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Analyse und Bewertung der Markenführungsstrategien ...

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<strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Bewertung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Markenführungsstrategien</strong><br />

ausgewählter Tiroler Tourismusregionen<br />

als Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage für die Markenführung<br />

<strong>der</strong> Naturparkregion „Tiroler Lech“<br />

DIPLOMARBEIT<br />

zur Erlangung des akademischen Grades<br />

Magistra für wirtschaftswissenschaftliche Berufe (FH)“<br />

Eingereicht bei: Management Center Innsbruck<br />

DA-Betreuer/in: Dr. Robert Trasser<br />

Von: Caroline Maria Suitner<br />

Studiengang Wirtschaft & Management for Professionals<br />

Unterried 31, 6600 Ehenbichl<br />

Vertiefungsrichtungen Marketing Management, International Sales Management<br />

Studienbeginn 2004


Caroline Maria Suitner<br />

Eidesstattliche Erklärung<br />

Ich erkläre hiermit an Eides statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbständig<br />

angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt o<strong>der</strong> indirekt übernommenen<br />

Gedanken sind als solche kenntlich gemacht.<br />

Die Arbeit wurde bisher we<strong>der</strong> in gleicher noch in ähnlicher Form einer an<strong>der</strong>en<br />

Prüfungsbehörde vorgelegt <strong>und</strong> auch noch nicht veröffentlicht.<br />

Ort, Tag / Monat / Jahr _______________________________<br />

(Unterschrift Vorname / Name)


Caroline Maria Suitner<br />

Unsere Nachfahren werden nicht fragen,<br />

welche Zukunftsvisionen wir für sie bereithielten,<br />

sie werden wissen wollen,<br />

nach welchen Maßstäben wir unsere eigene Welt<br />

eingerichtet haben, die wir ihnen hinterlassen haben.<br />

Richard von Weizsäcker


Caroline Maria Suitner<br />

Abstract<br />

Die Ausgangssituation für diese Diplomarbeit war die die Verleihung des Prädikates<br />

Naturpark für das Naturschutzgebiet im Jahr 2004. Der Naturpark „Tiroler Lech“ soll die<br />

regionale Entwicklung positiv beeinflussen <strong>und</strong> als Impulsgeber für den nachhaltigen<br />

Tourismus in <strong>der</strong> Region dienen. Neben <strong>der</strong> Gründung eines Trägervereins <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Betreuung des Schutzgebietes durch eine Geschäftsstelle, wurde vom Land Tirol ein<br />

eigenes regionalwirtschaftliches För<strong>der</strong>programm zur wirtschaftlichen Entwicklung<br />

eingerichtet. Die regionalen Akteure bemühen sich in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Tirol<br />

Werbung um eine angepasste touristische Nutzung <strong>und</strong> Positionierung des Naturparks.<br />

Die Gestaltung <strong>der</strong> Markenarchitektur (Tourismusverband Lechtal, Ferienregion Reutte<br />

<strong>und</strong> Naturpark Tiroler Lech) stellt einen komplexen Themenbereich in diesem<br />

Positionierungsprozess dar.<br />

Das Ziel dieser Diplomarbeit war die Empfehlung einer Markenstrategie für die<br />

Naturparkregion „Tiroler Lech“ aus touristischer Sicht. Als Basis wurde ein Best-<br />

Practise-Vergleich <strong>der</strong> acht nächtigungsstärksten Tourismusregionen in Tirol<br />

durchgeführt. In einer Sek<strong>und</strong>äranalyse <strong>und</strong> Expertengespräche wurde<br />

herausgearbeitet welche Modelle (Einzel-, Mehrmarken-, o<strong>der</strong> Dachmarkensystem) in<br />

den Tiroler Destinationen angewandt werden. Weiters wurden die Kriterien bzw.<br />

Voraussetzungen, die für die Modellwahl bei den Tourismusverbänden<br />

ausschlaggebend waren <strong>und</strong> die Stärken <strong>und</strong> Schwächen dieser Markensysteme<br />

erhoben.<br />

Nach einer ausführlichen <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Naturparkregion aus wirtschaftlicher <strong>und</strong><br />

touristischer Sicht wurden die Erkenntnisse aus <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Tiroler<br />

Tourismusregionen auf die Naturparkregion Tiroler Lech umgelegt. Die touristischen<br />

Akteure erhalten durch die theoretische Ausarbeitung <strong>der</strong> Themenbereiche<br />

Markenführung <strong>und</strong> Destinationsmanagement einen Einblick in diese komplexen<br />

Aufgabenfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> sollen so bei <strong>der</strong> Entscheidungsfindung unterstützt werden. Das<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Diplomarbeit stellt eine Handlungsempfehlung für die Markenstrategie in<br />

<strong>der</strong> Naturparkregion Tiroler Lech dar, die als Diskussionsgr<strong>und</strong>lage für die<br />

Tourismusverantwortlichen dient.


Caroline Maria Suitner Seite I<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................... I<br />

Abbildungsverzeichnis .............................................................................................. V<br />

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................ VI<br />

1 Einführung .......................................................................................................... 1<br />

1.1 Ausgangssituation <strong>und</strong> Problemstellung ....................................................... 1<br />

1.2 Zielsetzung <strong>der</strong> Arbeit................................................................................... 4<br />

1.3 Aufbau <strong>der</strong> Arbeit.......................................................................................... 4<br />

2 Markenmanagement........................................................................................... 6<br />

2.1 Gr<strong>und</strong>lagen Markenkonzept.......................................................................... 6<br />

2.1.1 Begrifflichkeiten..................................................................................... 6<br />

2.1.2 Typologien von Marken........................................................................10<br />

2.1.3 Markenfunktionen.................................................................................11<br />

2.2 Entscheidungsfel<strong>der</strong> im Markenmanagement ..............................................13<br />

2.2.1 Einführung............................................................................................13<br />

2.2.2 Theoretische Erklärungsansätze ..........................................................14<br />

2.2.3 Markenführung als Königsdisziplin im Marketing..................................20<br />

2.2.4 Begrifflichkeiten in Theorie <strong>und</strong> Praxis .................................................20<br />

2.2.5 Entscheidungsebenen <strong>der</strong> Markenführung...........................................21<br />

2.2.6 Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> Markenführung ...............................................22<br />

2.2.7 Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Erfolgsfaktoren ...........................................26<br />

2.2.7.1 Externe Rahmenbedingungen..........................................................26<br />

2.2.7.2 Unternehmensinterne Rahmenbedingungen ....................................28<br />

2.2.7.3 Erfolgsprinzipien <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen................................................29<br />

2.2.8 Gr<strong>und</strong>satzentscheidungen in <strong>der</strong> Markenführung.................................30<br />

2.2.8.1 Markenstrategie................................................................................31<br />

2.2.8.2 Markenauftritt ...................................................................................32<br />

2.2.8.3 Markenkontrolle................................................................................32<br />

2.3 Markenstrategien <strong>und</strong> –architekturen...........................................................33<br />

2.3.1 Einführung............................................................................................33<br />

2.3.2 Markenstrategien im internationalen Wettbewerb.................................34<br />

2.3.3 Markenstrategien im vertikalen Wettbewerb.........................................34<br />

2.3.4 Markenstrategien im horizontalen Wettbewerb.....................................35<br />

2.3.4.1 Einzelmarkenstrategie......................................................................36<br />

2.3.4.2 Mehrmarkenstrategie .......................................................................37


Caroline Maria Suitner Seite II<br />

2.3.4.3 Familienmarkenstrategie ..................................................................38<br />

2.3.4.4 Dachmarkenstrategie .......................................................................38<br />

2.3.4.5 Markenstrategische Kombinationen..................................................39<br />

2.3.5 Markenarchitekturen ............................................................................40<br />

2.4 Markenmanagement im Tourismus..............................................................43<br />

2.4.1 Dienstleistungsmarke als Erklärungsansatz .........................................43<br />

2.4.2 Anfor<strong>der</strong>ungen an touristische Marken.................................................44<br />

2.4.3 Markenführung im tourismusspezifischen Kontext................................46<br />

2.5 Zusammenfassung ......................................................................................46<br />

3 Management von Tourismusregionen .............................................................49<br />

3.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen..............................................................................49<br />

3.1.1 Einführung ins System Tourismus........................................................49<br />

3.1.2 Das Tourismusprodukt <strong>und</strong> seine Beson<strong>der</strong>heiten ...............................50<br />

3.1.3 Entwicklung <strong>der</strong> touristischen Organisationsstruktur ............................52<br />

3.2 Gr<strong>und</strong>lagen des Regions- <strong>und</strong> Destinationsmanagements...........................54<br />

3.2.1 Begrifflichkeiten in Theorie <strong>und</strong> Praxis .................................................54<br />

3.2.2 Destinationen als Wettbewerbseinheiten..............................................58<br />

3.2.3 Ziele <strong>der</strong> Destinationsentwicklung ........................................................59<br />

3.2.4 Anfor<strong>der</strong>ungen an das Destinationsmanagement.................................60<br />

3.2.5 Organisatorische Verankerung <strong>und</strong> Aufgabenfel<strong>der</strong> .............................64<br />

3.3 Regionalisierungspolitik in Tirol....................................................................67<br />

3.4 Zusammenfassung ......................................................................................74<br />

4 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Tiroler Tourismusregionen ..........................................................76<br />

4.1 Vorgehen <strong>und</strong> Methode ...............................................................................76<br />

4.1.1 Stichprobe............................................................................................76<br />

4.1.2 Leitfragen.............................................................................................78<br />

4.1.3 Theoretischer Erklärungsansatz...........................................................79<br />

4.1.3.1 Einführung........................................................................................79<br />

4.1.3.2 <strong>Bewertung</strong> <strong>der</strong> Markenführung .........................................................80<br />

4.1.4 <strong>Analyse</strong> touristischer Kennzahlen.........................................................81<br />

4.2 Ergebnisdarstellung .....................................................................................84<br />

4.2.1 Tourismusverband Ötztal .....................................................................84<br />

4.2.2 Tourismusverband Paznaun-Ischgl ......................................................86<br />

4.2.3 Tourismusverband Innsbruck & Feriendörfer........................................88<br />

4.2.4 Tourismusverband Mayrhofen..............................................................90<br />

4.2.5 Tourismusverband Erste Ferienregion im Zillertal ................................92<br />

4.2.6 Tourismusverband Olympiaregion Seefeld...........................................93


Caroline Maria Suitner Seite III<br />

4.2.7 Tourismusverband Serfaus-Fiss-Ladis .................................................95<br />

4.2.8 Tourismusverband Stubai Tirol.............................................................96<br />

4.3 Zusammenfassung ......................................................................................98<br />

5 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Naturparkregion Tiroler Lech ....................................................105<br />

5.1 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Tourismusregion ....................................................................105<br />

5.1.1 Einführung..........................................................................................105<br />

5.1.2 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> touristischen Kennzahlen................................................106<br />

5.1.2.1 Übernachtungen <strong>und</strong> Ankünfte.......................................................107<br />

5.1.2.2 Aufenthaltsdauer ............................................................................110<br />

5.1.2.3 Bettenstruktur.................................................................................111<br />

5.1.2.4 Auslastung .....................................................................................113<br />

5.1.2.5 Herkunftsmärkte.............................................................................114<br />

5.1.2.6 Budget............................................................................................115<br />

5.1.3 ÖHV-Destinationsstudie 2008 ............................................................116<br />

5.1.4 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Tourismusstrategie .........................................................118<br />

5.1.4.1 Tourismusverband Lechtal .............................................................118<br />

5.1.4.2 Tourismusverband Ferienregion Reutte .........................................121<br />

5.2 <strong>Analyse</strong> Naturpark Tiroler Lech..................................................................123<br />

5.2.1 Einführung ins Thema Naturpark........................................................123<br />

5.2.2 Der Naturpark Tiroler Lech.................................................................125<br />

5.2.3 Schutzgebietsbetreuung <strong>und</strong> Trägerverein.........................................126<br />

5.3 Regionalentwicklung <strong>und</strong> Wirtschaftsstandort............................................130<br />

5.3.1 Kurzbeschreibung Bezirk Reutte ........................................................130<br />

5.3.2 Regionalentwicklung ..........................................................................131<br />

5.3.3 Überblick über die Wirtschaftsstruktur ................................................132<br />

5.4 Ergebnisdarstellung ...................................................................................134<br />

5.5 Zusammenfassung <strong>und</strong> Handlungsempfehlung .........................................138<br />

6 Fazit <strong>und</strong> Ausblick...........................................................................................144<br />

7 Literaturverzeichnis.........................................................................................151<br />

8 Anhang................................................................................................................A


Caroline Maria Suitner Seite IV<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 2-1: Übersicht über Markentypologien.................................................................10<br />

Tab. 4-1: Übersicht Nächtigungsstatistik Tourismusjahr 2007 .....................................77<br />

Tab. 4-2: Übersicht Interviewpartner ...........................................................................78<br />

Tab. 4-3: Touristische Kennzahlen Tirol im Tourismusjahr 2007 .................................83<br />

Tab. 5-1: Allgemeine touristische Kennzahlen in <strong>der</strong> Naturparkregion.......................106<br />

Tab. 5-2: Kennzahlen <strong>der</strong> nächtigungsstärksten Gemeinden im Sommer 2007.........108<br />

Tab. 5-3: Kennzahlen <strong>der</strong> nächtigungsstärksten Gemeinden im Winter 2006/07.......108<br />

Tab. 5-4: Bettenstruktur in <strong>der</strong> Naturparkregion.........................................................111<br />

Tab. 5-5: Auslastungskennzahlen in <strong>der</strong> Naturparkregion .........................................113


Caroline Maria Suitner Seite V<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 2-1: Entwicklungsphasen <strong>der</strong> Marke in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne........................................... 8<br />

Abb. 2-2: Ausdehnung des Markenverständnisses von Markenführung ...................... 9<br />

Abb. 2-3: Verknüpfung von Funktionen <strong>und</strong> Nutzen einer Marke................................12<br />

Abb. 2-4: Funktionen/Vorteil <strong>der</strong> Markenbildung für die Marktpartner .........................13<br />

Abb. 2-5: Entwicklung des Markenverständnisses im Zeitablauf.................................16<br />

Abb. 2-6: Dimensionen des Markenmanagements .....................................................21<br />

Abb. 2-7: Entscheidungsebenen <strong>der</strong> Markenführung..................................................22<br />

Abb. 2-8: Entwicklungslinien <strong>der</strong> Markenführung........................................................23<br />

Abb. 2-9: Zusammenhang zwischen Markenwert <strong>und</strong> Unternehmenswert .................24<br />

Abb. 2-10: Zielsystem <strong>der</strong> Markennavigation..............................................................26<br />

Abb. 2-11: Übersicht über die Entscheidungsfel<strong>der</strong> im Markenmanagement..............31<br />

Abb. 2-12: Abgrenzung von Markenstrategien im Wettbewerb ...................................33<br />

Abb. 2-13: Systematisierung von Markenstrategien....................................................35<br />

Abb. 2-14: Der Zusammenhang von Unternehmens- <strong>und</strong> Markenhierarchie ..............41<br />

Abb. 2-15: Wirkungsbezogene Klassifikation von Markenarchitekturen......................42<br />

Abb. 2-16: Marken als Problemlösungsinstrument......................................................43<br />

Abb. 3-1: Das System Tourismus...............................................................................50<br />

Abb. 3-2: Kriterien für Destinationsmarken mit unterschiedlichen Reichweiten...........57<br />

Abb. 3-3: Vereinfachtes System Destination...............................................................58<br />

Abb. 3-4: Die geplante Entwicklung <strong>der</strong> Zahl <strong>und</strong> Größe <strong>der</strong> TVBs in Tirol.................70<br />

Abb. 3-5: Tatsächliche Entwicklung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Tiroler Tourismusverbände.........72<br />

Abb. 3-6: Tourismusverbände in Tirol, Stand 2008.....................................................73<br />

Abb. 4-1: Anteil <strong>der</strong> Stichprobe an den Übernachtungen in Tirol ................................77<br />

Abb. 4-2: Kriterien zur <strong>Bewertung</strong> <strong>der</strong> markenstrategischen Optionen........................80<br />

Abb. 5-1: Indexbasierter Zeitvergleich <strong>der</strong> Übernachtungen von 1990 bis 2007 .......107<br />

Abb. 5-2: Indexbasierter Zeitvergleich <strong>der</strong> Ankünfte – 1990 – 2007..........................109<br />

Abb. 5-3: Zeitvergleich Aufenthaltsdauer Tourismusjahr 1990 – 2007......................110<br />

Abb. 5-4: Indexbasierter Zeitvergleich <strong>der</strong> Bettenanzahl 1990 – 2007......................112<br />

Abb. 5-5: Bettenstruktur TVB Lechtal – Tourismusjahr 2007 ....................................112<br />

Abb. 5-6: Entwicklung <strong>der</strong> Auslastung 1990 - 2007 ..................................................114<br />

Abb. 5-7: Zusammensetzung Tourismusbudget 2007 ..............................................115<br />

Abb. 5-8: Übersicht <strong>der</strong> Unterkunftsbetriebe im Bezirk Reutte..................................134


Caroline Maria Suitner Seite VI<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AA Aufenthaltsabgabe<br />

AD Aufenthaltsdauer<br />

AL Auslastung<br />

ATLR Amt <strong>der</strong> Tiroler Landesregierung<br />

bzw. beziehungsweise<br />

ca. circa<br />

d.h. das heißt<br />

DMO Destination Management Organisation<br />

DMC Destination Management Company<br />

Etc. et cetera<br />

FeWo Ferienwohnungen<br />

gew. gewerblich<br />

Hrsg. Herausgeber<br />

ÖHV Österreichische Hoteliervereinigung<br />

PB Pflichtbeitrag<br />

priv. privat<br />

REA Regionalentwicklung Außerfern (Verein)<br />

TI Tourismusintensität<br />

TVB Tourismusverband<br />

TW Tirol Werbung<br />

u.a. unter an<strong>der</strong>em<br />

usw. <strong>und</strong> so weiter<br />

u.U. <strong>und</strong> Umgebung<br />

vgl. vergleiche<br />

z.B. zum Beispiel


Caroline Maria Suitner Seite 1<br />

1 Einführung<br />

1.1 Ausgangssituation <strong>und</strong> Problemstellung<br />

Österreichische Naturparke repräsentieren charakteristische Kulturlandschaften;<br />

Landschaften die durch die Menschen <strong>und</strong> ihre Landbewirtschaftung geprägt sind.<br />

Lange Zeit wurden Naturparke <strong>und</strong> regionale Entwicklung (im Beson<strong>der</strong>en <strong>der</strong><br />

touristische Aspekt) als Gegensätze betrachtet. Mittlerweile werden den Naturparken<br />

nicht nur positive Einflüsse bei <strong>der</strong> Regionalentwicklung zugeschrieben, son<strong>der</strong>n diese<br />

auch als Motor <strong>der</strong> regionalen Entwicklung gesehen. Durch diese Funktion bieten die<br />

Parke die Chance in ihrer Region Impulse zu setzten, die Lebensqualität <strong>der</strong> lokalen<br />

Bevölkerung, sowie die Wertschöpfung zu erhöhen.<br />

Naturparktourismus ist ein verantwortungsbewusster Aufenthalt in Natur- <strong>und</strong><br />

naturnahen Gebieten, dessen Organisation <strong>und</strong> Realisierung sich aus den regionalen<br />

Bedürfnissen über die Mitbestimmung <strong>der</strong> Beteiligten heraus entwickelt hat. Dabei<br />

werden die Natur <strong>und</strong> Umwelt, soziale, kulturelle <strong>und</strong> wirtschaftliche Gegebenheiten<br />

beachtet, sowie nachhaltig geschützt, geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> finanziert.<br />

Der Naturparktourismus kann als wichtiges <strong>und</strong> zukunftsträchtiges Marktsegment im<br />

österreichischen Tourismus betrachtet werden. Je nach B<strong>und</strong>esland umfasst dieser<br />

naturnahe Tourismus zwischen 5 <strong>und</strong> 30% <strong>der</strong> Gäste, welche einen relativen kleinen,<br />

aber kontinuierlich wachsenden Markt darstellten. In <strong>der</strong> Zukunft wird laut Studien <strong>der</strong><br />

Welttourismusorganisation WTO <strong>der</strong> naturnahe Tourismus weiter zunehmen. Es<br />

dominieren im Moment noch europäische Destinationen für diese Urlaubsart. Nur sehr<br />

wenige Zielgebiete bilden reine naturnahe Urlaubsregionen. Die meisten Destinationen<br />

verzeichnen auch an<strong>der</strong>e Urlaubsarten wie Kultur-, Bade- o<strong>der</strong> Wintertourismus.<br />

Primär werden beim naturnahen Tourismus folgende Aktivitäten angeboten: Trekking,<br />

Wan<strong>der</strong>n, Radfahren, Mountainbiken, Flora <strong>und</strong> Fauna Beobachtungen,<br />

Landschaftsbetrachtungen, sowie <strong>der</strong> Besuch von Wildnisgebieten. Diese<br />

Tourismusart weist einen starken Regionalbezug auf <strong>und</strong> nützt vor allem die<br />

landschaftsbezogenen Stärken von Regionen <strong>und</strong> Orten.<br />

Bereits im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde das Prinzip <strong>der</strong> „Nachhaltigkeit“ verwendet. Damals<br />

kam <strong>der</strong> Ansatz aus <strong>der</strong> Forstwirtschaft, die die Produktionskraft des Waldes <strong>und</strong><br />

Holzernte so abstimmte, dass langfristig ein hoher Holzertrag gewährleistet <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Standort nicht beeinträchtigt ist.


Caroline Maria Suitner Seite 2<br />

1972 wurde <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Nachhaltigkeit (sustainable) im erweiterten Sinn im Bericht<br />

an den Club of Rome unter dem Titel „Die Grenzen des Wachstums“ verwendet. 1987<br />

bildet <strong>der</strong> Begriff „Sustainable Development“ erstmals die Basis für eine integrative<br />

globale Politikstrategie durch die Veröffentlichung des Berichts „Our common future“<br />

(„Br<strong>und</strong>tland-Bericht“) <strong>der</strong> UN Weltkommission für Umwelt <strong>und</strong> Entwicklung unter <strong>der</strong><br />

Fe<strong>der</strong>führung von Go Harlem Br<strong>und</strong>tland. In diesem Report wird die eine „dauerhafte<br />

Entwicklung“ gefor<strong>der</strong>t, die den Bedürfnissen <strong>der</strong> heutigen Generation entspricht, ohne<br />

die Zukunft nachfolgen<strong>der</strong> zu gefährden.<br />

1992 wurde das Leitpapier „Agenda 21“ zur Nachhaltigen Entwicklung von 179 Staaten<br />

bei <strong>der</strong> Konferenz für Umwelt <strong>und</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Vereinten Nationen (UNCED)<br />

beschlossen. Im Sinne dieser Agenda, bezeichnet <strong>der</strong> Begriff „Nachhaltiger Tourismus“<br />

eine Entwicklung, die wirtschaftlichen Ertrag mit <strong>der</strong> langfristigen Sicherung <strong>der</strong><br />

natürlichen <strong>und</strong> sozialen Lebensgr<strong>und</strong>lagen verbindet. Nachhaltige Entwicklung soll<br />

den zukünftigen Generationen gleiche Lebenschancen wie <strong>der</strong> heutigen Generation<br />

ermöglichen. Gegenwärtig gibt es mehr als 70 verschiedene Definitionen für den<br />

Begriff <strong>der</strong> Nachhaltigkeit. Der Br<strong>und</strong>tland-Bericht von 1987 wird jedoch bis heute als<br />

globaler Definitionsrahmen betrachtet (vgl. Baumgartner, 2000, S 4f).<br />

Hieran anknüpfend stehen bei <strong>der</strong> Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus folgende<br />

Ziele im Mittelpunkt:<br />

− Der Schutz <strong>und</strong> die Entwicklung des natürlichen <strong>und</strong> kulturellen Erbes.<br />

− Die Gewährleistung hoher Gästezufriedenheit in <strong>der</strong> Region.<br />

− Die Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität <strong>der</strong> einheimischen Bevölkerung.<br />

− Die wirtschaftliche Stärkung <strong>der</strong> jeweiligen Region.<br />

Naturparke bieten gr<strong>und</strong>sätzlich gute Voraussetzungen, um diese Ziele zu erreichen.<br />

Eine ihrer Aufgaben ist es, den Schutz von Natur <strong>und</strong> Landschaft mit <strong>der</strong> Sicherung<br />

von Erholungsmöglichkeiten zu verbinden. Die För<strong>der</strong>ung des nachhaltigen Tourismus<br />

wird daher auch ausdrücklich als Aufgabe von Naturparken benannt. Der Tourismus<br />

unterstützt die Inwertsetzung von Natur <strong>und</strong> Landschaft <strong>und</strong> erhöht die Wertschöpfung<br />

in diesen oftmals strukturschwachen Räumen. Die Tourismuswirtschaft in Naturparken<br />

ist überwiegend mittelständisch <strong>und</strong> regional geprägt. Um eine ausreichende<br />

Gästezufriedenheit zu erzielen, müssen marktgerechte Angebote entwickelt werden.


Caroline Maria Suitner Seite 3<br />

Nachhaltiger Tourismus ist untrennbar mit regionaler Entwicklung verb<strong>und</strong>en. Ein<br />

nachhaltiger Tourismus schafft in <strong>der</strong> Region Arbeitsplätze, Einkommen <strong>und</strong> eine<br />

angepasste strukturelle Entwicklung.<br />

Beson<strong>der</strong>es Augenmerk ist hierbei auf die För<strong>der</strong>ung von regionalen<br />

Wertschöpfungsketten zu richten. Touristische Leistungen im engeren Sinne umfassen<br />

Unterkunft, Verpflegung, Sport- <strong>und</strong> Freizeitangebote, Information <strong>und</strong> Transport.<br />

Schnittstellen gibt es darüber hinaus u.a. zu den Bereichen Natur- <strong>und</strong> Umweltschutz,<br />

Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Handel <strong>und</strong> Gewerbe. Tourismus kann daher nur dann<br />

nachhaltig gestaltet werden, wenn diese Wechselwirkungen mit an<strong>der</strong>en Bereichen<br />

berücksichtigt, gezielt entwickelt <strong>und</strong> eingesetzt werden. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

können Naturparke zu Vorreitern des nachhaltigen Tourismus in Österreich werden.<br />

Hierzu bedarf es allerdings erheblicher Anstrengungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Entwicklung intensiver<br />

Kooperationen mit den verschiedenen regionalen Akteuren. Ihre Aufgabenstellung<br />

prädestiniert die Naturparke dazu, Prozesse zur nachhaltigen Entwicklung des<br />

Tourismus zu initiieren <strong>und</strong> zu koordinieren. Die Realisierung <strong>der</strong> gemeinsam<br />

erarbeiteten Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen erfolgt dann durch die jeweils zuständigen<br />

Institutionen <strong>und</strong> Personen.<br />

Das Tiroler Lechtal ist bekannt für seine europaweit einzigartige Wildflusslandschaft.<br />

Nach langen Diskussionen r<strong>und</strong> um die Einrichtung eines Nationalparks einigten sich<br />

die betroffenen Vertreter <strong>der</strong> Region <strong>und</strong> das Land Tirol auf die Ausweisung eines<br />

Naturschutzgebietes mit dem Prädikat Naturpark. Im Herbst 2004 erließ die Tiroler<br />

Landesregierung die entsprechenden Verordnungen nach dem Tiroler<br />

Naturschutzgesetz. Die regionalen Akteure erwarten sich von einem Naturpark nicht<br />

zuletzt auch eine Belebung <strong>der</strong> Tourismuswirtschaft.<br />

In Deutschland gibt es r<strong>und</strong> 90 Naturparke, in Österreich über 40. Zur erfolgreichen<br />

Entwicklung eines Naturpark-Tourismus bedarf es jedenfalls einer klaren<br />

Positionierung bzw. Differenzierung mit attraktiven Erlebnisangeboten.<br />

Der Naturpark „Tiroler Lech“ verfügt mittlerweile über eine eigene<br />

Schutzgebietsbetreuung in <strong>der</strong> Geschäftsstelle in <strong>der</strong> Gemeinde Weißenbach mit zwei<br />

Mitarbeitern. Zur organisatorischen Verankerung des Naturparks in <strong>der</strong> Region wurde<br />

ein Trägerverein gegründet. Zur wirtschaftlichen Entwicklung <strong>der</strong> Naturparkregion<br />

wurde ein eigenes regionalwirtschaftliches Programm des Landes Tirol eingerichtet.


Caroline Maria Suitner Seite 4<br />

Die Regionalentwicklung Außerfern (REA), die Schutzgebietsbetreuung <strong>und</strong> die<br />

Tourismusverbände „Ferienregion Reutte“ <strong>und</strong> „Lechtal“ bemühen sich in<br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Tirol Werbung um eine angepasste touristische Nutzung <strong>und</strong><br />

Positionierung des Naturparks. Dieser Positionierungsprozess soll über eine<br />

Diplomarbeit wissenschaftlich begleitet werden.<br />

Aus diesem umfangreichen Themenkomplex lässt sich die folgende Fragestellung<br />

ableiten: Markenstrategie: Zwei Tourismusverbände, ein Naturpark – welche<br />

Markenarchitektur liegt dem Angebotsbündel zugr<strong>und</strong>e?<br />

1.2 Zielsetzung <strong>der</strong> Arbeit<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Diplomarbeit wird erarbeitet welche Markenstrategie für die<br />

Naturparkregion „Tiroler Lech“ am effizientesten <strong>und</strong> effektivsten eingesetzt werden<br />

könnte. Das Ergebnis dient als Diskussionsgr<strong>und</strong>lage für die Akteure <strong>und</strong> als<br />

Handlungsempfehlung für die Umsetzung in <strong>der</strong> Region.<br />

Aus <strong>der</strong> Problemstellung <strong>und</strong> Zielsetzung <strong>der</strong> Arbeit ergeben sich folgende<br />

Leitfragen<br />

− Welchen Markenstrategien werden in den Tiroler Tourismusregionen angewandt?<br />

− Welche Kriterien bzw. Voraussetzungen waren für die Modellauswahl<br />

entscheidend?<br />

− Was sind die Stärken <strong>und</strong> Chancen bzw. die Schwächen <strong>und</strong> Risken <strong>der</strong> Modelle?<br />

− Welche touristischen Strukturen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Voraussetzungen bietet die<br />

Naturparkregion Tiroler Lech?<br />

− Welches Markenstrategie-Modell eignet sich für die Naturparkregion Tiroler Lech?<br />

1.3 Aufbau <strong>der</strong> Arbeit<br />

In Kapitel 2 wird als Gr<strong>und</strong>lage das Thema des Markenmanagement allgemein<br />

dargestellt. Neben den Gr<strong>und</strong>lagen des Markenkonzepts werden die theoretischen<br />

Erklärungsansätze, erfor<strong>der</strong>liche Entscheidungs- <strong>und</strong> Kompetenzfel<strong>der</strong>, sowie<br />

mögliche Markenstrategien erörtert. Es folgt die spezifische Betrachtung einer<br />

Dienstleistungsmarke mit den Anfor<strong>der</strong>ungen an touristische Marken <strong>und</strong> abschließend<br />

die Markenführung im Tourismuskontext.


Caroline Maria Suitner Seite 5<br />

Kapitel drei widmet sich <strong>der</strong> Betrachtung des System Tourismus, den Beson<strong>der</strong>heiten<br />

des Tourismusproduktes, <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> touristischen Organisationsstruktur <strong>und</strong><br />

den gr<strong>und</strong>sätzlichen Erläuterungen zum Destinations- bzw. Regionsmanagement. Es<br />

folgt zum Abschluss des Kapitels eine <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Tiroler Regionalisierungspolitik <strong>und</strong><br />

den Verbandsfusionen seit Anfang <strong>der</strong> 90iger Jahre bis 2007.<br />

Der empirische Teil <strong>der</strong> Arbeit mit <strong>der</strong> Erhebung <strong>der</strong> Markenmodelle ausgesuchter<br />

Tiroler Tourismusregionen folgt in Kapitel vier. Ausgangsbasis hierfür ist die <strong>Analyse</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Bewertung</strong> bestehen<strong>der</strong> Markenstrategien in den nächtigungsstärksten Tiroler<br />

Tourismusregionen (best practise, Experteninterviews), die nach den<br />

Fusionierungswellen <strong>der</strong> letzten Jahre ihre Markenführung marktgerecht adaptieren<br />

mussten. Es soll erhoben werden, welche Kriterien für die Modellwahl <strong>der</strong> einzelnen<br />

Regionen ausschlaggebend waren <strong>und</strong> wo die Erfolgsfaktoren bei <strong>der</strong><br />

Führungsstrategie liegen.<br />

Im fünften Abschnitt werden nach einer ausführlichen <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Naturparkregion aus<br />

wirtschaftlicher <strong>und</strong> touristischer Sicht, in einem zweiten Schritt die Erkenntnisse aus<br />

den <strong>Analyse</strong>n <strong>der</strong> Tiroler Tourismusregionen auf die Naturparkregion Tiroler Lech<br />

umgelegt <strong>und</strong> eine Modellempfehlung getroffen. Diese Handlungsempfehlung soll<br />

Diskussionsgr<strong>und</strong>lage für die Tourismusverantwortlichen sein <strong>und</strong> sie bei den<br />

Entscheidungen über die zukünftige Markenstrategie in <strong>der</strong> Region unterstützen.


Caroline Maria Suitner Seite 6<br />

2 Markenmanagement<br />

2.1 Gr<strong>und</strong>lagen Markenkonzept<br />

2.1.1 Begrifflichkeiten<br />

Ursprünglich hervorgegangen ist <strong>der</strong> Begriff Marke aus dem mittelhochdeutschen Wort<br />

"marc", das für "Grenze, Grenzland o<strong>der</strong> -linie" steht <strong>und</strong> dem französischen<br />

Kaufmannsbegriff "marque", was so viel bedeutet wie "auf einer Ware angebrachtes<br />

Zeichen". Der englische Begriff „mark“ (Marke, Merkmal, Zeichen) steht für die<br />

Beschreibung <strong>der</strong> Marke. Aus dem englischen Wort „brandmark“, <strong>der</strong> für die<br />

Brandzeichen-Markierung von Tieren stand, kann <strong>der</strong> Begriff „brand“ abgeleitet werden<br />

(vgl. Linxweiler, 2004, S 71)<br />

Der Bedeutungsinhalt des Terminus "Markenartikel" wie<strong>der</strong>um geht auf die<br />

merkmalsorientierte Definition nach klassischem Verständnis zurück. Dabei<br />

kennzeichnet ein Eigenschaftskatalog <strong>der</strong> zeitlich stabil <strong>und</strong> prägnant ist, den<br />

Markenartikel. So definiert Mellerowicz 1963 Markenartikel als "für den privaten Bedarf<br />

geschaffene Fertigwaren, die in einem größeren Absatzraum unter einem beson<strong>der</strong>en,<br />

die Herkunft kennzeichnenden Merkmal (Marke) in einheitlicher Aufmachung, gleicher<br />

Menge sowie in gleich bleiben<strong>der</strong> o<strong>der</strong> verbesserte Güte sind <strong>und</strong> sich ... durch für sie<br />

betriebene Werbung die Anerkennung <strong>der</strong> beteiligten Wirtschaftskreise (Verbraucher,<br />

Händler <strong>und</strong> Hersteller) erworben haben (Verkehrsgeltung)" (von<br />

Gaiser/Linxweiler/Brucker, 2005, S 8).<br />

Der instrumentelle Ansatz des Markenbegriffs schließt in seiner Definition bereits<br />

solche Güter <strong>und</strong> Leistungen ein, die marketingspezifische Merkmale wie Qualität,<br />

Preis, Werbung o<strong>der</strong> Distribution aufwiesen <strong>und</strong> somit als Marke angesehen werden<br />

können. Meffert definiert die „Marke als ein in <strong>der</strong> Psyche des Konsumenten <strong>und</strong><br />

sonstiger Bezugsgruppen <strong>der</strong> Marke fest verankertes, unverwechselbares<br />

Vorstellungsbild von einem Produkt o<strong>der</strong> einer Dienstleistung. Die zu Gr<strong>und</strong>e liegende<br />

Leistung wird dabei in einem möglichst großen Absatzraum über einen längeren<br />

Zeitraum in gleichartigem Auftritt <strong>und</strong> in gleich bleiben<strong>der</strong> o<strong>der</strong> verbesserter Qualität<br />

angeboten“ (von Meffert/Burmann/Koers, 2002, S 6).


Caroline Maria Suitner Seite 7<br />

Die American Marketing Association (AMA) definiert den Begriff "Brand" aus<br />

wettbewerbsorientierter Sicht umfassend als: "A name, term, sign, symbol, or design,<br />

or a combination of them intended to identify the goods or services of one seller or a<br />

group of sellers and to differentiate them from those of competition." (von<br />

Haedrich/Tomczak/Kaetzke, 2003, S 15)<br />

Diese Markendefinition geht weit über die Vorstellungen von Mellerowicz in den 60iger<br />

Jahren hinaus. Neben den Markenartikeln werden alle sonstigen kommerziellen <strong>und</strong><br />

nicht-kommerziellen Leistungen (Rohstoffmarken, Zwischenprodukte) <strong>und</strong> jetzt auch<br />

Dienstleistungen eingeschlossen.<br />

Der wirkungsbezogene Ansatz geht davon aus, dass eine Person bei Kontakt mit <strong>der</strong><br />

Marke gewisse Assoziationen abruft, die mehr als die reine ursprüngliche Funktion des<br />

Produktes betreffen. Beeinflusst durch Erfahrungen, Erlebnisse <strong>und</strong> die Persönlichkeit<br />

verbindet ein Konsument die vermittelten, subjektiv interpretierten Werte <strong>der</strong> Marke mit<br />

eigenen Vorstellungen, Funktionen <strong>und</strong> Werten (vgl. Zednik/Strebinger, 2005, S 8).<br />

Diese Sichtweise spiegelt sich in <strong>der</strong> Definition von Esch wie<strong>der</strong>: „ Marken sind<br />

Vorstellungsbil<strong>der</strong> in den Köpfen <strong>der</strong> Konsumenten, die eine Identifikations- <strong>und</strong><br />

Differenzierungsfunktion übernehmen <strong>und</strong> das Wahlverhalten prägen“ (von Esch,<br />

2005b, S 11).<br />

In <strong>der</strong> Legaldefinition wird noch deutlicher auf die einzelnen Markenelemente Bezug<br />

genommen. Im österreichischen Markenschutzgesetz § 1 wird eine Marke wie folgt<br />

definiert: „Marken können alle Zeichen sein, die sich graphisch darstellen lassen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e Wörter einschließlich Personennamen, Abbildungen, Buchstaben,<br />

Zahlen <strong>und</strong> die Form o<strong>der</strong> Aufmachung <strong>der</strong> Ware, soweit solche Zeichen geeignet<br />

sind, Waren o<strong>der</strong> Dienstleistungen eines Unternehmens von denjenigen an<strong>der</strong>er<br />

Unternehmen zu unterscheiden.“ (MarkenSchG 1970).<br />

Der Markenbegriff wird in <strong>der</strong> Theorie oft vielgestaltig dargestellt. Aus <strong>der</strong> Praxis sind<br />

zweckmäßige oft branchen-, lebenszyklus- o<strong>der</strong> produktionsstufengeb<strong>und</strong>ene<br />

Begriffserklärungen vorherrschend.


Caroline Maria Suitner Seite 8<br />

Allen gemeinsam ist <strong>der</strong> Anspruch, das Prinzip <strong>der</strong> Marke zu erkennen <strong>und</strong> daraus<br />

konstante Ableitungen für die Gestaltung <strong>und</strong> Vermarktung treffen zu können. Seit<br />

1950 zeigt sich eine interessante Markenentwicklung (vgl. Abbildung<br />

Entwicklungsphasen), welche in verschiedene Phasen <strong>und</strong> Ausprägungsschwerpunkt<br />

unterteilt wird.<br />

Abb. 2-1: Entwicklungsphasen <strong>der</strong> Marke in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne<br />

Quelle: Baumgarth, 2004, S 8<br />

Insgesamt zeigt dieser Prozess eine starke Ausdehnung, die ähnlich wie im<br />

allgemeinen Marketing, erfolgte. Im Rahmen des „Generic Concept of Marketing“ wird<br />

dies unter den Stichworten Vertiefung (deepening) <strong>und</strong> Verbreiterung (broadening)<br />

diskutiert (vgl. Baumgarth, 2004, S 7f).<br />

Meffert übertrug dieses Konzept des allgemeinen Marketings auf die Markenansätze.<br />

Auch hier konnte eine Vertiefung <strong>und</strong> Verbreiterung festgestellt werden. Während zu<br />

Beginn in <strong>der</strong> Markenführung <strong>der</strong> Merkmalskatalog bestimmend waren, wurden später<br />

einzelne Instrumente <strong>und</strong> die Wirkung auf die Absatzmärkte, sowie in weiteren<br />

Schritten ökologische, gesellschaftliche <strong>und</strong> psychologische Phänomene <strong>und</strong><br />

abschließend die Innenperspektive integriert.


Caroline Maria Suitner Seite 9<br />

Durch die Verbreiterung hat sich <strong>der</strong> Gegenstandsbereich vergrößert: von klassischen<br />

zu hochwertigen Konsumgütern, generische Produkte, Dienstleistungen, Künstler,<br />

Investitionsgüter <strong>und</strong> sogar Regionen (vgl. Meffert et al., 2002, S 30).<br />

Abb. 2-2: Ausdehnung des Markenverständnisses von Markenführung<br />

Quelle Meffert et al. (2002), S 31<br />

Abhängig von <strong>der</strong> jeweiligen Situation sind die verschiedenen Ansätze <strong>der</strong><br />

Markendefinition unterschiedlich zweckmäßig <strong>und</strong> anwendbar. Weitere Ausführung zu<br />

den theoretischen Erklärungsansätzen <strong>und</strong> den daraus entstehenden Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Markenführung erfolgen im Kapitel 2.2.2.<br />

Für diese Arbeit wird die nachstehende Markendefinition verwendet <strong>und</strong> bildet die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für alle folgenden Ausführung: „Als Marke wird jedes Angebot bezeichnet<br />

(Konsumgut, Dienstleistung, Investitionsgut), das mit einem Markennamen <strong>und</strong><br />

zusätzlich mit festen Markenelementen gekennzeichnet ist, das den Angehörigen <strong>der</strong><br />

Zielgruppe <strong>und</strong> weiterer Bezugsgruppen bekannt <strong>und</strong> mit einem ausgeprägtem <strong>und</strong><br />

unverwechselbaren Markenbild versehen ist.“ (von Haedrich et al., 2005, S 18).


Caroline Maria Suitner Seite 10<br />

2.1.2 Typologien von Marken<br />

Zu einer Vielzahl von Erscheinungsformen hat die Anwendung des Markenkonzeptes<br />

geführt. Es werden vielfältige Typologisierungsansätze in <strong>der</strong> Literatur unterschieden.<br />

Aus einem weiten Spektrum können folgende gängige Merkmale zur Klassifizierung<br />

erkannten werden (vgl. Linxweiler, 2004, S 78f).<br />

Markenmerkmal Markentyp<br />

Anzahl <strong>der</strong> Marken Mono-/Einzelmarke<br />

Familienmarke<br />

Gruppenmarke<br />

Dachmarke<br />

Virtual Brands<br />

Preisdifferenzierungsgrad <strong>der</strong> Marke Erstmarke<br />

Zweitmarke<br />

Markenanbieter (institutionell) Herstellermarke<br />

Handelsmarke<br />

Dienstleistungsmarke<br />

Systemmarke<br />

Markierungsgrad Wortmarke<br />

Zeichenmarke<br />

Bildmarke<br />

Hörmarke (akustische Marke)<br />

Geruchsmarke<br />

Produktion/Vermarktung Eigenmarke<br />

Lizenzmarke<br />

Fremdmarke<br />

Geographische Reichweite <strong>der</strong> Marke Lokalmarke<br />

Tab. 2-1: Übersicht über Markentypologien<br />

Quelle: modifiziert nach Linxweiler, 2004, S 79<br />

Regionalmarke<br />

Kulturgeografische Marke<br />

Nationale Marke<br />

Internationale Marke<br />

Globale Marke


Caroline Maria Suitner Seite 11<br />

Das Merkmal <strong>der</strong> Markenanzahl lässt Einzel-, Familien-, Gruppen-, Dach- <strong>und</strong> virtuelle<br />

Marken unterscheiden. Je nach Strategie <strong>und</strong> Produkteigenheiten können<br />

unterschiedliche Vor- <strong>und</strong> Nachteile erkannt werden. Beispiele für die Typologien sind<br />

bei <strong>der</strong> Einzelmarke Red Bull; bei <strong>der</strong> Familienmarke Niveau, bei <strong>der</strong> Dachmarke<br />

Maggi <strong>und</strong> als Virtual Brand z.B. ebay o<strong>der</strong> amazon.com .<br />

Durch preislich orientierte Marktsegmentierung lassen sich Erst- (Premiummarke) o<strong>der</strong><br />

Zweitmarken differenzieren. Während aus institutioneller Sicht bei den Anbietern<br />

Hersteller-, Handels-, Dienstleistungs- o<strong>der</strong> Systemmarken unterschieden werden<br />

können.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Markierung bestehend aus Wörtern, Zeichen, Bil<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

Kombinationen hieraus lassen sich die Marken ebenfalls typologisieren.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Möglichkeit führ zur Unterscheidung in Eigenmarken, die vom Hersteller<br />

selber vermarktet werden, in Fremdmarken, die vom Hersteller nur produziert werden,<br />

o<strong>der</strong> Lizenzmarken, welche z.B. einem Lizenznehmer zur Verfügung gestellt, dort<br />

abgefüllt <strong>und</strong> vertrieben werden (Coca-Cola).<br />

Abschließend bietet sich eine Einteilung nach <strong>der</strong> geographischen Reichweite <strong>der</strong><br />

Marke an, wo zwischen lokaler, regionaler, nationaler, kulturgeografischer,<br />

internationaler o<strong>der</strong> globaler Marke unterschieden wird (vgl. Homburg/Krohmer, 2006,<br />

S 630f <strong>und</strong> Linxweiler, 2004, S78f).<br />

2.1.3 Markenfunktionen<br />

Die Darstellung <strong>der</strong> Funktion von Marken kann je nach Perspektive aus Anbieter-,<br />

Nachfragersicht o<strong>der</strong> weiterer Marktpartner, sowie <strong>der</strong> generellen Funktionen erfolgen.<br />

Die Primärfunktionen einer Marke sind die Vermittlung von relevanten Informationen<br />

zur Produktkategorie o<strong>der</strong> allgemeiner Herkunft, die Präferenzbildung <strong>und</strong> die<br />

Differenzierung. Am Markt herrscht in <strong>der</strong> Regel Informationsasymmetrie zwischen<br />

Anbieter <strong>und</strong> Nachfrager. Da ein Konsument oftmals nur über unvollständige<br />

Informationen über das Marktangebot verfügt, versucht er durch Alternativen<br />

Informationen zu generieren <strong>und</strong> die Unsicherheit bei <strong>der</strong> Kaufentscheidung<br />

abzubauen. Die primäre Markenfunktion ist somit <strong>der</strong> Abbau des Informationsdefizits,<br />

das rationale <strong>und</strong> emotionale Elemente umfasst. Durch Assoziationen bei den<br />

Konsumenten kann sich eine Marke vom Wettbewerb differenzieren (Mehrnutzen) <strong>und</strong><br />

Präferenzen bilden (Meinungsbildung).


Caroline Maria Suitner Seite 12<br />

Primäre Funktion<br />

Abb. 2-3: Verknüpfung von Funktionen <strong>und</strong> Nutzen einer Marke<br />

Quelle: Zednik et al., 2005, S 10<br />

Für Konsumenten sind dadurch die zentralen Nutzen die Orientierung <strong>und</strong><br />

Entscheidungshilfe im Kaufprozess, Risikoreduktion (funktionale, soziale o<strong>der</strong><br />

psychologische Risken) <strong>und</strong> Selbstdarstellung (Mehrnutzen). Aus Unternehmenssicht<br />

kann auf den Folgen <strong>der</strong> Markennutzen aufgebaut werden. Die Markenexistenz<br />

vergrößert den preispolitischen Spielraum, ermöglicht einen Markentransfer auf neue<br />

Produkte, reduziert das Floprisiko von Neueinführungen, sorgt für Umsatzstabilität <strong>und</strong><br />

Absatzpotential <strong>und</strong> unterstützt eine effiziente Markenführung (vgl. Zednik et al., 2005,<br />

S 10f).<br />

einer Marke<br />

Die Markenbildung erhöht den Wert eines generischen Produkts o<strong>der</strong> einer Leistung<br />

wesentlich <strong>und</strong> bietet dem Hersteller bzw. dem Markenabsen<strong>der</strong> damit entscheidende<br />

Vorteile. Aber nicht nur ihm, son<strong>der</strong>n auch dem Handel <strong>und</strong> den Konsumenten bieten<br />

Marken zahlreiche Nutzen. Das Markenkonzept sorgt Idealerweise für eine „win-win-


Caroline Maria Suitner Seite 13<br />

Situation“ aller Marktpartner. Die Abbildung zeigt die Funktionen <strong>und</strong> Vorteile im<br />

Überblick (vgl. Gaiser et al., 2005, S 10f).<br />

Abb. 2-4: Funktionen/Vorteil <strong>der</strong> Markenbildung für die Marktpartner<br />

Quelle: Gaiser et al., 2005, S 10<br />

2.2 Entscheidungsfel<strong>der</strong> im Markenmanagement<br />

2.2.1 Einführung<br />

Für die Verwirklichung <strong>der</strong> angeführten Nutzenpotentiale einer Marke müssen<br />

Unternehmen ein professionelles Markenmanagement betreiben. Betrachtet man<br />

einerseits die praktische Relevanz <strong>der</strong> Markenführung <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits die<br />

Forschungsbemühungen <strong>und</strong> wissenschaftliche Diskussion über das Thema Marke<br />

zeigt sich ein diffuses <strong>und</strong> uneinheitliches Auftreten. Die marketingwissenschaftliche<br />

Literatur zeigt ein buntes Bild von unterschiedlichsten Interpretationen zum<br />

Markenverständnis bzw. <strong>der</strong> erfolgreichen Markenführung. Die ausufernde<br />

Verwendung des Markenbegriffs zeigt sich im Auftreten eines <strong>und</strong>urchsichtigen<br />

Begriffsdschungels, <strong>der</strong> von Öko- <strong>und</strong> Kultmarken bis hin zu Städtemarken reicht.<br />

Zweifelsohne ist die Relevanz <strong>der</strong> Markenführung in <strong>der</strong> Unternehmenspraxis<br />

unbestritten. Um das Spannungsfeld zwischen Theorie <strong>und</strong> Praxis abzubauen, ist es


Caroline Maria Suitner Seite 14<br />

erfor<strong>der</strong>lich ein theoretische F<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> klares Verständnis für die Markenführung<br />

aufzubauen. Eine Systematisierung <strong>der</strong> unterschiedlichen Markenansätze <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

stufenweise Entwicklung erscheinen in diesem Zusammenhang zweckmäßig (vgl.<br />

Meffert et al., 2002, S 13f).<br />

2.2.2 Theoretische Erklärungsansätze<br />

Aufgr<strong>und</strong> tief greifen<strong>der</strong> Markt- <strong>und</strong> Umweltverän<strong>der</strong>ungen hat sich das<br />

Markenverständnis seit <strong>der</strong> Entwicklung des klassischen Markenkonzeptes immer<br />

wie<strong>der</strong> gewandelt. Mit wechselndem Markenverständnis erfolgte <strong>der</strong> Appell nach einer<br />

Neuorientierung des Markenmanagements. Ein Paradigmenwechsel im<br />

Markenverständnis führte so zu einem neuen Ansatz für die Markenführung.<br />

Vereinfacht dargestellt lasen sich fünf Phasen in <strong>der</strong> Markenentwicklung<br />

charakterisieren <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Auswirkungen auf das Markenmanagement darstellen. Die<br />

Entstehung <strong>der</strong> Phasen wird durch die relevanten Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong><br />

Aufgabenumwelt von Unternehmen (Makroebene) <strong>und</strong> dem Beziehungswandel<br />

zwischen Hersteller <strong>und</strong> Handel (Mikroebene) erklärt (vgl. Esch, 2005a, S 18).<br />

Phase 1 - Marke als Eigentumszeichen:<br />

Der anonyme Massenmarkt, verursacht durch einsetzende Industrialisierung <strong>und</strong><br />

Massenfertigung ab <strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, sorgte für einen Verlust <strong>der</strong><br />

Hersteller-Verbraucher-Beziehung. Qualitätsschwankungen, begrenztes<br />

Produktionswissen <strong>und</strong> kleine Betriebsgrößen <strong>und</strong> regionale geprägte, anonyme<br />

Waren, wachsen<strong>der</strong> Preiswettbewerb <strong>und</strong> neue Betriebsformen (Warenhäuser,<br />

Filialisten) beherrschten das Bild <strong>der</strong> Hersteller. Die Warenmarkierung hatte in dieser<br />

Zeit reinen Kennzeichnungscharakter <strong>und</strong> Herkunftsnachweis. Ein<br />

Markenführungskonzept existierte nicht <strong>und</strong> das Markenverständnis umfasste lediglich<br />

den Kennzeichnungsvorgang (vgl. Meffert, 2002, S 19f).<br />

Phase 2 – Merkmalsbezogenes Markenverständnis <strong>und</strong> instrumenteller Ansatz <strong>der</strong><br />

Markenführung:<br />

Das klassische Markenartikelkonzept von Domizlaff 1939 bot Konsumgüterherstellern<br />

die Gelegenheit, indirekten Kontakt mit den Verbrauchern aufzubauen <strong>und</strong> den<br />

Verkaufseinfluss auf den Handel zu steigern. Durch eine konstante Warenqualität,<br />

gleiche Aufmachung, überregionaler Vertrieb <strong>und</strong> Vorverkauf durch klassische<br />

Werbung wurde das klassische Markenartikelkonzept rasch diffusioniert. Der Handel<br />

begrüßte die Einführung des Markenartikelkonzepts durch die Preis- <strong>und</strong>


Caroline Maria Suitner Seite 15<br />

Vertriebsbindung, Vereinfachung <strong>der</strong> Betriebsabläufe (Einführung Selbstbedienung)<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Entfall von typischen Handelsfunktionen (Dimensionierung, Verpackung,<br />

Qualitätssicherung, Information). Später resultierte aus <strong>der</strong> Funktionsabgabe ein<br />

Machtübergang <strong>der</strong> Hersteller gegenüber dem Handel <strong>und</strong> dieser beklagte sich über<br />

Degeneration zum „Erfüllungsgehilfen“ (vgl. Meffert, 2002, S 20f).<br />

Das Markenverständnis war durch einen konsumgüterorientierten Warenfokus <strong>und</strong><br />

Kennzeichnung des Markenbegriffs durch einen Merkmalskatalog für physisch<br />

fassbare Konsumgüter geprägt. D.h. dass Vorprodukte, Investitionsgüter o<strong>der</strong><br />

Dienstleistungen gr<strong>und</strong>sätzlich keine Marken waren <strong>und</strong> dies im Unternehmertum,<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Gesetzgebung auch so gehandhabt wurde. Mellerowicz prägt 1963<br />

den Begriff des Markenartikels bzw. <strong>der</strong> Markenware (merkmalsorientierter Ansatz)<br />

durch seine Definition.<br />

Der instrumentelle Markenführungsansatz war gekennzeichnet vom Begriff <strong>der</strong><br />

Markentechnik, die sich mit <strong>der</strong> Markierungsgestaltung, Verpackung, klassischer<br />

Werbeeinsatz beschäftigt. Domizlaff stellte 1951 unabhängig von <strong>der</strong> Makro- <strong>und</strong><br />

Mikroebene „22 Gr<strong>und</strong>gesetzte <strong>der</strong> natürlichen Markenbildung“ als Gr<strong>und</strong>regeln für den<br />

Markenerfolg auf, die sich mit den konstitutiven Merkmalen, sowie den Instrumenten<br />

zum Aufbau <strong>und</strong> Pflege befassten (vgl. Bruhn, 2004, S 11; Meffert, 2002, S 20f).<br />

Phase 3 - Angebotsbezogenes Markenverständnis <strong>und</strong> funktionsorientierte Ansatz <strong>der</strong><br />

Markenführung<br />

Die dritte Entwicklungsphase ab Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre war gekennzeichnet durch die<br />

Wirtschaftsrezession <strong>und</strong> die erste Ölkrise. In vielen Branchen wandelte sich <strong>der</strong><br />

Verkäufer- zu einem Käufermarkt, mit einem riesigen Warenangebot an Verbrauchs-<br />

<strong>und</strong> Gebrauchsgütern. Markenartikelhersteller begannen sich mit <strong>der</strong> Systematisierung<br />

des Absatzes zu beschäftigen <strong>und</strong> nützten die Informationsasymmetrie zum Handel für<br />

die Festigung <strong>der</strong> Markenposition (Qualitätsorientierung). Der Handel konterte mit <strong>der</strong><br />

Einführung von Handelsmarken, die jedoch nur durch preisgünstige Positionierung<br />

Marktanteile sichern konnten.<br />

Das Charakteristikum des angebotsbezogenen Markenverständnisses ist die<br />

Sichtweise des Markenartikels als „geschlossenes Absatzsystem“ bzw. spezifische<br />

Vermarktungsform. Ziel war es den unmittelbaren Kontakt zum Verbraucher <strong>und</strong> damit<br />

größtmögliche K<strong>und</strong>ennähe zu erreichen.<br />

Die Markenführung war von einem funktionsorientierten Ansatz geprägt, <strong>der</strong> im<br />

Gegensatz zum Instrumentellen den Aufgabenbereich wesentlich breiter fasste. Die<br />

Bereiche Marktforschung, Produktentwicklung, Preispolitik <strong>und</strong> Distribution wurden in<br />

den Ansatz integriert. Die entscheidende Frage war, wie die Betriebsfunktionen zu


Caroline Maria Suitner Seite 16<br />

gestalten sind, um den Erfolg eines Markenartikels sicherzustellen. Der wichtigste<br />

Wettbewerbsvorteil ist die Ausgestaltung <strong>der</strong> zahlreichen Marketingfunktionen, wobei<br />

dem Vertrieb eine hervorgehobene Bedeutung für den Markenartikel-Erfolg<br />

zugeschrieben wird (vgl. Koppelmann, 2004, S 219f).<br />

Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die Entwicklung des<br />

Markenverständnisses <strong>und</strong> <strong>der</strong> Markenführungsansätze im Zeitablauf unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> jeweiligen Aufgabenumwelt.<br />

Abb. 2-5: Entwicklung des Markenverständnisses im Zeitablauf<br />

Quelle: Meffert et. al, 2002, S 19


Caroline Maria Suitner Seite 17<br />

Phase 4 – Nachfrager- <strong>und</strong> wirkungsbezogenes Markenverständnis; Verhaltens- bzw.<br />

imageorientierter <strong>und</strong> technokratisch-strategieorientierter Ansatz <strong>der</strong> Markenführung<br />

Ab Mitte <strong>der</strong> 70er bis Ende <strong>der</strong> 80er Jahre herrschten ausgeprägte<br />

Sättigungstendenzen, preissensible <strong>und</strong> kritische Verbraucher, schnelle Imitationen<br />

von Innovationen, sowie eine Informationsüberladung <strong>der</strong> Konsumenten vor. Die<br />

Markenartikelhersteller reagierten mit neuen Formen <strong>der</strong> Zielgruppenansprachen<br />

zusätzlich zur klassischen Werbung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Weiterentwicklung des Marketingwissens<br />

durch Intensität im vertikalen <strong>und</strong> horizontalen Wettbewerb. Die konstante <strong>und</strong> hohe<br />

Qualität verlor ihren Stellenwert als Differenzierungsmerkmal, da die Verbraucher diese<br />

generell erwarteten. Der Handel konzentrierte sich zunehmend <strong>und</strong> wurde zur<br />

Schlüsselstelle auf dem Weg des Markenartikels vom Hersteller zum Verbraucher.<br />

Einführung von Gattungsmarken, Verknappung <strong>der</strong> Regalplätze, Listungsgebühren <strong>und</strong><br />

versteckte Begünstigungen bei <strong>der</strong> Neuaufnahme von Produkten verschärften den<br />

vertikalen Wettbewerb zunehmend (wettbewerbsorientiert).<br />

Das Markenverständnis war nachfragebezogen <strong>und</strong> subjektiv gekennzeichnet. Im<br />

Mittelpunkt standen die Gewinnung von Nachfragern <strong>und</strong> die Wirkungsbetrachtung <strong>der</strong><br />

Marke beim Konsumenten (wirkungsbezogener Verständnisansatz). Die Akzeptanz<br />

als Markenartikel hing von <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Konsumenten ab <strong>und</strong> löste sich<br />

damit von Merkmalen o<strong>der</strong> Vertriebsformen (vgl. Esch, 2005b, S 11f).<br />

Das wirkungsbezogene Markenverständnis führte zu einem verhaltens- bzw.<br />

imageorientierten Markenmanagement-Ansatz. Dieser basiert auf <strong>der</strong><br />

wissenschaftlichen Forschung über die Bedeutung, Entstehung <strong>und</strong> Komponenten des<br />

Markenimage (Keller 1993). Der Ansatz for<strong>der</strong>te eine Gleichstellung von Marketing <strong>und</strong><br />

Markenmanagement, die aus <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>sätzlichen Relevanz aller Marketingparameter<br />

auf das Markenimage fußt. Die dominierende Imagesicht führte zu einer Überbetonung<br />

<strong>der</strong> methodischen Aspekte <strong>und</strong> vernachlässigte die Integration (Abstimmung <strong>und</strong><br />

Vernetzung <strong>der</strong> Maßnahmen), trotz <strong>der</strong> breiten Veranlagung des gesamten<br />

Aufgabenspektrums (vgl. Berekoven, 1978, S 35f; Aaker/Keller, 1990, S 27f).<br />

Parallel zum verhaltensorientierten Ansatz bildete sich <strong>der</strong> technokratisch-<br />

strategieorientierte Markenführungs-Ansatz heraus. Durch einen<br />

Betrachtungswechsel von <strong>der</strong> Verhaltenskonstrukt- zur Unternehmensführungsebene<br />

sollten die Integrationsdefizite des imageorientierten Ansatzes ausgemerzt werden. Im<br />

Mittelpunkt standen die Planung, Steuerung <strong>und</strong> Koordination aller Maßnahmen <strong>der</strong><br />

Markengestaltung für den Absatzmarkt. Der technokratisch-strategieorientierte Ansatz<br />

wurde durch die Diskussionen über den Markenwert in den 80er Jahren sehr populär<br />

(vgl. Haedrich/Tomczak, 1996, S 23f).


Caroline Maria Suitner Seite 18<br />

Phase 5 – sozialpsychologisches Markenverständnis; fraktaler <strong>und</strong> identitätsorientierter<br />

Ansatz <strong>der</strong> Markenführung<br />

Aufgr<strong>und</strong> zunehmen<strong>der</strong> Modularisierung <strong>und</strong> Standardisierung von<br />

Produktenkonzepten, sowie durch Outsourcing verursachte Qualitätshomogenität von<br />

Teilkomponenten ist diese Phase von <strong>der</strong> Assimilation <strong>der</strong> Produktqualität<br />

gekennzeichnet. Zunehmende Qualitätsangleichung, Produktsubstituierbarkeit <strong>und</strong><br />

internationale Verflechtungen betreffen jetzt auch Dienstleistungen <strong>und</strong><br />

Investitionsgüter, weshalb die Marke als Differenzierungspotential an Bedeutung<br />

gewinnt. Gerade bei Dienstleistungen ist das Vordringen von Dachmarken<br />

beobachtbar, da die Durchsetzung <strong>und</strong> Positionierung nicht so einschränkend ist wie<br />

bei Einzelmarken. Dies verdeutlicht auch das steigende Bewusstsein für die<br />

wirtschaftlichen Zusammenhänge in Unternehmen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Steuerung über das Top-<br />

Management. Die Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationstechnologie führen zu einer hohen Markttransparenz <strong>und</strong> bieten<br />

Konsumenten eine gute Möglichkeit einen umfassenden Marktüberblick zu erhalten.<br />

Der Handel stärkt seine Position durch das steigende Konsumentenvertrauen in die<br />

Eigenmarken, das Informationsmonopol durch verbesserte Infrastruktur <strong>und</strong> eine<br />

Vielzahl von eigenen K<strong>und</strong>endaten, sowie durch die Einführung des Category-<br />

Managements <strong>und</strong> steigen<strong>der</strong> Markenkompetenz. Durch den Funktionstransfer vom<br />

Hersteller auf den Handel <strong>und</strong> die steigende Konzentration gelingt es den Händlern<br />

ihre Wünsche verstärkt durch zu setzten. Diese Verän<strong>der</strong>ungen charakterisieren seit<br />

den 90er Jahren ein umgewandeltes Markenverständnis. Die Marke wird<br />

sozialpsychologisch betrachtet. Dadurch werden die lange Zeit vernachlässigten<br />

subjektive Einflüsse <strong>und</strong> emotionalen Aspekte in <strong>der</strong> Markenführung stärker betont<br />

(vgl. Meffert, 2002, S 25f).<br />

Zwei Markenführungsansätze können in dieser Phase unterschieden werden: <strong>der</strong><br />

fraktale <strong>und</strong> <strong>der</strong> identitätsorientierte. Im Mittelpunkt des fraktalen<br />

Markenführungsansatzes stehen <strong>der</strong> Mythos <strong>und</strong> das nicht beschreibbare<br />

„Faszinosum“ einer Marke. Weitere Dimensionen sind „Kairos“ (Zeitgeistkomponente)<br />

<strong>und</strong> „Logos“ (sachliche Informationen einer Marke). Durch bestimmte Aktivitäten soll<br />

<strong>der</strong> Mythos dauerhaft mit <strong>der</strong> Marke vereint <strong>und</strong> damit Beständigkeit <strong>und</strong> Zeitlosigkeit<br />

geschaffen werden. Aufgabe <strong>der</strong> Markenführung ist es Risken zu produzieren <strong>und</strong> die<br />

Konsumenten in diese hineinzuführen. Eine „homogene Inhomogenität“ soll durch<br />

radikale Brüche <strong>der</strong> Marke bewusst herbeigeführt werden. Der f<strong>und</strong>amentale<br />

Unterschied zu an<strong>der</strong>en Ansätzen liegt in <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>erkennbarkeit <strong>und</strong> dem


Caroline Maria Suitner Seite 19<br />

Wechselspiel von Kontinuität <strong>und</strong> Flexibilität. Der Ansatz erfährt eine kritische<br />

Beurteilung, da die fehlende Kontinuität <strong>der</strong> Markenführung <strong>und</strong> <strong>der</strong> bewusste Verzicht<br />

gegen bewährte Führungsregeln als Verstoß gesehen werden. Der Verdienst liegt im<br />

Aufbrechen starrer Denkmuster in <strong>der</strong> Führungsdebatte. Durch die mangelnde<br />

Operationalisierbarkeit des Konzeptes spricht vieles für einen Verfall, denn einer<br />

Markenstärkung (vgl. Gerken, 1994, S 18f).<br />

Beim identitätsorientierten Markenverständnis steht die starke Identität einer Marke<br />

im Mittelpunkt, die sich aus einer hohen Kaufverhaltensrelevanz als<br />

Informationsspeicher ableiten lässt. Vertrauen ist die Gr<strong>und</strong>lage für die K<strong>und</strong>enbindung<br />

bzw. Markentreue <strong>und</strong> entwickelt bzw. festigt sich durch eine ausgeprägte<br />

Markenidentität. Dieses Markenverständnis lässt ökonomische Aspekte dabei nicht<br />

unbeachtet, son<strong>der</strong>n das Konstrukt „Vertrauen“ führt vielmehr zu Wettbewerbsvorteilen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Einsparung von Transaktionskosten. Beim identitätsorientierten Ansatz <strong>der</strong><br />

Markenführung wurde eine Erweiterung <strong>der</strong> absatzmarktbezogenen, um die<br />

innengerichtet Perspektive vorgenommen. Die Wechselseitigkeit von Image <strong>und</strong><br />

Identität, sowie die über die Funktions- <strong>und</strong> Unternehmensgrenzen hinausgehende<br />

Vernetzung aller markenbezogenen Maßnahmen sind die Betrachtungsschwerpunkte<br />

(vgl. Aaker et al., 1990, S 27ff; Kapferer, 1992, S 39f).<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Markenentwicklung in den letzten Jahren kann die<br />

identitätsorientierte Markenführung als „ ein außen- <strong>und</strong> innengerichteter<br />

Managementprozess mit dem Ziel <strong>der</strong> funktionsübergreifenden Vernetzungen aller mit<br />

<strong>der</strong> Markierung von Leistungen zusammenhängenden Entscheidungen <strong>und</strong><br />

Maßnahmen zum Aufbau einer starken Markenidentität verstanden werden. Die<br />

Markenführung umfasst somit die Planung, Koordination, Durchsetzung <strong>und</strong> Kontrolle<br />

aller Maßnahmen zur Erzielung eines definierten Soll-Images bei den relevanten<br />

externen <strong>und</strong> internen Bezugsgruppen des Unternehmens“ (von Meffert, 2002, S 30)<br />

verstanden werden.<br />

Der identitätsorientierte Ansatz von Meffert/Burmann wurde weiterentwickelt <strong>und</strong> seit<br />

2003 in deutscher Literatur mit „identitätsbasiertem“ Markenführungsansatz<br />

betitelt.


