe<strong>in</strong>en der heiligen Ida.<br />
Haus Assen liegt nördlich der Lippe im Ortsteil<br />
Lippborg. Neben der mittelalterlichen<br />
Burg erbaute Laurenz von Brachum 1564 im<br />
Auftrag des Gosw<strong>in</strong> von Ketteler das heutige<br />
Wasserschloss. 1997 schenkte Christoph<br />
Bernhard Graf von Galen das Haus der<br />
konservativ-katholischen Ordensgeme<strong>in</strong>schaft<br />
„Diener Jesu und Mariens“, die hier<br />
e<strong>in</strong> Internat e<strong>in</strong>richteten (www.haus-assen.<br />
de). Schloss Hovestadt geht zurück auf<br />
e<strong>in</strong>en erstmals 1152 erwähnten Rittersitz,<br />
bis 1276 entstand hier e<strong>in</strong>e Landesburg des<br />
Erzbischofs von Köln. 1483 an die Familie<br />
von Ketteler (Haus Assen) verpfändet, wurde
Lippetal<br />
Schloss<br />
Hovestadt<br />
sie 1563 bis 1572 ebenfalls durch Laurenz<br />
von Brachum zu e<strong>in</strong>em Wasserschloss im Stil<br />
der Lipperenaissance umgebaut; Teile der<br />
Vorburg ergänzte Johann Conrad Schlaun<br />
ab 1733. Die Anlage ist privat bewohnt, die<br />
Vorburg und der restaurierte Barockgarten<br />
s<strong>in</strong>d jedoch zugänglich (www.schlosshovestadt.de).<br />
Kultur<br />
In Hovestadt entstand 1770 das Fachwerkhaus<br />
des Holländers Friedrich-Karl Biele. Bis<br />
1992 wurde hier e<strong>in</strong>e Gaststätte betrieben,<br />
1995 erwarb die Geme<strong>in</strong>de das Gebäude.<br />
Seit 2003 ist hier das Bürgerbüro untergebracht,<br />
die übrigen Räume werden von Vere<strong>in</strong>en,<br />
der Musik- und Kunstschule genutzt.<br />
Der Vere<strong>in</strong> „Kultur <strong>in</strong> Lippetal“ richtet im<br />
Gasthof Orthues <strong>in</strong> Herzfeld jährlich e<strong>in</strong>e<br />
Reihe von Musik- und Kabarettveranstaltungen<br />
aus (www.kultur-<strong>in</strong>-lippetal.de).<br />
Brauchtum, Feste, Traditionen<br />
Wichtigste Ereignisse im Jahresverlauf s<strong>in</strong>d<br />
die Schützenfeste der e<strong>in</strong>zelnen Ortsteile, <strong>in</strong><br />
Lippborg kommt der Umzug am Sonntag vor<br />
Rosenmontag h<strong>in</strong>zu. Von Mai bis November<br />
währt die Wallfahrtssaison <strong>in</strong> Herzfeld,<br />
Höhepunkt ist die Ida- und Heimatwoche <strong>in</strong><br />
September (www.st-ida-herzfeld.de).<br />
Am Pfi ngstmontag fi ndet an Sändkers<br />
Mühle <strong>in</strong> He<strong>in</strong>trop der schon traditionelle<br />
Mühlentag statt (www.saendkers-muehle.<br />
177<br />
de). Ende August wird die dreitägige Lippborger<br />
Kirmes abgehalten, zu der auch e<strong>in</strong><br />
Vieh- und Krammarkt gehört.<br />
Sport und Freizeit<br />
Die fl ache Landschaft bietet sich für Radtouren<br />
an. Entlang der Lippe führt die Römerroute<br />
von Detmold nach Xanten quer durch<br />
die Geme<strong>in</strong>de, auch die 100-Schlösser-Route<br />
führt durch den Ort. Die Geme<strong>in</strong>de hat<br />
sechs eigene Rundtouren zu verschiedenen<br />
Themen ausgewiesen. Aber auch das Wasser<br />
lockt: Die Lippe bietet sich für Kanutouren<br />
an. Mehrere Anbieter <strong>in</strong> der Region verleihen<br />
Boote und organisieren den Transfer.<br />
Wirtschaft<br />
Die ländliche Prägung ist der Geme<strong>in</strong>de bis<br />
heute erhalten geblieben, die Landwirtschaft<br />
ist noch immer e<strong>in</strong>e wichtige Erwerbsquelle.<br />
Daneben hat sich e<strong>in</strong>e breite Palette kle<strong>in</strong>er<br />
und mittlerer Unternehmen entwickelt. Am<br />
Stichtag 30. Juni 2009 waren <strong>in</strong> Lippetal<br />
1.621 Personen sozialversicherungspfl ichtig<br />
beschäftigt, davon 504 im produzierenden<br />
Gewerbe, 507 <strong>in</strong> Handel, Gastgewerbe<br />
und Verkehr, 522 im Bereich der sonstigen<br />
Dienstleistungen.<br />
Informationen<br />
Geme<strong>in</strong>de Lippetal, Bahnhofstraße 7,<br />
59510 Lippetal, Tel. 02923 / 980-0, E-Mail:<br />
post@lippetal.de, www.lippetal.de
178<br />
Lippstadt<br />
Kreis Soest<br />
Stadt an der Lippe: Die Edelherren zur Lippe<br />
gründeten 1185 <strong>in</strong> der Nähe ihres Stammsitzes<br />
