Ur-Donautal - Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten e ...
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Das Jahresheft 1995 der Arge <strong>Grabenstetten</strong> - Ausgabe zum VDHK-Jahrestreffen 1996 in Blaubeuren<br />
Seite 86-97 7 Abb. <strong>Grabenstetten</strong> 1996<br />
Inhalt:<br />
Herbert Griesinger<br />
1. Rucken bei Blaubeuren<br />
2. Aach- <strong>und</strong> <strong>Ur</strong>springtopf<br />
3. Kogelstein bei Schmiechen<br />
4. Bärental <strong>und</strong> Bärentalhöhle<br />
5. Schmiechquelle <strong>und</strong> Steinbruch gegenüber<br />
6 <strong>und</strong> 7: Gräfinbronnenhöhle <strong>und</strong> Steinbruch "Gelber Fels"<br />
8. Kiesgrube Kirchen<br />
9. Der Schmiecher See<br />
Literatur<br />
Für eine Tagung von <strong>Karst</strong>- <strong>und</strong> <strong>Höhle</strong>nforscher erscheint Blaubeuren geradezu als prädestiniert. Seine Lage im tiefen<br />
Talkessel der Blau, trotzdem nur wenige km von der Albhochfläche <strong>und</strong> der Grenzlinie Flächenalb - Kuppenalb entfernt<br />
bietet hervorragende Einblicke in die Geomorphologie der Mittleren Schwäbischen Alb. Die steilen Talflanken <strong>und</strong> die<br />
zahlreichen Steinbrüche der Umgebung bieten geologische <strong>und</strong> stratigraphische Aufschlüsse. Viele von den Tälern<br />
angeschnittene <strong>Höhle</strong>n erbrachten urgeschichtliche F<strong>und</strong>e, so daß das Blaubeurer Tal seit Beginn der Ausgrabungen<br />
(bereits 1861 Fraas im Hohlen Fels) zu einer der bedeutendsten Forschungsstätten der <strong>Ur</strong>geschichte zählt. Im<br />
<strong>Ur</strong>geschichtlichen Museum in Blaubeuren ist der Zusammenhang von Geologie, Landschaftsgeschichte <strong>und</strong><br />
<strong>Höhle</strong>narchäologie beispielhaft dargestellt <strong>und</strong> sind zahlreiche einzigartige Originalf<strong>und</strong>stücke zu besichtigen.<br />
Auch die ältesten geschichtlichen Nachrichten über <strong>Höhle</strong>n stammen aus dem Blaubeurer Raum. So die Beschreibung der<br />
Sirgensteinhöhle <strong>und</strong> Sontheimer <strong>Höhle</strong> des Ulmer Humanisten Fabri von 1488, der <strong>Höhle</strong>nplan der Sontheimer <strong>Höhle</strong> des<br />
Blaubeurer Prälaten Weißensee von 1716 oder Berichte über den <strong>Höhle</strong>nbesuch Herzog Ulrichs im Sontheimer Erdloch<br />
1488.<br />
Hauptanziehungspunkt Blaubeurens ist aber sicher der Blautopf, die zweitgrößte <strong>Karst</strong>quelle Deutschlands. Seine<br />
romantische Lage, Farbspiel des Wasserspiegels <strong>und</strong> scheinbar unergründliche Tiefe haben immer schon Besucher<br />
fasziniert. Eduard Mörike inspirierte er zur "Sage von der schönen Lau", die durch lustige Erlebnisse in Blaubeuren<br />
mehrmals zum Lachen gebracht <strong>und</strong> dadurch von ihrem Bann erlöst wurde, aber auch vorwitzige Burschen, die ihr zu<br />
nahe kamen, in ihr unterirdisches Reich verschleppte, Schabernack mit ihnen trieb <strong>und</strong> sie wieder so verwirrt an die<br />
Oberfläche entlies, daß sie nicht mehr wußten, was sie eigentlich erlebt hatten.<br />
Der Blautopf als karst- <strong>und</strong> höhlenk<strong>und</strong>liches Forschungsobjekt fand in der Öffentlichkeit reges Interesse durch die<br />
spektakulären Tauchvorstöße des <strong>Höhle</strong>n- <strong>und</strong> Tauchpioniers Jochen Hasenmayer, der 1985 fast 1,4 km weit in die<br />
Blautopf-Unterwasserhöhle eintauchte <strong>und</strong> im "Mörike-Dom" weite, lufterfüllte Hallen erreichte <strong>und</strong> dies mit einem<br />
packenden Film dokumentierte. Weitere Anerkennung <strong>und</strong> Bew<strong>und</strong>erung erreichte er Anfang 1996 als er nach einer<br />
Querschnittslähmung mit seinem selbstentwickelten Mini-Tauchboot "Speläonaut" wieder in den Blautopf eintauchte.<br />
Seine Hypothesen <strong>und</strong> Erkenntnisse über das Alter der Verkarstung <strong>und</strong> die Existenz eines heute tief unter den<br />
Überdeckungen des oberschwäbischen Alpenvorlands liegenden <strong>Höhle</strong>nsystems hat große Resonanz gef<strong>und</strong>en. Darüber<br />
wird in Fachkreisen ebenso heiß diskutiert wie das dort als Energieträger vermutete Thermalwasser heiß ist..<br />