Caroline Maria Suitner Seite 20<br />

Die geän<strong>der</strong>te Benennung ist keine terminologische Differenzierung, son<strong>der</strong>n basiert<br />

auf denselben theoretischen Gr<strong>und</strong>gedanken – jedoch mit präzisierten Begriffen. Die<br />

Markenführung basiert (<strong>und</strong> orientiert sich nicht nur an ihr) auf <strong>der</strong> Markenidentität.<br />

Durch die Begriffsanpassung erfolgt eine Angleichung an den englischen<br />

Sprachgebrauch, <strong>der</strong> bei betriebswirtschaftlichen Ansätzen eine richtigerweise<br />

„basierende“ Terminologie verwendet (resourced-based, identity-based-management)<br />

(vgl. Blinda, 2007, S 21).<br />

2.2.3 Markenführung als Königsdisziplin im Marketing<br />

Die zentrale Marketingaufgabe eines Unternehmens besteht in <strong>der</strong> Einführung <strong>und</strong><br />

Erhaltung von starken Marken zur Existenzsicherung. Damit sind das Markenführung<br />

<strong>und</strong> das Marketingmanagement sehr eng miteinan<strong>der</strong> verknüpft. Die Trennung des<br />

Markenmanagements vom übrigen Marketing ist nicht möglich, da eine Marke<br />

letztendlich aus den unterschiedlichen, aufeinan<strong>der</strong> abgestimmten Marketingaktivitäten<br />

(Marketing-Mix) eines Unternehmens entsteht. D.h. Marken können als Ergebnis des<br />

Marketings verstanden werden. Umgekehrt bedeutet dies aber nicht, dass<br />

Marketingaktivitäten zur Markenbildung führen (vgl. Scherhag, 2003, S 64f).<br />

Bei Unternehmen die auf Profilierung setzten, ist auf Gr<strong>und</strong> dessen auch das<br />

Marketingmanagement immer zugleich Markenführung. Dadurch wird die<br />

Markenführung oftmals als die Königsdisziplin des Marketings angesehen. (vgl. Gaiser<br />

et al., 2005, S 11f).<br />

2.2.4 Begrifflichkeiten in Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

In <strong>der</strong> allgemeinen Managementliteratur werden zumeist die Begriffe Markenführung<br />

<strong>und</strong> Markenmanagement gleichgesetzt. Der angloamerikanische Begriff „Management“<br />

wird meistens ins Deutsche mit „Führung“ übersetzt. Daraus entstand auch die<br />

synonyme Verwendung <strong>der</strong> beiden Begriffe Markenführung <strong>und</strong> Markenmanagement.<br />

Die Markenführung kann in einen funktionellen <strong>und</strong> eine institutionellen Aspekt geteilt<br />

werden. Unter funktionellem Aspekt werden die verschiedenen Aufgaben <strong>der</strong><br />

Markenführung wie Planung, Durchführung <strong>und</strong> Kontrolle verstanden. Während sich<br />

<strong>der</strong> institutionelle Begriff mit den Menschen beschäftig, die dies Aufgaben wahrnehmen<br />

(vgl. Gaiser et al., 2005, S 11f).


Caroline Maria Suitner Seite 21<br />

Der Terminus Markenpolitik wird in <strong>der</strong> Literatur (z.B. bei Meffert/Burmann, 2002;<br />

Kotler/Bliemel, 2001) oftmals ebenfalls synonym mit dem Begriff „Markenführung“<br />

verwendet. Da dem Begriff Markenpolitik wesentlich stärker operative Züge angehaftet<br />

werden, ist eine Unterscheidung in <strong>der</strong> Verwendung zweckmäßig.<br />

Unter Markenpolitik können alle Entscheidungen <strong>und</strong> Maßnahmen verstanden werden,<br />

durch die Angebote in <strong>der</strong> Vorstellung <strong>der</strong> Konsumenten differenziert werden <strong>und</strong> die<br />

mit <strong>der</strong> Produktmarkierung (Dienstleistungs-) zusammenhängen. Aufgr<strong>und</strong> des eher<br />

technisch-operativen Ansatzes wird die Markenpolitik gelegentlich auch <strong>der</strong><br />

Produktpolitik zugewiesen.<br />

Je nach Ansicht des Begriffs Markenführung, kann die Markenpolitik als Teil <strong>der</strong><br />

Markenführung im weiteren Sinn o<strong>der</strong> als operative Dimension <strong>der</strong> Markenführung im<br />

engeren Sinn gesehen werden (vgl. Gaiser et al., 2005, S 11f). Die Abbildung<br />

verdeutlicht diese Ausführungen <strong>und</strong> Zusammenhänge zwischen Markenführung <strong>und</strong><br />

Markenpolitik.<br />

Abb. 2-6: Dimensionen des Markenmanagements<br />

Quelle: Gaiser et al., 2005, S 11<br />

2.2.5 Entscheidungsebenen <strong>der</strong> Markenführung<br />

Als Kernaufgabe des Marketings umfasst die Markenführung sowohl strategische als<br />

auch operative Entscheidungsfel<strong>der</strong>. Diese Entscheidungen sind auf unterschiedlichen<br />

Unternehmensebenen (Gesamtunternehmen, strat. Geschäftsfel<strong>der</strong>, Einzelmarken) zu<br />

treffen. Somit wird die Markenführung zumindest auf zwei strategischen Ebenen<br />

vollzogen.


Caroline Maria Suitner Seite 22<br />

Abb. 2-7: Entscheidungsebenen <strong>der</strong> Markenführung<br />

Quelle: Gaiser et al., 2005, S 13<br />

Auf Unternehmensebene beziehen sich die strategischen Entscheidungen, ausgehend<br />

von <strong>der</strong> spezifischen Unternehmenssituation <strong>und</strong> –zielen, vor allem auf die Definition<br />

des Geschäftsbereichs (defining business). Diese an <strong>der</strong> Unternehmensspitze<br />

getroffenen Entscheidungen, bestimmen die strategische Ausrichtung für das gesamte<br />

Unternehmen. Es geht in diesem Zusammenhang um die Festlegung des<br />

Leistungsprogamms, <strong>der</strong> Gewichtung <strong>der</strong> Geschäftsfel<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> die<br />

Ressourcenallokationen. Im Bereich <strong>der</strong> Geschäftsfeldebene werden Entscheidungen<br />

über die Gestaltung <strong>und</strong> Steuerung des Markenportfolios getroffen. Auf Basis <strong>der</strong><br />

unternehmensstrategischen Säulen werden auf markenstrategischer Ebene die<br />

zukünftigen Aufgaben <strong>und</strong> Ausrichtung <strong>der</strong> Marken festgelegt. Es gilt hier die<br />

markenspezifischen Zielsetzungen <strong>und</strong> daraus abgeleitet die langfristigen (Marketing-<br />

)Gr<strong>und</strong>satzstrategien zu definieren. Die Entscheidungsfel<strong>der</strong> sind hier auf die Marken<br />

bezogen: die Positionierung, die Zielgruppen <strong>und</strong> die übergeordnete<br />

marketingbezogene Instrumentalstrategie für die Gestaltung des Marketing-Mix <strong>und</strong><br />

das Controlling.<br />

2.2.6 Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> Markenführung<br />

Je nachdem welches Markenverständnis eingenommen wird zeigt sich in <strong>der</strong> Praxis<br />

ein differenzierter Umgang mit den Aufgabenfel<strong>der</strong>n im Rahmen <strong>der</strong> Markenführung.<br />

Die mo<strong>der</strong>ne Markenführung hat sich von einer sehr engen Definition <strong>der</strong><br />

Entscheidungsfel<strong>der</strong> durch die starke Verknüpfung <strong>der</strong> Marke mit <strong>der</strong> Produktion, hin<br />

zu einem ganzheitlichen Konzept, welches alle Unternehmensbereiche betrifft,<br />

entwickelt.


Caroline Maria Suitner Seite 23<br />

Dem entsprechend sind auch die Aufgaben, Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Konsequenzen<br />

<strong>der</strong> Markenführung auf das Unternehmen gewachsen (vgl. Zednik et al. 2005, S 11).<br />

Abb. 2-8: Entwicklungslinien <strong>der</strong> Markenführung<br />

Quelle: Tomczak (2002), S 4<br />

Die Abbildung verdeutlicht nochmals kurz die historische Entwicklung <strong>der</strong><br />

Markenführung im Zeitablauf. Gr<strong>und</strong>legende Ausführungen zu den theoretischen<br />

Erklärungsansätzen wurden in Kapitel 2.2.2 dargelegt.<br />

Esch for<strong>der</strong>t für die mo<strong>der</strong>ne Markenführung eine Berücksichtigung folgen<strong>der</strong><br />

Themenfel<strong>der</strong> (von Esch, 2003, S VII):<br />

− Aufbau <strong>und</strong> Stärkung von Marken<br />

− Entwicklung tragfähiger Markenidentitäten <strong>und</strong> Markenpositionierung<br />

− Kapitalisierung von Marken durch Markendehnung <strong>und</strong> Bildung von<br />

Markenallianzen<br />

− Führung von Markenportfolios<br />

− Management von Markenarchitekturen<br />

− Kontrolle <strong>der</strong> Markenmaßnahmen.<br />

Ohne <strong>der</strong> Formulierung <strong>und</strong> Kommunikation eines verbindlichen Zielkonzepts besteht<br />

aber die Gefahr, dass nicht alle Beteiligten im Unternehmen auf das gleiche Ziel<br />

hinarbeiten, die Markenführung reaktiv tätig wird <strong>und</strong> sich eine Politik des „sich<br />

Durchwurschtelns“ entwickelt. Ziele haben eine zentrale Wegweiser- <strong>und</strong><br />

Koordinationsfunktion in <strong>der</strong> Markenführung (vgl. Gaiser et al., 2005, S 44f).


Caroline Maria Suitner Seite 24<br />

Aus den Markenfunktionen können die unmittelbaren Ziele für das Markenmanagement<br />

abgeleitet werden. Dabei ist es sinnvoll die Zielpyramide eines Unternehmens zu<br />

berücksichtigen <strong>und</strong> zwischen drei Ebenen zu unterscheiden: Globalziele des<br />

Unternehmens, ökonomische <strong>und</strong> verhaltenswissenschaftliche Ziele.<br />

Durch die Positionierung <strong>der</strong> Marke im Gedächtnis <strong>der</strong> Konsumenten soll <strong>der</strong> Absatz<br />

erhöht, <strong>der</strong> preispolitische Spielraum vergrößert <strong>und</strong> <strong>der</strong> Unternehmenswert gesteigert<br />

werden. Die Steigerung des Unternehmenswerts dient dem Globalziel <strong>der</strong><br />

Existenzsicherung des Unternehmens (vgl. Esch/Wicke/Rempel, 2005, S 42).<br />

Zur Erreichung <strong>der</strong> Unternehmensziele ist es erfor<strong>der</strong>lich, dass es <strong>der</strong> Markenführung<br />

auf Unternehmensebene gelingt, ein Portfolio starker wettbewerbsfähiger Marken<br />

aufzubauen. Daraus abgeleitet ist es die Aufgabe auf Markenebene, die viel zitierte<br />

„Monopolstellung“ in den Köpfen <strong>der</strong> Verbraucher zu erreichen <strong>und</strong> zu sichern. Das<br />

zentrale Ziel <strong>der</strong> markenstrategischen Entscheidungen ist die Erhaltung <strong>und</strong><br />

Steigerung des Markenwerts. Der Markenwert beinhaltet eine immaterielle<br />

(verhaltenswissenschaftliche) <strong>und</strong> materielle/finanzielle Sichtweise (vgl. Gaiser et al.<br />

2005, S 44f).<br />

Abb. 2-9: Zusammenhang zwischen Markenwert <strong>und</strong> Unternehmenswert<br />

Quelle: Esch/Wicke/Rempel, 2005, S 51


Caroline Maria Suitner Seite 25<br />

Aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht lässt sich <strong>der</strong> Markenwert als „das Ergebnis<br />

unterschiedlicher Reaktionen von Konsumenten auf Marketingmaßnahmen einer<br />

Marke im Vergleich zu identischen Maßnahmen einer fiktiven Marke aufgr<strong>und</strong><br />

spezifischer, mit <strong>der</strong> Marke im Gedächtnis gespeicherten Vorstellungen“ (von Esch et<br />

al., 2005, S 61) definieren. Es geht um die Frage, warum eine Marke erfolgreich ist. Es<br />

erfolgt eine Leistungsmessung, die die Erfolgsgründe <strong>der</strong> Marke ermittelt <strong>und</strong> falls<br />

erfor<strong>der</strong>lich therapeutische Maßnahmen ableiten lässt.<br />

Aus finanzwirtschaftlicher (ökonomischer) Sicht „ ist <strong>der</strong> Markenwert <strong>der</strong> Barwert aller<br />

zukünftigen Einzahlungsüberschüsse, die <strong>der</strong> Eigentümer aus <strong>der</strong> Marke<br />

erwirtschaften kann“ (von Esch et al., 2005, S 61). Es geht um den Markenerfolg <strong>und</strong><br />

er ist ein evaluativer Wert (ohne Rückschlüsse auf die Erfolgsgründe), <strong>der</strong> das<br />

Potential <strong>der</strong> Marke für die Zukunft enthält. Der finanzwirtschaftliche Markenwert ist<br />

bedeutend bei <strong>der</strong> Markenbilanzierung, Verkauf o<strong>der</strong> Aufkauf von Marken <strong>und</strong><br />

Markenlizenzvergaben.<br />

Im einfachsten Fall kann <strong>der</strong> Markenwert aus Marketingsicht auch als zusätzlicher<br />

Wert, den ein Produkt ausschließlich durch eine Marke erhält, beschrieben werden.<br />

Der Markenwert liegt in den Köpfen <strong>der</strong> Verbraucher <strong>und</strong> kann auch als „good-will“<br />

bezeichnet werden (vgl. Gaiser et al., 2005, S 45).<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Erreichung <strong>und</strong> Erhöhung des Markenwertes ist sehr komplex <strong>und</strong> zu<br />

abstrakt, um als Steuerungsgröße in <strong>der</strong> Markenführung Anwendung zu finden. Der<br />

Markenwert wird deshalb häufig durch Subziele bzw. seine Einflussfaktoren<br />

operationalisiert. Trotz unterschiedlicher Erklärungsansätze werden übereinstimmende<br />

Determinanten des Markenwertes in <strong>der</strong> Literatur dargestellt: Markenwissen,<br />

Markenstärke, Markentreue/-bindung.<br />

Diese Einflussgrößen können somit als wichtigste außerökonomische Ziele festgelegt<br />

werden, obgleich diese Subziele unter einer langfristigen Rentabilitäts- <strong>und</strong><br />

Umsatzsicherung <strong>der</strong> Marken <strong>und</strong> des Unternehmens selbst gesehen werden müssen<br />

(vgl. Gaiser et al., 2005, S 45). Die Abbildung zeigt einen Überblick über die<br />

Determinanten eines umfassenden Zielsystems für die Markenführung.


Caroline Maria Suitner Seite 26<br />

Abb. 2-10: Zielsystem <strong>der</strong> Markennavigation<br />

Quelle: Esch, 2005a, S 76<br />

2.2.7 Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Erfolgsfaktoren<br />

In ihrer historischen Entwicklung war die Marke wie<strong>der</strong>kehrend verän<strong>der</strong>ten<br />

Rahmenbedingungen ausgesetzt, was zu einem Wandel <strong>der</strong> Aufgaben im<br />

Markenmanagement führte. Die Markenführung ist von aktuellen Entwicklungen<br />

abhängig, die i.d.R. vom eigenen Unternehmen nicht beeinflussbar sind, aber direkte<br />

Auswirkungen darauf haben.<br />

Externe Marktverän<strong>der</strong>ungen finden in den Bereichen Gesetzgebung <strong>und</strong> Politik,<br />

Wettbewerb, Handel, <strong>und</strong> Konsumverhalten statt. Daneben können noch allgemeine<br />

Än<strong>der</strong>ungen in den unternehmensinternen Rahmenbedingungen festgestellt werden<br />

(vgl. Baumgarth, 2004, S 10ff).<br />

2.2.7.1 Externe Rahmenbedingungen<br />

In <strong>der</strong> Gesetzgebung fanden Anpassungen aufgr<strong>und</strong> europäischer Richtlinien statt.<br />

Weiters wurde ein Verbot von Werbung z.B. in <strong>der</strong> Formel 1 für Zigaretten festgelegt.<br />

Durch das neue Kommunikationsmedium Internet kam es vermehrt zu rechtlichen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen bzw. Problemen beim Namensschutz.


Caroline Maria Suitner Seite 27<br />

Beson<strong>der</strong>s dynamisch haben sich die Rahmenbedingungen im Wettbewerb geän<strong>der</strong>t.<br />

Die Inflation <strong>der</strong> Produkte <strong>und</strong> Marken wurde durch das explosionsartige Ansteigen von<br />

Angeboten über alle Branchen hinweg hervorgerufen. Gründe hierfür sind die<br />

zunehmende Marktsegmentierung, Vielzahl von Innovationen <strong>und</strong> steigende Anzahl<br />

von Markteintritten neuer Wettbewerber (vgl. Esch et al., 2005a, S 13f).<br />

In nahezu allen Branchen kommt es zu einer steigenden Wettbewerbsintensität, die<br />

durch die Internationalisierung <strong>und</strong> Globalisierung weiter verschärft wird.<br />

Die zunehmende Produkthomogenität (Qualitätspatt), durch Angleichung <strong>der</strong><br />

funktionsorientierten Leistungsmerkmale führt zu einer Austauschbarkeit von Marken<br />

<strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong> Unterscheidungskraft für die Konsumenten. Ein weiterer verschärfen<strong>der</strong><br />

Faktor sind die immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen <strong>und</strong> die immer schneller<br />

Abkupferung <strong>und</strong> Imitation aktueller Innovationen. Das Schlagwort „Markenpiraterie“ ist<br />

in aller M<strong>und</strong>e <strong>und</strong> nach Schätzungen des Counterfeiting Intelligence Bureau<br />

erreichten die Nachahmungen 2004 bereits fünf bis sieben Prozent des Welthandels.<br />

Der Wettbewerb leitet unter <strong>der</strong> sinkenden Effizienz <strong>der</strong> Kommunikationskanäle durch<br />

das Überangebot, die großen Reichweiten <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Streuverluste. Die<br />

Kontaktwirkung nimmt durch die zunehmende Informationsüberlastung ab <strong>und</strong> führt zu<br />

einer Zersplitterung <strong>der</strong> Kommunikation. Durch den verschärften<br />

Kommunikationswettbewerb agieren viele Unternehmen mit einer Vielzahl von<br />

Promotionmaßnahmen die primär auf einen Preisvorteil ausgerichtet sind. Dadurch<br />

kommt es zu einer Preisspirale bzw. Polarisierung <strong>der</strong> Märkte, was zu sinkenden<br />

Preisen von Markenartikeln <strong>und</strong> Markenerosionen führt, sowie die Entwicklung von<br />

smart shoppern för<strong>der</strong>t (vgl. Baumgarth, 2004, S12f).<br />

Relevante Verän<strong>der</strong>ungen gab es auch durch die dynamische Entwicklung im Handel.<br />

Die Hersteller kämpfen mit <strong>der</strong> Etablierung von marketingstarken Verb<strong>und</strong>gruppen,<br />

einer steigenden Handelskonzentration <strong>und</strong> internationalen Wettbewerbern am<br />

Herkunftsmarkt. Die Dynamik wird durch die Tendenz zum Aufbau von „Storebrands“<br />

wie C&A, IKEA; H&M mit einer Gesamtgeschäftsprofilierung ähnlich einer<br />

Dachmarkenstrategie weiter erhöht.<br />

Auch <strong>der</strong> Anteil an eigenen Handelsmarken wächst weiter in vielen Produktkategorien<br />

<strong>und</strong> übersteigt oftmals schon den mengenmäßigen Marktanteil des Marktführers. In<br />

diesem Kontext muss auch die IT-Entwicklung angesprochen werden, die zu einer<br />

steigenden Informationsverfügbarkeit <strong>und</strong> neuen Abstimmungssystemen (Category-<br />

Management) führt (vgl. Esch et. al. 2005b, S 32f).


Caroline Maria Suitner Seite 28<br />

Auf Seite <strong>der</strong> Konsumenten gab es einschneidende Entwicklungen. Konsumenten <strong>und</strong><br />

ihr Verhalten werden immer schwerer erfass- <strong>und</strong> prognostizierbar. Die<br />

Gr<strong>und</strong>bedürfnisse sind befriedigt <strong>und</strong> es werden höhere Bedürfnisse zur<br />

Selbstverwirklichung angestrebt. Der Konsument im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert ist zunehmend<br />

erlebnis-, genuss-, freizeitorientiert <strong>und</strong> preisbewusst. Sein Verhalten ist kein „entwe<strong>der</strong><br />

- o<strong>der</strong>“ son<strong>der</strong>n ein „sowohl – als auch“ geworden (vgl. Gaiser et al., 2005, S 15f).<br />

Die Schlagworte hierzu sind die Verän<strong>der</strong>ungen des Kaufverhaltens, Variety Seeking<br />

<strong>und</strong> die Informationsüberlastung. Zwei Phänomen haben sich beson<strong>der</strong>s etabliert:<br />

smart Shopping <strong>und</strong> hybrides Kaufverhalten. Die so genannten Smart Shopper kaufen<br />

markenorientiert ein, sind aber bestrebt die Marken zu beson<strong>der</strong>s günstigen Preisen zu<br />

erwerben. Dieses Käufersegment wächst deutlich <strong>und</strong> hat zu Reaktionen auf<br />

Herstellerseite durch neue Vertriebsformen (Outlet-Center, Fabriksverkauf) geführt.<br />

Hybride Käufer zeichnen sich durch Schnäppchenkäufe bei Discountern <strong>und</strong> in <strong>der</strong><br />

nächsten Situation beim Erwerb von Luxusmarken aus. Bekannt geworden auch durch<br />

das Schlagwort „proschefahren<strong>der</strong> Aldi-Käufer“.<br />

Varity Seeking lässt sich verkürzt als Bedürfnis nach Abwechslung bezeichnen <strong>und</strong> ist<br />

eine weitere Form des heterogenen Abnehmerverhaltens. Bei diesem Phänomen<br />

wechselt ein Käufer bei wie<strong>der</strong>holtem Erwerb die Marke, obgleich die Präferenzen<br />

unverän<strong>der</strong>t sind <strong>und</strong> erreicht durch den eigentlichen Wechsel einen Abnehmernutzen.<br />

Die Informationsüberlastung (information overload) hat zu einer sinkenden Effizienz <strong>der</strong><br />

Kommunikation geführt. Man versteht darunter die überschüssige Menge an<br />

angebotenen, gegenüber <strong>der</strong> tatsächlich verarbeitbaren Informationen. In Deutschland<br />

wird geschätzt, dass nur mehr 2% <strong>der</strong> angebotenen Informationen vom Abnehmer<br />

aufgenommen werden (vgl. Baumgarth, 2004, S 14f).<br />

2.2.7.2 Unternehmensinterne Rahmenbedingungen<br />

Die Vielschichtigkeit <strong>der</strong> unternehmensbezogenen Rahmenbedingungen kann hier<br />

nicht erschöpfend dargelegt werden. Vielmehr erfolgt eine Konzentration auf die häufig<br />

beobachtbaren <strong>und</strong> für das Markenmanagement erfor<strong>der</strong>lichen internen Aspekte (vgl.<br />

Esch et al., 2005b, S 38f):<br />

− Organisationsstruktur für die Markenführung<br />

− kurzzeitiger Erfolgsdruck <strong>und</strong> Entlohnungsmechanismen<br />

− Kontinuität kontra Anpassungszwänge<br />

Betrachtet man die jetzigen Organisationsstrukturen in Unternehmen kann man<br />

feststellen, dass die auftretenden Schwierigkeiten oftmals selbst gemacht sind: Junge<br />

<strong>und</strong> unerfahrene Produktmanager sind mit <strong>der</strong> Markenführung betraut; wichtige


Caroline Maria Suitner Seite 29<br />

Kommunikationsaktivitäten werden von externen Werbeagenturen ohne strategische<br />

Zielperspektive geplant <strong>und</strong> im Top-Management fehlt oftmals das Verständnis für die<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Steuerungsaufgaben.<br />

Die kurzfristige Orientierung des Markenmanagement ist neben <strong>der</strong><br />

Unternehmensorganisation auch auf die steigende Popularität des Sharehol<strong>der</strong>-Value-<br />

Konzeptes zurückzuführen. Markeneigentümer sind an kurzfristigen <strong>und</strong> finanziell<br />

sichtbaren Erfolgen interessiert, was dem Anspruch einer langfristig ausgerichteten<br />

Markenführung nicht gerecht wird.<br />

Der Aufbau einer Marke benötigt Zeit <strong>und</strong> die langfristige Konstanz von<br />

Marketingaktivitäten ist erfor<strong>der</strong>lich. Dies steht in Konflikt mit <strong>der</strong> schnelllebigen<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> neuen Trends. Aufgabe <strong>der</strong> Markenführung ist es einen<br />

Spannungsbogen zwischen Kontinuität <strong>und</strong> Anpassung zu meistern. Es bedarf einer<br />

Markenstrategie die Basis für Kontinuität darstellt, aber gleichzeitig genügende<br />

Anpassungsmöglichkeiten an Zielgruppe <strong>und</strong> Zeitgeist bietet (vgl. Esch et al., 2005b, S<br />

38f).<br />

2.2.7.3 Erfolgsprinzipien <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Das prägende Erscheinungsbild <strong>der</strong> Marken in unserer Gesellschaft ist unumstritten<br />

<strong>und</strong> ein substantieller Bestandteil des täglichen Alltags. Zahlreiche Untersuchungen<br />

haben dargelegt, dass die Marktführer sowie die zweit- <strong>und</strong> drittplatzierten Marken die<br />

Verän<strong>der</strong>ungen in den letzten Jahren vergleichsweise gut überstanden haben.<br />

Probleme haben vor allem unprofilierte Marken bekommen <strong>und</strong> Fehler in <strong>der</strong><br />

Markenführung haben deutliche Auswirkungen gezeigt. Die entscheidenden<br />

Erfolgsfaktoren einer Marke sind <strong>der</strong> konsequente Aufbau, kontinuierliche Pflege <strong>und</strong><br />

die passende Strategie. Erfolgreiche Marken verfügen über klare, einfache <strong>und</strong><br />

individuelle Positionierungen, die durch inhaltliche <strong>und</strong> gestalterische Kommunikation<br />

transportiert werden. Neben <strong>der</strong> Systematik, Kontinuität, Konsistenz <strong>und</strong> Konsequenz<br />

in <strong>der</strong> Markenführung, Innovationen mit nachvollziehbarem Nutzen o<strong>der</strong> dem Aufbau<br />

einer emotionalen Markenpersönlichkeit ist <strong>der</strong> Aufbau von individuellen<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungen (Stichwort: Dialog-Marketing) ein elementarer Erfolgsfaktor im<br />

Wettbewerb (vgl. Gaiser et al. 2005, S 22 <strong>und</strong> S 58f).<br />

Der Wandel hin zu einer langfristigen Perspektive <strong>und</strong> die steigenden Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an das Markenmanagement haben den strategischen Führungsaspekt immer<br />

bedeutsamer werden lassen. Markenführung hat die Aufgabe Erfolgspotentiale von<br />

Marken zu suchen, aufzubauen <strong>und</strong> abzusichern.


Caroline Maria Suitner Seite 30<br />

Für eine strategische Markenführung ist die Berücksichtigung von zahlreichen<br />

Erfolgsfaktoren unumgänglich (von Kreilkamp 1987, S 74):<br />

− politische, ökologische <strong>und</strong> gesellschaftliche Trends<br />

− volkswirtschaftliche Entwicklung <strong>der</strong> Zielregionen<br />

− technologische Entwicklungstrends<br />

− Markenwirkung auf Faktormärkte (Kapital- o<strong>der</strong> Arbeitsmarkt)<br />

− Positionierung <strong>der</strong> Marke als Teil <strong>der</strong> Unternehmenskultur (internal branding)<br />

− Trends <strong>der</strong> Konsumentenbedürfnisse in <strong>der</strong> Produktkategorie<br />

− Berücksichtigung <strong>der</strong> Konkurrenten (auch potentieller)<br />

− Relevanz <strong>der</strong> Marke im Unternehmen bei <strong>der</strong> Ressourcenverteilung <strong>und</strong><br />

Wertschöpfung<br />

− Kernkompetenzfähigkeit des Unternehmens<br />

− Internationale Aspekte <strong>der</strong> Marke<br />

− Positionierung <strong>der</strong> Marke bei den Zielgruppen.<br />

2.2.8 Gr<strong>und</strong>satzentscheidungen in <strong>der</strong> Markenführung<br />

Das Markenmanagement wird aus mo<strong>der</strong>ner Markensicht als roulieren<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

dynamischer Prozess gesehen. Ausgehend von <strong>der</strong> Situationsanalyse werden<br />

abgeleitet aus Unternehmens- <strong>und</strong> Marketingzielen die Gr<strong>und</strong>satzentscheidungen für<br />

die Marke getroffen, umgesetzt <strong>und</strong>. implementiert, sowie kontrolliert.<br />

In <strong>der</strong> Markenführung sind drei zentrale Entscheidungsfel<strong>der</strong> zu bearbeiten:<br />

− die Formulierung <strong>der</strong> Markenstrategie,<br />

− die Festlegung des Markenauftritts,<br />

− die Gestaltung <strong>der</strong> Markenkontrolle.<br />

Daneben ist für den Erfolg einer Marke die organisatorische Verankerung im<br />

Unternehmen (Zuständigkeiten, Markenverständnis) ein zentraler Aspekt (vgl.<br />

Homburg et al. (2006), S 631).


Caroline Maria Suitner Seite 31<br />

Abb. 2-11: Übersicht über die Entscheidungsfel<strong>der</strong> im Markenmanagement<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

2.2.8.1 Markenstrategie<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Markenstrategie sind drei Entscheidungen zu fällen:<br />

− Markenreichweite<br />

− Markenpositionierung<br />

− Markenarchitektur<br />

Bei <strong>der</strong> Markenreichweite geht es um die Anwendungsbereiche in geographischer<br />

(regionale, nationale, internationale, globale Marke) <strong>und</strong> kooperationsbezogener<br />

Hinsicht (Co-/Dual-Branding), sowie über die Stufen <strong>der</strong> gesamten<br />

Wertschöpfungskette (vertikal: Ingredient branding bzw. Vorproduktmarken) hinweg.<br />

Die Markenpositionierung befasst sich mit drei Gestaltungsfacetten: dem Markenkern<br />

als kompakter Vertreter <strong>der</strong> Identität, dem Markennutzen als Versprechen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Markenpersönlichkeit mit dem Ziel <strong>der</strong> Auslösung von K<strong>und</strong>enassoziationen <strong>und</strong><br />

individuellem Charakter. Gr<strong>und</strong>sätzlich unterscheidet man zwischen einer


Caroline Maria Suitner Seite 32<br />

Neupositionierung (Einführung einer neuen Marke) <strong>und</strong> einer Umpositionierung von<br />

bestehenden Marken. Aus Wettbewerbssicht kann die Positionierung mit den Zielen<br />

<strong>der</strong> Differenzierung von Konkurrenzmarken o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ähnlichkeit mit<br />

Abstrahlungseffekten bestehen<strong>der</strong> Marken gesehen werden. Inhaltlich werden vier<br />

Ausrichtungen durch ihre Ausprägung differenziert: sachorientierte,<br />

emotionsorientierte, gemischte <strong>und</strong> aufmerksamkeitsorientierte Positionierung. Die<br />

Entscheidungen über die Markenpositionierungen sind spezifisch im Einzelfall zu<br />

entscheiden.<br />

Bei <strong>der</strong> Markenarchitektur geht es nicht um Einzelentscheidungen, son<strong>der</strong>n um<br />

Strukturentscheidungen in Bezug auf das Markenspektrum eines Unternehmens. Unter<br />

Markenarchitektur versteht man die Anordnung aller Marken einer Unternehmung mit<br />

<strong>der</strong> Festlegung <strong>der</strong> Rollen <strong>und</strong> Beziehungen untereinan<strong>der</strong>. Drei Gr<strong>und</strong>typen stehen<br />

zur Verfügung: Einzel-, Familien- <strong>und</strong> Dachmarkenstrategie. Daneben gibt es noch<br />

Kombinationsmöglichkeiten <strong>und</strong> Strategien für die Weiterentwicklung von<br />

Markenarchitekturen (vgl. Homburg et al., 2006, S 631f). Detaillierte Ausführungen zu<br />

den Strategien <strong>und</strong> Möglichkeiten folgen in Kapitel 2.3.<br />

2.2.8.2 Markenauftritt<br />

Im zweiten zentralen Entscheidungsfeld des Markenmanagements bedarf es <strong>der</strong><br />

Gestaltung <strong>der</strong> Markierung (Name <strong>und</strong> Zeichen) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Marketinginstrumente zur<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Markenstrategie. Die Markierung durch einen Namen <strong>und</strong> Zeichen<br />

ist <strong>der</strong> Schlüssel zum Markenimage. Sie soll prägnant gestaltet, diskriminationsfähig,<br />

sowie zur Auslösung von positionierungsbedeutenden Assoziationen fähig sein.<br />

Der Markenauftritt wird durch die Instrumentalstrategie beeinflusst, die den Einsatz <strong>der</strong><br />

Maßnahmen des Marketing-Mix regelt <strong>und</strong> durch Einzigartigkeit, Konsistenz <strong>und</strong><br />

Kontinuität die Umsetzung <strong>der</strong> Markenstrategie unterstützt (vgl. Haedrich et al., 2003,<br />

S 39f).<br />

2.2.8.3 Markenkontrolle<br />

Im weiteren Sinn geht es hier nicht nur um die Kontrolle <strong>der</strong> Markenstrategie, son<strong>der</strong>n<br />

vielmehr um das Controlling – im Sinn von messbar machen <strong>und</strong> steuern. Das<br />

Markencontrolling verbindet die Markenführung im Rahmen des Marketings mit dem<br />

Bereich Controlling <strong>und</strong> stellt die Marke als Steuerungsobjekt ins Zentrum dieser<br />

Aktivitäten. Es ist eine integrierte, spezifische Sichtweise, die die Effektivität <strong>und</strong> die


Caroline Maria Suitner Seite 33<br />

Effizienz <strong>der</strong> Markenführung sicherstellen <strong>und</strong> unterstützen soll (vgl. Haedrich et al.,<br />

2003, S 157f). In <strong>der</strong> Vielzahl von Ansätzen zum Markencontrolling sind die Messung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle des Markenwissens (verhaltenswissenschaftlich, aus K<strong>und</strong>ensicht) <strong>und</strong><br />

des Markenwerts (finanzwirtschaftlich, Unternehmenssicht) mit unterschiedlichen<br />

Zielgrößen berücksichtigt (vgl. Meffert et al., 2002, S 410f).<br />

2.3 Markenstrategien <strong>und</strong> –architekturen<br />

2.3.1 Einführung<br />

Nach <strong>der</strong> Situationsanalyse <strong>und</strong> Zielfestlegung stehen einem Markeneigner zahlreiche<br />

Markenstrategien zur Verfügung. Unter Markenstrategie versteht man in Anlehnung an<br />

das Marketing, eine an <strong>der</strong> Entwicklung von markt- <strong>und</strong> unternehmensspezifischen<br />

Kontextfaktoren ausgerichteten, langfristigen <strong>und</strong> auf operative Maßnahmen herunter<br />

gebrochenen Verhaltensplan (vgl. Meffert et al. 2002, S136). Eng damit verb<strong>und</strong>en<br />

sind Markeninvestitionen, die einen Goodwill entstehen lassen sollen. Mittels drei<br />

Dimensionen kann eine Systematisierung <strong>der</strong> Markenstrategien erfolgen: horizontaler,<br />

vertikaler <strong>und</strong> internationaler Wettbewerb.<br />

Abb. 2-12: Abgrenzung von Markenstrategien im Wettbewerb<br />

Quelle: Meffert et al., 2002, S 136


Caroline Maria Suitner Seite 34<br />

2.3.2 Markenstrategien im internationalen Wettbewerb<br />

Wenn nationale Markenkonzepte auf internationalen Märkten umgesetzt werden sollen,<br />

bieten sich multinationale, globale o<strong>der</strong> gemischte Markenstrategien zur<br />

Wettbewerbsprofilierung an.<br />

Bei multinationalen Strategien werden individuelle Markenkonzepte verwendet <strong>und</strong><br />

durch optimale län<strong>der</strong>spezifische Bedürfnisanpassungen so genannte „local brands“<br />

eingesetzt. Globale Markenstrategien verzichten auf eine nationale Unterscheidung<br />

<strong>und</strong> setzten ein einheitliches Markenkonzept mit einheitlicher Markierung, Marketing-<br />

Mix, Qualität <strong>und</strong> Positionierung um.<br />

Auf internationalen Märkten wird oftmals eine gemischte Strategie eingesetzt. Durch<br />

Anpassung an Län<strong>der</strong>spezifikas, aber unter Einhaltung des einheitlichen Markenprofils<br />

sollen sowohl Kosten- als auch Nutzenvorteile generiert werden. Es gilt <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>satz<br />

soviel Standardisierung wie möglich, so viel Differenzierung wie nötig (Meffert et al.,<br />

2002, S 159ff).<br />

2.3.3 Markenstrategien im vertikalen Wettbewerb<br />

Durch die Konzentration des Handels in den letzten Jahren haben sich im vertikalen<br />

Wettbewerb unterschiedliche Handelsmarkenformen herausgebildet. Die<br />

bedeutendsten Formen sind die niedrigpreisige Gattungsmarke, die klassische<br />

mittelpreisige Eigenmarke <strong>und</strong> die hochpreisige Premiummarke des Handels.<br />

Gattungsmarken (no names, generics o<strong>der</strong> weiße Ware) sind zumeist unauffällig<br />

markiert, im Preiseinstiegssegment positioniert <strong>und</strong> erfüllen nur die qualitativen<br />

Mindestanfor<strong>der</strong>ungen an Produkte. Sie besitzen eine sortimentseinheitliche<br />

Gestaltung mit eindeutigen Symbolen zur Wie<strong>der</strong>erkennung. Die Eigenmarken<br />

(Äquivalenzmarken), sind mit dem Qualitätsniveau von klassischen Herstellermarken<br />

vergleichbar, aber durch einen deutlichen Preisvorteil gegenüber Markenartikeln<br />

gekennzeichnet. Diese treten vor allem in Produktbereichen mit geringem<br />

Innovationsgrad auf, da sie Nachbildungen von Herstellermarken darstellen <strong>und</strong> in<br />

erschlossene Märkte eintreten. Premium-Handelsmarken wie<strong>der</strong>um streben eine<br />

höhere Qualität als die klassischen Hersteller-Markenartikel an. Mit einem<br />

Zusatznutzen soll eine höhere K<strong>und</strong>enzufriedenheit <strong>und</strong> –bindung erreicht werden. Der<br />

Preis tritt als Entscheidungsfaktor in den Hintergr<strong>und</strong> (Meffert et al., 2002, S 152f).


Caroline Maria Suitner Seite 35<br />

2.3.4 Markenstrategien im horizontalen Wettbewerb<br />

Entscheidungen über die Markenstrategie bzw. den –typ stehen bei zwei<br />

Gr<strong>und</strong>anlässen an: 1. bei neu zu gründenden (Konzept-Erstellung) o<strong>der</strong> 2. bei<br />

bestehenden Unternehmen (Konzept-Weiterentwicklung). Es gilt unter<br />

Berücksichtigung des unternehmerischen Kompetenzfeldes, <strong>der</strong><br />

Zielgruppenbedürfnisse <strong>und</strong> Wettbewerbsstrukturen die richtige Entscheidung zu<br />

treffen (vgl. Becker, 2005, S 385f).<br />

Bei <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Markenstrategie können die Gr<strong>und</strong>typen <strong>der</strong> Leistungs- <strong>und</strong><br />

Unternehmensmarke differenziert werden. Die Leistungsmarke fokussiert auf die<br />

Zielgruppe <strong>der</strong> Absatzmärkte (Handel, Konsumenten), während sich die<br />

Unternehmensmarke (corporate brand) primär an an<strong>der</strong>e Bezugsgruppen (share<br />

hol<strong>der</strong>) richtet (vgl. Baumgarth, 2004, S 128).<br />

Die Strategieformen im horizontalen Wettbewerb können durch die Dimensionen Breite<br />

(Markenanzahl), Tiefe (Markenprodukte) <strong>und</strong> Kompetenzhöhe (Architektur) weiter<br />

systematisiert werden. Bei <strong>der</strong> Breite <strong>der</strong> Markenstrategie geht es um die Anzahl <strong>der</strong><br />

Marken im Leistungsbereich. Dabei können Ein- o<strong>der</strong> Mehrmarken als Möglichkeiten in<br />

Betracht gezogen werden. Wohingegen es bei <strong>der</strong> Tiefe um die Anzahl <strong>der</strong> Produkte<br />

unter einer Marke geht, wobei die klassische Einzel-, Familien- o<strong>der</strong><br />

Dachmarkenstrategie angewandt werden kann. Bei den Entscheidungen um Breite,<br />

Tiefe <strong>und</strong> Höhe werden die Beziehungen zwischen Marke <strong>und</strong> Leistung genau<br />

betrachtet. Es zeigen sich starke Interdependenzen in den Entscheidungsfel<strong>der</strong>n, wie<br />

die Abbildung verdeutlicht (vgl. Meffert et al., 2002, S 137f).<br />

Abb. 2-13: Systematisierung von Markenstrategien<br />

Quelle: Meffert et al., 2002, S 137


Caroline Maria Suitner Seite 36<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich können bei den Markenstrategien zwischen statischen <strong>und</strong> dynamischen<br />

Optionen unterschieden werden. Statische Strategien bezeichnen die Beziehungen<br />

zwischen Marke <strong>und</strong> Leistung mit den Optionen <strong>der</strong> Einzel-, Mehr-, Familien- o<strong>der</strong><br />

Dachmarkenstrategie. Dynamische Strategien befassen sich mit den Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in den Beziehungen bzw. <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Marken. Darunter fallen die<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen Strategieoptionen <strong>der</strong> Vergrößerung (Markenrestrukturierung,<br />

Markentransfer od. Neumarken), Eliminierung (Bereinigung <strong>der</strong> Marken o<strong>der</strong><br />

Leistungen) <strong>und</strong> die Umstrukturierung (Markenwechsel) (vgl. Baumgarth, 2004, S 142f<br />

o<strong>der</strong> Meffert et al., 2002, S 138).<br />

2.3.4.1 Einzelmarkenstrategie<br />

Das Prinzip <strong>der</strong> Einzelmarke (Produkt-, Monomarke o<strong>der</strong> Individual brand name)<br />

entspricht <strong>der</strong> klassischen Markenartikelkonzeption, die auf die Schaffung einer klaren,<br />

eindeutigen Markenpersönlichkeit ausgerichtet <strong>und</strong> dadurch einen optimale<br />

preispolitische Marktstellung erreichen soll. Für jedes einzelne Produkt eines Anbieters<br />

besteht eine eigene Marke <strong>und</strong> <strong>der</strong> Markenführer bleibt im Hintergr<strong>und</strong>. Einzelmarken<br />

sind vor allem bei heterogenen Produkten mit unterschiedlichen Zielgruppen <strong>und</strong><br />

Positionierungen, sowie in eigenständigen Marktfel<strong>der</strong>n eine passende Strategie zur<br />

Verfolgung <strong>der</strong> Unternehmensziele.<br />

Die Einzelmarke bietet wesentliche Vorteile, weshalb diese Gr<strong>und</strong>strategie von<br />

zahlreichen Markenartikelherstellern gewählt wird bzw. wurde (von Becker, 2005, S<br />

387):<br />

− Ermöglichung einer klaren spitzen Profilierung eines Produktes<br />

− Konzentration auf definierte Zielgruppen<br />

− Wahl einer spezifischen Positionierung<br />

− Gute Darstellungsmöglichkeiten des Innovationscharakters eines neuen<br />

Produktes<br />

− Profilierungs- <strong>und</strong> Positionierungsfreiheiten im Produktlebenszyklus<br />

(Relaunch-Aktivitäten)<br />

− Vermeidung eines Badwill-Transfereffektes bei Misserfolg des Produktes<br />

auf an<strong>der</strong>e Leistungen des Unternehmens.<br />

Aber auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite zeigen sich auch erhebliche Risken aufgr<strong>und</strong> des hohen<br />

Profilierungsaufwands angesichts steigen<strong>der</strong> Markenvielfalt <strong>und</strong> hartem Wettbewerb.<br />

So muss ein Produkt die Amortisation des Marketingaufwands alleine tragen, was<br />

gerade bei ständig kürzer werdenden Produktlebenszyklen ein ökonomisches Problem


Caroline Maria Suitner Seite 37<br />

darstellt. Weiters wird es immer schwieriger geeignete Markennamen zu finden <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Aufbau einer Markenpersönlichkeit geht nur langsam vor sich, wofür Märkte mit hohem<br />

Potential <strong>und</strong> geringen Strukturwandeln erfor<strong>der</strong>lich sind. Daneben ist die<br />

Entscheidung für eine Einzelmarktstrategie auch von situativen Faktoren (Innovation<br />

mit hohem Ertragspotential) <strong>und</strong> Branchenbedingungen (Dienstleistungen o<strong>der</strong><br />

Produkte) abhängig (vgl. Meffert et al., 2002, S 138 <strong>und</strong> Esch, 2005a, S 276).<br />

Neue Entwicklungen zeigen eine Erweiterung des Einzelmarkenkonzeptes durch die<br />

Ergänzung <strong>der</strong> Marke um einen Absen<strong>der</strong> mittels Integration in eine bestehende<br />

Markenarchitektur durch Schaffung einer Dachmarke.<br />

O<strong>der</strong> durch eine Dehnung <strong>der</strong> Einzelmarke durch Produktlinienerweiterungen (z.B.<br />

Coca Cola mit Light <strong>und</strong> Cherry) o<strong>der</strong> Markenerweiterungen. Diese Aufweichung des<br />

Konzepts wird durch Hinzufügung von Flankern (mo<strong>der</strong>ne Varianten) zu<br />

Originalmarken gekennzeichnet (vgl. Becker, 2005, S 386f).<br />

2.3.4.2 Mehrmarkenstrategie<br />

Die Mehrmarkenstrategie ist charakterisiert durch die parallele Führung mehrerer<br />

eigenständiger Marken, die auf den gleichen Leistungsbereich ausgerichtet sind, sich<br />

durch zentrale Merkmale unterscheiden <strong>und</strong> bei den Nachfragern durch einen<br />

getrennten Markenauftritt wahrgenommen werden. Beispiele sind im Automobilbereich<br />

Volkswagen mit VW, Audi, Seat etc.; im Dienstleistungsbereich die TUI-Gruppe mit<br />

TUI, 1-2-Fly, L’Tur etc (vgl. Baumgarth, 2004, S 135).<br />

Ziel ist die Absicherung <strong>der</strong> Wettbewerbsposition durch Konkurrenz im eigenen Haus,<br />

die eine Senkung des Markenwechselphänomens durch Produktdifferenzierung, eine<br />

Steigerung <strong>der</strong> internen Effizienz <strong>und</strong> die Ausschöpfung von Marktpotentialen<br />

hervorrufen soll. Die Chancen <strong>der</strong> Strategie liegen in den erhöhten Eintrittsbarrieren für<br />

Konkurrenten aufgr<strong>und</strong> breiter Regalflächenabdeckung <strong>und</strong> dem Schutz <strong>der</strong> übrigen<br />

Produkte vor einem Preiskampf durch die Einführung einer Nie<strong>der</strong>preismarke. Die<br />

Risiken sind die Gefahr <strong>der</strong> Übersegmentierung <strong>und</strong> einer Kannibalisierung <strong>der</strong> Marken<br />

untereinan<strong>der</strong>, sowie ineffiziente Ressourceneinsätze im Unternehmen.<br />

Dies bedeutet aber eine hohe Anfor<strong>der</strong>ung an die Finanzkraft <strong>und</strong> Markenwissen im<br />

Management <strong>und</strong> eine glaubwürdige Markendifferenzierung (vgl. Meffert et al. 2002, S<br />

139f).


Caroline Maria Suitner Seite 38<br />

2.3.4.3 Familienmarkenstrategie<br />

Das Gr<strong>und</strong>prinzip <strong>der</strong> Familien-/Produktgruppen-/Range-Marke wird durch die Führung<br />

einer einheitliche Marke für eine bestimmte Produktlinie <strong>und</strong> einer Partizipation am<br />

Markenimage gekennzeichnet. Die Familienmarken-Strategie ermöglicht es, die<br />

spezifischen Chancen <strong>der</strong> Einzelmarke (Profilierungsvorteil) <strong>und</strong> die <strong>der</strong> Dachmarke<br />

(Synergievorteile, Kosteneffizienz) auszukosten, ohne die Risken bei<strong>der</strong> Strategien<br />

berücksichtigen zu müssen. Dieser Markentyp wird gewählt, wenn bestimmte Produkte<br />

zu einer Produktlinie zusammengefasst o<strong>der</strong> durch Bildung einer solchen, mögliche<br />

Potentiale in neuen Märkten ausgeschöpft werden sollen (vgl. Becker, 2005, S 388f).<br />

Der Markenaufwand wird von mehreren Produkten getragen <strong>und</strong> diese profitieren vom<br />

Markenimage, wodurch ein ökonomisches Markengestaltungskonzept umsetzbar ist.<br />

Der Erfolg <strong>der</strong> Strategie ist abhängig von <strong>der</strong> konsistenten <strong>und</strong> klaren Umsetzung des<br />

Markenimages im Markt. Eine Verwässerung des Markenimages <strong>der</strong> Familienmarke<br />

wird herbeigeführt, wenn für die Markendehnung produktspezifische Anpassungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich sind. Die zentrale Anfor<strong>der</strong>ung ist die Auswahl <strong>der</strong> passende<br />

Dehnungsmöglichkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong>en markenbezogene Umsetzung (vgl. Esch, 2005a, S<br />

282).<br />

Die Risken zeigen sich bei den stark begrenzten Restrukturierungsmöglichkeiten<br />

aufgr<strong>und</strong> des Wettbewerbs, <strong>der</strong> beschränkten Einsatzfähigkeit von Angebotssystemen<br />

mit entsprechenden Nutzenklammern <strong>und</strong> <strong>der</strong> Systemgefährdung durch eine<br />

mangelnde Handelsakzeptanz.<br />

2.3.4.4 Dachmarkenstrategie<br />

Die Dachmarkenstrategie bedeutet die Führung sämtlicher Unternehmensprodukte<br />

unter einer einheitlichen Marke (umbrella brand, Unternehmensmarke o<strong>der</strong> corporate<br />

brand). Durch dieses Prinzip stehen bei den Profilierungsbestrebungen die Firma <strong>und</strong><br />

ihre Kompetenz bzw. ihre Sympathie o<strong>der</strong> das Vertrauen in selbige im Fokus. Diese<br />

Markenstrategie findet vor allem bei Dienstleistungen <strong>und</strong> im Nicht-<br />

Konsumgüterbereich eine große Verbreitung. Wenn <strong>der</strong> Umfang eines Programms für<br />

wirtschaftliche Einzelmarkenstrategien zu groß, die Zielgruppen sehr homogen sind<br />

o<strong>der</strong> das Programm starken Trends unterliegt, ist die Auswahl einer<br />

Dachmarkenstrategie sinnvoll. Umso breiter <strong>und</strong> heterogener das Leistungsprogramm<br />

einer Dachmarke ist, desto weniger klar ist die Marktpositionierung. Als wesentliche<br />

Merkmale werden Bekanntheit, Kompetenz <strong>und</strong> Vertrauen an die Einzelangebote<br />

weitergegeben (vgl. Esch, 2005a, S 283f).


Caroline Maria Suitner Seite 39<br />

Der Markentyp ist beson<strong>der</strong>s bei Risiko- <strong>und</strong> Ökonomie-Aspekten sehr vorteilhaft: Der<br />

Markenaufwand wird gemeinsam getragen; leichte Produkteinführungen sind möglich;<br />

neu Produkte profitieren vom Goodwill <strong>der</strong> Dachmarke; Abfe<strong>der</strong>ung des Marktrisikos<br />

durch mehrere Produkten im Portfolio. Nachteilig sind hingegen die mangelnde<br />

Strategiesteuerung <strong>und</strong> <strong>der</strong> gravierende Profilierungsnachteil, <strong>der</strong> gerade bei<br />

Premiummärkten so wichtig ist. Neben diesen <strong>Bewertung</strong>s- <strong>und</strong> Effizienzfaktoren<br />

dürfen situative Bedingung nicht vernachlässigt werden (vgl. Becker, 2005, S 392).<br />

2.3.4.5 Markenstrategische Kombinationen<br />

Neben <strong>der</strong> Wahlmöglichkeit „reiner“ Markentypen sind für Unternehmen auch<br />

markenstrategische Kombinationen möglich, welche von <strong>der</strong> Ausgangssituation <strong>und</strong><br />

Marktbedingungen abhängen. Diese Kombinationen führen zu bewussten<br />

Markenhierarchie-Systemen, die nach verschiedenen Formen systematisiert werden<br />

können.<br />

Esch (2005) klassifiziert nach zwei Stoßrichtungen: die horizontale <strong>und</strong> die vertikale<br />

Kombination von Markenstrategien.<br />

Die horizontale Kombination von Markenstrategien zielt auf die Führung mehrerer<br />

Marken ab. Ursache hierfür sind die Fragmentierung <strong>der</strong> Märkte <strong>und</strong> die<br />

Segmentbildung mit unterschiedlichen Ansprüchen. Eine einzelne Marke kann diesen<br />

Spagat über eine Vielzahl von Segmenten nicht umsetzten. Die Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

Mehrmarkenführung besteht in einer trennscharfen Positionierung <strong>der</strong> Einzelmarken,<br />

um eine Kannibalisierung zu vermeiden <strong>und</strong> die anvisierten Segmente bestmöglich<br />

abzudecken.<br />

Bei <strong>der</strong> vertikalen Kombination von Markenstrategien steht die Gestaltung von<br />

komplexen Markenarchitekturen im Mittelpunkt. Es sollen sinnvolle Hierarchien<br />

zwischen den drei Markengr<strong>und</strong>typen gebildet werden (vgl. Esch, 2005a, S 286).<br />

Becker (2005) differenziert hierbei nach <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Marken-Kombinationen:<br />

Die erste Möglichkeit ist die Schaffung einer zweifachen Markenhierarchie durch die<br />

Kombination von Einzel- <strong>und</strong> Dachmarke. Der Ansatz geht davon aus, dass starke<br />

Einzelmarken aufgebaut werden <strong>und</strong> die Markenkräfte durch eine übergeordnete<br />

Dachmarken-Kompetenz zu verstärken (Kumulationseffekt).<br />

Eine weitere Form <strong>der</strong> zweifachen Markenhierarchie sieht die Verknüpfung einer<br />

Familien- <strong>und</strong> Dachmarke vor. Das Ziel ist die Schaffung homogener,<br />

markendifferenzierter Produktgruppen unter einem Markendach mit hohem Goodwill.<br />

Bei <strong>der</strong> dreifachen Markenhierarchie werden alle drei Gr<strong>und</strong>typen miteinan<strong>der</strong>


Caroline Maria Suitner Seite 40<br />

kombiniert – mit einer spezifischen Rollenverteilung. Dabei wird ein hierarchisches<br />

Markensystem geschaffen, welches unter einem starken Dach, das<br />

Leistungsprogramm nach Produktfamilien unterteilt <strong>und</strong> darin Untermarken<br />

(Einzelmarken) schafft. Dies kann bei sehr differenzierten Programmen bzw.<br />

nachfrage- <strong>und</strong> wettbewerbsbedingt - wie beim Pkw-Markt - sinnvoll sein (vgl. Becker,<br />

2005, S 392f).<br />

2.3.5 Markenarchitekturen<br />

Aufgr<strong>und</strong> von typischen Geschäftsfel<strong>der</strong>weiterungen o<strong>der</strong> Mergers & Acquisitions steht<br />

das Management von Unternehmen oftmals vor <strong>der</strong> schwierigen Aufgabe, das eigene<br />

Markenportfolio hierarchisch systematisch zu ordnen (vertikale Ordnung). Diese<br />

konzeptionelle Aufgabe wird Markenarchitektur genannt. Becker definiert den Begriff in<br />

diesem Sinne als „Die konzeptionsgestützte vertikale Ordnung aller Marken eines<br />

Unternehmens unter dem Aspekt <strong>der</strong> strategischen Positionierung <strong>und</strong> des<br />

strategischen Beziehungssystems. (von Becker, 2005, S 396).<br />

Die Markenarchitektur, welche als Gr<strong>und</strong>satzentscheidung für die Führung einer<br />

Unternehmensmarke dient <strong>und</strong> einen langfristigen Verhaltensplan darstellt, ist <strong>der</strong><br />

Ausgangspunkt zur Verankerung <strong>der</strong> Unternehmensstrategie. Sie ist durch die<br />

unternehmensweite Sichtweise <strong>und</strong> Berücksichtigung aller Marken charakterisiert. Mit<br />

ihrer Festlegung wird die Zusammensetzung des Markenportfolios eines<br />

Unternehmens systematisiert <strong>und</strong> steuerbar. In <strong>der</strong> Markenarchitektur werden die auf<br />

den Ebenen des Unternehmens zu verwendenden Marken, <strong>der</strong>en Rollen <strong>und</strong><br />

Positionierung, sowie die Beziehungen zwischen den Marken festgelegt. Basierend auf<br />

den starken Interdependenzen zwischen <strong>der</strong> Architektur <strong>und</strong> den verfolgten<br />

Markenstrategien wird auf den drei Gr<strong>und</strong>markenstrategien (Einzel-, Dach- <strong>und</strong><br />

Familienmarke) aufgebaut. Bei <strong>der</strong> Einzelmarkenstrategie entsteht eine minimale<br />

Integration, da jedes Marktsegment von einer spezifisch ausgerichteten Marke<br />

bearbeitet wird. Bei <strong>der</strong> Dachmarkenstrategie gilt die maximale Integration, da sich hier<br />

alles auf die Herausstellung <strong>der</strong> Unternehmensmarke konzentriert (vgl. Meffert et al.,<br />

2002, S 168f)<br />

Die Systematisierung findet ihren Ausgangspunkt in den organisatorischen Ebenen<br />

eines Unternehmens. Beispielhaft wird hier von einer dreistufigen Hierarchie<br />

ausgegangen. Auf <strong>der</strong> Top-Management-Ebene ist die Unternehmensmarke<br />

angeordnet. Die Unternehmensbereichs- <strong>und</strong> Produkt-/Leistungsmarken sind


Caroline Maria Suitner Seite 41<br />

hierarchisch <strong>der</strong> Unternehmensmarke untergeordnet. Die Abbildung verdeutlicht den<br />

Zusammenhang <strong>der</strong> Unternehmens- <strong>und</strong> Markenhierarchien.<br />

Abb. 2-14: Der Zusammenhang von Unternehmens- <strong>und</strong> Markenhierarchie<br />

Quelle: Meffert et al., 2002, S 171<br />

Zur Führung von Markenportfolios sind zwei Faktoren von beson<strong>der</strong>er Bedeutung: Die<br />

Beziehung zwischen den Markenebenen <strong>und</strong> die daraus ableitbaren Architekturformen.<br />

Bei den Beziehungen kann zwischen organisationalen (Unternehmensmarken) <strong>und</strong><br />

produkt- o<strong>der</strong> leitungsbezogenen Markenassoziationen (Produktmarken) unterschieden<br />

werden. Die Unternehmensmarke soll <strong>der</strong> Anker für die organisationalen Assoziationen<br />

sein <strong>und</strong> die Werte <strong>und</strong> Kultur, sowie Glaubwürdigkeit für die Leistungen<br />

transportieren. Sie leistet damit eine Unterstützung zur Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong><br />

Produkt- <strong>und</strong> Leistungsmarken, sowie <strong>der</strong> übergreifenden Profilierung bei den<br />

Bezugsgruppen. Die Produkt- <strong>und</strong> Leistungsmarken wie<strong>der</strong>um sollen primär produkt-<br />

<strong>und</strong> leistungsbezogenen Assoziationen bei den K<strong>und</strong>en verankern <strong>und</strong> sind an<br />

spezifischen Leistungsvorteilen verankert (vgl. Meffert et al., 2002, S 170f).<br />

Die Klassifizierung <strong>der</strong> Markenarchitekturen kann durch eine Matrix mit den<br />

Dimensionen <strong>der</strong> Marken- bzw. Hierarchieanzahl erfolgen. Bei den Hierarchieebenen<br />

geht man von den Abstufungen <strong>der</strong> Marken untereinan<strong>der</strong> aus. Die Beson<strong>der</strong>heit stellt<br />

die Wechselwirkung zwischen zwei o<strong>der</strong> mehr Marken auf unterschiedlichen<br />

Hierarchieebenen dar. Während Markenallianzen o<strong>der</strong> Mehrmarkenstrategien auf<br />

horizontaler Ebene stattfinden, sind komplexe Architekturen von Über- <strong>und</strong><br />

Unterordnungsverhältnissen geprägt.<br />

Die Erfolgskriterien sind hierbei die Logik <strong>der</strong> Anordnung <strong>und</strong> das Erkennen <strong>der</strong><br />

Markenbeziehungen zu den Zielgruppen - nicht die Trennschärfe wie bei<br />

Mehrmarkenstrategien.


