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Marie-Aude Murail: Simpel - Akademie für Leseförderung ...

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Neue Kinder- und Jugendbücher <strong>für</strong> den Unterricht – Empfehlungen<br />

Themen<br />

(a) Umgang mit Behinderten<br />

Durch die differenzierte und doch gewinnende Darstellung des jungen Behinderten <strong>Simpel</strong> wird <strong>für</strong> die<br />

Integration von Behinderten in unser Alltagsleben geworben. Zugleich wird die Vielfalt der<br />

Reaktionsmöglichkeiten auf Behinderte deutlich, denn andere Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn<br />

und Fremde teilen Colberts klares Bekenntnis zu seinem Bruder nicht von vornherein. Auch er selbst<br />

wird mitunter schwankend, wenn ihm die Last des behinderten Bruders zu viel wird. <strong>Simpel</strong> lässt beide<br />

Grundhaltungen plausibel erscheinen, denn er ist unberechenbar und egoistisch und zugleich sensibel<br />

und rücksichtsvoll.<br />

(b) Liebe<br />

Colbert lernt in seiner neuen Klasse mit Zarah und Béatrice zwei sehr gegensätzliche Mitschülerinnen<br />

kennen, zu denen er sich hingezogen fühlt. Während Zarah aus einer kinderreichen Familie „mit<br />

Migrationshintergrund“ stammt und eher zurückhaltend auftritt, wirbt die egozentrische Béatrice offen<br />

mit ihren Reizen und scheint zunächst erfolgreicher. Aber am Ende setzt sich die sympathischere<br />

Zarah durch, nicht zuletzt weil sie <strong>Simpel</strong> auf ihrer Seite hat, nach dem Motto „Auf die inneren Werte<br />

kommt es an“.<br />

In eine ähnliche Richtung entwickelt sich eine Beziehung in der Wohngemeinschaft. Der unauffällige<br />

Enzo ist hoffnungslos in die Medizinstudentin Aria verliebt, die mit dem Mediziner und Mitbewohner<br />

Emmanuel ein Paar bildet. Am Ende triumphieren jedoch Enzos stärkere Gefühle.<br />

Die Liebesgeschichten laden jugendliche Leser zur Identifikation ein, weil sie Gefühlsverwirrung und<br />

geringes Selbstwertgefühl einfühlsam beschreiben und am Ende die vermeintlichen „Loser“ zum<br />

Erfolg führen.<br />

(c) Beziehung zur Erwachsenenwelt<br />

Die Welt der Erwachsenen wird zunächst überwiegend als bedrohlich und verständnislos dargestellt:<br />

Der Vater will den behinderten Sohn loswerden. Der Nachbar sieht die Wohngemeinschaft mit<br />

kritischen Augen und schimpft viel über sie. Die Mitarbeiterin des Jugendamts, die in der WG wegen<br />

<strong>Simpel</strong> nach dem Rechten schauen will, ist eine Witzfigur. Aber im Verlauf der Geschichte wird das<br />

Bild nuancierter. Zumindest der Nachbar und die Dame vom Jugendamt erweisen sich als<br />

verständnisvolle Berater und Unterstützer der jungen Leute. Die positive Botschaft <strong>für</strong> die jugendlichen<br />

Leser: So schlimm sind die Erwachsenen oft gar nicht…<br />

(d) <strong>Simpel</strong>s Sprache<br />

<strong>Simpel</strong> verhält sich nicht nur oft kindisch, sondern spricht auch eine fehlerhafte Kindersprache. Er<br />

hantiert mit einem „Verolver“ statt eines Revolvers und glaubt, in dem Telefon stecke ein „Mänzel“ (ein<br />

Männchen). Diese verballhornte Sprache gibt der Zurückgebliebenheit des jungen Mannes ein<br />

humoristisches Profil. Sie ist darüber hinaus ein guter Anknüpfungspunkt <strong>für</strong> eine unbefangene<br />

Aufarbeitung des Themas „Kindlichkeit“.<br />

Didaktisch-methodische Hinweise<br />

Geistig zurückgeblieben: Woran sieht man das? <strong>Simpel</strong> ist anders als andere in seinem Alter. Die<br />

Schüler sammeln gleich im ersten Kapitel Textstellen, in denen sich die „Zurückgebliebenheit“ von<br />

Barnabé niederschlägt, also im Verhalten und in der Sprache. Diese Aufgabe kann am Ende wieder<br />

aufgegriffen und auf die gesamte Handlung ausgedehnt werden. Sie mündet in eine<br />

<strong>Akademie</strong> <strong>für</strong> <strong>Leseförderung</strong> (mü), April 2008

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