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Volumentherapie

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12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

Ursachen eines Volumenmangels<br />

Verlust von Blut<br />

Trauma, Operation, Magen-Darm-Trakt,<br />

Aneurysma-Ruptur,<br />

geburtshilfliche Blutung, Gerinnungstörungen …<br />

Verlust von Plasma<br />

Verbrennung, Peritonitis,<br />

Anaphylaxie<br />

Verlust von Wasser/Elektrolyten<br />

Magen-Darm-Trakt, Schwitzen,<br />

endokrinologische Erkrankungen …<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

Grundstoffe für<br />

kristalloide<br />

Lösungen<br />

Risiken bei übermäßiger Infusion:<br />

allgemeine Überwässerung und Ödembildung,<br />

Verschlechterung des pulmonalen<br />

und kapillären Gasaustauschs<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

mmol / l Plasma<br />

Kristalloide Lösungen können<br />

ungehindert durch das Kapillar-Endothel<br />

diffundieren. Deshalb verlassen 80%<br />

rasch den Intravasalraum und verteilen<br />

sich im Interstitium.<br />

Sie sind sinnvoll zur Korrektur eines<br />

intravasalen und interstitiellen<br />

Flüssigkeitsdefizits (z.B. bei<br />

Dehydratation oder bei moderatem<br />

Blutverlust).<br />

Elektrolytlösungen (z.B. physiologisches<br />

NaCl, Ringer-Laktat, Sterofundin)<br />

werden je nach ihrer ionalen<br />

Zusammensetzung im Vergleich zu<br />

Plasma als Voll- oder Halb-Elektrolytlösungen<br />

bezeichnet.<br />

5%ige Glucose wird schnell zu freiem<br />

Wasser metabolisiert (Zellhydrops).<br />

Osmolarität<br />

mg / l<br />

mmol / l<br />

mval / l<br />

mosmol / l<br />

Na +<br />

3.265<br />

145<br />

145<br />

Ca 2+<br />

100<br />

2,6<br />

5,2<br />

Plasma<br />

300<br />

Kolloid-osmotischer Druck<br />

Da Proteine nicht frei durch die Gefäßmembranen<br />

diffundieren können, bauen sie einen osmotischen Druck<br />

zum Interstitium auf.<br />

Der kolloidosmotische Druck (KOD) des Plasmas beruht<br />

zu etwa 80% auf der Albumin-Fraktion, er beträgt im<br />

Mittel 26-28 mm Hg.<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

Flüssigkeitsräume des Organismus<br />

Gesamt-Körperwasser ~ 60% des Körpergewichts:<br />

IZR<br />

40<br />

Osmotischer Druck<br />

Zellmembran<br />

EZR<br />

20<br />

ist für Substanzen mit einem Molekulargewicht von<br />

> 30.000 (z.B. Proteine) nicht permeabel, wohl aber<br />

für Wasser, Elektrolyte und kleinere Moleküle (z.B.<br />

Glukose).<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

mmol / l Plasma Interstitium<br />

KOD 26-28 KOD 5<br />

Interstitium<br />

80% des EZR<br />

Glukose 1%<br />

Wasser<br />

Blutvolumen ~ 7-8%<br />

HK ~ 45%<br />

16 4<br />

Plasmawasser<br />

(Intravasalraum)<br />

20% des EZR<br />

Experiment:<br />

semipermeable Membran<br />

Osmose<br />

H2O diffundiert zur Seite der<br />

höheren Teilchenkonzentration<br />

und führt dadurch zur Volumenbzw.<br />

Druckzunahme.<br />

Wasser-Flux<br />

kolloid-osmotischer Druck<br />

23<br />

hydrostatischer Gefäßdruck<br />

32<br />

arteriell: Filtration<br />

venös: Resorption<br />

15<br />

Ödemschwelle:<br />

KOD Plasma 15 (-20) mm Hg<br />

1


12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

Kolloidale Volumenersatzmittel<br />

enthalten hochmolekulare Substanzen mit Molekulargewichten<br />

von > 10.000. Diese können normalerweise nicht durch die<br />

Zellbrembranen diffundieren. Weil sie Wasser an sich binden,<br />

üben sie – wie die Plasmaproteine – einen kolloidosmotischen<br />

(onkotischen) Druck aus.<br />

Wenn die Wasserbindungsfähigkeit kolloidaler Lösungen genau<br />

so groß ist wie bei den Plasmaproteinen, werden sie als<br />

isoonkotisch bezeichnet. Solche Lösungen werden als<br />

Plasmaersatzmittel benutzt.<br />

Bei hyperonkotischen kolloidalen Lösungen ist die Wasserbindungsfähigkeit<br />

größer als bei den Plasmaproteinen, sie<br />

ziehen Wasser aus dem Gewebe in den Intravasalraum.<br />

Solche Substanzen nennt man Plasmaexpander.<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