Caroline Maria Suitner Seite 42<br />

In <strong>der</strong> wissenschaftlichen Forschung <strong>und</strong> Literatur gibt es bereits deskriptive<br />

Strukturierungsansätze für Markenarchitekturen: die Markenhierarchien von Laforet<br />

<strong>und</strong> Sa<strong>und</strong>ers o<strong>der</strong> das „brand relationship spectrum“ von Aaker <strong>und</strong> Joachimsthaler.<br />

Bei <strong>der</strong> Strukturierung komplexer Markenarchitekturen durch einfache Kombinationen<br />

von klassischen Gr<strong>und</strong>typen treten bei <strong>der</strong> Markenzuordnung Schwierigkeiten auf.<br />

Zentrale Aussagen über die Wirkungsgeflechte, Synergiepotentiale o<strong>der</strong> die<br />

Eigenständigkeit einzelner Marken lassen sich gar nicht erfassen.<br />

Diese Ansätze verfolgen eine <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Darstellung <strong>der</strong> Markenarchitektur aus <strong>der</strong><br />

inside-out-Perspektive (Unternehmenssicht). We<strong>der</strong> die tatsächliche Wahrnehmung<br />

<strong>der</strong> Konsumenten, noch Beziehungen <strong>und</strong> Einflüsse (Wirkungsebene) zwischen den<br />

Marken werden aus Konsumentensicht geprüft.<br />

Esch hat vor diesem Hintergr<strong>und</strong> die Erfahrungen <strong>der</strong> „wahrnehmbaren“<br />

Markenarchitekturtypen wirkungsbezogen zusammengefasst. Die Abbildung zeigt<br />

diesen wirkungsbezogenen Ansatz von Esch mit seinen unterschiedlichen<br />

Ausprägungen. Im Fall <strong>der</strong> dominierenden Unternehmensmarke, ist dies<br />

deckungsgleich mit <strong>der</strong> Dachmarkenstrategie (branded house). Alle Produkte werden<br />

durch die Dach- o<strong>der</strong> Unternehmensmarke gekennzeichnet, wobei zusätzliche<br />

Familien- o<strong>der</strong> Produktmarken keine Rolle spielen. Am an<strong>der</strong>en Ende des Spektrums<br />

ist das „house of brands“ mit <strong>der</strong> Führung mehrer unabhängiger Einzelmarken gleich<br />

zu setzten. Auf eine detaillierte Ausführung <strong>der</strong> Führungsstrategien wird hier verzichtet<br />

(vgl. Esch, 2005a, S 429f).<br />

Abb. 2-15: Wirkungsbezogene Klassifikation von Markenarchitekturen<br />

Quelle: Esch, 2005a, S 429


Caroline Maria Suitner Seite 43<br />

2.4 Markenmanagement im Tourismus<br />

2.4.1 Dienstleistungsmarke als Erklärungsansatz<br />

Im klassischen Markenverständnis in den 60er Jahren fanden Dienstleistungen als<br />

Markenartikel noch keine Berücksichtigung. Doch im Laufe <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Markensichtweisen wurden auch Dienstleistungen in den Definitionen verankert <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>en spezielle Anfor<strong>der</strong>ungen an die Markenführung integriert. Dienstleistungsmarken<br />

sind viel mehr als ein reines Erkennungszeichen für den K<strong>und</strong>en, da sie<br />

Angebotseigenschaften bündeln <strong>und</strong> Leistungen über Assoziationen in den Köpfen <strong>der</strong><br />

K<strong>und</strong>en profilieren. Für den Markterfolg sind im zurzeit dominierenden tertiären Sektor<br />

beson<strong>der</strong>s psychologische Größen wie Sicherheit & Vertrauen, Kompetenz <strong>und</strong><br />

Sympathie neben <strong>der</strong> Differenzierungsfunktion des Leistungsangebotes entscheidend.<br />

Die Abbildung verdeutlicht warum Marken als Instrument zur Lösung von<br />

dienstleistungsspezifischen Problemen bestens geeignet sind.<br />

Abb. 2-16: Marken als Problemlösungsinstrument<br />

Quelle: Haedrich et al., 2003, S 229<br />

Unter einer Dienstleistungsmarke soll im engeren betriebswirtschaftlichen Sinne „ ein<br />

Zeichen verstanden werden, das <strong>der</strong> Kennzeichnung von Leistungen dient, <strong>der</strong>en<br />

Erstellung die unmittelbare raum-zeitliche Integration des externen Faktors in Form <strong>der</strong><br />

Personen des Leistungsnehmers o<strong>der</strong> seines Verfügungsobjektes in den<br />

Leistungsprozess erfor<strong>der</strong>t <strong>und</strong> die daher ausschließlich im Rahmen eines synchronen


Caroline Maria Suitner Seite 44<br />

Kontaktes zwischen Leistungsgeber <strong>und</strong> Leistungsnehmer bzw. dessen<br />

Verfügungsobjektes erfolgen kann“ (von Scherhag, 2003, S 50).<br />

Die in Kapitel 2.1.3 erklärten Markenfunktionen <strong>und</strong> in Kapitel 2.2 dargestellten<br />

Rahmenbedingungen können von den klassischen Konsumgütern ohne<br />

Einschränkungen auf die Dienstleistungen übertragen werden.<br />

Da die touristische Dienstleistung eine typische Dienstleistung mit all ihren<br />

Beson<strong>der</strong>heiten gegenüber klassischen Produkten <strong>und</strong> Gütern ist, kann die oben<br />

angeführte Definition ebenfalls angewendet werden. Das touristische Produkt <strong>und</strong><br />

seine Eigenheiten werden in Kapitel 3.1.2 ausführlich dargestellt.<br />

2.4.2 Anfor<strong>der</strong>ungen an touristische Marken<br />

Trotz weltweiter Krisen <strong>und</strong> dem Kostenanstieg bei den Mobilitätskosten gibt es in <strong>der</strong><br />

Tourismusbranche immer noch ein kontinuierliches Wachstum. Doch auch das<br />

Wachstum hat Grenzen, was sich in verschiedenen Indizien zeigt. Neben Fusionen<br />

<strong>und</strong> Unternehmenszusammenschlüssen in allen Bereichen <strong>der</strong> Wertschöpfungskette<br />

zeigt sich dies im Zusammenwachsen <strong>der</strong> Märkte mit <strong>der</strong> steigenden Anzahl von<br />

Destinationen. Für einen Konsumenten bedeutet dies eine riesige <strong>und</strong><br />

unüberschaubare Auswahl an ähnlichen <strong>und</strong> nahezu identischen Produkten. Bei seiner<br />

Entscheidungsfindung ist <strong>der</strong> Reisende mit einer Vielzahl von Angeboten konfrontiert,<br />

die kein eigenständiges Profil aufweisen. Um eine positive emotionale Bindung<br />

aufzubauen <strong>und</strong> eine Unsicherheit <strong>der</strong> Entscheidung zu minimieren, müssen<br />

Destinationen klar formulierte Leistungsversprechen mit nachvollziehbarer Preispolitik<br />

aufweisen. Marken leisten hier eine große Unterstützung als Orientierungs- <strong>und</strong><br />

Differenzierungshilfe. Bislang sind im Tourismussektor vergleichsweise wenige<br />

Unternehmen mit einem Markenprofil positioniert. Primär sind jedoch im Bereich <strong>der</strong><br />

Verkehrsunternehmen (Fluggesellschaften, Reiseveranstalter), Hotelketten <strong>und</strong><br />

–Kooperationen Markennamen etabliert.<br />

Im alpinen Tourismus hat sich in den letzten Jahren mit <strong>der</strong> Destinationsentwicklung<br />

auch die Bedeutung des Markenmanagements etabliert. Bei den touristischen<br />

Zielgebieten haben sich nur sehr selektiv Marken entwickelt, obgleich die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Marke als strategischer Vorteil für die jeweiligen Märkte von den Verantwortlichen<br />

erkannt wurde. Während früher primär Orts- <strong>und</strong> Regionsmarken verwendet wurden,<br />

geht die Tendenz verstärkt hin zu Destinationsmarken.


Caroline Maria Suitner Seite 45<br />

Gründe hierfür sind die zunehmende Wettbewerbsintensität, die steigende<br />

Wirkungsschwelle im Marketing <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en eine erfor<strong>der</strong>liche<br />

Ressourcenkonzentration, selektive Wahrnehmung durch K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Konzentration auf Marken, sowie die zunehmende K<strong>und</strong>enorientierung an komplexen<br />

Leistungsbündeln (vgl. Bieger/Ludwig, 2000, S 337f).<br />

Eine Destinationsmarke wird wie folgt definiert: „A Destination Brand is a name,<br />

symbol, logo, word mark or other graphic that both identifies and differentiates the<br />

destination; furthermore, it conveys with the promise of a memorable travel experience<br />

that is uniquely associated with the destination; it also serves to consolidate and<br />

reinforce the recollection of pleasurable memories of the destination experience“ (von<br />

Scherhag, 2003, S 42). Dabei drückt die Destinationsmarke das Versprechen eines<br />

einzigartigen Urlaubserlebnisses aus, dass unmittelbar <strong>und</strong> einzigartig mit <strong>der</strong><br />

Destination verb<strong>und</strong>en ist.<br />

Die Aufgabe von touristischen Destinationsmarken ist es, eine Differenzierung im<br />

Wettbewerb zu erreichen, ein einmaliges Urlaubserlebnis zu vermitteln <strong>und</strong><br />

Präferenzen bei den Gästen aufzubauen. Die Destination wird dabei fest in <strong>der</strong> Psyche<br />

<strong>der</strong> K<strong>und</strong>en verankert, wobei das vermittelte Leistungsversprechen mit gleichmäßiger<br />

<strong>und</strong> konstanter Qualität für alle Leistungspartner <strong>der</strong> Region gilt.<br />

Daraus ergeben sich folgende Herausfor<strong>der</strong>ungen an das Markenmanagement im<br />

alpinen Tourismus. Gerade bei intangiblen Produkten müssen Marken neben <strong>der</strong><br />

Differenzierungsfunktion, eine Vertrauensfunktion übernehmen, da die Leistung vorher<br />

we<strong>der</strong> besichtig- noch testbar ist. Und im Markensystem muss eine strategische<br />

Konzentration <strong>der</strong> verschiedenen Destinationsebenen (Land, Region) mit gleichzeitiger<br />

Synergienutzung des Gesamtsystems erfolgen. In einem Spannungsfeld aus <strong>der</strong><br />

Profilierung <strong>der</strong> Destination, <strong>der</strong> Erreichung einer kritischen Marktgröße, dem Aufbau<br />

von Marktmacht, <strong>der</strong> Verfügbarkeit von Marketingressourcen, <strong>der</strong> Kontrolle des<br />

Markenauftritt <strong>und</strong> die Qualitätssicherung <strong>der</strong> angebotenen Leistungen muss <strong>der</strong><br />

Aufbau einer leistungsfähigen Markenorganisation durchgeführt werden (Bieger et al.,<br />

2000, S 337f).<br />

Häufig fehlen jedoch drei wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche<br />

Markenführung in den Destinationen: eine destinationsübergreifende Zielformulierung,<br />

eine Bündelung <strong>der</strong> Aktivitäten aller Leistungspartner <strong>und</strong> die strategische Ausrichtung<br />

<strong>der</strong> gesamten Destination. Ferne fehlt es an den organisationalen Strukturen, um das<br />

Markenmanagement <strong>und</strong> einheitliche Markenauftritte im Sinne <strong>der</strong> Markenstrategie um<br />

zusetzten (vgl. Scherhag, 2003, S 48f)


Caroline Maria Suitner Seite 46<br />

2.4.3 Markenführung im tourismusspezifischen Kontext<br />

Die wesentlichen Erkenntnisse zur Markenführung von Konsumgütern lassen sich auf<br />

Dienstleistungsmarken übertragen, weil sie sich in den zentralen Aufgaben<br />

gutspezifisch nicht differenzieren. Allerdings müssen zwei relevante Unterschiede<br />

berücksichtigt <strong>und</strong> im Markenmanagement speziell betrachtet werden: 1. Die<br />

Intangibilität führt zu Erschwernissen beim Aufbau von Markenbil<strong>der</strong>n <strong>und</strong> damit <strong>der</strong><br />

Markenvisualisierung. 2. Eine Marke steht für ein gleich bleibendes Qualitätsniveau,<br />

dass durch die persönliche Interaktion von Mitarbeitern <strong>und</strong> Konsumenten schwieriger<br />

zu gewährleisten ist. Dadurch wird die Integration <strong>der</strong> Mitarbeiter mit K<strong>und</strong>enkontakt<br />

ins Markenmanagement erfor<strong>der</strong>lich (vgl. Haedrich et al., 2003, S 229f).<br />

Durch die Komplexität von Destinationen <strong>und</strong> touristischen Produkten, sowie den damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Probleme bei <strong>der</strong> Markenführung, eignet sich das Konzept <strong>der</strong><br />

identitätsbasierten Markenführung für die Umsetzung des Markenmanagements im<br />

Tourismus beson<strong>der</strong>s. Das Instrument bietet eine umfassende angebots- <strong>und</strong><br />

nachfrageorientierte Betrachtungsperspektive, sowie neben <strong>der</strong> absatz- auch eine<br />

unternehmensbezogene Sichtweise <strong>der</strong> Markenführung (vgl. Scherhag, 2003, S 99).<br />

2.5 Zusammenfassung<br />

Im Kapitel 2 wurde die Entstehung <strong>der</strong> Marken seit Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts erläutert<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung des Markenverständnisses erklärt. Die Markenführung hat sich<br />

analog dazu von <strong>der</strong> anfänglichen Fixierung auf den bestimmenden Merkmalskatalog,<br />

<strong>der</strong> Wirkung des Instrumenteneinsatz <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einflüsse <strong>der</strong> Absatzmärkte zu einem<br />

ökologischen, gesellschaftlichen <strong>und</strong> psychologischem Phänomen mit <strong>der</strong> Integration<br />

<strong>der</strong> Innenperspektive entwickelt. Die Funktionen <strong>der</strong> Marke sind jedoch immer noch<br />

gleich geblieben: Eine Marke lieferte Informationen allgemeiner Natur o<strong>der</strong> spezifisch<br />

zur Produktkategorie, führt zur Präferenzbildung <strong>und</strong> bietet für Unternehmen eine<br />

Differenzierungsmöglichkeit. Starke Marken dienen als Existenzsicherung für<br />

Unternehmen <strong>und</strong> werden als Ergebnis aller Marketingtätigkeiten gesehen, weshalb<br />

man die Markenführung vielfach als Königsdisziplin im Marketing bezeichnet.<br />

Die Markenführung wird als ganzheitliches Konzept mit Gültigkeit für alle<br />

Unternehmensbereich betrachtet. Neben dem funktionellen Aspekt (Aufgaben) wird <strong>der</strong><br />

institutionelle Aspekt (Entscheidungsträger) immer bedeuten<strong>der</strong>. Dies zeigt sich in <strong>der</strong><br />

Verlagerung <strong>der</strong> Entscheidungen in <strong>der</strong> Markenführung vom Produktmanagement zur


Caroline Maria Suitner Seite 47<br />

Unternehmensführungsebene. Die Anfor<strong>der</strong>ungen an das Management steigen<br />

kontinuierlich durch die Marktdynamik <strong>und</strong> die gesteigerten Erwartungen <strong>der</strong><br />

Anspruchsgruppen an die Unternehmensentwicklung. Sowohl externe (Wettbewerb,<br />

Handel, Konsumenten) als auch interne Rahmenbedingungen (Organisationsstruktur,<br />

kurzzeitiger Erfolgsdruck, Kontinuität) stellen die Verantwortlichen vor große<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen im Markenmanagement.<br />

Die Erfolgsfaktoren für die Markenführung liegen im konsequenten Aufbau, <strong>der</strong><br />

kontinuierlichen Pflege <strong>und</strong> einer passenden Strategie. Voraussetzung hierfür sind eine<br />

klare, einfache <strong>und</strong> individuelle Positionierung, sowie eine langfristig orientiertes<br />

Management im Rahmen eines dynamischen Prozesses.<br />

Je nach Wettbewerb (horizontal, vertikal, international) bieten sich verschiedene<br />

Strategiealternativen <strong>und</strong> Entscheidungsmöglichkeiten. Unter Markenstrategie versteht<br />

man einen an <strong>der</strong> Entwicklung von markt- <strong>und</strong> unternehmensspezifischen<br />

Kontextfaktoren ausgerichteten, langfristigen <strong>und</strong> auf operative Maßnahmen herunter<br />

gebrochenen Verhaltensplan.<br />

Die Strategieformen im horizontalen Wettbewerb können durch die Dimensionen Breite<br />

(Markenanzahl), Tiefe (Markenprodukte) <strong>und</strong> Kompetenzhöhe (Architektur)<br />

systematisiert werden. Die Breite bedeutet die Anzahl <strong>der</strong> Marken im Leistungsbereich,<br />

während die Tiefe die Anzahl <strong>der</strong> Produkte unter einer Marke darstellt. Unter<br />

Markenarchitekturen wird die Anordnung aller Marken eines Unternehmens unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Rollen <strong>und</strong> Beziehungen untereinan<strong>der</strong> verstanden. Jede<br />

Strategie (Einzel- od. Mehrmarken, Dach-, Familien- <strong>und</strong> Einzelmarke) weist<br />

spezifische Vor- <strong>und</strong> Nachteile auf die bei <strong>der</strong> Entscheidung in Betracht gezogen<br />

werden müssen.<br />

Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse gelten nicht nur für Markenartikel im<br />

klassischen Sinn, son<strong>der</strong>n können direkt auf Dienstleistungen übertragen werden. Die<br />

zentralen Aufgaben sind dieselben <strong>und</strong> ebenfalls die Rahmenbedingungen sind eins-<br />

zu-eins übertragbar. Einzig zwei elementare Punkte unterscheiden die Markenführung<br />

von Dienstleistungen von klassischen Markenartikeln: Erstens erschwert die<br />

Intangibilität den Aufbau von Markenbil<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Zweitens wird die Sicherung des<br />

Qualitätsniveaus durch Mitarbeiter bzw. direkten K<strong>und</strong>enkontakt erschwert.


Caroline Maria Suitner Seite 48<br />

Das touristische Produkt wird als eine klassische Dienstleistung gesehen. Die<br />

wissenschaftlichen Ausführungen zur Marke, die Strategien <strong>der</strong> Markenführung, sowie<br />

Erfolgsfaktoren <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen etc. finden deshalb auch hier Anwendung.<br />

Der Trend zur Markenbildung im Tourismus ist jedoch noch relativ jung. Die<br />

Notwendigkeit entstand aufgr<strong>und</strong> des Zusammenwachsens <strong>der</strong> Märkte in den letzten<br />

zwanzig Jahren durch verän<strong>der</strong>te Rahmenbedingungen. Für die K<strong>und</strong>en gibt es eine<br />

riesige Auswahl an Tourismusangeboten mit nahezu identischen Profilen am Markt.<br />

Durch den Einsatz von Marken mit einem konkreten Leistungsversprechen <strong>und</strong> einer<br />

adäquate Preispolitik gelingt es den Anbietern eine Orientierungs- <strong>und</strong><br />

Differenzierungshilfe für die K<strong>und</strong>en zu schaffen.<br />

Marken werden zu strategischen Vorteilen die mittels Ressourcenkonzentration <strong>und</strong><br />

komplexen Leistungsbündeln eine Differenzierung im aggressiven Wettbewerb bieten.<br />

Die Aufgabe von Tourismusdestinationen ist die Vermittlung von einzigartigen<br />

Urlaubserlebnissen, sowie die Präferenzbildung <strong>und</strong> Schaffung von Vertrauen in<br />

intangible Produkte bei den Gästen. Dies alles geschieht im Spannungsfeld des<br />

Destinationsmanagements: Es gilt einen Bogen zwischen <strong>der</strong> Profilierung <strong>der</strong><br />

Destination, <strong>der</strong> Erreichung einer kritischen Marktgröße, dem Aufbau einer<br />

entsprechenden Marktmacht einerseits <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verfügbarkeit von Ressourcen, <strong>der</strong><br />

Kontrolle des Marktauftritts, <strong>der</strong> Qualitätssicherung <strong>der</strong> Leistungen <strong>und</strong> einer<br />

leistungsfähigen Markenorganisation an<strong>der</strong>erseits zu schlagen. Die Voraussetzungen<br />

hierfür sind destinationsübergreifende Zielformulierungen, die Aktivitätenbündelung <strong>der</strong><br />

Leistungspartner, sowie die langfristige strategisch Ausrichtung <strong>und</strong> die Schaffung<br />

organisationaler Strukturen.<br />

Das Konzept <strong>der</strong> identitätsbasierten Markenführung eignet sich speziell für die<br />

Umsetzung im Tourismus, da es eine umfassende angebots- <strong>und</strong> nachfrageorientierte<br />

Betrachtungsperspektive mit einer absatz- auch eine unternehmensbezogene<br />

Sichtweise kombiniert. Dies ist durch die Komplexität von Destinationen <strong>und</strong><br />

touristischen Produkten, sowie den spezifischen Problembereichen unbedingt<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Im Kapitel drei wird das Management von Tourismusregionen, sowie die<br />

Tiroler Regionalisierungspolitik deshalb auch umfassend dargestellt <strong>und</strong> erläutert. Die<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisse <strong>der</strong> Abschnitte zwei <strong>und</strong> drei sind die zentralen<br />

Ausgangspunkte für die empirische Erhebung <strong>der</strong> Markenführungsmodelle im Tiroler<br />

Tourismus


Caroline Maria Suitner Seite 49<br />

3 Management von Tourismusregionen<br />

3.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen<br />

3.1.1 Einführung ins System Tourismus<br />

Im Jahr 2007 stiegen die internationalen Ankünfte im Vergleich zum Vorjahr um 6% auf<br />

die Rekordhöhe von nahezu 900 Millionen an. Europa, die weltweit größte Destination,<br />

verzeichnet einen Anteil von über 50% an allen internationalen Ankünften mit einem<br />

Wachstum von 4% auf 480 Millionen im Vergleich zum letzten Jahr. Weltweit bringt <strong>der</strong><br />

internationale Tourismus einen Umsatz von 500 Mrd. EUR (2006) <strong>und</strong> es reisten 2007<br />

r<strong>und</strong> 900 Mio. Menschen. Für 2008 wird ein Wachstum von 8% erwartet (UNWTO,<br />

Pressekonferenz, 29.1.2008 in Madrid). In vielen Län<strong>der</strong>n ist <strong>der</strong> Tourismus eine<br />

Leitindustrie geworden, während er in an<strong>der</strong>en Regionen noch in <strong>der</strong> Pionierphase<br />

steckt o<strong>der</strong> aber <strong>der</strong> Hoffungsträger für die wirtschaftliche Zukunft ist. Der Tourismus<br />

hat in vielen Industrielän<strong>der</strong>n eine strategische Bedeutung, die auf die Imagewirkung<br />

<strong>der</strong> Branche, Verflechtungen zu an<strong>der</strong>en Industriezweigen <strong>und</strong> seine Leitfunktion im<br />

Dienstleistungssektor zurück zuführen ist. Gemeinsam mit <strong>der</strong> Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsbranche wird er als Wachstumsmotor dieses Jahrh<strong>und</strong>erts gesehen.<br />

Den Tourismus definiert Claude Kaspar (1991) als „die Gesamtheit <strong>der</strong> Beziehungen<br />

<strong>und</strong> Erscheinungen, die sich aus <strong>der</strong> Reise <strong>und</strong> dem Aufenthalt von Personen ergeben,<br />

für die <strong>der</strong> Aufenthaltsort we<strong>der</strong> hauptsächlicher <strong>und</strong> dauern<strong>der</strong> Wohn- noch Arbeitsort<br />

ist“ (von Haedrich et al., 1998, S. 17).<br />

Der Tourismus weist also folgende konstitutive Merkmale auf:<br />

− Das Kriterium <strong>der</strong> Bewegung außerhalb des normalen Arbeits- <strong>und</strong><br />

Wohnumfeld.<br />

− Neben dem ursprünglichen <strong>und</strong> abgeleiteten Angebot (Hotels, Bergbahnen,<br />

Strände, Mittler etc.) zählen auch die wirtschaftliche, gesellschaftliche,<br />

politische <strong>und</strong> ökologische Umwelt zu diesem Phänomen.<br />

− Tourismus ist ein offenes <strong>und</strong> dynamisches System mit zahlreichen<br />

Vernetzungen, gegenseitigen Abhängigkeiten <strong>und</strong> Beeinflussungen. Durch<br />

die Vielfalt <strong>der</strong> Effekte kann eine sachliche Beurteilung nur aus <strong>der</strong><br />

Abwägung <strong>der</strong> Einzelaspekte bzw. <strong>der</strong> Beurteilung je nach Betroffenheit,<br />

Werthaltung <strong>und</strong> Einbindung in die Tourismuswirtschaft des betreffenden<br />

Personenkreises erfolgen.


Caroline Maria Suitner Seite 50<br />

Abb. 3-1: Das System Tourismus<br />

Quelle: Dettmer et al., 2005, S 13<br />

Die Abbildung zeigt einen guten Überblick über das System „Tourismus“ mit seinen<br />

Subsystemen, formalen Beziehungen zu Umweltbereichen <strong>und</strong> die internen<br />

Wechselwirkungen <strong>der</strong> Subsysteme. Das touristische Produkt, als Leistungsbündel aus<br />

Sach- <strong>und</strong> Dienstleistungen wird vom System „Tourismus“ produziert <strong>und</strong> konsumiert<br />

(vgl. Dettmer et al., 2005, S13). Auf eine detaillierte Ausführung des Systems <strong>und</strong><br />

seiner Komponenten wird hier verzichtet.<br />

3.1.2 Das Tourismusprodukt <strong>und</strong> seine Beson<strong>der</strong>heiten<br />

Im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en klassischen Produkten ist das touristische Produkt ein<br />

Leistungsbündel aus Sachgütern <strong>und</strong> vor allem Dienstleistungen, die von<br />

unterschiedlichen Leistungsträgern produziert werden <strong>und</strong> sich in gegenseitiger<br />

Abhängigkeit voneinan<strong>der</strong> befinden. Die Reise als Angebot ist somit ein Konglomerat<br />

aus schwer beschreibbaren, überwiegend immateriellen Leistungen, <strong>der</strong>en Produktion<br />

mit vielen Unsicherheiten behaftet ist.


Caroline Maria Suitner Seite 51<br />

Geprägt wird die Dienstleistung durch die am Prozess teilnehmend Menschen<br />

(Ergebnisorientierung) <strong>und</strong> dem Herstellungsprozess (Prozessorientierung) selbst. Es<br />

gilt das so genannte „uno-actu-Prinzip“, welches den Zusammenfall von Produktion<br />

<strong>und</strong> Konsumation in örtlicher als auch zeitlicher Hinsicht darstellt. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

mangelnden Lagerfähigkeit wird das touristische Produkt zu einem<br />

Auslastungsgeschäft mit hohem Absatzrisiko. D.h. ein Flugsitz verfällt, wenn er an<br />

diesem Tag nicht gebucht wurde.<br />

Die Reise selbst wird nach dem Residenzprinzip konsumiert, was bedeutet, dass <strong>der</strong><br />

Konsument zum Produkt (ins Urlaubsland) kommen muss. Potentielle Gäste können<br />

vor Reiseantritt die Leistung we<strong>der</strong> begutachten noch vollständig beurteilen. Eine<br />

Beurteilung erfolgt zumeist nur durch abstrakte bildliche Darstellungen o<strong>der</strong><br />

Beschreibungen. Dies bedeutet dass hier nur eine Nutzungsoption gekauft wird, da die<br />

Immaterialität <strong>der</strong> touristischen Dienstleistung unvorhersehbare Risiken für den<br />

K<strong>und</strong>en birgt. Dies können finanzielle (Preis-Leistungs-Verhältnis), funktionale<br />

(Ausstattung des Hotelzimmers abweichend), physische (ges<strong>und</strong>heitlich ungünstige<br />

Klimabedingungen) o<strong>der</strong> soziale (persönlicher Prestigeverlust) Risiken sein.<br />

Aus Anbietersicht bringt die Immaterialität eine Reihe von Herausfor<strong>der</strong>ungen mit sich.<br />

Die Sicherung eines konstanten Qualitätsniveaus <strong>der</strong> Leistung <strong>und</strong> des<br />

Produktionsprozesses ist schwierig umsetzbar, da sowohl Mitarbeiter als auch K<strong>und</strong>e<br />

daran beteiligt sind. Die vom Prozess tangierten Personen müssen demnach über ein<br />

ausgeprägtes Dienstleistungsbewusstsein verfügen. Daneben stellt auch die<br />

Darstellbarkeit des Produktes einen großen Problembereich dar, da dem K<strong>und</strong>en die<br />

Kaufunsicherheit weitgehend genommen werden muss. Ein an<strong>der</strong>es Spannungsfeld<br />

stellt die Saisonabhängigkeit <strong>der</strong> Leistung dar: verschiedenen Marketingstrategien für<br />

Hoch- <strong>und</strong> Nebensaisonen, religiöse Feiertage o<strong>der</strong> Sportereignisse müssen<br />

berücksichtigt werden (vgl. Bieger, 2005, S 16f).<br />

Die emotionalen Erwartungen an das touristische Produkt sind sehr hoch. Der Urlaub<br />

stellt nach wie vor einen beson<strong>der</strong>en Lebensinhalt dar, auf den hingearbeitet wird <strong>und</strong><br />

wofür man Entbehrungen in Kauf nimmt. Das bedeutet, dass eine nicht den<br />

Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen entsprechende Teilleistung negativ auf das ganze<br />

Leistungsbündel abstrahlt <strong>und</strong> einen unangenehmen Gesamteindruck beim K<strong>und</strong>en<br />

hinterlässt.


Caroline Maria Suitner Seite 52<br />

3.1.3 Entwicklung <strong>der</strong> touristischen Organisationsstruktur<br />

Früher ging die Wissenschaft davon aus, dass die Urlaubsentscheidung dem so<br />

genannten klassischen Trichtermodell folgte. Dabei entschied sich <strong>der</strong> Urlauber zuerst<br />

für ein bestimmtes Land, dann eine Region <strong>und</strong> abschließend für einen bestimmten<br />

Ort. Dies war auch <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> warum in jedem Ort ein Fremdenverkehrsverein<br />

installiert wurde.<br />

In den 1950er <strong>und</strong> 60er Jahren zeigt sich das touristische Management im Alpenraum<br />

vor allem haus- <strong>und</strong> ortszentriert. Die Leistungsträger strebten gemeinsame<br />

Ortsprospekte an <strong>und</strong> erste Werbegemeinschaften entstanden. Die Hauptaufgabe war<br />

die Verschönerung des Orts, was auch den Namen <strong>der</strong> Organisationen prägte<br />

(Verschönerungsverein).<br />

In den 1970er <strong>und</strong> 80er Jahren erfolgte die Entwicklung von ortsorientierten<br />

Strategien, die unter breiter Einbindung aller Interessensgruppen erfolgte. Die<br />

Organisationen waren geprägt von einer hohen Konsensorientierung (mit zunehmend<br />

politischem Einfluss), die sich positiv auf das Zugehörigkeitsgefühl, die<br />

Identitätsfestung <strong>und</strong> Gastfre<strong>und</strong>schaft auswirkte. Ergebnis waren unprofilierte<br />

Durchschnittspositionierungen, fehlende Marktnähe <strong>und</strong> mangelnde Qualitätsauswahl<br />

<strong>der</strong> Leistungspartner (vgl. Bieger, 1998, S 4f). Während früher eine <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Gr<strong>und</strong>aufgaben „die Verschönerung des Orts“ war, sind die neuen<br />

Tourismusorganisationen für den Betrieb von Informationsbüros,<br />

Reservierungssysteme o<strong>der</strong> als touristische Leistungsanbieter bekannt.<br />

Ende <strong>der</strong> 80er Jahre wurde durch den Wandel <strong>der</strong> Gäste zu aktiven Erlebnisurlaubern<br />

<strong>der</strong> Urlaubsort als „Kristallisationspunkt“ <strong>der</strong> touristischen Nachfrage den Ansprüchen<br />

nicht mehr gerecht. Die bisherigen Denkansätze basieren alle auf <strong>der</strong>selben<br />

gr<strong>und</strong>legenden touristischen Struktur: Der Ort galt als räumliche Basis für das<br />

Tourismusmarketing <strong>und</strong> eine eher demokratisch-partizipative Entscheidungsstruktur<br />

herrscht im örtlichen Tourismusmarketing vor (vgl. Lehar, 2002, S 11f).<br />

In touristischen Regionen mussten Tourismusorte liegen, welche als<br />

Kristallisationspunkte des touristischen Geschehens galten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en überwiegende<br />

Anziehungskraft von <strong>der</strong> Nachfrage ausging (vgl. Kaspar, 1991, S 68). So waren<br />

touristische Regionen ein Raum, <strong>der</strong> für den Tourismus als geeignet erklärt <strong>und</strong> für<br />

welchen das Ziel <strong>der</strong> Tourismusoptimierung verfolgt wurde.


Caroline Maria Suitner Seite 53<br />

Traditionell entsprachen diese Tourismusregionen, die in <strong>der</strong> Hierarchie zwischen Land<br />

<strong>und</strong> Gemeinde liegen, oft den politischen Verwaltungsregionen (vgl. Werthmöller,<br />

1995, S 101).<br />

Die wissenschaftliche Forschung for<strong>der</strong>te aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungen aus <strong>der</strong> Praxis<br />

Ende <strong>der</strong> 90er Jahre eine Loslösung dieser vermeintlich lokalen Sachzwänge mit<br />

einer Ausdehnung <strong>der</strong> räumlichen Grenzen einer Vermarktungseinheit, bis ein<br />

sinnvolles alle Urlaubswünsche abdeckendes Angebot erstellt werden kann. Die<br />

Führung <strong>der</strong>artiger Einheiten sollte weitgehend durch privatrechtliche<br />

Organisationsformen erfolgen (vgl. Lehar, 2002, S 11f).<br />

Unter dem Druck des globalen Verdrängungswettbewerbs <strong>und</strong> leerer öffentlicher<br />

Kassen verringert sich <strong>der</strong> politische Einfluss <strong>und</strong> es kommt zu einer Differenzierung<br />

zwischen Tourismus <strong>und</strong> Politik in den 90er Jahren. Der Begriff des<br />

Destinationsmanagements wird eingeführt.<br />

Das Ziel des Konzepts ist die Einführung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aufbau von leistungsstarken,<br />

marktorientierten, effektiven <strong>und</strong> flexiblen Managementorganisationen, was zugleich<br />

aber ein Reengineering <strong>der</strong> Tourismusstrukturen erfor<strong>der</strong>t. Für den internationalen<br />

Markt sollen wettbewerbsfähige, strategisch geführte Angebots- <strong>und</strong><br />

Entwicklungseinheiten geschaffen werden. Das bedeutet, dass die bestehenden<br />

touristischen Regionen auf diese Anfor<strong>der</strong>ungen hin überprüft <strong>und</strong> die in Frage<br />

kommenden als Destinationen aufgebaut werden müssen (vgl. Bieger, 1998, S 8f).<br />

Zusammenfassen kann festgehalten werden, dass Regionen Organisationseinheiten<br />

darstellen, während Destinationen als Wettbewerbseinheiten gelten. Der in <strong>der</strong><br />

Geographie normativ aufgefasste Regionsbegriff erweitert sich bei <strong>der</strong> Destination um<br />

die k<strong>und</strong>enorientierte <strong>und</strong> wettbewerbsorientierte Sichtweise.<br />

Die beiden Begrifflichkeiten werden in Theorie <strong>und</strong> Praxis nicht immer eindeutig<br />

verwendet. Die Bezeichnung Destination wird häufig auch für Tourismusregionen<br />

gebraucht, die von K<strong>und</strong>en nicht als Destinationen wahrgenommen werden bzw. <strong>der</strong>en<br />

Ausrichtung nicht markt- o<strong>der</strong> wettbewerbsorientiert ist.<br />

Der Begriff Destination sollte aber gr<strong>und</strong>sätzlich nur angewendet werden, wenn ein<br />

aktives markt- <strong>und</strong> wettbewerbsorientiertes Verhalten einer touristischen Region<br />

vorliegt <strong>und</strong> diese bei den Konsumenten auch so positioniert <strong>und</strong> wahrgenommen wird.


Caroline Maria Suitner Seite 54<br />

3.2 Gr<strong>und</strong>lagen des Regions- <strong>und</strong> Destinationsmanagements<br />

3.2.1 Begrifflichkeiten in Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

Der Begriff Destinationsmanagement ist eng mit allen Prozessen im touristischen<br />

System von Reisezielen verknüpft <strong>und</strong> wird in <strong>der</strong> Tourismusforschung erst seit ca. 20<br />

Jahren verwendet. Tschurtschenthaler (1999, S 15) hielt fest, dass „Destination<br />

Management bzw. Destination Marketing eindeutig raumbezogen sind“. Daraus ergibt<br />

sich jedoch die Notwendigkeit <strong>der</strong> Begriffserklärung „Destination“ <strong>und</strong> möglicher<br />

anwendbarer Definitionskriterien.<br />

In einem bestimmten geographischen Raum wird ein Leistungsbündel, welches an die<br />

Erfüllung von Bedürfnissen <strong>und</strong> den Reisezweck geb<strong>und</strong>en ist, von einem Touristen<br />

konsumiert. Dies zeigt, dass die Bedürfniserfüllung in unterschiedlichen<br />

Größenrelationen stattfinden kann: in einem großen Ferienressort, einem Ort, einer<br />

Region o<strong>der</strong> einem Land, vielleicht sogar auf einem ganzer Kontinent. Da <strong>der</strong> Begriff<br />

„Destination“ sämtliche Größen <strong>und</strong> Arten von Reisezielen/-produkten abdeckt, muss<br />

die Raumdimension geklärt werden, die von <strong>der</strong> Zielgruppe als Reiseziel o<strong>der</strong> Produkt<br />

wahrgenommen wird.<br />

Bieger (2005, S 55f) legte drei Kriterien zur Klärung des Destinationsbegriffs fest:<br />

1. Die Destination ist das, was „ein Tourist für den Besuch auswählt <strong>und</strong> das die<br />

Leistungsersteller vermarkten“. Somit ist die Destination aus Abnehmersicht zu<br />

definieren. Entscheidend ist dabei, dass <strong>der</strong> vom Gast gewählte geographische<br />

Raum einen ganzheitlichen Gästenutzen erbringt. Solche Räume sprengen<br />

oftmals die traditionell gewachsenen politischen Grenzen.<br />

2. Was eine Destination für einen bestimmten Gast darstellt, hängt von seinen<br />

Bedürfnissen <strong>und</strong> seiner Wahrnehmung ab.<br />

3. Die Destination als geographischer Raum (…) stellt als Leistungsbündel für den<br />

Touristen das Produkt dar.<br />

So definiert er in Bezug auf diese drei Aspekte (Gast, Größe, Organisation) eine<br />

Definition als: „geographischen Raum (Ort, Region, Weiler), den <strong>der</strong> jeweilige Gast<br />

(o<strong>der</strong> das Gästesegment) als Reiseziel auswählt. Sie enthält sämtliche für einen<br />

Aufenthalt notwendigen Einrichtungen für Beherbergung, Verpflegung,<br />

Unterhaltung/Beschäftigung. Sie ist damit das eigentliche Produkt <strong>und</strong> die<br />

Wettbewerbseinheit im Incoming Tourismus, die als strategische Geschäftseinheit<br />

geführt werden muss!“ (von Bieger, 2005, S 56).


Caroline Maria Suitner Seite 55<br />

Bieger sieht weiters einen Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Reisedistanz <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Destinationsabgrenzung durch den Reisenden. Destination wird umso kleinräumiger<br />

definiert, je näher das Reiseziel beim Wohnort des Reisenden liegt. Diese Wirkung<br />

zeigt sich auch durch sinnliche Nähe zur Destination o<strong>der</strong> durch<br />

Zielgebietserfahrungen (Reiseberichte, Literaturstudium). So ist z.B. für einen Tirol-<br />

Urlauber aus Deutschland die ganze Region Tirol eine Destination, während für einen<br />

Amerikaner dies <strong>der</strong> ganze Kontinent Europa sein kann.<br />

Ein zweiter Ansatzpunkt ist <strong>der</strong> Reisezweck: Je enger dieser definiert ist, umso<br />

räumlicher <strong>und</strong> zeitlicher zeigt sich die Eingrenzung <strong>der</strong> Destination (z.B. für einen<br />

Chirurgen <strong>der</strong> an einem Kongress in einem Hotel teilnimmt, ist dieses Resort die<br />

Destination) (vgl. Bieger, 2005, S 57f).<br />

Eine analoge Definitionen legten Hinterhuber/Pechlaner (1999, S 229) für den Begriff<br />

fest: „Destinationen verstehen sich als Zielgebiete eines potentiellen Gastes, welcher<br />

dieses Zielgebiete inhaltlich (Produkt) als auch räumlich (Region) so definiert, dass<br />

seine Bedürfnisse <strong>und</strong> Ansprüche für seinen Aufenthalt im betreffenden Zielgebiet<br />

abgedeckt sind. Destinationen sind also diejenigen Produkte bzw. Produkt- bzw.<br />

Dienstleistungsbündel, welche <strong>der</strong> Gast für seinen Aufenthalt als bestimmend<br />

erachtet“.<br />

Auch Matzler/Pechlaner (1999, S 137) sehen die Definition ähnlich wie Bieger: „Unter<br />

Destinationen versteht man touristische Zielgebiete, die räumlich <strong>und</strong> inhaltlich so<br />

definiert sind, dass die Bedürfnisse <strong>und</strong> Ansprüche eines Marktes o<strong>der</strong> einer<br />

Zielgruppe abgedeckt werden. Reisemotive, das Angebote <strong>und</strong> das zum Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

Reiseplanung bereits vorhandene Wissen eines potentiellen K<strong>und</strong>en über das<br />

Zielgebiet selbst, was zu meist weit über touristische Informationen hinausgeht,<br />

bestimmen denjenigen Raum, den <strong>der</strong> Gast als Bewegungsraum für seinen Aufenthalt<br />

definiert“.<br />

Für Tschurtschenthaler (1999, S 18) sind die von Bieger aufgestellten Kriterien zur<br />

Definition nicht ausreichend, da die räumliche Abgrenzung offen bleibt. „Die regionale<br />

Ausdehnung einer Destination <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Wirkungsbereich sind von vielen<br />

Variablen (Reisedistanz, Gästetyp, Urlaubsaktivitäten, Saisonen etc.) abhängig.“ Aus<br />

seiner Sicht entstehen hierdurch Koordinations- <strong>und</strong> Abstimmungsschwierigkeiten,<br />

zwischen den Anbietern <strong>und</strong> zwischen unterschiedlichen räumlichen Ebenen.


Caroline Maria Suitner Seite 56<br />

Es entstehen so genannte „Destinationsringe“, die von unterschiedlicher Größe sind<br />

<strong>und</strong> ein ganzheitliches Destinationsmanagement erfor<strong>der</strong>lich machen. Die Führung als<br />

Wettbewerbseinheit stellt er in Frage, da neben <strong>der</strong> Abgrenzung <strong>der</strong> Destination<br />

(inhaltlich) auch in den Destinationen selbst eine unterschiedliche Interessensvielfalt<br />

(unternehmerisch, gesellschaftlich) besteht.<br />

In <strong>der</strong> wissenschaftlichen Diskussion ist <strong>der</strong> Destinationsbegriff nicht gänzlich geklärt<br />

<strong>und</strong> im praxisorientierten Destinationsmanagement nur bedingt verwendbar. Schon<br />

eine Ferienanlage könnte demnach eine mit dem Destinationsmanagement betraute<br />

Organisation gesehen werden, was wie<strong>der</strong>um zu fälschlichen Begriffsverwendungen<br />

o<strong>der</strong> Auslegungen führen würde. Der Terminus „Destination“ steht meist im<br />

Zusammenhang mit gewachsenen geographischen Regionen.<br />

Zur Abgrenzung von Destinationen können wie ausgeführt qualitative<br />

Definitionskriterienverwendet werden. Für diese Arbeit soll die Wahrnehmbarkeit <strong>der</strong><br />

Destination am Markt im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehend. Damit dies gegeben ist, müssen<br />

substanzielle <strong>und</strong> finanzielle Potenz vorliegen. Quantitative Definitionsmerkmale wie<br />

<strong>der</strong> Aufenthaltsradius des Gastes, die Wettbewerbsfähigkeit vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Entwicklung eines Markensystems o<strong>der</strong> die Reichweite <strong>der</strong> Marketingaktivitäten bieten<br />

sich deshalb zur Abgrenzung aus Wettbewerbssicht an.<br />

So hat die Arbeitsgruppe „Neue Strukturen im Schweizer Tourismus“ des Verbandes<br />

<strong>der</strong> Schweizer Tourismusdirektoren (VSTD) verschiedene Reichweitenkriterien als<br />

Mindestvoraussetzungen für eine Durchsetzung in den entsprechenden Märkten<br />

festgelegt. Für eine Destination im international agierenden Wettbewerb müssen z.B.<br />

mindestens eine Million Übernachtungen vorliegen. Da die Strukturen in <strong>der</strong> Schweiz<br />

denen in Tirol sehr ähnlich sind, finden diese Kriterien ebenfalls Anwendung (vgl.<br />

Scherhag, 2004, S 20f).<br />

In <strong>der</strong> österreichischen Forschung wurden diese Kriterien ähnlich festgesetzt, aber um<br />

die Anzahl <strong>der</strong> Qualitätsbetten (gewerbliche Betten <strong>der</strong> drei bis fünf Sterne Hotellerie)<br />

in <strong>der</strong> Destination ergänzt. Ferner <strong>und</strong> Pötsch legten neben dem Vorhandensein eines<br />

Markennamens, mindestens 5.000 gewerbliche (Qualitäts-)Betten, eine Million<br />

Jahresübernachtungen (gewerblich <strong>und</strong> privat) <strong>und</strong> einen Werbeetat von EUR 770.000<br />

als Destinationskriterien fest (vgl. Ferner/Pötsch, 1998, S 40).


Caroline Maria Suitner Seite 57<br />

Abb. 3-2: Kriterien für Destinationsmarken mit unterschiedlichen Reichweiten<br />

Quelle: Scherhag, 2004, S 21<br />

Ein an<strong>der</strong>er Ansatz zur Destinationsabgrenzung basiert auf den bearbeiteten<br />

Quellenmärkten <strong>und</strong> dadurch gleichzeitig mit <strong>der</strong> Reichweite <strong>der</strong> Marketingaktivitäten.<br />

Becker schlägt vor: dass bei kleinen Destinationen 90% <strong>der</strong> Gäste aus einem Radius<br />

von bis zu 400km, bei mittleren Destinationen aus bis zu 1.000km Distanz kommen,<br />

während große Destinationen mehr als 10% ihrer Gäste aus einer größeren Entfernung<br />

beziehen (vgl. Becker, 2003, o.S.)<br />

In dieser Arbeit wird unter Destination eine touristisch zusammenhängende,<br />

räumliche Einheit verstanden, die durch quantitative Wahrnehmbarkeit am Markt<br />

als touristische Wettbewerbseinheit im Tourismus tätig ist <strong>und</strong> von einer<br />

legitimierten touristischen Organisation geführt wird.<br />

Zusammenfassend betrachtet sind Destinationen touristische Zielgebiete, die räumlich<br />

<strong>und</strong> inhaltlich so definiert sind, dass die Bedürfnisse einer Zielgruppe/Marktsegment<br />

abgedeckt werden. Während die inhaltliche Definition dem jeweiligen Produkt<br />

entspricht, ergibt sich die räumliche Definition aus <strong>der</strong> notwendigen geographischen<br />

Dimension zur Bedürfnisbefriedigung. Aufgr<strong>und</strong> des individuellen Konsums können<br />

touristische Regionen, welche durch Verwaltungsstrukturen o<strong>der</strong> physische Merkmale<br />

geprägt sind, ihren Zweck verlieren. Der Reisezweck kann mit seinen Erlebnisinhalten<br />

zu völlig neuen touristischen Regionen bzw. grenzenlosen Destinationen (z.B.<br />

Erlebnisparks, Shopping-Center etc.) führen. Durch die hohe Mobilität <strong>und</strong> die<br />

Reisegeschwindigkeit verliert die räumliche Distanz zudem immer häufiger an<br />

Bedeutung.


Caroline Maria Suitner Seite 58<br />

3.2.2 Destinationen als Wettbewerbseinheiten<br />

Destinationen bieten ganze Dienstleistungsketten an, wobei die unterschiedlichen<br />

Leistungsbereiche (Unterkunft, Gastronomie, Transporte) von unabhängigen<br />

Angebotsträgern dem Gast zur Verfügung gestellt werden. Während <strong>der</strong> Konsumation<br />

<strong>der</strong> Teilleistungen des Leistungsbündels differenziert <strong>der</strong> Gast nicht nach den<br />

einzelnen Leistungspartnern, son<strong>der</strong>n schreibt die erbrachte Teilleistung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Qualität <strong>der</strong> Destination als ganzes zu. Als Produzent einer touristischen<br />

Dienstleistungskette wird die Destination an <strong>der</strong> Fähigkeit <strong>der</strong> Bedürfnissausrichtung<br />

für die Abnehmer gemessen. Die Führung <strong>der</strong> Destination als Ganzes wie eine<br />

Wettbewerbseinheit ist sinnvoll, um eine ausreichende Wertschöpfung zu erzielen <strong>und</strong><br />

die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.<br />

Oftmals wird ein Unternehmensmodell zur Erklärung <strong>der</strong> Abläufe <strong>und</strong> Prozesse einer<br />

Destination (unter <strong>der</strong> Vernachlässigung von gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />

Prozessen) verwendet. In einem als System beschriebenen Unternehmen stehen<br />

Gruppen <strong>und</strong> Abteilungen bzw. verschiedene Umwelten in Beziehungen zueinan<strong>der</strong>.<br />

Da die Destination eine Wettbewerbseinheit ist, die Leistungen für Dritte mit Hilfe von<br />

Personen <strong>und</strong> Technologien gegen Entgelt erbringt, erfüllt sie somit die klassischen<br />

Kriterien. Durch die Übernahme dieser Leistungsfunktion, kann die Destination auch<br />

als System gesehen <strong>und</strong> mit einem Unternehmen verglichen werden (vgl. Bieger 2005,<br />

S 58f).<br />

Abb. 3-3: Vereinfachtes System Destination<br />

Quelle: Bieger, 2005, S 61


Caroline Maria Suitner Seite 59<br />

Betrachtet man das System Destination im Vergleich zu einem allgemeinen<br />

Unternehmenssystem, können die wesentlichen Unterschiede leicht erkannt werden.<br />

Im Gegensatz zu privaten Unternehmen fehlen in Destinationen klare<br />

Weisungsbefugnisse <strong>und</strong> Leistungswege <strong>und</strong> es herrschen schwer messbare<br />

Erfolgsindikatoren vor.<br />

Das System Destination <strong>und</strong> seine Prozesse sind offener <strong>und</strong> primäre strategische<br />

Ressourcen sind in ihrer Nutzung einem kollektiven Entscheidungsprozess<br />

unterworfen. Der Umwelteinfluss ist sehr stark ausgeprägt (vgl. Bieger, 2005, S61f).<br />

3.2.3 Ziele <strong>der</strong> Destinationsentwicklung<br />

Der Trend zu größeren räumlichen Tourismuseinheiten hat sich seit 1990 laufend<br />

intensiviert. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fortschreitenden Globalisierung, <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen im<br />

Reiseverhalten <strong>und</strong> die Entwicklung in <strong>der</strong> Kommunikations-/Informationstechnologie<br />

wurden die Tourismusverantwortlichen im Alpintourismus zur Umstrukturierung<br />

(Reengineering) aufgerufen. Die Idee des Destinationsmanagements wird seither auch<br />

konkret umgesetzt, um sich <strong>der</strong> international stärker werdenden Konkurrenz<br />

entgegenzustellen. Kooperations- <strong>und</strong> Konzentrationsprozesse mit gemeinsamer<br />

Zielerreichung, Ressourcenbündelung <strong>und</strong> Synergienbildung sind unvermeidlich,<br />

„zumal aus <strong>der</strong> Sicht des Konsumenten nicht die Einzelleistung, son<strong>der</strong>n das durch<br />

horizontale, vertikale <strong>und</strong> diagonale Integration erlebte Bündel von Bedeutung ist“(von<br />

Smekal, 1996, S 173).<br />

Durch die Bildung von Destinationen wird ein schlagkräftiger Auftritt am Markt möglich,<br />

da die finanziellen Mittel höher <strong>und</strong> das Angebot vielfältiger ist. Hauptziel <strong>der</strong><br />

Destinationsbildung ist durch ein gemeinsames Management von unterschiedlichen<br />

Leistungspartnern eine Vielfalt von Angeboten unter einem einheitlichen Markenauftritt<br />

als ein neues Produkt am Markt zu offerieren (vgl. Dettmer et al., 2005, S 29f). Zur<br />

Erreichung dieses Hauptziels werden folgende Teilziele abgeleitet (vgl. Bieger, 2005, S<br />

77):<br />

− Schlagkräftige Budgets gewährleisten die Wahrnehmung am Markt <strong>und</strong> die<br />

Profilierung von Dachmarken<br />

− Gewinnung neuer Zielgruppen durch Erhöhung <strong>der</strong> Marktwirkung durch vielseitige<br />

Angebotspotentiale <strong>und</strong> größere relevante (Hoffnungs-)märkte.<br />

− Erhöhung <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit durch professionell geführte<br />

Tourismusorganisationen (Wettbewerbsfähigkeit)<br />

− Anheben des Rekruitingpotentials für qualifizierte Mitarbeiter für Management-<br />

Funktionen


Caroline Maria Suitner Seite 60<br />

− Gesteigerte Produktentwicklungs-Möglichkeiten mit hohem Nutzen für die Gäste<br />

<strong>und</strong> Generierung von umfassenden Dienstleistungsketten/Leistungsbündeln<br />

− Effizienter Betrieb von einheitlichen Reservierungssystemen durch ausreichende<br />

Angebotskapazitäten<br />

− Erleichterung <strong>der</strong> Angebots- <strong>und</strong> Marktinnovation, sowie För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Produktentwicklung durch eine gestiegene Anzahl von Leistungspartnern<br />

− Führung eines wirkungsvollen Qualitätssystems<br />

− Schaffung von Kooperationsvoraussetzungen in überörtlichen Destinationen für<br />

an<strong>der</strong>e Wirtschaftsbereiche (Verkehr,…)<br />

3.2.4 Anfor<strong>der</strong>ungen an das Destinationsmanagement<br />

Wenn man unter einer Destination die touristische Wettbewerbseinheit im Tourismus<br />

versteht, erfor<strong>der</strong>t dies ein mo<strong>der</strong>nes, strategisches, prozess- <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enorientiertes<br />

Destinationsmanagement. Unter Prozessorientierung wird die Ausrichtung auf den<br />

ganzen Leistungsprozess <strong>und</strong> die Dienstleistungskette für ein Gästesegment<br />

verstanden. Die K<strong>und</strong>enorientierung setzt die Abgrenzung <strong>der</strong> Produkte aus<br />

Konsumentensicht voraus <strong>und</strong> nicht mehr die geographisch institutionellen o<strong>der</strong><br />

traditionell gewachsenen (Bieger, 2005, S 61).<br />

Im Umkehrschluss bedeutet dies nicht, dass es unbedingt eines<br />

Destinationsmanagements bedarf, um am Markt erfolgreich zu sein. Das beweisen<br />

zahlreiche Regionen. Allerdings kann ein effizientes <strong>und</strong> zielgerichtetes Management<br />

hier wertvolle Unterstützung leisten. Die Notwendigkeit des Destinationsmanagements<br />

ergibt sich weiters aus <strong>der</strong> Tatsache, dass das touristische Produkt ganzheitlich zu<br />

führen ist. Mit Hilfe von bewährten Unternehmenskonzepten soll so das<br />

Leistungsbündel in <strong>der</strong> von den Abnehmern gewünschten Qualität bereitgestellt<br />

werden (vgl. Tschurtschenthaler, 1999, S 16).<br />

Der Begriff des Destinationsmanagements beinhaltet die betriebsübergreifende,<br />

ganzheitliche Gestaltung, Lenkung <strong>und</strong> Entwicklung einer geographischen Einheit als<br />

aus touristischer Nachfragesicht definiertes Reiseziel, welches das eigentliche Produkt<br />

im Sinne aller Bestandteile des Leistungsbündels, die zur Bedürfnisbefriedigung<br />

erfor<strong>der</strong>lich sind, bereitstellt. (vgl. Dettmer et al., 2005, S 18).


Caroline Maria Suitner Seite 61<br />

Unter Destinationsmanagement kann auch „eine Strategie zum k<strong>und</strong>enorientierten<br />

Verkauf von Angeboten einer am Markt wahrnehmbaren Wettbewerbseinheit“ (von<br />

Steiner, 1999, S 12) verstanden werden. Es ist die Umsetzung von entsprechenden<br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> organisatorischen Maßnahmen anzustreben, um die<br />

Aufenthaltsorientierung zu begünstigen.<br />

Drei zentrale Anfor<strong>der</strong>ungen richtet Wöhler (1997, S 18) an eine Destination <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Management:<br />

1. „Die Destination bzw. <strong>der</strong> durch lokale Angebote touristisch in Wert gesetzte<br />

Raum ist nach außen hin informativ zu begründen, um eine Nachfrage zu<br />

bewirken.<br />

2. Die Destination muss touristisch gestaltet, d.h. unter Hinzuziehung des<br />

gesamten Ortes bzw. <strong>der</strong> Region in Tourismuswerte „eingekleidet“ werden. Es<br />

sind demnach im Binnenbereich touristische Leistungsprogramme zu finden.<br />

3. Das Leistungsprogramm <strong>der</strong> Destination muss sich am Markt, am Wettbewerb<br />

sowie an den potentiellen wie gegenwärtigen Besuchern ausrichten <strong>und</strong> dabei<br />

sowohl anpassungs- als auch innovationsfähig sein.“<br />

Nach Matzler/Pechlaner (1999, S 138) ist die größte Herausfor<strong>der</strong>ung für das<br />

Destinationsmanagement, die Marktstrategien so zu formulieren, dass diese auch die<br />

richtige Kombination von Produkten für die Gästesegmente bereitstellen.<br />

Müller (1997, S 3) stellt insgesamt sechs For<strong>der</strong>ungen an eine Destination:<br />

− Eine Destination muss umfassende, aufeinan<strong>der</strong> abgestimmte <strong>und</strong> gut<br />

koordinierte Angebots- <strong>und</strong> Dienstleistungsketten besitzen.<br />

− Sie muss mindestens eine profilierbare Marke besitzen.<br />

− Sie muss über eine möglichst große Unabhängigkeit von traditionellen<br />

politischen Grenzen besitzen.<br />

− Sie braucht ein qualifiziertes <strong>und</strong> kompetentes Management.<br />

− Sie benötigt ein ausgebautes Qualitätsentwicklungs- <strong>und</strong><br />

Qualitätssicherungssystem.<br />

− Sie muss über ausreichende Mittel für die Aufgabenerfüllung verfügen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e für die Markenprofilierung in den ausgewählten Märkten.


Caroline Maria Suitner Seite 62<br />

Bratl <strong>und</strong> Schmidt benennen sechs Schlüsselelemente durch <strong>der</strong>en Zusammenwirken<br />

die Destination gemanagt wird <strong>und</strong> sich lern- <strong>und</strong> steuerungsfähige<br />

Wettbewerbseinheiten bilden (vgl. Bratl/Schmidt, 1998, C/1). Diese konstitutiven<br />

Merkmale (Kerngeschäftsysteme, Vermarktungsnetzwerke, Markenpolitik,<br />

Qualitätsmanagement, Wissens- <strong>und</strong> Innovationsmanagement) werden aber nur dann<br />

als Erfolgsfaktoren betrachtet, wenn die wesentlichen Leistungsanbieter in einer<br />

Destination Management Organisation (DMO) bzw. Destination Management Company<br />

(DMC) vereint sind (vgl. Schmidt, 1999, S 21).<br />

Kerngeschäftssysteme sind gezielt organisierte Angebotsbündel <strong>und</strong> lückenlose<br />

Dienstleistungsketten für die von <strong>der</strong> Destination angebotenen Haupturlaubsformen,<br />

die sich nach den vorhandenen Angeboten als auch erweiterte Angebotskompetenz<br />

durch Leistungspartner ausrichten. Durch professionelle Zusammenarbeit werden die<br />

Angebotsstandards gesichert, gemeinsame Controlling- <strong>und</strong> Verrechnungssysteme<br />

geschaffen, sowie die Erhaltung des internen Wettbewerbs gefor<strong>der</strong>t. Innovation,<br />

Qualität <strong>und</strong> letztlich Vermarktungsfähigkeit von Kerngeschäften werden maßgeblich<br />

von Marktvernetzungen beeinflusst. Organisierte Kerngeschäfte binden die<br />

Destinationspartner aneinan<strong>der</strong>, belohnen den Kooperationsaufwand durch Markterfolg<br />

<strong>und</strong> för<strong>der</strong>n die Kooperations- <strong>und</strong> Koordinationsfähigkeiten.<br />

Vermarktungsnetzwerk: Direkte Buchbarkeit, aktiver Verkauf, sowie die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Pflege von strategischen Partnerschaften führen zu einer optimalen Nützung des<br />

touristischen Vermarktungssystems auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage einer zentralen Angebots-,<br />

Informations- <strong>und</strong> Reservierungsdatenbank. Durch branchenübergreifenden Allianzen<br />

<strong>und</strong> Partnerschaften für die Vermarktung <strong>und</strong> Kommunikation <strong>der</strong> Kerngeschäfte<br />

erhalten die Destinationen direkt Rückmeldungen über die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong><br />

Geschäftssysteme am Markt, sowie wertvolle Informationen über Beziehungen <strong>und</strong><br />

Verbindungen zu K<strong>und</strong>ensystemen.<br />

Markenpolitik: Marken sind in den Augen des Gastes „positive Vorurteile“, die aus <strong>der</strong><br />

Informationsflut wie Orientierungspunkte hervorragen. Sie geben dem Gast Sicherheit,<br />

vermitteln Vertrauen <strong>und</strong> Verlässlichkeit auf die erwartete Gr<strong>und</strong>qualität <strong>und</strong> sichern so<br />

eine effektivere Kommunikationswirkung. Marken erhöhen die Preisbereitschaft <strong>und</strong><br />

Treue des Gastes. Durch Kompetenzen in den Kerngeschäftsfel<strong>der</strong>n entstehen<br />

Marken, die auch die Identität <strong>und</strong> das Selbstbewusstsein ihrer Realisatoren nach<br />

innen stärken (vgl. Bratl et al. 1998, C/2ff).


Caroline Maria Suitner Seite 63<br />

Qualitätsmanagement: Die DMO/DMC <strong>und</strong> die wichtigsten Partner sichern die<br />

Qualitätsstandards <strong>der</strong> Teilleistungen <strong>und</strong> passen sich an die im Zeitablaufen<br />

entstehenden erweiterten Anfor<strong>der</strong>ungen an. Durch eine gesteigerte<br />

Erwartungshaltung setzt <strong>der</strong> Tourist eine gleich bleibend hohe Qualität über die<br />

gesamte Dienstleistungskette voraus.<br />

Wissens- <strong>und</strong> Innovationsmanagement: Wissen kann für eine Destination als Vorrat<br />

an Information <strong>und</strong> Erfahrung zur Lösung erwartbarer Probleme in <strong>der</strong> Entwicklung,<br />

Organisation o<strong>der</strong> Vermarktung gesehen werden. Leistungsträger werden dadurch<br />

befähigt Chancen aufzuspüren <strong>und</strong> zu nützen, sobald die interne Flexibilität <strong>und</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft <strong>der</strong> Marktdynamik entspricht. Dadurch können Strategien<br />

rechtzeitig entwickelt, angepaßt <strong>und</strong> umgesetzt werden. Die Destinationssteuerung<br />

benötigt entscheidungsrelevante, zeitnahe <strong>und</strong> systematisch aufbereitete<br />

Informationen über die Schlüsselbereiche Qualität & K<strong>und</strong>enzufriedenheit, Markt &<br />

Wettbewerb sowie Marketingeffizienz – von <strong>und</strong> bei allen wesentlichen<br />

Leistungsträgern (vgl. Schmidt, 1999, S 23). Eine Destination hat ihr<br />

Innovationsmanagement im Griff, wenn sie es schafft über ihre Außen- <strong>und</strong><br />

Innenvernetzungen relevante Innovationen zeitgerecht <strong>und</strong> in gefor<strong>der</strong>ter Qualität<br />

umzusetzen. Die hierfür erfor<strong>der</strong>lichen internen <strong>und</strong> externen Verflechtungen mit<br />

Kompetenzpartnern halten die Destination offen <strong>und</strong> dynamisch.<br />

Destination Management Organisation (Destination Management Company):<br />

Voraussetzung für eine effiziente <strong>und</strong> effektive Umsetzung <strong>der</strong> Kernelemente ist das<br />

ganzheitliche Management durch eine professionelle Organisation. Diese Aufgabe<br />

kann eine DMO/DMC übernehmen, wenn diese von den stärksten <strong>und</strong> wichtigsten<br />

Partnern einer Destination getragen <strong>und</strong> finanziert wird. Als Hauptaufgabe <strong>der</strong><br />

Organisation wird die Vereinigung <strong>der</strong> Leistungsträger zu einem<br />

kerngeschäftsorientierten Anbieterverb<strong>und</strong> durch Koordination <strong>und</strong> Kooperation<br />

gesehen. Primäre Voraussetzung ist hierfür auch eine schnelle <strong>und</strong> flexible Reaktion<br />

<strong>der</strong> DMO/DMC auf neue Marktentwicklungen, Trends <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen (vgl.<br />

Bratl et al. 1998, C/3ff).<br />

Bieger (2005, S 94) unterstreich in diesem Zusammenhang (ebenso wie Bratl/Schmidt<br />

in ihren Ausführungen zur DMO/DMC) drei Hauptanfor<strong>der</strong>ungen an das<br />

Destinationsmanagement: Anpassung, Lernen <strong>und</strong> Entwickeln; um die Komplexität<br />

<strong>und</strong> Dynamik <strong>der</strong> internen <strong>und</strong> externen Umwelten zu bewältigen. Übertragen auf die<br />

Destinationen bedeutet dies für ihn, dass ein laufendes destinationsübergreifendes<br />

Monitoring, Interpretation <strong>und</strong> Reaktion auf Umfeldverän<strong>der</strong>ungen sichergestellt, eine<br />

destinationsübergreifende Steuerung <strong>der</strong> Konstellation <strong>und</strong> Entwicklung des Systems


Caroline Maria Suitner Seite 64<br />

„Destination“ stattfinden <strong>und</strong> die Politik klare Leitlinien für die Entwicklung von<br />

Intelligenz <strong>und</strong> Steuerung, sowie Abstimmungsfragen zwischen Um- <strong>und</strong> Inwelt<br />

gewährleisten muss (vgl. Bieger, 2005, S 94f).<br />

3.2.5 Organisatorische Verankerung <strong>und</strong> Aufgabenfel<strong>der</strong><br />

In <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur wird häufig die Notwendigkeit <strong>und</strong> Bedeutung einer<br />

übergeordneten, übergreifenden Organisation, die die kooperativen Aufgaben einer<br />

Destination wahrnimmt, hervorgehoben. Wöhler (1997, S 18) kam zu <strong>der</strong><br />

Überzeugung, dass erst eine Organisation die wesentlichen Voraussetzungen für die<br />

Handhabung bzw. das Tourismusmanagements in touristischen Regionen bildet.<br />

Nach Inskeep (1991, S 411) sind unter Tourismusorganisation/touristische<br />

Organisationen „alle mit <strong>der</strong> Planung, Entwicklung, Vermarktung <strong>und</strong> Koordination<br />

touristischer Aufgaben betraute privatwirtschaftliche <strong>und</strong> öffentlich-rechtliche<br />

Organisationen zu verstehen, die je nach Aufgabenstellung auf lokaler, regionaler,<br />

nationaler o<strong>der</strong> internationaler Ebene diese Aufgaben wahrnehmen.“<br />

Bieger (2005, S 72) versteht unter kooperativer Tourismusorganisation „ den<br />

hauptsächlichen Träger <strong>der</strong> übergreifenden <strong>und</strong> kooperativ zu erbringenden<br />

Funktionen im Tourismus einer Destination.<br />

Diese Tourismusorganisation kann öffentlich-rechtlich o<strong>der</strong> privatrechtlich organisiert<br />

werden“. Während <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> „touristischen Organisation“ aus seiner Sicht für die<br />

Aufbau- <strong>und</strong> ablauforganisatorischen Systeme des Unternehmens Destination steht.<br />

Es gibt klare Regelungen, wie kooperative Aufgaben bewältigt <strong>und</strong> wie<br />

zusammengearbeitet werden soll.<br />

Vier Hauptfunktionen zeigen die Aufgabenfel<strong>der</strong> einer Tourismusorganisation (vgl.<br />

Bieger, 2005, S 67 <strong>und</strong> Müller 1997, S 4) für die Destination. Die Glie<strong>der</strong>ung ist<br />

umfassend <strong>und</strong> lässt durch die Offenheit für Anpassungen/Ableitungen <strong>der</strong> einzelnen<br />

Detailaufgaben während <strong>der</strong> touristischen Entwicklung Platz. Jedoch müssen alle vier<br />

Funktionen in jedem Fall aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heiten von Tourismusprodukten für die<br />

Destination kooperativ erfüllt werden.<br />

− Leitbildfunktion/Planungsfunktion (Festlegen touristischer Entwicklungsziele in <strong>der</strong><br />

Destination, laufende <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Wettbewerbssituation, Positionierung, Beratung<br />

<strong>und</strong> aktives Change Management etc.)


