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Beschwerden im MRV Text Gerhard Bliersbach

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eines Patienten verständlich sein kann, aus der Perspektive des thera-<br />

peutischen Teams vielleicht als nicht relevant eingeschätzt wird. Mit an-<br />

deren Worten: <strong>Beschwerden</strong> sollten daraufhin befragt werden, was sie<br />

zu sagen versuchen, was <strong>im</strong> stationären Alltag nicht gesagt werden<br />

kann.<br />

7. Patienten-<strong>Beschwerden</strong> sollten verstanden werden als Aussagen in<br />

fremden Kontexten. Sie kennen das vielleicht auch aus Ihrer Alltagser-<br />

fahrung. Manchmal sagen Kinder in Gegenwart ihrer Eltern, die Gäste<br />

haben, was sie sich sonst in Gegenwart ihrer Eltern nicht zu sagen trau-<br />

en. Forensische Patienten haben häufig das Problem tiefer narzissti-<br />

scher Unsicherheit und Entwertung.<br />

8. Patienten testen mit <strong>Beschwerden</strong> ihr therapeutische Teams: Was<br />

können sie ihnen zumuten?, lautet die he<strong>im</strong>liche Frage. Patienten voll-<br />

ziehen mit ihrer Bewegung, sich zu beschweren, eine Art Trennungs-<br />

Bewegung – also eine autonome Bewegung, die wir begrüßen.<br />

Die bisher aufgelisteten Punkte beziehen sich auf die Arbeit <strong>im</strong> therapeu-<br />

tischen Team, das sich darüber auszutauschen und sich klar zu werden<br />

versucht, wie es eine Beschwerde versteht und wie es mit ihr umgeht.<br />

Mein Beispiel illustriert die Erfahrung einer gescheiterten therapeuti-<br />

schen Form. Wir waren buchstäblich nicht dazu gekommen, das Verhal-<br />

ten des Patienten und die relevante Dynamik oder die relevanten Motive<br />

zu besprechen. Wie kann man <strong>im</strong> Team die Beschwerde eines Patienten<br />

verstehen?<br />

Ich sehe fünf Motiv-Kontexte:<br />

1. mit der Beschwerde die Kontrolle über die Behandlung erreichen. Die-<br />

ser Impuls oder dieses Motiv wütet gegen die Unterwerfung durch den<br />

<strong>MRV</strong>. Vermuten kann man eine schwere dissoziale, paranoide Störung<br />

bei misslungener Triangulierung und Ödipalisierung.

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