e<strong>in</strong>e Stadt direkt an der Lippe – daraus<br />
sollte später „Lippstadt“ werden.<br />
Land fern der Lippe: Die Edelherren hatten<br />
im 12. Jahrhundert e<strong>in</strong> Gebiet jenseits des<br />
Teutoburger Waldes als Lehen erhalten, das<br />
sie zum Schwerpunkt ihrer Herrschaft ausbauen<br />
konnten – das spätere Land Lippe.<br />
Geografi sche Lage, Verkehrsanb<strong>in</strong>dung<br />
Die Stadt Lippstadt liegt im Nordosten des<br />
Kreises Soest. Nachbarn s<strong>in</strong>d Lippetal und<br />
Bad Sassendorf im Westen, Erwitte im Süden,<br />
Geseke im Südosten (alle Kreis Soest),<br />
Salzkotten im Osten, Delbrück im Nordosten<br />
(beide Kreis Paderborn) sowie Rietberg<br />
und Langenberg im Norden (beide Kreis<br />
Gütesloh). Das Stadtgebiet wird von Ost<br />
nach West von der Lippe durchfl ossen, von<br />
Norden münden die Glenne und der Boker<br />
Kanal <strong>in</strong> die Lippe, von Süden die Gieseler,<br />
Weihe und der Störmeder Bach. Der tiefste<br />
Punkt im fl achen Stadtgebiet liegt ganz im<br />
Westen an der Lippe (68 Meter über NN),<br />
der höchste im Südosten beim Schloss<br />
Schwarzenraben mit 107 Metern.<br />
Lippstadt liegt zwischen den Autobahnen<br />
A 2 im Norden (Anschlussstelle Rheda-Wiedenbrück)<br />
und der A 44 im Süden (Erwitte/<br />
Anröchte). Die Autobahnen verb<strong>in</strong>det die<br />
Bundesstraße B 55, die das Zentrum von<br />
Lippstadt mit e<strong>in</strong>er Umgehungsstraße großzügig<br />
umfährt; alle übrigen Verb<strong>in</strong>dungen<br />
stellen Landstraßen her. Der Bahnhof Lippstadt<br />
liegt an der Hauptstrecke von Hamm<br />
nach Kassel; die hier abzweigenden Strecken<br />
nach Beckum und Warste<strong>in</strong> werden nur<br />
noch im Güterverkehr bedient. In Lippstadt<br />
halten e<strong>in</strong>zelne Züge der IC/ICE-L<strong>in</strong>ie 50 von<br />
Düsseldorf über Kassel nach Dresden; ebenfalls<br />
im Zweistundentakt verkehren die Nahverkehrszüge<br />
der L<strong>in</strong>ie RE 1 von Paderborn<br />
nach Düsseldorf. Alle 30 M<strong>in</strong>uten steht die<br />
RB 89 (Münster–)Hamm–Paderborn–War-<br />
burg zur Verfügung.<br />
Das Stadtbusnetz<br />
umfasst<br />
fünf L<strong>in</strong>ien im<br />
30-M<strong>in</strong>uten-Takt.<br />
Regionalbusl<strong>in</strong>ien<br />
bestehen nach<br />
Beckum (R 73),<br />
Rheda-Wiedenbrück<br />
(R 12), Geseke (R 63/64),<br />
Rüthen (R 62), Erwitte (R 61) und Eickelborn<br />
(R 66). Die Schnellbusl<strong>in</strong>ie S 60 verb<strong>in</strong>det<br />
Lippstadt mit Belecke und Warste<strong>in</strong>.<br />
Wichtige Daten und Wappen<br />
Die heutige Stadt Lippstadt entstand am<br />
1. Januar 1975 als e<strong>in</strong> neues, alte Kreisgrenzen<br />
überschreitendes Gebilde. Mit der Stadt<br />
wurden die dem Landkreis Lippstadt angehörenden<br />
Geme<strong>in</strong>den Cappel, Lipperode,<br />
Hell<strong>in</strong>ghausen, Herr<strong>in</strong>ghausen, Overhagen,<br />
Benn<strong>in</strong>ghausen, Bökenförde, Rixbeck, Ded<strong>in</strong>ghausen<br />
und Esbeck vere<strong>in</strong>igt, außerdem<br />
Hörste, Rebbecke und Garfeln aus dem<br />
alten Kreis Büren, Eickelborn und Lohe aus<br />
dem alten Kreis Soest und Bad Waldlieborn<br />
aus dem Kreis Beckum. Am gleichen Tag<br />
wurde der Kreis Lippstadt aufgelöst und<br />
mit dem Kreis Soest verschmolzen. Das<br />
Stadtgebiet umfasst e<strong>in</strong>e Fläche von 11,36<br />
Quadratkilometern, davon s<strong>in</strong>d 62 Prozent<br />
landwirtschaftlich genutzt, 6 Prozent s<strong>in</strong>d<br />
Waldfl ächen. Ende 2009 waren 70.908<br />
E<strong>in</strong>wohner registriert – Lippstadt ist damit<br />
die mit Abstand größte Stadt im Kreis. Von<br />
den Bewohnern gehören 53 Prozent der<br />
katholischen Kirche an, 24 Prozent s<strong>in</strong>d<br />
evangelisch, 23 Prozent haben e<strong>in</strong>e andere<br />
oder ke<strong>in</strong>e Konfession.<br />
Das Wappen zeigt auf silbernem (bzw.<br />
weißem) Grund unten e<strong>in</strong>en breiten roten<br />
Stadtturm, an den sich ansteigende Wehrgänge<br />