Dextran<br />

aus Zuckerrüben<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

Glucose<br />

Bakterien<br />

1,6-Diglykosid<br />

Kolloidale Volumenersatzmittel (kleiner Überblick)<br />

Human-Albumin<br />

Gelatine<br />

Dextran 60<br />

HES 130<br />

HES 200<br />

Konzentration<br />

(%)<br />

5<br />

4<br />

6<br />

6<br />

10<br />

Molekulargewicht<br />

66.000<br />

40.000<br />

40.000<br />

130.000<br />

200.000<br />

Volumeneffekt<br />

(%)<br />

70<br />

70<br />

200<br />

120<br />

150<br />

Dextrane<br />

unterschiedlicher<br />

Molekulargewichte<br />

Wirkdauer<br />

(h)<br />

Dextrane werden heute praktisch nicht mehr verwendet („coating“ von Thrombozyten<br />

mit Beeinträchtigung der Gerinnung; anaphylaktischer Schock = Kreuzreaktion<br />

gegen weit verbreitete Antikörper gegen bakterielle Polysaccharide).<br />

Gelatinepräparate werden rasch über die Niere ausgeschieden (osmotische Diurese);<br />

anaphylaktische Reaktionen sind seltener als bei Dextranen.<br />

Volumenersatz mit Humanalbumin ist nicht mehr indiziert.<br />

3-4<br />

1-2<br />

2-4<br />

4-6<br />

3-4<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

Gelatine aus Kollagen<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

HES aus Mais- oder<br />

Kartoffelstärke<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

Kolloidale Volumenersatzmittel<br />

Vorschlag für ein klinisches Repertoire<br />

unterschiedliche<br />

Vernetzungsgrade<br />

Glucose<br />

Maltose<br />

(1,4-Diglykosid)<br />

Amylopektin:<br />

schneller Abbau<br />

durch α-Amylase<br />

Hydroxyethylstärke<br />

(HES):<br />

schlechter Abbau<br />

durch α-Amylase<br />

nach H.A. Adams (2004)<br />

2


12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

Toxine, Sepsis,<br />

Anaphylaxie<br />

Pathophysiologie des Schocks<br />

Blutfluss-Abnahme<br />

Stase, Sludge,<br />

Verbrauchskoagulopathie<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

Blut-Pooling<br />

Kapillarschaden<br />

Gefäßatonie<br />

(Arteriolendilatation)<br />

metabolische Azidose,<br />

Gewebshypoxie<br />

gesteigerte<br />

Gefäßpermeabilität<br />

Plasmaaustrittt<br />

Hypovolämie<br />

verminderter venöser<br />

Rückstrom<br />

vermindertes HZV<br />

Blutdruckabfall<br />

Katecholamin-Auschüttung<br />

allgemeine<br />

Vasokonstriktion<br />

Stufenschema zur Komponententherapie<br />

bei einem<br />

Blutverlust von<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

10 %<br />

20 %<br />

30 %<br />

40-60 %<br />

80 %<br />

Liter<br />

0,5<br />

1<br />

1,5<br />

2-3<br />

4<br />

herrscht Mangel an<br />

Volumen<br />

Erythrozyten<br />

Eiweiß,<br />

Gerinnungsfaktoren<br />

Thrombozyten<br />

hämorrhagischer,<br />

traumatischer,<br />

Verbrennungsschock<br />

Ersatz durch<br />

Elektrolytlösung<br />

Kolloide<br />

Erythrozyten-<br />

Konzentrate<br />

Fresh Frozen<br />

Plasma (FFP)<br />

Thrombozyten-<br />

Konzentrate<br />

Perioperative Infusion (Beispiel eines 70-kg-Patienten)<br />

Sequestration ins Gewebe<br />

und Verdunstung<br />

Basisbedarf<br />

Nachholbedarf<br />

Aktueller Verlustbedarf<br />

(z.B. Blutung)<br />

Summe<br />

(in der 1. OP-Stunde)<br />

gering<br />

3 ml/kg/h<br />

= 210 ml<br />

945 ml<br />

Gewebstrauma<br />

mittel<br />

6 ml/kg/h<br />

= 420 ml<br />

1,5 ml/kg/h = 105 ml<br />

6 h Flüssigkeitskarenz = 630 ml<br />

1155 ml<br />

ausgeprägt<br />

10 ml/kg/h<br />

= 700 ml<br />

1435 ml<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

Abschätzung von traumatischen Blutverlusten<br />

Schädel 1-2 l<br />

Thorax 2-3 l<br />

Abdomen 1-4 l<br />

Becken 2-5 l<br />

Oberschenkel 2-3 l<br />

Unterschenkel 1-2 l<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

Kritischer Hb: Abwägung der Transfusion<br />

Schockindex = HR/SAP<br />

SI 1: 25% Volumenverlust<br />

SI 1,5: 50% Volumenverlust<br />

Bei kardial und zerebral nicht vorgeschädigten Patienten in stabiler<br />

klinischer Situation mit Normovolämie, Normoxie und Normothermie<br />

ist eine Hb-Konzentration von 7 g/dl keine Indikation zur Transfusion.<br />

Oberhalb 7 g/dl Hb ist eine Transfusion nur bei Hypoxiezeichen und<br />

persistierendem Blutverlust indiziert:<br />

- Tachykardie<br />

- ST-Strecken-Senkung<br />

- Anstieg der Laktat-Konzentration<br />

- negativer BE<br />

- verminderte gemischt- oder zentralvenöse Sauerstoff-Sättigung<br />

Insgesamt gilt →<br />

bei Hb 6 g/dl „fast immer“ und bei Hb 10 g/dl „fast nie“.<br />

12 <strong>Volumentherapie</strong><br />

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