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Beschwerden im MRV Text Gerhard Bliersbach

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Mehrheit gegen dieses Projekt. Ich war dafür, der Abteilungsarzt war da-<br />

für. Also gestatteten wir das Projekt der Ausbildung. Herr Z. fuhr regel-<br />

mäßig in die Berufsschule nach Jülich. Es wurde ruhig auf der Station.<br />

Ich konnte mich um die anderen Patienten kümmern. Offenbar nahm das<br />

Projekt seinen guten Weg – und wir, das miesepetrige therapeutische<br />

Team, hatte die ganze Chose falsch eingeschätzt. – Hatten wir nicht. Der<br />

Abteilungsarzt rief mich an: Wir müssen nach Jülich. Wir fuhren nach Jü-<br />

lich. Wir trafen ein aufgebrachtes, entsetztes, erschöpftes Kollegium an:<br />

In einer Schule mit 1800 Schülerinnen und Schülern war Herr Z. inzwi-<br />

schen stellvertretender Schulsprecher; in seinem Büro empfing er seine<br />

Schulkameraden, die dann <strong>im</strong> Unterricht fehlten; er hatte ein großes von<br />

einer Brauerei gesponsertes Fest organisiert; zudem den Ministerpräsi-<br />

denten von NRW eingeladen und eine Geld-Sammlung organisiert.<br />

Mir kam das sehr bekannt vor. Die Lehrer machten die Erfahrung, die wir<br />

auch gemacht hatten. Wir kassierten unseren Patienten und das gesam-<br />

te Projekt. Herr Z. musste sich mit dem Alltag seiner Station zufrieden<br />

geben. Er gab sich nicht zufrieden. Es gab weiterhin schwere Konflikte.<br />

An einem Nachmittag saß ich in meinem Büro, als der Abteilungsarzt an-<br />

rief. Herrn Z. ist das Geld, das er gesammelt hatte, gestohlen worden,<br />

sagte er. Ach was, sagte ich, das hat er auf den Kopf gehauen. Meinst<br />

du?, fragte der Abteilungsarzt zurück. Sicher, sagte ich. Herr Z., erzählte<br />

der Abteilungsarzt, hätte gedroht, wenn er jetzt nicht mit ihm sprechen<br />

würde, würde er alles kurz und klein schlagen. Das wird er nicht, sagte<br />

ich. Wir gingen zu Herrn Z. Wir versuchten, etwas zu besprechen. Herr<br />

Z. wollte nichts mit uns besprechen; er wollte nur seine Macht vorführen.<br />

Er stand auf. Sie setzen sich jetzt mit uns auseinander, sagte ich dro-<br />

hend. Ich fasste ihn am Arm. Fassen Sie mich nicht am Arm!, sagte er.<br />

In diesem Augenblick hatte ich einen Wunsch: dass der riesige Herr Z.<br />

sich wehren und mich angreifen würde; ich würde ihn packen und in die

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