Ein weiteres Verdienst Hasenmayers ist sicher auch, daß sich die "klassische Schule" der Geologen intensiv mit der<br />
Blauhöhle <strong>und</strong> <strong>Karst</strong>- <strong>und</strong> Landschaftsentwicklung um Blaubeuren befaßt haben. Auf zwei prof<strong>und</strong>e Veröffentlichungen<br />
sei besonders hingewiesen: Villinger (1986): Untersuchungen zur Flußgeschichte von Aare-Donau / Alpenrhein <strong>und</strong> zur<br />
Entwicklung des Malm-<strong>Karst</strong>s in Südwestdeutschland <strong>und</strong> (1987): Die Blautopfhöhle bei Blaubeuren als Beispiel für die
Entwicklung des <strong>Karst</strong>systems im Schwäbischen Malm. Dort sind umfangreiche weitere Literaturangaben zu finden. Ein<br />
Großteil der folgenden Abbildungen sind diesen Werken entnommen.<br />
Die Exkursion <strong>Ur</strong>donautal - Gräfinbronnenhöhle soll die vorteilhafte Lage Blaubeurens ausnutzen <strong>und</strong> verschiedenste<br />
karstk<strong>und</strong>liche Aspekte anschneiden: <strong>Karst</strong>morphologie <strong>und</strong> Landschaftsgeschichte mit <strong>Ur</strong>donautal, Kogelstein,<br />
Schmiecher See <strong>und</strong> Kiesgrube Schlechten; <strong>Karst</strong>hydrologie (<strong>Ur</strong>spring- <strong>und</strong> Schmiechquelle); Geologie mit Bärental,<br />
Steinbruch Springen <strong>und</strong> Gelber Fels; <strong>Höhle</strong>n mit Bärentalhöhle <strong>und</strong> Gräfinbronnenhöhle. Sie führt von der Offenen Zone<br />
des Tiefen <strong>Karst</strong>s im oberen Malm bis in den überdeckten <strong>Karst</strong> mit Tertiär- <strong>und</strong> Molasse-Sedimenten. Sicher können viele<br />
Fragen dabei nur gestreift werden. Erreicht werden soll eine allgemeine Übersicht dieser reizvollen Landschaft zwischen<br />
Malm <strong>und</strong> Molasse.<br />
Aus organisatorischen Gründen ist es möglich daß die Exkursionspunkte in anderer Reihenfolge angefahren werden.<br />
1. Rucken bei Blaubeuren<br />
Der Rucken ist der "Hausberg" Blaubeurens. An seine Flanken schmiegt sich das Städtchen <strong>und</strong> von hier oben hat man die<br />
beste Aussicht auf den Talkessel <strong>und</strong> die Felskränze der umgebenden Höhen. Ein Spaziergang zum Ruckenkreuz ist sicher<br />
jedem Besucher Blaubeurens zu empfehlen. Schon Friedrich A. Köhler bekräftigt dies bei seiner Albreise im Jahre 1790 :<br />
"Das Blauthal ist in seinem Anfang sehr enge <strong>und</strong> <strong>und</strong>er der Stadt.. ohnehin von drei Seiten ganz zwischen Bergen<br />
eingeengt ligt, schließt der sogenannte Ruken sie fast auch von der vierten Seite ein, doch ist er nur gegen den jungen<br />
Fluß, den er einengt, abgesteilt <strong>und</strong> wie von den gegenüberstehenden Bergen abgerissen...Der Anblick ... der kleinen,<br />
mit hohen Mauern umgebenen Stadt, die rauhen Berge, die sie von drei Seiten so einengen, daß man kaum zu ihr<br />
gelangen kann, <strong>und</strong> dann ein Blik in das kleine Thal, das erst der Ausfluß des Blautopfs, der dem Blauflusse seinen<br />
<strong>Ur</strong>sprung gibt, gewählt zu haben scheint; die hohe steile Kette von theils waldigten, teils felsigten Bergen, die jenes<br />
Thälchen von der Ostseite <strong>und</strong> Nordseite ganz einzuschließen scheint, <strong>und</strong> die Ruinen der alten Burg Ruck auf einer<br />
Felskuppe, die jene Bergreihe krönt, gerade im Osten, ... bilden wirklich ein romantisches Ganzes, eine hinreissende<br />
wildschöne Aussicht."<br />
Das Blaubeurer Tal ist aber nicht, wie Köhler noch annahm, ein Produkt des Blautopfs. Blau- Aach- <strong>und</strong> Schmiechtal sind<br />
Bestandteil eines alten <strong>Ur</strong>-<strong>Donautal</strong>s, das von Marchtal über Kirchen, Ehingen, Schelklingen <strong>und</strong> Blaubeuren nach Ulm<br />
führte. Ende der Riss-Eiszeit hat sie dieses Tal verlassen <strong>und</strong> ist bei Untermarchtal in ihr heutiges Bett durchgebrochen.<br />
Blaubeuren liegt in einer alten, weit nach Süden greifenden Flußschlinge. Der Rucken ist fast ein Umlaufberg. Nur ein<br />
niedriger, schmaler Grat verbindet ihn noch mit der südlichen Talseite. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese<br />