Caroline Maria Suitner Seite 65<br />

− Angebotsfunktion (Erbringen öffentlicher, nicht dem Ausschlussprinzip<br />

zuzurechnen<strong>der</strong> Angebote, Angebotskoordination <strong>und</strong> –bündelung,<br />

Qualitätskontrolle etc.)<br />

− Interessenvertretung (Sensibilisierung <strong>der</strong> Bevölkerung für den Tourismus,<br />

brancheninterne Interessenkoordination, Interessenvertretung gegenüber<br />

Behörden <strong>und</strong> Öffentlichkeit.<br />

− Marketingfunktion (Erarbeiten einer Marketingstrategie, Imagepflege <strong>und</strong><br />

Markenbildung, Akquisition durch Verkaufsför<strong>der</strong>ung, Information potenzieller<br />

Gäste etc.)<br />

Obwohl Destinationen die Kriterien für die Unternehmensexistenz erfüllen, sowie das<br />

langfristige Überleben im Markt <strong>und</strong> die Wettbewerbsteilnahme als oberstes Ziel<br />

sehen, bestehen an<strong>der</strong>e Voraussetzungen. Das Destinationsmanagement durch eine<br />

touristische Organisation unterliegt Beson<strong>der</strong>heiten, die nicht mit den<br />

leistungswirtschaftlichen Gr<strong>und</strong>sätzen von Privatwirtschaftsunternehmen<br />

übereinstimmen. Bieger (2005, S 97ff) <strong>und</strong> Wöhler (1997, S 31) heben folgende<br />

Kriterien hervor:<br />

− Doppelfunktion <strong>der</strong> Tourismusorganisation<br />

− Vorhandensein unklare, schwer messbare Ziele<br />

− Beschränkung <strong>der</strong> Einflussmöglichkeiten auf das Unternehmen Destination <strong>und</strong> auf<br />

die Tourismusorganisation<br />

− Große Gewichtung <strong>der</strong> Anspruchsgruppen<br />

− Notwendigkeit <strong>der</strong> Legitimation im soziopolitischen Umfeld<br />

Die Doppelfunktion <strong>der</strong> Tourismusorganisation entsteht durch die Verantwortung für die<br />

Organisation selbst <strong>und</strong> zeitgleich für die ganze Destination. Durch die übergreifende,<br />

koordinierende Tätigkeit ist die Organisation für das betriebsinterne <strong>und</strong> –externe<br />

Management <strong>der</strong> Destination verantwortlich. Damit sind parallel zwei<br />

Unternehmensstrategien zu entwickeln, umzusetzen <strong>und</strong> zu überwachen: eine für die<br />

Tourismusorganisation als eigenständiges Unternehmen <strong>und</strong> eine für alle kooperativen<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Destination als Unternehmen. Durch diese Doppelfunktion kann es zu<br />

Interessenskonflikten mit Leistungspartnern kommen, da diese mit <strong>der</strong><br />

Tourismusorganisation am Markt in Konkurrenz stehen. Das kann dazu führen, dass<br />

die Tourismusorganisation ihrer übergreifenden Koordinationsfunktion aufgr<strong>und</strong><br />

fehlen<strong>der</strong> Kooperationsbereitschaft <strong>der</strong> touristischen Anbieter nicht mehr umsetzen<br />

kann.


Caroline Maria Suitner Seite 66<br />

Um diesen Konflikt zum umgehen, werden Tourismusorganisationen meist als Non<br />

Profit Organisationen geführt (vgl. Bieger, 2005, S 97). Dabei geht es einerseits um die<br />

Legitimation im soziopolitischen, sowie an<strong>der</strong>erseits um die Effizienz im ökonomischen<br />

Umfeld (vgl. Haedrich et al., 1998, S 38).<br />

Als Non Profit Organisationen können sich Tourismusorganisationen nicht an Renditen<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gewinnzielen orientieren. Durch den Mangel an klaren <strong>und</strong> messbaren<br />

Zielen muss <strong>der</strong> Erfolg an an<strong>der</strong>en Zielen o<strong>der</strong> Erfolgsfaktoren ermittelt werden. Die<br />

Unternehmensleitung wird also daran gemessen, wie bedarfsgerecht, effektiv <strong>und</strong><br />

effizient die Erbringung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Destination erfor<strong>der</strong>lichen Leistungen erfolgt.<br />

Einzelleistungen für die Mitglie<strong>der</strong> z.B. Interessensvertretung, Marketing o.a. können<br />

nicht objektiv gemessen o<strong>der</strong> beurteilt werden. Durch die öffentliche<br />

Leistungserbringungsfunktion werden <strong>der</strong> Zusammenhalt <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> die<br />

Teilnahme an <strong>der</strong> Organisation mitbestimmt, sowie die Legitimation <strong>der</strong> touristischen<br />

Organisation selbst unterstrichen. Sinnvoll in diesem Zusammenhang erweist sich die<br />

Messung <strong>der</strong> Maßnahmen-Zielerreichung (vgl. Bieger, 2005, S 98).<br />

Das Management von Tourismusorganisationen verfügt we<strong>der</strong> über festgelegte<br />

Entscheidungsrechte noch Weisungsbefugnisse, wie dies in privatwirtschaftlichen<br />

Unternehmen zur Durchsetzung von Zielen üblich ist. Sowohl auf <strong>der</strong> betrieblichen als<br />

auch auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> ganzen Destination sind die Einflussmöglichkeiten massiv<br />

eingeschränkt. Der Einfluss <strong>der</strong> Politik ist durch die verbreitete Finanzierung aus<br />

öffentlichen Mitteln sehr groß. Auch die Besetzung <strong>der</strong> Gremien o<strong>der</strong> Organe ist<br />

oftmals von politischen Ambitionen <strong>und</strong> Interessen geprägt. Dies führt zu einer<br />

„Verpolitisierung“ mit Einschränkungen <strong>der</strong> unternehmerischen bzw. marktgerichteten<br />

Handlungs- <strong>und</strong> Entscheidungsfähigkeit auf <strong>der</strong> betrieblichen Ebene.<br />

Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Destination basiert <strong>der</strong> mangelnde Einfluss auf <strong>der</strong> Tatsache, dass<br />

die Leistungspartner zwar Teileinheiten <strong>der</strong> Unternehmung „Destination“ darstellen,<br />

aber wirtschaftlich selbständig <strong>und</strong> unabhängige Unternehmen sind (vgl. Bieger, 2005,<br />

S 98). Eine Einwirkung auf die Einzelunternehmen ist zumeist nur durch intensive<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Motivation erzielbar.<br />

Gerade in touristischen Organisationen existieren vielfältige Interessens- <strong>und</strong><br />

Anspruchsgruppen. Beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> öffentlichen Hand wird durch die Beteiligung bei<br />

Finanzierungen <strong>und</strong> dem Non-profit-Charakter <strong>der</strong> Unternehmen selbst, eine große<br />

Gewichtung zuteil.


Caroline Maria Suitner Seite 67<br />

Das Management <strong>der</strong> Tourismusorganisationen muss neben den Zielkonflikten auf<br />

Unternehmensebene auch Interessenskonflikte zwischen den örtlichen (z.B. Mitglie<strong>der</strong>)<br />

<strong>und</strong> regionalen (z.B. Gebietskörperschaften) Ebenen ausgleichen.<br />

Als Rahmenbedingungen für die Arbeit <strong>der</strong> Tourismusorganisation in <strong>der</strong> Destination<br />

gilt es im normativen Management ein aussagekräftiges Leitbild zu erstellen. Nur wenn<br />

auf Basis von diskutierten, transparenten Werten, Normen <strong>und</strong> Prioritäten agiert wird<br />

<strong>und</strong> Leitlinien sowie Zielvorstellungen breit abgestützt sind, kann <strong>der</strong><br />

Interessensausgleich leicht erfolgen. Dies erfor<strong>der</strong>t aber auch die klare Zuweisung von<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten an die Ebenen <strong>der</strong> Organisation, wobei ein<br />

integriertes Management wertvolle Unterstützung liefert (Bieger, 2005, S 109f). So ist<br />

auch die Handlungs- <strong>und</strong> Entscheidungsfähigkeit gesichert. Dadurch wird auch die<br />

Legitimation <strong>der</strong> Tourismusorganisation in <strong>der</strong> Öffentlichkeit unterstützt.<br />

In <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur diskutierten Socher <strong>und</strong> Tschurtschenthaler drei<br />

inhaltliche Ansätze zum Destinationsmanagement. Der reine Unternehmensansatz<br />

basiert auf <strong>der</strong> Ausgangslage, dass ein einziges Unternehmen Eigentümer einer<br />

ganzen Destination <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Angebote ist (z.B. in Amerika – Vail). So wird es möglich<br />

das klassische Unternehmenskonzept perfekt umzusetzen.<br />

Beim dezentralen Ansatz agieren Destinations-Management-Firmen, die für bestimmte<br />

Regionen die Angebotsbündelung, Vermarktung etc. übernehmen.<br />

Im alpinen Raum herrscht <strong>der</strong> kooperative Ansatz vor. Hier arbeiten Leistungspartner<br />

im Tourismus in wichtigen Aufgaben zusammen <strong>und</strong> passen sich aufgr<strong>und</strong> von<br />

Kooperationen effizient <strong>und</strong> flexible den Markterfor<strong>der</strong>nissen an (vgl.<br />

Socher/Tschurtschenthaler, 2002, S 167).<br />

3.3 Regionalisierungspolitik in Tirol<br />

Die Tiroler Tourismusverfassung reicht in ihrer heutigen Form auf Vorläufer aus dem<br />

Jahre 1927 zurück, dass von seiner kaiserlichen Hoheit Franz Josef in Kraft gesetzt<br />

wurde. Das System in Tirol kann durch folgende Säulen charakterisiert werden (von<br />

Lehar, 2002, S 21):<br />

− „Einrichtung lokaler Tourismusverbände als Körperschaften öffentlichen Rechts mit<br />

Pflichtmitgliedschaften für alle natürlichen <strong>und</strong> juristischen Personen, die eine<br />

gewerbliche o<strong>der</strong> freiberuflich Tätigkeit ausüben <strong>und</strong> hierfür umsatzsteuerpflichtig<br />

sind.


Caroline Maria Suitner Seite 68<br />

− An die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Stimmgruppenklasse geb<strong>und</strong>ene Stimm-<br />

<strong>und</strong> Entscheidungsrechte in die Organe des Tourismusverbandes.<br />

− Entscheidungsbefugnisse liegen im Wesentlichen bei gewählten <strong>und</strong> ehrenamtlich<br />

tätigen Funktionären.“<br />

1991 wurde das Tiroler Tourismusgesetz novelliert, um schlankere<br />

Entscheidungsstrukturen zu erreichen. Zugleich aber wurde die Verfügung erlassen,<br />

dass flächendeckend Tourismusverbände in allen Gemeinden errichtet werden<br />

müssen. So mussten auch die bis dahin touristisch weitgehend unbedeutenden<br />

Gemeinden einen Tourismusverband installieren. Dadurch wurde 1991 <strong>der</strong><br />

Höchststand von 254 Tourismusverbänden, von denen manche mit einem Budget von<br />

weniger als 7.300 EUR Marketing betreiben sollten, erreicht. Parallel verzeichnete Tirol<br />

seit den 70er Jahre r<strong>und</strong> 30 Regionalverbände. Nur knapp ein Drittel davon wiesen<br />

klare Strukturen <strong>und</strong> Budgets auf, während <strong>der</strong> Rest reine Werbegemeinschaften o<strong>der</strong><br />

„leere Organisationshülsen“ entsprach. Die Novellierung des Tourismusgesetzes 1991<br />

führte jedoch nicht zur gewünschten Bildung von Regionalverbänden (vgl. Lehar, 2002,<br />

S 20f).<br />

Zu Jahresbeginn 1997 gab es im B<strong>und</strong>esland Tirol 247 Tourismusverbände in den<br />

insgesamt 285 politischen Gemeinden. In einer Vielzahl von Gemeinden befanden sich<br />

zwei bis drei Tourismusverbände, während nur wenige Gemeinden in einem Verband<br />

vereint waren. Dieser traditionelle Stil ist auf die Erfolgsstory des Tiroler Tourismus<br />

durch den Kristallisationspunkt des Geschehens mit einer Vielzahl von Örtlichkeiten<br />

<strong>und</strong> lokalen Einzugsgebieten zurückzuführen. So sollte je<strong>der</strong> Ort neben einem<br />

Bürgermeister <strong>und</strong> Pfarrer auch einen Tourismusverband erhalten (vgl.<br />

Jochum/Pechlaner, 2000, S 343).<br />

Durch Verän<strong>der</strong>ungen auf den Märkten <strong>und</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

zeigten sich Nächtigungseinbussen im Tourismus. Der Markt for<strong>der</strong>t zunehmend ein<br />

professionelles Management von Destinationen mit eigenständigen, marktfähigen<br />

Produkten. Der Gast stellte durch die steigende Mobilität <strong>und</strong> Flexibilität das<br />

traditionelle Raum- <strong>und</strong> Angebotsgefüge in Frage. Dadurch wurde eine<br />

Regionalisierung <strong>der</strong> Tourismusorganisationen hin zu leistungsfähigen Strukturen<br />

gefor<strong>der</strong>t, was aber ein ganzes Bündel an Maßnahmen <strong>und</strong> eine Dynamisierung <strong>der</strong><br />

Entwicklung in Tirol erfor<strong>der</strong>lich machte. Bereits 1996 stand für Landeshauptmann<br />

Wendelin Weingartner fest, dass es einer Konzentration <strong>der</strong> Tourismusverbände<br />

bedarf.


Caroline Maria Suitner Seite 69<br />

1997 wurde deshalb eine landesweite För<strong>der</strong>aktion <strong>der</strong> „Touristischen Kooperation <strong>und</strong><br />

Strukturwandel“ im Landtag verabschiedet <strong>und</strong> mit r<strong>und</strong> 11 Mio. EUR für drei Jahre (bis<br />

1999) dotiert. Ziel <strong>der</strong> Aktion war die Aufweichung <strong>der</strong> starren örtlichen<br />

Verbandsstrukturen durch Fusionen o<strong>der</strong> Kooperationen mit verbindlichen<br />

Organisations- <strong>und</strong> Verbandsstrukturen von kleinen <strong>und</strong> mittleren Verbänden. Durch<br />

die Schaffung von größeren, leistungsfähigeren Einheiten sollte <strong>der</strong> Auftritt auf<br />

internationalen Märkten unterstützt, das Marketing gestärkt <strong>und</strong> eine drastische<br />

Reduzierung <strong>der</strong> Verbandszahlen umgesetzt werden.<br />

Der verordnete Regionalisierungsprozess beruhte auf dem Prinzip <strong>der</strong> Freiwilligkeit,<br />

das durch finanzielle Anreize (För<strong>der</strong>ungen) unterstützt wurde. Seitens des Landes<br />

wurden we<strong>der</strong> die Anzahl <strong>der</strong> Zusammenschlüsse noch Mindestgrößen bei<br />

Nächtigungen o<strong>der</strong> Budgets vorgegeben. So gab es Ende 1999 in Tirol nur mehr 169<br />

Tourismusverbände.<br />

Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> des Landesför<strong>der</strong>ungsprogramms standen zweifelsohne die<br />

Strukturbereinigung <strong>und</strong> die Bildung von größeren Einheiten. Eine untergeordnete<br />

Betrachtung fanden die strategischen Fragen zur Kompetenz, Marketingstrategien o<strong>der</strong><br />

Überprüfung <strong>der</strong> Produkt/Markt-Kombinationen <strong>der</strong> neuen Verbände.<br />

Gegen Ende des dreijährigen För<strong>der</strong>ungsprogramms von 1997-1999 tauchte die Frage<br />

auf, ob größere Einheiten gleichzeitig auch besser sind. Ausdruck zur Sorge bereiteten<br />

weiters die Themen <strong>der</strong> notwendige Wettbewerbsfähigkeit, Effizienz <strong>und</strong> Effektivität <strong>der</strong><br />

neuen Verbände, sowie die Frage nach <strong>der</strong> Fähigkeit <strong>der</strong> Pflege <strong>der</strong><br />

Beziehungsnetzwerke an <strong>der</strong> touristischen Basis vor Ort, die für die Legitimation <strong>und</strong><br />

Motivation <strong>der</strong> Leistungsträger verantwortlich ist (vgl. Jochum et al., 2000, S 346).<br />

Diese Überlegungen führten zu einem weiteren Son<strong>der</strong>för<strong>der</strong>ungsprogramm für den<br />

Tiroler Tourismus von 2000 – 2002. Unter dem Titel „Qualitätsoffensive im Tourismus“<br />

wurde ein neues Programm mit Ziel <strong>der</strong> substantiellen Verbesserung des<br />

Managements <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit des Tiroler Tourismus mit 5,5 Mio. EUR<br />

dotiert (vgl. Vahrner, 2003, S 7).<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ungsphilosophie standen die Bereiche Weiterbildung,<br />

Informationstechnologe, Absatzför<strong>der</strong>ung, K<strong>und</strong>enbindung, Qualitätsmanagement,<br />

Marktallianzen <strong>und</strong> Allianzen von tour. Betrieben. Nach Ende <strong>der</strong> zweiten<br />

För<strong>der</strong>ungswelle konnte die Anzahl <strong>der</strong> Tiroler Tourismusverbände auf 149 verringert<br />

werden.


Caroline Maria Suitner Seite 70<br />

Dr. Gerhard Föger, Leiter <strong>der</strong> Landestourismusabteilung, unterstrich in einem<br />

Interview: „Aber die Schere zwischen den erfolgreichen Destinationen <strong>und</strong> den nicht<br />

kooperationswilligen geht immer weiter auf. Daher gäbe es jetzt Handlungsbedarf.<br />

Nachdem die „Liebeshochzeiten“ geschlossen wurden, sei es jetzt an <strong>der</strong> Zeit<br />

„Vernunftehen“ durchzuziehen. Und diese sind ja oft nicht die schlechtesten“ (von<br />

Riedler, 2001, S 16).<br />

Abb. 3-4: Die geplante Entwicklung <strong>der</strong> Zahl <strong>und</strong> Größe <strong>der</strong> TVBs in Tirol<br />

Quelle: Tirol Werbung GmbH, 2005, S 8<br />

Im Jahr 2003 entschloss sich <strong>der</strong> Landeshauptmann <strong>und</strong> Tourismusreferent DDr.<br />

Herwig van Staa vom im Tourismusgesetzt verankerten Verordnungsrecht Gebrauch<br />

zu machen <strong>und</strong> per Gesetzt die Regionalisierung durchzusetzen. Das eigentliche Ziel<br />

des Landes war die Schaffung von insgesamt zwanzig schlagkräftige<br />

Tourismusregionen bis zum Jahr 2007 (vgl. Magazin Gast, 4/2004 <strong>und</strong><br />

Destinationsleitfaden Tirol Werbung, 2005). In drei Fusionierungswellen wurde<br />

versucht, das ehrgeizige Ziel bzw. den Restrukturierungsplan umzusetzen.<br />

Für die Destinationsbildung wurden folgende Kriterien verwendet: „Destinationen<br />

werden dann als solche anerkannt, wenn sie vom Gast als Reiseziel ausgewählt<br />

werden (unabhängig vom geographischen Raum), das Vorhandensein aller für den<br />

Urlaub erfor<strong>der</strong>lichen Einrichtungen gegeben ist, sie einen Markennamen <strong>und</strong> eine<br />

Mindestgröße von 5.000 gewerblichen Betten haben, 600.000 – 1.000.000<br />

Jahresnächtigungen <strong>und</strong> 8 Mio. ATS (= 585.000 EUR) Marketingbudget erreichen“<br />

(von Bratl et al., 1998, S B/4).


Caroline Maria Suitner Seite 71<br />

Mit folgenden Hauptargumenten wurden die Restrukturierungsmaßnahmen vom Amt<br />

<strong>der</strong> Tiroler Landesregierung Abteilung Tourismus gerechtfertigt <strong>und</strong> vorangetrieben:<br />

− Steigerung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit, Effizienz <strong>und</strong> Effektivität<br />

− gemeinsame Philosophie <strong>und</strong> touristisches Leitbild für die Region<br />

− professionelle Markenpolitik mit starken Marken<br />

− Konzentration im Regionsmarketing mit klaren Werbebotschaften <strong>und</strong><br />

Vertriebskanal-Bündelung<br />

− Schaffung infrastruktureller Angebotsbausteine<br />

− Managementstrukturen mit schlüssiger Organisation, Professionalität <strong>und</strong><br />

Spezialisierung<br />

− Nützung von Synergieeffekten durch Zentralisierung <strong>der</strong> Verwaltungsaufgaben<br />

− Budgetkonzentration mit Schwerpunkt Marketing<br />

Der Verantwortliche <strong>der</strong> Abteilung Tourismus im Land Tirol Dr. Gerhard Föger fand<br />

deutliche Worte: "Bisher wurden Fusionen geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> dann umgesetzt, wenn sich<br />

sämtliche lokalen Entscheidungsträger dafür aussprachen. Nunmehr gibt das Land<br />

Tirol räumliche <strong>und</strong> terminliche Vorgaben, um den Strukturwandel zu dynamisieren.<br />

Wir können nicht warten, bis sich auch <strong>der</strong> Letzte dazu herabgelassen hat " (von<br />

Polaczek, 2003, o.S.).<br />

Mit großen Schritten wurde dieser Prozess begonnen <strong>und</strong> es wurden mit 1. Januar<br />

2004 aus 62 bestehenden Tourismusverbänden in 133 Gemeinden elf neue Verbände.<br />

Der Regionalisierungs- <strong>und</strong> Konzentrationsprozess wurden in den folgenden Jahren<br />

(2004 - 2008) mit großen Schritten fortgesetzt.<br />

Mit Jahresbeginn 2006 konnte die flächendeckende Regionalisierung <strong>der</strong> Tiroler<br />

Tourismusverbände gr<strong>und</strong>legend abgeschlossen werden, da sich <strong>der</strong> Wirkungsbereich<br />

keines einzigen Tourismusverbandes nur mehr auf ein Gemeindegebiet beschränkte.<br />

Das Tourismusgesetzt wurde im März 2006 novelliert, um die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen für die Strukturierungsmaßnahmen zu schaffen. Neben dem<br />

Abstecken <strong>der</strong> gesetzlichen Eckpfeiler wurde <strong>der</strong> Handlungsspielraum vergrößert. Ziel<br />

war ein handliches <strong>und</strong> lesbares Gesetz zu schaffen, dass unternehmerisches Denken<br />

<strong>und</strong> Handeln erlaubt.


Caroline Maria Suitner Seite 72<br />

Die neuen Bestimmungen des Tiroler Tourismusgesetzes betreffen neben an<strong>der</strong>en die<br />

folgenden wesentlichen Aspekte:<br />

− § 1: Rahmenbestimmung über die neue Regionalstruktur<br />

− § 3: Verpflichtung <strong>der</strong> Tourismusverbände zu laufen<strong>der</strong> strategischer Planung,<br />

anstelle <strong>der</strong> bisherigen Verpflichtung zu einmaligen Erstellung eines Leitbildes.<br />

− § 4: Umfassende Verpflichtung zu überregionaler Kooperation, insbeson<strong>der</strong>e zur<br />

Bildung von Dach-Marketingorganisationen, zu gemeinsamen Marketingaktivitäten<br />

mit <strong>der</strong> Tirol Werbung <strong>und</strong> zur Implementierung <strong>der</strong> Dachmarke Tirol bei sämtlichen<br />

Marketingaktivitäten<br />

− § 17: Verpflichtung zur Anstellung eines hauptberuflichen Geschäftsführers <strong>und</strong> die<br />

Unvereinbarkeit dessen Tätigkeit mit einer Mitgliedschaft im Vorstand.<br />

Im Rahmen des 9-jährigen Prozesses wurden aus 254 lokalen Tourismusverbänden 39<br />

regionale Tourismusverbände geschaffen. 2007 erfolgte nur mehr eine Arrondierung<br />

bereits fusionierter Verbände. Der letzte große Zusammenschluss erfolgte per<br />

1.1.2008 durch die Fusion alle Tourismusverbände im Osttirol.<br />

Anzahl TVB<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

247<br />

224<br />

175<br />

160 159 152 149<br />

92<br />

63<br />

39 38 36<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Jahr<br />

Abb. 3-5: Tatsächliche Entwicklung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Tiroler Tourismusverbände<br />

Eigene Darstellung, Daten ATLR/Abteilung Tourismus<br />

Mit Stichtag 1.1.2008 sind somit 36 schlagkräftige <strong>und</strong> wettbewerbsfähige<br />

Tourismusverbände tätig. Im Februar 2008 gab <strong>der</strong> Landeshauptmann Herwig von<br />

Staa bekannt, dass das Land Tirol keine weiteren Fusionen forciert <strong>und</strong> die<br />

Reorganisation abgeschlossen sei.


Caroline Maria Suitner Seite 73<br />

„Durch die Komprimierung von seinerzeit 254 lokalen Tourismusverbänden zu aktuell<br />

36 Regionen verfügt Tirol über eine zukunftsweisende Organisationsebene, die sich<br />

zunehmend profiliert <strong>und</strong> auf den Märkten bewährt. (…)<br />

Wenn also eine Fusion von Tourismusverbänden tatsächlich ernsthaft zur Diskussion<br />

stehen sollte, so wäre es erfor<strong>der</strong>lich, in vorbereitenden Gesprächen zunächst das<br />

Einvernehmen auf Verbandsebene herzustellen, bevor man an das Land Tirol<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> legistischen Umsetzung eines Zusammenschlusses herantritt. (…)<br />

Gewünschte Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Regionsgrenzen werden also nur dann durchgeführt,<br />

wenn die betroffenen Tourismusverbände diesen Wunsch gemeinsam an das Land<br />

Tirol herantragen!“, so <strong>der</strong> Landeshauptmann (Presseaussendung, M. Giesinger, 2008,<br />

o.S.).<br />

Abb. 3-6: Tourismusverbände in Tirol, Stand 2008<br />

Quelle: Amt <strong>der</strong> Tiroler Landesregierung, Abteilung Tourismus<br />

Ob die Aussage von Van Staa tatsächlich den Schlusspunkt des langjährigen<br />

Restrukturierungsprozesses des Tiroler Tourismus darstellt ist abzuwarten. Im Juni<br />

2008 sind Landtagswahlen in Tirol angesetzt. Da das ursprüngliche Ziel von 20<br />

Destinationen noch nicht erfüllt ist <strong>und</strong> einige Regionen bei weitem nicht den<br />

Destinationskriterien entsprechen, könnte die Fortführung <strong>der</strong><br />

Konzentrationsbestrebung mit Rücksicht auf den Wahlkampf möglicherweise nur<br />

zwischenzeitlich zurückgestellt worden sein.


Caroline Maria Suitner Seite 74<br />

3.4 Zusammenfassung<br />

Im dritten Abschnitt dieser Arbeit wurden gr<strong>und</strong>legende Begriffe des System Tourismus<br />

erläutert <strong>und</strong> seine Beziehungen zu den relevanten Umwelten aufgezeigt. Im<br />

Gegensatz zu normalen Produkten bzw. Dienstleistungen bringen die Beson<strong>der</strong>heiten<br />

des touristischen Produktes (Leistungsbündel, Immaterialität, Residenzprinzip, uno-<br />

acto-Prinzip) für den K<strong>und</strong>en als auch den Hersteller entsprechende Risiken <strong>und</strong><br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen mit sich. Seit den Fünfzigerjahren konnte eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Organisationsstruktur vom Verschönerungsverein bis hin zur<br />

Destinationsbildung verfolgt werden. In den 90iger Jahren wurde <strong>der</strong> Begriff des<br />

Destinationsmanagements erstmals in <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur erwähnt. Gr<strong>und</strong><br />

für das neue Paradigma waren die verän<strong>der</strong>ten Rahmenbedingungen weltweit.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> steigenden Globalisierung, die Verän<strong>der</strong>ungen im Reiseverhalten <strong>der</strong><br />

Konsumenten durch steigende Mobilität bzw. sinkende Reisegeschwindigkeiten <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Kommunikations- <strong>und</strong> Informationstechnologie war ein<br />

Reengineering <strong>der</strong> Tourismusstrukturen unumgänglich. Die Idee war <strong>der</strong> Aufbau von<br />

leistungsstarken, marktorientierten, effektiven <strong>und</strong> flexiblen<br />

Managementorganisationen zur Führung <strong>der</strong> Destinationen.<br />

Diese werden nach ihrer Wahrnehmbarkeit am Markt <strong>und</strong> <strong>der</strong> substantiellen bzw.<br />

finanziellen Potenz beurteilt. Destinationen sind losgelöst vom geographisch normativ<br />

aufgefassten Regionsbegriff <strong>und</strong> um die k<strong>und</strong>en- sowie wettbewerbsorientierte<br />

Sichtweise ergänzt. Neben qualitativen Kriterien wie Reisedistanz o<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>liche<br />

touristische Infrastruktur können auch qualitative Kriterien zur Abgrenzung<br />

herangezogen werden: Aufenthaltsradius, Wettbewerbsfähigkeit unter dem Aspekt<br />

eines Markensystems o<strong>der</strong> die Reichweiter <strong>der</strong> Marketingaktivitäten.<br />

Das Destinationsmanagement wird als betriebsübergreifende, ganzheitliche<br />

Gestaltung, Lenkung <strong>und</strong> Entwicklung einer geographischen Einheit als definiertes<br />

Reiseziel aus Nachfragersicht gesehen. Ziel des Kooperations- <strong>und</strong><br />

Konzentrationsprozesses ist das gemeinsame Management von Leistungspartnern um<br />

eine Vielfalt von Angeboten unter einem einheitlichen Marktauftritt zu erreichen. Die<br />

größte Herausfor<strong>der</strong>ung hierbei ist die Formulierung einer passenden Markenstrategie,<br />

welche die korrekte Kombination von Produkten <strong>und</strong> Gästesegmenten bereitstellt. Eine<br />

<strong>der</strong> Hauptaufgaben ist dabei das ständige Anpassen, Lernen <strong>und</strong> Entwickeln <strong>der</strong><br />

Organisation an geän<strong>der</strong>te Markt- <strong>und</strong> Rahmenbedingungen. Die organisatorische<br />

Verankerung des Destinationsmanagements gestaltet sich im (kleinstrukturierten)<br />

Tourismus schwierig, da einige Beson<strong>der</strong>heiten gegenüber normalen Unternehmen


Caroline Maria Suitner Seite 75<br />

vorliegen. Die Doppelfunktion <strong>der</strong> Tourismusorganisation stellt hohen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an das Management <strong>und</strong> ist anfällig für Interessenskonflikte. Als Non-Profit<br />

Organisation wird <strong>der</strong> Erfolg nicht an finanziellen Kennzahlen gemessen, son<strong>der</strong>n am<br />

Tun <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Legitimation in <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Und durch die fehlende<br />

Weisungsbefugnis bzw. Durchsetzungsmöglichkeit von Zielen kommt es zu<br />

beschränkten Einflussmöglichkeiten auf Leistungspartner. Zusätzlich nehmen die<br />

Anspruchgruppen im Tourismus (Politik, Bevölkerung, Wirtschaft, etc.) mit<br />

unterschiedlicher Gewichtung bzw. Interessen verschiedenartigsten Einfluss auf die<br />

Organisationen. Zusammenfassend muss festgehalten werden, dass die Umsetzung<br />

des Destinationsmanagements in <strong>der</strong> Praxis aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> dargestellten Sachverhalte<br />

äußerst komplex <strong>und</strong> schwierig ist. Dennoch ist eine Anpassung an geän<strong>der</strong>te<br />

Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Weiterführung des Tourismus<br />

unvermeidlich.<br />

Auch in Tirol war ein komplettes Reengineering <strong>der</strong> touristischen<br />

Organisationsstrukturen notwendig. Ausgangspunkt hierfür war die Tatsache, dass es<br />

in beinahe je<strong>der</strong> Gemeinde einen wettbewerbsunfähigen Tourismusverband gab. Im<br />

Jahr 1991 begann <strong>der</strong> Restrukturierungsprozess <strong>der</strong> Tiroler Landesregierung mit<br />

geför<strong>der</strong>ten freiwilligen Zusammenschlüssen. Als dies jedoch nicht zu den erwarteten<br />

Ergebnissen führte, wurde die Strukturbereinigung mit massivem politischem Druck,<br />

von Kritikern als Holzhammer-Methode bezeichnet, umgesetzt. Die Kriterien für die<br />

Tiroler Destinationen waren entsprechen den internationalen Forschungsergebnissen<br />

festgesetzt. Mit <strong>der</strong> strengen Regionalisierungspolitik verringerte sich binnen 17 Jahren<br />

die Zahl <strong>der</strong> Tourismusverbände von 254 auf 36 im Jahr 2008. Mit <strong>der</strong> Novellierung<br />

des Tiroler Tourismusgesetzes im Jahr 2006 wurde die rechtliche Gr<strong>und</strong>lage für ein<br />

mo<strong>der</strong>nes, unternehmensorientiertes <strong>und</strong> strategisches Tourismusmanagement gelegt.<br />

Nach <strong>der</strong> Strukturbereinigung mit Budgetkonsolidierungen, <strong>der</strong> Überwindung von<br />

rechtlichen Hin<strong>der</strong>nissen, sowie massiven Protesten großer Verbände gegen die<br />

politische Verordnung von Fusionen <strong>und</strong> radikale Umsetzung ist es ruhig geworden.<br />

Am Programm stehen jetzt in den neuen Regionen Strategiefindungs- <strong>und</strong><br />

Markenentwicklungsprozesse um nach den turbulenten Fusionsjahren die größte<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung für den Tiroler Tourismus zu meistern: Die Formulierung <strong>und</strong><br />

Umsetzung von passenden Markenstrategien, um die optimale Kombination von<br />

Produkten <strong>und</strong> Gästesegmenten bereitzustellen.


Caroline Maria Suitner Seite 76<br />

4 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Tiroler Tourismusregionen<br />

4.1 Vorgehen <strong>und</strong> Methode<br />

Es erfolgte eine <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Markenführungsstrategie ausgewählter Tiroler<br />

Tourismusverbände unter Einbeziehung von qualitativer Forschung. Mittels <strong>Analyse</strong><br />

<strong>der</strong> acht nächtigungsstärksten Tourismusregionen in Tirol wird versucht, die<br />

Markenmodelle mit ihren Erfolgsfaktoren <strong>und</strong> Risken aufzuzeigen. Im Rahmen <strong>der</strong><br />

<strong>Analyse</strong> zu den Markenmodellen <strong>und</strong> wichtigsten touristischen Kennzahlen wurden<br />

folgende Informationsquellen verwendet:<br />

− Tourismusstatistik des Landes Tirol<br />

− Presseaussendungen <strong>und</strong> Medienberichte<br />

− Destinationsstudie 2008 <strong>der</strong> Österreichische Hoteliervereinigung<br />

Zusätzlich wurden bei einzelnen Tourismusverbänden noch vertiefende<br />

Expertengespräche mit einem Vertreter <strong>der</strong> jeweiligen regionalen<br />

Tourismusorganisation geführt. Die qualitativen Interviews wurden in einer Befragung<br />

zur Sammlung von Informationen über die Markenmodelle <strong>und</strong> –management<br />

umgesetzt. Basis für die Auswertung <strong>der</strong> Expertengespräche bildet die erste Reduktion<br />

<strong>der</strong> Gesprächsprotokolle, welche im Anhang beigefügt sind. Diese Methode ist nicht<br />

bzw. nur teilweise standardisiert. Der Interviewer arbeitete mit einem Interviewleitfaden,<br />

um den groben Ablauf des Gesprächs vorzugeben, dabei waren die<br />

Antwortmöglichkeiten nicht beschränkt o<strong>der</strong> vorgegeben. So konnte flexibel auf neue<br />

Aspekte eingegangen <strong>und</strong> zusätzliche Fragen gestellt werden (vgl. Kepper, 2000, S<br />

161ff).<br />

4.1.1 Stichprobe<br />

Ausgangspunkt für die Stichprobenauswahl waren zwei gr<strong>und</strong>sätzliche Überlegungen:<br />

ersten gleiche gesetzliche Voraussetzungen <strong>und</strong> Rahmenbedingungen in <strong>der</strong><br />

Destinationsentwicklung in Tirol <strong>und</strong> zweitens budgetäre <strong>und</strong> zeitliche begrenzte<br />

Möglichkeiten im Rahmen <strong>der</strong> Diplomarbeit. Eine österreich- o<strong>der</strong> gar europaweite<br />

Erhebung über die <strong>Markenführungsstrategien</strong> von Tourismusregionen wäre<br />

zweifelsohne sehr interessant, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> unterschiedlichen (tourismuspolitischen,<br />

topographischen etc.) Voraussetzungen bzw. wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

nur bedingt vergleichbar <strong>und</strong> im Rahmen einer Diplomarbeit nicht umsetzbar.<br />

Anhand <strong>der</strong> Tourismusstatistik des Landes Tirol für das Tourismusjahr 2007 wurden<br />

die acht übernachtungsstärksten Tourismusverbände als Stichprobe ausgewählt, da<br />

diese einen maßgeblichen Beitrag zum Tourismuserfolg leisten.


Caroline Maria Suitner Seite 77<br />

Tourismusverband Übernachtungen Ankünfte<br />

TIROL 41.511.291 8.589.372<br />

Ötztal 3.250.409 619.622<br />

Paznaun 2.271.970 434.341<br />

Innsbruck & Feriendörfer 2.169.676 967.137<br />

Mayrhofen 2.066.338 369.912<br />

Erste Ferienregion im Zillertal 2.034.016 368.909<br />

Seefeld 1.946.042 368.856<br />

Serfaus-Fiss-Ladis 1.836.610 280.580<br />

Stubai Tirol 1.707.213 327.075<br />

Summe Übernachtungen TVBs 17.282.274 3.736.432<br />

Tab. 4-1: Übersicht Nächtigungsstatistik Tourismusjahr 2007<br />

Eigene Darstellung, Daten ATLR/Abteilung Statistik<br />

Die acht Regionen verzeichneten im Tourismusjahr von 1. November 2006 bis 31.<br />

Oktober 2007 r<strong>und</strong> 17,3 Millionen Übernachtungen. Das sind 42% <strong>der</strong> Übernachtungen<br />

(41,5 Mio. gesamt) <strong>und</strong> 43% aller Ankünfte (8,6 Mio. gesamt) in Tirol. Seit 1.1.2008 gibt<br />

es 36 Tiroler Tourismusverbände. D.h. in einem Fünftel aller Verbände in Tirol werden<br />

über 40% <strong>der</strong> Gesamtnächte <strong>und</strong> Ankünfte verzeichnet. Diese Verhältnisse zeigen<br />

deutlich die Bedeutung dieser Regionen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en erheblichen Anteil am touristischen<br />

Erfolg. Diese Verbände entsprechen den Tiroler Destinationskriterien mit mehr als 1,7<br />

Millionen Übernachtungen, ca. 5.000 Qualitätsbetten (3-5 Sterne-Hotellerie) <strong>und</strong><br />

Marketingbudgets von min. 585.000 EUR pro Jahr.<br />

58 %<br />

Anteil an Übernachtungen Tirol<br />

Ötztal<br />

Paznaun<br />

Innsbruck & Feriendörfer<br />

Mayrhofen<br />

Erste Ferienregion i.Z.<br />

Olympiaregion Seefeld<br />

Serfaus-Fiss-Ladis<br />

Stubai Tirol<br />

Abb. 4-1: Anteil <strong>der</strong> Stichprobe an den Übernachtungen in Tirol<br />

Eigene Darstellung, Daten ATLR/Abteilung Statistik<br />

Restliche Verbände


Caroline Maria Suitner Seite 78<br />

Folgende Regionen wurden auf ihre Markenmodelle hin untersucht: Tourismusverband<br />

Ötztal, Paznaun-Ischgl, Innsbruck <strong>und</strong> Feriendörfer, Olympiaregion Seefeld, Serfaus-<br />

Fiss-Ladis, Mayrhofen, die erste Ferienregion im Zillertal <strong>und</strong> Stubai Tirol.<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> Interviewpartner erfolgt nach <strong>der</strong> Verantwortlichkeit für die<br />

Markenführung in <strong>der</strong> Tourismusregion. In den einzelnen Tourismusverbänden liegt die<br />

Verantwortlichkeit für diesen Bereich entwe<strong>der</strong> beim Geschäftsführer o<strong>der</strong> beim<br />

Marketingleiter. Die Tabelle zeigt die ausgewählten Interviewpartner für die<br />

Expertengespräche.<br />

Tourismusverband Geschäftsführer<br />

Verantwortlicher<br />

Markenführung<br />

Interviewpartner<br />

Markenführung<br />

TVB Ötztal Oliver Schwarz Marketingleitung Carmen Fen<strong>der</strong><br />

TVB Paznaun Andreas Steibl Geschäftsführung Andreas Steibl<br />

TVB Innsbruck<br />

<strong>und</strong> Feriendörfer<br />

Fritz Kraft Geschäftsführung Fritz Kraft<br />

TVB Mayrhofen Martin Schäffel Marketingleitung Michael Steingress<br />

TVB Erste Ferienregion im<br />

Zillertal<br />

TVB Olympiaregion<br />

Seefeld<br />

Serfaus-Fiss-Ladis<br />

Marketing GmbH<br />

Manfred Pfister Geschäftsführung Manfred Pfister<br />

Markus Tschoner Marketingleitung Markus Geets<br />

Franz Tschi<strong>der</strong>er<br />

Josef Schirgi<br />

TVB Stubai Tirol Hansjörg Pflau<strong>der</strong><br />

Tab. 4-2: Übersicht Interviewpartner<br />

Eigene Darstellung<br />

4.1.2 Leitfragen<br />

Geschäftsführung Franz Tschi<strong>der</strong>er<br />

Geschäftsführung<br />

Agentur (Marketing<br />

outgesourct)<br />

Andrea Sartori<br />

Folgende drei Bereiche waren als Leitfragen definiert <strong>und</strong> wurden für die<br />

Expertengespräche in einen Interviewleitfaden umgesetzt:<br />

Welchen Markenstrategien werden in den Tiroler Tourismusregionen angewandt?<br />

Welche Kriterien (Beweggründe) <strong>und</strong> Voraussetzungen (finanziell, organisatorisch)<br />

waren für die Modellauswahl entscheidend?<br />

Was sind die Stärken <strong>und</strong> Chancen bzw. die Schwächen <strong>und</strong> Risken <strong>der</strong> Modelle?


Caroline Maria Suitner Seite 79<br />

Der Interviewleitfaden enthielt folgende Fragestellungen an die Verantwortlichen <strong>der</strong><br />

Markenführung <strong>der</strong> ausgewählten Tourismusregionen:<br />

− Voranalyse über das verwendete Modell <strong>und</strong> kurze Besprechung mit dem<br />

verantwortlichen <strong>der</strong> Tourismusorganisation (Bedeutung <strong>und</strong> Gewichtung einzelner<br />

Marken, Über- <strong>und</strong> Unterordnungen etc.).<br />

− Seit wann wird das Modell eingesetzt?<br />

Welche Marken-Vorläufer gab es vor <strong>der</strong> Fusion?<br />

− Welche Anfor<strong>der</strong>ungen wurden aus Sicht <strong>der</strong> Tourismusverantwortlichen für ein<br />

Markensystem gestellt?<br />

− Welche Kriterien (Beweggründe) waren für die jetzige Lösung entscheidend?<br />

− Welche Voraussetzungen (wirtschaftlich, organisatorisch etc.) waren zur<br />

Umsetzung erfor<strong>der</strong>lich?<br />

− Was macht den Erfolg <strong>der</strong> gewählten Lösung aus jetziger Sicht aus?<br />

Wie wird <strong>der</strong> Erfolg in <strong>der</strong> Zukunft gesichert?<br />

− Was waren die wichtigsten Schritte im Prozess <strong>der</strong> Markenstrukturierung?<br />

− Wie erfolgt das Controlling bzw. die Erfolgsmessung <strong>der</strong> Marke(n)?<br />

- Markenwert finanziell, Markenstärke (Markenbekanntheit <strong>und</strong> –image)<br />

− Wie sind die bedeutendsten Leistungsanbieter in <strong>der</strong> Region (z.B. Seilbahnen) in<br />

die Markenarchitektur eingeb<strong>und</strong>en: Erfolgt zB. ein Co-Branding o<strong>der</strong> gibt es eine<br />

einheitliche Markenführung?<br />

− Welche Art von Beiträge (finanziell, fach-/sachlich, strukturell, personell) leisten<br />

diese Partner bei <strong>der</strong> Markenführung? In welchem Umfang/Anteil zum<br />

Gesamtaufwand?<br />

4.1.3 Theoretischer Erklärungsansatz<br />

4.1.3.1 Einführung<br />

Markenführung erfor<strong>der</strong>t ein Wettbewerbsdenken nach Strategievorteilen <strong>und</strong> findet<br />

unter verschiedenen Anfor<strong>der</strong>ungen von Anspruchgruppen statt. Zur Zielerreichung<br />

steht den Unternehmen eine Vielzahl von Markenstrategien zur Verfügung (detaillierte<br />

Ausführungen in Kapitel 2.3 dieser Arbeit). Es gilt die markenspezifischen<br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> Einflussfaktoren, als auch die mit <strong>der</strong> Strategie verb<strong>und</strong>enen<br />

Chancen <strong>und</strong> Risken, analytisch zu prüfen <strong>und</strong> zu beurteilen.


Caroline Maria Suitner Seite 80<br />

Die <strong>Bewertung</strong> <strong>der</strong> markenstrategischen Optionen im horizontalen Umfeld kann nach<br />

internen o<strong>der</strong> externen Dimensionen erfolgen. Bei den internen Kriterien können<br />

Risikoausgleich, Synergienutzung, Kosten- o<strong>der</strong> Marktinvestitionen, Akzeptanz durch<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> Management, Implementierungsdauer <strong>und</strong> Koordinationsbedarf<br />

unterschieden werden. Für die <strong>Bewertung</strong> nach externen Kriterien stehen die<br />

Positionierungs-, Akzeptanz- <strong>und</strong> die strategische Flexibilität, die Marktausschöpfung,<br />

sowie die Akzeptanz bei Sharehol<strong>der</strong>n, Konsumenten <strong>und</strong> Kooperationspartnern bzw.<br />

das Cross-Selling-Potential im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> (vgl. Meffert et al., 2002, S 162f).<br />

Abb. 4-2: Kriterien zur <strong>Bewertung</strong> <strong>der</strong> markenstrategischen Optionen<br />

Quelle: Meffert et al., 2002, S 162<br />

4.1.3.2 <strong>Bewertung</strong> <strong>der</strong> Markenführung<br />

Meffert sieht die Erfolgsfaktoren <strong>der</strong> Markenführung trotz dynamischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

des Marketingumfelds in den klassischen Prinzipien: „Die Kunst erfolgreicher<br />

Markenführung besteht letztlich in <strong>der</strong> Beherrschung des schmalen Grats zwischen<br />

Kontinuität <strong>und</strong> Wandel einerseits, sowie langfristiger Investitionen in den Markenwert<br />

<strong>und</strong> kurzfristiger, flexibler Anpassung an die Marktsituation an<strong>der</strong>erseits“ (von Meffert<br />

et al. 2002, S 673).<br />

Durch die Individualität <strong>und</strong> Einzigartigkeit <strong>der</strong> Angebotspersönlichkeit, die die primäre<br />

Bedingung für den Markenerfolg darstellt, können keine allgemein gültigen Regeln für<br />

die optimale Markenführung definiert werden. Ein gewisses Restrisiko für die<br />

Markenführung bleibt bestehen, obgleich die Nutzung von Erfahrungsberichten <strong>und</strong><br />

Forschungsergebnisse dieses vermin<strong>der</strong>t (vgl. Ferner et al., 2003, S 135).


Caroline Maria Suitner Seite 81<br />

Als bewährte Erfolgsprinzipien <strong>der</strong> Markenführung werden sechs Aspekte, die in <strong>der</strong><br />

Praxis angewendet werden sollten, hervorgehoben. Man spricht hier auch vom 6-C-<br />

Konzept mit den Aspekten Competence, Credibility, Concentration, Continuity,<br />

Commitment <strong>und</strong> Cooperation.<br />

Unter Kompetenz (Competence) wird die Ausstattung des Markenkonzeptes mit<br />

Problemlösungskompetenzen (Qualität, funktionale, ökologische <strong>und</strong><br />

erlebnisorientierte Nutzen) in allen Produktnutzungs-Phasen verstanden.<br />

Die Glaubwürdigkeit (Credibility), Vertrauenswürdigkeit <strong>und</strong> Nachvollziehbarkeit <strong>der</strong><br />

Marken gegenüber den Zielgruppen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit müssen aufgebaut <strong>und</strong><br />

gestärkt werden.<br />

Die Konzentration (Concentration) <strong>der</strong> Unternehmensressourcen auf<br />

Kernkompetenzen <strong>und</strong> Kernmarken sind bei intensivem Wettbewerb <strong>und</strong><br />

steigendem Kostendruck unumgänglich.<br />

Durch die stetig wachsende Dynamik <strong>und</strong> Komplexität in den Umwelten ist die<br />

Kontinuität (Continuity) des einheitlichen Markenauftritts (Durchgängigkeit bei allen<br />

Marken-Bausteinen) als Orientierungshilfe ausschlaggebend.<br />

Das konsequente Streben nach Innovationen (Commitment) muss in <strong>der</strong><br />

Unternehmenskultur verankert sein <strong>und</strong> gelebt werden, wenn die Imitationsgefahr<br />

<strong>und</strong> Leistungsähnlichkeit von Marken am Markt groß ist.<br />

Bei heterogenen Konsumentenvorstellungen von Werten, Denk- <strong>und</strong><br />

Verhaltensweisen ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit (Cooperation) von<br />

Hersteller <strong>und</strong> Handel zur frühzeitigen Anpassung an Marktverän<strong>der</strong>ungen<br />

ausschlaggebend (vgl. Linxweiler, 2004, S 88 <strong>und</strong> Ferner et al., 2003, S 135f).<br />

4.1.4 <strong>Analyse</strong> touristischer Kennzahlen<br />

Folgende Kennzahlen wurden ermittelt: Übernachtungen, Ankünfte, Aufenthaltsdauer,<br />

Auslastung in Prozent bzw. Vollbelegstagen, Saisonausprägung, Tourismusintensität,<br />

Bettenstruktur <strong>und</strong> Anzahl <strong>der</strong> Herkunftsmärkte. Die Aufstellung <strong>der</strong> einzelnen<br />

touristischen Kennzahlen für jede Regionen befindet sich im Anhang.<br />

Als Vergleichsbasis wurden die Kennzahlen für das B<strong>und</strong>esland Tirol im<br />

Tourismusjahr 2007 herangezogen. Die Berechnungen wurden gemäß <strong>der</strong> Definitionen<br />

des Statistischen Handbuch Tirols für das Tourismusjahr vom 1. November 2006 bis<br />

31.10.2007 durchgeführt.


Caroline Maria Suitner Seite 82<br />

Für die Kennzahlen gelten folgende Definitionen laut dem „Statistischen Handbuch<br />

Tirol“ (2006) vom Amt <strong>der</strong> Tiroler Landesregierung, Abteilung Raumordnung-Statistik:<br />

− Ankunft: Jede Person, die in einem gemäß Tourismus-Statistik-Verordnung<br />

definierten Beherbergungsbetrieb zumindest eine Nacht verweilt, wird als<br />

ankommende Person erfasst. Es kann nur eine Ankunft pro Person gerechnet<br />

werden, unabhängig davon, welchen Zeitraum <strong>der</strong> tatsächliche Aufenthalt umfasst.<br />

− Aufenthaltsdauer: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist ein errechneter Wert,<br />

er ergibt sich aus dem Verhältnis <strong>der</strong> Übernachtungen zu den Ankünften.<br />

− Auslastung: Die Auslastung gibt an, wie häufig eine Vollbelegung aller Betten im<br />

beobachteten Zeitraum erfolgt, sie kann in Tagen o<strong>der</strong> Prozent angegeben werden.<br />

Die Auslastung ist ein errechneter Wert, er ergibt sich aus dem Verhältnis <strong>der</strong><br />

Übernachtungen zum maximalen Auslastungspotential (=Bettenanzahl multipliziert<br />

mit den Tagen des beobachteten Zeitraumes). Hierbei werden die Betten ohne<br />

Zusatzbetten verwendet.<br />

− Beherbergungsbetriebe: Sind gr<strong>und</strong>sätzlich unter Leitung o<strong>der</strong> Aufsicht des<br />

Unterkunftsgebers o<strong>der</strong> seines Beauftragten stehende Unterkunftsstätten, die zur<br />

Unterbringung von Gästen zu vorübergehendem Aufenthalt bestimmt sind. Es<br />

können gewerbliche <strong>und</strong> private Betriebe unterschieden werden.<br />

− Bettenanzahl: Für die Berechnung <strong>der</strong> Auslastung bildet die Bettenanzahl <strong>der</strong><br />

Sommersaison die Ausgangsbasis, da diese erfahrungsgemäß höher ist als im<br />

Winter.<br />

− Nächtigung: Unter Nächtigung ist jede Übernachtung zu verstehen, die ein Tourist<br />

in einem gemäß Tourismusstatistik definierten Beherbergungsbetrieb tätigt. Pro<br />

Person wird die Anzahl <strong>der</strong> Nächtigungen gezählt.<br />

− Qualitätsbetten: Sind gewerbliche Betten <strong>der</strong> drei bis fünf Stern Kategorie.<br />

− Sommersaison: Vom 1. Mai bis 31. Oktober des angegebenen Jahres.<br />

− Wintersaison: Vom 1. November des Vorjahres bis 30. April des angegebenen<br />

Jahres.<br />

− Tourismusjahr: Vom 1. November des Vorjahres bis 31. Oktober des<br />

angegebenen Jahres.<br />

− Tourismusintensität: Ist ein errechneter Wert, die die Bedeutung des Tourismus<br />

in den Übernachtung pro Einwohner lt. Mel<strong>der</strong>egister zum Stichtag darstellt.


Caroline Maria Suitner Seite 83<br />

Anmerkung zur Kennzahl „Tourismusbudget“:<br />

Das Budget <strong>der</strong> Tourismusverbände für das Tourismusjahr 2007 setzt sich aus<br />

Aufenthaltsabgaben für 2006 (EUR. 37,4 Mio. EUR in Tirol gesamt) <strong>und</strong> Pflichtbeiträge<br />

für 2007 (55,2 Mio. EUR in Tirol gesamt), den beiden Hauptfinanzierungssäulen<br />

zusammen. Weitere Einnahmen aus dem Betrieb von Infrastruktureinrichtungen o<strong>der</strong><br />

Marketingbeiträge von Leistungspartnern sind nicht inkludiert.<br />

Als grobe Faustregel kann festgehalten werden, dass zwischen 25 – 30% davon ins<br />

Marketing fließen. Das Zahlenmaterial <strong>und</strong> Erklärung wurde von <strong>der</strong> Abteilung<br />

Tourismus (2c) des Amts <strong>der</strong> Tiroler Landesregierung (ATLR) bereitgestellt.<br />

Für den Vergleich mit den ausgewählten Tiroler Tourismusregionen werden die in <strong>der</strong><br />

Abbildung angeführten Durchschnittszahlen für das B<strong>und</strong>esland Land Tirol als Basis<br />

verwendet.<br />

Touristische Kennzahl für Tirol im Tourismusjahr 2007 Tirol<br />

Gemeinden im Verbandsgebiet / Tourismusverbände 279 / 36<br />

Übernachtungen 41.508.840<br />

Ankünfte 8.589.372<br />

Bettenanzahl gesamt (Zählung auf Basis Winter 06/07) 333.093<br />

Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Tagen 5<br />

Auslastung in % im Sommerhalbjahr 29%<br />

Auslastung in % Winterhalbjahr 40%<br />

%-Anteil Sommer-Nächte an Gesamtnächte 42%<br />

%-Anteil Winter-Nächte an Gesamtnächte 58%<br />

%-Anteil Qualitätsbetten (3-5*) an Gesamtbetten 37%<br />

%-Anteil Übernachtungen in Qualitätsbetten an Gesamtübernachtungen 48%<br />

%-Anteil Privatbetten (inkl. FeWo) an Gesamtbetten 36%<br />

%-Anteil Übernachtungen in Privatbetten (inkl. FeWo) an Ü gesamt 25%<br />

%-Anteil Deutschland an Gesamtjahresnächtigungen 52%<br />

Anzahl Kernmärkte bis gesamt 75% Anteil an Jahresnächtigungen 4<br />

Nennung Kernmärkte bis gesamt 75% <strong>der</strong> Jahresnächtigungen BRD, NL, CH, Ö<br />

Budget 2007 (Aufenthaltsabgaben <strong>und</strong> Pflichtbeiträge als<br />

Hauptfinanzierungssäulen, ohne Zusatzeinnahmen)<br />

92.606.447 €<br />

Tourismusintensität: Übernachtung pro Einwohner in Tirol 34<br />

Tab. 4-3: Touristische Kennzahlen Tirol im Tourismusjahr 2007<br />

Eigene Darstellung, Daten ATLR/Abteilungen Statistik <strong>und</strong> Tourismus


Caroline Maria Suitner Seite 84<br />

4.2 Ergebnisdarstellung<br />

Die Darstellung <strong>der</strong> Einzelergebnisse <strong>der</strong> acht analysierten Tourismusregionen glie<strong>der</strong>t<br />

sich in zwei Bereiche:<br />

1. kurze Zusammenfassung über den Vergleich <strong>der</strong> regionalen Kennzahlen bzw.<br />

Tourismusentwicklung <strong>und</strong><br />

2. die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Markenführung mit Modelbeschreibung, sowie <strong>der</strong> Erläuterung <strong>der</strong><br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> Kriterien bzw. Stärken/Schwächen.<br />

4.2.1 Tourismusverband Ötztal<br />

Touristische Kennzahl im Tourismusjahr 2007<br />

Der per 1.1.2006 fusionierte Tourismusverband Ötztal ist die nächtigungsstärkste<br />

Destination in Tirol mit 3,25 Mio. Übernachtungen <strong>und</strong> ca. 620.000 Ankünften. Im<br />

Verbandsgebiet liegen zehn Gemeinden, wovon die Hauptgemeinde Sölden eine<br />

Tourismusintensität von 514 (damit unter den tourismusintensivsten Gemeinden<br />

Österreichs) aufweist. Das hintere Ötztal ist stark vom (Wintersport-)Tourismus<br />

abhängig, während die Gemeinden des vor<strong>der</strong>en <strong>und</strong> mittleren Talabschnitts<br />

ganzjährig ausgerichtet sind. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei fünf<br />

Tagen.<br />

Im gesamten Tal stehen 22.326 Gästebetten zur Verfügung. In <strong>der</strong> Drei-bis-fünf-Sterne<br />

Kategorie (40% Bettenanteil) werden 50% <strong>und</strong> in den privaten Betten (30%<br />

Bettenanteil) r<strong>und</strong> 19% <strong>der</strong> Gesamtübernachtungen getätigt.<br />

Die Destination ist eine intensive Winterdestination mit einem Nächtigungsverteilung<br />

von 73:27 von Winter- zu Sommersaison. Während im Winter eine 50% Auslastung<br />

vorgewiesen werden kann, sind die Betten im Sommer nur zu 22% belegt. Insgesamt<br />

weist die Destination 129 Vollbelegstage im Tourismusjahr auf, was einer Auslastung<br />

von 36% entspricht.<br />

In fünf Kernmärkten werden bis zu 75% <strong>der</strong> Jahresgesamtnächtigungen getätigt. Diese<br />

Hauptherkunftsmärkte sind Deutschland, Nie<strong>der</strong>lande, Vereinigtes Königreich, Belgien,<br />

Österreich. 50% aller Übernachtungen kommen vom Hauptmarkt Deutschland.<br />

Im Jahr 2007 wies <strong>der</strong> Verband ein Budget von 7,7 Mio. EUR aus den zwei<br />

Hauptfinanzierungssäulen Aufenthaltsabgaben <strong>und</strong> Pflichtbeiträge aus (ohne weitere<br />

Zusatzeinnahmen aus dem Betrieb von Infrastruktureinrichtungen o<strong>der</strong><br />

Werbezuschüsse von Leistungspartnern). Dies entspricht einem Anteil von 8% an <strong>der</strong><br />

Gesamtbudgetsumme von Tirol 2007.


Caroline Maria Suitner Seite 85<br />

<strong>Analyse</strong> Markenführung<br />

Markenmodell: Mehrmarkenstrategie – Orts-/Regionsmarken<br />

Der Tourismusverband Ötztal verwendet eine Drei-Markenstrategie, bei <strong>der</strong> alle<br />

Marken gleichgestellt sind <strong>und</strong> es keine Dachmarke gibt. Die Natur wird als<br />

übergreifende Klammer in <strong>der</strong> Region verwendet, was sich durch die Verankerung <strong>der</strong><br />

Marke „Ötztal“ in den Logos wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

Die Marke Ötztal wird ganzjährig im Winter <strong>und</strong> Sommer eingesetzt, während die<br />

Marken „Sölden“ bzw. „Ober-/Hochgurgl“ nur im Winter ihren Einsatz finden. Das<br />

Schwergewicht liegt hierbei auf <strong>der</strong> Marke „Sölden“.<br />

Kriterien <strong>und</strong> Voraussetzungen<br />

Das Hauptkriterium für diese Mehrmarkenstrategie war die Erhaltung <strong>der</strong> beiden<br />

bekannten Wintermarken „Sölden“ <strong>und</strong> „Ober-/Hochgurgl“ aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> bisher<br />

geleisteten Marktinvestitionen seit mehr als zehn Jahren. Zusätzlich liefern beide<br />

Gemeinden zwei Drittel aller Übernachtungen, was <strong>der</strong>en Bedeutung unterstreicht.<br />

Voraussetzung für die Mehrmarkenstrategie war auch das Bekenntnis <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

zu dieser Entscheidung, weshalb auch für die ganzjährige Bewerbung die Marke<br />

„Ötztal“ verwendet wird. Trotz <strong>der</strong> Streichung von sieben Ortsbegriffe, die aus Markt-<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>ensicht erfor<strong>der</strong>lich war, fühlen sich alle Bewohner durch den Begriff „Ötztal“<br />

vertreten.<br />

Stärken <strong>und</strong> Chancen bzw. die Schwächen <strong>und</strong> Risken<br />

− Der Markenprozess wurde professionell begleitet <strong>und</strong> unter Einbezug aller<br />

betroffenen Anspruchsgruppen durchgeführt. Dies sichert die Unterstützung <strong>der</strong><br />

Strategie, auch wenn dies bedeutet dass touristisch schwächere Gemeinden unter<br />

starken Orts- o<strong>der</strong> Destinationsmarken subsumiert werden.<br />

− Das Markenkonzept wird durchgängig gelebt <strong>und</strong> bestimmt alle<br />

Marketingmaßnahmen. Ein CD-Manual regelt die Logoverwendung im Ötztal.<br />

− Durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung <strong>und</strong> konsequente, langfristige<br />

Strategieverfolgung soll <strong>der</strong> Erfolg weiter ausgebaut werden.<br />

− Das Ötztal ist geographisch bekannt, muss aber als Marke erst kontinuierlich<br />

aufgebaut werden. Seit <strong>der</strong> Fusionierung wird dies mit vollem Einsatz getan, um<br />

darunter die Themenprodukte ganzjährig zu vermarkten.<br />

− Durch das vielfältige Sommerangebot <strong>und</strong> einen einheitlichen, gestrafften Auftritt<br />

unter <strong>der</strong> Marke „Ötztal“ konnten die Sommernächtigungen erstmals wie<strong>der</strong><br />

gesteigert werden. Im Sommer wird auf die Nennung <strong>der</strong> starken Wintermarken


Caroline Maria Suitner Seite 86<br />

aber komplett verzichtet. Dies war so ursprünglich nicht angedacht, hat sich aber<br />

durchgesetzt.<br />

− Die Bergbahnen als größte Leistungspartner haben diese Mehrmarkenstrategie 1:1<br />

übernommen <strong>und</strong> unterstützen so einen einheitlichen Auftritt als Destination.<br />

− Das Controlling beschränkt sich bislang auf direkte Erfolgsindikatoren wie<br />

Übernachtungen bzw. Steigerungsraten. Markenanalysen werden nur bei<br />

kostspieligen Maßnahmen zur Legitimierung verwendet.<br />

4.2.2 Tourismusverband Paznaun-Ischgl<br />

Touristische Kennzahl im Tourismusjahr 2007<br />

Der per 1.1.2005 fusionierte Tourismusverband Paznaun-Ischgl ist die<br />

zweitnächtigungsstärkste Destination in Tirol mit 2,27 Mio. Übernachtungen <strong>und</strong> ca.<br />

434.000 Ankünften. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei fünf Tagen. Im<br />

Verbandsgebiet liegen fünf Gemeinden, wovon die Hauptgemeinde Ischgl eine<br />

Tourismusintensität von 715 (damit unter den tourismusintensivsten Gemeinden<br />

Österreichs) aufweist. Im gesamten Tal stehen 20.461 Gästebetten zur Verfügung. In<br />

<strong>der</strong> Drei-bis-fünf-Sterne Kategorie (43% Bettenanteil) werden 48% <strong>und</strong> in den privaten<br />

Betten (36% Bettenanteil) r<strong>und</strong> 34% <strong>der</strong> Gesamtübernachtungen getätigt. Die<br />

Destination ist eine extrem winterintensive Region mit einer Nächtigungsverteilung von<br />

86:14 von Winter- zu Sommersaison.<br />

Der Ort Ischgl gilt als Agglomerationszentrum im Tal. Während im Winter eine 53%<br />

Auslastung vorgewiesen werden kann, sind die Betten im Sommer nur zu 8% belegt.<br />

Insgesamt weist die Destination 104 Vollbelegstage im Tourismusjahr aus, welche<br />

einer Auslastung von 30% entsprechen.<br />

In vier Kernmärkten werden bis zu 75% <strong>der</strong> Jahresgesamtnächtigungen getätigt. Diese<br />

Hauptherkunftsmärkte sind Deutschland, Nie<strong>der</strong>lande, Schweiz <strong>und</strong> Österreich. 57%<br />

aller Übernachtungen kommen vom Hauptmarkt Deutschland.<br />

Im Jahr 2007 wies <strong>der</strong> Verband ein Budget von ca. 4,9 Mio. EUR aus den zwei<br />

Hauptfinanzierungssäulen Aufenthaltsabgaben <strong>und</strong> Pflichtbeiträge aus (ohne weitere<br />

Zusatzeinnahmen aus dem Betrieb von Infrastruktureinrichtungen o<strong>der</strong><br />

Werbezuschüsse von Leistungspartnern). Dies entspricht einem Anteil von 5% an <strong>der</strong><br />

Gesamtbudgetsumme von Tirol 2007.


