schwarze protokolle - papiertiger archiv & bibliothek der sozialen ...
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Sozialismus kann nicht gleichgesetzt werden mit Maßnahmen wie <strong>der</strong><br />
„Verstaatlichung <strong>der</strong> Produktionsmittel“.Diese Maßnahmen mögen den Regierenden<br />
verschiedener Klassengesellschaften helfen, ihr Ausbeutungssystem zu<br />
rechtfertigen und ihre Probleme zu lösen; wir aber weigern uns, zwischen<br />
Alternativen zu wählen, die von unseren Klassenfeinden gestellt sind. DARAUS<br />
FOLGT, daß wir we<strong>der</strong> „rechte“ noch „linke“ Regierungen zur Verstaatlichung o<strong>der</strong><br />
zu ähnlichem antreiben.<br />
Absatz 2 impliziert auch, daß <strong>der</strong> Kapitalismus imstande ist, die Produktionsmittel<br />
weiterzuentwickeln. Er kann unter Umständen sogar den Lebensstandard<br />
verbessern. Aber we<strong>der</strong> das Eine noch das an<strong>der</strong>e hat irgendetwas mit Sozialismus<br />
zu tun. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> drei ordentliche Mahlzeiten am Tag haben will und die Aussicht<br />
auf einen sicheren Arbeitsplatz, kann das in jedem gutgeführten Gefängnis auch<br />
haben. DARAUS FOLGT, daß wir den Kapitalismus nicht in erster Linie auf Grund<br />
seines Versagens in dieser Beziehung verurteilen. Sozialismus heißt für uns nicht,<br />
daß die Gefangenen alle Radios kriegen, son<strong>der</strong>n er bedeutet die Zerstörung des<br />
industriellen Gefängnisses selbst. Es geht nicht nur um mehr Brot, son<strong>der</strong>n darum,<br />
wer in <strong>der</strong> Bäckerei zu sagen hat.<br />
Der Absatz 2 hebt schließlich die vielfältigen Methoden hervor,mit denen das System<br />
sich selbst am Leben erhält. Indem unter diesem Punkt von Propaganda ebenso die<br />
Rede ist, wie von Polizisten, von Schulen wie von Gefängnissen, von<br />
überkommenen Werten und traditioneller Moral ebenso wie von traditionellen<br />
Methoden physischen Zwanges, wird hier die Betonung auf ein Hin<strong>der</strong>nis auf dem<br />
Weg zu einer freien Gesellschaft gelegt, nämlich auf die Tatsache, daß die große<br />
Mehrheit <strong>der</strong> Ausgebeuteten und Manipulierten die Normen und Werte des Systems<br />
verinnerlicht und weitgehend anerkannt hat (z.B.solche Begriffe wie<br />
Hierarchie,Teilung <strong>der</strong> Gesellschaft in Befehlsverteiler und -empfänger, Lohnarbeit<br />
und die Gegensätzlichkeit <strong>der</strong> Geschlechtsrollen). Aus alledem FOLGT, daß wir all<br />
die Vorstellungen als unvollständig (und somit als ungeeignet) ablehnen,die das<br />
Weiterbestehen des Systems nur <strong>der</strong> Polizeirepression zuschreiben o<strong>der</strong> dem<br />
"Verrat" verschiedener Politiker o<strong>der</strong> Gewerkschaftsführer.<br />
Eine Krise <strong>der</strong> Werte und eine wachsende Infragestellung <strong>der</strong> Autoritätsverhältnisse<br />
sind Entwicklungszüge <strong>der</strong> gegenwärtigen Gesellschaft. Das Anwachsen dieser<br />
Krisen ist eine <strong>der</strong> Vorbedingungen für die sozialistische Revolution. Sozialismus ist<br />
nur möglich, wenn die Mehrheit des Volkes die Notwendigkeit einer<br />
gesellschaftlichen Wandels versteht, wenn sie sich ihrer Fähigkeit, die Gesellschaft<br />
zu verän<strong>der</strong>n bewußt wird, wenn sie sich dazu entschließt, ihre kollektive Macht für<br />
die Erreichung dieses Ziels zu gebrauchen, und wenn sie weiß wodurch sie das<br />
gegenwärtige System ersetzen will. DARAUS FOLGT, daß wir Analysen (wie die<br />
sämtlicher verschiedener Leninisten und Trotzkisten) ablehnen, die die Hauptkrise<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft in einer „Führungskrise“ sehen. Sie alle sind Generäle<br />
auf <strong>der</strong> Suche nach einer Armee, <strong>der</strong>en wesentlicher Erfolgsmaßstab die Zahl <strong>der</strong><br />
Angeworbenen ist. Für uns ist revolutionäre Verän<strong>der</strong>ung eine Frage des<br />
Bewußtseins: des Bewußtseins, das Generäle überflüssig macht.<br />
Wenn wir die „traditionellen linken Parteien“ erwähnen, denken wir nicht allein an die<br />
sozialdemokratischen und „kommunistischen“. Parteien dieses Typs haben<br />
ausbeuterische Klassengesellschaften verwaltet und sie werden das weiter tun. Der