schwarze protokolle - papiertiger archiv & bibliothek der sozialen ...
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Darum ging es bei den Surrealisten in <strong>der</strong> 'Naville-Diskussion' 1926: in seiner<br />
Broschüre 'Die Revolution und die Intellektuellen' schrieb Naville: „JA o<strong>der</strong> NEIN,<br />
wünscht die surrealistische Revolution die Revolution des GEISTES o<strong>der</strong> die<br />
Revolution <strong>der</strong> FAKTEN? Steht sie auf <strong>der</strong> Seite des Marxismus (= Politikantentums)<br />
o<strong>der</strong> gefällt sie sich in kontemplativen Theorien und in <strong>der</strong> Reinigung des inneren<br />
Lebens?“ Breton lehnt es ab, den von <strong>der</strong> politischen Revolution aufgezwungenen<br />
mechanischen Dualismus hie Fakten hie Geist zu akzeptieren. Er wirft den<br />
Parteidogmatikern vor, daß sie gerade die Vielfalt einer revolutionären Bewegung<br />
zugunsten ihres Parteirezeptes übersehen. Breton: „Ich sage, daß die revolutionäre<br />
Flamme brennt, wo sie will und daß es in <strong>der</strong> vorrevolutionären (das hätte er sich<br />
schenken können!) Zeit, in <strong>der</strong> wir leben, nicht angeht, wenn eine kleine Anzahl von<br />
Menschen darüber befindet, wo sie zu brennen hat und wo nicht.“<br />
Trotzdem, aber das sagt nichts gegen ihre Argumentation, vielmehr etwas aus über<br />
das Problem, Isolierung von <strong>der</strong> jeweils relevanten & angesehenen<br />
Politikantenströmung zu ertragen, treten Breton und drei weitere Surrealisten einige<br />
Zeit später in die KPF ein. Endlich - erklären sie - seien sie AUF FESTEN BODEN<br />
GELANGT. Ihre Zeitschrift LA REVOLUTION SURREALISTE wird - und das drückt<br />
alles aus - dann auch umbenannt in LE SURREALISME AU SERVICE DE LA<br />
REVOLUTION.(Mahlzeit!!)<br />
Der Surrealismus lief Gefahr, zu einer bloßen propagandistischen. Zweigstelle <strong>der</strong><br />
Partei zu verkommen. Prévert stellt in seiner Kritik an dieser Entwicklung Breton als<br />
einen Troubadour dar, <strong>der</strong> unter dem Fenster <strong>der</strong> Dame KPF die LUTH DE<br />
CLASSE, die Klassen(kampf)laute, schlägt. Das typische Ende<br />
parteikommunistischer Bündnispolitik mit den fortschrittlichen Menschen visiert sich<br />
an: einige Zeit später steht in <strong>der</strong> Humanité (1931) eine Erklärung von Aragon, <strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Partei weiter die Stange hält, gegen eine Broschüre Bretons: „... aufs<br />
entschiedenste mißbilligt, daß je<strong>der</strong> Kommunist die Attacken, die diese Broschüre<br />
enthält, als unvereinbar mit dem Klassenkampf und daher als objektiv<br />
konterrevolutionär“ blablabla und wie gehabt. Für Breton war <strong>der</strong> Flirt mit <strong>der</strong> Muhme<br />
Kpf schnell vorbei. Daß es überhaupt soweit kommen konnte, kann man so erklären,<br />
daß Breton - genauso übrigens wie Walter Benjamin ebenfalls in dieser Zeit (1927 -<br />
1930) - damals noch allzusehr unkritisch die 'Kommunistische Partei' ganz im<br />
LukaczIschen (und ... und... und) Sinne als die konkret gewordene organisatorische<br />
Form <strong>der</strong> Vermittlung von Theorie und Praxis sah, quasi als das fleischgewordene<br />
Selbstbewußtsein <strong>der</strong> Revolution, wozu sich lediglich von seiten <strong>der</strong> diversen Partikel<br />
( so z.B. „den Surrealisten“) eine Zuordnung herstellen lassen sollte. So läßt sich<br />
dann verstehen, daß Benjamin (1929!) zwar die Radikalität, Spontaneität <strong>der</strong><br />
Surrealisten begreift und erkennt („Die Revolte“), dennoch in seiner unglücklichen<br />
Fixierung an die kommunistische Partei als den institutionalisierten Kommunismus<br />
("Die Revolution“), den tatsächlichen Konflikt zwischen REVOLTE und<br />
REVOLUTION (bleibt man einmal in dieser Begrifflichkeit) zugunsten einer<br />
hierarchischen Unterordnung <strong>der</strong> Revolte unter die Revolution löst. In <strong>der</strong><br />
Geschichte <strong>der</strong> Emanzipationskämpfe deckt sich jedoch zumeist die REVOLTE mit<br />
den unmittelbar um ihre Emanzipation kämpfenden Unterdrückten, die<br />
REVOLUTION mit <strong>der</strong>en - wie auch immer historisch-materialistisch-notwendigallgemein-und-überhaupt<br />
drapierten – Liquidatoren.<br />
Was Benjamin am Beispiel <strong>der</strong> Surrealisten als spezifisches Problem beschreibt,<br />
nämlich bei aller Anerkennung <strong>der</strong> radikalen Unmittelbarkeit <strong>der</strong> Surrealisten ("Seit<br />
Bakunin hat es in Europa keinen radikalen Begriff von Freiheit mehr gegeben. Die