schwarze protokolle - papiertiger archiv & bibliothek der sozialen ...
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unterschreibt, und da sei ich nun hier beson<strong>der</strong>s vorsichtig, zumal ich den hiesigen<br />
Rechtsweg garnicht kenne. Wer weiß, was dann daraus wird. -<br />
Etwas ratlos verläßt sie den Raum. (Das fiel allgemein auf: auf irgendwelche<br />
Weigerung, bzw. Fragen nach dem 'warum' reagieren die Uniformierten sehr<br />
konsterniert.)<br />
Nun soll ich draußen Platz nehmen und warten; HD ist dran. Anschließend versucht<br />
sie's mit dem bekanntesten Trick aller Verhörbullen: Wie erklären Sie es sich, daß<br />
Ihr Freund etwas ganz an<strong>der</strong>es ausgesagt hat als Sie? - Weiß ich nicht, ich sag's<br />
wenigstens so. - Abgeblitzt. Wie<strong>der</strong> raus, ich warte. Nach einer Weile kommt ein<br />
an<strong>der</strong>e VOPO und teilt mir mit, daß ich die mir im grenzüberschreitenden<br />
Reiseverkehr obliegenden Rechtspflichten bewußt mißachtet habe, indem ich<br />
Gegenstände entgegen den gesetzlichen Bestimmungen <strong>der</strong> DDR in die DDR<br />
eingeführt habe und daß er bzw. die DDR dafür 50 DM haben will. Eine getippte<br />
Strafverfügung hat er gleich mitgebracht, ich brauche nur noch zu unterschreiben. -<br />
Ich unterschreibe nichts . Ich erkläre ihm, daß ich die beiden Bücher (also die<br />
eingeführten Gegenstände) überhaupt nicht gegen die Interessen <strong>der</strong> DDR gerichtet<br />
sehe, vielmehr als eine solidarische Kritik auf dem Boden <strong>der</strong> DDR begreife und<br />
insofern auch nicht bereit sei, etwas zu bezahlen. Er solle mir vielmehr eine präzise<br />
Auskunft darüber geben, warum ausgerechnet <strong>der</strong> Sozialist Biermann gegen die<br />
Interessen <strong>der</strong> DDR gerichtet sein soll, wie es in meinem Protokoll stehe bzw. fände<br />
ich es angebracht, anhand <strong>der</strong> beiden Gegenstände darüber zu diskutieren. Wird<br />
abgelehnt; dann bin ich auch nicht bereit, zu bezahlen, son<strong>der</strong>n möchte halt jemand<br />
an<strong>der</strong>en sprechen, <strong>der</strong> mir diese Maßnahme „politisch“ erklärt. Er ab, kommt nach<br />
einer Weile mit einem an<strong>der</strong>en VOPO zurück; er rafft sich zu einer längeren<br />
Erklärung auf, ich habe gegen die Gesetze <strong>der</strong> DDR verstoßen, weil ich Literatur<br />
eingeführt habe, <strong>der</strong>en Einfuhr den Interessen des sozialistischen Staates<br />
blablabla .... und daß ich 50 DM bezahlen soll. - Ich erkläre noch einmal, daß ich nur<br />
dann bereit wäre, etwas zu bezahlen, wenn man mir klar gemacht habe, inwieweit<br />
<strong>der</strong> Genosse Biermann gegen die Interessen <strong>der</strong> DDR gerichtet ist , warum er auf<br />
dem Index steht. Sie hätten keine Lust und Zeit, mit mir darüber zu diskutieren, ob<br />
sie denn schon etwas von Biermann gelesen haben? - Nein! - Woher sie dann<br />
wissen, daß er gegen die Interessen ... Da gäbe es eine Verfügung ... Ob sie dieser<br />
Verfügung denn glauben, ohne das zu kennen, wogegen sich die Verfügung richtet?<br />
Selbstverständlich! ... sozialistischer Staat ... Ob sie denn irgendetwas von Biermann<br />
lesen wollen? - Nein! Ihnen reicht die Bestimmung gegen ihn ... Und im übrigen<br />
hätten sie we<strong>der</strong> Zeit noch Lust ...<br />
.... und ich auch nicht mehr.<br />
HD:<br />
Heinrich-Heine-Straße, etwa 10h30-13h30 Wir kommen hin. Das übliche. Ein<br />
Grenztyp entschieden: "Eine mitfahrende Person bitte zur Paßausgabe.“ Dann die<br />
Blaumiesen, einer: „Kommse mal mit bitte“, aha! in die Baracke zum Filzen! Hinter<br />
mir spüre ich Bewegung; im gleichen Moment wie ich die Baracke betrete drängelt<br />
ein Blaumieser am Mister vorbei zum Filztisch, wo unsre Nummer mit <strong>der</strong> bekannten