und zwei Ecktürme anschließen. Über<br />
der Stadtmauer schwebt e<strong>in</strong>e fünfblättrige<br />
Rose. Das <strong>in</strong> der heutigen Form 1938 fi xier-
Lippstadt<br />
Blick durch e<strong>in</strong>e der Gassen auf<br />
den Turm der Marienkirche<br />
te Wappen geht zurück auf das seit<br />
dem 13. Jahrhundert belegte Stadtsiegel,<br />
während das alte Stadtwappen<br />
eigentlich nur die Rose als Wappen<br />
des ehemaligen Landesherrn<br />
zeigte. Mauern und Türme verweisen<br />
auf das Stadtrecht.<br />
Aus der Ortsgeschichte<br />
Die Edelherren zur Lippe besaßen<br />
schon im 12. Jahrhundert im heutigen<br />
Stadtgebiet Besitzungen, 1140<br />
gründeten sie das Kloster <strong>in</strong> Cappel.<br />
Die ihnen unterstehende Marktsiedlung<br />
(im Bereich des heutigen<br />
Nikolaiviertels) wurde 1179 im Sächsischen<br />
Krieg weitgehend zerstört.<br />
Etwa 1184 erhielt Graf Bernhard II.<br />
vom Kaiser die Genehmigung zur<br />
Gründung e<strong>in</strong>er Stadt, um 1185<br />
entstand daraufh<strong>in</strong> „Lippe“ als<br />
erste planmäßig gegründete Stadt<br />
<strong>in</strong> <strong>Westfalen</strong>. 1229 wurde die Stadtfl<br />
äche vergrößert, die Siedlungen<br />
außerhalb der ersten Wälle wurden<br />
e<strong>in</strong>bezogen. Um 1220 erhielt Lippe<br />
Stadtrechte, etwa 1222 wurde die Hauptkirche<br />
St. Marien geweiht; 1292 war die erste<br />
Stadtmauer vollendet. Lippstadt entwickelte<br />
sich zu e<strong>in</strong>er überregional bedeutenden<br />
Handelsstadt, die der Hanse angehörte und<br />
eigene Münzen prägte. Im Zusammenhang<br />
mit den Erbstreitigkeiten im Hause Lippe<br />
wurde die Stadt 1376 an die Grafschaft<br />
Mark verpfändet, die 1445 den Lippern die<br />
Hälfte als Gegenleistung für ihre Unterstützung<br />
<strong>in</strong> der Soes ter Fehde zurückgab. Da<br />
das Pfand nicht ausgelöst wurde, teilten sich<br />
Lippe und Mark (bzw. später Brandenburg-<br />
Preußen) die Herrschaft, diese „Samtherrschaft“<br />
(Kondom<strong>in</strong>ium) sollte bis 1851<br />
andauern. Die Reformation fand <strong>in</strong> der Stadt<br />
früh Zuspruch, 1524 predigte der <strong>in</strong> Wittenberg<br />
ausgebildete Johannes Westermann die<br />
neue Lehre. 1531 vertrieben Lutheraner und<br />
Zünfte die altgläubigen Ratsherren, mussten<br />
sich 1535 dem Druck der Landesherren<br />
aber beugen und den alten Zustand wieder-<br />
179<br />
herstellen. Erst nachdem die Landesherren<br />
selbst die Reformation e<strong>in</strong>geführt hatten,<br />
wurde auch die Stadt wieder protestantisch.<br />
Im Dreißigjährigen Krieg nutzten abwechselnd<br />
braunschweigische und kaiserliche<br />
Truppen die Stadt als Stützpunkt. 1623 begann<br />
e<strong>in</strong> massiver Ausbau der Befestigungsanlagen<br />
– für etwa e<strong>in</strong> Jahrhundert wurde<br />
Lippstadt zur stärksten Festung <strong>Westfalen</strong>s.<br />
1763 wurde der Abbruch der Festung von<br />
Preußen angeordnet, Lippstadt wurde zu<br />
e<strong>in</strong>er mäßig bedeutenden Ackerbürgerstadt.<br />
1850 e<strong>in</strong>igten sich Preußen und Lippe auf<br />
e<strong>in</strong> Ende der Geme<strong>in</strong>schaftsregierung, gegen<br />
e<strong>in</strong>e Entschädigung übernahm Preußen<br />
die Stadt (Cappel und Lipperode blieben bei<br />
Lippe). Im gleichen Jahr erhielt Lippstadt mit<br />
der Eröffnung der Strecke von Hamm nach<br />
Paderborn Anschluss an das Eisenbahnnetz.<br />
Mit der Eisenbahn verlor die erst seit 1819<br />
schiffbare Lippe wieder an Bedeutung, der<br />
1830 erbaute Schifffahrtskanal zur Umge-
180<br />
hung der Mühlenwehre hatte nur für kurze<br />
Zeit Bedeutung. 1860 siedelte sich mit<br />
dem L<strong>in</strong>hoffschen Eisenwerk e<strong>in</strong> größeres<br />
eisenverarbeitendes Unternehmen an, 1875<br />
wurde daraus die „Westfälische Union“,<br />
die bis 1974 den Süden der Stadt prägte.<br />
1905 kam im Norden der Stadt die Königlich<br />
Preußische Artilleriewerkstatt h<strong>in</strong>zu.<br />
Aus der Laternenfabrik Sally W<strong>in</strong>dmüllers<br />
