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B5 Industrie, Gewerbe und Dienstleistung

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52 Indikatorensystem <strong>und</strong> Konzept für einen Alpenzustandsbericht<br />

<strong>B5</strong> <strong>Industrie</strong>, <strong>Gewerbe</strong> <strong>und</strong> <strong>Dienstleistung</strong><br />

<strong>B5</strong>.1 Wesentliche Zielbezüge der Alpenkonvention<br />

Das Themenfeld <strong>Industrie</strong>, <strong>Gewerbe</strong> <strong>und</strong> <strong>Dienstleistung</strong>en wird in der Alpenkonvention <strong>und</strong><br />

ihren Ausführungsprotokollen nur ansatzweise tangiert, auch wenn es in den Alpen für die<br />

wirtschaftliche Entwicklung von großer Bedeutung ist. Die Zielsetzungen der Alpenkonvention<br />

richten sich vor allem auf Verschiebungen vom primären Sektor (Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft)<br />

in den sek<strong>und</strong>ären <strong>und</strong> tertiären Sektor, wobei innerhalb des sek<strong>und</strong>ären Sektors<br />

lediglich das Handwerk <strong>und</strong> innerhalb des tertiären Sektors im Wesentlichen der Tourismus<br />

angesprochen sind:<br />

• Sicherung von Arbeitsplätzen der wettbewerbsfähigen Betriebe <strong>und</strong> Unternehmen in den<br />

einzelnen Wirtschaftssektoren (1.12: VE, Art. 3 (1c));<br />

• Förderung insbesondere von arbeitsplatzschaffenden Erwerbskombinationen von Tourismuswirtschaft,<br />

Landwirtschaft, Forstwirtschaft <strong>und</strong> Handwerk (1.13: T, Art. 20);<br />

• Verbesserung der Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen [...] der Bergbevölkerung durch<br />

<strong>Dienstleistung</strong>en zur Überwindung der nachteiligen Verhältnisse der in den Berggebieten<br />

in der Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft Tätigen (1.11: BL, Art. 3b, 15);<br />

• Förderung der Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung zusätzlicher Erwerbsquellen in den Berggebieten,<br />

insbesondere in den Bereichen Forstwirtschaft, Tourismus <strong>und</strong> Handwerk, zur Erhaltung<br />

der Voll-, Zu- <strong>und</strong> Nebenerwerbsbetriebe (7.15: BL, Art. 14).<br />

<strong>B5</strong>.2 Inhaltliche <strong>und</strong> politische Relevanz<br />

Am Ende der Epoche der weltweiten Durchsetzung der industriellen Massenproduktion ist<br />

der Alpenraum stärker industrialisiert als vielfach wahrgenommen wurde 1 . In einigen Gebieten<br />

der Alpen, haben sich traditionelle <strong>Industrie</strong>n <strong>und</strong> ausgeprägte industrielle Spezialisierungen<br />

entwickelt. Die Arbeitsplätze im industriellen Sektor gehen in den Alpen gegenüber<br />

den perialpinen Gebieten in abgeschwächtem Umfang zurück 2 .<br />

Die gr<strong>und</strong>sätzlich positive Situation der <strong>Industrie</strong> im Alpenraum wird hervorgerufen durch die<br />

wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Alpenvorland <strong>und</strong> Alpenkerngebiet, durch das hohe<br />

Innovationspotenzial, das hohe Qualifikationsniveau der Erwerbstätigen <strong>und</strong> die guten Verbindungen<br />

zu anderen europäischen Regionen 3 . Zukunftsweisend für die <strong>Industrie</strong> im Alpenraum<br />

wird die Entwicklung von Kompetenz- bzw. High-Tech-Zentren sein 4 . Hierfür gibt es<br />

bereits mehrere Umsetzungen im Alpenraum.<br />

Innerhalb des <strong>Dienstleistung</strong>ssektors ist der Tourismus wirtschaftlich <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitisch<br />

von großer Wichtigkeit. Seine gesamtwirtschaftliche Bedeutung wird jedoch vielfach<br />