Caroline Maria Suitner Seite 87<br />

<strong>Analyse</strong> Markenführung<br />

Markenmodell: Mehrmarkenmodell - Ortsmarken<br />

Der Tourismusverband Paznaun verwendet ein Mehrmarkenkonzept. Im Winter findet<br />

eine trennscharfe Verwendung <strong>der</strong> drei Ortsmarken Ischgl, Galtür, Kappl-See statt. Im<br />

Sommer werden auch ortsübergreifende Angebot vom TVB gemeinsam vermarktet.<br />

Die Wintermarke „Ischgl“ ist die dominieren Marke im Verband, da sie r<strong>und</strong> 75% <strong>der</strong><br />

Einnahmen aus Pflichtbeiträgen- <strong>und</strong> Abgaben generiert. Die an<strong>der</strong>en beiden Marken<br />

sind untereinan<strong>der</strong> gleichgestellt.<br />

Kriterien <strong>und</strong> Voraussetzungen<br />

Die Wahl des Systems erfolgte, um die bekannte Marke „Ischgl“ bzw. <strong>der</strong>en Profil nicht<br />

zu verwässern, einen trennscharfen Einsatz <strong>der</strong> Einzelmarken zu gewährleisten <strong>und</strong><br />

die finanzielle Schlagkraft durch eine Vermögensumschichtung zu erhalten.<br />

Voraussetzung für die Mehrmarkenstrategie war, dass die beiden Gemeinden Galtür<br />

<strong>und</strong> Kappel ein eigenständiges Markenkonzept erarbeiteten. Daraus abgeleitet wurde<br />

ein Marketing-Maßnahmenplan für jeden Ort entwickelt, wobei die Koordination zentral<br />

über das Verbandsbüro in Ischgl erfolgt. Zur Stärkung <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit <strong>und</strong><br />

Unterstützung <strong>der</strong> Kommunikation mit den Vermietern wurden Ortsstellenleiter berufen.<br />

So konnte auch das Commitment <strong>der</strong> betroffenen Touristiker <strong>und</strong> die Stärkung <strong>der</strong><br />

Philosophie erzielt werden.<br />

Stärken <strong>und</strong> Chancen bzw. die Schwächen <strong>und</strong> Risken<br />

− Die Erstellung des Mehrmarkenkonzepts erfor<strong>der</strong>te die detaillierte Ausarbeitung<br />

von Markeninhalten, Marketingplan <strong>und</strong> Preispolitik, was eine zielgruppengerechte<br />

Produktgestaltung <strong>und</strong> professionelle Marktbearbeitung ermöglicht.<br />

− Im Marketingplan spiegelt sich die trennscharfe Markenpositionierung wi<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

kann durch emotionale Markenaufladung gelebt werden.<br />

− Die Einigkeit <strong>und</strong> Zustimmung <strong>der</strong> Bevölkerung zur gewählten Struktur stärkt die<br />

Glaubwürdigkeit des Markensystems.<br />

− Eine zentrale Koordination <strong>der</strong> Maßnahmen bei gleichzeitig abgestimmten<br />

Aktionsplänen für die Einzelmarken unterstützt Synergien <strong>und</strong> sorgt dennoch für<br />

trennscharfe Auftritte.<br />

− Durch die Fusion kam es zu einem hohen Fremdkapitalaufwand im neuen<br />

Tourismusverband, da die Schulden <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en beiden Tourismusverbänden<br />

übernommen werden mussten. Dies hatte eine Schwächung <strong>der</strong> finanziellen


Caroline Maria Suitner Seite 88<br />

Schlagkraft zur Folge <strong>und</strong> führte zu einer Verkleinerung des Marketingbudgets für<br />

den Talverband insgesamt.<br />

− Die starke Unterstützung <strong>der</strong> Ischgler Bergbahnen, die die finanzielle Schlagkraft<br />

von Ischgl ausmachte <strong>und</strong> den gemeinsamen Markenauftritt stärkte, wurde in<br />

Vereine ausgelagert. Die Kooperationen mit den Bergbahnen finden so nur mehr<br />

bei Aktionen im Ort Ischgl bzw. unter <strong>der</strong> Marke Ischgl statt.<br />

− Das Markencontrolling erfolgt über sporadische Befragungen zu Image <strong>und</strong><br />

Bekanntheit <strong>der</strong> Marken.<br />

− Die Verwendung <strong>der</strong> Marke „Ischgl“ durch Leistungspartner bzw.<br />

branchenübergreifende Kooperationen wird über ein strenges CD-Manual geregelt<br />

bzw. definiert.<br />

− In einem weiteren Schritt soll die Ischgler Infrastruktur den einheitlichen<br />

Markenauftritt übernehmen. Dies gilt speziell für die Seilbahnen vor Ort, jedoch<br />

nicht für talweite Angebote wie z.B. den Skibus.<br />

4.2.3 Tourismusverband Innsbruck & Feriendörfer<br />

Touristische Kennzahl im Tourismusjahr 2007<br />

Der per 1.1.2004 fusionierte Tourismusverband Innsbruck <strong>und</strong> Feriendörfer ist die<br />

drittnächtigungsstärkste Destination in Tirol mit 2,17 Mio. Übernachtungen <strong>und</strong> ca.<br />

967.000 Ankünften. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei zwei Tagen. Im<br />

Verbandsgebiet liegen 28 Gemeinden <strong>und</strong> die Landeshauptstadt Innsbruck. Die<br />

Landeshauptstadt selbst hat nur eine Tourismusintensität von 4. Unter den<br />

Umlandgemeinden befinden sich jedoch wintersportorientierte Standorte, wovon die<br />

Destination neben dem städtetouristischen Zentrum Innsbruck profitiert.<br />

Im Einzugsgebiet stehen 14.887 Gästebetten zur Verfügung. In <strong>der</strong> Drei-bis-fünf-<br />

Sterne Kategorie (49% Bettenanteil) werden 66% <strong>und</strong> in den privaten Betten (16%<br />

Bettenanteil) r<strong>und</strong> 9% <strong>der</strong> Gesamtübernachtungen getätigt.<br />

Die Destination ist eine vom Städtetourismus geprägte Region mit einer<br />

Nächtigungsverteilung von 47:53 von Winter- zu Sommersaison. Im Sommer kanneine<br />

43% Auslastung vorgewiesen werden <strong>und</strong> im Winter sind die Betten zu 39% belegt.<br />

Insgesamt weist die Destination 148 Vollbelegstage im Tourismusjahr aus, was eine<br />

Auslastung von 41% bedeutet.<br />

In acht Kernmärkten werden bis zu 75% <strong>der</strong> Jahresgesamtnächtigungen getätigt.<br />

Diese Hauptherkunftsmärkte sind Deutschland, Nie<strong>der</strong>lande, Schweiz, Österreich,<br />

USA, Italien, Vereinigtes Königreich <strong>und</strong> Frankreich. Nur 26% aller Übernachtungen<br />

kommen vom Hauptmarkt Deutschland, was <strong>der</strong> Hälfte des Tirol-Schnitts darstellt.


Caroline Maria Suitner Seite 89<br />

Im Jahr 2007 wies <strong>der</strong> Verband ein Budget von ca. 9,3 Mio. EUR aus den zwei<br />

Hauptfinanzierungssäulen Aufenthaltsabgaben <strong>und</strong> Pflichtbeiträge aus (ohne weitere<br />

Zusatzeinnahmen aus dem Betrieb von Infrastruktureinrichtungen o<strong>der</strong><br />

Werbezuschüsse von Leistungspartnern). Dies entspricht einem Anteil von 10% an <strong>der</strong><br />

Gesamtbudgetsumme von Tirol 2007 <strong>und</strong> damit dem tirolweit größten Budget.<br />

<strong>Analyse</strong> Markenführung<br />

Markenmodell: Einzelmarke - Destinationsmarke<br />

Die Destinationsmarke „Innsbruck – Die Hauptstadt <strong>der</strong> Alpen“ wird unabhängig von<br />

den Saisonzeiten verwendet <strong>und</strong> ist auf die Stadtregion inkl. 28 angrenzen<strong>der</strong><br />

Feriendörfer bezogen. Der Claim „Die Hauptstadt <strong>der</strong> Alpen“ wurde im Herbst 2007<br />

eingeführt <strong>und</strong> in allen Kommunikationsmitteln umgesetzt.<br />

Kriterien <strong>und</strong> Voraussetzungen<br />

Die Marke repräsentiert die Stadt Innsbruck als Hauptdestination <strong>und</strong> durch die<br />

Weiterentwicklung des Claims, soll diese noch besser positioniert werden. Ziel war es<br />

eine übersichtliche, klare <strong>und</strong> in Fremdsprachen verständliche Marke zu schaffen, die<br />

in ihrer Aussage beim Empfänger vorhandene Klischees <strong>und</strong> Images über Innsbruck<br />

abrufen kann. Diese internationale Positionierung leitet sich unter an<strong>der</strong>em aus dem<br />

Standort für Olympischen Spiele, Sitz <strong>der</strong> Alpenkonventionen bzw. erfolgreiche<br />

Universitätsstadt ab. Organisatorisch wird <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> kombinierten Marke<br />

angestrebt, um diese für die Destination abzusichern <strong>und</strong> gleichzeitig die<br />

Implementierung durchgeführt.<br />

Stärken <strong>und</strong> Chancen bzw. die Schwächen <strong>und</strong> Risken<br />

− Der Claim „Hauptstadt <strong>der</strong> Alpen“ wird in ähnlicher Form von weiteren<br />

Destinationen (Turin, Grenoble) verwendet. Durch den Markenschutz soll die<br />

internationale Positionierung aber abgesichert werden.<br />

− Das klare Bekenntnis zur Markenstruktur bei allen Anspruchsgruppen leistete einen<br />

erheblichen Beitrag für eine gelungene Positionierung.<br />

− Interne lokale Abstimmung <strong>und</strong> internationale Tests, sowie (inter)nationale<br />

Empfehlungen für die Nutzung wurden eingeholt <strong>und</strong> die Profilierung getestet.<br />

− Es erfolgte eine Abstimmung <strong>der</strong> grafischen Aufbereitung <strong>und</strong> Umsetzung in ein<br />

neues Corporate-Design-Manual für eine einheitliche <strong>und</strong> konsequente Umsetzung.


Caroline Maria Suitner Seite 90<br />

− Der Erfolg <strong>der</strong> Marke ist nach eigenen Aussagen nicht messbar bzw. nur unter<br />

hohen finanziellen Aufwendungen, wobei aber die Aussagekraft solcher<br />

Erhebungen in Frage gestellt wird.<br />

− Die Leistungspartner sind über eine Logoplatzierungen o<strong>der</strong> Sponsoring<br />

eingeb<strong>und</strong>en.<br />

4.2.4 Tourismusverband Mayrhofen<br />

Touristische Kennzahl im Tourismusjahr 2007<br />

Der per 1.1.2006 fusionierte Tourismusverband Mayrhofen ist die<br />

viertnächtigungsstärkste Destination in Tirol <strong>und</strong> zugleich <strong>der</strong> stärkste Verband im<br />

Zillertal mit 2,1 Mio. Übernachtungen <strong>und</strong> ca. 370.000 Ankünften. Die durchschnittliche<br />

Aufenthaltsdauer liegt bei sechs Tagen. Im Verbandsgebiet liegen sieben Gemeinden,<br />

wovon die Hauptgemeinde Mayrhofen eine Tourismusintensität von 214<br />

(tourismusintensiv) aufweist. In <strong>der</strong> Region stehen 14.601 Gästebetten zur Verfügung.<br />

In <strong>der</strong> Drei-bis-fünf-Sterne Kategorie (32% Bettenanteil) werden 44% <strong>und</strong> in den<br />

privaten Betten (44% Bettenanteil) r<strong>und</strong> 32% <strong>der</strong> Gesamtübernachtungen getätigt.<br />

Die Destination ist eine winterintensive Region mit einer Nächtigungsverteilung von<br />

61:39 von Winter- zu Sommersaison. Im Winter kann eine 49% Auslastung<br />

vorgewiesen werden <strong>und</strong> im Sommer sind die Betten zu 30% belegt. Insgesamt weist<br />

die Destination 146 Vollbelegstage im Tourismusjahr aus, was einer Auslastung von<br />

40% entspricht.<br />

In vier Kernmärkten werden bis zu 75% <strong>der</strong> Jahresgesamtnächtigungen getätigt. Diese<br />

Hauptherkunftsmärkte sind Deutschland, Nie<strong>der</strong>lande, Vereinigtes Königreich <strong>und</strong><br />

Österreich. 50% aller Übernachtungen kommen vom Hauptmarkt Deutschland.<br />

Im Jahr 2007 wies <strong>der</strong> Verband ein Budget von ca. 3,6 Mio. EUR aus den zwei<br />

Hauptfinanzierungssäulen Aufenthaltsabgaben <strong>und</strong> Pflichtbeiträge aus (ohne weitere<br />

Zusatzeinnahmen aus dem Betrieb von Infrastruktureinrichtungen o<strong>der</strong><br />

Werbezuschüsse von Leistungspartnern). Dies entspricht einem Anteil von 4% an <strong>der</strong><br />

Gesamtbudgetsumme von Tirol 2007.


Caroline Maria Suitner Seite 91<br />

<strong>Analyse</strong> Markenführung<br />

Markenmodell: Einzelmarke mit Dachmarkencharakter<br />

Die momentane Struktur des Markenmodells ist gewachsen <strong>und</strong> nicht geplant.<br />

Entstanden ist sie durch die Fusionierung von vier bestehenden zu einem großen<br />

Verband, wobei je<strong>der</strong> Ortsverband seine eigene Marke <strong>und</strong> seine Corporate-Identity<br />

hatte. Die Nähe zu Mayrhofen wurde stets mitkommuniziert <strong>und</strong> die Bekanntheit des<br />

Ortes als Zugpferd für die Kommunikation genützt. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> großen Bekanntheit<br />

von Mayrhofen wird das ganze Verbandsgebiet bislang unter <strong>der</strong> Einzelmarke<br />

„Mayrhofen-Hippach“ vermarktet. Die Marke unterteilt sich in Orts(sub)marken, die<br />

immer den Ortsnamen „Mayrhofen“ als Beinamen tragen: z.B. Mayrhofen-Schwendau.<br />

Kriterien <strong>und</strong> Voraussetzungen<br />

Bei <strong>der</strong> Logoerstellung für Mayrhofen in den 90er Jahren wurde die Markenebene<br />

wenig berücksichtigt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> werbliche Auftritt den damaligen Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

angepasst. Dieses wurde im Zuge <strong>der</strong> Fusion dann übernommen. Die Praxis hat<br />

gezeigt, dass eine Neustrukturierung erfor<strong>der</strong>lich ist. Im Moment läuft ein<br />

Neudefinierungsprozess für eine einheitliche Markenstruktur <strong>und</strong> neuer Corporate-<br />

Identity. In diesem Prozess soll die Positionierung von Mayrhofen geschärft <strong>und</strong><br />

zugleich <strong>der</strong> Markeneinsatz auf den Zielmärkten festgelegt werden. Nach Beendigung<br />

des Prozesses soll auch ein neues Corporate-Design für einen einheitlichen, starken<br />

Marktauftritt sorgen. Die primäre Voraussetzung war die Erkenntnis über die<br />

Notwendigkeit einer Neudefinition <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wille <strong>der</strong> verantwortlichen Gremien diesen<br />

Prozess umzusetzen.<br />

Stärken <strong>und</strong> Chancen bzw. die Schwächen <strong>und</strong> Risken<br />

− Die Dachmarke Zillertal durchlief den Markenentwicklungsprozess bereits <strong>und</strong><br />

dadurch war <strong>der</strong> Druck auf die Tourismusverantwortlichen des<br />

nächtigungsstärksten Verbandes im Tal groß, eine Weiterentwicklung<br />

voranzutreiben.<br />

− Die Dachmarke Zillertal wird als übergreifende Klammer im Tourismus eingesetzt.<br />

− Die neue Marke Mayrhofen stützt sich auf gewachsene Säulen Musik, Tradition<br />

<strong>und</strong> Berge, die durch die Kernkompetenzen Kontraste, Vitalität <strong>und</strong> geografische<br />

Lage untermauert werden.<br />

− Die breite Mitsprachebasis <strong>der</strong> Anspruchsgruppen aus führenden<br />

Meinungsbildnern <strong>und</strong> Leistungspartnern (Vermieter, Kaufmannschaft, Bergbahn,<br />

Naturpark, …) führt zu einer Anerkennung des gesamten Prozesses.


Caroline Maria Suitner Seite 92<br />

− Eine langfristige Strategie mit Visionen <strong>und</strong> entsprechenden Marketingplänen wird<br />

zur Umsetzung des Markensystems formuliert.<br />

− Das Marken-Controlling wird bislang auch nur anhand von Nächtigungszahlen bzw.<br />

Gästebefragungen umgesetzt. Mit dem Einsatz eines mo<strong>der</strong>nen CRM-Systems<br />

sollen neue Möglichkeiten geschaffen werden.<br />

− Die Kooperationspartner, <strong>der</strong> Naturpark <strong>und</strong> die Leistungspartner sind mittels Co-<br />

Branding in die Kommunikation <strong>und</strong> den Marktauftritt eingeb<strong>und</strong>en.<br />

− Eine Markenstruktur in welcher „externe“ Leistungsanbieter durch eine Abgleichung<br />

<strong>der</strong> Werte <strong>und</strong> Ziele eingeb<strong>und</strong>en sind, besteht zurzeit nicht.<br />

− Die Zusammenarbeit mit dem Naturpark wurde intensiviert: Regionalkonzept bzw.<br />

Naturparkpartnerbetriebe.<br />

4.2.5 Tourismusverband Erste Ferienregion im Zillertal<br />

Touristische Kennzahl im Tourismusjahr 2007<br />

Der per 1.1.2006 fusionierte Tourismusverband Erste Ferienregion ist die<br />

fünftnächtigungsstärkste Destination in Tirol <strong>und</strong> <strong>der</strong> zweitstärkste Verband im Zillertal<br />

mit 2,0 Mio. Übernachtungen <strong>und</strong> ca. 369.000 Ankünften. Die durchschnittliche<br />

Aufenthaltsdauer liegt bei sechsTagen. Im Verbandsgebiet liegen zwölf Gemeinden,<br />

wovon die Hauptgemeinde Fügen eine Tourismusintensität von 79 (tourismusintensiv)<br />

aufweist. Im Gebiet stehen 15.723 Gästebetten zur Verfügung. In <strong>der</strong> Drei-bis-fünf-<br />

Sterne Kategorie (28% Bettenanteil) werden 41% <strong>und</strong> in den privaten Betten (47%<br />

Bettenanteil) r<strong>und</strong> 31% <strong>der</strong> Gesamtübernachtungen getätigt.<br />

Die Destination ist eine ganzjährig ausgeprägte Region mit einer<br />

Nächtigungsverteilung von 59:41 von Winter- zu Sommersaison. Während im Winter<br />

eine 41% Auslastung vorgewiesen werden kann, sind die Betten im Sommer zu 30%<br />

belegt. Insgesamt weist die Destination 126 Vollbelegstage im Tourismusjahr, was eine<br />

Auslastung von 35% bedeutet.<br />

In drei Kernmärkten werden bis zu 75% <strong>der</strong> Jahresgesamtnächtigungen getätigt. Diese<br />

Hauptherkunftsmärkte sind Deutschland, Nie<strong>der</strong>lande <strong>und</strong> Österreich. 56% aller<br />

Übernachtungen kommen vom Hauptmarkt Deutschland.<br />

Im Jahr 2007 wies <strong>der</strong> Verband ein Budget von ca. 2,98 Mio. EUR aus den zwei<br />

Hauptfinanzierungssäulen Aufenthaltsabgaben <strong>und</strong> Pflichtbeiträge aus (ohne weitere<br />

Zusatzeinnahmen aus dem Betrieb von Infrastruktureinrichtungen o<strong>der</strong><br />

Werbezuschüsse von Leistungspartnern). Dies entspricht einem Anteil von 3% an <strong>der</strong><br />

Gesamtbudgetsumme von Tirol 2007.


Caroline Maria Suitner Seite 93<br />

<strong>Analyse</strong> Markenführung<br />

Markenmodell: Einzelmarke - Regionsmarke<br />

Für den Marktauftritt wird eine Einzelmarke für die ganze Region auf allen Märkten<br />

verwendet. In <strong>der</strong> Positionierung verankert sind die geographische Lage als erste<br />

Region im Zillertal, sowie die bekannten Orte Fügen <strong>und</strong> Kaltenbach.<br />

Die Geschäftsführung des Tourismusverbandes war aus zeitlichen Gründen nicht<br />

bereit an einem Expertengespräch teilzunehmen. Nähere Informationen zu den<br />

Kriterien <strong>und</strong> Voraussetzungen für die Modellwahl konnten auch nicht im Zuge einer<br />

Sek<strong>und</strong>äranalyse aus Medieninformationen, Drucksorten o<strong>der</strong> Geschäftsberichten<br />

entnommen werden.<br />

4.2.6 Tourismusverband Olympiaregion Seefeld<br />

Touristische Kennzahl im Tourismusjahr 2007<br />

Der per 1.1.2003 fusionierte Tourismusverband Olympiaregion Seefeld ist die<br />

sechstnächtigungsstärkste Destination in Tirol mit 1,9 Mio. Übernachtungen <strong>und</strong> ca.<br />

369.000 Ankünften. Im Verbandsgebiet liegen sechs Gemeinden, wovon die<br />

Hauptgemeinde Seefeld eine Tourismusintensität von 167 (tourismusintensiv) aufweist.<br />

In <strong>der</strong> Region stehen 15.555 Gästebetten zur Verfügung. In <strong>der</strong> Drei-bis-fünf-Sterne<br />

Kategorie (45% Bettenanteil) werden 56% <strong>und</strong> in den privaten Betten (30%<br />

Bettenanteil) r<strong>und</strong> 22% <strong>der</strong> Gesamtübernachtungen getätigt.<br />

Die Destination ist eine ganzjährig ausgeprägte Region mit einer ausgeglichenen<br />

Nächtigungsverteilung. Die Auslastung ist im Winter (34%) wie Sommer (35%) nahezu<br />

gleich. Insgesamt weist die Destination 124 Vollbelegstage im Tourismusjahr aus; das<br />

ist eine Auslastung von 35%. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei fünf<br />

Tagen.<br />

In fünf Kernmärkten werden bis zu 75% <strong>der</strong> Jahresgesamtnächtigungen getätigt. Diese<br />

Hauptherkunftsmärkte sind Deutschland, Nie<strong>der</strong>lande, Italien, Schweiz <strong>und</strong> Österreich.<br />

46% aller Übernachtungen kommen vom Hauptmarkt Deutschland.<br />

Im Jahr 2007 wies <strong>der</strong> Verband ein Budget von ca. 4,2 Mio. EUR aus den zwei<br />

Hauptfinanzierungssäulen Aufenthaltsabgaben <strong>und</strong> Pflichtbeiträge aus (ohne weitere<br />

Zusatzeinnahmen aus dem Betrieb von Infrastruktureinrichtungen o<strong>der</strong><br />

Werbezuschüsse von Leistungspartnern). Dies entspricht einem Anteil von 5% an <strong>der</strong><br />

Gesamtbudgetsumme von Tirol 2007.


Caroline Maria Suitner Seite 94<br />

<strong>Analyse</strong> Markenführung<br />

Markenmodell: Dachmarke + Mehrmarken (Ortsmarken)<br />

Der Tourismusverband führt die Dachmarke „Olympiaregion Seefeld“ mit den<br />

Einzelmarken <strong>der</strong> fünf Orte Leutasch, Mösern, Reith, Scharnitz <strong>und</strong> Seefeld auf allen<br />

Märkten unabhängig von Saisonzeiten. Die Dachmarke fungiert als übergreifende<br />

Klammer, unter <strong>der</strong> die Ortsmarken subsumiert sind. Bei Einzelauftritten <strong>der</strong> Orte<br />

werden das Regionswürfel-Logo <strong>und</strong> <strong>der</strong> entsprechende Schriftzug verwendet. Bei<br />

einem Regionsauftritt wird das Regionswürfel-Logo mit allen Ortsschriftzügen<br />

verwendet.<br />

Kriterien <strong>und</strong> Voraussetzungen<br />

Ein Kriterium war die Gleichberechtigung aller Orte in <strong>der</strong> Markenarchitektur, weshalb<br />

bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> Dachmarke „Olympiaregion Seefeld“ nur mehr die reinen<br />

Ortsschriftzüge genannt werden. Ein weiterer Beweggr<strong>und</strong> für dieses Modell war die<br />

Nutzung von Synergien. Nach <strong>der</strong> Fusion sollte <strong>der</strong> Bekanntheitsgrad von Seefeld<br />

durch die Marktinvestitionen seit über 30 Jahren in <strong>der</strong> Markenstruktur berücksichtigt<br />

werden. Die Bennennung als Olympiaregion soll ein dynamisches <strong>und</strong> sportliches<br />

Image erzeugen, von dem auch die an<strong>der</strong>en Orte profitieren können.<br />

Ziel war es durch die Schaffung einer aussagekräftigen Marke für die gesamte Region<br />

einen einheitlichen Auftritt zu erreichen. Die strukturellen, organisatorischen <strong>und</strong><br />

personellen Anfor<strong>der</strong>ungen wurden im Zuge des Fusionsprozesses geschaffen.<br />

Stärken <strong>und</strong> Chancen bzw. die Schwächen <strong>und</strong> Risken<br />

− Aufgr<strong>und</strong> interner <strong>und</strong> politischer Diskussionen über die Namensgebung war eine<br />

grafische Adaption des Auftritts nach <strong>der</strong> ersten Beschlussfassung notwendig.<br />

Durch die Doppelnennung von Seefeld als Ort <strong>und</strong> Regionsbezeichnung wurde das<br />

Kriterium <strong>der</strong> Gleichberechtigung aller Ortsmarken verletzt.<br />

− Nach <strong>der</strong> Fusion wurde ein Markenfindungsprozess gestartet <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

aus Marktsicht verarbeitet, aber schlussendlich doch eine Entscheidung zugunsten<br />

<strong>der</strong> bestehenden Ortsmarken aus lokaler Sicht getroffen.<br />

− Die Markenpositionierung wird verwässert, je breiter <strong>und</strong> heterogener das<br />

Leistungsprogramm unter einer Dachmarke ist.


Caroline Maria Suitner Seite 95<br />

4.2.7 Tourismusverband Serfaus-Fiss-Ladis<br />

Touristische Kennzahl im Tourismusjahr 2007<br />

Der per 1.1.2005 fusionierte Tourismusverband Serfaus-Fiss-Ladis ist die<br />

siebtnächtigungsstärkste Destination in Tirol mit 1,8 Mio. Übernachtungen <strong>und</strong> ca.<br />

280.000 Ankünften. Im Verbandsgebiet liegen drei Gemeinden, wovon die<br />

Hauptgemeinde Serfaus eine Tourismusintensität von 560 (damit unter den<br />

tourismusintensivsten Gemeinden Österreichs) aufweist. In <strong>der</strong> Region stehen 10.864<br />

Gästebetten zur Verfügung. In Der drei-bis-fünf-Sterne Kategorie (42% Bettenanteil)<br />

werden 44% <strong>und</strong> in den privaten Betten (14% Bettenanteil) r<strong>und</strong> 12% <strong>der</strong><br />

Gesamtübernachtungen getätigt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei<br />

sieben Tagen.<br />

Die Destination ist ein winterintensiv genutztes Gebiet mit einem Anteil von 69% <strong>der</strong><br />

Winternächtigungen an den Jahresübernachtungen. Die Auslastung liegt im Winter bei<br />

63% <strong>und</strong> im bei Sommer 29%. Insgesamt weist die Destination 164 Vollbelegstage im<br />

Tourismusjahr aus, das entspricht einer Auslastung von 45%.<br />

In drei Kernmärkten werden bis zu 75% <strong>der</strong> Jahresgesamtnächtigungen getätigt. Diese<br />

Hauptherkunftsmärkte sind Deutschland, Schweiz <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>lande. 52% aller<br />

Übernachtungen kommen vom Hauptmarkt Deutschland.<br />

Im Jahr 2007 wies <strong>der</strong> Verband ein Budget von ca. 3,1 Mio. EUR aus den zwei<br />

Hauptfinanzierungssäulen Aufenthaltsabgaben <strong>und</strong> Pflichtbeiträge aus (ohne weitere<br />

Zusatzeinnahmen aus dem Betrieb von Infrastruktureinrichtungen o<strong>der</strong><br />

Werbezuschüsse von Leistungspartnern). Dies entspricht einem Anteil von 3% an <strong>der</strong><br />

Gesamtbudgetsumme von Tirol 2007.<br />

<strong>Analyse</strong> Markenführung<br />

Markenmodell: Einzelmarke - Destinationsmarke<br />

Der Tourismusverband Serfaus-Fiss-Ladis tritt unter <strong>der</strong> Destinationsmarke Serfaus-<br />

Fiss-Ladis saisonunabhängig auf allen Märkten auf <strong>und</strong> umfasst die gesamte Region.<br />

Bereits 1999 wurde das Marketing <strong>der</strong> Region an eine eigene Gesellschaft ausgelagert<br />

<strong>und</strong> ein gemeinsamer Marktauftritt aller Orte am Sonnenplateau unter einer Marke<br />

entwickelt. Diese Entscheidung erfolgte nach dem Zusammenschluss <strong>der</strong> Skigebiete<br />

Serfaus <strong>und</strong> Fiss.


Caroline Maria Suitner Seite 96<br />

Kriterien <strong>und</strong> Voraussetzungen<br />

Die Marke wurde mit Inhalten <strong>und</strong> einem umfangreichen Angebot aufgeladen. Dabei<br />

hat nicht nur die Angebotsvielfalt, son<strong>der</strong>n auch die Strukturiertheit <strong>und</strong> die<br />

Konzentration des Angebotsprofils oberste Priorität. Die klare Positionierung als<br />

Urlaubspark für Familien im Sommer- <strong>und</strong> Winter war eine <strong>der</strong> Voraussetzungen.<br />

Bei allen Aktivitäten <strong>und</strong> Überlegungen steht immer <strong>der</strong> K<strong>und</strong>ennutzen im Mittelpunkt.<br />

Die Basis für die Marke ist das Produkt. Der Konzentrationspunkt in allen Maßnahmen<br />

ist die Produktentwicklung durch Innovationen <strong>und</strong> Qualitätsbewusstsein.<br />

Stärken <strong>und</strong> Chancen bzw. die Schwächen <strong>und</strong> Risken<br />

− Der Markenentwicklungsprozess wird von Anfang an professionell begleitet <strong>und</strong><br />

ständig an <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Kompetenz <strong>und</strong> des Profils gearbeitet.<br />

− Die konsequente Ausrichtung auf eine Zielgruppe führt zu einer klaren<br />

Positionierung.<br />

− Das umfassende qualitative Angebot <strong>und</strong> die Schaffung von K<strong>und</strong>enpräferenzen<br />

sorgen für geringe Preissensibilität bei den K<strong>und</strong>en.<br />

− Der Markenauftritt ist für die ganze Region inkl. <strong>der</strong> Leistungspartner Seilbahnen<br />

einheitlich. Bei den Vermietern wird mit einem klar geregelten Co-Branding<br />

gearbeitet.<br />

− Die Destination ist überschaubar <strong>und</strong> trotz <strong>der</strong> kleinstrukturierten Betriebe in <strong>der</strong><br />

Vermarktung zentral gesteuert.<br />

− Laufende Produktentwicklung <strong>und</strong> Qualitätssicherung, sowie die Bereitschaft für<br />

Investitionen in allen Angebotsbereichen r<strong>und</strong>en das qualitative Profil ab.<br />

− Das Controlling erfolgt über die Übernachtungen, Ankünfte, Auslastungszahlen <strong>und</strong><br />

Umsätze.<br />

− Die Leistungspartner ziehen alle am gleichen Strang <strong>und</strong> tragen die Ausrichtung<br />

mit, um die Positionierung um zusetzten. Dabei ging <strong>der</strong> individuelle Charakter <strong>der</strong><br />

Orte nicht verloren, son<strong>der</strong>n wurde unterstützend für ein Gesamtprofil genützt.<br />

4.2.8 Tourismusverband Stubai Tirol<br />

Touristische Kennzahl im Tourismusjahr 2007<br />

Der per 1.1.2006 fusionierte Tourismusverband Stubai Tirol ist die<br />

achtnächtigungsstärkste Destination in Tirol mit 1,7 Mio. Übernachtungen <strong>und</strong> ca.<br />

327.000 Ankünften. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei fünf Tagen.


Caroline Maria Suitner Seite 97<br />

Im Verbandsgebiet liegen fünf Gemeinden, wovon die Hauptgemeinde Neustift eine<br />

Tourismusintensität von 172 (tourismusintensiv) aufweist. Im gesamten Tal stehen<br />

12.781 Gästebetten zur Verfügung. In <strong>der</strong> Drei-bis-fünf-Sterne Kategorie (36%<br />

Bettenanteil) werden 50% <strong>und</strong> in den privaten Betten (44% Bettenanteil) r<strong>und</strong> 30% <strong>der</strong><br />

Gesamtübernachtungen getätigt. Die Destination ist eine überwiegende<br />

Winterdestination mit einem Nächtigungsverteilung von 62:38 von Winter- zu<br />

Sommersaison. Während im Winter eine 45% Auslastung vorgewiesen werden kann,<br />

sind die Betten im Sommer nur zu 28% belegt. Insgesamt weist die Destination 131<br />

Vollbelegstage im Tourismusjahr aus; das ist eine Auslastung von 36%. Das hintere<br />

Stubaital ist stark vom (Wintersport-)Tourismus abhängig, während die Gemeinden des<br />

vor<strong>der</strong>en <strong>und</strong> mittleren Talabschnitts ganzjährig ausgerichtet sind.<br />

In vier Kernmärkten werden bis zu 75% <strong>der</strong> Jahresgesamtnächtigungen getätigt. Diese<br />

Hauptherkunftsmärkte sind Deutschland, Nie<strong>der</strong>lande, Schweiz <strong>und</strong> Italien. 65% aller<br />

Übernachtungen kommen vom Hauptmarkt Deutschland.<br />

Im Jahr 2007 wies <strong>der</strong> Verband ein Budget von 3,1 Mio. EUR aus den zwei<br />

Hauptfinanzierungssäulen Aufenthaltsabgaben <strong>und</strong> Pflichtbeiträge aus (ohne weitere<br />

Zusatzeinnahmen aus dem Betrieb von Infrastruktureinrichtungen o<strong>der</strong><br />

Werbezuschüsse von Leistungspartnern). Dies entspricht einem Anteil von 3% an <strong>der</strong><br />

Gesamtbudgetsumme von Tirol 2007.<br />

<strong>Analyse</strong> Markenführung<br />

Markenmodell: Einzelmarke - Destinationsmarke<br />

Der Tourismusverband Stubai Tirol tritt mit einer Destinationsmarke „Stubai“ für das<br />

ganze Tal in allen Saisonen <strong>und</strong> Märkten auf. Die Vorläufer aus <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong><br />

Fusionierung wurden dadurch ersetzt.<br />

Kriterien <strong>und</strong> Voraussetzungen<br />

Die internationale Bekanntheit <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Marktinvestitionen <strong>der</strong> Marken Bergsport<br />

Stubai sowie des Skigebietes Stubaier Gletscher sollten genützt werden. Ziel ist es das<br />

Stubaital als homogene Destination zu positionieren. Eine Debatte über den Namen<br />

„Stubai“ stand im Fusionsprozess außer Diskussion. Die Kooperation mit <strong>der</strong> Stubaier<br />

Gletscherbahn wird weiter intensiviert <strong>und</strong> durch die Marktauftritte Synergien<br />

hergestellt.<br />

Voraussetzungen wirtschaftlicher Natur (Budgetkonsolidierung) ergaben sich im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Fusion. Finanziell können Synergien genützt <strong>und</strong> Einsparungspotential<br />

durch Strukturadaptionen erreicht werden. Organisatorisch wurde dem Marketing mit


Caroline Maria Suitner Seite 98<br />

<strong>der</strong> Benennung eines Vorstandes im Tourismusverband <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einstellung von<br />

eigenen Mitarbeitern mehr Gewicht verliehen. Methodisch erfolgte eine Ausarbeitung<br />

<strong>der</strong> Corporate-Identity mit CD-Manual. Im Moment wird an einem ganzheitlichen<br />

Destinationskonzept gearbeitet.<br />

Stärken <strong>und</strong> Chancen bzw. die Schwächen <strong>und</strong> Risken<br />

− Am Aufbau eines ganzen Destinationskonzeptes mit einheitlicher Markenstruktur<br />

für alle primären Leistungspartner (Seilbahnen) wird gearbeitet. Erster Erfolg in<br />

diese Richtung ist die gemeinsame Winterwerbung unter <strong>der</strong> Destinationsmarke.<br />

− Die Angebotshomogenität im Tal sorgt für eine gute Vermarktungsbasis <strong>und</strong> damit<br />

für ein gutes Markenpotential.<br />

− Die konsequente Umsetzung des Destinationskonzeptes unterstützt den<br />

einheitlichen Marktauftritt.<br />

− Der Markenprozess wurde professionell begleitet <strong>und</strong> ist durch die<br />

Anspruchsgruppen intern abgestützt.<br />

− Das Markencontrolling war aufgr<strong>und</strong> finanzieller Engpässe selbst umzusetzen, wird<br />

aber aus Studien abgeleitet. Zukünftig ist aber ein kontinuierliches Überwachen<br />

<strong>und</strong> Steuern angedacht.<br />

− Die Marktauftritte <strong>der</strong> Stubaier Gletscherbahn als größter Leistungspartner im Tal<br />

sind noch nicht voll auf jene des Tourismusverbandes abgestimmt, da<br />

unterschiedliche Interessen vorherrschen (Tages- <strong>und</strong> Nächtigungsgäste).<br />

4.3 Zusammenfassung<br />

Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Markenmodelle in ausgewählten Tiroler Tourismusregionen hat eine<br />

interessante Entwicklung aufgezeigt: In nur einer Tiroler Region (Serfaus-Fiss-Ladis)<br />

wurde schon einige Jahre vor <strong>der</strong> Regionalisierungspolitik freiwillig ein einheitlicher<br />

Marktauftritt mit einer konsequenten Markenführung umgesetzt. Bei den restlichen<br />

analysierten Tourismusverbänden ergab sich die Notwendigkeit <strong>der</strong> Adaptierung <strong>der</strong><br />

Markenführung im Zuge des Fusionsprozesses o<strong>der</strong> erst nach einigen Saisonen <strong>der</strong><br />

Geschäftstätigkeit. Daneben sind bei den verantwortlichen Akteuren auch die<br />

Bereitschaft für gr<strong>und</strong>legende Verän<strong>der</strong>ungen, ein eiserner Wille zur Umsetzung <strong>und</strong><br />

die steigende Investitionsbereitschaft erkennbar.<br />

Alle ausgewählten Tourismusverbände eint die Tatsache, dass die Markenprozesse<br />

zur Neu- o<strong>der</strong> Weiterentwicklung professionell begleitet <strong>und</strong> mit Expertenwissen<br />

unterstützt werden.


Caroline Maria Suitner Seite 99<br />

Die finanziellen Voraussetzungen für die Markenführung (Regelungen <strong>der</strong><br />

Aufenthaltsabgaben <strong>und</strong> Pflichtbeiträge, Budgetkonsolidierungen) wurde bei den<br />

Tourismusverbänden durch die Fusionen zu größeren Verbandseinheiten erreicht. Die<br />

wirtschaftlichen Voraussetzungen zur Erreichung von Synergieeffekten (effiziente<br />

Infobüroanzahl, Ausglie<strong>der</strong>ung von Infrastruktureinrichtungen, gemeinsame<br />

Drucksorten etc.) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Senkung <strong>der</strong> Transaktionskosten (einheitliche<br />

Buchungssysteme, elektronischer Meldezettel, Callcenter) wurden ebenfalls<br />

überwiegend im Fusionsprozess geschaffen. Obgleich bei einigen Verbänden die<br />

Einsparungspotentiale erst in schrittweiser Reorganisation umgesetzt werden.<br />

Die Wichtigkeit des Marketings wird durch die personelle Besetzung <strong>und</strong> Verankerung<br />

in den Gremien (Aufsichtsrat <strong>und</strong> Vorstand) unterstrichen. Dies zeigt sich auch im<br />

gezielten Einsatz von ausgebildeten Fachkräften <strong>und</strong> Führungskräften in den<br />

Verbänden. Die Organisationen werden zunehmend prozess- <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enorientiert<br />

ausgerichtet, um den Anfor<strong>der</strong>ungen des Destinationsmanagements gerecht zu<br />

werden. Durch die steigende Marktnachfrage nach komplexen Leistungspaketen<br />

kommt es in den Verbandsgebieten zu umfassenden Angebotsbündelungen <strong>und</strong><br />

Kooperationen mit allen Leistungspartnern. Die Produktentwicklung wird dadurch<br />

unterstützt <strong>und</strong> die Partner aktiv integriert. Neben diesen strukturellen<br />

Voraussetzungen gewinnen die Methodischen - vor allem die langfristige<br />

Strategieplanungen <strong>und</strong> –orientierung - zunehmend an Bedeutung. Die Absicherung<br />

<strong>der</strong> Strategieprozesse erfolgt über die Begleitung durch externe Berater, sowie die<br />

Integration aller Anspruchsgruppen. Durch eine Professionalisierung im Marketing<br />

werden vermehrt zielgerichtete Konzepte ein- bzw. umgesetzt.<br />

Für die Gestaltung eines Markenmodels in einer Destination sind unterschiedliche<br />

Strategien möglich. Diese werden von <strong>der</strong> Verfügbarkeit eines gemeinsamen Namens,<br />

<strong>der</strong> Existenz eines touristischen Zentrums <strong>und</strong> <strong>der</strong> Homogenität des<br />

Tourismusangebots bestimmt. Die Rechtsform <strong>der</strong> Destinationsorganisation hat hierauf<br />

aber keinen Einfluss. Eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für Markensysteme im<br />

Alpintourismus ist eine strategische Konzentration bei gleichzeitiger Nutzung des<br />

Gesamtsystems. D.h. eine Abstimmung zwischen Land- <strong>und</strong> Einzeldestinationsebene.<br />

Bei den analysierten Verbänden treten sowohl Einzel- als auch Mehrmarkenmodelle<br />

auf. Eine komplexe Markenarchitektur mit mehr als zwei Ebenen im Portfolio (wie z.B.<br />

das mehrstufige TUI Markenportfolio) weist jedoch keine <strong>der</strong> Regionen auf. Dies ist auf<br />

die vorherrschende Kleinstrukturierung im Tiroler Tourismus <strong>und</strong> die begrenzten<br />

(finanziellen) Ressourcen zurückzuführen.


Caroline Maria Suitner Seite 100<br />

In allen Modellen werden die touristischen Marken als Produkt- bzw. Leistungsmarken<br />

<strong>und</strong> nicht als Unternehmensmarken (corporate brands) geführt.<br />

Die Verwendung eines einzigen Markennamens (Einmarkenstrategie) ist <strong>der</strong> Idealfall<br />

<strong>und</strong> sollte wo es möglich ist, mit voller Konsequenz umgesetzt werden. Das<br />

Management von Einzelmarken hat die Schaffung einer klaren <strong>und</strong> eindeutigen<br />

Markenpersönlichkeit als Ziel. Dies unterstützt eine klare Positionierung bzw. spitze<br />

Profilierung, sowie die Konzentration auf eine Zielgruppe. Der Aufbau <strong>der</strong><br />

Markenpersönlichkeit erfolgt sehr langsam mit hohem Mitteleinsatz <strong>und</strong> Risiko. Bei den<br />

Verbänden wird das Einmarkenmodell durch eine Destinationsmarke für die ganze<br />

Region umgesetzt (Stubai, Mayerhofen, Serfaus-Fiss-Ladis, erste Ferienregion im<br />

Zillertal). Die Aufgabe einer touristischen Destinationsmarke ist die Differenzierung im<br />

Wettbewerb zu erreichen, ein einmaliges Urlaubserlebnis zu vermitteln <strong>und</strong><br />

Präferenzen bei den Gästen aufzubauen. Die Destination wird dabei fest in <strong>der</strong> Psyche<br />

<strong>der</strong> K<strong>und</strong>en verankert, wobei das vermittelte Leistungsversprechen mit gleichmäßiger<br />

<strong>und</strong> konstanter Qualität für alle Leistungspartner <strong>der</strong> Region gilt.<br />

Die zunehmende Konzentration von Anbieter <strong>und</strong> Abnehmern auf<br />

Destinationsmarken ergibt sich aus mehreren Gründen:<br />

1. Die Konzentration <strong>der</strong> Mittel wird durch steigende Wirkungsschwellen im<br />

Marketing erfor<strong>der</strong>lich. Geän<strong>der</strong>te Rahmenbedingungen am Markt, Intensivierung des<br />

Wettbewerbs durch neue Urlaubsdestinationen, steigen<strong>der</strong> Preisdruck <strong>und</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Kaufverhalten bedingen Umstrukturierungen <strong>und</strong> erfor<strong>der</strong>n<br />

Ressourcenbündelungen in den Regionen. Im Sinne einer Mittelkonzentration sollte die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Marken in einer Destination in <strong>der</strong> Tendenz verringert werden.<br />

2. Die K<strong>und</strong>enorientierung an komplexen Leistungsbündeln steigt. Diese<br />

Leistungsbündel können nur von Destinationen erbracht werden. Die Bündelung von<br />

Teilleistungen, welche von unabhängigen Leistungspartnern erbracht werden, zu einer<br />

integrierten Erlebnislösung stellt eine Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> klassischen touristischen<br />

Dienstleistung traditioneller Destinationen dar. Die Urlaubsreise ist <strong>der</strong> Prototyp eines<br />

kooperativen Leistungssystems, das verschiedene Stufen <strong>der</strong> Wertschöpfungsketten<br />

umfasst. Zentrales Merkmal im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Kooperationsformen ist <strong>der</strong><br />

Fokus auf den K<strong>und</strong>ennutzen.<br />

3. Durch eine selektivere Wahrnehmungsfähigkeit <strong>der</strong> Gäste bedingte durch die neuen<br />

Informationstechnologien, erfolgt eine Konzentration auf Marken. Gerade bei<br />

intangiblen Produkten übernehmen Marken eine Vertrauensfunktion für K<strong>und</strong>en (vgl.<br />

Bieger et al., 2000, S 337).


Caroline Maria Suitner Seite 101<br />

Eine Mehrmarkenstrategie dient dem destinationsinternen Integrationsprozess, da die<br />

Marken von innen her getragen werden müssen. Bei Destinationen mit<br />

markenprägenden Leitorten kommen die entsprechenden Marken insbeson<strong>der</strong>e in<br />

Fernmärkten häufig alleine zum Einsatz. In nationalen Märkten o<strong>der</strong> im nahe liegenden<br />

Ausland werden oftmals Submarken in Kombination mit einer Dachmarke geführt. Für<br />

spezifische Märkte o<strong>der</strong> Zielgruppen kann <strong>der</strong> Einsatz von kleineren touristischen<br />

Submarken mit begrenztem Bekanntheitsgrad unterstützend sein (vgl. Haimayr, 2004,<br />

S13). Bei den Mehrmarkenmodellen in Tirol kommen eine saisonale (Ötztal) <strong>und</strong><br />

zweimal eine ortsbezogene Merkmalsunterscheidung (Paznaun-Ischgl, Olympiaregion<br />

Seefeld) bei den analysierten Verbänden vor. Das Mehrmarkenmodell erlaubt eine<br />

parallele Führung mehrer Marken im gleichen Leistungsbereich mit klaren<br />

Unterschieden in zentralen Merkmalen. Die Ziele sind hier die Absicherung <strong>der</strong><br />

Konkurrenzposition im Wettbewerb, die Steigerung <strong>der</strong> internen Effizienz <strong>und</strong> die<br />

Ausschöpfung von Marktpotentialen. Dieses Modell kann zu ineffizienten<br />

Ressourceneinsätzen führen <strong>und</strong> erfor<strong>der</strong>t ein hochqualifiziertes Markenwissen <strong>und</strong> -<br />

management.<br />

Die Produkte rücken bei heterogenen Destinationen ohne Leitgemeinde oftmals in den<br />

Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Hier agiert man mit einer gemeinsamen Dachmarke <strong>und</strong> bindet die<br />

Submarken einzelner Partner jeweils bei geeigneten Anlässen ein. In diesen<br />

Destinationen erfolgt <strong>der</strong> Verkauf über Produkte, die charakteristische Teilabschnitte<br />

<strong>der</strong> Destination repräsentieren (vgl. Haimayr, 2004, S13). Das einzige bestehende<br />

Dachmarkenmodell (Olympiaregion Seefeld) wurde aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> heterogenen<br />

Ortsmarken in <strong>der</strong> Region unter dem Gesichtpunkt <strong>der</strong> Gleichgestelltheit in <strong>der</strong><br />

Markenarchitektur festgelegt. Die regionsübergreifende Dachmarke greift auf die<br />

Bekanntheit eines Ortes zurück <strong>und</strong> soll zudem das sportliche Image auf die an<strong>der</strong>en<br />

Ortsmarken übertragen. Diese aktive Doppelnennung von Seefeld führte zu massiven<br />

Konflikten, da das Prinzip <strong>der</strong> Gleichstellung verletzt wurde. Umso breiter <strong>und</strong><br />

heterogener das Leistungsprogramm einer Dachmarke ist, desto weniger klar ist die<br />

Marktpositionierung.<br />

Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> acht nächtigungsstärksten Tourismusverbände hat folgende zehn<br />

charakteristische Merkmale für die Entwicklung einer Markenstrategie aufgezeigt:<br />

1. Es erfolgt eine langfristige, strategische Planung <strong>und</strong> konsequente, kontinuierliche<br />

Ausrichtung des Markenkonzepts. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> steht eine geplante (<strong>und</strong> keine<br />

unkoordinierte) Entwicklung. Die Tourismusstrategie legt für alle<br />

Tourismustreibenden einen verbindlichen Rahmen fest.


Caroline Maria Suitner Seite 102<br />

2. In den Strategiefindungsprozess für das Markenkonzept werden alle<br />

Anspruchsgruppen in <strong>der</strong> Destination eingeb<strong>und</strong>en. Dies för<strong>der</strong>t die glaubwürdige<br />

Übermittlung <strong>der</strong> Philosophie, sicherte den Entwicklungsprozess <strong>und</strong> sorgt für das<br />

erfor<strong>der</strong>liche Commitment durch die Betroffenen.<br />

3. Für die Entwicklung des Markenprofils werden die bestehenden Kernkompetenzen<br />

herausgearbeitet <strong>und</strong> aufgebaut. Entsprechend dieser tragenden Säulen werden<br />

dann die vorhandenen Ressourcen eingesetzt <strong>und</strong> gebündelt.<br />

4. Die Basis für die Marke ist das Produkt. Das Angebotsprofil muss vielfältig,<br />

strukturiert, aber gleichzeitig auf die Zielgruppen konzentriert sein. Die<br />

Produktentwicklung wird durch Innovationsorientierung <strong>und</strong> hohes<br />

Qualitätsbewusstsein geför<strong>der</strong>t.<br />

5. Die Markenpositionierung (Markenprofil) ist klar, einfach <strong>und</strong> einzigartig. Durch die<br />

Definition von Zielgruppen werden relevante Marktsegmente geschaffen. Das<br />

gesamte Marketing wird gezielt darauf abgestimmt. Im Mittelpunkt stehen die<br />

Fokussierung <strong>und</strong> die Ausrichtung auf die Bedürfnissen <strong>der</strong> K<strong>und</strong>en, sowie die<br />

Konzentration auf diese Zielgruppe(n).<br />

6. Die Marke wird als Wettbewerbsvorteil gesehen. Durch die erfolgreiche<br />

Positionierung im Gedächtnis des K<strong>und</strong>en werden Präferenzen geschaffen, welche<br />

eine geringere Preissensibilität unterstützen. Marken bieten eine optimale<br />

Möglichkeit sich im aggressiven Wettbewerb zu differenzieren <strong>und</strong> einen<br />

kommerziellen Nutzen daraus zu ziehen.<br />

7. Durch ein laufendes Controlling <strong>der</strong> Strategieimplementierung wird die<br />

Zielerreichung aktiv gesteuert <strong>und</strong> gelenkt. Dies erfolgt in einem roulierenden<br />

Prozess, <strong>der</strong> eine Anpassung an geän<strong>der</strong>te Rahmenbedingungen <strong>und</strong> eine<br />

kontinuierliche Weiterentwicklung des Markenkonzeptes vorsieht.<br />

8. Die wichtigsten Leistungspartner <strong>der</strong> Region werden in die Markenstrategie 1:1<br />

integriert <strong>und</strong> ermöglichen so einen einheitlichen Marktauftritt - trotz <strong>der</strong><br />

Kleinstrukturiertheit in Tirol.<br />

9. Durch eine übergreifende Organisation wird die Markenführungsstrategie zentrale<br />

gesteuert <strong>und</strong> koordiniert. Der Einsatz von Ortsstellenleitern als lokale Vertreter<br />

<strong>und</strong> Ansprechpersonen unterstützt die Strategieimplementierung. Obgleich keine<br />

direkte Weisungsbefugnis o<strong>der</strong> Einfluss besteht wird an <strong>der</strong> Philosophie<br />

gemeinsam gearbeitet.<br />

10. Die zentrale Tourismusorganisation sorgt für den Schutz <strong>und</strong> die Absicherung <strong>der</strong><br />

Marke. In einem Corporate Design wird die Verwendung <strong>der</strong> Markierungselemente<br />

verbindlich für alle Leistungspartner <strong>und</strong> externe Kooperationspartner geregelt. So<br />

ist ein einheitlicher Markenauftritt sichergestellt.


Caroline Maria Suitner Seite 103<br />

Die <strong>Bewertung</strong>skriterien für die Auswahl <strong>der</strong> Markenmodelle im horizontalen<br />

Wettbewerb entsprechen im Tourismus dem analog anwendbaren wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisstand für Konsumgüter. Als interne Dimensionen wurden von den<br />

Tourismusverantwortlichen in den Verbänden vor allem Synergieeffekte <strong>und</strong> bisherige<br />

Marktinvestitionen (bekannte Marken) als auch die Akzeptanz bei den<br />

Anspruchgruppen genannt. Externe Einflusskriterien bei <strong>der</strong> Entscheidung waren die<br />

Positionierungs- <strong>und</strong> strategische Flexibilität sowie die Akzeptanz bei den K<strong>und</strong>en (vgl.<br />

Meffert et al., 2002, S 162f).Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Tourismusregionen hat aber gezeigt, dass<br />

die Gewichtung <strong>der</strong> Dimensionen in den Verbänden unterschiedlich erfolgte. Während<br />

überwiegend die Entscheidungen unter dem Aspekt <strong>der</strong> externen K<strong>und</strong>en- o<strong>der</strong><br />

Marktsicht getroffen wurden, gibt es Verbände die interne Kriterien bevorzugten.<br />

Allgemein haben sich im Markenmanagement <strong>der</strong> befragten Tourismusverbände<br />

gr<strong>und</strong>legende Aspekte bewährt. Die f<strong>und</strong>amentalen Erfolgsprinzipien für die<br />

Markenführung sind: die Fähigkeit das Markenkonzept mit nutzenorientierten<br />

Angeboten umzusetzen, die Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> Produkte, die Kontinuität in <strong>der</strong><br />

Umsetzung des Markenkonzepts, die Konzentration <strong>der</strong> Ressourcen auf die<br />

Kernkompetenzen <strong>und</strong> die Zustimmung <strong>der</strong> betroffenen Anspruchsgruppen zum<br />

Konzept (vgl. Ferner et al., 2003, S 135f).<br />

Der Erfolg <strong>der</strong> konsequenten Markenführung zeigt sich in Tirol im Moment am<br />

Besten am Beispiel Serfaus-Fiss-Ladis. Die Region ernten jetzt die Früchte ihrer<br />

einheitlichen, konsequenten Markenführung seit dem Jahr 1999. Die Region hat es<br />

geschafft, in den letzten 15 Jahren in beiden Saisonen überdurchschnittlich zu<br />

wachsen. Während Tirol im gleichen Zeitraum 25% <strong>der</strong> Sommernächtigungen verloren<br />

hat, konnte die Destination die Logiernächte im Sommer um 10% <strong>und</strong> im Winter um<br />

30% steigern. Genauso eindrücklich sind die Umsatzzahlen <strong>der</strong> Bergbahnen, die sich<br />

seit 1999 verdoppelt haben (vgl. Buxhofer, 2007, S6).<br />

Unterstrichen werden diese Wachstumsergebnisse durch den Zwischenbericht eines<br />

aktuellen Forschungsprojektes des MCI Tourismus im Auftrag des Vereins <strong>der</strong><br />

Tiroler Tourismusverbände (VTT). Dabei wurde die Umsatzentwicklung sämtlicher 36<br />

Tiroler Tourismusregionen für die Jahre 1995 bis Ende 2004 unter die Lupe<br />

genommen. Als touristische Kernleistungsträger wurden die Beherbergung,<br />

Gastronomie, die Seilbahnen, Skischulen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sportartikelhandel definiert. Die<br />

inflationsbereinigten Tourismusumsätze nahmen um 20% auf 3,5 Mrd. EUR zu <strong>und</strong><br />

damit deutlich kräftiger als die restliche Wirtschaft mit plus 13%.


Caroline Maria Suitner Seite 104<br />

Der Tourismus leistet einen Beitrag von 17% am Tiroler Gesamtumsatz von 20 Mrd.<br />

EUR. Umsatzzuwächse konnte auch die Gastronomie (12%), in <strong>der</strong> Beherbergung<br />

(14%), bei den Skischulen <strong>und</strong> Seilbahnen (30%) <strong>und</strong> im Sportartikelhandel (57%)<br />

erzielt werden. Im Beobachtungszeitraum kann nur ein Drittel <strong>der</strong> 36 Tiroler<br />

Destinationen überdurchschnittliche Ergebniszuwächse vorweisen, zwanzig jedoch ein<br />

unterdurchschnittliches. Die Regionen mit dem Schwerpunkt Wintertourismus haben<br />

deutlich höhere Zuwächse als jene mit einer Sommerausrichtung. Vom Tourismus<br />

überdurchschnittlich abhängige Destinationen entwickeln sich weitaus schneller. R<strong>und</strong><br />

zwei Drittel aller Umsätze werden bereits im Winter erwirtschaftet. Die zehn größten<br />

Tourismusregionen erwirtschafteten 55% des Gesamtumsatzes <strong>und</strong> sogar 75% des<br />

Wachstums in den letzen zehn Jahren. Innsbruck <strong>und</strong> seine Feriendörfer (364 Mio.<br />

EUR), das Ötztal (293 Mio. EUR) <strong>und</strong> das Paznaun (230 Mio. EUR) sind die<br />

umsatzstärksten Regionen im <strong>Analyse</strong>zeitraum. Die kräftigsten Zuwächse konnten das<br />

Sonnenplateau Serfaus-Fiss-Ladis (+62%), das Paznaun (+42%) <strong>und</strong> Fügen-<br />

Kaltenbach (+39%) erreichen. Der Tourismus stellt für viele Regionen die<br />

dominierende Branche dar: In Serfaus-Fiss-Ladis sorgt er für 82% <strong>und</strong> im Paznaun für<br />

71% <strong>der</strong> Gesamtumsätze. Am kräftigsten zugelegt haben Regionen, die viel investiert<br />

haben. Alfons Parth (Obmann VTT) sieht in den großen Marken, den Seilbahnen <strong>und</strong><br />

Skischulen die großen Stärken. Die Schwächen sind die teilweise fehlenden<br />

Markenprofile <strong>der</strong> Regionen (vgl. Vahrner/Staud, 2008, S 1f).<br />

Zusammenfassend muss festgehalten werden, dass die optimale Markenführung bzw.<br />

Markenstrategie im Tourismus von <strong>der</strong> Individualität des Angebotsprofils abhängt, da<br />

dies die gr<strong>und</strong>legende Voraussetzung für den Markenerfolg ist. Natürlich bieten<br />

Erfahrungsberichte o<strong>der</strong> Forschungsergebnisse eine Hilfe bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>und</strong><br />

reduzieren das Risiko <strong>der</strong> Markenführung. Aber die unterschiedlichen<br />

Ausgangssituationen stellen die Verantwortlichen immer wie<strong>der</strong> vor neue<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Ebenso gilt dies für die <strong>Bewertung</strong>sdimensionen von Markenmodellen im horizontalen<br />

Wettbewerb. Gr<strong>und</strong>sätzlich stehen für die Entscheidungsfindung verschiedene<br />

Kriterien zur Verfügung. Je nach Ausgangssituation <strong>und</strong> Strategie muss eine<br />

individuelle Gewichtung <strong>der</strong> Dimensionen, die auf die regionalen Bedürfnisse<br />

abgestimmt ist, erfolgen.


Caroline Maria Suitner Seite 105<br />

5 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Naturparkregion Tiroler Lech<br />

5.1 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Tourismusregion<br />

5.1.1 Einführung<br />

In <strong>der</strong> Naturparkregion befinden sich zwei Tourismusverbände: <strong>der</strong> Tourismusverband<br />

(TVB) Lechtal <strong>und</strong> <strong>der</strong> Tourismusverband Ferienregion Reutte. Die insgesamt 24<br />

Naturparkgemeinden entlang des Tiroler Lechs von <strong>der</strong> Landesgrenze Vorarlbergs bis<br />

zur süddeutschen Grenze, sind in diesen zwei Verbänden touristisch zugeordnet.<br />

Der Tourismusverband Reutte wurde 1999 erstmals mit dem Ortsverbänden<br />

Weißenbach <strong>und</strong> Höfen zum Tourismusverband Ferienregion Reutte fusioniert. Im<br />

Jahr 2000 kam <strong>der</strong> Ortsverband Vils hinzu. Folgende elf Gemeinden liegen im<br />

Einzugsgebiet des TVB Ferienregion Reutte: Breitenwang, Ehenbichl, Höfen,<br />

Lechaschau, Musau, Pflach, Pinswang, Reutte, Vils, Wängle, Weissenbach a.L.<br />

Die Gemeinde Breitenwang ist dem Tourismusverband Ferienregion Reutte bzw. dem<br />

Planungsverband 2 (Reutte <strong>und</strong> Umgebung) zugewiesen. Da keine Gemeindeflächen<br />

im Naturschutzgebiet liegen, ist diese aber die einzige Gemeinde die nicht im<br />

Trägerverein des Naturparks Mitglied ist.<br />

Der Tourismusverband Lechtal wurde 2005 durch die Fusion des TVB Oberes<br />

Lechtal <strong>und</strong> TVB Unteres Lechtal neu gegründet. Das Einzugsgebiet des TVB Lechtal<br />

umfasst dreizehn Gemeinden: Bach, Elbigenalp, Elmen, Forchach, Gramais,<br />

Häselgehr, Hinterhornbach, Holzgau, Kaisers, Pfafflar, Stanzach, Steeg,<br />

Vor<strong>der</strong>hornbach. Die Gemeinde Namlos gehört zum Tourismusverband „Tiroler<br />

Zugspitzarena“, ist jedoch dem Planungsverband 3 (Lechtal) zuzurechnen <strong>und</strong> auch<br />

Mitglied im Trägerverein des Naturparks.<br />

Der erste Teil <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Tourismusregion umfasst die Darstellung <strong>der</strong><br />

touristischen Kennzahlen bei<strong>der</strong> Tourismusverbände im Vergleich zu Tirol im Zeitraum<br />

von 1990 bis 2007. Dabei wurden Kennzahlen aus den Bereichen Saisonausprägung,<br />

Auslastung, Bettenstruktur, Herkunftsmärkten <strong>und</strong> finanzieller Schlagkraft (Budget)<br />

berücksichtigt. Ergänzend zu den Kennzahlen fließen in die <strong>Analyse</strong> auch die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> aktuellen Destinationsstudie <strong>der</strong> Österreichischen Hoteliervereinigung<br />

ein. Im zweiten Teil werden die Ergebnisse <strong>der</strong> Themenbereiche Tourismusstrategie,<br />

Marketing <strong>und</strong> Markenmanagement nach den Gesprächen mit den Geschäftsführern<br />

bei<strong>der</strong> Verbände analysiert <strong>und</strong> dargestellt. Weiters wurde die Rolle des Naturparks<br />

<strong>und</strong> seine Aufgaben für den Tourismus in <strong>der</strong> Region untersucht.