entstand die Westfälische Metall<strong>in</strong>dustrie,<br />
aus der die heutige Hella hervorgegangen<br />
ist. Den Zweiten Weltkrieg selbst überstand<br />
Lippstadt – anders als Soest und Paderborn<br />
– weitgehend unbeschadet. Nahe der Stadt<br />
schlossen sich am 1. April 1945 die nördlich<br />
und südlich des Ruhrgebietes vorrückenden<br />
alliierten Truppen zusammen und schlossen<br />
damit den Ruhrkessel. Die kaum beschädigte<br />
Stadt hatte nach Kriegsende zahlreiche<br />
Flüchtl<strong>in</strong>ge und Vertriebene aufzunehmen,<br />
was die weitere Entwicklung prägen sollte.<br />
In den 1960er- und 1970er-Jahren versuchte<br />
sich Lippstadt mit den Mitteln der Altstadtsanierung<br />
zur modernen Mittelstadt umzubauen,<br />
was viel historische Bausubstanz<br />
Lippstadt<br />
Ru<strong>in</strong>e der „Kle<strong>in</strong>en Marienkirche“<br />
im Stadtzentrum, ehemals Teil des<br />
August<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nenklosters<br />
gekostet hat. 1975 verlor Lippstadt<br />
den Kreissitz, wurde jedoch durch<br />
E<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>dungen großzügig entschädigt.<br />
Die Innenstadt wurde 1960<br />
durch den Bau der Umgehungsstraße<br />
vom Durchgangsverkehr entlastet, e<strong>in</strong><br />
R<strong>in</strong>g aus Tangenten im Innenstadtbereich<br />
brachte weitere Entlastung. Mit<br />
se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternational aktiven Großunternehmen<br />
ist Lippstadt bis heute e<strong>in</strong><br />
Zentrum des verarbeitenden Gewerbes<br />
geblieben. Auf dieser Basis konnte<br />
sich die Stadt zu e<strong>in</strong>em regionalen<br />
Zentrum mit hoher Lebensqualität<br />
entwickeln.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Prägend für das Stadtbild ist die evangelische<br />
Marien-Kirche im Zentrum<br />
– alle<strong>in</strong> schon wegen der barocken<br />
Zwiebelhaube des Turmes, die allerd<strong>in</strong>gs<br />
erst 1684 aufgesetzt wurde.<br />
Der Ursprungsbau wurde um 1222 geweiht,<br />
1478 bis 1506 wurde e<strong>in</strong> das Mittelschiff<br />
weit überragender Chor angefügt. Im Innern<br />
ist vor allem das spätgotische, turmartige<br />
Sakramentshaus zu erwähnen.<br />
Der um 1150 entstandene Turm der Nikolaikirche<br />
ist das älteste Gebäude der Stadt;<br />
das ab 1193 erstellte Langhaus wurde 1871<br />
abgerissen und durch e<strong>in</strong>en großen Neubau<br />
ersetzt. E<strong>in</strong>e weitere Pfarrkirche <strong>in</strong> der<br />
Stadt war die Jacobi-Kirche an der Langen<br />
Straße, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Hallenkirche aus dem 13.<br />
Jahrhundert mit e<strong>in</strong>em starken Wehrturm,<br />
seit 1755 ebenfalls mit barockem Turmhelm.<br />
Seit 2007 wird sie für Konzerte und andere<br />
kulturelle Veranstaltungen genutzt.<br />
Bald nach der Stadtgründung stiftete<br />
Bernhard II. e<strong>in</strong>en Teil se<strong>in</strong>es Besitzes zum<br />
Bau e<strong>in</strong>es August<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nenklosters. Der um<br />
1190 begonnene Kirchenbau wurde erst<br />
<strong>in</strong> gotischer Zeit vollendet. 1831 musste<br />
die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen<br />
werden, die Gewölbe wurden abgetragen.<br />
Wenige Jahre später wurde die Ru<strong>in</strong>e als<br />
besonders romantischer Ort entdeckt und ist
Lippstadt<br />
Die Kirche des ehemaligen<br />
Prämonstratenser<strong>in</strong>nenklosters im<br />
Ortsteil Cappel.<br />
<strong>in</strong> diesem Zustand bis heute erhalten<br />
geblieben.<br />
Von den Kirchen <strong>in</strong> den Ortsteilen ist<br />
zunächst die <strong>in</strong> Cappel zu erwähnen.<br />
Der doppeltürmige Westbau der Kirche<br />
entstand bald nach der Klostergründung<br />
1140, das Langhaus bis<br />
zum Ende des 12. Jahrhunderts. Die<br />
erhaltenen Klostergebäude stammen<br />
aus dem 16. Jahrhundert und beherbergen<br />
e<strong>in</strong>e Berufsschule. Ebenfalls<br />
aus dem 12. Jahrhundert stammt St.<br />
Mart<strong>in</strong>us <strong>in</strong> Hörste, sie fällt durch<br />