Verbindung aus Gründen der Verkehrsführung <strong>und</strong> des Hochwasserschutzes durchbrochen, so daß er heute als Einzelberg<br />
wirkt. Seine steile SW-Flanke bildet das bekannte "Klötzle Blei", in Schwaben als Zungenbrecher bekannt: S´ leit a<br />
Klötzle Blei glei´ bei Blaubeure, glei bei Blaubeure leit a Klötzle Blei...<br />
Der Rucken selbst wird aus plumpen Massenkalken des Weißjura delta gebildet. Die Talhänge ringsum reichen vom delta<br />
bis ins zeta 2. Der delta umfasst noch etwa 100 m über dem Talgr<strong>und</strong>. Die Glaukonitbank ist im Galgentäle <strong>und</strong> der<br />
Sonderbucher Steige bei ca 555 m NN aufgeschlossen. Der Albseite zu ist ab delta 3 bis zum obersten epsilon als Dolomit<br />
<strong>und</strong> zuckerkörniger Lochfels ausgebildet. Teilweise sind auch bankige Schichten anzutreffen. Durch die Abtragung<br />
entstanden so abwechslungsreiche Felskränze, im Osten gekrönt von der Ruine des Rusenschlosses unterhalb der die<br />
Große Grotte erkennbar ist. Ausgrabungen von Riek ab 1959 ergaben ein großes Inventar an Tierknochen aus allen<br />
Schichten <strong>und</strong> Werkzeuge aus dem Micoquien <strong>und</strong> Mousterien. Jungpaläolithikum fehlt, es ist aber anzunehmen, daß diese<br />
Schichten abgetragen wurde, da die ersten Artefakte bereits wenige cm unter dem <strong>Höhle</strong>nboden gef<strong>und</strong>en wurden.<br />
Bei Weiler <strong>und</strong> bei Gerhausen wurden mehrere Bohrungen durchgeführt die Aufschluß über die Talfüllung geben. In Höhe<br />
des Blautopfs liegt die alte Talsohle ca 35 m unter dem Blautopfspiegel. Darüber liegen rißzeitliche Donauschotter auch<br />
mit Schwarzwaldmaterial. Danach folgen Auemergel aus dem Riß-Würm-Interglazial, Schmiech- <strong>und</strong> Aachschotter<br />
(Würm) <strong>und</strong> holozäne Lehme, Kalktuffe, Torfe <strong>und</strong> Schwemmlehme. (Vgl. Abb. 1)
Abb. 1: Geologischer Schnitt durch die Talsedimente des Blautals (aus VILLINGER 1987, S. 82)<br />
Auf dieses Rinnentiefste scheint auch die Blautopfunterwasserhöhle ausgerichtet zu sein. Wenige Meter tiefer ist die Basis<br />
der Kimmeridge-Kalke anzunehmen, darunter folgen die Gamma-Mergel. Mit einem geschätzten Schichtfallen der<br />
Blautopfhöhle von 1,9 % verläuft die ganze <strong>Höhle</strong> in dieser stratigraphischen Position <strong>und</strong> ist daher als Schichtgrenzhöhle<br />
zu bezeichnen.<br />
Am Parkplatz am Ortsende von Blaubeuren, gegenüber dem Zementwerk ist oberer delta mit der Glaukonitbank an der<br />
Basis aufgeschlossen. Diese liegt hier relativ hoch, so daß eine Aufwölbung der liegenden Schichten anzunehmen ist. Die<br />
Kalke bestehen aus Massenkalk, der in zuckerkörnigen Lochfels umgewandelt ist.<br />
Bei Weiler mündet rechts das Tiefental ein. Tief eingeschnitten zieht es an der Sontheimer <strong>Höhle</strong> vorbei bis Sontheim. Der<br />
flache Oberlauf dieses Trockentals ist über Feldstetten bis zum Salzwinkel bei Zainingen weiterzuverfolgen <strong>und</strong> geht ins<br />
Donntal über, das als flache Talaue am Nordrand der Alb ausstreicht <strong>und</strong> von der Gutenberger Lauter geköpft wird. An<br />
den Felskränzen rechts (z. B. "Küssende Sau" <strong>und</strong> Sirgenstein) <strong>und</strong> links (Geisenklösterle) lassen sich alte Terrassenleisten<br />
der Donau verbinden.<br />
Bei Schelklingen taucht rechts der Lützelberg auf, gekrönt von der Ruine Hohenschelklingen. Er ist ein Umlaufberg der<br />
<strong>Ur</strong>donau.
Abb. 2: <strong>Karst</strong>hydrologische Gliederung der Schwäbischen Alb (aus UFRECHT/GLÖCKLER 1986)<br />
2. Aach- <strong>und</strong> <strong>Ur</strong>springtopf<br />
Nördlich der unterirdischen <strong>Karst</strong>wasserscheide bilden die Oxford-Mergel die stauende Sohlschicht <strong>und</strong> Quellhorizont<br />
(Seichter <strong>Karst</strong>). Auf der Südseite der Alb liegen diese Schichten, wenn auch teilweise nur wenig, unter dem Niveau der<br />
Vorfluter, hier des <strong>Ur</strong>donautals mit Aach, Schmiech <strong>und</strong> Blau (Tiefer <strong>Karst</strong>). (Vgl. Abb. 2)<br />
