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schwarze protokolle - papiertiger archiv & bibliothek der sozialen ...

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Anm. 90) Nadeau, a.a.O., S.200<br />

„!... also, wenn Kulturprodukte, die für den Markt produziert worden sind, bürgerliche<br />

affirmative Kacke sind, gilt das dann auch für die 3 Bände KAPITAL ..........?<br />

WIESO EIGENTLICH SURREALISMUS?<br />

DADA und SURREALISMUS interessieren uns nicht vom Standpunkt <strong>der</strong><br />

herkömmlichen Ästhetik, die aufs Kunstwerk als Produkt, als Ergebnis von 'Kunscht'<br />

fixiert ist, son<strong>der</strong>n uns interessieren DADA und SURREALISMUS als beispielhafte<br />

Bewegungen, wie in einem konkreten gesellschaftlichen Bereich an <strong>der</strong> radikalen<br />

Zerstörung und Aufhebung <strong>der</strong> TOTALITÄT DER BÜRGERLICHEN KULTUR<br />

(begriffen als die Gesamtheit aller Reproduktionsformen <strong>der</strong> bürgerlichen<br />

Verhältnisse) gearbeitet wurde.<br />

So begreift auch Walter Benjamin den Surrealismus nicht als Kunstrichtung, son<strong>der</strong>n<br />

als Lebenshaltung. Die Surrealisten, das surrealistische Leben, sind Resultate <strong>der</strong><br />

Krise <strong>der</strong> Intelligenz, die für ihn synonym mit <strong>der</strong> Krise des humanistischen<br />

Freiheitsbegriffs ist. Die Surrealisten wollen - sagt Benjamin -aus dem Stadium <strong>der</strong><br />

ewigen Diskussionen heraus und um jeden Preis zur Entscheidung kommen. Der<br />

Surrealismus bricht mit <strong>der</strong> Praxis, die einem Publikum Kunstprodukte als Resultate<br />

einer bestimmten Existenzform vorführt, ihm die Existenzform selbst jedoch<br />

vorenthält. Indem die Surrealisten mit einer solchen Praxis brechen, sich also nicht<br />

mehr als die Künstler <strong>der</strong> traditionellen Ästhetik, d.h. als warenerzeugende<br />

Produzenten begreifen und verhalten, gehen sie daran, Kunst als 'Kunscht'<br />

abzuschaffen. „Wer erkannt hat, daß es in den Schriften dieses Kreises sich nicht<br />

mehr um Literatur, son<strong>der</strong>n um an<strong>der</strong>es: Manifestation, Parole, Dokument, Bluff,<br />

Fälschung wenn man will, nur eben nicht um Literatur handelt, weiß damit auch, daß<br />

hier buchstäblich von ERFAHRUNGEN, nicht von Theorien, noch weniger von<br />

Phantasmen die Rede ist.“ i<br />

Peter Bürger begreift den Surrealismus mit Recht als "Versuch, die Möglichkeit von<br />

Erfahrung wie<strong>der</strong>herzustellen.“ ii ) Die Notwendigkeit, ERFAHRUNGEN erst wie<strong>der</strong> zu<br />

ermöglichen, betrifft die vorgefundene Situation, daß mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Reizüberflutung die Menschen mit <strong>der</strong> Ausbildung eines Reizschutzes reagieren.<br />

"Entwe<strong>der</strong> werden die Reize gar nicht mehr wahrgenommen, o<strong>der</strong> das Bewußtsein<br />

entledigt sich ihrer durch schnelle Reaktion. Durch den lebensnotwendigen Ausbau<br />

eines solchen Reizschutzes wird aber zugleich die Möglichkeit, Erfahrung zu<br />

machen, eingeschränkt. Erfahrung sei hier verstanden als verarbeitetes Bündel von<br />

Wahrnehmungen und Reflexionen, das wie<strong>der</strong> in die Lebenspraxis zurückübersetzt<br />

werden kann.“ iii Walter Benjamin spricht vom steigenden ERFAHRUNGSVERLUST,<br />

Erfahrungsschwund seit Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts und stellt fest, daß Ende des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts eine Reihe von Versuchen gemacht. werden, "<strong>der</strong> 'wahren' Erfährung<br />

im Gegensatz zu einer Erfahrung sich zu bemächtigen, welche sich im genormten,<br />

denaturierten Dasein <strong>der</strong> zivilisierten Massen nie<strong>der</strong>schlägt.“ iv Diese von Benjamin<br />

beschriebene Suche nach <strong>der</strong> "wahren Erfahrung" signalisiert, daß die verordnete,<br />

manipulierte Erfahrung identisch mit dem Verlust <strong>der</strong> wirklichen Erfahrung ist.

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