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schwarze protokolle - papiertiger archiv & bibliothek der sozialen ...

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während <strong>der</strong> Münchner Räterepublik (1919) und als Leiter des Maiaufstandes in<br />

Bochum/Ruhr (1923). Unter Hinweis auf unsere Erfahrungen lehnten wir die<br />

"Richtlinien" ab, die bedeuteten, „die schwer bewaffneten Formationen <strong>der</strong><br />

Reichswehr und <strong>der</strong> Schupo mit papiernen Resolutionen bekämpfen zu wollen.“<br />

Unsere Einwände machten auf "Helmut" – Rose - keinen Eindruck. Er berief sich<br />

darauf, daß Trotzki seine "Richtlinien" voll und ganz gebilligt habe. 1924 hat mir<br />

Trotzki in Moskau an Hand <strong>der</strong> Akten des Generalstabes <strong>der</strong> Roten Armee<br />

bewiesen, daß er die Entgegennahme <strong>der</strong> "Richtlinien" mit <strong>der</strong> Begründung<br />

verweigerte, “sie berühren überhaupt nicht die wirklichen Probleme <strong>der</strong> Vorbereitung<br />

und Durchführung des bewaffneten Aufstandes.“<br />

Ab Mitte Oktober befand sich <strong>der</strong> Militär-Apparat <strong>der</strong> KPD „in höchster Alarmstufe“.<br />

In Sachsen (10. Oktober) und in Thüringen (17. Oktober) waren Arbeiterregierungen<br />

(Koalition SPD-Linke und KPD) gebildet worden, auf parlamentarischer<br />

Mehrheitsbasis, also durchaus noch „im Rahmen <strong>der</strong> Weimarer Verfassung“. Am 16.<br />

Oktober entzog <strong>der</strong> Reichswehrgeneral Müller <strong>der</strong> sächsischen Regierung<br />

(Ministerpräsident Zeigner, SPD) das Verfügungsrecht über die Landpolizei, worauf<br />

<strong>der</strong> kommunistische Finanzminister Paul Böttcher in einer öffentlichen Kundgebung<br />

zur Bewaffnung <strong>der</strong> Proletarischen Hun<strong>der</strong>tschaften aufrief. Es handelte sich im<br />

Grunde nur um einen platonischen Appell, denn die Regierung, <strong>der</strong> Heinrich<br />

Brandler als Chef <strong>der</strong> Staatskanzlei angehörte, unternahm nichts zur Bewaffnung <strong>der</strong><br />

Arbeiterschaft.<br />

Am 17. Oktober stellte General Müller ein bis zum 18. Oktober 11 Uhr vormittags<br />

befristetes Ultimatum an die Regierung, Böttcher zu desavouieren und sich zu<br />

verpflichten, „nach meinen Weisungen zu handeln“. Ministerpräsident Zeigner lehnte<br />

die Beantwortung des Ultimatums als "verfassungswidrig" ab.<br />

Darauf erklärte <strong>der</strong> Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD, Vater des ostberliner<br />

Bürgermeisters gleichen Namens), unter Berufung auf den Artikel 48 <strong>der</strong> Weimarer<br />

Verfassung, die sächsische Arbeiterregierung für abgesetzt, und General Müller<br />

erhielt den Befehl, in Sachsen einzurücken.<br />

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Artikel 48<br />

„Wenn ein Land die ihm nach <strong>der</strong> Reichsverfassung o<strong>der</strong> den Reichsgesetzen<br />

obliegenden Verpflichtungen nicht erfüllt, kann <strong>der</strong> Reichspräsident es dazu mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> bewaffneten Macht anhalten.“<br />

-----------------------------------<br />

Noch am Abend desselben Tages (Sonnabend, den 20. Oktober) trat das<br />

Führergremium <strong>der</strong> KPD zusammen. Nach einem Referat von Heinrich Brandler<br />

wurde beschlossen, auf <strong>der</strong> für Sonntag, den 21. Oktober nach Chemnitz<br />

einberufenen Konferenz sächsischer Arbeiterorganisationen (die berühmte<br />

„Chemnitzer Konferenz“) die Losung des Generalstreiks herauszugeben. Angesichts<br />

<strong>der</strong> provokatorischen Aktion <strong>der</strong> Reichswehr rechnete man damit, daß die<br />

„Chemnitzer Konferenz“ mit großer Mehrheit, wenn nicht gar einstimmig, den<br />

Generalstreik proklamieren würde, <strong>der</strong> - ähnlich wie im Cuno-Streik - in ganz

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