schwarze protokolle - papiertiger archiv & bibliothek der sozialen ...
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Deutschland eine gewaltige Massenbewegung auslösen müßte. Der Sieg <strong>der</strong><br />
proletarischen Revolution schien in greifbare Nähe gerückt zu sein.<br />
In den Nachmittagsstunden des 21.Oktober trat die Konferenz zusammen, an <strong>der</strong><br />
rund 400 Delegierte sächsischer Arbeiterorganisationen teilnahmen. (140<br />
Betriebsräte, 102 Delegierte <strong>der</strong> Gewerkschaften, 79 Vertreter <strong>der</strong><br />
Kontrollausschüsse, 26 <strong>der</strong> Konsumvereine, 15 antifaschistischer<br />
Aktionsausschüsse, 16 Erwerbslosenvertreter und 20 leitende Angestellte <strong>der</strong><br />
Gewerkschaftsverbände.)<br />
Auf <strong>der</strong> Tagesordnung <strong>der</strong> Konferenz, die längst vor <strong>der</strong> akuten Zuspitzung <strong>der</strong> Krise<br />
einberufen war, standen soziale Fragen: Notlage <strong>der</strong> Lebensmittelversorgung,<br />
Geldentwertung, Elend <strong>der</strong> Erwerbslosen. Als die kommunistischen Delegierten die<br />
Proklamierung des Generalstreiks for<strong>der</strong>ten, erklärte <strong>der</strong> SPD-Minister Graupe, daß<br />
eine solche Beschlußfassung nicht zu den Aufgaben <strong>der</strong> Konferenz gehöre. Nach<br />
einer erregten Debatte wurde <strong>der</strong> Generalstreik mit großer Mehrheit abgelehnt.<br />
Damit war eine neue Situation geschaffen.<br />
Von Vertretern <strong>der</strong> kommunistischen Linken ist post festum darauf hingewiesen<br />
worden, daß die Chemnitzer Konferenz in ihrer ganzen Zusammensetzung durchaus<br />
nicht die wahre Stimmung <strong>der</strong> Volksmassen wi<strong>der</strong>spiegelte. Aber auch in Hamburg,<br />
wo es am 20. Oktober auf <strong>der</strong> Deutschen Werft zum Streik gekommen war, waren<br />
alle Apelle <strong>der</strong> Werftarbeiter an die Betriebe <strong>der</strong> Wasserkante, sich <strong>der</strong><br />
Streikbewegung anzuschließen, erfolglos geblieben, wenn man von ein paar tausend<br />
Bauarbeitern <strong>der</strong> Hansestadt absieht.<br />
Sonntag, den 21. Oktober tagte gleichzeitig mit <strong>der</strong> Chemnitzer Konferenz eine<br />
„interparteiliche Werftarbeiterkonferenz <strong>der</strong> Wasserkante“, auf <strong>der</strong> Hugo Urbahns,<br />
<strong>der</strong> politische Sekretär des Bezirk „Wasserkante“ <strong>der</strong> KPD und auch Ernst<br />
Thälmann, <strong>der</strong> ihm untergeordnete Sekretär <strong>der</strong> Hamburger KP-Stadtleitung eine<br />
Resolution zur Annahme brachten, in <strong>der</strong> an die Chemnitzer Konferenz <strong>der</strong> Appell<br />
gerichtet wurde, den Generalstreik in Deutschland zu proklamieren. Erst in den<br />
Mittagsstunden des 21.Oktober trat Hugo Urbahns mit einer Delegation <strong>der</strong><br />
streikenden Werftarbeiter von Hamburg aus die Reise nach Chemnitz an. Als er dort<br />
eintraf, hatte die Chemnitzer Konferenz die Proklamierung des Generalstreiks bereits<br />
verworfen.<br />
Ernst Thälmann aber war in Hamburg bei seinen Werftarbeitern geblieben. Er hat die<br />
Hansastadt we<strong>der</strong> am 21. Oktober, noch unmittelbar vorher o<strong>der</strong> nachher verlassen.<br />
Schon aus diesem simplen aber wohl einleuchtenden Grund konnte <strong>der</strong> in Hamburg<br />
bei seinen Hafenarbeitern agitierende Teddy nicht in Chemnitz aus dem<br />
Beratungszimmer gestürzt sein und die „Kuriere, die auf dem Korridor mit den<br />
Aufstandsbefehlen in <strong>der</strong> Tasche herumstanden“ (wie sich doch <strong>der</strong> kleine Moritz die<br />
konspirative Arbeit einer revolutionären Partei am Vorabend des bewaffneten<br />
Aufstandes vorstellt! Schriftliche Aufstandsbefehle - oh-la-la!), angeschrien haben:<br />
„Haut ab! Geht in Ordnung!“<br />
Warum sind also die Gewehre in Hamburg losgegangen?<br />
Unmittelbar nach dem Abschluß <strong>der</strong> Chemnitzer Konferenz, die wie das Hornberger<br />
Schießen ausgegangen war, trat die Zentrale <strong>der</strong> KPD zusammen, um das Fazit aus<br />
<strong>der</strong> neuen Situation zu ziehen. Sollte die Partei von sich aus den Generalstreik