den massiven Wehrturm auf. Auch<br />
die Kirchen <strong>in</strong> Benn<strong>in</strong>ghausen (St.<br />
Mart<strong>in</strong>us, ehemalige Klosterkirche<br />
von 1514) und Hell<strong>in</strong>ghausen (St.<br />
Clemens, bekannt durch se<strong>in</strong> „ste<strong>in</strong>ernes<br />
Brot“) s<strong>in</strong>d zu erwähnen.<br />
In der Innenstadt s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe bedeutender<br />
Fachwerkbauten erhalten<br />
geblieben. Das wahrsche<strong>in</strong>lich älteste<br />
Haus ist Lange Straße Nr. 5 von 1532,<br />
gegenüber liegt das prächtige Gasthaus<br />
„Goldener Hahn“ von 1566. Weitere repräsentative<br />
Fachwerkbauten stehen <strong>in</strong> der<br />
Marktstraße, Poststraße und Rathausstraße.<br />
Schloss Overhagen ist e<strong>in</strong>e Wasserburg im<br />
Stil der Lipperenaissance, 1619 nach Plänen<br />
von Laurenz von Brachum errichtet; sie<br />
gehört heute zu e<strong>in</strong>em Gymnasium (www.<br />
schloss-overhagen.de). Nördlich von Bökenförde<br />
liegt das ab 1765 erbaute barocke<br />
Wasserschloss Schwarzenraben. Nach e<strong>in</strong>em<br />
Brand 1935 wurde es verkle<strong>in</strong>ert wieder<br />
aufgebaut. Das Schloss ist <strong>in</strong> Privatbesitz.<br />
Das Wasserschloss Herr<strong>in</strong>ghausen ließ<br />
Leopold Anton Wilhelm von Schorlemer<br />
ab 1720 errichten, e<strong>in</strong> zweigeschossiges<br />
Herrenhaus mit Mansarddach. Es wird landwirtschaftlich<br />
genutzt.<br />
Bildung und Verwaltung<br />
Für e<strong>in</strong>en der neuen Hochschulstandorte <strong>in</strong><br />
NRW haben Hamm und Lippstadt 2008 e<strong>in</strong>e<br />
geme<strong>in</strong>same Bewerbung e<strong>in</strong>gereicht. Ende<br />
2009 nahm die Hochschule Hamm-Lippstadt<br />
181<br />
ihren Betrieb auf; am Standort Lippstadt<br />
werden die Studiengänge Mechatronik und<br />
Wirtschafts<strong>in</strong>genieurwesen angeboten; e<strong>in</strong><br />
Neubau für weitere Fachrichtungen entsteht<br />
(www.hshl.de).<br />
Kultur<br />
Die bedeutendste kulturelle E<strong>in</strong>richtung ist<br />
das 1973 eröffnete Stadttheater (Cappeltor<br />
3). E<strong>in</strong> eigenes Ensemble hat Lippstadt zwar<br />
nicht, aber das große Haus mit 787 Plätzen<br />
ist für Gastspiele auch größerer Bühnen e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Viele Theater- und Musikgruppen<br />
der Region nutzen die E<strong>in</strong>richtung; e<strong>in</strong> fester<br />
Programmpunkt ist das Kle<strong>in</strong>kunstfestival<br />
Ende Januar.<br />
Das Stadtmuseum (Rathausstraße 13) ist <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em ungewöhnlich prächtigen Fachwerkhaus<br />
von 1656 untergebracht, das im Stil<br />
des Rokoko entstand. Seit 1929 beherbergt<br />
es e<strong>in</strong> Museum, das vor allem historische<br />
Alltagsgegenstände zeigt. Sonderausstellungen<br />
und e<strong>in</strong> umfangreiches Begleitprogramm<br />
gehören zum Angebot (www.<br />
heimatmuseum-lippstadt.de).
182 Lippstadt<br />
Die Galerie im Rathaus (Lange Straße 14)<br />
zeigt <strong>in</strong> wechselnden Ausstellungen zeitgenössische<br />
Kunst. Ebenfalls um die Gegenwartskunst<br />
kümmert sich der Kunstvere<strong>in</strong>,<br />
der e<strong>in</strong> Ausstellungshaus am Speelbr<strong>in</strong>k 8<br />
betreibt (www.kunstvere<strong>in</strong>-lippstadt.de). Die<br />
Künstlergruppe Septimus übernahm 2003<br />
auf e<strong>in</strong>em ehemaligen Kasernengelände<br />
den denkmalgeschützten Flakturm, der<br />
zu e<strong>in</strong>er Begegnungs- und Arbeitsstätte<br />
umgebaut wurde (Von-Tresckow-Str. 31,<br />
www.kunstimturm.de). Im Rahmen des alle<br />
zwei Jahre stattfi ndenden „Wortfestival“<br />
werden abwechselnd der Thomas-Valent<strong>in</strong>-<br />
Literaturpreis und der Synchronsprecherpreis<br />
der Stadt Lippstadt verliehen.<br />
Brauchtum, Feste, Traditionen<br />
Die Schützenfeste bilden e<strong>in</strong>en zentralen<br />
Bestandteil des Brauchtums, alle Ortsteile<br />
pfl egen ihre eigenen Vere<strong>in</strong>e und Feste.<br />