Aach- <strong>und</strong> <strong>Ur</strong>springtopf liegen wie der Blautopf am nördlichsten Punkt einer Talschlinge mit der sich die <strong>Ur</strong>donau so weit<br />
wie möglich in das <strong>Karst</strong>wasseraquifer der Alb eingeschnitten hat. Zu diesen Punkten ist das hydraulische Gefälle<br />
besonders groß, so daß sich hier Quelltöpfe gebildet haben. Genetische Zusammenhänge zwischen Quellpositionen <strong>und</strong><br />
benachbarten Trockentäler sind in Villinger (1975) beschrieben.<br />
Auf Färbversuche bei Seissen sprach die Aachquelle nur zögernd an. Auf eine Färbung zwischen Ingstetten <strong>und</strong><br />
Ennabeuren reagierte sowohl Schmiech- wie Aachquelle.<br />
<strong>Ur</strong>spring- <strong>und</strong> Schmiechquelle zeigen als <strong>Karst</strong>quellen ein typisches stark schwankenden Schüttungsverhalten. Die<br />
mittleren Schüttungen betragen 300 - 400 l/s (<strong>Ur</strong>spring) bzw 340 l/s (Aach).<br />
3. Kogelstein bei Schmiechen<br />
Am Ortsbeginn von Schmiechen liegt die kleine Kuppe des Kogelsteins von dem aus sich Einblicke in vier Täler machen<br />
lassen, die unterschiedliche Stadien der Talgeschichte darstellen (s. Abb. 3).<br />
Bis Mitte der Risseiszeit grub die Donau bis 30 m unter der heutigen Talaue ihr Bett ein. Sie umfloss den Meisenberg NÖ<br />
Allmendingen <strong>und</strong> bog vor Schelklingen südlich ab, umfloss den Schelklinger Berg in Richtung des heutigen Schmiecher<br />
Sees, bog wieder nach Norden um, umr<strong>und</strong>ete den Lützelberg, zog weiter nach Blaubeuren, wo sie in einer Talschlinge<br />
den Rucken fast abschnürte (Abb. 3 / 1). Die Schmiech floss links des Kogelsteins <strong>und</strong> mündete bei Schelklingen in die<br />
Donau.<br />
Höher liegende Rissschotter in der Meisenbergschlinge belegen, daß dieser Talabschnitt nach Abschnüren des<br />
Meisenbergs zuerst verlassen wurde. Das gleiche gilt für das Tal r<strong>und</strong> um den Lützelberg. Die Bäche aus Aach- <strong>und</strong>
<strong>Ur</strong>springtopf benutzten getrennt das verlassene Tal <strong>und</strong> umflossen den Lützelberg nördlich (<strong>Ur</strong>spring) <strong>und</strong> südlich (Aach).<br />
In der späten Risszeit schotterte die Schmiech bei Erreichen des breiteren <strong>Donautal</strong>s ihr eigenes Bett stark auf. Sie (<strong>und</strong><br />
nicht die Donau) brach nach Süden durch <strong>und</strong> schnürte den Schelklinger Berg ab. (Abb. 3 / 2).<br />
Ende der Risseiszeit verließ die Donau ihr altes Tal indem sie bei Untermarchtal in ein durch die Rissgletscher<br />
vorgezeichnetes neues, kürzeres Bett bis Ulm durchbrach. Eine noch von Wagner vermutete Bifurkation der Donau, die<br />
zeitweise noch beide Täler durchströmte, wird heute nicht mehr angenommen. Die Schmiech nutzte jetzt das alte <strong>Donautal</strong><br />
r<strong>und</strong> um den Schelklinger Berg ostwärts. Der Bach "schlottert im zu weiten Kleid seiner Großmutter". <strong>Ur</strong>spring <strong>und</strong> Aach<br />
stauten mit ihrem Schuttfächer das Tal auf, so daß sich r<strong>und</strong> um den Schelklinger Berg ein Talstausee bildete. Ebenso<br />
südlich der Meisenbergschlinge bei Allmendingen. (Abb. 3 / 3).<br />
Das Ende der letzten Eiszeit war wieder mit Schotterakkumulation verb<strong>und</strong>en. Die Schmiech verbaute sich ihren Einlauf<br />
um den Lützelberg <strong>und</strong> bog nach Süden in das alte <strong>Donautal</strong> um, entgegen der ursprünglichen Abflußrichtung der Donau<br />
(Flußumkehr).Der Talabschnitt zwischen Schmiechen <strong>und</strong> Schelklingen fiel trocken. Ab Schelklingen nutzt die Aach das<br />
alte <strong>Donautal</strong> in östlicher Richtung (Abb. 3 / 4).<br />
4. Bärental <strong>und</strong> Bärentalhöhle<br />
Kurz nach dem Ortsende von Hütten am Beginn der Justinger Steige zweigt das tief eingeschnittene Bärental ab. Wenige<br />
100 m nach dessen Einmündung liegt die Bärentalhöhle.<br />
Talboden <strong>und</strong> Hangfuß werden im oberen Schmiechtal von den Kalken des Weißjura delta eingenommen. Die<br />
Grenzziehungen sind im gesamten Gebiet des oberen Schmiechtals nicht einfach. Die Gesteinsserien sind weitgehend<br />