Caroline Maria Suitner Seite 106<br />

5.1.2 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> touristischen Kennzahlen<br />

Die Ferienregion Reutte umfasst insgesamt 11 Gemeinden, die jedoch wenig<br />

touristisch geprägt sind (Tourismusintensität 24 Übernachtungen pro Einwohner im<br />

Verbandsgebiet). Die Übernachtungen (Ü) bzw. Ankünfte (A) <strong>der</strong> Region betragen<br />

gerade 1 - 1,5% (409.257 Ü, 130.491 A) <strong>der</strong> gesamten Tiroler Übernachtungen <strong>und</strong><br />

Ankünfte im Tourismusjahr 2007. Damit gehört <strong>der</strong> Verband zu den kleinen Verbänden<br />

in Tirol, die nicht den gefor<strong>der</strong>ten Destinationskriterien (siehe Abschnitt 2,3<br />

Regionalisierungspolitik in Tirol) entsprechen. Im Vergleich zum gesamten<br />

Tourismusland ist die Aufenthaltsdauer deutlich niedriger (Tirolschnitt 5 Tage) <strong>und</strong> liegt<br />

nur bei 3 Tagen. Dies lässt aufgr<strong>und</strong> des ausgeprägten zweiten Wirtschaftssektors den<br />

Schluss zu, dass hier Geschäftsaufenthalte neben dem Ferientourismus eine<br />

entscheidende Rolle spielen. Die Ferienregion ist überwiegend vom Sommertourismus<br />

geprägt (64%) <strong>und</strong> weist im Winterhalbjahr nur 36% <strong>der</strong> Gesamtnächte aus. Eine<br />

Ursache hierfür ist das Fehlen eines bedeutenden alpinen Wintersportgebiets im<br />

Vergleich zu Tirol. Dies wi<strong>der</strong>spricht dem Durchschnitt in Tirol gänzlich, da dies gesamt<br />

eine ausgeprägte Winterdestination darstellt.<br />

Tourismusjahr 2007 Tirol TVB Reutte TVB Lechtal<br />

Übernachtungen 41.510.016 409.257 503.136<br />

Anteile Übernachtungen an Tirol<br />

gesamt<br />

100% 1% 1,2 %<br />

Ankünfte 8.589.510 130.491 93.919<br />

Anteil Ankünfte an Tirol gesamt 100% 1,5% 1,1%<br />

Anteil Sommerübernachtungen an<br />

Gesamtnächte in %<br />

Anteil Winterübernachtungen an<br />

Gesamtnächte in %<br />

Durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />

in Tagen<br />

42% 64% 56%<br />

58% 36% 44%<br />

5 Tage 3 Tage 5 Tage<br />

Tab. 5-1: Allgemeine touristische Kennzahlen in <strong>der</strong> Naturparkregion<br />

Eigene Darstellung; Daten ATLR/Der Tourismus im Winter 06/07 bzw. im Sommer 07<br />

Der Tourismusverband Lechtal umfasst dreizehn tourismusintensive Gemeinden, die<br />

von Steeg bis Forchach reichen. Auch in diesem Verband werden nur 1,1 – 1,2% <strong>der</strong><br />

Übernachtungen bzw. Ankünfte in Bezug auf gesamt Tirol verzeichnet. Der<br />

Tourismusverband entspricht ebenso wie die Ferienregion Reutte nicht den Tiroler<br />

Destinationskriterien. Anzumerken ist jedoch, dass das Lechtal mehr Übernachtungen


Caroline Maria Suitner Seite 107<br />

als die Ferienregion Reutte ausweist <strong>und</strong> die Aufenthaltsdauer dem Tirolschnitt von 5<br />

Tagen entspricht. Der TVB Lechtal ist eine Ganzjahresdestination, mit recht<br />

ausgewogenen Saisonanteilen (Sommer 56%, Winter 44%). Die Gemeinden des<br />

oberen Lechtals sind durch die Nähe zum Skigebiet Warth-Schröcken im Winter<br />

intensiver touristischer genutzt, als die Gemeinden im unteren Lechtal.<br />

5.1.2.1 Übernachtungen <strong>und</strong> Ankünfte<br />

Betrachtet man den Übernachtungsindex auf Basis des Tourismusjahres 1990 stellt<br />

man fest, dass sich die Verbände im Laufe <strong>der</strong> letzten 17 Jahre deutlich unter dem<br />

Tiroler Schnitt entwickelt haben. Mitte <strong>der</strong> 90iger Jahres kam es zu einem tirolweiten<br />

Rückgang <strong>der</strong> Übernachtungen, wobei bis 2007 nur vereinzelt das Niveau des Jahres<br />

1990 wie<strong>der</strong> erreicht werden konnte. Beide Verbände haben im Beobachtungszeitraum<br />

diesen Rückgang <strong>der</strong> Übernachtungen nie mehr aufgeholt. Während das Lechtal in<br />

den ersten neun Jahres des Zeitvergleichs noch nahe am Tirol Schnitt lag, sind in <strong>der</strong><br />

letzten Dekade die Nächtigungen weiter gesunken. Die Ferienregion Reutte wies bis<br />

1998 kontinuierlich sinkende Nächtigungszahlen aus. Diese pendelten sich jedoch die<br />

letzten zehn Jahre auf einem gleich bleibenden Niveau ein, welches aber nur max.<br />

78% <strong>der</strong> Nächtigungen von 1990 darstellt. Der Tourismusverband Lechtal liegt im<br />

Moment bei 70% <strong>der</strong> Nächtigungen von 1990.<br />

120%<br />

110%<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Zeitvergleich Übernachtungen - Index auf Basis 1990<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Abb. 5-1: Indexbasierter Zeitvergleich <strong>der</strong> Übernachtungen von 1990 bis 2007<br />

Eigene Darstellung; Daten ATLR / Abteilung Statistik<br />

Tirol<br />

Reutte uU<br />

Lechtal


Caroline Maria Suitner Seite 108<br />

Die Saisonsausprägung <strong>der</strong> beiden Tourismusverbände hat sich im<br />

Beobachtungszeitrum nicht gr<strong>und</strong>legend verän<strong>der</strong>t, jedoch kam es zu einer<br />

Annäherung von Sommer <strong>und</strong> Winter. Während im Jahre 1990 in <strong>der</strong> Ferienregion<br />

Reutte 70% <strong>der</strong> Übernachtungen im Sommer erreicht wurden, sind dies 2007 64%. Im<br />

Lechtal betrug <strong>der</strong> Nächtigungsanteil 1990 im Sommer 59% <strong>und</strong> 2007 im Sommer<br />

56%.<br />

Die drei nächtigungsstärksten Sommergemeinden 2007 im TVB Ferienregion<br />

Reutte sind: die Marktgemeinde Reutte (63.239 Ü), Breitenwang (46.772 Ü) <strong>und</strong><br />

Wängle (35.072 Ü). Im TVB Lechtal sind die drei nächtigungsstärksten Gemeinden im<br />

Sommer: Bach (61.437 Ü), Elbigenalp (53.514 Ü) gefolgt von Holzgau (49.430 Ü).<br />

AD AD AL gew. AL priv.<br />

Bezirk / Gemeinde Ankünfte Übernachtungen gew. priv. in % in % TI<br />

Tirol gesamt 3.980.346 17.447.438 4 6 34,8 13,6 25<br />

Bezirk Reutte 364.540 1.585.213 4 5 38,9 16 50<br />

Reutte 23.043 63.239 3 4 55,8 13,3 11<br />

Breitenwang 16.609 46.772 2 5 44,6 14,8 29<br />

Wängle 9.951 35.072 4 5 56,8 20,8 39<br />

Bach 10.288 61.437 5 6 30,4 12,4 90<br />

Elbigenalp 10.958 53.514 4 6 39,5 15,9 65<br />

Holzgau 8.363 49.430 5 6 37,6 19,6 104<br />

Tab. 5-2: Kennzahlen <strong>der</strong> nächtigungsstärksten Gemeinden im Sommer 2007<br />

Eigene Darstellung; Daten ATLR / Der Tourismus im Sommer 2007<br />

Ein verän<strong>der</strong>tes Bild zeigen die nächtigungsstärksten Wintergemeinden 2006/07 im<br />

TVB Ferienregion Reutte: Voran erneut die Marktgemeinde Reutte (37.659 Ü), gefolgt<br />

von Höfen (23.685 Ü) <strong>und</strong> Wängle (23.675 Ü). Im TVB Lechtal sind dies im Winter:<br />

Holzgau (50.173 Ü), Bach (44.233 Ü) <strong>und</strong> Steeg (41.941 Ü).<br />

Bezirk / Gemeinde Ankünfte Übernachtungen AD<br />

gew.<br />

AD<br />

priv.<br />

AL gew. AL priv.<br />

in % in %<br />

TI<br />

Tirol gesamt 4.609.164 24.062.578 5 5 46,6 20,4 34<br />

Bezirk Reutte 265.183 1.468.817 5 6 37,2 14,4 45<br />

Reutte 11.832 37.659 3 6 33,6 5,7 7<br />

Höfen 4.499 23.685 3 7 18,6 16,1 18<br />

Wängle 5.144 23.675 4 8 36,6 16,6 25<br />

Holzgau 8.939 50.172 5 6 40,6 15,9 105<br />

Bach 7.374 44.233 5 6 22,6 6,6 65<br />

Steeg 8.195 41.941 5 5 33,6 11,5 58<br />

Tab. 5-3: Kennzahlen <strong>der</strong> nächtigungsstärksten Gemeinden im Winter 2006/07<br />

Eigene Darstellung; Daten ATLR / Der Tourismus im Winter 06/07


Caroline Maria Suitner Seite 109<br />

Auffällig ist bei näherer Betrachtung, dass in je<strong>der</strong> Saison die Aufenthaltsdauer (AD) in<br />

den beiden nächtigungsstärksten Gemeinden <strong>der</strong> Ferienregion Reutte in den<br />

gewerblichen Betrieben sehr kurz ist (2-3 Tage), während die privaten Betriebe eine<br />

doppelt so lange Dauer vorweisen können. Die Auslastung (AL) <strong>der</strong> gew. Betriebe liegt<br />

im Winter im TVB Reutte jedoch deutlich über dem Tiroler Vergleichswert.<br />

Ein interessantes Bild zeigt <strong>der</strong> Zeitvergleich des Ankunftsindex auf Basis des<br />

Tourismusjahrs 1990. Nach einem kontinuierlichen tirolweiten Ankunftsrückgang bis<br />

1997 hat sich die Zahl erholt, im Jahr 2000 das Ausgangsniveau erneut erreicht <strong>und</strong><br />

bis 2007 weiter gesteigert. Das Lechtal lag acht Jahre lang über dem Tiroler<br />

Durchschnitt <strong>und</strong> bußte erst in den letzten zehn Jahren dieses Ankunftsniveau ein. Im<br />

Lechtal kam es nach 1998 zu einem Einbruch <strong>der</strong> Ankünfte mit leichter Erholung in den<br />

letzten Jahren, wobei es 2007 einen deutlichen Unterschied zum Tirolschnitt gibt. In<br />

<strong>der</strong> Ferienregion Reutte sind im gleichen Zeitraum die Ankünfte auf fast 70% des<br />

Ausgangsjahres gesunken, danach haben sich diese auf einem Niveau von 80% <strong>der</strong><br />

Ankünfte 1990 eingependelt. Seit 2004 ist eine kontinuierliche Steigerung bis hin zum<br />

Index 1990 erkennbar, was auch eine Annäherung an den Tiroler Durchschnitt mit sich<br />

bringt.<br />

130%<br />

120%<br />

110%<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Zeitvergleich Ankünfte - Index auf Basis 1990<br />

Tirol gesamt<br />

Reutte uU.<br />

Lechtal<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Abb. 5-2: Indexbasierter Zeitvergleich <strong>der</strong> Ankünfte – 1990 – 2007<br />

Eigene Darstellung; Daten ATLR / Abteilung Statistik


Caroline Maria Suitner Seite 110<br />

5.1.2.2 Aufenthaltsdauer<br />

Die Aufenthaltsdauer hat sich analog zu den Übernachtungen bzw. Ankünften<br />

entwickelt. In Tirol ist die Aufenthaltsdauer von 1990 bis 2007 um je einen Tag im<br />

Sommer auf vier Tage <strong>und</strong> im Winter auf fünf Tage gesunken.<br />

Die Ferienregion Reutte schaffte im Winter bis 1994 einen Anstieg von viereinhalb auf<br />

fünf Tage, sank danach aber auf vier Aufenthaltstage ab. Im Sommer spiegelt sich die<br />

tirolweite Entwicklung seit 1990 mit einer Senkung <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer um einen Tag<br />

von vier auf drei Tage wie<strong>der</strong>. Im gesamten Tourismusjahr 2007 beträgt die<br />

Aufenthaltsdauer nur mehr 3 Tage in <strong>der</strong> Ferienregion Reutte.<br />

Im Lechtal gelang es über den gesamten Beobachtungszeitrum die Aufenthaltsdauer<br />

im Sommer <strong>und</strong> Winter über dem Tirolschnitt zu halten. Obgleich auch hier ein<br />

Rückgang von knapp sieben (1990) auf fünf Tage im Sommer <strong>und</strong> im Winter von<br />

sechseinhalb (1990) auf fünf Aufenthaltstagen im Jahr 2007 zu beobachten ist. Im<br />

gesamten Tourismusjahr 2007 beträgt die Aufenthaltsdauer dem Tirolschnitt von 5<br />

Tagen.<br />

Tage<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Aufenthaltsdauer Tourismusjahr Zeitvergleich<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Abb. 5-3: Zeitvergleich Aufenthaltsdauer Tourismusjahr 1990 – 2007<br />

Eigene Darstellung; Daten ATLR / Abteilung Statistik<br />

Tirol<br />

Reutte uU<br />

Lechtal


Caroline Maria Suitner Seite 111<br />

5.1.2.3 Bettenstruktur<br />

Der Tourismusverband Ferienregion Reutte hat einen Anteil von 1% <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Tourismusverband Lechtal einen Anteil von 2% aller Betten in Tirol vorzuweisen. Bei<br />

den Qualitätsbetten liegt <strong>der</strong> Anteil bei<strong>der</strong> Verbände nur bei 0,4%, während <strong>der</strong> Anteil<br />

<strong>der</strong> Privatbetten des TVB Reutte gerade 0,32% <strong>und</strong> <strong>der</strong> des TVB Lechtal 1% beträgt.<br />

Bettenstruktur im Tourismusjahr 2007 Tirol TVB Reutte TVB Lechtal<br />

Bettenanzahl gesamt (Basis ist Sommer 2007) 334.197 3.280 6.748<br />

Qualitätsbetten: 3-5 Sterne (Sommer 2007) 123.451 1.229 1.396<br />

Privatbetten inkl. Ferienwohnungen (Sommer 07) 120.026 1.069 3.359<br />

Anteil Qualitätsbetten an Gesamtbetten in % 37% 37% 21%<br />

Anteil Privatbetten an Gesamtbetten in % 36% 33% 50%<br />

Anteil Übernachtungen in Qualitätsbetten<br />

an Gesamtübernachtungen in %<br />

Anteil Übernachtungen in Privatbetten<br />

an Gesamtübernachtungen in %<br />

Tab. 5-4: Bettenstruktur in <strong>der</strong> Naturparkregion<br />

53% 52% 38%<br />

22% 17% 31%<br />

Eigene Darstellung; Daten ATLR/Der Tourismus im Winter 06/07 bzw. im Sommer 07<br />

Deutlich zeigt die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Bettenstruktur, dass vor allem im Lechtal <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Qualitätsbetten in <strong>der</strong> drei bis fünf Sterne-Kategorie weit unter dem Landesdurchschnitt<br />

liegt. Unterstrichen wird dieses Strukturproblem durch den ausgeprägten Anteil <strong>der</strong><br />

Privatbetten von 50% aller Betten im Verbandsgebiet. Dies spiegeln auch die<br />

Übernachtungsanteile nach Bettenkategorie (Qualitäts- o<strong>der</strong> Privatbetten) wi<strong>der</strong>. Die<br />

Ferienregion Reutte weist durchschnittsähnliche Werte auf. Der Anteil <strong>der</strong> Privatbetten<br />

weicht geringfügig, aber die dazugehörigen Nächtigungen deutlich vom Tiroler<br />

Durchschnitt ab.<br />

Betrachtet man den Bettenanzahl Index im Zeitvergleich von 1990 bis 2007 sieht man<br />

deutlich, dass in <strong>der</strong> Ferienregion Reutte die Bettenanzahl um 40% gesunken ist. Die<br />

Detailanalyse in <strong>der</strong> Ferienregion Reutte zeigt, dass vor allem die privaten Betten von<br />

über 4.052 auf nur mehr 822 gesunken sind. Das entspricht einem Rückgang von 80%.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> eins/zwei-Sterne Betten ist ebenfalls stark gefallen (-65%). Geringere<br />

Rückgänge konnten in <strong>der</strong> Kategorie <strong>der</strong> drei Sterne Betten (-20%) verzeichnet<br />

werden. Zuwächse gab es bei privaten (+ 20%) <strong>und</strong> gewerblichen (+100%)<br />

Ferienwohnungen, sowie eine Verdopplung <strong>der</strong> sonstigen Betten bzw. eine<br />

Versechsfachung <strong>der</strong> Betten in <strong>der</strong> vier/fünf-Sterne Kategorie.


Caroline Maria Suitner Seite 112<br />

120%<br />

110%<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Zeitvergleich Bettenanzahl - Index auf Basis 1990<br />

Tirol gesamt Index<br />

Reutte uU Index<br />

Lechtal Index<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Abb. 5-4: Indexbasierter Zeitvergleich <strong>der</strong> Bettenanzahl 1990 – 2007<br />

Eigene Darstellung; Daten ATLR / Abteilung Statistik<br />

Der TVB Lechtal weist im Vergleich zur Ferienregion Reutte nur geringe Än<strong>der</strong>ungen<br />

beim Bettenanzahlindex auf. Im Lechtal konnte die Bettenanzahl bis 2000 noch<br />

gesteigert werden <strong>und</strong> ist erst danach langsam abgefallen. Gr<strong>und</strong>sätzlich liegt <strong>der</strong><br />

Index jedoch bis 2003 immer über dem Tirolschnitt <strong>und</strong> verringert sich erst dann<br />

gemäß dem Tiroler Trend auf 93%.<br />

2/1 Stern<br />

11%<br />

3 Stern<br />

16%<br />

FeWo gew .<br />

4%<br />

4/5 Stern<br />

4%<br />

Bettenstruktur TVB Lechtal - TJ 2007<br />

Weitere<br />

64%<br />

Abb. 5-5: Bettenstruktur TVB Lechtal – Tourismusjahr 2007<br />

Eigene Darstellung; Daten ATLR/Abteilung Statistik<br />

Privat<br />

26%<br />

FeWo priv.<br />

23%<br />

Die Detailanalyse zeigt aber deutlich, dass sich die Anzahl <strong>der</strong> Privatbetten um 39%<br />

<strong>und</strong> die Anzahl in <strong>der</strong> ein/zwei-Sterne Kategorie um 62% gesunken ist.<br />

Sonst.<br />

16%


Caroline Maria Suitner Seite 113<br />

Starke Zuwächse gab es bei den sonstigen Betten (+ 46 %), den privaten (+ 100%)<br />

sowie gewerblichen (+ 100%) Ferienwohnungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> vier/fünf-Sterne Kategorie<br />

(+50%). Die Anzahl <strong>der</strong> drei Sterne Betten ist zwischen 1990 <strong>und</strong> 2001 um (+ 60%)<br />

gestiegen, danach wie<strong>der</strong> um 18% gefallen.<br />

5.1.2.4 Auslastung<br />

Die Auslastung zeigt die Vollbelegung <strong>der</strong> verfügbaren Betten in Prozent o<strong>der</strong> als Tage<br />

an. Die Unterscheidung in Sommer- bzw. Wintersaison zeigt regionale Beson<strong>der</strong>heiten<br />

auf <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t die Aussagekraft <strong>der</strong> Kennzahl. Die Ferienregion Reutte liegt bei den<br />

Vollbelegstagen im Tourismusjahr nahe beim Tiroler Schnitt. Beson<strong>der</strong>s auffällig ist die<br />

gute Auslastung bei den Qualitäts- <strong>und</strong> Privatbetten in <strong>der</strong> Sommersaison bzw. die<br />

geringe Vollbelegung im Winter in beiden Bettenkategorien. Der TVB Lechtal hingegen<br />

liegt um mehr als 10% unter den Vollbelegstagen in Tirol. Der Verband weißt durch das<br />

Strukturproblem deutliche Auslastungen unter dem Landesschnitt auf. Nur bei <strong>der</strong><br />

Bettenauslastung im privaten Bereich kann im Sommer eine höhere Belegungsrate<br />

erzielt werden.<br />

Auslastung im Tourismusjahr 2007 Tirol TVB Reutte TVB Lechtal<br />

Vollbelegung in Tagen im Tourismusjahr 2007 119 Tage 116 Tage 74 Tage<br />

Auslastung im Tourismusjahr 2007 in % 33% 32% 21%<br />

Auslastung in <strong>der</strong> Sommersaison in % 27% 39% 23%<br />

Auslastung in <strong>der</strong> Wintersaison in % 39% 26% 18%<br />

Auslastungstage Qualitätsbetten im Sommer<br />

(Basis Betten Sommer 2007)<br />

Auslastungstage Qualitätsbetten im Winter<br />

(Basis Betten Winter 06/07)<br />

Auslastungstage Privatbetten (inkl. FeWo) im<br />

Sommer (Basis Betten Sommer 2007)<br />

Auslastungstage Privatbetten (inkl. Fewo) im<br />

Winter (Basis Betten Winter 06/07)<br />

Tab. 5-5: Auslastungskennzahlen in <strong>der</strong> Naturparkregion<br />

81 Tage 106 Tage 72 Tage<br />

96 Tage 68 Tage 64 Tage<br />

26 Tage 37 Tage 28 Tage<br />

48 Tage 31 Tage 19 Tage<br />

Eigene Darstellung; Daten ATLR / Der Tourismus im Winter 06/07 bzw. im Sommer 07<br />

Im Beobachtungszeitraum von 1990 bis 2007 zeichnet sich das strukturelle Problem im<br />

Tourismusverband Lechtal schön ab. Die Auslastung im Tourismusjahr sinkt stetig von<br />

27% auf nur mehr knappe 20 %.


Caroline Maria Suitner Seite 114<br />

Die Ferienregion Reutte liegt ebenso deutlich unter dem Landesschnitt <strong>der</strong><br />

Auslastungen, kann aber ab dem Jahr 1999 (Fusion) einen kontinuierlichen Anstieg bis<br />

hin zu 35% in den letzen Jahren erreichen.<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Jahr<br />

Auslastung in % im Tourismusjahr<br />

Tirol gesamt<br />

Reutte uU<br />

Lechtal<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Abb. 5-6: Entwicklung <strong>der</strong> Auslastung 1990 - 2007<br />

Eigene Darstellung; Daten ATLR / Abteilung Statistik<br />

5.1.2.5 Herkunftsmärkte<br />

Im Tirolschnitt liegt <strong>der</strong> Anteil am Herkunftsmarkt Deutschland bei 52%. Die<br />

Übernachtungen bis insgesamt 75% aller Jahresnächtigungen kommen weiters von<br />

den Herkunftsmärkten Nie<strong>der</strong>landen, Österreich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Beide Verbände zeichnen sich bei den Herkunftsmärkten durch eine einseitige<br />

Konzentration auf den Hauptmarkt Deutschland aus. Während die Ferienregion Reutte<br />

zumindest zwei kleinere Herkunftsmärkte (Nie<strong>der</strong>lande 12%, Österreich 9% Ü) neben<br />

Deutschland (65% Anteil Ü) vorweisen kann, ist <strong>der</strong> Tourismusverband Lechtal mit nur<br />

einem weiteren Markt (Belgien 35% Ü) neben Deutschland (50% Ü) gefährlich<br />

fokussiert. Der dritte wichtigste Herkunftsmarkt ist für das Lechtal die Schweiz mit<br />

knapp 6% <strong>der</strong> Jahresübernachtungen.<br />

Interessant ist beim TVB Reutte <strong>der</strong> 3% Anteil <strong>der</strong> USA <strong>und</strong> <strong>der</strong> 4% Anteil von Belgien<br />

<strong>der</strong> Übernachtungen, was möglicherweise auf eine erhöhte Frequenz von<br />

Geschäftsreisenden des größten Industrieunternehmens im Bezirk hinweisen kann<br />

(Tochterfirmen in den Herkunftslän<strong>der</strong>n).


Caroline Maria Suitner Seite 115<br />

5.1.2.6 Budget<br />

Budget in €<br />

10.000.000<br />

9.000.000<br />

8.000.000<br />

7.000.000<br />

6.000.000<br />

5.000.000<br />

4.000.000<br />

3.000.000<br />

2.000.000<br />

1.000.000<br />

0<br />

Innsbruck & FD<br />

Ötztal<br />

Budget <strong>und</strong> Zusammensetzung für 2007<br />

Paznaun<br />

Olympiaregion Seefeld<br />

Mayrhofen<br />

Serfaus-Fiss-Ladis<br />

Abb. 5-7: Zusammensetzung Tourismusbudget 2007<br />

Eigene Darstellung; Daten ATLR / Abteilung Statistik<br />

Stubai Tirol<br />

1. FR. im Zillertal<br />

Budget 07<br />

Aufenthaltsabgaben 06<br />

Pflichtbeiträge 07<br />

Ferienregion Reutte<br />

In gesamt Tirol stehen in den 36 Tourismusverbänden über 92,6 Mio. EUR<br />

Tourismusbudget aus den Hauptfinanzierungssäulen Aufenthaltsabgabe <strong>und</strong><br />

Pflichtbeiträge zur Verfügung. Nicht eingerechnet sind hier weitere Zusatzeinnahmen<br />

aus dem Betrieb von Infrastruktureinrichtungen o<strong>der</strong> Werbezuschüssen von<br />

Leistungspartnern. Im Tourismusverband Lechtal steht ein Budget von 0,68 Mio. EUR<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Ferienregion Reutte von 1,43 Mio. EUR. zur Verfügung. D.h. beide<br />

Verbände verfügen nur über knapp 2,2% des gesamten Tiroler Tourismusbudgets.<br />

Zum Vergleich: Der TVB Innsbruck <strong>und</strong> Feriendörfer verfügt über 10% <strong>und</strong> <strong>der</strong> TVB<br />

Ötztal über 8% am Budgetanteil von gesamt Tirol. Folgende Abgabensätze verwenden<br />

die beiden Tourismusverbände:<br />

Auffallend ist, dass die Ferienregion Reutte trotz weniger Übernachtungen ein doppelt<br />

so hohes Budget, wie <strong>der</strong> Tourismusverband Lechtal aufweist. Eine Erklärung hierzu<br />

liefert die Zusammensetzung des Budgets durch die zwei Hauptfinanzierungssäulen<br />

Aufenthaltsabgabe <strong>und</strong> Pflichtbeiträge. In Tirol gesamt liegt die Verteilung bei 60%<br />

Pflichtbeiträgen <strong>und</strong> 40% Aufenthaltsabgaben. Im Vergleich zu allen an<strong>der</strong>en Tiroler<br />

Tourismusregionen zählt <strong>der</strong> prozentuelle Anteil <strong>der</strong> Pflichtbeiträge am Gesamtbudget<br />

in <strong>der</strong> Ferienregion Reutte zu einem <strong>der</strong> höchsten im Land.<br />

Lechtal


Caroline Maria Suitner Seite 116<br />

In <strong>der</strong> Ferienregion Reutte beträgt dieser über 80%. Dies lässt auf einen starken<br />

Wirtschaftsstandort schließen, wie es z.B. nur im Verbandsgebiet des TVB Innsbruck<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Verbände im Inntal vorkommt.<br />

Während im Lechtal nur 41% des Budgets durch die Pflichtbeiträge finanziert werden,<br />

kommt <strong>der</strong> überwiegenden Anteil aus <strong>der</strong> Aufenthaltsabgabe (Kur-/Ortstaxe). Der<br />

Anteil von 59% <strong>der</strong> Aufenthaltsabgabe am Tourismusbudget 2007 im TVB Lechtal ist<br />

<strong>der</strong> höchste Wert in ganz Tirol. Bei Verbandsreihung absteigend nach <strong>der</strong> Budgethöhe<br />

befinden sich beide Verbände im letzten Drittel <strong>und</strong> <strong>der</strong> TVB Lechtal ist sogar an<br />

vorletzter Stelle. Der TVB Lechtal mit 0,8 EUR/Übernachtung <strong>und</strong> <strong>der</strong> TVB Reutte mit<br />

0,7 EUR/Übernachtung rangieren beide im unteren Mittelfeld bei <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong><br />

Aufenthaltsabgabe 2007 pro Übernachtung (AA/Ü) auf Basis <strong>der</strong> Nächtigungen 2006.<br />

Die Skala reicht von 1,3 EUR Aufenthaltsabgabe/Ü in St. Anton bis 0,4 EUR in <strong>der</strong><br />

Region Hall Wattens.<br />

Die Ortstaxe (Aufenthaltsabgabe) pro Person <strong>und</strong> Nacht beträgt im TVB Lechtal € 1,00<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Ferienregion Reutte 0,8 EUR. Der Promillesatz für die Pflichtbeiträge liegt<br />

beim TVB Lechtal bei 10 <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Ferienregion Reutte bei 13.<br />

5.1.3 ÖHV-Destinationsstudie 2008<br />

Neben den offiziellen Daten <strong>der</strong> Abteilung Raumordnung/Statistik vom Amt <strong>der</strong> Tiroler<br />

Landesregierung wurden weitere Daten aus <strong>der</strong> aktuellen Destinationsstudie 2008 <strong>der</strong><br />

Österreichischen Hoteliervereinigung hinzugezogen.<br />

In <strong>der</strong> aktuellen Destinationsstudie wurde ein Ranking <strong>der</strong> Tourismusregionen durch<br />

direkte Wachstumsindikatoren für das Jahr 2005 <strong>und</strong> 2006 erstellt. Dabei wird die<br />

jährliche Performance <strong>und</strong> Entwicklung folgen<strong>der</strong> vier Indikatoren beurteilt: Ankünfte<br />

(aller Betriebe), Nächtigungen (aller Betriebe), Auslastung (3-5*-Betriebe) <strong>und</strong><br />

Beherbergungsumsatz (Hotels <strong>und</strong> ähnliche Betriebe) im Jahresvergleich 2005 – 2006.<br />

Die Studie geht davon aus, dass sich erfolgreiche Destinationen durch die Gewinnung<br />

neuer Gäste, Steigerung <strong>der</strong> Nächtigungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Auslastung, sowie <strong>der</strong> Umsätze<br />

kennzeichnen. Die Ergebnisse wurden durch die Verän<strong>der</strong>ung von 2005 – 2006 mit 1<br />

(schlechtester Wert) bis 10 (bester Wert) Punkten skaliert; <strong>der</strong> Branchendurchschnitt<br />

mit 5 Punkte gewertet wird. Die Addition <strong>der</strong> vier Indikatoren-<strong>Bewertung</strong>en kategorisiert<br />

die Destinationen in vier Klassen: Top, gute, mäßige <strong>und</strong> schwächere Performance.<br />

Bei Punktegleichstand entscheidet die Rangzahl <strong>der</strong> Einzelbewertungen einer Region.


Caroline Maria Suitner Seite 117<br />

Eine Unschärfe in <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Entwicklung wird durch den Einjahresvergleich<br />

konstatiert. Zusätzlich kam es zu Entwicklungsvorteilen in verschiedenen Regionen<br />

durch Großveranstaltungen, sowie zu negativen Auswirkungen z.B. durch Hochwasser,<br />

wobei <strong>der</strong>artige Einflüsse in <strong>der</strong> Studie nicht berücksichtigt wurden. Die ÖHV<br />

(Österreichische Hoteliersvereinigung) strebt einen Langzeitvergleich an, um den<br />

Einfluss von kurzfristigen Schwankungen zu verringern.<br />

Die Ferienregion Reutte wird als wenig nächtigungsintensiv eingestuft, wobei sich<br />

keine einzige rein winterorientierte Gemeinde in <strong>der</strong> Region befindet. Drei Gemeinden<br />

sind Ganzjahres- <strong>und</strong> acht Sommergemeinden. Dem Skigebiet Hahnenkamm (mittlere<br />

Höhenlage) wird im Tiroler Vergleich wenig Bedeutung zugemessen. Beim ÖHV-<br />

Ranking nach Wachstum <strong>der</strong> Ankünfte <strong>der</strong> österreichischen Destinationen 2005-2006<br />

liegt <strong>der</strong> Verband auf Platz 26 von 86 Tourismusregionen. Nach Wachstum <strong>der</strong><br />

Übernachtungen <strong>der</strong> österreichischen Destinationen 2005-2006 rangiert Reutte auf<br />

Platz 39. Bei <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Bettenauslastung reiht sich das Gebiet auf Platz 35<br />

<strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Beherbergungsumsätze auf den Platz 64. Im gesamten<br />

Ranking bedeutet dies eine Einstufung in <strong>der</strong> Destinationskarte mit einer guten<br />

Performance.<br />

Das Tiroler Lechtal ist von ganzjährig bzw. sommerorientierten Gemeinden (die alle<br />

sehr klein sind!) geprägt <strong>und</strong> weist eine mittlere bis hohe Abhängigkeit vom Tourismus<br />

auf. Fünf Gemeinden sind Ganzjahres- <strong>und</strong> acht Sommergemeinden. Einzelne<br />

Gemeinden im oberen Lechtal profitieren von <strong>der</strong> Nähe zum Skigebiet Warth-<br />

Schröcken. Das einzige nennenswerte Skigebiet in Bach – die „Jöchelspitze“ erstreckt<br />

sich auf einer mittleren Höhenlage.<br />

Beim ÖHV-Ranking nach Wachstum <strong>der</strong> Ankünfte <strong>der</strong> österreichischen Destinationen<br />

2005-2006 liegt die Region auf Platz 80 von 86. Nach Wachstum <strong>der</strong> Übernachtungen<br />

<strong>der</strong> österreichischen Übernachtungen <strong>der</strong> österreichischen Destinationen 2005-2006<br />

erreicht die Region Platz 66 von 86. Bei <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Bettenauslastung reiht sich<br />

die Region auf Platz 76 von 86 <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Beherbergungsumsätze auf<br />

den Platz 84 von 86. Im gesamten Ranking bedeutet dies eine Einstufung in <strong>der</strong><br />

Destinationskarte mit einer schwachen Performance.


Caroline Maria Suitner Seite 118<br />

5.1.4 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Tourismusstrategie<br />

Folgende vier Themenbereiche wurden in zusätzlichen Gesprächen mit den<br />

Geschäftsführern bei<strong>der</strong> Tourismusverbände erörtert:<br />

− Wie ist die touristische Rolle des Naturparks aus Sicht des Tourismusverbandes?<br />

− Wie sieht die Tourismusstrategie <strong>und</strong> –entwicklung für das jeweilige<br />

Verbandgebiet bzw. die Naturparkregion aus: Positionierung (Sommer/Winter),<br />

Kernkompetenzen <strong>der</strong> Region, Vision für die Region in 5 bzw. 10 Jahren, Existenz<br />

eines touristischen Leitbildes / Strategie, Einbindung des Naturparks, Benennung<br />

<strong>der</strong> wichtigsten Zielgruppen (Segmentierung), Zielmärkte: Herkunftslän<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Hoffnungsmärkte, Ansätze für Kooperationen od. Zusammenarbeit mehrer TVBs<br />

(Fusion).<br />

− Wie wird Marketing umgesetzt: Anteil <strong>und</strong> Höhe des Marketingbudgets,<br />

Kommunikationsmix, Controlling, Integration von Leistungspartnern.<br />

− Markenmanagement: Markenführung, Markenbekanntheit <strong>und</strong> –image,<br />

Markenreichweite, Markencontrolling, Marken-Manual.<br />

5.1.4.1 Tourismusverband Lechtal<br />

Ergebnisdarstellung des Interviews mit Geschäftsführer<br />

Michael Kohler vom 20. März 2008 im Tourismusbüro<br />

Elbigenalp.<br />

Die touristischen Rolle des Naturparks:<br />

Aus Sicht des TVB Lechtal ist <strong>der</strong> Naturpark ein Positionierungsmerkmal vor allem für<br />

den Sommer, da dieser am Besten über das Naturerlebnis verkaufbar ist. Der<br />

Trägerverein spielt eine primäre Rolle als Bewusstseinsbildner in <strong>der</strong> regionalen<br />

Bevölkerung. Eine breite Zustimmung zum Naturpark ist die Voraussetzung für die<br />

Vermarktung, die natürlich von den Vermietern getragen <strong>und</strong> unterstützt werden muss.<br />

Der Naturpark bietet die Chance in Kooperationen neue Zielgruppen zu erschließen.<br />

Der Geschäftsführer sieht die Hauptaufgabe des Naturparks in <strong>der</strong> Schaffung von<br />

Naturerlebnissen, Besucherleitsystemen <strong>und</strong> entsprechen<strong>der</strong> Infrastruktur wie z.B. das<br />

Naturparkhaus. Der Tourismusverband kann dieses Angebot in <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

mit übergreifenden Organisationen (Tirol Werbung) für die Vermarktung nützen.<br />

Dadurch kann die Aufmerksamkeit auf den Zielmärkten erhöht bzw. durch gezielte<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> Streuverlust vermieden werden. Hauptaufgabe <strong>der</strong><br />

Tourismusverbände im Gebiet wäre die Schaffung von Angebotsbündeln <strong>und</strong> die


Caroline Maria Suitner Seite 119<br />

Vermarktung selbiger. In <strong>der</strong> jetzigen Situation <strong>der</strong> Neugründung ist aus Sicht des TVB<br />

Lechtal die Rollenverteilung zwischen Naturparken <strong>und</strong> Tourismusverbänden noch<br />

nicht klar abgegrenzt bzw. abgestimmt.<br />

Seitens des TVB Lechtal wird <strong>der</strong> Naturpark bereits seit Winter 2007/08 umfassend in<br />

alle Kommunikationsmaßnahmen durch die Begriffsnennung „Naturpark“ in <strong>der</strong><br />

Regionsbezeichnung <strong>und</strong> die direkte Integration im Logo des Verbandes, sowie<br />

Logoplatzierungen auf Drucksorten etc. eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Mittelfristiges Ziel muss aus <strong>der</strong> Sicht Kohlers aber ein gemeinsamer (einheitlicher)<br />

Auftritt von Verbänden <strong>und</strong> Naturpark sein, um den Naturpark erlebbar zu machen.<br />

Tourismusstrategie:<br />

Die Urlaubsregion Lechtal versucht sich als Naturparkregion zu positionieren <strong>und</strong> die<br />

Natur erlebbar zu machen. Im Winter wird im oberen Lechtal zu 80% auf alpinen<br />

Skitourismus sowie Langläufer <strong>und</strong> im unteren Lechtal auf sanftes Naturerleben<br />

(Schneeschuhtouren) gesetzt. Im Sommer steht das ganze Tal im Zeichen des<br />

Bergerlebnis: Wan<strong>der</strong>n, Bergsteigen etc. Die Kernkompetenzen werden in <strong>der</strong><br />

Angebotsvielfalt durch die Berge <strong>und</strong> Landschaft, den Naturschauspielen entlang des<br />

Lechs, unberührte Natur <strong>und</strong> Umgebung, die gute Erreichbarkeit <strong>und</strong> Nähe zu<br />

Deutschland gesehen.<br />

Eine mittelfristige Vision für die Region gibt es bislang nicht, da durch die<br />

Regionalisierungspolitik des Landes jede Entwicklung möglich ist (Fusion mit TVB<br />

Reutte). Aber ein mögliches Ziel wäre die Integration des Naturparks mit seinen<br />

Angeboten in eine Strategie. Durch die Schaffung des Naturschutzgebietes soll eine<br />

verstärkte Dynamik für den Tourismus entstehen. Ein touristisches Leitbild o<strong>der</strong> eine<br />

ausgearbeitete verbindliche Strategie gibt bislang ebenfalls nicht, aber es gab erste<br />

Überlegungen hierzu. Im Zuge <strong>der</strong> finanziellen Übernahme <strong>der</strong> Lechtaler Bergbahnen<br />

in Bach durch die Liftgesellschaft Warth-Schröcken wurde seitens <strong>der</strong> neuen<br />

Eigentümer eine solche eingefor<strong>der</strong>t.<br />

Die Zielgruppen werden bislang anhand von sportlichen Motiven (Skifahrer, Wan<strong>der</strong>er,<br />

Angler, etc.) selektiert. Hauptzielgruppe war unter an<strong>der</strong>em die Altergruppe 50+.<br />

Die Hauptherkunftslän<strong>der</strong> für die Region Lechtal sind Süd-Deutschland (50%), Belgien<br />

durch den Jugendreiseveranstalter Jeka, sowie die Schweiz <strong>und</strong> Österreich.<br />

Hoffungsmärkte in Kooperation mit <strong>der</strong> Tirol Werbung werden in Großbritannien <strong>und</strong><br />

Skandinavien gesehen. Durch Markteintritt des Veranstalters Jeka in Kroatien erhofft<br />

man sich auch eine entsprechende Entwicklung.


Caroline Maria Suitner Seite 120<br />

Seit einem Jahr verfügt <strong>der</strong> Verband über die Reisebüro Lizenz für das Incoming-<br />

Geschäft. Die Einführung <strong>und</strong> Umsetzung ist bislang sehr schwierig aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

fehlenden Zustimmung <strong>der</strong> Vermieter zu einem Provisionssystem.<br />

Das Damoklesschwert „Fusion“ schwebt auch über dem Lechtal <strong>und</strong> ist für die (nahe)<br />

Zukunft angedacht, aber konkrete Gespräche gibt es bislang keine. Eine Alternative<br />

wird in <strong>der</strong> Gründung einer Marketingkooperation für einen gemeinsamen Außenauftritt<br />

<strong>der</strong> Regionen gesehen. Anstoß hierzu könnten die regelmäßigen Treffen beim<br />

touristischen Jour-Fix <strong>der</strong> Regionalentwicklung im Zuge <strong>der</strong> Mitarbeiterqualifizierung im<br />

Tourismus sein.<br />

Marketing:<br />

Das Gesamtbudget des Tourismusverbandes Lechtal beträgt 750.000 EUR, wovon<br />

40% (= 300.000 EUR) direkt ins Marketing fließen. Dieser hohe Anteil ist durch eine<br />

schlanke Verwaltung mit gezieltem Personaleinsatz in den Infostellen möglich.<br />

In <strong>der</strong> Kommunikation erfolgt die Ressourcenzuweisung <strong>der</strong> Budgets nach Zielmärkten<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schwerpunkt wird im Online-Bereich, PR <strong>und</strong> Messen gelegt. Reine<br />

Imageanzeigen o<strong>der</strong> Printwerbung sind nicht effizient bzw. effektiv <strong>und</strong> werden<br />

kontinuierlich verringert. Das Controlling <strong>der</strong> Maßnahmen erfolgt im Online-Bereich<br />

sehr genau anhand <strong>der</strong> Statistiken, ansonsten über Feedbacks von Messeteilnehmern<br />

<strong>und</strong> Nächtigungsentwicklungen.<br />

Externe Leistungspartner (Vermieter) werden z.B. bei Messen eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bieten<br />

für den TVB eine Refinanzierungsmöglichkeit bzw. direkte Kooperationsmaßnahmen.<br />

Markenmanagement:<br />

We<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tourismusverband Lechtal als Organisation noch eines seiner Angebote<br />

wird als Marke geführt. Es wird versucht ein einheitliches Erscheinungsbild zu<br />

gewährleisten, wobei das aktuelle Logo hierzu nicht ideal ist. Es gibt kein<br />

Markenmanual o<strong>der</strong> –management.<br />

Die Bekanntheit <strong>und</strong> Reichweite <strong>der</strong> Region Lechtal als Marke wird als sehr hoch auf<br />

den Zielmärkten im Nahbereich bzw. dem deutschsprachigen Raum eingeschätzt.<br />

Genaue Erhebungen (repräsentative Marktforschung) hierzu gibt es keine, teilweise<br />

können Rückläufe aus Kommunikationsmaßnahmen gemessen werden. Lediglich beim<br />

Erscheinungsbild erfolgt ein Controlling, nicht jedoch qualitativ im Produkt- o<strong>der</strong><br />

Servicebereich.


Caroline Maria Suitner Seite 121<br />

5.1.4.2 Tourismusverband Ferienregion Reutte<br />

Ergebnisdarstellung des Interviews mit Geschäftsführer<br />

Franz Kammerlan<strong>der</strong> vom 14. März 2008 im Tourismusbüro<br />

Reutte.<br />

Die touristischen Rolle des Naturparks:<br />

Der Tourismusverband Ferienregion Reutte sieht die Aufgabe des Naturparks als<br />

Angebotslieferant im Tourismus mit dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Besucherlenkung im<br />

Schutzgebiet. Die Vermarktung <strong>und</strong> Vernetzung <strong>der</strong> Angebote ist Aufgabe des<br />

Tourismusverbandes. Die Leistung eines finanziellen Beitrages wird für die<br />

Vermarktung im Moment nicht erwartet, aber die Bereitstellung von Infrastruktur bzw.<br />

konkreten Angeboten. Vom Tourismusverband in Anspruch genommene Leistungen,<br />

wie z.B. geführte Touren werden abgegolten.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Geschäftsführung ist die Rollenverteilung klar definiert, obgleich es in<br />

Startphasen erfahrungsgemäß oftmals zu Unklarheiten kommen kann.<br />

Eine klare Erwartung liegt bei <strong>der</strong> Umsetzung des Naturpark Hauses in Forchach mit<br />

<strong>der</strong> Finanzierung über den Trägerverein bzw. über öffentliche Gel<strong>der</strong> – ohne Belastung<br />

<strong>der</strong> Verbandsbudgets.<br />

Seitens <strong>der</strong> Ferienregion Reutte wird <strong>der</strong> Naturpark in den<br />

Kommunikationsmaßnahmen seit Jahresbeginn 2008 als Angebotsbündel mit<br />

Logoplatzierung auf Drucksorten etc. eingeb<strong>und</strong>en. Im Sommer 2008 tritt die<br />

Ferienregion Reutte jetzt erstmals auf einer Kin<strong>der</strong>programm-Broschüre mit geän<strong>der</strong>ter<br />

Benennung auf. Die Ferienregion wurde zur Naturparkregion umbenannt <strong>und</strong> dies auch<br />

im Logo berücksichtigt. Zusätzlich wurde das neue Corporate Design <strong>der</strong> Tirol<br />

Werbung berücksichtigt <strong>und</strong> im Co-Branding neben <strong>der</strong> Marke Tirol auch das Logo des<br />

Naturparks selbst verwendet (siehe Anhang).<br />

Tourismusstrategie:<br />

Die Ferienregion Reutte benützt im Logo den Slogan „Tor zu Tirol“, <strong>der</strong> als<br />

geographische Bestimmung verwendet wird. Eine durchgängige Positionierung <strong>der</strong><br />

Angebote wird jedoch im Moment nicht umgesetzt.


Caroline Maria Suitner Seite 122<br />

Der Verband verfügt <strong>der</strong>zeit über kein Leitbild bzw. eine abgestimmte<br />

Tourismusstrategie als Arbeitsgr<strong>und</strong>lage für die nächsten fünf bis 10 Jahre. Es sind im<br />

Moment aber die ersten Schritte eines Strategiefindungsprozesses initiiert, <strong>der</strong> mit<br />

verschiedenen Gremien ein Leitbild bzw. Strategie ausarbeiten soll. Die aktuelle<br />

Logoabän<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Bennennung „Naturparkregion Reutte“ weist auf erste<br />

Maßnahmen hin.<br />

Die Kernkompetenzen werden in den Bereichen Natur (Seen, Berge, etc.) <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Kultur (Europäisches Burgenmuseum Ehrenberg) gesehen. Ziel ist es auch in Zukunft<br />

diese Kompetenzen perfekt zu inszenieren <strong>und</strong> dadurch einen USP zu schaffen.<br />

Potential bietet <strong>der</strong> neue Flughafen in Memmingen, <strong>der</strong> für Billigfluglinien interessant ist<br />

<strong>und</strong> vor allem den Norddeutschen Markt erschließen kann.<br />

Die Zielgruppen sind geographisch segmentiert <strong>und</strong> umfassen die Herkunftslän<strong>der</strong><br />

Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>lande. In den letzten Jahren<br />

konnten gute prozentuale Zuwachsraten in den CEE Län<strong>der</strong>n wie Polen, Tschechische<br />

Republik <strong>und</strong> Ungarn erreicht werden. Weiters werden die Zielgruppen nach dem<br />

Motive „Alpenliebhaber“ im Sommer (Kultur <strong>und</strong> Naturerlebnis) bzw. im Winter (sanfter<br />

Tourismus mit Schneeschuhwan<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Langlauf) eingeteilt. Eine<br />

soziodemographische Zielgruppenanalyse wird nicht vorgenommen.<br />

Über eine Fusion mit dem TVB Lechtal o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Verbänden wird im Moment nicht<br />

diskutiert bzw. nachgedacht. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> letzten Pressemeldung von<br />

Landeshauptmann van Staa (vgl. Kapitel 3.3) gibt es seitens <strong>der</strong> Ferienregion Reutte<br />

we<strong>der</strong> eine Veranlassung noch Verpflichtung hierzu.<br />

Erste touristische Kooperationen gibt es aber beim Projekt Fernsehkanal „Außerfern<br />

TV“, Marktbearbeitungsgemeinschaft „Klettern in West Tirol“ <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Werbegemeinschaft „Vitales Land“ mit dem Allgäu.<br />

Marketing:<br />

Insgesamt steht <strong>der</strong> Ferienregion Reutte ein Budget von 1,8 Mio. EUR zur Verfügung.<br />

Davon gehen nach eigenen Angaben etwa 20% (in diesem Jahr 360.000 EUR) in die<br />

Kommunikation. Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Ressourcen fällt auf die Pressearbeit inkl. PR-<br />

Advertorials, Werbezwecke, Kooperationen, Online-Werbung, Messen <strong>und</strong><br />

Stammk<strong>und</strong>en-Maßnahmen. Der Bereich klassische Printwerbung verliert an


Caroline Maria Suitner Seite 123<br />

Bedeutung. Die Maßnahmen werden nicht direkt auf die Wirksamkeit kontrolliert, außer<br />

im Online-Bereich - sofern dies möglich ist.<br />

Die wichtigsten Leistungspartner (Vermieter bzw. Bergbahnen) werden in die<br />

Kommunikation integriert, wobei dies unterschiedlich gehandhabt wird (Nennung,<br />

Logopräsenz).<br />

Markenmanagement:<br />

We<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tourismusverband Ferienregion Reutte als Organisation noch eines seiner<br />

Angebote wird als Marke geführt. Es wird versucht ein einheitliches Erscheinungsbild<br />

zu gewährleisten. Für diesen Zweck gibt es ein Corporate Design (CD) Manual bzw.<br />

wurde teilweise im Sommer 2008 erstmals das neue CD <strong>der</strong> Tirolwerbung mit dem<br />

Netzband übernommen. Für diese Anpassung konnten För<strong>der</strong>mittel generiert werden.<br />

Im Verband gibt es we<strong>der</strong> ein Markenmanual o<strong>der</strong> –konzept. Das Naturpark-Logo wird<br />

im Moment im Co-Branding in allen Kommunikationsmaßnahmen verwendet.<br />

Der Tourismusverband war einer <strong>der</strong> ersten touristischen Organisationen die über das<br />

Qualitätsgütezeichen <strong>der</strong> Tirol Werbung „Tirol Q“ getestet <strong>und</strong> zertifiziert wurde.<br />

Die Bekanntheit <strong>der</strong> Ferienregion Reutte wird von den Tourismusverantwortlichen auf<br />

den Herkunftsmärkten als hoch eingeschätzt, wobei es keine Erhebungen hierzu gibt.<br />

Die geographische Reichweite <strong>der</strong> Marke „Ferienregion Reutte“ (=<br />

Marketingaktivitäten) bei <strong>der</strong> Angebotsvermarktung erstreckt sich an eigenen Angaben<br />

in Deutschland auf ausgesuchte Regionen, in Österreich nicht aufgr<strong>und</strong> mangelnden<br />

Budgets <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Schweiz als Gesamtmarktabdeckung.<br />

5.2 <strong>Analyse</strong> Naturpark Tiroler Lech<br />

5.2.1 Einführung ins Thema Naturpark<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich können die Schutzgebiete übersichtlich in Internationale, Europäische<br />

<strong>und</strong> Österreichische eingeteilt werden. Darunter befinden sich zahlreiche Kategorien<br />

<strong>und</strong> Einteilungen, die nach unterschiedlichen Gesichts- <strong>und</strong> Ansatzpunkten getroffen<br />

werden.


Caroline Maria Suitner Seite 124<br />

In Österreich werden Schutzgebiete <strong>und</strong> Prädikate unterschieden. Bei den nationalen<br />

Schutzgebieten gibt es Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, Ruhegebiete,<br />

Nationalparks, Naturdenkmäler, geschützte Landschaftsteile. Ein nationales Prädikat<br />

neben an<strong>der</strong>en ist <strong>der</strong> Naturpark. Ein Naturpark ist ein geschützter Landschaftsraum,<br />

<strong>der</strong> aus dem Zusammenwirken von Mensch <strong>und</strong> Natur entstanden ist. Oft handelt es<br />

sich um Landschaftsräume, die im Laufe von Jahrh<strong>und</strong>erten die heutige Gestalt<br />

bekommen haben <strong>und</strong> durch die Menschen, die hier leben <strong>und</strong> wirtschaften, durch<br />

schonende Formen <strong>der</strong> Landnutzung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Landschaftspflege erhalten werden<br />

sollen. Im Naturpark wird diese Kulturlandschaft von beson<strong>der</strong>em ästhetischem Reiz<br />

für den Besucher durch spezielle Einrichtungen erschlossen <strong>und</strong> als Erholungsraum<br />

zugänglich gemacht. Das gesetzliche Ziel <strong>der</strong> Naturparke ist <strong>der</strong> Schutz einer<br />

Landschaft in Verbindung mit <strong>der</strong>en Nutzung. Dabei sollen beson<strong>der</strong>s wertvolle,<br />

charakteristische Landschaftsräume vor einer Zerstörung bewahrt <strong>und</strong> entwickelt<br />

werden.<br />

Die vier wichtigsten Säulen auf die sich <strong>der</strong> Naturpark stützt <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> die<br />

Naturparkverwaltungen ihre Arbeitsschwerpunkte richtet sind: Schutz, Erholung,<br />

Bildung, <strong>und</strong> Regionalentwicklung. In Tirol wurden diese vier Gr<strong>und</strong>pfeiler um die<br />

„Forschung“ ergänzt. Naturparke dienen primär als Informations-, Bildungs- <strong>und</strong><br />

Erholungseinrichtung für Bevölkerung <strong>und</strong> Besucher. Der Schwerpunkt liegt auf dem<br />

Erhalt <strong>der</strong> wertvollen Kulturlandschaft <strong>und</strong> sie fungieren auch als Instrument für die<br />

nachhaltige Regionalentwicklung. Gleichzeitig sind diese im Gegensatz zu<br />

Nationalparks nicht mit Schutzzonen, die menschliche Nutzung ausschließen,<br />

ausgestattet. Die Vergabe des Prädikats „Naturpark“ erfolgt über eine Verordnung <strong>der</strong><br />

Landesregierung. In allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n (mit Ausnahme <strong>der</strong> Steiermark) ist dies eine<br />

zusätzliche Auszeichnung von bereits bestehenden Schutzgebieten <strong>und</strong> stellt keine<br />

eigene Kategorie dar.<br />

Die Naturparke Österreichs repräsentieren eine Vielfalt beson<strong>der</strong>s reizvoller<br />

Landschaften, die sich durch ihre regionale Eigenart, die wohlausgewogene Nutzung,<br />

kulturelle Beson<strong>der</strong>heiten, sowie ein breites Angebot an Möglichkeiten des<br />

Naturerlebens <strong>und</strong> Naturbegreifens auszeichnen. In Österreich gibt es <strong>der</strong>zeit 45<br />

Naturparke, die zusammen eine Fläche von r<strong>und</strong> 400.000 ha umfassen. Die Verteilung<br />

<strong>der</strong> Naturparke auf die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> ist unterschiedlich: Nie<strong>der</strong>österreich (22<br />

Naturparke), Steiermark (7), Oberösterreich (2), Salzburg (2), Burgenland (6), Tirol (4),<br />

Kärnten (2). 1995 erfolgt <strong>der</strong> Zusammenschluss <strong>der</strong> bestehenden Naturparks zum<br />

Verband <strong>der</strong> Naturparke Österreichs (VNÖ). Das wichtigste Ziel des Verbandes ist eine


Caroline Maria Suitner Seite 125<br />

osterreichweite koordinierte Weiterentwicklung <strong>der</strong> Naturparkidee. Die wesentlichen<br />

Aktivitäten sind: Entwicklung von Strategien <strong>und</strong> Qualitätskriterien, Ausbildung von<br />

Natur- <strong>und</strong> LandschaftsführerInnen, Durchführung von Beschäftigungs- <strong>und</strong><br />

Modellprojekten, Erfahrungsaustausch, gemeinsame Marketingmaßnahmen <strong>und</strong><br />

Wartung <strong>der</strong> Vereinshomepage.<br />

Lange Zeit wurden Naturparke <strong>und</strong> regionalen Entwicklung als Gegensätze betrachtet.<br />

Mittlerweile werden den Naturparken nicht nur positive Einflüsse bei <strong>der</strong><br />

Regionalentwicklung zugeschrieben, son<strong>der</strong>n diese auch als Motor <strong>der</strong> regionalen<br />

Entwicklung gesehen. Durch diese Funktion bieten die Parke die Chance in ihrer<br />

Region Impulse zu setzten, die Lebensqualität <strong>der</strong> lokalen Bevölkerung, sowie die<br />

Wertschöpfung zu erhöhen.<br />

Naturparktourismus ist ein verantwortungsbewusster Aufenthalt in Natur- <strong>und</strong><br />

naturnahen Gebieten, dessen Organisation <strong>und</strong> Realisierung sich aus den regionalen<br />

Bedürfnissen über die Mitbestimmung <strong>der</strong> Beteiligten heraus entwickelt hat. Dabei<br />

werden die Natur <strong>und</strong> Umwelt, soziale, kulturelle <strong>und</strong> wirtschaftliche Gegebenheiten<br />

beachtet, sowie nachhaltig geschützt, geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> finanziert.<br />

5.2.2 Der Naturpark Tiroler Lech<br />

Das Lechtal liegt im Nordwesten Tirols <strong>und</strong> gehört zum politischen Bezirk Reutte. Auf<br />

einer Länge von 62 km erstreckt sich das Tiroler Lechtal in einer West-Nordost<br />

Ausbreitung von Steeg bis Vils an die süddeutsche Grenze. Im Dezember 2004 wurde<br />

von <strong>der</strong> Tiroler Landesregierung beschlossen einen Naturpark zu installieren. 24<br />

Gemeinden entlang des Lechs, sowie an den wichtigsten Seitenzubringern bilden die<br />

Naturparkregion im Außerfern. Der Naturpark „Tiroler Lech“ ist das größte<br />

zusammenhängende Naturschutzgebiet im Talbereich Tirols. Das Schutzgebiet von ca.<br />

41 km2 umfasst den Wildfluss Lech, die angrenzende Auenlandschaft sowie die<br />

wichtigsten Seitenzubringer.<br />

Der Naturpark liegt zur Gänze in den Nördlichen Kalkalpen, eingebettet zwischen den<br />

zwei mächtigen Gebirgsketten <strong>der</strong> Allgäuer Alpen im Norden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Lechtaler Alpen<br />

im Süden. Das Gebiet verdankt das heutige Aussehen <strong>der</strong> Täler <strong>und</strong> Gipfel den<br />

Gletschern <strong>der</strong> Eiszeiten. Das Eis des mächtigen Lechgletschers formte das Talsystem<br />

zu einem markanten Trogtal mit steilen Hangflanken. Die Hangtäler über dem Haupttal<br />

entstanden aufgr<strong>und</strong> einer blockierten Dynamik <strong>der</strong> Seitengletscher durch den<br />

mächtigen Lechgletscher. Dadurch entstanden eindrucksvolle Schluchten o<strong>der</strong><br />

Wasserfälle am Ausgang <strong>der</strong> Seitentäler.


Caroline Maria Suitner Seite 126<br />

Das Tiroler Lechtal ist trotz <strong>der</strong> Jahrh<strong>und</strong>erte langen Nutzung <strong>und</strong> Beeinflussung des<br />

Menschen ein weitgehend natürliches <strong>und</strong> naturnahes Gebiet <strong>und</strong> zählt somit zu den<br />

letzten Naturkostbarkeiten Europas. Der Naturraum des Naturparks wird durch den<br />

Wildfluss Lech geprägt, <strong>der</strong> heute noch das Erscheinungsbild des gesamten Tales<br />

bestimmt. Durch seine Unberührtheit weist <strong>der</strong> Lech typische Charakteristika einer<br />

Wildflusslandschaft auf. Durch seine Größe <strong>und</strong> Ausformung erhält <strong>der</strong> Lech eine<br />

große Bedeutung für ganz Mitteleuropa (70% <strong>der</strong> Flusslänge sind naturnah bis wenig<br />

beeinträchtigt), da die meisten alpinen Flüsse durch Verbauungen in künstliche Bette<br />

gezwängt o<strong>der</strong> zu Speicherseen aufgestaut wurden. Diese Wildflusslandschaft<br />

verzweigt sich in einem breiten Flussbett, bildet mächtige Kies- <strong>und</strong> Schotterbänke aus<br />

<strong>und</strong> zerspaltet sich in Rinnen, die auseinan<strong>der</strong> streben <strong>und</strong> sich wie<strong>der</strong> vereinen.<br />

Typisch für Gebirgsflüsse sind das starke Gefälle, die enorme Geschiebeführung <strong>und</strong><br />

die großen aber auch regelmäßigen Schwankungen in <strong>der</strong> Wasserführung. Im mittleren<br />

Talabschnitt bildet <strong>der</strong> Lech großflächige Schotter-, Sand-, Auwald- sowie weiträumige<br />

Überflutungsflächen aus, die zu den am meisten bedrohten Landschaftstypen in<br />

Mitteleuropa zählen.<br />

Für viele seltene Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten stellt <strong>der</strong> Naturpark eine Zufluchtsstätte dar.<br />

Die unterschiedlichsten Lebensräume sind die Gr<strong>und</strong>lage für eine artenreiche Flora<br />

<strong>und</strong> Fauna in diesem Gebiet. Ein Drittel aller in Tirol vorkommen<strong>der</strong> Pflanzenarten sind<br />

dort beheimatet: 1.160 Pflanzenarten wurden im Naturpark nachgewiesen, von denen<br />

392 Arten sehr gefährdet sind darunter reichhaltige Orchideenbestände. Auch durch<br />

die Fauna erlangt dieses Gebiet eine hohe Schutzwürdigkeit. Die ausgedehnten Auen<br />

beherbergen außerdem eine außergewöhnlich hohe ornithologische Artenfülle. Für<br />

alpine Vögel zählt <strong>der</strong> Lech zu den wichtigsten Brutgebieten Österreichs. In den letzten<br />

Jahren konnten über 150 Vogelarten, wovon 110 Arten in den Talräumen brüten – im<br />

Naturpark nachgewiesen werden.<br />

5.2.3 Schutzgebietsbetreuung <strong>und</strong> Trägerverein<br />

Der Naturpark „Tiroler Lech“ verfügt über eine eigene Schutzgebietsbetreuung<br />

bestehend aus zwei MitarbeiterInnen in <strong>der</strong> Geschäftsstelle in Weißenbach. Zur<br />

organisatorischen Verankerung des Naturparks in <strong>der</strong> Region wurde 2006 ein<br />

Trägerverein gegründet in dem das Land Tirol, WWF, Tourismusverbände, die 24<br />

Anliegergemeinden, an<strong>der</strong>e Vereine, Privatpersonen zahlende Mitglie<strong>der</strong> sind. Die<br />

konstituierende Sitzung fand erst im April 2007 mit <strong>der</strong> Bestellung <strong>der</strong> Organe statt.


Caroline Maria Suitner Seite 127<br />

In <strong>der</strong> Aufbauphase des Naturparks wurde bereits ein Corporate-Design-Manual mit<br />

Logo entwickelt. Erste Entwürfe zu einem 10jährigen Managementplan <strong>und</strong> einer<br />

Markenstrategie für den Naturpark liegen vor, wurden aber jedoch bislang vom<br />

Vorstand we<strong>der</strong> diskutiert noch verabschiedet. Eine Marketingstrategie konnte<br />

aufgr<strong>und</strong> des fehlenden Managementplans nicht ausgearbeitet werden. Die<br />

Kooperation mit den Tourismusverbänden ist langsam angelaufen <strong>und</strong> erste<br />

Kleinprojekte (Führungen, Veranstaltungen, Vorträge) konnten umgesetzt werden.<br />

Einziger Marketingschwerpunkt ist momentan die Kampagne „Wertvoller denn je“ in<br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Tirol Werbung zur Vermarktung des Nationalpark Hohe<br />

Tauern sowie <strong>der</strong> Tiroler Naturparke. Hier wird auch mit den Tourismusverbänden<br />

kooperiert.<br />

Das Naturparkhaus in Forchach soll zukünftig eine <strong>der</strong> zentralen Anlaufstellen im<br />

Naturpark darstellen. Im Moment läuft noch <strong>der</strong> Planungsprozess mit einem<br />

Architekturwettbewerb <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fertigstellungstermin ist für 2009 vorgesehen. Die<br />

Finanzierung konnte durch die Beteiligung des Landes Tirol gesichert werden.<br />

Zukünftig soll das Naturparkhauses durch den Trägerverein des Naturparks<br />

bewirtschaftet <strong>und</strong> erhalten werden.<br />

Ein Auszug aus den Vereinsstatuten zeigt den Zweck <strong>und</strong> die Aufgaben für die<br />

Schutzgebietsbetreuung:<br />

§ 2: Zweck<br />

Der Verein, dessen Tätigkeit nicht auf Gewinn gerichtet ist, bezweckt die Entwicklung,<br />

die För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Betreuung des durch Verordnung <strong>der</strong> Tiroler Landesregierung<br />

geschaffenen „Naturpark Tiroler Lechtal“ in ideeller <strong>und</strong> materieller Hinsicht. Der Verein<br />

soll den Gedanken des Naturschutzes im Naturpark durch geeignete Maßnahmen zur<br />

Erhaltung, Pflege sowie etwaige Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>und</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Natur- <strong>und</strong><br />

Kulturlandschaft för<strong>der</strong>n.<br />

Maßnahmen zur Erreichung des Vereinszweckes sind insbeson<strong>der</strong>e:<br />

a) die För<strong>der</strong>ung von Vorhaben in <strong>der</strong> Naturparkregion, die <strong>der</strong> Erhaltung <strong>der</strong><br />

Natur- <strong>und</strong> Kulturlandschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bewahrung, erfor<strong>der</strong>lichenfalls <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> für den Naturpark charakteristischen Tier- <strong>und</strong><br />

Pflanzenwelt, einschließlich ihrer Lebensräume, dienen;<br />

b) die Unterstützung naturnaher Wirtschaftformen, insbeson<strong>der</strong>e in den Bereichen<br />

Landwirtschaft, Handwerk <strong>und</strong> Tourismus;<br />

c) die Besucherbetreuung, insbeson<strong>der</strong>e die Errichtung <strong>und</strong> Betreibung eines<br />

Naturparkhauses;


Caroline Maria Suitner Seite 128<br />

d) die Durchführung <strong>und</strong> Koordinierung <strong>der</strong> naturk<strong>und</strong>lichen Führungstätigkeiten;<br />

e) die Informations- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit in den Angelegenheiten des<br />

Naturparks;<br />

f) die Vergabe <strong>und</strong> Koordinierung von Forschungsaufträgen <strong>und</strong> von Vorhaben<br />

zur wissenschaftlichen Betreuung des Naturparks sowie die laufende<br />

Beobachtung (Monitoring).<br />

§ 3: Mittel zur Erreichung des Vereinszwecks<br />

(1) Der Vereinszweck soll durch die nachfolgenden angeführten ideellen <strong>und</strong><br />

materiellen Mittel erreicht werden.<br />

(2) Die Erfüllung des Vereinszweckes wird insbeson<strong>der</strong>e angestrebt durch<br />

1. die Vertretung <strong>der</strong> Interessen des Naturparkgebietes nach außen <strong>und</strong> die<br />

Organisation <strong>der</strong> Bewerbung des Naturparks in <strong>der</strong> Außenwirkung;<br />

2. die Initiierung, Durchführung <strong>und</strong> Betreuung von Projekten, die dem Verein<br />

dienen, wie beispielsweise<br />

a. die Durchführung von Vorträgen, geselligen Zusammenkünften,<br />

Diskussionsveranstaltungen, wissenschaftlichen Foren, etc. über den<br />

Naturpark Lechtal;<br />

b. die Herausgabe von Publikationen<br />

c. die Organisation von Führungen <strong>und</strong> Exkursionen<br />

3. die Beratung aller Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Betroffenen in naturschutz- <strong>und</strong><br />

raumordungsrelevanten Fragen;<br />

4. die Kooperation mit öffentlichen <strong>und</strong> privaten Stellen zur Optimierung des<br />

Vereinszweckes;<br />

5. die Errichtung <strong>und</strong> Betreibung von Anlagen bzw. Maßnahmen zur<br />

Besucherlenkung <strong>und</strong> –betreuung sowie von Forschungs-, Bildungs- <strong>und</strong><br />

Beratungseinrichtungen;<br />

6. die Verwaltung <strong>und</strong> Koordination von För<strong>der</strong>mitteln des B<strong>und</strong>es, des Landes, <strong>der</strong><br />

Gemeinden o<strong>der</strong> privater Vereinigungen. Der Verein ist zur sparsamen,<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> zweckmäßigen Verwendung <strong>der</strong> ihm zur Bedeckung des<br />

Aufwandes zur Verfügung stehenden Mittel verpflichtet;<br />

7. die För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Unterstützung naturnaher Erholungsmöglichkeiten <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

bisher geübten Form <strong>der</strong> Landwirtschaft;<br />

8. freiwillige Arbeitsleistungen zur Sicherung des Vereinszweckes;<br />

9. die Stärkung <strong>der</strong> eigenständigen, auf die regionalen Gegebenheiten abgestimmte<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Naturparkregion <strong>und</strong> <strong>der</strong> dort lebenden Bevölkerung unter


Caroline Maria Suitner Seite 129<br />

beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>und</strong> unter Einbindung <strong>der</strong> zwischen dem regionalen<br />

Entwicklungsverein <strong>und</strong> <strong>der</strong> Naturparkbetreuung abgestimmten Vorgangsweise.<br />

Die MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Schutzgebietsbetreuung sehen die Rolle des Naturparks im<br />

Tourismus in <strong>der</strong> Bewusstseinsbildung, <strong>der</strong> Schaffung von Erholungsorten, <strong>der</strong><br />

Unterstützung bei <strong>der</strong> Infrastrukturbeschaffung im Naturpark <strong>und</strong> dem Naturschutz<br />

unter dem Motto „Schützen <strong>und</strong> Nützen“. Die Schutzgebietsbetreuung sieht sich aber<br />

nicht als reiner Angebotslieferant für den Tourismus, son<strong>der</strong>n streicht ihrerseits die<br />

primäre Aufgabe des Natur- <strong>und</strong> Umweltschutzes hervor.<br />

Zur wirtschaftlichen Entwicklung <strong>der</strong> Naturparkregion wurde im September 2004 ein<br />

eigenes Son<strong>der</strong>för<strong>der</strong>programm des Landes Tirol eingerichtet. Im Katalog <strong>der</strong><br />

Leitmaßnahmen ist festgehalten, dass durch die Etablierung <strong>und</strong> Vermarktung des<br />

Naturparks eine beson<strong>der</strong>e touristische Positionierung erreicht <strong>und</strong> durch eine enge<br />

Zusammenarbeit <strong>der</strong> touristischen Leistungsträger das notwendige Potential zur<br />

Vermarktung geschaffen werden. Aus diesem Son<strong>der</strong>för<strong>der</strong>ungsprogramm wurden zur<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Leitmaßnahmen F „Marke Tiroler Lechtal – Naturschutzgebiet-<br />

Naturpark Tiroler Lech“ geschätzte 4,36 Mio. EUR veranschlagt. Bislang wurden von<br />

2004 bis 2007 aus diesem Son<strong>der</strong>för<strong>der</strong>ungsprogramm nur 18.000,-- EUR für den<br />

Naturpark für die 3-jährige Vermarktungskooperation „Wertvoller denn je“ in<br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Tirol Werbung ausgeschöpft. D.h. die För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong> liegen<br />

bislang ungenützt brach!<br />

Das Budget des Naturparks setzt sich aus den Mitgliedsbeiträgen des Trägervereins,<br />

öffentlichen Zuwendungen für Projekte, Spenden o<strong>der</strong> Zuwendungen <strong>und</strong> sonstigen<br />

Erlösen aus Veranstaltungen o<strong>der</strong> Beratungstätigkeiten zusammen. Die Finanzierung<br />

<strong>der</strong> primären Aufgaben erfolgt projektbezogen über verschiedene För<strong>der</strong>programme<br />

des Landes Tirol bzw. des B<strong>und</strong>es o<strong>der</strong> aus europäischen Mitteln (z.B. Lea<strong>der</strong> +) nach<br />

Genehmigung durch die entsprechenden Gremien.<br />

Pro Jahr stehen im Trägerverein für die Abdeckung aller anfallenden Kosten aus <strong>der</strong><br />

Schutzgebietsbetreuung inkl. Personal- <strong>und</strong> Sachkosten r<strong>und</strong> 70.000,-- EUR zur<br />

Verfügung. Für das Marketing bleiben aus diesen Eigenmitteln gerade 1.000,-- EUR<br />

pro Jahr übrig. Weitere Marketingmaßnahmen können nur aus projektbezogene<br />

För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>n finanziert werden, was eine Berücksichtigung in <strong>der</strong><br />

Projektplanungsphase voraussetzt.


