Beschwerden im MRV Text Gerhard Bliersbach

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siven Übergriffen entstanden war - die Impulse oder Gedanken des an-
deren zu erspüren oder zu erraten und im Gegenüber sofort zu bekämp-
fen. Psychoanalytisch würde man sagen, dass er eine enorme – und die
Vokabel enorm ist eine Unterreibung – eine enorme Fähigkeit der projek-
tiven Identifikation besaß.
Drei Beispiele. Herr Z. konnte Dokumente auf dem Kopf lesen.
Hatte ich etwas auf meinem Schreibtisch ausgebreitet, las er es, machte
sich seinen Reim drauf und benutzte es in seinen Beziehungskämpfen.
Es dauerte, bis ich das herausgefunden hatte; so dass ich meinen
Schreibtisch immer aufräumte, wenn er zum Gespräch kam. Er hatte
zweitens, was ich natürlich auch erst nach und nach herausfand, einen
Gesprächsstil, das Ende seiner Sätze so auslaufen zu lassen, dass ein
Ja eine einzig angemessene, sinnvolle Antwort blieb. So dass es ganz
schwierig war, ihm zu widersprechen. Es war komplizierter. Er drängte
mich dazu, ihm mit einem Lidschlag zuzustimmen – Sie kennen das:
Wenn Sie mit jemandem sprechen, bestätigen Sie ihn oder sie mit einem
gewissermaßen zunickenden Lidschlag. Ich gewöhnte mir also an, auf
meinen Lidschlag zu achten. Drittens. Die so genannten Anträge der Pa-
tienten wurden am Ende der Woche mit ihnen besprochen. Donnerstags
besprachen wir sie an dem Ort, der so schön Teamzimmer heißt. Herr Z.
belagerte das Teamzimmer. Wer heraustrat, den fragte er nach der Ent-
scheidung zu seinem Antrag. Blitzartig hatte er bei dem Kollegen erraten
oder glaubte erraten zu haben, wie wir möglicherweise entschieden hat-
ten. Was machte Herr Z. ? Er ging auf den nächsten Kollegen zu und
sagte: Wieso haben Sie meinen Antrag nicht genehmigt?
Diesen Kollegen hatte er auf dem falschen Fuß erwischt. Dieser Kollege
erlebte sich in der Defensive – und war sofort ärgerlich, welcher Kollege
ihm das wieder eingebrockt hatte. Dieser Kollege hatte nicht daran ge-