verschwammt oder aus Massenkalk aufgebaut. Dazu kommt, daß die Umwandlung in z. T. dolomitischen, grobkristallinen<br />
Zuckerkorn Unterscheidungen fast unmöglich macht. Stark verschwammte delta-3-Kalke bilden im Schmiech- <strong>und</strong><br />
Bärental einen horizontbeständigen Felskranz, der bei Hütten bis auf 700 m NN heraufreicht. Die unterschiedliche<br />
Höhenlage des Einsetzens der delta-3-Kalke <strong>und</strong> der Verlauf der Glaukonitbank zeigen auf, daß zu deren Ablagerungszeit<br />
bereits ein ausgeprägtes untermeerisches Relief vorhanden war. Dieses wurde keineswegs eingeebnet, sondern die<br />
Tendenz zum Schwammwachstum <strong>und</strong> Ablagerungszunahme ging auch im delta 4 weiter.<br />
Am Ortsende von Hütten steht unterer delta 3 bei 610 m NN an, kurz nach der zweiten Spitzkehre - Ausnahme<br />
Zuckerkorn - graubraune Kalkbänke mit grauen Mergelblättern des unteren delta 4 an einer Verwerfungslinie bei 685 m<br />
NN. Sie ist ein auch morphologisch bedeutsames Element der "Lautertalstörung". Diese zieht in etwa NW-Erstreckung<br />
von Granheim, W Tiefenhülen über das Schmiechtal 800 m SW Hütten bis in die Gegend von Ingstetten. Bis Tiefenhülen<br />
ist die Verwerfung geologisch fassbar durch die Anlagerung oder Quetschung von Meeresmolasse an Wj-Schichten.<br />
Danach ist sie bis Hütten nur als Geländestufe in den Liegenden Bankkalken festzustellen. Nach Überqueren des<br />
Schmiechtals 700 m W der Bärentalhöhle streicht sie an der Steige Hütten - Justingen zwischen P 662,7 <strong>und</strong> der 2.<br />
Spitzkehre durch. (S. Abb. 4 ).<br />
Am Eingang der Bärentalhöhle sind an der Portaloberseite <strong>und</strong> in einer Felsnische links oberhalb des Eingangs deutlich ein<br />
kräftiges Mergeldoppelband zu erkennen. Die bis zu 20 cm dicken Bänder sind durch eine 90 - 120 cm dicken<br />
Kalkmergelbank getrennt. Am rechten Rand der Einmündung des Bärentals, etwa 50 m talabwärts, sind in einem<br />
aufgelassenen Steinbruch Schwammkalkbänke mit deutlichen Mergeltrennfugen <strong>und</strong> Hohlkehlen in gleicher Höhenlage<br />
anzutreffen. Die Vermutung liegt nahe, daß es sich bei beidem um die Glaukonitbank zwischen delta 3 <strong>und</strong> 4 handelt.<br />
Gegen diese Vermutung spricht die gerade hier besondere Mächtigkeit der Mittelkimmeridge-Kalke. Am Taleingang stehen<br />
bis auf 612 m Flaserkalke des Wj delta an. Auf Gr<strong>und</strong> der Fossilliste <strong>und</strong> dem Zieglerschen Normalprofil handelt es sich<br />
um unteres delta 3. Die Bärentalhöhle liegt auf 619,5 m NN; es blieben als den Gesamtumfang für den restlichen delta 3<br />
lediglich knapp 8 m. Die durchschnittliche Mächtigkeit der gebankten Fazies beträgt jedoch 12 - 15 m, im Massenkalk oft<br />
das doppelte. An der Steige steht bei 685 m NN unterer delta 4 an. Die Glaukonitbank läge damit bei 600 m Entfernung<br />
um 60 m höher. Die Mergelfugen am Eingang der Bärentalhöhle sind m. E. nach eher ins mittlere delta 3 zu stellen. Zu<br />
dieser Vermutung trägt die Tatsache bei, daß die fast genau über der Bärentalhöhle liegende "Tunnelhöhle" an einem<br />
grünlich-grauen Mergelband liegt, das den <strong>Höhle</strong>ncharakter prägt <strong>und</strong> auch als Hohlkehle im Fels weiterverfolgt werden<br />
kann. Bei einer Höhenlage von 650 m NN dürfte es sich dabei um die Glaukonitbank handeln. Dies passt stratigraphisch<br />
besser, da eine Restmächtigkeit von ca 60 m von ki 2 + 3 als akzeptabel erscheint.<br />
Am Ende des "alten" Teils der Bärentalhöhle, etwa 30 m vom Eingang, zieht der <strong>Höhle</strong>ngang im "Halsschluf" senkrecht<br />
nach unten um nach wenigen Metern im "Hammerschluf" wieder aufzusteigen. Dazwischen sind in einer Sedimentfalle<br />
Sande, Lehmbänder <strong>und</strong> Kiesel der <strong>Ur</strong>donau eingelagert. Es handelt sich meist um Quarzite, anscheinend auch mit<br />
Schwarzwaldmaterial. Die Ablagerungsrichtung lassen ein Einschwemmen von außen her erkennen. Dies bedeutet eine<br />
Fließumkehr innerhalb der <strong>Höhle</strong> (ähnlich dem der Schmiech) <strong>und</strong> eine genetisch verschiedene Ausformung des hinteren<br />
<strong>Höhle</strong>nteils ab dem Hammerschluf <strong>und</strong> Riffhalle.