Der Jahreskreis der größeren Veranstaltungen<br />
beg<strong>in</strong>nt im April mit dem „Lippstädter<br />
Lenz“, der zum Bummeln e<strong>in</strong>laden soll;<br />
Höhepunkt ist das Plastikentenrennen auf<br />
der Lippe. Ende April folgt die e<strong>in</strong>wöchige<br />
Osterkirmes. Im Mai fi ndet <strong>in</strong> der Innenstadt<br />
das viertägige Altstadtfest mit e<strong>in</strong>em breiten<br />
Unterhaltungsprogramm statt; auf dem Rathausplatz<br />
wird Livemusik geboten. In Bad<br />
Waldliesborn wird im März der Frühl<strong>in</strong>gsmarkt,<br />
im Mai das Maifest ausgerichtet.<br />
Im Juli und August – also <strong>in</strong> der kulturell<br />
sonst eher ruhigen Sommerzeit – fi ndet das<br />
Schützenfest<br />
vor dem<br />
Rathaus<br />
Rathausplatz-Festival statt. Donnerstags,<br />
freitags und samstags treten verschiedene<br />
Formationen mit unterschiedlichen Musikstilen<br />
auf (www.rathausplatz-festival.de).<br />
Im September steht „Lippstadt Cul<strong>in</strong>aire“<br />
auf dem Programm; Gastronomen laden<br />
zum Schlemmen auf dem Rathausplatz e<strong>in</strong>.<br />
Am dritten September-Wochenende ist <strong>in</strong><br />
Bad Waldliesborn das Apfelfest angesagt.<br />
Höhepunkt des Jahres ist zweifellos die<br />
neuntägige Herbstwoche im Oktober. Die<br />
ganze Innenstadt ist dann mit Fahrgeschäften<br />
und Verkaufsständen vollgestellt, zum<br />
Rahmenprogramm gehören e<strong>in</strong> festliches<br />
Eröffnungskonzert, zwei verkaufsoffene<br />
Sonntage, Feuerwerk und Livemusik. Fast<br />
e<strong>in</strong>en ganzen Monat dauert der Weihnachtsmarkt<br />
ab Ende November, zu dem auch e<strong>in</strong>e<br />
Eisbahn auf dem Rathausplatz gehört.<br />
Sport und Freizeit<br />
Erfolgreichster Sportvere<strong>in</strong> ist der SV<br />
Lippstadt 08, dessen erste Mannschaft <strong>in</strong><br />
der <strong>Westfalen</strong>liga spielt. Auch die Fußball-<br />
Damen des TuS Lipperode 1919 e.V. spielen<br />
<strong>in</strong> der <strong>Westfalen</strong>liga (bei den Damen ist dies<br />
die 4. Liga). Bekannt ist auch der Wasser-<br />
und W<strong>in</strong>tersportclub WSC Lippstadt e. V., der<br />
besonders im Kanuslalom Erfolge erzielen<br />
konnte. Der LTV Lippstädter Turnvere<strong>in</strong><br />
richtet im Mai den Altstadtlauf aus, der verschiedene<br />
Strecken umfasst.<br />
Lippstadt bietet sich zum Radfahren an,<br />
wichtige Radstrecken queren das Stadtge-
Lippstadt<br />
Hauptverwaltung der Hella<br />
Hueck & Co.<br />
biet, zahlreiche Strecken s<strong>in</strong>d beschildert.<br />
Ende April wird zum „Anradeln“<br />
geladen. Neben den Hallen- und Freibädern<br />
lädt das Strandbad am Alberssee<br />
(Lipperode) e<strong>in</strong>. Wer es wärmer<br />
mag, dem sei das große Thermalbad<br />
im Ortsteil Bad Waldliesborn empfohlen.<br />
Im 20 Hektar großen Kurpark<br />
befi ndet sich auch e<strong>in</strong> Kletterwald<br />
mit vier Routen von bis zu 20 Metern<br />
Höhe (www.bad-waldliesborn.com).<br />
Wirtschaft<br />
Lippstadt ist bis heute e<strong>in</strong> bedeutender<br />
Indus triestandort, zahlreiche überaus<br />
aktive Technologie-Unternehmen s<strong>in</strong>d hier<br />
angesiedelt. Größtes und bedeutendstes<br />
Unternehmen ist der Autozulieferer Hella<br />
KGaA Hueck & Co, der Sche<strong>in</strong>werfer und<br />
Elektronik für alle namhaften Automarken<br />
entwickelt und herstellt. In der ehemaligen<br />
Artilleriewerkstatt arbeitet das zu Thyssen-<br />
Krupp gehörende Werk „Rothe Erde“, das<br />
Großwälzlager herstellt; die Falke KGaA<br />
stellt <strong>in</strong> Lippstadt Fe<strong>in</strong>strümpfe her. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Stadt zahlreiche mittelständische<br />
Unternehmen verschiedenster<br />
Branchen aktiv.<br />
Am Stichtag 30. Juni 2009 waren <strong>in</strong><br />
Lippstadt 28.005 Personen sozialversicherungspfl<br />
ichtig beschäftigt, davon 12.099 im<br />
produzierenden Gewerbe, 4.517 <strong>in</strong> Handel,<br />
Gastgewerbe und Verkehr, 10.585 im Bereich<br />
der sonstigen Dienstleistungen.<br />
