schwarze protokolle - papiertiger archiv & bibliothek der sozialen ...
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Dadaisten, daß ihre Probleme nicht künstlerischer, ästhetischer, formaler, son<strong>der</strong>n -<br />
wenn nicht sowieso gesellschaftlicher so doch - radikaler Natur sind im Sinne <strong>der</strong><br />
Totalität des menschlichen Lebens und damit <strong>der</strong> 'Revolution'.<br />
Was für den Anarchismus wie für den Bolschewismus o<strong>der</strong> einfach alle als<br />
'revolutionär' verstandenen Ideologien einer radikal verstandenen Politik galt,<br />
bezogen die Dadaisten auf das Metier: <strong>der</strong> 'futuristische', 'aktivistische' Kunstbetrieb<br />
produzierte denselben bombastischen Schwulst, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> radikal verstandenen<br />
Politik eines gemeinsam hatte: absolute Folgenlosigkeit, und war sie noch so<br />
einleuchtend, wissenschaftlich, artifiziell o<strong>der</strong> 'menschlich' propagiert.<br />
Den Bruch mit <strong>der</strong> Literatur, <strong>der</strong> Kunst als Ware, als Kunstbetrieb, als beliebig<br />
austauschbarem Beschäftigungsgegenstand vollzogen die Dadaisten durch ihre<br />
Kritik am Superexpressionismus; diese Kritik bedeutet das Aussteigen aus dem<br />
Geschäft. Hat man sich erst vom big business losgehakt, stellt das radikale Denken<br />
fast von selbst sich ein und du wirst auch irgendwie lebendiger: „Man kommt von<br />
selbst zum Realen, sobald man sich rührt und ein lebendiger Mensch ist.“ 33<br />
Im Gegensatz dazu sahen den Dadaisten den Ideologen überall, die Personifikation<br />
des „akademischen Begriffes von Leben“ 34 , o<strong>der</strong> wie Hülsenbeck das ausdrückte,<br />
„ldeologe ist je<strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> auf den Schwindel hereinfällt, den ihm sein eigener<br />
Intellekt vormacht, eine Idee, also das Symbol einer augenblicks-apperzipierten<br />
Wirklichkeit habe absolute Realität." 35<br />
Wie schon die linke Opposition vor dem Krieg gezeigt hatte, daß bestimmte<br />
sozialistische Theorien nur Refugien für edlere Naturen wie Kropotkin, Landauer und<br />
Mühsam gewesen waren, zeigten die Arbeiter nach dem Krieg keine Neigung den<br />
Ideologien o<strong>der</strong> Ideologen zuliebe auf die Barrikaden zu gehen, <strong>der</strong>en ganze<br />
Aktivität nur darin bestanden hatte Aufmerksamkeit und Interesse zu wecken für<br />
'ihre' Ideologien und wenn etwas ganz Konkretes anfiel, kam auch bei ihnen nur das<br />
mechanische Schema zum Vorschein: Generalstreik, Enteignung, Diktatur des<br />
Proletariats, Hoch die ... , Nie<strong>der</strong> mit ...<br />
Für die Dadaisten war damals klar, daß „<strong>der</strong> Mensch ... nicht mehr das Produkt einer<br />
konventionellen Moral (ist), er kann es sich nicht mehr gefallen lassen, durch<br />
politische ökonomische und religiöse Schlagworte hin und hergeschoben zu<br />
werden." 36 Möglicherweise liefert uns das die Begründung dafür, daß die Dadaisten<br />
an den mit den Berliner revolutionären Ereignissen vergleichbaren Kämpfen in<br />
Zürich vor allem 1916/17 nicht beteiligt waren. Im Januar 1917 geht Hülsenbeck von<br />
Zürich nach Berlin zurück, um dort zusammen mit <strong>der</strong> Gruppe um Franz Jung, Raoul<br />
Hausmann, George Grosz und den Brü<strong>der</strong>n Herzfelde etwas Neues zu starten. Hugo<br />
Ball hatte sich mit Emmy Hennings zu dem Zeitpunkt vom Cabaret Voltaire<br />
abgewandt, als vor allem durch Tristan Tzara Dada zu d e r neuen Kunstrichtung<br />
gemacht wurde, als die sie noch heute in den Lexika und Ausstellungen eine ihren<br />
Vorkämpfern unwürdige Existenz fristet; Ball versuchte durch die Mitarbeit an <strong>der</strong><br />
"Freien Zeitung“ und an den 'politisch' aktiveren "Weißen Blättern“ sowie durch<br />
Vorträge jene wie<strong>der</strong>hergestellte Trennung von Literatur-, Kunstbetrieb und<br />
persönlicher Existenz hinauszuzögern.<br />
Frohlockend ergreift man wie<strong>der</strong> einmal die Gelegenheit, wo irgend möglich so auch<br />
hier W.I.Lenin eins auszuwischen, diesmal unter dem Motto: 'Achtung! Spießer am<br />
Werk!' "Ich lasse die Schöpfungen des Expressionismus, Futurismus, Kubismus und