Abb. 3: Talgeschichte um Kogelstein <strong>und</strong> Schelklinger Berg (Umz. <strong>und</strong> Erg. nach HANOLD 1980; GLÖCKLER 1986)<br />
5. Schmiechquelle <strong>und</strong> Steinbruch gegenüber<br />
Die nur wenige Meter eintauchbare Quellhöhle der Schmiech liegt im unteren Bereich der Mittelkimmeridge- Kalke.<br />
Schichten des ki 1 (Wj delta 1) streichen wohl knapp unter der Talsohle aus. Auf Gr<strong>und</strong> des allgemeinen Schichteinfallens<br />
<strong>und</strong> von der Höhenlage her ist anzunehmen, daß die Mergel des ki 1, die die stauende Schicht für das <strong>Karst</strong>gr<strong>und</strong>wasser<br />
bildet, bei Springen nicht tief unter dem Quellhorizont liegen.<br />
Die mergelreichen Lagen des ki 2.2 / delta 2 bestehen häufig aus grusigem Schwamm-Mergelkalk <strong>und</strong> Mergellinsen, in<br />
denen Bankungsfugen nicht durchverfolgt werden können. Aufgeschlossen sind diese Schichten im untersten Teil des<br />
Steinbruchs gegenüber der Quelle. Die blaugrauen Kalkmergel schließen den delta 2 mit einer 20 cm mächtigen<br />
Mergellage mit Kalkknauern ab. Darüber folgen die Kalke des Wj delta 3. Direkt unterhalb der Schmiechquelle bestehen<br />
die unteren 2 m der Felswand ebenfalls aus Mergelkalken des obersten Wj delta 2. Ein 20 cm starkes Mergelband mit<br />
Kalkknauern, wie beim oben erwähnten Aufschluss, zieht sich bis zur Quellmündung hin. Der Versatz dieser Bank um ca<br />
60 cm an der Quellgrotte zeigt, daß die Quellposition (mit) tektonisch bedingt ist.<br />
Geschichtete delta 3- Kalke beschränken sich scheinbar auf ein kleines Gebiet r<strong>und</strong> um den Schmiechursprung. Im<br />
Straßenanschnitt an der Mühle Springen sind sie oberhalb der ausgeprägten Mergelhohlkehlen des obersten delta 2 gut zu
erkennen. Noch schöner im schon erwähnten Steinbruch etwas höher. Die Bänke schließen hier mit der Glaukonitbank<br />
(625 m NN) ab, an der eine Anzahl kleiner <strong>Karst</strong>röhren angelegt ist. Sofort darüber folgt die aus Massenkalk <strong>und</strong><br />
zuckerkörnigem Lochfels aufgebaute Serie der ki 2.4 / delta 4- Kalke.<br />
Auch unterhalb der Glaukonitbank treten deutliche Mergelfugen auf. Die dazwischenliegenden Kalkbänkchen sind<br />
teilweise bereits verschwammt, auch wo sie nicht in Massenkalk übergehen. Bei schlechten Aufschlussverhältnissen<br />
macht dies das exakte Ansprechen der Glaukonitbank ( wie z. B. um die Bärentalhöhle) schwierig.<br />
Die Anlage der Quelle (Quellposition 1 b nach Villinger) in Bezug auf das oberhalb einmündende Trockental Mühltal ist<br />
augenfällig. In diesem Tal, etwa 500 m talaufwärts befindet sich auch ein häufig fließender Hungerbrunnen. Wie bei der<br />
Schmiechquelle befindet sich hier die Sohlschicht direkt unter dem Talboden.<br />
Die durchschnittliche Schüttung der Schmiechquelle wird mit 280 l/sec angegeben, die Minimalschüttung mit 47 l/sec <strong>und</strong><br />
maximal ca. 900 l/sec. Der Schüttungsverlauf ist recht schwankend. Dies beruht sowohl auf die starke Verkarstung des<br />
Einzugsgebiets wie auch auf die geringere Aquifermächtigkeit, da weite Teile davon auf der Albhochfläche im Bereich der<br />
Buttenhauser Kuppel liegen, wo auch gamma-Mergel aufgewölbt sind. Durch mehrere Färbungen ist das Einzugsgebiet<br />
recht gut bekannt. Es reicht auf der Albhochfläche bis Böttingen <strong>und</strong> Münsingen (s. Abb. 4)<br />
Bei der Rückfahrt Richtung Schmiechen steht am Straßenrand meist Dolomit von delta 3-4 an. Bei Teuringshofen quert<br />
eine Tuffstufe das Tal. Aus einer weiteren Sinterterasse bei Schmiechen bestimmte Dehm eine reiche pleistozäne<br />
Schneckenfauna.<br />
Färbungsversuche zeigten, daß bereits ab Hütten die Schmiech einen beträchtlichen Anteil ihres Wassers verliert <strong>und</strong> in<br />
trockenen Jahren zwischen Schmiechen <strong>und</strong> Allmendingen ganz trockenfällt. Das Wasser nutzt den direkten Weg durch<br />
den <strong>Karst</strong> <strong>und</strong> tritt bei Allmendingen wieder in die Talaue ein (Fließzeit 21 Std.).<br />
Ab Schmiechen biegt die Exkursionsroute dem alten <strong>Donautal</strong> folgend ab in Richtung Ehingen. Vor Allmendingen taucht<br />
der Obere Jura langsam unter jüngere Schichten ab. Dies durch das normale Schichteinfallen, verstärkt durch das<br />
Einsinken der "Allmendinger Schüssel" <strong>und</strong> der Albsüdrand- Flexur. Die Erhöhungen links <strong>und</strong> rechts, wie Häuslesberg<br />
<strong>und</strong> Galgenberg sind bereits von Oberer Süßwassermolasse bedeckt.<br />
Bei Kirchen weitet sich das <strong>Ur</strong>donautal. Hier stehen weichere Schichten einer Zementmergelschüssel an, die leichter<br />
ausgeräumt werden konnten. Der Galgenberg blieb am Talrand als Massenkalkhügel bestehen. Auch bei Schlechtenfeld<br />
findet sich eine solche Talausweitung.<br />
Abb. 4: Geologische Situation um die Gräfinbronnenhöhle<br />
6 <strong>und</strong> 7: Gräfinbronnenhöhle <strong>und</strong> Steinbruch "Gelber Fels"