Persönlichkeiten<br />
Am 14. Januar 1892 wurde Mart<strong>in</strong> Niemöller<br />
<strong>in</strong> Lippstadt geboren. Der Pfarrerssohn<br />
zog mit se<strong>in</strong>er Familie schon 1900 nach<br />
Elberfeld, wird aber bis heute <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Heimatstadt geehrt. Niemöller nahm als U-<br />
Boot-Kommandant am Ersten Weltkrieg teil,<br />
1919 begann er e<strong>in</strong> Theologiestudium und<br />
wurde Pfarrer. Trotz se<strong>in</strong>er nationalistischen<br />
Haltung geriet er 1933 mit den von Nazis<br />
geprägten Deutschen Christen ane<strong>in</strong>ander<br />
und <strong>in</strong>itiierte den „Pfarrernotbund“, aus<br />
dem 1934 die „Bekennende Kirche“ wurde.<br />
183<br />
Seit 1937 war Niemöller im KZ <strong>in</strong>haftiert.<br />
Nach der Befreiung wurde er 1947 zum<br />
Kirchenpräsidenten <strong>in</strong> Hessen gewählt. Erst<br />
jetzt wurde Niemöller zum fundamentalen<br />
Gegner von Krieg und Wiederbewaffnung,<br />
war Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft.<br />
Der streitbare, aber auch polarisierende<br />
Pfarrer starb am 6. März 1984 <strong>in</strong><br />
Wiesbaden, <strong>in</strong> Lotte ist er begraben.<br />
Karl-He<strong>in</strong>z Rummenigge wurde am 25.<br />
September 1955 <strong>in</strong> Lippstadt geboren,<br />
se<strong>in</strong> Bruder Michael am 3. Februar 1964.<br />
Karl-He<strong>in</strong>z begann se<strong>in</strong>e Karriere bei Borussia<br />
Lippstadt, 1974 wurde er von Bayern<br />
München abgeworben und stieg hier zum<br />
Führungsspieler auf, von 1981 bis 1986<br />
war er Kapitän der Nationalmannschaft.<br />
1989 beendete er se<strong>in</strong>e aktive Karriere,<br />
seit 2002 ist er Vorstandsvorsitzender der<br />
Bayern München AG. Se<strong>in</strong> Bruder Michael<br />
begann ebenfalls bei Borussia Lippstadt und<br />
wechselte ebenfalls zu den Bayern, stand<br />
hier aber immer im Schatten se<strong>in</strong>es Bruders.<br />
Ab 1988 verbrachte er se<strong>in</strong>e erfolgreichsten<br />
Jahre bei Borussia Dortmund. Inzwischen<br />
betreibt er e<strong>in</strong>e Fußballschule <strong>in</strong> Dortmund.<br />
Informationen<br />
Stadt Lippstadt, Stadthaus, Ostwall 1, 59555<br />
Lippstadt, Tel. 02941 / 980-0, E-Mail: post@<br />
stadt-lippstadt.de, www.lippstadt.de<br />
Stadt- und Kultur<strong>in</strong>formation im Rathaus,<br />
Lange Str. 15, 59555 Lippstadt, Tel. 02941 /<br />
585-15, E-Mail: stadt<strong>in</strong>fo@kwl-lippstadt.de.
358<br />
Register<br />
Actebis Peacock (Handelsunternehmen)<br />
300<br />
Adelheid (Äbtiss<strong>in</strong> Vreden) 325f<br />
Adelheid von Arnsberg 99<br />
Adolf I. (Herzog von Kleve) 156<br />
Adolf IV. (Graf von der Mark) 346<br />
Agneskapelle Bocholt 64<br />
Agravis Raiffeisen (Futtermittel) 219<br />
Ahaus 11, 20, 22, 24, 26–30<br />
Ahlen 15, 20f, 24, 31–36, 69,<br />
320, 332<br />
Ahl<strong>in</strong>tel (Emsdetten) 90<br />
Ahsen (Haltern) 125<br />
Albachten (Münster) 200f, 207<br />
Alberloh (Sendenhorst) 291–293<br />
Albers, Hans 89<br />
Albert (Bischof von Magdeburg) 306<br />
Aldag, Rolf 53<br />
Aldebruck, Maria Elisabeth von<br />
(Äbtiss<strong>in</strong>) 339<br />
Aldrup (Lienen) 172<br />
Alexander I. von Velen 251<br />
Alexander II. von Velen 16, 250–252<br />
Aliso 126<br />
Alsmann, Götz 221<br />
Alstätte (Ahaus) 26–28<br />
Altahlen (Ahlen) 31<br />
Altenberge 13, 20, 24, 36–39<br />
Altengeseke (Anröchte) 39, 41<br />
Altenmellrich (Anröchte) 39<br />
Altenrhe<strong>in</strong>e (Rhe<strong>in</strong>e) 264<br />
Althoff, Theodor 89<br />
Alverskirchen (Eversw<strong>in</strong>kel) 105f<br />
Ambrosius von Oelde 29, 71, 114,<br />
242, 278, 323, 347<br />
Amelsbüren (Münster) 200, 219<br />
Ammeln (Ahaus) 26f<br />
Ammeloe (Vreden) 325, 327<br />
Ampen (Soest) 295<br />
Angelmodde (Münster) 201<br />
Anholt (Isselburg) 155f, 158<br />
Anneliese (Zementwerk) 97<br />
Anröchte 10, 16f, 20, 24, 39–41<br />
Apetito (Tiefkühlprodukte) 270<br />
Apothekenmuseum Rhe<strong>in</strong>e 268<br />
Appelhülsen (Nottuln) 232–234<br />
Archäologisches Museum Münster<br />