Caroline Maria Suitner Seite 130<br />

5.3 Regionalentwicklung <strong>und</strong> Wirtschaftsstandort<br />

5.3.1 Kurzbeschreibung Bezirk Reutte<br />

Die Region Außerfern ist mit 31.913 Einwohnern (Stand 31.12.2006) <strong>und</strong> einer Fläche<br />

von 1.236,7 km2 (das sind ca. 10 % <strong>der</strong> Landesfläche) <strong>der</strong> kleinste <strong>der</strong> neun<br />

politischen Bezirke im B<strong>und</strong>esland Tirol. Vils, als einzige Stadt des Bezirks, hat 1.546<br />

Einwohner. Gramais, auch Österreichs kleinste Gemeinde, hat 63 Einwohner.<br />

Insgesamt gibt es 27 Gemeinden unter 1000 Einwohnern <strong>und</strong> 4 Gemeinden im Bezirk<br />

mit weniger als 100 Einwohnern: Gramais mit 63, Kaisers mit 87, Hinterhornbach mit<br />

90 <strong>und</strong> Namlos mit 99 Einwohnern.<br />

Die Topographie wird primär durch die nördlichen Kalkalpen bestimmt. 8 % <strong>der</strong> Fläche<br />

werden als Dauersiedlungsraum genutzt (in Tirol 12,2 %). Die Entwässerung erfolgt<br />

über den Lech, die Vils <strong>und</strong> die Loisach Richtung Norden. Innerhalb Tirols grenzt die<br />

Region an die Bezirke Landeck <strong>und</strong> Imst. Eine Beson<strong>der</strong>heit gilt für die Gemeinde<br />

Jungholz, die nur über Deutschland erreichbar ist.<br />

Nur eine ganzjährig geöffnete Straßenverbindung schließt die Region an den Tiroler<br />

Zentralraum (B179, Fernpass-B<strong>und</strong>esstrasse) an. Demgegenüber bestehen sieben<br />

offene Grenzübergänge zu den bayerischen Landkreisen Garmisch-Partenkirchen,<br />

Ostallgäu <strong>und</strong> Oberallgäu. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit spielt für das<br />

Außerfern daher eine zentrale Rolle. Bereits seit Ende <strong>der</strong> 90er Jahre ist diese<br />

Zusammenarbeit in Form von Euregios institutionalisiert. Euregios sind<br />

grenzüberschreitende Einrichtungen <strong>der</strong> Regionalentwicklung im Kontext <strong>der</strong> EU<br />

Gemeinschaftsinitiative „Interreg“. Das Außerfern ist in zwei Euregios (Euregio<br />

Zugspitze-Wetterstein-Karwendel mit Seefel<strong>der</strong> Plateau, Werdenfelser Land <strong>und</strong><br />

Zwischentoren; sowie die Euregio Via Salina mit Allgäu, Kleinwalsertal/Bregenzer<br />

Wald, Lechtal, Tannheimertal <strong>und</strong> Reutte / Umgebung) aktiv.<br />

Der Bezirk Reutte umfasst die folgenden vier Planungsverbände (PV) gemäß<br />

Verordnung <strong>der</strong> Tiroler Landesregierung vom 06.12.2005:<br />

− Planungsverband Nr. 1 Tannheimer Tal mit den Gemeinden Grän, Jungholz,<br />

Nesselwängle, Schattwald, Tannheim, Zöblen.<br />

− Planungsverband Nr. 2 Reutte <strong>und</strong> Umgebung mit den Gemeinden Breitenwang,<br />

Ehenbichl, Höfen, Lechaschau, Musau, Pflach, Pinswang, Reutte, Vils, Wängle,<br />

Weißenbach.


Caroline Maria Suitner Seite 131<br />

− Planungsverband Nr. 3 Lechtal mit den Gemeinden Bach, Elbigenalp, Elmen,<br />

Forchach, Gramais, Häselgehr, Hinterhornbach, Holzgau, Kaisers, Namlos,<br />

Pfafflar, Stanzach, Steeg, Vor<strong>der</strong>hornbach.<br />

− Planungsverband Nr.4 Zwischentoren mit den Gemeinden Berwang, Biberwier,<br />

Bichlbach, Ehrwald, Lermoos, Heiterwang.<br />

5.3.2 Regionalentwicklung<br />

Das Außerfern ist eine <strong>der</strong> insgesamt acht Tiroler Regionen, welche von <strong>der</strong> EU als<br />

„Lea<strong>der</strong>-Gebiet von 2007 – 2013 anerkannt wurden. Ingesamt stehen für das<br />

B<strong>und</strong>esland Tirol r<strong>und</strong> 50 Mio. EUR an För<strong>der</strong>mitteln aus diesem Programm zur<br />

Verfügung. Die För<strong>der</strong>mittel werden gr<strong>und</strong>sätzlich gleichmäßig auf die acht Tiroler<br />

Regionen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Entwicklungsstrategien aufgeteilt. Dieser För<strong>der</strong>topf ist deutlich<br />

angewachsen, was auch zu einer Verdreifachung des möglichen För<strong>der</strong>potentials für<br />

das Außerfern führt. So stehen im Bezirk Reutte r<strong>und</strong> 6,25 Mio. EUR zur Verfügung,<br />

welche beim Verein Regional Entwicklung Außerfern (REA) in Projektformen<br />

ausgeschöpft <strong>und</strong> koordiniert werden können.<br />

Die lokale Entwicklungsstrategie Außerfern leitet sich aus einem regionalen<br />

Beteiligungsprozess <strong>und</strong> in Bezugnahme auf das Landesleitbild „Zukunftsraum Tirol“<br />

sowie den Nationalen Strategieplan Österreichs für die Entwicklung des ländlichen<br />

Raums 2007 bis 2013 ab. Als übergeordnete Leitidee verfolgt die lokale<br />

Entwicklungsstrategie die ganzheitliche, standortgerechte Stärkung <strong>und</strong> kontinuierliche<br />

Weiterentwicklung des Bezirk Reutte als innovativer <strong>und</strong> attraktiver Wirtschafts- bzw.<br />

Lebensraum. Diese Strategie knüpft an das Schwerpunktthema <strong>der</strong> LEADER+ Periode<br />

„Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität im ländlichen Raum“ an.<br />

Mittel intensiver Zielfindungs- <strong>und</strong> Strategieprozesse wird die Leitidee auf strategische<br />

Aktionsfel<strong>der</strong> herunter gebrochen, wobei beson<strong>der</strong>s auf Stärken <strong>und</strong> Chancen bedacht<br />

genommen werden soll. Schwächen <strong>und</strong> Risken mit nachteiliger Wirkung auf die<br />

Wettbewerbsfähigkeit o<strong>der</strong> die Lebensqualität gilt es zu überwinden.<br />

Die lokale Entwicklungsstrategie Außerfern 2007-2013 besteht aus den folgenden fünf<br />

strategischen Aktionsfel<strong>der</strong>n:<br />

– Schaffung zielgruppengerechter <strong>und</strong> qualitätsvoller Tourismusangebote<br />

– Stärkung einer Einkommen schaffenden Land-, Forst- <strong>und</strong> Fischereiwirtschaft<br />

– Erhaltung <strong>der</strong> Natur- <strong>und</strong> Kulturlandschaft sowie <strong>der</strong> Stabilität <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong>


Caroline Maria Suitner Seite 132<br />

– Forcieren einer wissensbasierten Wirtschaft <strong>und</strong> Stärkung des<br />

Wirtschaftsstandortes<br />

– Stärkung <strong>der</strong> Lebensqualität <strong>und</strong> <strong>der</strong> Vitalität <strong>der</strong> Dörfer<br />

Im Aktionsfeld Tourismus soll mit <strong>der</strong> Entwicklungsstrategie ein zielgruppengerechtes<br />

Angebot geschaffen, regionale Stärken (Natur, Kultur, Tradition) för<strong>der</strong>n, die<br />

Tourismusstruktur <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit stärken, sowie <strong>der</strong> Entwicklung von<br />

qualitativen Produkten Rechnung tragen.<br />

Hierzu wurden genaue Zielformulierungen getroffen <strong>und</strong> die angestrebten Resultate im<br />

Jahr 2013 mittels qualitativer (Positionierungsstrategien, neue Angebote &<br />

Infrastruktur, Qualifizierungsmaßnahmen, Vermarktungsprojekte) <strong>und</strong> quantitativer<br />

Erfolgskriterien (Zusammenarbeit Tourismusverbände, Tourismusgesinnung regional)<br />

überprüft werden.<br />

5.3.3 Überblick über die Wirtschaftsstruktur<br />

Hinter <strong>der</strong> Landeshauptstadt weist <strong>der</strong> Bezirk Reutte den geringsten Anteil an<br />

Beschäftigten in <strong>der</strong> Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft bzw. Fischerei auf (1,9%). Aber das<br />

Gebiet ist eine <strong>der</strong> am stärksten industrialisierten Regionen Tirols. 37% <strong>der</strong><br />

Erwerbstätigen entfallen auf den sek<strong>und</strong>ären Sektor. Der Anteil <strong>der</strong> Erwerbstätigen im<br />

Tertiärsektor liegt mit 61% landesweit betrachtet am unteren Ende <strong>der</strong> Skala.<br />

Die sektorale Verteilung <strong>der</strong> Erwerbstätigen innerhalb des Bezirks zeigt ein sehr<br />

heterogenes Bild: Im Tannheimer Tal <strong>und</strong> Lechtal liegt <strong>der</strong> Anteil im Primärsektor mit<br />

5% deutlich über dem Bezirks- bzw. Landesschnitt. Im Lechtal entfallen auf die<br />

Bereiche Tourismus <strong>und</strong> Industrie jeweils ca. 30% <strong>der</strong> Erwerbstätigen. In <strong>der</strong> Region<br />

Reutte <strong>und</strong> Umgebung sind lediglich 6% im Tourismus <strong>und</strong> 34% in <strong>der</strong> Industrie tätig.<br />

Dieses Gebiet weist mit 11% einen vergleichsweise hohen Anteil Erwerbstätiger im<br />

Baugewerbe auf. In den Planungsverbänden Tannheimer Tal <strong>und</strong> Zwischentoren ist<br />

<strong>der</strong> Tourismus <strong>der</strong> Hauptarbeitgeber mit 50% bzw. 49% Anteil. Auffallend ist im<br />

Tannheimer Tal weiters <strong>der</strong> mit r<strong>und</strong> 9% vergleichsweise hohe Beschäftigungsanteil im<br />

Bank- <strong>und</strong> Versicherungswesen.<br />

Laut einer Standortanalyse <strong>der</strong> Contor GmbH (2005) liegt <strong>der</strong> Bezirk Reutte im<br />

Vergleich <strong>der</strong> 1.207 NUTS III Regionen <strong>der</strong> EU25 (ohne Malta <strong>und</strong> Zypern) an <strong>der</strong><br />

Stelle 153. Innerhalb Österreichs befindet sich die Region im hinteren Drittel (Platz 28


Caroline Maria Suitner Seite 133<br />

unter 35 Regionen) <strong>und</strong> innerhalb Tirols an vorletzter Stelle. Dieses Ranking erfolgte<br />

aus dem Blickwinkel eines typischen Investors auf <strong>der</strong> Suche nach einem Standort für<br />

technologisch anspruchsvolle Produktion.<br />

Überblick über die Tourismuswirtschaft im Bezirk Reutte<br />

Nahezu deckungsgleich mit den vier Planungsverbänden sind die regionalen<br />

Tourismusverbände (TVB) im Außerfern: TVB Tannheimer Tal, TVB Ferienregion<br />

Reutte, TVB Lechtal, TVB Tiroler Zugspitz Arena.<br />

Vor allem im Tannheimer Tal <strong>und</strong> im Zwischentoren prägt <strong>der</strong> Tourismus die<br />

wirtschaftliche Struktur. Zusammen verzeichnen beide Verbände in etwa 2,3 Millionen<br />

Nächtigungen pro Jahr, das entspricht r<strong>und</strong> 70 % <strong>der</strong> Gesamtnächtigungen im Bezirk<br />

Reutte. Im Zwischentoren hat <strong>der</strong> Wintertourismus mit einer Bettenauslastung von r<strong>und</strong><br />

38 % ein etwas stärkeres Gewicht als im Sommer mit 29 %. Dem gegenüber ist das<br />

saisonale Verhältnis <strong>der</strong> durchschnittlichen Bettenauslastung im Tannheimer Tal<br />

(Winter 32 % zu Sommer 39 %) <strong>und</strong> Lechtal (Winter 18 % zu Sommer 23%) eher<br />

ausgewogen. Die Region Reutte <strong>und</strong> Umgebung zeigt mit einer durchschnittlichen<br />

Bettenauslastung von r<strong>und</strong> 44% wie<strong>der</strong>um einen Schwerpunkt im Sommer- gegenüber<br />

dem Wintertourismus mit 27%.<br />

Insgesamt wurden im Tourismusjahr 2007 im Bezirk Reutte in den vier<br />

Tourismusverbänden 3.052.645 Nächtigungen verzeichnet (52% davon im Sommer).<br />

Das entspricht einem Anteil von 7,4% aller Übernachtungen in Tirol. Den größten<br />

Beitrag zu den Übernachtungen liefert <strong>der</strong> Tourismusverband Tiroler Zugspitzarena mit<br />

39%, gefolgt vom Tourismusverband Tannheimer Tal mit 31%. Die Tourismusverbände<br />

Reutte u.U. <strong>und</strong> Lechtal gemeinsam liefern mit knapp 920.000 Übernachtungen die<br />

restlichen 30% für den Bezirk Reutte. Dies spiegelt auch die unterschiedliche regionale<br />

Bedeutung des Tourismus in den einzelnen Gebieten bzw. Talschaften wi<strong>der</strong>.<br />

Die höchste Anzahl an Übernachtungen pro Einwohner weisen die touristisch<br />

intensiver genutzten Regionen Tannheimer Tal (304) <strong>und</strong> Zwischentoren (188) auf,<br />

während Reutte u.U. mit 24 deutlich unter dem Bezirks- <strong>und</strong> Landesschnitt liegt. Der<br />

Bezirk Reutte weist eine Tourismusintensität von 96 Nächtigungen/Einwohner im<br />

Außerfern auf.


Caroline Maria Suitner Seite 134<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Hotelleriestruktur dominieren in den Regionen Lechtal <strong>und</strong> Reutte die<br />

Drei-, bzw. Ein- bis Zweisternbetriebe. Das Tannheimer Tal <strong>und</strong> Zwischentoren weisen<br />

einen deutlich höheren Anteil an Vier- bis Fünfsternbetrieben auf.<br />

Anzahl Betriebe<br />

375<br />

350<br />

325<br />

300<br />

275<br />

250<br />

225<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Übersicht tour. Unterkunftsbetriebe Bezirk Reutte<br />

Tannheimer<br />

Tal<br />

Ferienregion<br />

Reutte<br />

Lechtal Tiroler<br />

Zugspitz Arena<br />

Abb. 5-8: Übersicht <strong>der</strong> Unterkunftsbetriebe im Bezirk Reutte<br />

Quelle: Regionalentwicklung Außerfern<br />

4/5 * Betriebe<br />

1 - 3* Betriebe<br />

Gasthöfe<br />

Pensionen<br />

Urlaub am Bauernhof<br />

Bäuerliche Vermieter<br />

Ferienwohnungen<br />

Privatzimmervermieter<br />

Campingplätze<br />

Der Qualitätsbettenanteil im Bezirk Reutte beträgt 33% Prozent, <strong>der</strong> Schnitt in Tirol ist<br />

bei 37% in <strong>der</strong> drei bis fünf Sterne-Kategorie. Im Außerfern belegen die Privatbetten<br />

inkl. Sonstige 48% <strong>und</strong> die gewerbliche Betten 52%, während in B<strong>und</strong>esland Tirol<br />

diese bei 40% bzw. 60% liegen. Der Bezirk Reutte stellt insgesamt nur 8% aller Betten<br />

in Tirol.<br />

5.4 Ergebnisdarstellung<br />

Die <strong>Analyse</strong> des Naturparks mit Trägerverein, sowie bei<strong>der</strong> Tourismusverbände in <strong>der</strong><br />

Naturparkregion Tiroler Lech zeigt die vorhandenen Schwächen im Bezug auf das<br />

Destinationsmanagement bzw. die Angebotsstruktur im Allgemeinen <strong>und</strong> die<br />

Markenführung im Speziellen auf.<br />

Tatsächliche Stärken im Bereich <strong>der</strong> Markenführung bzw. des Regionsmanagements<br />

konnten keine identifiziert werden. Die Schwächen weisen aber umso deutlicher auf<br />

umfassende Probleme bei <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Tourismusverbände <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Erfüllung von Anfor<strong>der</strong>ungen an das mo<strong>der</strong>ne Tourismusmanagement hin.


Caroline Maria Suitner Seite 135<br />

Keine <strong>der</strong> drei Organisationen wird im Moment unter langfristigen strategischen<br />

Gesichtspunkten gemanagt bzw. <strong>der</strong>en Produkte als Marke(n) geführt. Im Detail<br />

konnten folgende Schwächen identifiziert werden:<br />

− Management by Inkrementalismus (Durchwursteln): Es gibt keine Leitbil<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

Tourismusstrategien für die einzelnen Verbände, die als Arbeits- <strong>und</strong><br />

Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage öffentlich legitimiert sind.<br />

− Es erfolgt ein einheitlicher Außenauftritt durch bestehende Markierungselemente<br />

(Name + Logo). Aber es gibt keine Markenkonzepte, d.h. eine durchgängige<br />

Markenführung wird nicht umgesetzt.<br />

− Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit als Tourismusdestination (Destinationskriterien)<br />

− Fehlende klare Positionierung (USP, Zielgruppen)<br />

− Überschätzung <strong>der</strong> Bekanntheit <strong>der</strong> Orte <strong>und</strong> Regionen „Lechtal“ bzw. „Reutte“ auf<br />

den Zielmärkten durch die verantwortlichen Touristiker<br />

− Primär nur Vermittlungs- <strong>und</strong> Informationstätigkeit <strong>der</strong> Verbände - keine eigener<br />

Vertrieb z.B. über Incoming-Reisebüros o<strong>der</strong> Online-Plattformen. Beide Verbände<br />

bieten jedoch eine Direktbuchung bei den Vermietern über die Internetseiten an.<br />

− Fehlende Erfolgskontrolle für die Verbandsaktivitäten im Marketing<br />

− Teilweise fehlendes Qualitäts- <strong>und</strong> Prozessmanagement in <strong>der</strong> Verbänden bzw. bei<br />

den Leistungspartnern<br />

− Steigende Anfor<strong>der</strong>ungen an das Management einer Region/Destination <strong>und</strong><br />

mangelnde Qualifizierung in bestimmten Bereichen (Markenführung, Strategie)<br />

− Geringe finanzielle Schlagkraft im Marketing (kleine Budgets)<br />

− Geringes Commitment zum Naturpark durch Touristiker <strong>und</strong> Bevölkerung: Die Idee<br />

des „Nützen <strong>und</strong> Schützen“ wird (noch) nicht gelebt bzw. getragen.<br />

− Fehlendes Commitment <strong>der</strong> Touristiker zu einer Fusion o<strong>der</strong> einer intensiven<br />

Kooperation bei<strong>der</strong> Verbände zur Steigerung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

− Kaum Vernetzungen o<strong>der</strong> touristische Zusammenarbeit branchenübergreifend<br />

− Kirchturmdenken in den Gemeinden (mangelnde Kooperationsbereitschaft)<br />

− Strukturproblem bei Unterkünften (Privatzimmerüberschuss <strong>und</strong><br />

Qualitätsbettenmangel)<br />

− Hohe Abhängigkeit von einem Herkunftsmarkt (Deutschland)<br />

− Kaum touristische Leitbetriebe (Dynamik für Weiterentwicklung fehlt)


Caroline Maria Suitner Seite 136<br />

Eine Stärke ist die Vielzahl an bereits bestehenden Einrichtungen in <strong>der</strong> ganzen<br />

Region, die unzählige Möglichkeiten in <strong>der</strong> touristischen Produktgestaltung bieten bzw.<br />

als Basis hierzu dienen können (nicht taxativ):<br />

− Naturparkgebiet „Tiroler Lech“ befindet sich direkt im Wohn- <strong>und</strong> Lebensraum<br />

(Zugänglichkeit, Erreichbarkeit, Wahrnehmbarkeit <strong>und</strong> Einfluss auf tägliches Leben)<br />

− Vielzahl von Naturerlebnissen (Wasserfälle, Schluchten, …) entlang des Lechs <strong>und</strong><br />

seiner Seitentäler<br />

− Reizvolles Landschaftsbild durch die Fluss-Berg-Kombination im Lechtal bzw.<br />

Berg-See-Kombination in <strong>der</strong> Region Reutte<br />

− Kulturerlebnis durch das europäische Burgenmuseum Ehrenberg Traditionelle<br />

Kultur- <strong>und</strong> Brauchtumsveranstaltungen<br />

− Vielzahl von Outdoor-Sportmöglichkeiten: Wan<strong>der</strong>-, Lauf- <strong>und</strong> Radwege,<br />

Badeseen, Wassersport, Klettersteige, Erlebnis- <strong>und</strong> Funsportarten, Langlaufwege,<br />

Schneeschuh-Routen, Skitouren, Angeln,…<br />

− Naturbeobachtungsstellen: Vogelturm Pflach, Aussichtsstand Forchach<br />

− Angebot Sportschulen (Bergführer, Erlebnissportarten, Skischulen)<br />

− Angebot an Natur- <strong>und</strong> Kulturführern<br />

− Aufstiegshilfen (Seilbahnen) im Sommer<br />

− Öffentliches Wan<strong>der</strong>busnetz im Lechtal im Sommer<br />

− Vielzahl von AV Hütten entlang des Adlerwegs im Lechtal<br />

− Günstige Verkehrslage von Deutschland aus (A7) <strong>und</strong> einfache Erreichbarkeit aller<br />

Orte durch Individualverkehr (PKW)<br />

− Etablierte grenzüberschreitende Kooperationen (Vitales Land)<br />

Im Bereich des Tourismusangebotes können aber auch folgende Schwächen (nicht<br />

taxativ) angeführt werden:<br />

− Lückenhaftes öffentliches Verkehrssystem (Bahn, Bus, Taxi)<br />

− Kleinstrukturierte Wintersportgebiete mit geringer touristischer Bedeutung<br />

− Kaum Angebotsbündelungen o<strong>der</strong> Package-Angebote vorhanden od. buchbar<br />

− Wenig Schlechtwetteralternativen im Indoor-Bereich<br />

− Kein öffentliches Schwimmbad im Raum Reutte<br />

− offizielle Mountainbike-Routen


Caroline Maria Suitner Seite 137<br />

Gleichzeitig brachte die <strong>Analyse</strong> eine Liste von Chancen für die zukünftige touristische<br />

Tätigkeit in <strong>der</strong> Naturparkregion hervor:<br />

− Naturpark Errichtung als Anstoß für die regionale Entwicklung <strong>und</strong> Auslöser für ein<br />

Reengineering <strong>der</strong> Tourismusstruktur<br />

− Finanziell gut dotiertes Regionalför<strong>der</strong>programm für die Umsetzung von<br />

Tourismusprojekten<br />

− Die Entwicklungsstrategie im Tourismus ist Teil des Lea<strong>der</strong>+-Programms <strong>und</strong><br />

erhöht den Druck auf die Verantwortlichen durch die Politik bzw. EU-Gremien.<br />

− Potential ist hoch für eine touristische Positionierung des gesamten Gebietes als<br />

Naturparkregion<br />

− Naturnaher Tourismus als Nischenmarkt umsetzbar<br />

− Unterstützung bei <strong>der</strong> Vermarktung durch die Kooperationskampagne <strong>der</strong> Tirol<br />

Werbung <strong>und</strong> des Landes Tirol „Wertvoller denn je“.<br />

− Besucherlenkungskonzepte für Naturschutz <strong>und</strong> –erhalt als Basis für die<br />

Inszenierung bzw. das Naturerlebnis<br />

− Schaffung eines Naturparkhaus in Forchach als Besucherzentrum mit intensiver<br />

touristischer Nutzung<br />

− Aufgreifen <strong>und</strong> Umsetzen von aktuelle Tourismustrends <strong>und</strong> <strong>der</strong> steigende<br />

Nachfrage nach Naturerlebnis (authentisch + unberührt), Individualität <strong>und</strong> Qualität,<br />

Outdoorsportarten<br />

− Neue Hoffnungsmärkte in Zentralosteuropa (CZ, PL, HU) bzw. Intensivierung<br />

Nahmärkte<br />

Natürlich dürfen in diesem Zuge auch mögliche Risken für den Tourismus bzw. die<br />

gesamte Naturparkregion nicht außer Acht gelassen werden.<br />

− Rückgang Tourismusbedeutung in <strong>der</strong> Region (Rückgang Betten <strong>und</strong> Betriebe)<br />

− Kleinstrukturierung <strong>der</strong> Organisationen (Skigebiet, Vermieter, Leistungspartner)<br />

<strong>und</strong> dadurch hoher Kooperationsaufwand<br />

− Rezession im Hauptmarkt Deutschland (Abhängigkeit im Tourismus)<br />

− Preisdruck an<strong>der</strong>er Destinationen <strong>und</strong> Massenanbieter<br />

− Überalterte Zielgruppe (60+) – mangelnde Verjüngung <strong>der</strong> Gäste<br />

− Fortsetzung <strong>der</strong> Stagnation im alpinen Sommertourismus


Caroline Maria Suitner Seite 138<br />

5.5 Zusammenfassung <strong>und</strong> Handlungsempfehlung<br />

Das Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung einer passenden Markenstrategie als<br />

Handlungsempfehlung für die Tourismusverantwortlichen in <strong>der</strong> Naturparkregion Tiroler<br />

Lech. Die Ausgangsbasis stellt dabei die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> drei betroffenen Organisationen<br />

im Gebiet dar: <strong>der</strong> Tourismusverband Lechtal, <strong>der</strong> Tourismusverband Ferienregion<br />

Reutte <strong>und</strong> <strong>der</strong> Trägerverein des Naturparks. Dabei standen die Überprüfung <strong>der</strong><br />

touristischen, strukturellen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Gegebenheiten, sowie <strong>der</strong><br />

Voraussetzungen für die Markenführung im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

In einer Destination wird unter <strong>der</strong> Markenarchitektur die Anordnung aller Marken <strong>der</strong><br />

Region <strong>und</strong> den markenrelevanten externen Partnern (Angebotsgruppen, Tirol o<strong>der</strong><br />

Österreich Werbung) verstanden. Sie legt die Positionierung <strong>der</strong> Marken, sowie die<br />

Beziehungen zwischen den Marken <strong>und</strong> den entsprechenden Produkt-Markt-<br />

Relationen strategisch fest. Das Ziel ist es Synergieeffekte zu schaffen <strong>und</strong> die<br />

Eigenständigkeit <strong>der</strong> Marken zu sichern. Das Verhältnis <strong>der</strong> Regionsmarke(n) zu den<br />

wichtigsten Leistungspartnern (Bergbahnen, Leitbetriebe) innerhalb <strong>der</strong> Region wird<br />

ebenfalls bestimmt. Für die Schaffung einer solchen Markenarchitektur wird die<br />

Existenz von Einzelmarken vorausgesetzt.<br />

Die ausführliche Regionsanalyse hat gezeigt, dass we<strong>der</strong> eine <strong>der</strong> drei Organisationen<br />

noch <strong>der</strong>en Angebote als Marke geführt werden. D.h. die primäre Voraussetzung für<br />

die Gestaltung einer Markenarchitektur existiert im Moment gar nicht. Zweifelsohne<br />

versucht jede Organisationen durch ein Logo <strong>und</strong> einen einheitlichen Auftritt bei den<br />

Kommunikationsmitteln eine Wie<strong>der</strong>erkennung zu schaffen. Aus <strong>der</strong> alleinigen<br />

Verwendung einzelner Markierungselemente (Logo <strong>und</strong> Name) kann jedoch keine<br />

Markenführung abgeleitet werden.<br />

Im Kapitel vier hat die Erhebung unter den Vertreter <strong>der</strong> Tourismusverbände eine<br />

Vielzahl von Voraussetzungen für die Auswahl <strong>und</strong> Umsetzung einer Markenstrategie<br />

genannt. Die Erkenntnis über die Notwendigkeit <strong>der</strong> Adaptierung <strong>der</strong> bestehenden<br />

Situation, die Bereitschaft für die Verän<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wille zur nachdrücklichen<br />

Umsetzung wurden dabei als allgemeine Voraussetzungen definiert.<br />

Der bisherige Verlauf <strong>der</strong> Tourismusentwicklung in beiden Verbänden des Naturparks<br />

Tiroler Lech unterstreicht jedoch das gänzliche Fehlen dieser Bedingungen. Seit<br />

Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre zeigen sich in den Gemeinden sinkende Tourismuszahlen <strong>und</strong><br />

ein Rückgang <strong>der</strong> Tourismusbedeutung.


Caroline Maria Suitner Seite 139<br />

Die verordneten Fusionen (Ferienregion Reutte bereits 1999 <strong>und</strong> TVB Lechtal 2005)<br />

mit <strong>der</strong> Neubildung von zwei Verbänden haben nicht die erwünschten Impulse für die<br />

Tourismusentwicklung gebracht. Vielmehr sind diese Fusionen ein Beispiel für die<br />

untergeordnete Betrachtung <strong>der</strong> strategischen Fragen zur Kompetenz,<br />

Marketingstrategie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Überprüfung <strong>der</strong> Produkt/Markt-Kombinationen. Die<br />

<strong>Analyse</strong> lässt die Schlussfolgerung zu, dass trotz <strong>der</strong> durchgeführten<br />

Strukturbereinigung bis heute keine Weiterentwicklung im Management, <strong>der</strong><br />

Organisation o<strong>der</strong> eine substantielle Verbesserung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

herbeigeführt wurde. Zudem entsprechen beide Verbände bislang nicht den vom Land<br />

Tirol vorgeschriebenen Destinationskriterien.<br />

Trotz expliziter Vorschreibung <strong>der</strong> Aufgaben im aktuellen Tiroler Tourismusgesetz (seit<br />

1.1.2006) verfügen beide Verbände we<strong>der</strong> über eine laufende strategische Planung<br />

(§3) bzw. noch werden überregionalen Kooperationen intensiv umgesetzt (§4). Selbst<br />

das im alten Tourismusgesetzt (bis 2005) vorgeschriebene Tourismusleitbild wurde in<br />

den Verbänden niemals erarbeitet.<br />

Neben den allgemeinen Bedingungen fehlen damit auch die finanziellen<br />

(Budgetkonsolidierung, Wettbewerbsfähigkeit), wirtschaftlichen (Synergieeffekte,<br />

Senkung Transaktionskosten), organisatorischen (Markt- <strong>und</strong> Prozessorientierung) <strong>und</strong><br />

strukturellen Voraussetzungen (aktive Vertriebsaktivitäten, Angebotsbündelung,<br />

Kooperationen, Angebot Qualitätsbetten) zur Gänze.<br />

Angelehnt an das Modell von Peter Keller können hier fünf Stufen als Hin<strong>der</strong>nisse für<br />

ein gemeinsames Marketingmanagement <strong>der</strong> beiden Verbände identifiziert werden<br />

(vgl. Keller, 1998, S 49):<br />

− Mangelndes Tourismusbewusstsein <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

− Ungenügende Dienstleistungsbereitschaft <strong>und</strong> –Qualität<br />

− Unzureichende finanzielle Ausstattung des Marketings <strong>der</strong> Tourismusorganisation<br />

− Mangelnde Kommunikation, sowie Kooperations- <strong>und</strong> Verbandsversagen<br />

− Beharrungsvermögen <strong>und</strong> fehlende Innovationsbereitschaft<br />

Das bedeutet, dass die Diskussion über eine Markenarchitektur solange obsolet ist, bis<br />

die gr<strong>und</strong>legenden Voraussetzen für eine Markenführung erfüllt werden:<br />

1. eine strategische, langfristige Ausrichtung des Managements,<br />

2. eine regionsübergreifende Zielformulierung <strong>und</strong><br />

3. die Aktivitätenbündelung <strong>der</strong> Angebote von Leistungspartnern.


Caroline Maria Suitner Seite 140<br />

Die Aufgabe <strong>der</strong> Verantwortlichen im Tourismus <strong>und</strong> <strong>der</strong> Regionalentwicklung ist es<br />

nun diese Voraussetzungen zu schaffen, um damit langfristig die Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu sichern. Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> ausgewählten Tourismusverbände hat zehn<br />

charakteristische Merkmale für die Entwicklung einer Markenstrategie dargelegt, die für<br />

den Entwicklungsprozess angewendet werden sollten:<br />

Ein erster Schritt ist die Initiierung eines Strategiefindungsprozesses, bei dem die<br />

touristische Vision <strong>und</strong> eine Formulierung <strong>der</strong> touristischen Leitstrategie mit<br />

regionsübergreifenden Zielsetzungen <strong>und</strong> langfristiger Ausrichtung des Managements<br />

erfolgt. Es bedarf dabei <strong>der</strong> Einbindung aller Anspruchsgruppen <strong>und</strong> Leistungspartner<br />

um das Prozessergebnis zu stärken <strong>und</strong> die Glaubwürdigkeit zu för<strong>der</strong>n.<br />

Für die Entwicklung eines Markenkonzepts gilt es die Kernkompetenzen auszuarbeiten<br />

<strong>und</strong> als Kernprodukte/-dienstleistungen aufzubauen. Es hat sich als erfolgreich<br />

erwiesen, auch für die Entwicklung des Markenkonzepts einen externen Experten zur<br />

Beratung <strong>und</strong> Prozessbegleitung hinzuzuziehen. Eine klare Zielgruppensegmentierung<br />

ermöglicht einen bedürfnisgerechten Einsatz <strong>der</strong> Marketinginstrumente <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Schaffung eines adäquaten Angebotsprofils. Mit einer klaren <strong>und</strong> einzigartigen<br />

Positionierung kann die Destination in den Köpfen <strong>der</strong> Gäste verankert werden.<br />

Die Naturparkregion Tiroler Lech verfügt über ein abwechslungsreiches Angebot <strong>und</strong><br />

touristisch interessante Infrastruktureinrichtungen. Da die Basis je<strong>der</strong> Marke das<br />

Produkt darstellt, erfor<strong>der</strong>t es eine Anpassung des Angebotes an die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

Zielgruppen. Dabei sollen neue Angebote entwickelt, das Qualitätsbewusstsein<br />

geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> die Prinzipien <strong>der</strong> Konzentration, Vielfalt <strong>und</strong> Strukturierung angewendet<br />

werden. Die Integration aller Leistungspartner sorgt dann für eine k<strong>und</strong>enorientierte<br />

Bündelung <strong>der</strong> Angebote <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t weiters einen einheitlichen Marktauftritt <strong>der</strong><br />

Region. Die Steuerung <strong>und</strong> Koordination <strong>der</strong> Markenführung muss über eine zentrale<br />

Organisation erfolgen, die den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Strategie entspricht, leistungsfähig<br />

<strong>und</strong> effizient ist.<br />

Nach <strong>der</strong> Schaffung <strong>der</strong> erläuterten Voraussetzungen für die Markenführung,<br />

kann über die Markenstrategie als Teil des Markenmanagements gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

entschieden werden.<br />

Im alpinen Tourismus hat sich in den letzten Jahren mit <strong>der</strong> Destinationsentwicklung<br />

auch die Bedeutung des Markenmanagements etabliert. Während früher primär Orts-<br />

<strong>und</strong> Regionsmarken verwendet wurden, geht die Tendenz verstärkt hin zu<br />

Destinationsmarken.


Caroline Maria Suitner Seite 141<br />

Dabei drückt die Destinationsmarke das Versprechen eines einzigartigen<br />

Urlaubserlebnisses aus, dass unmittelbar <strong>und</strong> einzigartig mit <strong>der</strong> Destination<br />

verb<strong>und</strong>en ist. Das Ziel dieses Einzelmarken-Modells ist die Schaffung einer klaren <strong>und</strong><br />

eindeutigen Markenpersönlichkeit. Dies för<strong>der</strong>t eine klare Positionierung bzw. spitze<br />

Profilierung, sowie die Konzentration auf eine Zielgruppe. Der Aufbau <strong>der</strong><br />

Markenpersönlichkeit erfolgt eher langsam mit erheblichem Mitteleinsatz. Die<br />

Entwicklung einer Markenstrategie kann als Investitionsprojekt zur Erzeugung eines<br />

Markenwertes betrachtet werden. Die Verfügbarkeit eines gemeinsamen Namens, die<br />

Existenz eines touristischen Zentrums <strong>und</strong> die Homogenität des Tourismusangebots<br />

bestimmen dabei die Gestaltung des Markenmodells. Die Rechtsform <strong>der</strong><br />

Destinationsorganisation hat hierauf aber keinen Einfluss.<br />

Die Naturparkregion Tiroler Lech bietet aufgr<strong>und</strong> ihrer geographischen,<br />

infrastrukturellen, finanziellen <strong>und</strong> touristischen Merkmale ideale<br />

Voraussetzungen für die Umsetzung dieser Destinationsmarkenstrategie:<br />

Das Tiroler Lechtal reicht gr<strong>und</strong>sätzlich von Steeg bis Vils - Namensgebenden nach<br />

dem Wildfluss Lech <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Vorarlberger Gemeinde „Lech“ entspringt <strong>und</strong> bei<br />

Donauwörth in die Donau mündet. Die Region wird von <strong>der</strong> Bevölkerung (aus<br />

ideologischen Gründen?) nach wie vor strikt in das Lechtal (Steeg bis Forchach) <strong>und</strong><br />

die Ferienregion Reutte <strong>und</strong> Umgebung (bis Vils) getrennt. Aus übergeordneter (Markt-<br />

)Sicht erfolgt jedoch kaum eine regionale Unterteilung <strong>der</strong> geographischen Talschaft.<br />

Vielmehr wird <strong>der</strong> Wildfluss Lech als prägendes Landschaftsbild <strong>und</strong> Einungsmerkmal<br />

<strong>der</strong> Region betrachtet.<br />

Im Gegensatz zu den an<strong>der</strong>en vier Naturparken in Tirol, ist das Naturparkgebiet kein<br />

hochalpines, abgelegenes <strong>und</strong> schwierig zugängiges Gelände son<strong>der</strong>n aktiver Wohn-<br />

<strong>und</strong> Lebensraum im gesamten Lechtal inkl. <strong>der</strong> Seitentäler von Steeg bis Vils. Durch<br />

die Bereitstellung von Infrastruktur <strong>und</strong> Inszenierung <strong>der</strong> bestehenden Naturerlebnisse,<br />

kann <strong>der</strong> Naturpark als Erholungsraum direkt von <strong>der</strong> Bevölkerung gelebt <strong>und</strong> von den<br />

Gästen erlebt werden. So wird in einem landschaftlich reizvollen Einzugsgebiet das<br />

ganze Jahr über eine große Erlebnisvielfalt aus Kultur <strong>und</strong> Natur angeboten.<br />

Die Identifizierung eines ausgeprägten touristischen Zentrums (Leitortschaft) ist im<br />

Moment nicht möglich. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sinkenden Tourismusbedeutung ist die Anzahl <strong>der</strong><br />

touristisch geprägten Gemeinden insgesamt rückläufig. Einigen Orten (z.B. Reutte,<br />

Wängle, Höfen, Breitenwang, Elbigenalp, Holzgau, Bach <strong>und</strong> Steeg) kann zwar ein<br />

erheblicher Anteil <strong>der</strong> Jahresübernachtungen zugeordnet werden, aber diese ist nicht<br />

das einzig entscheidende Charakteristikum für einen Leitort.


Caroline Maria Suitner Seite 142<br />

Zumal die Bekanntheit <strong>der</strong> Orte auf den Zielmärkten von den<br />

Tourismusverantwortlichen maßgeblich überschätzt wird. Die Tirol Werbung<br />

verdeutlich in einer Evaluierungsstudie aus dem Jahr 2004, dass mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Entfernung des Herkunftsmarkts die Präsenz einzelner Regionen in den Hintergr<strong>und</strong><br />

tritt. So liegt im Quellenmarkt Deutschland die spontane Bekanntheit (Urlaubszielen für<br />

den Winter-/Sommerurlaub in Österreich) von Tirol bei 13% <strong>und</strong> des bekanntesten<br />

Urlaubsortes gerade bei 1,2% (Kitzbühel) gefolgt von jeweils 0,5% (Sölden, St. Anton,<br />

Ischgl) <strong>und</strong> Zillertal bzw. Seefeld (0,3%) <strong>und</strong> Ötztal bzw. Stubaital (0,2%).<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung auf dem Weg zu einem einheitlichen Markenauftritt<br />

könnte damit die Festlegung <strong>der</strong> Markierungselemente (Markenname <strong>und</strong> –logo)<br />

darstellen. Im Zuge <strong>der</strong> Markengestaltung muss die Namensgebung genau geplant<br />

werden, um primär die Akzeptanz am Markt (K<strong>und</strong>ensicht) aber auch die <strong>der</strong><br />

Bevölkerung bzw. <strong>der</strong> Tourismuswirtschaft (interne Sicht) zu erreichen. Beide<br />

Markierungselemente sollten eine Relevanz zur Angebotskategorie, eine assoziative<br />

<strong>und</strong> emotionale Bedeutung, eine Anziehungskraft, die Vereinbarkeit mit dem Image,<br />

eine gute Schutzfähigkeit, eine hohe Einprägsamkeit <strong>und</strong> natürlich eine entsprechende<br />

Differenzierungsfähigkeit aufweisen (vgl. Meffert et al., 2002).<br />

Das in Planung befindliche Naturparkhaus mit Standort in Forchach kann als einer <strong>der</strong><br />

wichtigsten Attraktionspunkte <strong>der</strong> Destination gestaltet werden. Diese<br />

Attraktionspunkte wirken sich immens auf das Destinationsimage aus <strong>und</strong> bestimmen<br />

Gästeströme. Entstanden sind diese Punkte durch das Bedürfnis von Touristen nach<br />

Sehenswürdigkeiten, wobei diese nicht losgelöst betrachtet werden können. Zumeist<br />

sind diese durch ein Symbol verankert (vgl. Hölzl, 2006, S 128f). Die Schaffung eines<br />

solchen touristischen Zentrums kann durch die Agglomeration von Leistungspartnern<br />

im Naturparkhaus (Outdoorsport-Anbieter, Kultur- <strong>und</strong> Naturführer, Informations- <strong>und</strong><br />

Reservierungszentrale, Tagungs- <strong>und</strong> Seminarräumlichkeiten, Übernachtungs- <strong>und</strong><br />

Ausstellungsbereich etc.) geför<strong>der</strong>t werden. Unumgänglich ist jedoch die Abstimmung<br />

<strong>der</strong> Gebäudeplanung auf die gesamte Tourismusstrategie, um allen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

gerecht zu werden.<br />

Ein einheitlicher Markenauftritt bietet sich ebenfalls durch die homogenen<br />

Herkunftsmärkte (Deutschland, Nie<strong>der</strong>lande, Belgien, Österreich) <strong>der</strong> Verbände an. Die<br />

Zielgruppendefinition ist bislang sehr ungenau <strong>und</strong> grob gehalten (Quellenmarkt,<br />

Sportmotive), was noch Segmentierungsarbeit erfor<strong>der</strong>t.


Caroline Maria Suitner Seite 143<br />

Dadurch war bislang <strong>der</strong> Streuverlust in <strong>der</strong> Kommunikation sehr groß <strong>und</strong> es konnte<br />

keine klare Positionierung erreicht werden. Eine einzigartige Neupositionierung <strong>der</strong><br />

Naturparkregion ist durch die schwache Ausprägung in <strong>der</strong> Vergangenheit je<strong>der</strong>zeit<br />

möglich.<br />

Die bislang fehlende aktive Vertriebstätigkeit kann durch die Nützung <strong>der</strong> bestehenden<br />

Reisebürolizenz für ein Incoming-Geschäft umgesetzt werden. Damit werden auch die<br />

Bündelung von Angeboten <strong>und</strong> Leistungen zu komplexen Pauschalen <strong>und</strong> <strong>der</strong> aktive<br />

Direktvertrieb selbiger ermöglicht.<br />

Die geringen Budgetmittel <strong>der</strong> Einzelorganisationen für das Marketing können durch<br />

einen gemeinsamen Auftritt gebündelt, konzentriert <strong>und</strong> zielgruppengerecht eingesetzt<br />

werden. Damit wird es möglich Synergieeffekte zu erzielen <strong>und</strong> die Transaktionskosten<br />

nie<strong>der</strong> zu halten. Mit <strong>der</strong> konsequenten Einbindung von Leistungspartnern geht eine<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Ressourcen einher. Ein zielgerichteter, einheitlicher Markenauftritt<br />

verbessert zudem die Marktmacht <strong>der</strong> gesamten Region.<br />

Die Destinationsmarkenstrategie bietet genügend Spielraum für zukünftige<br />

Entwicklungen. Durch den Ausbau zu einer Destinationsmarke mit<br />

Dachmarkecharakter <strong>und</strong> regionale Submarken können schrittweise alle<br />

Leistungspartner (Seilbahnen, Unterkünfte, Sporthandel, Direktvermarkter etc.) in das<br />

System integriert werden. Durch Berücksichtigung dieser Option bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Markierungselemente (Name <strong>und</strong> Logo) ist die Erweiterung später relativ einfach<br />

umzusetzen. Eine Wie<strong>der</strong>erkennung <strong>und</strong> Zuordnung <strong>der</strong> Submarken zur Destination ist<br />

so bereits durch die Markierungselemente nachvollziehbar. In diesem Fall bedarf es<br />

dann einer genauen Festlegung <strong>der</strong> Markenarchitektur. Als Beispiel hierfür kann die<br />

Destinationsmarke Zermatt dienen, die bei allen Submarken den Schriftzug „Zermatt“<br />

in gleich bleibendem Layout integrierte.<br />

Unterstützt von einer kontinuierlichen, konsequenten <strong>und</strong> langfristige<br />

Tourismusstrategie kann <strong>der</strong> Naturpark für die regionale Entwicklung Impulsgeber sein<br />

<strong>und</strong> die Tourismusentwicklung nachhaltig unterstützen. Erste Ansätze zeigten sich bei<br />

<strong>der</strong> Ernennung zur „Modellregion Österreich“ im Juli 2008 durch das<br />

Wirtschaftsministerium. Dabei wurden von den regionalen Vertretern<br />

(Tourismusverbände <strong>und</strong> Regionalentwicklung) Ideen zur Inszenierung des<br />

Naturparks, die Erstellung eines Gästelenkungskonzepts, die Planung eines<br />

Naturparkhauses unter Einbezug <strong>der</strong> regionalen Kulturangebote erfolgreich präsentiert.


Caroline Maria Suitner Seite 144<br />

Als eine von vier Regionen in Österreich hat das Naturparkgebiet bis Ende 2009 die<br />

Chance sich mit Hilfe des Wirtschaftsministeriums durch die Schwerpunktthemen<br />

Innovationen, Saisonverlängerung <strong>und</strong> Nachhaltigkeit zu einer Modellregion zu<br />

entwickeln.<br />

In dem Spannungsfeld <strong>der</strong> Profilierung <strong>der</strong> Destinationsmarke (Aufbau <strong>und</strong> Pflege <strong>der</strong><br />

Marke), <strong>der</strong> Erreichung einer kritischen Marktgröße (Destinationskriterien) <strong>und</strong> dem<br />

Aufbau von Marktmacht (Marktabdeckung, Schlagkraft, Prozesseffizienz) , sowie <strong>der</strong><br />

Verfügbarkeit von Marketingressourcen (Finanzmittel), <strong>der</strong> Kontrolle des<br />

Markenauftritts (Markenträger) <strong>und</strong> die Leistungsqualität <strong>der</strong> Angebote muss dann <strong>der</strong><br />

Aufbau einer leistungsfähigen, schlagkräftige Tourismusorganisation hinter <strong>der</strong><br />

Destinationsmarke erfolgen.<br />

6 Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />

Neue Trends im Tourismus nehmen direkt auf Märkte <strong>und</strong> Produkte Einfluss: <strong>der</strong><br />

Markteintritt von neuen Destinationen, steigen<strong>der</strong> Preiswettbewerb unter bestehenden<br />

Tourismusregionen <strong>und</strong> die Entstehung neuer destinationsähnlicher Produkte<br />

(Themenparks, Kreuzfahrtschiffe etc.) sowie <strong>der</strong> elektronischen Märkte. Für die<br />

strategische Ausrichtung <strong>der</strong> Tourismusorganisationen bedeutet dies die Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> Differenzierung als auch die Anpassung an neue Marktstrukturen <strong>und</strong> Netzwerke.<br />

Dabei ist es erfor<strong>der</strong>lich marktnahe Konzepte mit quantifizierbaren Erfolgen<br />

umzusetzen. Weitere Aktionsfel<strong>der</strong> sind <strong>der</strong> Vertrieb auf elektronischen Märkten, sowie<br />

die Umsetzung von Produkteninnovationen bzw. Kooperationen.<br />

Gerade traditionelle touristische Regionen leiden aber oftmals unter fragmentierten,<br />

kleingewerblichen Angebotsstrukturen <strong>und</strong> einer hohen Standortgeb<strong>und</strong>enheit.<br />

Deshalb ist hier auch die Umsetzung von industrieökonomischen Konzepten, d.h.<br />

Kooperationen zwischen Leistungspartnern <strong>und</strong> Tourismusorganisation, unbedingt<br />

notwendig. Dadurch sollen Ersparnisse bei den Kosten erzielt, Verb<strong>und</strong>vorteile<br />

geschaffen <strong>und</strong> Transaktionskosten abgebaut werden. Hin<strong>der</strong>nisse können hier hohes<br />

Beharrungsvermögen, fehlende Innovationsbereitschaft, mangelnde Kommunikation<br />

o<strong>der</strong> Verbandsversagen sein. Ebenso beeinflussen unzureichende Marketingmittel,<br />

ungenügenden Dienstleistungsbereitschaft o<strong>der</strong> Servicequalität, sowie mangelndes<br />

Tourismusbewusstsein <strong>der</strong> Bevölkerung das gemeinsame Marketingmanagement<br />

negativ.


Caroline Maria Suitner Seite 145<br />

Der K<strong>und</strong>e aber betrachtet zunehmend ein Dienstleistungsbündel als ein gesamtes<br />

Angebot <strong>und</strong> entwickelt hierzu seine Assoziationen. Destinationen können damit als<br />

Produkte von Tourismusorganisationen gesehen werden. Die Tourismusorganisationen<br />

ihrerseits werden als klassische Form <strong>der</strong> vertikalen Kooperationen betrachtet. Ihre<br />

Hauptaufgaben sind das Marketing <strong>und</strong> gleichzeitig die Schaffung von leistungsfähigen<br />

Organisationsstrukturen zur Bewältigung des komplementären Marketings selbst.<br />

Daraus entwickelte sich eine Tendenz zur Marken- <strong>und</strong> Produktorientierung.<br />

Der Einsatz des Markenmanagement als Instrument wird zunehmend wichtiger. Neben<br />

<strong>der</strong> Bewältigung <strong>der</strong> zunehmenden Markterweiterung <strong>und</strong> dem globalen Wettbewerb<br />

unterstützt die Markenführung die Aufwertung <strong>der</strong> Marktkommunikation innerhalb des<br />

Marketingmixes von Tourismusorganisationen. Durch eine attraktive Positionierung<br />

<strong>und</strong> klare Kommunikationsstrategie führen Marken u.a. zu einem kommerziellen<br />

Zusatznutzen (u.a. Steigerung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft).<br />

Bei <strong>der</strong> Gestaltung von Markensystemen haben Destinationen abhängig von <strong>der</strong><br />

Verfügbarkeit eines gemeinsamen Namens, <strong>der</strong> Existenz eines touristischen Zentrums<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Homogenität des Tourismusangebots verschiedene gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Möglichkeiten: Das Management von Einzelmarken hat als Ziel die Schaffung einer<br />

klaren <strong>und</strong> eindeutigen Markenpersönlichkeit. Dies unterstützt eine deutliche<br />

Positionierung bzw. spitze Profilierung, sowie die Konzentration auf eine Zielgruppe.<br />

Der Aufbau <strong>der</strong> Markenpersönlichkeit erfolgt jedoch sehr langsam mit hohem<br />

Mitteleinsatz <strong>und</strong> Risiko. Das Mehrmarkenmodell erlaubt eine parallele Führung<br />

mehrer Marken im gleichen Leistungsbereich, bei klaren Unterschieden in zentralen<br />

Merkmalen. Die Ziele sind hier die Absicherung <strong>der</strong> Konkurrenzposition im<br />

Wettbewerb, die Steigerung <strong>der</strong> internen Effizienz <strong>und</strong> die Ausschöpfung von<br />

Marktpotentialen. Dieses Modell kann jedoch zu ineffizienten Ressourceneinsätzen<br />

führen <strong>und</strong> erfor<strong>der</strong>t so ein hochqualifiziertes Markenwissen <strong>und</strong> -management. Bei<br />

heterogenen Destinationen ohne Leitgemeinde rücken die Angebote oftmals in den<br />

Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Durch die Verwendung einer gemeinsamen Dachmarke werden die<br />

Submarken einzelner Partner jeweils bei geeigneten Anlässen eingeb<strong>und</strong>en. In diesen<br />

Destinationen erfolgt <strong>der</strong> Verkauf über Produkte, die charakteristische Teilabschnitte<br />

<strong>der</strong> Destination repräsentieren.


Caroline Maria Suitner Seite 146<br />

Markenführung erfor<strong>der</strong>t ein Wettbewerbsdenken nach Strategievorteilen <strong>und</strong> findet<br />

unter verschiedenen Anfor<strong>der</strong>ungen statt. Es gilt die markenspezifischen<br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> Einflussfaktoren, als auch die mit <strong>der</strong> Strategie verb<strong>und</strong>enen<br />

Chancen <strong>und</strong> Risken, analytisch zu prüfen <strong>und</strong> zu beurteilen.<br />

Die <strong>Bewertung</strong> <strong>der</strong> markenstrategischen Optionen erfolgt nach internen o<strong>der</strong><br />

externen Dimensionen. Bei den internen Kriterien können Risikoausgleich,<br />

Synergienutzung, Kosten- o<strong>der</strong> Marktinvestitionen, Akzeptanz durch Mitarbeiter <strong>und</strong><br />

Management, Implementierungsdauer <strong>und</strong> Koordinationsbedarf unterschieden werden.<br />

Für die <strong>Bewertung</strong> nach externen Rahmenbedingungen stehen die Positionierungs-,<br />

Akzeptanz- <strong>und</strong> die strategische Flexibilität, die Marktausschöpfung, sowie die<br />

Akzeptanz bei Sharehol<strong>der</strong>n, Konsumenten <strong>und</strong> Kooperationspartnern bzw. das Cross-<br />

Selling-Potential im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

Als bewährte Erfolgsprinzipien <strong>der</strong> Markenführung werden sechs Aspekte<br />

hervorgehoben: Kompetenz, Glaubwürdigkeit, Konzentration, Kontinuität bzw.<br />

Durchgängigkeit, Innovationsbereitschaft <strong>und</strong> Kooperationsfähigkeit. Die Kompetenz<br />

beurteilt die Problemlösungskompetenzen des Markenkonzeptes in allen<br />

Nutzungsphasen, während die Glaubwürdigkeit die Vertrauenswürdigkeit <strong>und</strong><br />

Nachvollziehbarkeit für die Zielgruppen einbezieht. Die Konzentration bezieht sich auf<br />

den Einsatz <strong>der</strong> Ressourcen <strong>und</strong> aktive Nutzung <strong>der</strong> Kernkompetenzen.<br />

Ausschlaggebend für den Markenführungserfolg sind auch die Kontinuität <strong>und</strong> die<br />

Durchgängigkeit des Markenauftritts. Weiters muss das Streben nach Innovationen in<br />

<strong>der</strong> Unternehmenskultur gelebt <strong>und</strong> verankert sein. Und die Kooperationsfähigkeit mit<br />

Partnern unterstützt die frühzeitige Anpassung an Marktverän<strong>der</strong>ungen.<br />

Häufig fehlen aber überhaupt die drei wesentliche Voraussetzungen für eine<br />

erfolgreiche Markenführung in den Destinationen: eine destinationsübergreifende<br />

Zielformulierung, eine Bündelung <strong>der</strong> Aktivitäten aller Leistungspartner <strong>und</strong> die<br />

strategische Ausrichtung <strong>der</strong> gesamten Destination. Ferne fehlt es an den<br />

organisationalen Strukturen, um das Markenmanagement <strong>und</strong> einheitliche<br />

Markenauftritte im Sinne <strong>der</strong> Markenstrategie um zusetzten.<br />

Die internationalen Trends in <strong>der</strong> Tourismusorganisation <strong>und</strong> Vermarktung: die<br />

Strukturbereinigungen <strong>und</strong> Tendenzen zu größeren Einheiten, die Verlagerung vom<br />

reinen Tourismus- zum Standortfokus, eine Ressourcenbündelungen, aktives<br />

Controlling <strong>und</strong> steigende Professionalität im Marketing, sowie die Entstehung neuer<br />

Kooperationsmodelle wurden rechtzeitig in Tirol erkannt.


Caroline Maria Suitner Seite 147<br />

Die Tirol Werbung als Landestourismusorganisation verfolgt sein Jahren einen<br />

konsequenten Weg in <strong>der</strong> Markenführung. Auch die Weiterentwicklung des Tiroler<br />

Tourismus wird seit je her aktiv geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> gefor<strong>der</strong>t. Unterstützt wurde dies<br />

einerseits durch die konsequente Strukturbereinigung <strong>der</strong> Tourismusverbände in den<br />

letzten Jahren <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits durch eine för<strong>der</strong>nde Tourismuspolitik des Landes<br />

Tirol.<br />

Aufbauend auf dem Marketingkonzept „Tiroler Weg“ sollen in drei weitere Phasen<br />

neue Akzente im Tiroler Tourismus gesetzt werden. Seit 1998 erfolgte die Anpassung<br />

an geän<strong>der</strong>ten Rahmenbedingungen am Markt, um den Tourismus in Tirol weiter zu<br />

entwickeln. Während in <strong>der</strong> ersten Phase <strong>der</strong> Fokus auf die Organisationsreform, die<br />

Raum- <strong>und</strong> Umweltplanung, eine Marketingoffensive <strong>und</strong> Gastfre<strong>und</strong>schaft gelegt<br />

wurde, folgten im zweiten Teil des Tirol Wegs die fünf Wegweiser<br />

Marketingwirksamkeit, Destinationsentwicklung, Innovationen, Wertschöpfungs-<br />

steigerung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mensch im Tourismus. Für den Zeitraum 2008 bis 2012 wurde die<br />

dritte Phase festgelegt, um die Lea<strong>der</strong>rolle des Tourismus weiter auszubauen. Das Ziel<br />

für 2012 ist die Verbesserung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit am Standort Tirol durch eine<br />

integrierte Standortvermarktung.<br />

Bislang war die Tirol Werbung rein für die Vermarktung des touristischen Angebotes<br />

zuständig. Sie hat dabei die Marke Tirol seit Jahrzehnten erfolgreich aufgebaut, sodass<br />

die Marke heute über internationale Bekanntheit verfügt <strong>und</strong> auch im eigenen Land<br />

sehr beliebt ist. Zukünftig soll eine integrierte Standortvermarktung umgesetzt<br />

werden. Das bedeutet, dass die Markenführung eine Koordinationsaufgabe, zwischen<br />

Markt- (Profilierung/Innensicht) <strong>und</strong> Wettbewerbssicht (Vermarktung/Außensicht)<br />

darstellt. Dabei sollen bestehende Marken nicht abgelöst, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Aufbau eines<br />

starken Standortprofils forciert werden. In einem Markenprozess wurden drei zentrale<br />

Profilierungsfel<strong>der</strong> für den Standort Tirol identifiziert: Tourismus, Forschung &<br />

Bildung <strong>und</strong> Wirtschaft. Aufbauend auf diesen zentralen Fel<strong>der</strong>n wurde die Marke Tirol<br />

neu positioniert <strong>und</strong> die Markeninhalte im Detail festgelegt. Dies bildet den<br />

Ausgangspunkt für die abgestimmte Vermarktung des Standortes Tirol.<br />

Im Profilierungsfeld Tourismus ist die Vision im Jahr 2020 die führende<br />

Urlaubsdestination im Alpenraum zu sein. Dabei ist <strong>der</strong> Tourismus ein zentraler<br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Wohlstandsfaktor für das gesamte Land Tirol <strong>und</strong> stellt eine<br />

Leitfunktion dar. Aus Sicht <strong>der</strong> Gäste bedeutet dies hohe Attraktivität <strong>und</strong> Qualität <strong>der</strong><br />

Angebote in <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Atmosphäre eines attraktiven Erholungsraums.


Caroline Maria Suitner Seite 148<br />

Für die Menschen im Tiroler Tourismus stellt Tirol die beliebteste <strong>und</strong> stärkste<br />

Regionsmarke im Alpenraum dar. Es erfolgt eine professionelle <strong>und</strong> vernetzte<br />

Marktbearbeitung durch die Leistungsträger <strong>und</strong> <strong>der</strong> Tourismus bietet attraktive<br />

Arbeitsplätze mit gesteigerter Wertschöpfung <strong>und</strong> hoher persönlicher Lebensqualität.<br />

Für den Tourismus wurden folgende Strategieziele festgehalten: Forcierung <strong>der</strong><br />

Tourismusentwicklung, Steigerung <strong>der</strong> Wertschöpfung, Verbesserung <strong>der</strong><br />

Nachhaltigkeit (ökologisch, ökonomisch <strong>und</strong> sozial), Konsolidierung zur Leitwirtschaft,<br />

Stärkung <strong>der</strong> Internationalisierung, <strong>und</strong> Funktionstüchtigkeit des Tiroler Tourismus als<br />

„lernendes System“. Zur Erreichung <strong>der</strong> strategischen Ziele wurden einzelne<br />

Handlungsfel<strong>der</strong> definiert, entsprechende Teilziele <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen<br />

abgeleitet.<br />

In Bezug auf die in dieser Diplomarbeit diskutierten Themenbereiche Markenführung<br />

<strong>und</strong> Destinationsmanagement hat die Tirol Werbung folgende (herausfor<strong>der</strong>nde)<br />

Teilziele <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen festgelegt:<br />

Die Destinationen bilden bis 2012 die Plattform für die Vernetzung des Tourismus am<br />

Standort. Tirol stellt so die Summe starker <strong>und</strong> professionell geführter Destinations-<br />

marken dar. Zur Erhöhung <strong>der</strong> Konkurrenzfähigkeit entwickeln sich die<br />

Tourismusverbände gezielt zu Destinations Management Organisationen (DMO) mit<br />

einer schlanken, effizienten, flexiblen, mo<strong>der</strong>nen <strong>und</strong> dienstleistungsorientierten<br />

Organisationstruktur. Diese positionieren die einzelnen Destinationen hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Visionen, Leistungsversprechen (Markenkern) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Markenführung. Sie för<strong>der</strong>n die<br />

Bündelung von touristischen Produkten <strong>und</strong> unterstützen die betrieblichen<br />

Leistungsträger vor Ort bei <strong>der</strong> Vermarktung. Dabei leisten die DMOs eine Führungs-<br />

<strong>und</strong> Koordinationsfunktion zur Weiterentwicklung des Angebots <strong>und</strong> för<strong>der</strong>n die<br />

Kommunikation <strong>der</strong> Marke bis hin zu Verkauf <strong>und</strong> Distribution auf „alten“ <strong>und</strong> „neuen“<br />

Märkten. Eine verstärkte Zusammenarbeit <strong>und</strong> Aufgabenteilung zwischen den<br />

Destinationen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Tirol Werbung wird umgesetzt.<br />

Im Markenmanagement ist die Steigerung <strong>der</strong> internationalen Begehrlichkeit <strong>der</strong><br />

Marke Tirol das angepeilte Ziel für 2012. Der Tiroler Tourismus wird seine<br />

Konkurrenzfähigkeit steigern <strong>und</strong> die Markführerschaft im alpinen Wintertourismus<br />

absichern. Durch die Steigerung <strong>der</strong> Wertschöpfung hat Tirol seinen Marktanteil in<br />

Deutschland gehalten <strong>und</strong> in den Kern- <strong>und</strong> Hoffnungsmärkten gesteigert (vgl. Reisner,<br />

2007, S16f).