überschätzt 5 . Im Vergleich zu außeralpinen Räumen ist der tertiäre Sektor insgesamt in den<br />

Alpen schwächer ausgeprägt.<br />

<strong>B5</strong>.3 Inhaltliche Querbezüge zu anderen Themenfeldern<br />

B2 (Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeitsmarkt): Bedeutung für den Arbeitsmarkt <strong>und</strong> die Wertschöpfung<br />

B3 (Landwirtschaft): Potenzial von Erwerbskombinationen für Beschäftigte in der Landwirtschaft<br />

AG „Umweltziele <strong>und</strong> Indikatoren“ der Alpenkonvention 31.08.2004


Indikatorensystem <strong>und</strong> Konzept für einen Alpenzustandsbericht 53<br />

B6 (Siedlung) <strong>und</strong> B7 (Verkehr): starke Siedlungs- <strong>und</strong> Infrastrukturentwicklung in Gebieten<br />

mit starker industrieller <strong>und</strong> gewerblicher Entwicklung<br />

B9 (Energie): Energieverbrauch durch energieintensive Branchen im sek<strong>und</strong>ären Sektor<br />

B10 (Siedlungswasserwirtschaft): Erhöhung des Bedarfs an Trink- <strong>und</strong> Brauchwasser<br />

sowie Erhöhung des Abwasseraufkommens <strong>und</strong> Veränderung der chemisch-physikalischen<br />

Zusammensetzung des Abwassers in Gebieten mit starker industrieller <strong>und</strong> gewerblicher<br />

Entwicklung<br />

B11 (Abfallwirtschaft): Erhöhung des Abfallaufkommens <strong>und</strong> Veränderung der chemischphysikalischen<br />

Zusammensetzung des Abfalls in Gebieten mit starker industrieller <strong>und</strong><br />

gewerblicher Entwicklung<br />

C1 (Luftqualität): Emissionen aus <strong>Industrie</strong> <strong>und</strong> Handwerk, Auswirkungen auf die Luftqualität<br />

sowie Deposition von Luftschadstoffen<br />

C2 (Flächeninanspruchnahme): Zunahme der Flächeninanspruchnahme <strong>und</strong> damit von<br />

Versiegelung <strong>und</strong> Zersiedelung in Gebieten mit starker industrieller <strong>und</strong> gewerblicher<br />

Entwicklung<br />

C5 (Gr<strong>und</strong>wasser): Entnahme von Gr<strong>und</strong>wasser durch Unternehmen des sek<strong>und</strong>ären<br />

<strong>und</strong> tertiären Sektors<br />

C6 (Oberflächengewässer): Auswirkungen auf die Gewässerqualität durch stoffliche <strong>und</strong><br />

thermische Einleitungen durch Unternehmen des sek<strong>und</strong>ären <strong>und</strong> tertiären Sektors<br />

<strong>B5</strong>.4 Allgemeine Einschätzung der Datenlage<br />

Mit Blick auf die Zielsetzungen der Alpenkonvention wurden die Recherchen nach nutzbaren<br />

Daten auf die Thematik der Verschiebung von Beschäftigung <strong>und</strong> ökonomischer Bedeutung<br />

zwischen dem primären, sek<strong>und</strong>ären <strong>und</strong> tertiären Sektor eingegrenzt.<br />

Auf europäischer Ebene sind nach den Angaben des NewCronos Regio Klassifizierungsplans<br />

Daten zur Erwerbstätigkeit <strong>und</strong> zur Bruttowertschöpfung getrennt nach den NACE-<br />

Sektoren auf NUTS 3 Ebene in den Datenbanken von Eurostat enthalten. Die NACE-<br />

Gliederung unterscheidet in der obersten Ebene in 17 Sektoren, von denen dem primären<br />

Sektor zwei, dem sek<strong>und</strong>ären Sektor vier <strong>und</strong> dem tertiären Sektor elf Branchen zugeordnet<br />

werden.<br />

<strong>B5</strong>.5 Laufende Aktivitäten zur Indikatorenbildung <strong>und</strong> Verbesserung der Datenlage<br />