213<br />
Arenberg, Herzog von 226<br />
Armacell (Dämmstoffhersteller) 219<br />
Arnold Graf von Ste<strong>in</strong>furt 307<br />
Arnold II., Graf von Bentheim 121<br />
Arnulf von Kärnten (König) 192, 244<br />
Asbeck (Legden) 165–167<br />
Asbeck, Familie von 165<br />
Ascheberg 20, 22, 24, 42–44<br />
Aschoff, He<strong>in</strong>rich 43<br />
Askari Sport (Versandhandel) 191<br />
August-Holländer-Museum Emsdetten<br />
92<br />
Aulke, Anton 290<br />
Averkamp (Möbelfabrik) 166<br />
Averkamp, Ludwig 324<br />
AXA (Masch<strong>in</strong>enbau) 283<br />
Baack, Familie von 54<br />
Bad Bentheim 10<br />
Bad Sassendorf 10, 20, 24f, 45–49,<br />
103, 175<br />
Bad Waldlieborn (Lippstadt) 25, 103,<br />
178, 182f<br />
Bad Westerkotten (Erwitte) 25,<br />
101–104<br />
Bagno Ste<strong>in</strong>furt 307–309<br />
Bahnhof Reken 256–258<br />
Baldu<strong>in</strong> von Ste<strong>in</strong>furt 121<br />
Balksen (Welver) 338<br />
Balthasar von Büren 43<br />
Barlo (Bocholt) 61, 64, 66<br />
Barnad, Charles 88<br />
BASF Coat<strong>in</strong>gs (Farbenhersteller)<br />
213, 219<br />
Bauhaus-Museum Borghorst 309<br />
Bauer (Textilfabrik) 163<br />
Bauhof der S<strong>in</strong>ne, Enn<strong>in</strong>gerloh 96<br />
Baumberger Sandste<strong>in</strong>museum 131<br />
BauschL<strong>in</strong>nemann (Möbeloberfl ächen)<br />
280<br />
BDW technologies (Leichtmetallkomponenten)<br />
300<br />
Becke, Familie van der 108<br />
Becker (Textilfabrik) 251<br />
Becker, Ludwig 92<br />
Beckum 11, 18–21, 24, 49–54,<br />
69, 220<br />
Bednorz, Johannes Georg 224<br />
Beelen 20, 22, 24, 54–57<br />
Beerlage (Billerbck) 57<br />
Beifang (Selm) 284<br />
Beltmann, Gerrit 237<br />
Bendix (Textilfabrik) 86f<br />
Benn<strong>in</strong>ghausen (Lippstadt) 178<br />
Benno II. (Bischof von Osnabrück)<br />
173, 196<br />
BenQ (Handyhersteller) 67<br />
Bentlage (Rhe<strong>in</strong>e) 264, 266<br />
Berenbrock (Erwitte) 101<br />
Berge (Anröchte) 39<br />
Bergede (Soest) 295<br />
Bermentvelde, Johann von 312<br />
Bernhard der Gute 149<br />
Bernhard II. (Graf zur Lippe) 95,<br />
179f<br />
Bernhard von Borghorst 306<br />
Bernhard von Ibbenbüren 151<br />
Bernhard von Wersterhold zu Hackfurt<br />
148<br />
Bertha von Borghorst 306<br />
Berwicke (Welver) 338f<br />
Bett<strong>in</strong>ghausen (Bad Sassendorf)<br />
45, 175<br />
Beu<strong>in</strong>g, Brauerei 36, 38<br />
Beus<strong>in</strong>gsen (Bad Sassendorf) 45<br />
Bevergern (Hörstel) 143–145<br />
Bibelmuseum Münster 214<br />
Biele, Friedrich-Karl 177<br />
Bielefeld 12f<br />
Biemenhorst (Bocholt) 61f<br />
Bierbaum (Textilfabrik) 73<br />
Bilk (Wettr<strong>in</strong>gen) 352<br />
Billerbeck 11, 20, 24, 57–61, 74,<br />
166, 232<br />
Bilme (Ense) 98<br />
Bils (Verkehrsbetrieb) 294<br />
Bischof & Kle<strong>in</strong> (Papier- und Kunststofffi<br />
rma) 170f<br />
Bispick & Bauer (Textilfabrik) 148<br />
Bitti (Adeliger) 137<br />
Bitt<strong>in</strong>gen (Ense) 98<br />
Blumenthal (Werl) 98<br />
Blumroth (Welver) 338<br />
Bocholt 10, 12f, 16, 18–20, 24,<br />
61–69, 75, 120, 158, 251<br />
Böckum (Erwitte) 101<br />
Böhm, Dom<strong>in</strong>ikus 59, 64, 87<br />
Bökenförde (Lippstadt) 178<br />
Bömme (Textilfabrik) 302<br />
Bönn<strong>in</strong>ghausen (Geseke) 112<br />
Bönn<strong>in</strong>ghausen, Clement Maria<br />
Franz Freiherr von 234<br />
Borgeln (Welver) 338<br />
Börger (Pumpenbau) 73<br />
Borghorst (Stienfurt) 108f, 305-<br />
310, 353<br />
Borghorster Warps-Sp<strong>in</strong>nerei 307<br />
Bork (Selm) 284f, 287<br />
Borken 10f, 13, 14, 20, 24, 62, 68-<br />
75, 138, 353,<br />
Borkenwirthe (Borken) 68<br />
Bornefeld-Ettmann, Franz 331<br />
Bösensell (Senden) 232, 288–290<br />
Boulevard-Theater Münster 212<br />
Brabender, Johann 43, 220, 308<br />
Brachum, Laurenz von 176f, 181<br />
Brachum, Laurenz von 241<br />
Bremen (Ense) 98–100<br />
Brenn<strong>in</strong>kmeijer, August 196<br />
Brenn<strong>in</strong>kmeijer, Clemens 196<br />
Brenn<strong>in</strong>kmeijer, Familie 197<br />
Brentano, Clemens 79<br />
Brictius (Heiliger) 281<br />
Brillux (Farbenhersteller) 219