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schwarze protokolle - papiertiger archiv & bibliothek der sozialen ...

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Das Bewußtsein <strong>der</strong> Massen ist jedoch nie ein theoretisches Bewußtsein, das<br />

individuell aus dem Studium <strong>der</strong> Bücher abgeleitet ist. ln den mo<strong>der</strong>nen<br />

Industriegesellschaften entspringt sozialistisches Bewußtsein den tatsachlichen<br />

Bedingungen des gesellschaftlichen Lebens. Diese Gesellschaftsform bringt die<br />

Bedingungen für ein entsprechendes Bewußtsein hervor. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

versperrt sie gewöhnlich den Zugang zu diesem Bewußtsein, da es sich eben um<br />

die Klassengesellschaft handelt. Hierin liegt sowohl das Dilemma als auch die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung, mit <strong>der</strong> Revolutionäre heute konfrontiert werden.<br />

Es gibt eine Aufgabe für bewußte Revolutionäre. Erstens durch persönlichen<br />

Einsatz, im täglichen Leben und am Arbeitsplatz.(Hier liegt die Hauptgefahr in <strong>der</strong><br />

"Ich-bin-proletarischer-als-du-Haltung", welche die Leute glauben läßt, daß sie kaum<br />

was machen können, wenn sie keine richtigen Arbeiter sind und die sie so tun läßt,<br />

als ob sie etwas wären, was sie gar nicht sind, in dem falschen Glauben, daß die<br />

einzig wirksamen Kämpfe in <strong>der</strong> Industrie stattfinden.) Zweitens, indem man an<strong>der</strong>e<br />

im Kampf dadurch unterstützt, daß man ihnen Hilfe o<strong>der</strong> Informationen zukommen<br />

läßt, die ihnen verweigert wird (dabei liegt die Hauptgefahr in dem Angebot<br />

„interessierter Unterstützung“, <strong>der</strong>en Zweck ebensosehr ist, den Militanten für die<br />

„revolutionäre“ Organisation zu gewinnen, wie <strong>der</strong> Sieg in dem Kampf, in den er<br />

verwickelt ist.) Und schließlich, indem man die tiefen Beziehungen (die allerdings oft<br />

verborgen sind) aufzeigt und erklärt, die zwischen dem sozialistischen Ziel und dem<br />

bestehen, was die Leute durch ihre eigenen Erfahrungen und Bedürfnisse zu tun<br />

getrieben werden. (Das meinen wir, wenn wir gesagt haben, die Revolutionäre<br />

sollten dazu beitragen, den „implizit“ sozialistischen Inhalt vieler gegenwärtiger<br />

Kämpfe „explizit“ zu machen.)<br />

Dieser Absatz sollte SOLIDARITY vom traditionellen Typ politischer Organisation<br />

unterscheiden. Wir sind keine Führung und wollen auch keine werden. Da wir an<strong>der</strong>e<br />

we<strong>der</strong> führen noch manipulieren wollen, können wir Hierarchie o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

manipulative Mechanismen bei uns nicht gebrauchen. Da wir ideologisch und<br />

organisatorisch an die Autonomie <strong>der</strong> Arbeiterklasse glauben, können wir auch<br />

Gruppen innerhalb <strong>der</strong> SOLIDARITY-Bewegung solche Autonomie nicht streitig<br />

machen. Im Gegenteil, wir sollten uns bemühen, sie zu för<strong>der</strong>n.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wünschen wir natürlich, an<strong>der</strong>e zu beeinflussen und die<br />

SOLIDARITY-Ideen (und nicht irgendwelche) so weit wie möglich zu verbreiten.<br />

Das erfor<strong>der</strong>t die koordinierte Aktivität von Personen und Gruppen, die einzeln zur<br />

Eigenaktivität fähig sind und die ihr eigenes Maß an Beteiligung und ihre eigenen<br />

Arbeitsgebiete finden können. Die Instrumente solcher Zusammenarbeit sollten<br />

flexibel und dem jeweilig erfor<strong>der</strong>lichen Zweck <strong>der</strong> gemeinsamen Arbeit angemessen<br />

sein.<br />

Wir lehnen Organisation nicht mit <strong>der</strong> Begründung ab, daß sie notwendigerweise<br />

Bürokratie impliziert. Wenn wir solche Ansichten hätten, dann gäbe es überhaupt<br />

keine sozialistische Perspektive. Im Gegenteil, wir glauben, daß Organisationen,<br />

<strong>der</strong>en Arbeitsweise (und was sie beinhaltet) von allen verstanden wird, allein den<br />

Rahmen für demokratische Entscheidungen abgeben können. Es gibt keine<br />

institutionellen Garantien gegen die Bürokratisierung revolutionärer Gruppen. Die<br />

einzige Garantie ist die ständige Wachsamkeit und Selbstmobilisierung <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>. Wir sind uns jedoch <strong>der</strong> Gefahr bewußt, daß revolutionäre Gruppen zum

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