MARS:<br />

Im Rahmen des INTERREG-Projektes MARS wird ein Vergleich von Regionen innerhalb des<br />

Alpenraums auf der Gr<strong>und</strong>lage verschiedener Indikatoren versucht. Basis für die Auswertungen<br />

ist eine Datenbank statistischer Daten aus nationalen <strong>und</strong> europäischen Quellen. Zurzeit<br />

erlauben die vorhandenen Daten lediglich einen Vergleich von Regionen auf der Ebene<br />

NUTS 2. Perspektivisch ist aber eine weitere Differenzierung der Auswertung bis auf Ebene<br />

NUTS 3 vorgesehen, für verschiedene Testgebiete sind dazu bereits erste Daten vorhanden.<br />

ABIS:<br />

Im Rahmen der aktuellen Tätigkeiten des ABIS werden von slowenischer Seite Indikatoren<br />

zum Bereich Sozio-Ökonomie entwickelt. Gr<strong>und</strong>lage der Entwicklungen sind die bis Ende<br />

des Jahres 2000 geleisteten Arbeiten innerhalb der AG ABIS. Damals waren Indikatoren zur<br />

sozioökonomischen Situation, u. a. zur Wertschöpfung einzelner Wirtschaftssektoren, unter-<br />

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54 Indikatorensystem <strong>und</strong> Konzept für einen Alpenzustandsbericht<br />

breitet <strong>und</strong> im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Daten überprüft worden. Die eruierten Datenquellen<br />

entsprechen im Wesentlichen den oben angeführten Quellen.<br />

<strong>B5</strong>.6 Indikatoren <strong>und</strong> nach derzeitiger Datenlage mögliche Darstellungen im<br />

Alpenzustandsbericht<br />

a) Quantitative Darstellungen:<br />

B2-2 Verschiebungen der Wertschöpfungen zwischen dem primären,<br />

Var. sek<strong>und</strong>ären <strong>und</strong> tertiären Sektor als prozentuale Zu- bzw. Abnahme<br />

in den einzelnen Sektoren<br />

<strong>B5</strong>-1 Anteil der Erwerbstätigen im sek<strong>und</strong>ären <strong>und</strong> tertiären Sektor<br />

gegliedert nach NACE-Sektoren<br />

b) Fallstudien: -<br />

c) Qualitative Darstellungen: -<br />

d) Indikatoren mit weiterem Recherche-/Validierungsbedarf: -<br />

Core Indicator<br />

Core Indicator<br />

<strong>B5</strong>.7 Weitere externe Veranlassungen zur Weiterentwicklung der Indikation <strong>und</strong><br />

Berichterstattung zu diesem Themenfeld<br />

• Bezugnahme auf die aktuellen Arbeiten Sloweniens als Beitrag zu ABIS, die mit dem Ziel<br />

einer Präzisierung der Indikatoren zur Sozio-Ökonomie durchgeführt werden;<br />

• Überlegungen zur Entwicklung eines Indikators über die Anzahl von Lehrstellen in verschiedenen<br />

Branchen als Indikator für die Wertschätzung <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit der Sektoren.<br />

1<br />

PERLIK M. 2001: Alpenstädte zwischen Metropolisation <strong>und</strong> neuer Eigenständigkeit. Bern, 246 S.<br />

2<br />

PERLIK 2001: a.a.O.<br />

3<br />

EU (Europäische Union) 2001: Alpenraumprogramm. Gemeinschaftsinitiative INTERREG III B.<br />

4<br />

MEERKAMP VAN EMBDEN & RITZINGER 2001: Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung im Alpenraum. In: Alpenforum:<br />

Schriftenreihe ALPENFORUM Nr.3, 40 S.<br />

5<br />

BÄTZING W. 2003: Die Alpen - Geschichte <strong>und</strong> Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft. München, 431 S.<br />

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