Ur-Donautal - Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten e ...
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Entwicklung des <strong>Karst</strong>systems im Schwäbischen Malm. Dort sind umfangreiche weitere Literaturangaben zu finden. Ein<br />
Großteil der folgenden Abbildungen sind diesen Werken entnommen.<br />
Die Exkursion <strong>Ur</strong>donautal - Gräfinbronnenhöhle soll die vorteilhafte Lage Blaubeurens ausnutzen <strong>und</strong> verschiedenste<br />
karstk<strong>und</strong>liche Aspekte anschneiden: <strong>Karst</strong>morphologie <strong>und</strong> Landschaftsgeschichte mit <strong>Ur</strong>donautal, Kogelstein,<br />
Schmiecher See <strong>und</strong> Kiesgrube Schlechten; <strong>Karst</strong>hydrologie (<strong>Ur</strong>spring- <strong>und</strong> Schmiechquelle); Geologie mit Bärental,<br />
Steinbruch Springen <strong>und</strong> Gelber Fels; <strong>Höhle</strong>n mit Bärentalhöhle <strong>und</strong> Gräfinbronnenhöhle. Sie führt von der Offenen Zone<br />
des Tiefen <strong>Karst</strong>s im oberen Malm bis in den überdeckten <strong>Karst</strong> mit Tertiär- <strong>und</strong> Molasse-Sedimenten. Sicher können viele<br />
Fragen dabei nur gestreift werden. Erreicht werden soll eine allgemeine Übersicht dieser reizvollen Landschaft zwischen<br />
Malm <strong>und</strong> Molasse.<br />
Aus organisatorischen Gründen ist es möglich daß die Exkursionspunkte in anderer Reihenfolge angefahren werden.<br />
1. Rucken bei Blaubeuren<br />
Der Rucken ist der "Hausberg" Blaubeurens. An seine Flanken schmiegt sich das Städtchen <strong>und</strong> von hier oben hat man die<br />
beste Aussicht auf den Talkessel <strong>und</strong> die Felskränze der umgebenden Höhen. Ein Spaziergang zum Ruckenkreuz ist sicher<br />
jedem Besucher Blaubeurens zu empfehlen. Schon Friedrich A. Köhler bekräftigt dies bei seiner Albreise im Jahre 1790 :<br />
"Das Blauthal ist in seinem Anfang sehr enge <strong>und</strong> <strong>und</strong>er der Stadt.. ohnehin von drei Seiten ganz zwischen Bergen<br />
eingeengt ligt, schließt der sogenannte Ruken sie fast auch von der vierten Seite ein, doch ist er nur gegen den jungen<br />
Fluß, den er einengt, abgesteilt <strong>und</strong> wie von den gegenüberstehenden Bergen abgerissen...Der Anblick ... der kleinen,<br />
mit hohen Mauern umgebenen Stadt, die rauhen Berge, die sie von drei Seiten so einengen, daß man kaum zu ihr<br />
gelangen kann, <strong>und</strong> dann ein Blik in das kleine Thal, das erst der Ausfluß des Blautopfs, der dem Blauflusse seinen<br />
<strong>Ur</strong>sprung gibt, gewählt zu haben scheint; die hohe steile Kette von theils waldigten, teils felsigten Bergen, die jenes<br />
Thälchen von der Ostseite <strong>und</strong> Nordseite ganz einzuschließen scheint, <strong>und</strong> die Ruinen der alten Burg Ruck auf einer<br />
Felskuppe, die jene Bergreihe krönt, gerade im Osten, ... bilden wirklich ein romantisches Ganzes, eine hinreissende<br />
wildschöne Aussicht."<br />
Das Blaubeurer Tal ist aber nicht, wie Köhler noch annahm, ein Produkt des Blautopfs. Blau- Aach- <strong>und</strong> Schmiechtal sind<br />
Bestandteil eines alten <strong>Ur</strong>-<strong>Donautal</strong>s, das von Marchtal über Kirchen, Ehingen, Schelklingen <strong>und</strong> Blaubeuren nach Ulm<br />
führte. Ende der Riss-Eiszeit hat sie dieses Tal verlassen <strong>und</strong> ist bei Untermarchtal in ihr heutiges Bett durchgebrochen.<br />
Blaubeuren liegt in einer alten, weit nach Süden greifenden Flußschlinge. Der Rucken ist fast ein Umlaufberg. Nur ein<br />
niedriger, schmaler Grat verbindet ihn noch mit der südlichen Talseite. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese<br />
Verbindung aus Gründen der Verkehrsführung <strong>und</strong> des Hochwasserschutzes durchbrochen, so daß er heute als Einzelberg<br />
wirkt. Seine steile SW-Flanke bildet das bekannte "Klötzle Blei", in Schwaben als Zungenbrecher bekannt: S´ leit a<br />
Klötzle Blei glei´ bei Blaubeure, glei bei Blaubeure leit a Klötzle Blei...<br />
Der Rucken selbst wird aus plumpen Massenkalken des Weißjura delta gebildet. Die Talhänge ringsum reichen vom delta<br />
bis ins zeta 2. Der delta umfasst noch etwa 100 m über dem Talgr<strong>und</strong>. Die Glaukonitbank ist im Galgentäle <strong>und</strong> der<br />
Sonderbucher Steige bei ca 555 m NN aufgeschlossen. Der Albseite zu ist ab delta 3 bis zum obersten epsilon als Dolomit<br />
<strong>und</strong> zuckerkörniger Lochfels ausgebildet. Teilweise sind auch bankige Schichten anzutreffen. Durch die Abtragung<br />
entstanden so abwechslungsreiche Felskränze, im Osten gekrönt von der Ruine des Rusenschlosses unterhalb der die<br />
Große Grotte erkennbar ist. Ausgrabungen von Riek ab 1959 ergaben ein großes Inventar an Tierknochen aus allen<br />
Schichten <strong>und</strong> Werkzeuge aus dem Micoquien <strong>und</strong> Mousterien. Jungpaläolithikum fehlt, es ist aber anzunehmen, daß diese<br />
Schichten abgetragen wurde, da die ersten Artefakte bereits wenige cm unter dem <strong>Höhle</strong>nboden gef<strong>und</strong>en wurden.<br />
Bei Weiler <strong>und</strong> bei Gerhausen wurden mehrere Bohrungen durchgeführt die Aufschluß über die Talfüllung geben. In Höhe<br />
des Blautopfs liegt die alte Talsohle ca 35 m unter dem Blautopfspiegel. Darüber liegen rißzeitliche Donauschotter auch<br />
mit Schwarzwaldmaterial. Danach folgen Auemergel aus dem Riß-Würm-Interglazial, Schmiech- <strong>und</strong> Aachschotter<br />
(Würm) <strong>und</strong> holozäne Lehme, Kalktuffe, Torfe <strong>und</strong> Schwemmlehme. (Vgl. Abb. 1)