Caroline Maria Suitner Seite 149<br />

Abgeleitet aus <strong>der</strong> Neupositionierung <strong>der</strong> Marke Tirol wurde eine passende<br />

Markenarchitektur entwickelt. Dabei wurden folgende Anfor<strong>der</strong>ungen an das<br />

Markensystem gestellt: eine standortübergreifende Struktur, Einsatz als<br />

Instrumentarium für die Partnereinbindung, maximale Nutzung von Synergien <strong>und</strong><br />

Vermeidung von Risiken, Gültigkeit <strong>der</strong> Prinzipien Klarheit, Effizienz, Langfristigkeit.<br />

Das Zusammenspiel <strong>der</strong> Marken am Standort Tirol wird über zwei Ebenen geregelt.<br />

Ebene eins stellt die Dachmarkenebene mit dem Auftritt <strong>der</strong> Landeseinrichtungen,<br />

Imagekommunikation <strong>und</strong> Kommunikation <strong>der</strong> Angebotsgruppen dar. Ebene zwei<br />

umfasst die Partnermarken, die in die vier Unterbereiche Co-Kommunikation,<br />

Kennzeichnung Unternehmen o<strong>der</strong> Produkte <strong>und</strong> Kooperation aufgeteilt ist.<br />

Die Aufgaben <strong>der</strong> zweiten Ebene sind die Vermarktungsaktivitäten für einzelne<br />

Regionen, Städte, Unternehmen o<strong>der</strong> Produkte, die För<strong>der</strong>ung des Imagetransfers<br />

zwischen Partner- <strong>und</strong> Dachmarke, sowie die Integration <strong>der</strong> Marke Tirol in den<br />

Partnerauftritt. Die Partnermarke müssen das Images <strong>und</strong> die Positionierung <strong>der</strong><br />

Dachmarke stärken <strong>und</strong> festigen. Es wird weiters vorausgesetzt, dass diese über ein<br />

eigenständiges Profil verfügen <strong>und</strong> aktiv beworben werden (vgl. Markenbrevier, Tirol<br />

Werbung, 2007).<br />

Die empirische Erhebung hat gezeigt, dass die führenden Tourismusregionen die<br />

Notwendigkeit einer langfristigen Markenführung erkannt haben. Durch die<br />

Strukturbereinigung <strong>der</strong> Verbände waren die Organisationen gezwungen, die<br />

Tourismusstrategien den Wettbewerbsanfor<strong>der</strong>ungen anzupassen <strong>und</strong> ihre Angebote<br />

klar zu positionieren. Erfor<strong>der</strong>liche Markenfindungsprozesse werden von externen<br />

Partnern mit Markenwissen unterstützt <strong>und</strong> begleitet. Die Marken werden jetzt mit<br />

erlebbaren Inhalten gefüllt <strong>und</strong> konsequente, einheitliche Markenauftritte gemäß den<br />

Strategien umgesetzt. Auch die Professionalität im Marketing steigert sich<br />

kontinuierlich <strong>und</strong> wird den Herausfor<strong>der</strong>ungen des dynamischen Marktes angepasst.<br />

Die Organisationen versuchen sich immer konsequenter an den Markt- <strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>enbedürfnissen auszurichten. Die Service- <strong>und</strong> Angebotsqualität wird dabei mit<br />

effizientem <strong>und</strong> effektivem Prozessmanagement gesichert. Daneben treiben eine<br />

übergreifenden Planungen <strong>und</strong> gebündelte Ressourcen die Destinationsentwicklung<br />

voran. Den steigenden Anfor<strong>der</strong>ungen an das Management von Destinationen wird<br />

durch den Einsatz von ausgebildeten Tourismusfachkräften entsprochen.


Caroline Maria Suitner Seite 150<br />

Mit diesen Maßnahmen etablieren sich die erfolgreichen Destinationen <strong>und</strong><br />

Leitbetriebe in Tirol zunehmend als Vorbil<strong>der</strong> für kleinere Verbände <strong>und</strong> Unternehmen.<br />

Deren Verantwortliche werden aufgr<strong>und</strong> des steigenden Wettbewerbsdrucks zum<br />

Handeln aufgefor<strong>der</strong>t.<br />

Die verbleibenden Schwachstellen müssen durch die Professionalisierung des<br />

Vertriebs, die Verbesserung <strong>der</strong> Wertschöpfung, die Steigerung <strong>der</strong><br />

Angebotsentwicklung, den Mut zur Innovationstätigkeit, eine Verstärkung <strong>der</strong> Prozess-<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>enorientierung, sowie die Schärfung <strong>der</strong> Regionsprofile während <strong>der</strong> dritte<br />

Phase des Tiroler Wegs in Angriff werden.<br />

Obgleich die Zahl <strong>der</strong> Tourismusverbände von 254 auf 36 geschrumpft ist <strong>und</strong> in den<br />

letzten Jahren viel Entwicklungsarbeit geleistet wurde, bietet sich im Tiroler Tourismus<br />

noch viel brachliegendes Potential für die Entwicklung zum führenden Urlaubsparadies<br />

in den Alpen. Für diesen Tiroler Weg müssen nicht zwangsläufig neue Pfade<br />

erschlossen werden, vielmehr bedarf es einer großen Portion Mut, Pioniergeist, Wille<br />

<strong>und</strong> gemeinsames kraftvolles Tun!


Name Seite 151<br />

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− Tirol Werbung (2005): Leitfaden zur Destinationsentwicklung, Innsbruck<br />

− Tomczak T. (2002): Die Marke im Wandel <strong>der</strong> Zeit, Vortrag Marketing Horizonte,<br />

Freiburg (Rust).


Name Seite 155<br />

− Tschurtschenthaler, P. (1999): Destination Management als (vorläufiger)<br />

Endpunkt <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> vergangenen Jahre im alpinen Tourismus. In:<br />

Pechlaner, H./ Weiermair, K. (Hrsg.): Destinations-Management - Führung <strong>und</strong><br />

Vermarktung von touristischen Zielgebieten. Management <strong>und</strong> Unternehmenskultur<br />

Band 2, Linde Verlag, Wien, S 7 – 36<br />

− Vahrner, A. (2003): „20 statt 149 Tourismusverbände: Land macht Dampf bei<br />

Fusionen“. In: Tiroler Tageszeitung, 08.02.2003, S 7<br />

− Werthmöller, E. (1995): Räumliche Identität als Aufgabenfeld des Städte- <strong>und</strong><br />

Regionenmarketing. Schriften zu Marketing <strong>und</strong> Management. Meffert, H. (Hg).<br />

Frankfurt<br />

− Wöhler. K. (1997): Marktorientiertes Tourismusmanagement. Band 1<br />

Tourismusorte: Leitbild, Nachfrage- <strong>und</strong> Konkurrenzanalyse, Berlin<br />

− World Tourism Barometer (2008): Volume No. 6, 1 st January 2008 published by<br />

UNWTO<br />

− Zednik Anita / Strebinger Andreas (2005): Marken-Modelle <strong>der</strong> Praxis, Verlag<br />

Gabler Edition Wissenschaft, Wiesbaden<br />

Internet-Recherche<br />

– www.marke.tirol.at – Markenbrevier 2007 - Download 9.7.2008<br />

– Giesinger, M. (2008): „Land plant keine weiteren TVB-Fusionen“ – Online abgefragt<br />

am 31.3.2008 unter: http://www.general-solutions.at/landeszeitung/site-<br />

files/607/php/detail.php?artnr=6733&ukatnr=10320&ukatname=wirtschaft&PHPSE<br />

SSID=9b816a1d754b3085f6cafcb7b497056d<br />

– Magazin Gast, Artikel „Land <strong>der</strong> Gipfelstürmer“ – Ausgabe 4/2004 – Online<br />

abgefragt am 31.3.2008 unter http://www.gast.at/ireds-6606.html<br />

– Polaczek H. (2003): „Ende <strong>der</strong> Schonfrist“, Magazin FM 3/2003, Online abgefragt<br />

am 31.3.2008 unter: http://www.fm-<br />

online.at/jaos/page/main_archiv_content.tmpl?ausgabe_id=63&article_id=1000669<br />

1


Name Seite A<br />

8 Anhang<br />

1) Touristische Kennzahlen <strong>der</strong> analysierten Tiroler Tourismusdestinationen:


Name Seite B<br />

2) Reduktionen <strong>der</strong> Gesprächsprotokolle <strong>der</strong> Experteninterviews:<br />

Erste Reduktion Gesprächsprotokoll TVB Ötztal Tourismus<br />

Interviewpartner: Carmen Fen<strong>der</strong><br />

Position: Marketingleitung<br />

am 25.3.2008<br />

1. Markenmodell: Die Recherche im Internet, Presseaussendungen <strong>und</strong><br />

Medienberichten lässt auf die Verwendung folgen<strong>der</strong> Marken (basierende auf den<br />

Jahreszeiten) schließen:<br />

Wir fahren eine 3-Marken-Strategie, wobei alle Marken gleich stark sind <strong>und</strong> es<br />

keine Dachmarke gibt. Das Ötztal ist keine Dachmarke für das ganze Tal. Die<br />

Natur wird als übergreifende Klammer für die Region verwendet. Visuell wird dies<br />

deutlich, da bei allen Marken sichtbar „Ötztal“ im Logo verankert wurde. Das Ötztal<br />

wird im Sommer, Winter – also ganzjährig als Marke eingesetzt!<br />

Winter: Es erfolgt die Verwendung von den zwei Marken: Sölden <strong>und</strong> Hoch-<br />

/Obergurgl. Das Schwergewicht liegt auf Sölden (= die bekanntestes Wintermarke)<br />

<strong>und</strong> Hoch-/Obergurgl (ist die 2. bekanntestes Wintermarke).<br />

Sommer: Es wird das Ötztal als Marke eingesetzt.<br />

2. Seit wann wird das Modell eingesetzt?<br />

Seit 01.01.2006<br />

Welche Marken-Vorläufer o<strong>der</strong> Strukturen gab es vor <strong>der</strong> Fusion? (Ötztal Arena) –<br />

Die Marke Sölden, die Marke Obergurgl-Hochgurgl <strong>und</strong> das Ötztal als damalige<br />

Dachmarke – aus <strong>der</strong> Ötztal Werbung resultierend. Je<strong>der</strong> Ort hat für sich<br />

geworben.<br />

3. Welche Anfor<strong>der</strong>ungen wurden aus Sicht <strong>der</strong> Tourismusverantwortlichen für ein<br />

Markensystem im Ötztal gestellt?<br />

Beibehaltung <strong>der</strong> bekanntesten Marken (Sölden <strong>und</strong> Obergurgl/Hochgurgl) Rest ist<br />

Ötztal <strong>und</strong> wird unter Themen vermarketet (Langlauf, Wellness, Rodeln,……)<br />

4. Welche Kriterien (Beweggründe) waren für die jetzige Ötztal-Lösung entscheidend?<br />

Hoher Bekanntheitsgrad <strong>der</strong> bestehenden Marken: Sölden wurde in den letzten 10<br />

Jahren aufgebaut, Obergurgl/Hochgurgl ebenso.<br />

Ötztal ist geografisch ein sehr bekannter Begriff, aber eben noch lange keine<br />

Marke; gewinnt jetzt aber seit <strong>der</strong> Fusionierung immer mehr an Bedeutung, weil<br />

auch ganzjährig gepuscht. Die 7 Ortsbegriffe wie Längenfeld, Sautens, Ötz etc.<br />

wurden gestrichen, da es niemals möglich wäre alles zu kommunizieren <strong>und</strong> aus<br />

Marktsicht uninteressant ist.


Name Seite C<br />

5. Welche Voraussetzungen (wirtschaftlich, organisatorisch etc.) waren zur<br />

Umsetzung erfor<strong>der</strong>lich? Klares Bekenntnis <strong>der</strong> einheimischen Bevölkerung,<br />

deshalb haben wir uns ganzjährig für Ötztal entschieden! Im Sommer wird Sölden<br />

<strong>und</strong> Obergurgl-Hochgurgl nie erwähnt – d.h. klarer Verzicht <strong>der</strong> starken Marken.<br />

Man wollten dies nach 2 Jahren än<strong>der</strong>n – ist aber nicht mehr möglich.<br />

Die Nächtigungszahlen waren ebenso entscheidend. In Sölden,<br />

Obergurgl/Hochgurgl werden 2,2 Millionen Nächtigungen <strong>der</strong> insgesamt 3,3<br />

Millionen gemacht.<br />

6. Was macht den Erfolg <strong>der</strong> gewählten Lösung aus jetziger Sicht aus?<br />

Sommer-Nächtigungen sind im 2. Jahr erstmals gestiegen, da das gesamte Ötztal<br />

als Spielwiese angeboten wird. D.h. vielfältigeres Angebot, ein gestraffter<br />

gemeinsamer Auftritt unter Ötztal <strong>und</strong> danach nach Themen gereiht: Wan<strong>der</strong>n,<br />

Bergsteigen, Adventure Sports, Klettern, Mountainbiken.<br />

Winter-Zahlen steigen ebenso permanent – das ist letztlich das woran wir<br />

gemessen werden.<br />

7. Wie wird <strong>der</strong> Erfolg in <strong>der</strong> Zukunft gesichert?<br />

Bestehende Markenstrategie – kontinuierlich weiterverfolgen –langfristig sehen –<br />

dann wird man am Markt gehört <strong>und</strong> verstanden.<br />

8. Was waren für das Ötztal die wichtigsten Schritte im Prozess <strong>der</strong><br />

Markenstrukturierung?<br />

Haben als erstes die Marken festgelegt <strong>und</strong> erst in einem weiteren Schritt einen<br />

Prozess dazu eingeleitet. Markenbildungs-Prozess mit r<strong>und</strong> 70 Ötztalern unter <strong>der</strong><br />

Führung von Robert Trasser, daraus haben wir die Ortspositionierungen abgeleitet.<br />

Normalerweise müsste man den Weg umgekehrt gehen, aber vielleicht hat er<br />

gerade deswegen gefruchtet. Jetzt wissen die Ötztaler ganz genau wofür die Marke<br />

Ötztal steht, sie identifizieren sich damit. Schwieriger ist es noch mit Sölden <strong>und</strong><br />

Obergurgl-Hochgurgl – da stossen wir noch sehr oft auf Wi<strong>der</strong>stand, vor allem im<br />

mittleren <strong>und</strong> vor<strong>der</strong>en Ötztal. Fazit: das Ötztal bietet Lebensenergie durch<br />

Anspannung <strong>und</strong> Entspannung. Die Ötztaler sind menschlich, bodenständig,<br />

eigenwillig, ehrgeizig, ehrlich, erfin<strong>der</strong>isch – geradlinig, natürlich, jugendlich,<br />

selbstbewusst, geradlinig, kernig, sportlich - die Vermarktungsaktivitäten werden<br />

neu durchdacht <strong>und</strong> durchlaufen diesen Filter .<br />

9. Wie erfolgt das Controlling bzw. die Erfolgsmessung <strong>der</strong> Marke(n)?<br />

- Markenwert finanziell – bei gewissen Großevents wie Deutschland Tour lassen<br />

wir eine Markenanalyse machen<br />

- Markenstärke (Markenbekanntheit <strong>und</strong> –image) – <strong>der</strong>zeit ist die einzige Messung<br />

<strong>der</strong> Erfolg (Übernachtungen), den wir dadurch erreichen o<strong>der</strong> eben nicht.


Name Seite D<br />

10. Wie sind die bedeutendsten Leistungsanbieter in <strong>der</strong> Region (z.B. Seilbahnen) in<br />

die Markenarchitektur eingeb<strong>und</strong>en: Erfolgt zB. ein Co-Branding o<strong>der</strong> gibt es eine<br />

einheitliche Markenführung?<br />

Die Bergbahnen übernehmen unsere Markenstrategie 1:1 – ist auch wichtig, da sie<br />

<strong>der</strong> stärkste Partner in <strong>der</strong> Region sind.<br />

11. Welche Art von Beiträge (finanziell, fach-/sachlich, strukturell, personell) leisten<br />

diese Partner bei <strong>der</strong> Markenführung? In welchem Umfang/Anteil zum<br />

Gesamtaufwand?<br />

Wir haben eine gemeinsame Marketing-Arge im Winter – eine lose<br />

Werbegemeinschaft, bei <strong>der</strong> wir unser gesamtes Budget zusammenlegen. D.h.<br />

Ötztal Tourismus 1 Million Euro, Bergbahnen Sölden geben 600.000 Euro <strong>und</strong><br />

Bergbahnen Hoch-/Obergurgl 300.000 Euro – wir entscheiden gemeinsam, was wir<br />

damit machen. Im Sommer trägt <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong> Ötztal Tourismus die gesamten<br />

Marketingaktivitäten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Kosten alleine. Hier sind wir dran unsere Partner<br />

stärker ins Boot zu holen.<br />

12. Im Ötztal gibt es auch einen Naturpark. Erfolgt eine Einbindung des Naturparks in<br />

die Markenführung? In welcher Art (z.B Co-Branding)?<br />

Derzeit noch nicht – <strong>der</strong> Naturpark hat in <strong>der</strong> Gemeinde Sölden begonnen. Wenn<br />

wir damit durch sind, dann wäre die Übertragung auf das Ötztal <strong>der</strong> nächste Schritt.<br />

Erste Reduktion Gesprächsprotokoll TVB Paznaun-Ischgl<br />

Interviewpartner: Andreas Steibl<br />

Position: Geschäftsführer<br />

am 16.1.2008<br />

1. Markenmodell: Die Recherche im Internet, Presseaussendungen <strong>und</strong><br />

Medienberichten lässt auf die Verwendung folgen<strong>der</strong> Marken schließen: Ischgl,<br />

Galtür, Kappl-See. Die Verwendung erfolgt unabhängig von den Saisonzeiten <strong>und</strong><br />

ist auf die Orte bezogen.<br />

Korrekt. Im Winter erfolgt eine klare Trennung <strong>der</strong> Marken im Auftritt <strong>und</strong> Angebot,<br />

im Sommer gibt es aber auch übergreifende Angebote z.B. durch den Radweg<br />

Paznaun. Ischgl – Relax if you can…<br />

Sind die Marken untereinan<strong>der</strong> gleichgestellt o<strong>der</strong> wird Ischgl als dominierende<br />

Marke geführt?<br />

Ischgl generiert 75% <strong>der</strong> Einnahmen aus Pflichtbeiträgen <strong>und</strong> Aufenthaltsabgaben<br />

– dadurch auch die wichtigste Wintermarke im Verband. Die an<strong>der</strong>en Orte sind


Name Seite E<br />

gleichgestellt untereinan<strong>der</strong>. Insgesamt steht ein Budget von 6 Mio. EUR / Jahr zur<br />

Verfügung.<br />

2. Seit wann wird das Modell eingesetzt? Welche Marken-Vorläufer o<strong>der</strong> Strukturen<br />

gab es vor <strong>der</strong> Fusion?<br />

Seit <strong>der</strong> Fusion. Vorläufer waren die drei Ortsmarken im Tal.<br />

3. Welche Anfor<strong>der</strong>ungen wurden aus Sicht <strong>der</strong> Tourismusverantwortlichen für ein<br />

Markensystem im Paznaun gestellt?<br />

Das Mehrmarken-System wird mit Absen<strong>der</strong>marken geführt. Zwei Hauptgründe für<br />

diese Lösung waren: Verwässerung <strong>der</strong> bestehenden Marken <strong>und</strong> Profile<br />

vermeiden; die starke Marke ISCHGL trennscharf behalten bzw. ausbauen;<br />

Vermögen des TVB Ischgl in Vereine umschichten, damit Schlagkraft erhalten<br />

bleibt<br />

4. Welche Kriterien (Beweggründe) waren für die jetzige Lösung entscheidend?<br />

Durch die Fusion gab es einen hohen Fremdkapitalsaufwand im neuen TVB, d.h.<br />

die Schulden wurden übernommen. Früher war <strong>der</strong> TVB Ischgl finanziell gut<br />

aufgestellt, unverschuldet <strong>und</strong> durch die Beteiligung <strong>der</strong> Bergbahnen äußerst<br />

schlagkräftig. Die Fusion selbst brachte nicht die erwartete Einsparung von<br />

Transaktionskosten bzw. Synergienutzung. Im Gegenteil heute kann gesagt<br />

werden, dass die Kosten angestiegen sind, was das Marketingbudget geschrumpft<br />

hat. „Wir waren finanziell für das Marketing noch nie so schwach aufgestellt, wie<br />

jetzt nach <strong>der</strong> Fusion!“. Durch die Trennung in Marken konnte so Ischgl als die<br />

Wintersportmarke erhalten bleiben.<br />

5. Welche Voraussetzungen (wirtschaftlich, organisatorisch etc.) waren zur<br />

Umsetzung erfor<strong>der</strong>lich?<br />

Galtür <strong>und</strong> Kappl hatten keine Markenkonzepte. Diese wurden in Projektgruppen<br />

gemeinsam erarbeitet, um Zielgruppen, Markenwerte, Produkte etc. zu definieren.<br />

Daraus abgeleitet folgte die Zusammenstellung <strong>der</strong> Marketingpläne für die Orte.<br />

Die gesamte Koordination erfolgt im TVB Büro zentral. Um die Akzeptanz <strong>der</strong><br />

Philosophie <strong>der</strong> Orte sicherzustellen wurden eigene Ortsstellenleiter berufen, die<br />

auch die Orte repräsentieren. Stärkung <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit <strong>und</strong> auch <strong>der</strong><br />

Vermieterkommunikation.<br />

6. Was macht den Erfolg <strong>der</strong> gewählten Lösung aus jetziger Sicht aus? Wie wird <strong>der</strong><br />

Erfolg in <strong>der</strong> Zukunft gesichert?<br />

Inhalte <strong>der</strong> Marken, Kommunikation (Preis), Produkte wurden ausgearbeitet <strong>und</strong> die<br />

Angebote zielgruppengerecht geschnürt. Durch die klare Trennung ist die<br />

bedürfnisgerechte <strong>und</strong> zugleich trennscharfe Marktbearbeitung durch die<br />

Einzelmarken gegeben. Gerade in <strong>der</strong> Kommunikation <strong>und</strong> im Marketingplan


Name Seite F<br />

spiegelt sich dies wie<strong>der</strong> <strong>und</strong> soll durch die emotionale Aufladung <strong>der</strong> Marken<br />

gelebt werden.<br />

7. Was waren für das Paznaun die wichtigsten Schritte im Prozess <strong>der</strong><br />

Markenstrukturierung?<br />

Einigkeit über Struktur, Aufladen <strong>der</strong> Marken mit Angeboten, Zielgruppendefinition,<br />

Maßnahmenpläne<br />

8. Wie erfolgt das Controlling bzw. die Erfolgsmessung <strong>der</strong> Marke(n)?<br />

- Markenwert finanziell<br />

- Markenstärke (Markenbekanntheit <strong>und</strong> –image)<br />

Befragungen zu Markenbekanntheit <strong>und</strong> Image, sporadisch nach<br />

Budgetverfügbarkeit. Auf Herkunftsmärkten abgestimmter Mitteleinsatz nach<br />

Markttypologie aber mit gleicher Botschaft, dennoch angepasste Intensität.<br />

9. Wie sind die bedeutendsten Leistungsanbieter in <strong>der</strong> Region (z.B. Seilbahnen) in<br />

die Markenarchitektur eingeb<strong>und</strong>en: Erfolgt zB. ein Co-Branding o<strong>der</strong> gibt es eine<br />

einheitliche Markenführung?<br />

Die Umstrukturierung im Prozess läuft. Es wird eine Integration <strong>der</strong> Ischgler<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> ein einheitliches Branding angestrebt. Der Außenauftritt mit <strong>der</strong><br />

Seilbahn wird angepasst. Der talweite Skibus bleibt aber im Auftritt neutral.<br />

10. Welche Art von Beiträge (finanziell, fach-/sachlich, strukturell, personell) leisten<br />

diese Partner bei <strong>der</strong> Markenführung? In welchem Umfang/Anteil zum<br />

Gesamtaufwand?<br />

Im neuen TVB gibt es keine Beiträge durch Seilbahnen mehr, wie dies früher war.<br />

Diese werden ortsgeb<strong>und</strong>en in den Verein <strong>der</strong> Tourismusbetriebe Ischgl bei<br />

Aktionen eingebracht <strong>und</strong> bei diesen Ortsaktionen findet eine Zusammenarbeit<br />

statt.<br />

Erste Reduktion Gesprächsprotokoll TVB Innsbruck <strong>und</strong> Feriendörfer<br />

Interviewpartner: Dir. Fritz Kraft<br />

Position: Geschäftsführer<br />

am 19.1.2008<br />

1. Markenmodell: Die Recherche im Internet, Presseaussendungen <strong>und</strong><br />

Medienberichten lässt auf die Verwendung folgen<strong>der</strong> Destinationsmarke schließen:<br />

Innsbruck – Die Hauptstadt <strong>der</strong> Alpen. Die Verwendung erfolgt unabhängig von den<br />

Saisonzeiten <strong>und</strong> ist auf die Stadtregion inkl. 25 angrenzen<strong>der</strong> Feriendörfer<br />

bezogen. Ist diese Darstellung so korrekt?


Name Seite G<br />

Den neuen Claim führen wir nun schrittweise seit Herbst 07 in unserer gesamten<br />

Kommunikationstrategie ein <strong>und</strong> zwar auf allen Werbemitteln sowohl für Innsbruck<br />

wie auch für die Feriendörfer. Wenn Sie so wollen als generelle Dachmarke<br />

gedacht <strong>und</strong> eingesetzt.<br />

2. Seit wann wird das Modell eingesetzt? Welche Marken-Vorläufer gab es vor <strong>der</strong><br />

Verbandserweiterung durch die Feriendörfer?<br />

Seit Herbst 07. Vorab hatten wir generell nur die Aussage wie "Innsbruck <strong>und</strong> seine<br />

Feriendörfer" o<strong>der</strong> manchmal auch "Herz <strong>der</strong> Alpen". Ersteres ist aber doch wohl<br />

mehr eine Gebietsbezeichnung <strong>und</strong> zweiteres ja schon abgenutzt <strong>und</strong> teils von<br />

Tirol Werbung besetzt gewesen.<br />

3. Welche Anfor<strong>der</strong>ungen wurden aus Sicht <strong>der</strong> Tourismusverantwortlichen für das<br />

Markensystem gestellt?<br />

Der Claim sollte eine Weiterentwicklung unseres bestehenden Innsbruck Logos<br />

ergänzt um "Die Hauptstadt <strong>der</strong> Alpen" sein. Übersichtlich, in fremdsprachlicher<br />

Anwendung klar verständlich <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Aussage beim Empfänger relativ<br />

vorhandene Klisches <strong>und</strong> Images über Innsbruck treffen <strong>und</strong> abrufen können.<br />

4. Welche Kriterien (Beweggründe) waren für die jetzige Lösung entscheidend?<br />

Siehe Punkt 3. Wir wählten den Claim "Die Hauptstadt <strong>der</strong> Alpen", weil wir<br />

Innsbruck in dieser Positionierung am besten international vertreten wissen <strong>und</strong><br />

welche Destination als unsere sollte sich sonst zu recht mit diesem Titel/Marke<br />

präsentieren. Olympiastadt, alpine Kulturstadt, Sitz <strong>der</strong> Alpenkovention,<br />

Universtitätsstadt etc.<br />

5. Welche Voraussetzungen (wirtschaftlich, organisatorisch etc.) waren zur<br />

Umsetzung erfor<strong>der</strong>lich?<br />

Wirtschaftlich kaum etwas. Organisatorisch liegt es an uns, jetzt zügig <strong>und</strong><br />

konsequent um zu setzten. Ursprünglich wollten wir die Marke schützen lassen,<br />

was aber nicht möglich war. Derzeit sind wir im Prozess <strong>der</strong> Schutzstellung <strong>der</strong><br />

Wortbildmarke.<br />

Einige Destinationen (Turin, Grenoble) verwenden teils bereits diese Bezeichnung<br />

o<strong>der</strong> zumindest in leicht abgewandelter Form. Wir lassen uns dadurch aber nicht<br />

beirren, son<strong>der</strong>n ziehen unsere Markenumsetzung durch.<br />

6. Was macht den Erfolg <strong>der</strong> gewählten Lösung aus jetziger Sicht aus?<br />

Wie wird <strong>der</strong> Erfolg in <strong>der</strong> Zukunft gesichert?<br />

Der Erfolg ist <strong>der</strong>zeit natürlich nicht messbar <strong>und</strong> wohl auch in Zukunft materiell<br />

kaum messbar. Natürlich haben wir vorab zwar keine wissenschaftliche Erhebung<br />

o<strong>der</strong> Studie anstellen lassen, wohl aber durchaus viele Empfehlungen von lokaler<br />

<strong>und</strong> internationaler Seite für die Nutzung dieses Claims eingeholt.


Name Seite H<br />

7. Was waren für die Tourismusverantwortlichen die wichtigsten Schritte im Prozess<br />

<strong>der</strong> Markenstrukturierung?<br />

Bekenntnis zur Markendefinition; interne Abstimmung lokale <strong>und</strong> internationale<br />

Tests <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzliche Abstimmung <strong>der</strong> graphische Aufbereitung mit Corporate<br />

Design; von nun an konsequente Umsetzung in <strong>der</strong> gesamten<br />

Kommunikationsstrategie.<br />

8. Wie erfolgt das Controlling bzw. die Erfolgsmessung <strong>der</strong> Marke(n)?<br />

- Markenwert finanziell<br />

- Markenstärke (Markenbekanntheit <strong>und</strong> –image)<br />

Kann ich nicht sagen, weil nicht wirklich messbar! Es sei denn, man würde viel<br />

Geld dafür ausgeben <strong>und</strong> selbst dann muss Ergebnis bezweifelt werden.<br />

9. Wie sind die bedeutendsten Leistungsanbieter in <strong>der</strong> Region (z.B. Seilbahnen) in<br />

die Markenarchitektur eingeb<strong>und</strong>en: Erfolgt z.B. ein Co-Branding o<strong>der</strong> gibt es eine<br />

einheitliche Markenführung?<br />

Natürlich auf unseren eigenen Kommunikationsmitteln <strong>und</strong> überall dort wo wir z.B.<br />

durch Sponsoring o.ä. das Recht auf Marken/Logoplacement haben. Z. B. Bereich<br />

Kultur, Veranstaltungen etc.<br />

10. Welche Art von Beiträge (finanziell, fach-/sachlich, strukturell, personell) leisten<br />

diese Partner bei <strong>der</strong> Markenführung? In welchem Umfang/Anteil zum<br />

Gesamtaufwand? Siehe Punkt 9. Dies in welcher Form zu quantifizieren fehlt mir<br />

die Möglichkeit, Zeit <strong>und</strong> Vergleich.<br />

Erste Reduktion Gesprächsprotokoll TVB Mayrhofen<br />

Interviewpartner: Mag. (FH) Michael Steingress<br />

Position: Marketingleitung<br />

am 04.04.2008<br />

1. Markenmodell: Die Recherche im Internet, Presseaussendungen <strong>und</strong><br />

Medienberichten lässt auf die Verwendung folgen<strong>der</strong> Einzelmarke schließen:<br />

Mayrhofen.<br />

Die Marke Mayrhofen ist in Wahrheit die Marke Mayrhofen-Hippach. Durch den<br />

Bekanntheitsgrad des Ortes Mayrhofen wird jedoch oft auch nur <strong>der</strong> Titel<br />

„Mayrhofen“ kommuniziert. Die Marke Mayrhofen glie<strong>der</strong>t sich weiter in die<br />

Submarken Mayrhofen-Ginzling, Mhf-Schwendau, Mhf-Brandberg, Mhf-Ramsau<br />

<strong>und</strong> Mhf-Ginzling. Dies sind die Ortschaften, welche <strong>der</strong> Tourismusregion<br />

angehören. Mayrhofen-Hippach kann somit ebenfalls als Submarke gesehen


Name Seite I<br />

werden. Sie sehen, die momentane Struktur ist eher gewachsen, als wirklich<br />

geplant.<br />

2. Seit wann wird das Modell eingesetzt? Welche Marken-Vorläufer gab es vor <strong>der</strong><br />

Fusion?<br />

Vor <strong>der</strong> Fusion gab es 4 Marken in <strong>der</strong> Region, da 4 Tourismusverbände.<br />

Mayrhofen, Hippach, Brandberg <strong>und</strong> Ginzling. Alle führten ihre eigene Marke <strong>und</strong><br />

CI. Tatsache ist jedoch, dass die Nähe zu Mayrhofen von den an<strong>der</strong>en 3<br />

Verbänden stets mitkommuniziert wurde <strong>und</strong> das Zugpferd Mayrhofen indirekt<br />

bereits mit den Nachbarregionen verwoben war.<br />

3. Welche Anfor<strong>der</strong>ungen wurden aus Sicht <strong>der</strong> Tourismusverantwortlichen an die<br />

Marke gestellt?<br />

Diese Frage ist im Rückblick schwer zu beantworten. Ich glaube man machte sich<br />

damals – Anfang <strong>der</strong> 90er, als unser Logo entwickelt wurde – wenig Gedanken zur<br />

vollen Tragweite einer Markenentwicklung. Das Logo entsprach den Trends <strong>der</strong><br />

damaligen Zeit <strong>und</strong> wurde bis heute unverän<strong>der</strong>t gelassen. Zur Zeit stecken wir in<br />

einem Neudefinierungsprozess <strong>der</strong> Marke, welche natürlich auch ein neues Logo<br />

hervorbringen wird.<br />

4. Welche Kriterien (Beweggründe) waren für die jetzige Lösung entscheidend?<br />

Die Marke neu wird klar als Mayrhofen-Hippach positioniert, wobei die alleinige<br />

Hervorhebung vor allem auf einigen speziellen Märkten (GB, RUS) beibehalten<br />

werden wird. Gr<strong>und</strong>sätzlich erfor<strong>der</strong>ten die unter Punkt 3 angedeuteten<br />

Beweggründe zwingend eine zeitgemäße Neudefinition des gesamten<br />

Markenkonstrukts, d.h. es erfor<strong>der</strong>te einer klar definierten Basis, auf welcher die<br />

einzelnen Submarken klar definierbar sein können. Nur durch eine klare CI lässt<br />

sich das Produkt Mayrhofen stark genug auf dem Markt positionieren. Selbst<br />

führenden Meinungsbildnern im Ort war es nicht wirklich möglich, zu definieren,<br />

was die Marke Mayrhofen war, was nicht zuletzt Mitgr<strong>und</strong> für den aktuellen<br />

Markenevolutionsprozesses war.<br />

5. Welche Voraussetzungen (wirtschaftlich, organisatorisch etc.) waren zur<br />

Umsetzung erfor<strong>der</strong>lich?<br />

Es erfor<strong>der</strong>te klarerweise eine Bekenntnis <strong>und</strong> des Willens des Vorstandes <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Geschäftsführung des TVB obig erwähnte Probleme anzugehen <strong>und</strong> den<br />

Markenprozess zu initiieren.<br />

6. Was macht den Erfolg <strong>der</strong> gewählten Lösung aus jetziger Sicht aus?<br />

Wie wird <strong>der</strong> Erfolg in <strong>der</strong> Zukunft gesichert?<br />

Unsere Dachmarketingorganisation, die Zillertal Tourismus, durchlief den Prozess<br />

<strong>der</strong> Markenredefinition bereits vor einiger Zeit <strong>und</strong> so war Mayrhofen als


Name Seite J<br />

touristisches Zugpferd <strong>der</strong> Region natürlich gefor<strong>der</strong>t, diese Position zu<br />

untermauern. Es wurden im Herbst letzten Jahres Meinungsbildner <strong>und</strong> führende<br />

Leistungsanbieter aus <strong>der</strong> Region (Vermieter, Kaufmannschaft, Bergbahn,<br />

Naturpark, …) eingeladen, um in Markenworkshops unter professioneller<br />

Begleitung die Architektur <strong>der</strong> Marke zu erarbeiten. So wurden<br />

Kernleistungsversprechen, Kernleistungswerte <strong>und</strong> Stil <strong>der</strong> Marke neu<br />

ausgearbeitet.<br />

Die Marke Neu stützt sich auf drei gewachsene Säulen – Tradition, Musik <strong>und</strong><br />

Berge. Diese drei Kompetenzen spiegeln sich auch in <strong>der</strong> Ausarbeitung <strong>der</strong><br />

Markenelemente wie<strong>der</strong>. Auf diese Säulen stützen sich unsere Kompetenzen<br />

Kontraste, Vitalität <strong>und</strong> die geografische Lage. Ziel wird ein kraftvoller Auftritt unter<br />

dem Leitsatz „Mayrhofen-Hippach, das kontrastreiche, pulsierende Herz des<br />

Zillertals mit Bergen zum Anfassen <strong>und</strong> 150 Jahren Tourismuserfahrung“ sein.<br />

Durch den aktuellen Prozess soll <strong>der</strong> Erfolg gesichert werden.<br />

7. Was waren für die Verantwortlichen die wichtigsten Schritte im Prozess <strong>der</strong><br />

Markenstrukturierung?<br />

Zu obigen Ausführungen gesellen sich die kommenden Schritte einer klaren<br />

Visions-Definition <strong>und</strong> die Erarbeitung von strukturierten Maßnahmenplänen zur<br />

konkreten Umsetzung des Erarbeiteten.<br />

8. Wie erfolgt das Controlling bzw. die Erfolgsmessung <strong>der</strong> Marke(n)?<br />

- Markenwert finanziell<br />

- Markenstärke (Markenbekanntheit <strong>und</strong> –image)<br />

Eine Erfolgsmessung im eigentlichen Sinne wird nicht durchgeführt.<br />

Nächtigungsstatistiken, Gästebefragungen <strong>und</strong> ein (sich noch im Aufbau<br />

befindliches) professionelles CRM lassen aber Schlüsse zu.<br />

9. Wie sind die bedeutendsten Leistungsanbieter in <strong>der</strong> Region (z.B. Seilbahnen) in<br />

die Markenarchitektur eingeb<strong>und</strong>en: Erfolgt zB. ein Co-Branding o<strong>der</strong> gibt es eine<br />

einheitliche Markenführung?<br />

Je nach Bedarf geschieht klarerweise Co-Branding. Unser Dachmarketing „Zillertal<br />

Werbung“ ist auf allen unseren Werbemitteln (analog <strong>und</strong> digital) vertreten. Eine<br />

Markenstruktur in welcher „externe“ Leistungsanbieter im Sinne einer konkreten<br />

Abgleichung <strong>der</strong> Werte <strong>und</strong> Ziele eingeb<strong>und</strong>en sind, besteht zurzeit nicht.<br />

10. Welche Art von Beiträge (finanziell, fach-/sachlich, strukturell, personell) leisten<br />

diese Partner bei <strong>der</strong> Markenführung? In welchem Umfang/Anteil zum<br />

Gesamtaufwand?<br />

Es gestaltet sich eher umgekehrt, dass wir Marketingbeitrag an die Zillertal<br />

Tourismus leisten. Wir finanzieren uns schlicht über die Nächtigungsabgaben etc.


Name Seite K<br />

Abseits des finanziellen Parts finden aber natürlich Abstimmungsgespräche <strong>und</strong><br />

Kooperationen statt (vorallem Bergbahn <strong>und</strong> Naturpark). Mit <strong>der</strong> Bergbahn <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Zillertal Tourismus co-finanzieren wir teilweise Mitgliedschaften in<br />

Angebotsgruppen.<br />

11. Im Zillertal gibt es auch einen Naturpark. Erfolgt eine Einbindung des Naturparks in<br />

die Markenführung des Tourismusverbands? In welcher Art (z.B Co-Branding)?<br />

Meist treten wir im Co-Branding mit dem Naturpark auf. Die Zusammenarbeit mit<br />

dem Naturpark wurde in letzter Zeit intensiviert (Naturparkpartnerbetriebe,<br />

Regionalkonzept,...).<br />

Erste Reduktion Gesprächsprotokoll TVB Olympiaregion Seefeld<br />

Interviewpartner: Markus Geets<br />

Position: Marketingleiter<br />

am 18.3.2008 per Telefon<br />

1. Markenmodell: Die Recherche im Internet, Presseaussendungen <strong>und</strong><br />

Medienberichten lässt auf die Verwendung folgen<strong>der</strong> Dachmarke schließen:<br />

Olympiaregion Seefeld.<br />

Die Markenverwendung erfolgt als übergreifende Klammer für fünf Orte <strong>und</strong> ist auf<br />

die ganze Region bezogen. Die einzelnen Orte in <strong>der</strong> Region wurden unter <strong>der</strong><br />

Dachmarke subsumiert <strong>und</strong> werden als Ortsmarken weitergeführt.<br />

2. Seit wann wird das Modell eingesetzt? Welche Marken-Vorläufer gab es vor <strong>der</strong><br />

Fusion?<br />

Seit <strong>der</strong> Fusion – mit einmaliger graphischer Anpassung, da es durch die<br />

Doppelverwendung von Seefeld zu internen <strong>und</strong> politischen Diskussionen kam! Die<br />

direkten Vorläufer waren die Ortsmarken die jetzt unter <strong>der</strong> Dachmarke agieren.<br />

3. Welche Anfor<strong>der</strong>ungen wurden aus Sicht <strong>der</strong> Tourismusverantwortlichen für ein<br />

Markensystem gestellt?<br />

Zum einen die Ausnützung <strong>der</strong> Bekanntheit <strong>und</strong> die Wirksamkeit <strong>der</strong> Ortsmarke<br />

Seefeld, da <strong>der</strong> Schriftzug bereits seit 30 Jahren am Markt <strong>und</strong> in den Zielmärkten<br />

bekannt war. Und zum zweiten sollte durch den Zusatz „Olympiaregion“ ein<br />

sportliches <strong>und</strong> dynamisches Image erzeugt werden, da ja <strong>der</strong> Ort bereits zweimal<br />

Austragungsort von olympischen Winterspielen war. Synergien für die kleineren<br />

Orte zu erzielen – deshalb die Verwendung <strong>der</strong> Dachmarke „Olympiaregion<br />

Seefeld“!<br />

4. Welche Kriterien (Beweggründe) waren für die jetzige Lösung entscheidend?


Name Seite L<br />

Alle Orte sollten in <strong>der</strong> neuen Markenarchitektur gleichberechtigt vertreten sein <strong>und</strong><br />

die Synergien aus bisheriger Marktbearbeitung genützt werden. Nach einem<br />

initiierten Markenprozess kam es nur zu einer Adaption des ersten Logos nach <strong>der</strong><br />

Fusion. Die Ortsnamen blieben als reiner Schriftzug in ihrer ursprünglichen Form<br />

erhalten, nur die Ortlogos fielen weg, um die Unterstützung <strong>der</strong> übergeordneten<br />

regionalen Dachmarke zu gewährleisten.<br />

5. Welche Voraussetzungen (wirtschaftlich, organisatorisch etc.) waren zur<br />

Umsetzung erfor<strong>der</strong>lich?<br />

Schaffung einer aussagekräftigen Marke für die gesamte Region durch einen<br />

einheitlichen Auftritt, d.h. strukturelle, organisatorische <strong>und</strong> personelle<br />

Anpassungen im Zuge <strong>der</strong> Fusion.<br />

6. Was macht den Erfolg <strong>der</strong> gewählten Lösung aus jetziger Sicht aus?<br />

Wie wird <strong>der</strong> Erfolg in <strong>der</strong> Zukunft gesichert?<br />

k.A.<br />

7. Was waren für die Verantwortlichen die wichtigsten Schritte im Prozess <strong>der</strong><br />

Markenstrukturierung?<br />

k.A.<br />

8. Wie erfolgt das Controlling bzw. die Erfolgsmessung <strong>der</strong> Marke(n)?<br />

- Markenwert finanziell<br />

- Markenstärke (Markenbekanntheit <strong>und</strong> –image)<br />

k.A.<br />

9. Wie sind die bedeutendsten Leistungsanbieter in <strong>der</strong> Region (z.B. Seilbahnen) in<br />

die Markenarchitektur eingeb<strong>und</strong>en: Erfolgt zB. ein Co-Branding o<strong>der</strong> gibt es eine<br />

einheitliche Markenführung?<br />

k.A.<br />

10. Welche Art von Beiträge (finanziell, fach-/sachlich, strukturell, personell) leisten<br />

diese Partner bei <strong>der</strong> Markenführung? In welchem Umfang/Anteil zum<br />

Gesamtaufwand?<br />

k.A.<br />

Informationsdarstellung über die Markenführung TVB Serfaus-Fiss-Ladis<br />

Vorgesehener Interviewpartner: Dr. Franz Tschi<strong>der</strong>er<br />

Position: Geschäftsführer<br />

Zur mehrfachen Interviewanfrage keine Rückmeldung – Sek<strong>und</strong>äranalyse!


Name Seite M<br />

1. Markenmodell: Die Recherche im Internet, Presseaussendungen <strong>und</strong><br />

Medienberichten lässt auf die Verwendung folgen<strong>der</strong> Destinationsmarke schließen:<br />

Serfaus-Fiss-Ladis. Die Verwendung erfolgt unabhängig von den Saisonzeiten <strong>und</strong><br />

ist auf die drei Orte in <strong>der</strong> Region bezogen.<br />

2. Seit wann wird das Modell eingesetzt?<br />

Welche Marken-Vorläufer gab es vor <strong>der</strong> Fusion?<br />

4) Der Zusammenschluss kam dann im Jahr 1999 als Höhepunkt <strong>der</strong> bisherigen<br />

Entwicklung tatsächlich zustande, war aber mit großen Investitionen verb<strong>und</strong>en.<br />

Wie allgemein bekannt ist, hat sich daraus eine große Erfolgsgeschichte ergeben.<br />

Wir hatten zuvor zwar schon einen Kartenverb<strong>und</strong>, aber es war skitechnisch keine<br />

Verbindung gegeben. Das Entscheidende war <strong>der</strong> gemeinsame Marktauftritt<br />

Serfaus-Fiss-Ladis <strong>und</strong> eine Marke zu entwickeln. Die Region Serfaus-Fiss hat sich<br />

in Tirol zu einem touristischen Vorreiter entwickelt, die Wertschöpfung hat sich seit<br />

1990 verdreifacht.<br />

2) Die Entwicklung <strong>der</strong> aus den drei Tiroler Gemeinden Serfaus, Fiss <strong>und</strong> Ladis<br />

bestehenden gleichnamigen Destination ist eine Erfolgsgeschichte son<strong>der</strong>gleichen.<br />

Bei den Übernachtungszahlen kletterte <strong>der</strong> Index seit 1993/94 (100 Prozent) im<br />

Sommer auf 110 Prozent (Tirol gesamt: 80 Prozent) <strong>und</strong> im Winter sogar auf 140<br />

(Tirol 110) Prozent. Heute werden in den total 2600 Einwohner zählenden drei<br />

Gemeinden mit insgesamt 12 000 Gästebetten jährlich 1,7 Mio. Logiernächte<br />

gezählt. Genauso eindrücklich sind die Zahlen <strong>der</strong> beteiligten Bergbahnen: Ihre<br />

Umsätze haben sich seit 1999 verdoppelt.<br />

Im Jahr 1999 wurde nach dem Zusammenschluss <strong>der</strong> Skigebiete erstmals ein<br />

gemeinsamer Marktauftritt von Serfaus <strong>und</strong> Fiss umgesetzt. Die Orte waren<br />

Gründungsmitglie<strong>der</strong> zahlreicher familienorientierter Angebotsgruppen. Es existiert<br />

eine Marketinggesellschaft für alle drei Orte am Sonnenplateau.<br />

3. Welche Anfor<strong>der</strong>ungen wurden aus Sicht <strong>der</strong> Tourismusverantwortlichen für ein<br />

Markensystem gestellt?<br />

1) Laut Tschi<strong>der</strong>er ist dieser Erfolg aber nur möglich, wenn sich eine Ferienregion<br />

sowohl im Winter wie auch im Sommer behaupten kann. Und genau das ist in<br />

Serfaus-Fiss-Ladis gelungen: «Als eine <strong>der</strong> wenigen Regionen in den Alpen haben<br />

wir es geschafft, über die letzten 15 Jahre sowohl im Winter als auch im Sommer<br />

überdurchschnittlich zu wachsen.» Und das, nachdem vor einigen Jahren diskutiert<br />

wurde, die dort ansässige Möseralmbahn wegen Gästemangels zu schliessen.<br />

3) Serfaus-Fiss-Ladis hat es als eine <strong>der</strong> wenigen Destinationen in den Alpen<br />

geschafft, auch im Sommer zu wachsen. «Seit 1993 konnten wir die Logiernächte


Name Seite N<br />

im Sommer um 10 Prozent steigern. Das ganze Tirol hat im gleichen Zeitraum 25<br />

Prozent Logiernächte verloren», führt Tschi<strong>der</strong>er aus. Im Winter konnte Serfaus-<br />

Fiss-Ladis die Logiernächte sogar um über 30 Prozent steigern. Insgesamt zählt<br />

die Destination nun 1,7 Mio. Übernachtungen pro Jahr.<br />

4. Welche Kriterien (Beweggründe) waren für die jetzige Lösung entscheidend?<br />

5. Welche Voraussetzungen (wirtschaftlich, organisatorisch etc.) waren zur<br />

Umsetzung erfor<strong>der</strong>lich?<br />

2) Bei allen Aktivitäten <strong>und</strong> Überlegungen stellt die Tiroler Tourismusregion den<br />

Gast in den Mittelpunkt: «Egal, was wir tun, <strong>der</strong> Gästenutzen hat bei uns immer<br />

erste Priorität», sagte Hotelier Franz Tschi<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> die Marketingorganisation <strong>der</strong><br />

Destination präsidiert.<br />

1) Umfangreich <strong>und</strong> konzentriert: Der Schlüssel zum Erfolg ist laut Tschi<strong>der</strong>er ein<br />

klar strukturiertes <strong>und</strong> sehr umfangreiches Angebot. Dieses müsse aber nicht nur<br />

gross sein, son<strong>der</strong>n auch konzentriert.«Was nicht in unser Angebotsprofil passt,<br />

wird auch nicht gemacht», verdeutlichte Tschi<strong>der</strong>er.<br />

3) Nicht das Produkt links liegen gelassen. Denn das ist das Wichtigste.» Serfaus-<br />

Fiss-Ladis steckt gemäss Tschi<strong>der</strong>er 90 Prozent <strong>der</strong> Mittel in die<br />

Angebotsentwicklung <strong>und</strong> nur 10 Prozent in den Bereich Marketing <strong>und</strong> Verkauf.<br />

Diese Formel gelte vor allem bei Nahmärkten, bei Fernmärkten sei es ein bisschen<br />

an<strong>der</strong>s, räumte er ein. Die Basis sei aber immer das Produkt.<br />

3) Tschi<strong>der</strong>er führt den Erfolg auf die klare Positionierung als Urlaubspark für<br />

Familien zurück. Alle Leistungsträger – von <strong>der</strong> Hotellerie, über die Bergbahnen bis<br />

zum Tourismusverband – ziehen am gleichen Strick.<br />

3) Der Tourismusobmann gab zudem zu bedenken, dass nicht nur<br />

Grossdestinationen zum Erfolg führen. «Unsere drei Dörfer haben sich gegen die<br />

Einbindung in eine Grossdestination gewehrt <strong>und</strong> sind gut damit gefahren.» 1)<br />

Tschi<strong>der</strong>er betonte ausserdem, dass man sich in Serfaus-Fiss-Ladis bewusst die<br />

übersichtliche <strong>und</strong> leichter kontrollierbare «Kleinheit» zunutzen gemacht habe.<br />

Gegen eine Einbindung in die Grossdestination Tirol hätten sich die drei Dörfer vor<br />

einigen Jahren mit Händen <strong>und</strong> Füssen gewehrt. Tschi<strong>der</strong>er: «Je weniger Köche da<br />

sind, desto weniger können den Brei ver<strong>der</strong>ben<br />

6. Was macht den Erfolg <strong>der</strong> gewählten Lösung aus jetziger Sicht aus?<br />

Wie wird <strong>der</strong> Erfolg in <strong>der</strong> Zukunft gesichert?<br />

2) Tschi<strong>der</strong>er führt den Erfolg auf das Angebot <strong>und</strong> die konsequente Ausrichtung<br />

auf die definierte Zielgruppe (Positionierung als Urlaubspark für Familien) zurück<br />

<strong>und</strong> ist überzeugt, dass dafür «nicht <strong>der</strong> Preis, son<strong>der</strong>n das Produkt<br />

ausschlaggebend » ist.


Name Seite O<br />

1) Die Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Markenbildung <strong>und</strong> -führung ist man mit Expertenhilfe<br />

angegangen. Der Grün<strong>der</strong> des Institute of Brand Logic, Markus Webhofer, war für<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> Marke verantwortlich – <strong>und</strong> hatte damit einschlagenden Erfolg.<br />

2) Der Ferienort habe das Erfolgsrezept einer Marke beispielhaft angewendet:<br />

Markus Webhofer: «Ein Massenthema aufgreifen <strong>und</strong> mit höchster Kompetenz <strong>und</strong><br />

Profil umsetzen.» Entscheidend sei, dass die Ausrichtung konsequent erfolge <strong>und</strong><br />

von allen Leistungsträgern – vom Hotel bis zur Skischule – mitgetragen werde.<br />

Destinationen, denen dies nicht gelinge, würden zu den Verlierern gehören.<br />

7. Was waren für die Verantwortlichen <strong>der</strong> Region die wichtigsten Schritte im Prozess<br />

<strong>der</strong> Markenstrukturierung?<br />

Markenprozess mit Implementierung, Erhöhung Angebote, Qualitätssicherung,<br />

Weiterentwicklung<br />

8. Wie erfolgt das Controlling bzw. die Erfolgsmessung <strong>der</strong> Marke(n)?<br />

- Markenwert finanziell<br />

- Markenstärke (Markenbekanntheit <strong>und</strong> –image)<br />

Übernachtungen, Auslastung, Vollbelegstage, Umsätze<br />

9. Wie sind die bedeutendsten Leistungsanbieter in <strong>der</strong> Region (z.B. Seilbahnen) in<br />

die Markenarchitektur eingeb<strong>und</strong>en: Erfolgt zB. ein Co-Branding o<strong>der</strong> gibt es eine<br />

einheitliche Markenführung?<br />

Einheitlicher Markenauftritt für den Ort <strong>und</strong> Seilbahnen, Co-Branding mit<br />

Unterkünften etc.<br />

10. Welche Art von Beiträge (finanziell, fach-/sachlich, strukturell, personell) leisten<br />

diese Partner bei <strong>der</strong> Markenführung? In welchem Umfang/Anteil zum<br />

Gesamtaufwand?<br />

gemeinsame Marketing-Gesellschaft<br />

Informationsquellen:<br />

1) „Wenn ein Markenname eine Destination rettet“ von Rahel Schneppat in: Bündner<br />

Tagblatt, Region Südostschweiz, 29. März 2007 -<br />

http://www.grischconsulta.ch/media/233.pdf<br />

2) „Den Gast in den Mittelpunkt stellen“ von Christian Buxhofer in :Bündner Tagblatt,<br />

Region Graubünden - 29. MÄRZ 2007 - http://www.grischconsulta.ch/media/227.pdf<br />

3) „Ein Paradies für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Eltern“ von Theres Lagler in hotel+tourismus revue –<br />

Nr. 14 – 5. April 2007 - http://www.grischconsulta.ch/media/237.pdf<br />

4) Alois Geiger, Fisser Bergbahnen im Interview: Gemeinschaftssinn <strong>und</strong><br />

Entwicklungsfreude bewirkten Aufstieg! in Mountain Manager - Ausgabe 5/2006


Name Seite P<br />

Erste Reduktion Gesprächsprotokoll TVB Stubai Tirol<br />

Interviewpartner: Mag. Andrea Sartori<br />

Position: Geschäftsführung Agentur für Marketing verantwortlich<br />

am 25.1.2008<br />

1. Markenmodell: Die Recherche im Internet, Presseaussendungen <strong>und</strong><br />

Medienberichten lässt auf die Verwendung folgen<strong>der</strong> Marke schließen: Stubai Tirol.<br />

Das ist richtig. Die Verwendung erfolgt unabhängig von den Saisonzeiten <strong>und</strong> ist<br />

auf das ganze Stubaital bezogen.<br />

2. Seit wann wird das Modell eingesetzt? Welche Marken-Vorläufer gab es vor <strong>der</strong><br />

Fusion?<br />

Seit <strong>der</strong> Fusion. Die Vorläufer waren <strong>der</strong> TVB Stubai (vor<strong>der</strong>es Tal) <strong>und</strong> Neustift –<br />

Komm zeigen dir das Leben! Auch die Marke Bergsport Stubai (Berg als Symbol im<br />

Logo + Stubai), welche jedoch keine tour. Marke ist!<br />

3. Welche Anfor<strong>der</strong>ungen wurden aus Sicht <strong>der</strong> Tourismusverantwortlichen für ein<br />

Markensystem gestellt?<br />

Es galt die bestehende internationale Bekanntheit <strong>der</strong> Marke Bergsport Stubai bzw.<br />

Stubaier Gletscher zu nützen <strong>und</strong> Synergien aufbauen, da die Orte unbekannt sind.<br />

Ziel ist es, dass Stubaital als homogenes Tal <strong>und</strong> Destination zu positionieren.<br />

Die Namensdiskussion „Stubai“ stand außer Diskussion im Fusionsprozess.<br />

4. Welche Kriterien (Beweggründe) waren für die jetzige Lösung entscheidend?<br />

Die Markenbekanntheit <strong>und</strong> die Kooperation von Bergsport Stubai <strong>und</strong> Stubaier<br />

Gletscherbahn für den Tourismusverband nützen. Angestrebt wird die<br />

Ausbaufähigkeit <strong>der</strong> Kooperationen <strong>und</strong> Schaffung weiterer Synergien zwischen<br />

Markenauftritten.<br />

5. Welche Voraussetzungen (wirtschaftlich, organisatorisch etc.) waren zur<br />

Umsetzung erfor<strong>der</strong>lich?<br />

wirtschaftliche ergeben sich aus Fusion: Konsolidierung <strong>der</strong> Finanzen<br />

(Verschuldung); finanziell: Nutzung von Synergien, Einsparungspotential in Struktur<br />

umgesetzt; Marketingmittel wurden erhöht, speziell für das vor<strong>der</strong>e Tal steht mehr<br />

zur Verfügung als in alter Verbandsstruktur.<br />

organisatorisch: Einsetzung eines Marketingvorstands im TVB, Mitarbeiter für<br />

Marketing<br />

strukturell: Intensivierung <strong>der</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Stubaier Gletscherbahn<br />

methodisch: Erstellung CI für Marke, Ausarbeitung eines Destinationskonzepts wird<br />

gerade vorgenommen.


Name Seite Q<br />

6. Was macht den Erfolg <strong>der</strong> gewählten Lösung aus jetziger Sicht aus?<br />

Wie wird <strong>der</strong> Erfolg in <strong>der</strong> Zukunft gesichert?<br />

Das angestrebte Destinationskonzept führt zu einer Homogenität des Angebotes im<br />

Tal <strong>und</strong> damit zu einem Markenpotential durch starke Partner. Die schrittweise<br />

Einbindung aller Leistungspartner <strong>und</strong> Schaffung von homogenen Produkten soll<br />

dies unterstützen.<br />

7. Was waren für das Stubaital die wichtigsten Schritte im Prozess <strong>der</strong><br />

Markenstrukturierung?<br />

Zuerst die interne Meinungsbildung im Tal <strong>und</strong> dann die konsequente Umsetzung<br />

im Markenauftritt. Die Zukunft sichert das in Ausarbeitung befindliche<br />

Destinationskonzept, das eine konsequente Marktausrichtung ermöglicht.<br />

8. Wie erfolgt das Controlling bzw. die Erfolgsmessung <strong>der</strong> Marke(n)?<br />

- Markenwert finanziell<br />

- Markenstärke (Markenbekanntheit <strong>und</strong> –image)<br />

Bislang gibt es kein direktes Controlling – Schlüsse werden teilweise aus<br />

bestehenden Studien abgeleitet. Nach <strong>der</strong> Destinationskonzept-Umsetzung ist es<br />

aber geplant. Im Moment ist es einfach finanziell nicht umsetzbar <strong>und</strong> die<br />

Markenwerte hatten keine Relevanz.<br />

9. Wie sind die bedeutendsten Leistungsanbieter in <strong>der</strong> Region (z.B. Seilbahnen) in<br />

die Markenarchitektur eingeb<strong>und</strong>en: Erfolgt zB. ein Co-Branding o<strong>der</strong> gibt es eine<br />

einheitliche Markenführung?<br />

Diese Idee für eine einheitliche Führung ist im Konzept zu diskutieren, um eine<br />

Vereinheitlichung anzustreben. Die Winterwerbung besteht aber inzwischen nur<br />

mehr aus dem gemeinschaftlichen Talauftritt – das CI <strong>der</strong> einzelnen Bergbahnen ist<br />

nicht berücksichtigt.<br />

10. Welche Art von Beiträge (finanziell, fach-/sachlich, strukturell, personell) leisten<br />

diese Partner bei <strong>der</strong> Markenführung? In welchem Umfang/Anteil zum<br />

Gesamtaufwand?<br />

Finanziell durch Beiträge zur Winterwerbung von den Seilbahnen als größter<br />

Leistungsträger mit knapp 45%; Freikarten für Pressevertreter o<strong>der</strong> Gewinnspiele,<br />

<strong>und</strong> personell bei Messen o<strong>der</strong> Veranstaltungen.


Name Seite R<br />

Interviewleitfaden für das Gespräch mit den Geschäftsführern <strong>der</strong><br />

Tourismusverbände bzw. <strong>der</strong> Geschäftsführerin des Naturpark-Trägervereins<br />

1. Themenbereich Naturpark:<br />

− Was ist aus Sicht des Tourismusverbandes die touristische Rolle des Naturparks in<br />

<strong>der</strong> Ferienregion?<br />

− Welche Aufgaben müssen in diesem touristischen Kontext vom Naturpark erledigt<br />

werden?<br />

− Welcher Beitrag/Einsatz (finanziell/sachlich/personell) wird erwartet?<br />

− Welche Aufgaben übernimmt <strong>der</strong> Tourismusverband hierbei?<br />

− Wie sieht <strong>der</strong> Status quo in <strong>der</strong> Aufgabenerledigung aus? (Rollenverteilung klar?)<br />

− Wo gibt es Verbesserungspotentiale bzw. unerfüllte Erwartungen?<br />

− Wie erfolgt die Einbindung des Naturparks in die Kommunikation (Kataloge,<br />

Website, Presse, etc.)?<br />

2. Themenbereich Tourismusstrategie<br />

Strategie/Vision<br />

− Wie positioniert sich die Ferienregion (Sommer/Winter/gesamt)?<br />

− Wo sind die Kernkompetenzen <strong>der</strong> Ferienregion (Sommer/Winter/gesamt)?<br />

− Wie sieht die Vision für die Ferienregion in 5 bzw. 10 Jahren aus?<br />

− Gibt es hierzu ein konkretes touristisches Leitbild/Strategie mit Teilzielen?<br />

− Ist das Thema Naturpark für die Strategie <strong>der</strong> Tourismusregion relevant? In<br />

welcher Form <strong>und</strong> in welchem Zeitraum?<br />

− Welches sind die wichtigsten Zielgruppen <strong>und</strong> wie werden diese kategorisiert?<br />

− Welches sind die Haupt-Herkunftslän<strong>der</strong> für die Ferienregion (Staaten/Regionen) –<br />

Anteile an Übernachtungen/Ankünfte?<br />

− Und welche sind Hoffungsmärkte (Zuwachsraten)?<br />

− Wird über eine Fusion mit an<strong>der</strong>en Tourismusregionen im Außerfern nachgedacht?<br />

− Gibt es konkrete Ansätze für eine verstärkte Zusammenarbeit o<strong>der</strong><br />

Werbekooperationen für Projekte mit an<strong>der</strong>en Tourismusregionen im Außerfern?


Name Seite S<br />

Marketing<br />

− Wie hoch ist das Marketingbudget in % vom Gesamtbudget? (Höhe gesamt!)<br />

− Welchen Anteil davon hat das Kommunikationsbudget (PR, Werbung, Sales<br />

Promotion, Pers. Verkauf) <strong>und</strong> auf welchem Kommunikationsinstrument liegt <strong>der</strong><br />

Schwerpunkt?<br />

− Wie erfolgt die Ressourcenzuweisung in <strong>der</strong> Kommunikation für die Zielmärkte (im<br />

Verhältnis zu Nächtigungen od. Steigerungsraten)?<br />

− Wie erfolgt das Controlling <strong>der</strong> Kommunikationsmaßnahmen?<br />

− Wie werden Leistungspartner (Hotels, Bergbahnen) in die Kommunikation integriert<br />

– Marken/Logopräsenz?<br />

− Welche Leistungen können von den Unternehmen dazu gekauft werden<br />

(Werbeeinschaltung Gästezeitung)?<br />

Markenmanagement:<br />

− Wird die Ferienregion Reutte als Marke geführt?<br />

− Wofür steht diese Marke(Markenkern) etc.?<br />

− Wie erfolgt die Qualitätskontrolle?<br />

− Wie groß ist die Bekanntheit <strong>der</strong> Marke auf den Herkunftsmärkten?<br />

− Wie ist das Image <strong>der</strong> Marke auf den Herkunftsmärkten?<br />

− Gibt es hierzu Schätzungen o<strong>der</strong> wird dies durch Marktforschung erhoben?<br />

− Wie groß ist die geographische Reichweite <strong>der</strong> Marke ?<br />

− Wie erfolgt die Markenführung (nach welchem Prinzip/Ansatz)<br />

− Gibt es ein Controlling für die Markenführung?<br />

− Welcher Budgetanteil wird für das Markenmanagement verwendet? Können die<br />

Kosten separat beziffert werden?


Name Seite T<br />

Neuer Auftritt des TVB Ferienregion Reutte (Juni 2008):

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