Die Gräfinbronnenhöhle liegt knapp oberhalb des Traufs, der auf der Südseite des Landgerichts zum <strong>Ur</strong>donautal hin mit<br />
dem heutigen Bachtal <strong>und</strong> Kirchener Tal abfällt <strong>und</strong> am Beginn eines Bergsporns, der die breite Talaue des Buchtals <strong>und</strong><br />
des hier von Norden einmündenden Bachtals trennt <strong>und</strong> dessen Kuppe das Barockschloß Mochental ziert.<br />
Als schmales, maximal 20 m mächtiges Band streicht die Brackwassermolasse (BM) am oberen, nördlichen Rand des<br />
<strong>Ur</strong>donautals zwischen Kirchen <strong>und</strong> Lauterach aus. Die darüberliegenden Süßwasserkalke der Oberen Süßwassermolasse<br />
(OSM) sind teilweise verkarstet <strong>und</strong> die Mergel <strong>und</strong> Kalkmergelunterlage der BM bildet einen gut ausgeprägten<br />
Quellhorizont. Die BM kann gebietsweise noch aufgegliedert werden in "Grimmelfinger Schichten" <strong>und</strong> "Kirchberger<br />
Schichten". Dies ist jedoch nur in günstigen Aufschlüssen möglich, meist nicht morphologisch im Gelände. Je nachdem<br />
wie tief die rinnenartige Ausräumung der Graupensandrinne reichte, bildete die Untere Süßwassermolasse (USM) oder der<br />
Weißjura zeta die Liegendschichten.<br />
Im Bereich der Gräfinbronnenhöhle sind dies die Hangenden Bankkalke (Wj zeta 3, TiH 3 ). In <strong>und</strong> um die <strong>Höhle</strong> sind<br />
allerdings keine Graupensande festzustellen. Prinz (1959) führt dies darauf zurück, daß diese bei Mochental <strong>und</strong> im<br />
Simisgr<strong>und</strong> (nördlich Kirchen) bereits am nördlichen Rinnenrand ausgekeilt sind. Im 1 km östlich der <strong>Höhle</strong> gelegenen<br />
Steinbruch am "Gelben Fels" sind in der nordwestlichen Ecke in 610 m NN 2,7 - 4 m mächtige Feinsande aufgeschlossen (<br />
Kirchberger Schichten ? ). Trotz gleicher Höhenlage fehlen sie an der nordöstlichen Abbaukante. Erst weiter östlich, im<br />
Waldgebiet zwischen dem "Hungerbrunnen" <strong>und</strong> dem "Ges<strong>und</strong>heitsbrünnele" tauchen wieder Kirchberger Schichten auf.<br />
Schad (1908) gibt ein Profil an, in dem bei unter 627 m NN anstehenden Süßwasserkalke der OSM folgen:<br />
2,5 m Sandstein; weißgrau, glimmerarm<br />
2,5 m Sand; glimmerreich<br />
0,5 m Letten <strong>und</strong> Mergel; lehmgrau<br />
622 m NN Hungerbrunnen = Quellhorizont<br />
(Quellhorizont Gr.br.-H. = ca 617 m)<br />
12 m Grimmelfinger Schichten<br />
Im Gebiet um die <strong>Höhle</strong> besteht der Boden aus gelblich-grauen Tonmergeln mit blaugrauen Mergellinsen. In der Nähe<br />
liegende Senken weisen teilweise einen geringen Feinsandanteil im Tonmergel auf. Auch schwach glimmerhaltige Linsen<br />
kommen vor. Durch Bodenfließen ist der Bereich des Quellhorizonts stark gestört. In der Eingangsdoline zur <strong>Höhle</strong><br />
kommen noch vielfältige anthropogene Verunreinigungen dazu, die durch den Umbau einer Quellfassung (1954) <strong>und</strong> eines<br />
Abzugsgrabens entstanden sind.<br />
Etwa 80 m NW der <strong>Höhle</strong> stößt man auf eine nur wenige dm hohe Geländestufe, die sich in westlicher Richtung über<br />
mehrere 100 m verfolgen läßt. Hier dürften Süßwasserkalke der OSM ausstreichen. Diese Vermutung wird durch F<strong>und</strong>e<br />
von silvana- Schnecken in Lesesteinen bestärkt.<br />
Die Tektonik des Gebiets ist ausführlich dargestellt in Prinz (1959 <strong>und</strong> 1974) , der auch Aussagen über ihr Alter macht.<br />
Aus der kluftbedingten Anlage der <strong>Höhle</strong> <strong>und</strong> dem postulierten Alter der Verwerfungen (Lautertalverwerfung: Grenze<br />
Pliozän / Miozän; Bachtalverwerfung: Jungtertiär) läßt sich das Entstehungsalter der <strong>Höhle</strong> nicht ableiten. Hoch über dem<br />
Eingangsniveau der <strong>Höhle</strong> liegen pliozäne Schotter einer Emerbergdonau <strong>und</strong> Bubenäckerdonau. (Verschieden alte<br />
Niveaus zeigt Abb. 8 auf). Auch im Sediment des Eingangsraums der <strong>Höhle</strong> fanden sich , sicher umgelagert , dem<br />
Anschein nach alte Gerölle. Sie waren z. T. angesintert, zeigten Lösungsdellen <strong>und</strong> eine bis zu einem cm dicke braune<br />
Verwitterungsrinde.<br />
Erst nachdem sich die Donau als Vorfluter in ihr ehemaliges Tal eintiefte <strong>und</strong> die überdeckenden nichtverkarsteten<br />
Molasseschichten beseitigte, konnte sie als Vorfluter fungieren <strong>und</strong> das vorhandene Kluftnetz aktivieren. Die<br />
Schotterniveaus ab der Günz- <strong>und</strong> Mindeleiszeit kommen dafür theoretisch in Frage, also eine frühestmögliche Anlage der<br />
<strong>Höhle</strong> in der Cromer- Warmzeit (700 000 Jahre) oder im Holstein- Interglazial (350 000 Jahre). Die Lage von Quelle,<br />
Ponor <strong>und</strong> <strong>Höhle</strong> in einem Dolinenfeld läßt eher ein noch jüngeres Alter annehmen. Dolinen, sowohl im Molasse-,<br />
Muschelkalk- oder Wj- <strong>Karst</strong> sind keine sehr alten Bildungen; meist haben sie sich erst in eiszeitlich bis nacheiszeitlich<br />
geprägten Talmulden <strong>und</strong> Flächen eingetieft.
Abb. 5: Alte Donauniveaus zwischen Riedlingen <strong>und</strong> Allmendingen (aus GLÖCKLER 1986)<br />
8. Kiesgrube Kirchen<br />
Die Kiesgrube liegt auf einem Niveau von 515 m NN, etwa 13 m über dem Rinnentiefsten der Risseiszeit. Späte<br />
Rissschotter sind sowohl im alten wie im neuen <strong>Donautal</strong> abgelagert, so daß sie zur Datierung des Donaudurchbruchs<br />
herangezogen werden können.<br />
In der Grube folgt unter einer 0,5 m mächtigen Schicht aus gelblichem Löss <strong>und</strong> Lösslehm mit kantigem Kalksteinschutt<br />
(Würmeiszeit ?) ein kiesig-sandiger , dunkelbrauner Verwitterungslehm (Riss-Würm- Interglazial?). Darunter liegen 6 - 8<br />
m Kies <strong>und</strong> Sande. Mit meist 1 - 5 cm Größe sind die Gerölle relativ klein. Öfters schalten sich Sandlagen ein, erkennbar<br />
in Erosionsrinnen eingelagert <strong>und</strong> auch in Kreuzschichtung ausgebildet. Im Hangenden überwiegen alpine Gerölle (bis zu<br />
20 % Quarzite), nach unten nehmen Juragerölle auf bis zu 13 % zu. 2 % der Gerölle werden dem Schwarzwald<br />
zugeordnet, r<strong>und</strong> 43 % sind alpine Karbonate.<br />
9. Der Schmiecher See<br />
Auf die Talgeschichte der ehemaligen Donauschlinge südlich des Schelklinger Bergs wurde am Kogelstein bereits<br />
eingegangen. Die geologischen Gr<strong>und</strong>lagen für die Entstehung des Sees waren aber unklar. Noch Wagner (1929) hielt ihn<br />
für einen echten sporadischen <strong>Karst</strong>wassersee, ähnlich dem Zirknitzer See in Slowenien. Seit Lillich (1962) erwartete man<br />
eine stauende Lehmschicht im Taluntergr<strong>und</strong>.<br />
Von 1982 - 1985 wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, um das Geheimnis zu lösen. Dabei wurden<br />
verschiedene geophysikalische Methoden eingesetzt wie Geoelektrik, Refraktionsseismik, Bohrungen <strong>und</strong> hydrologische<br />
Auswertungen. Sie erbrachten ein differenziertes Bild der Entstehungsgeschichte:
Abb. 6: Alte Talschlingen der Donau. Im Vordergr<strong>und</strong> der Schmiechener See, links Schmiechen mit dem einmündenden<br />
Schmiechtal, im Zentrum der Schelklinger Berg, dahinter Schelklingen mit der Talschlinge um den Lützenberg (aus<br />
VILLINGER 1987, Taf 4, S.69)<br />
Abhängig von der Talgeschichte der alten Donau stammt die tiefste Rinnensohle dem Beginn der mittleren Risseiszeit. Die<br />
alpinen Schotter hatten das <strong>Donautal</strong> noch nicht erreicht. Ein Niveau 10 m höher kann durch Vergleiche aus der<br />
Talgeschichte in die Mindeleiszeit gestellt werden. Nachdem in der mittleren Risseiszeit die Donau ihr altes Tal verlies,<br />
benutzte die Schmiech diesen Talabschnitt bis Anfang der Würmeiszeit. Noch während der Risszeit lagerte die Schmiech<br />
einen erbohrten unteren Kies ab, der später nur teilweise wieder ausgeräumt wurde. Auflagernde interglaziale Sedimente<br />
wurden nicht gef<strong>und</strong>en, sie wurden entweder ausgeräumt oder bei den Bohrungen nicht angetroffen. Während der<br />
Würmeiszeit glitt die Schmiech auf ihrem Schuttkegel nach Süden <strong>und</strong> verliea das Tal. Die Seitenbäche der zum zweiten<br />
Mal verlassenen Schlinge brachten weiteres lehmig-kiesiges Material ein. Das kalkhaltige Feinmaterial aus Molasse,<br />
Zementmergeln <strong>und</strong> Lehm setzten sich als Seemergel ab, verzahnt mit Kiesschüttungen. Diese Situation dauerte bis in die<br />
jüngste Zeit an, da wie berichtet die Schmiech noch in den 1930er Jahren bei Hochwasser bis zum Schmiecher See<br />
durchbrach. "Der heutige Schmiecher See dürfte also ein Relikt aus der Würmeiszeit sein, das gewissermaßen in einer<br />
geologischen Nische seit zehntausenden von Jahren überdauern konnte". Seiner heute bedeutenden Rolle als Biotop<br />
wurde Rechnung getragen, indem das Gebiet unter Naturschutz gestellt wurde.
Abb. 7: Geologischer Querschnitt durch das alte <strong>Donautal</strong> mit dem Schmiechener See (aus VILLINGER 1987, S. 53)<br />
Literatur:<br />
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Geographische Hefte, Nr. 3, S. 38-49. Ulm, 1986<br />
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Villinger, E.: Die Blautopfhöhle bei Blaubeuren als Beispiel für die Entwicklung des <strong>Karst</strong>systems im Schwäbischen<br />
Malm. Geol. Jb., C 49, S. 71-103, 8 Abb., 1 Taf.; Hannover, 1987<br />
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