07 Datenblätter Schweine Tierschutz_Tierwohl.indd - agrigate.ch
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<strong>Tiers<strong>ch</strong>utz</strong> / <strong>Tierwohl</strong> – Verhalten 7.1. 1<br />
Sozialkontakte<br />
<strong>S<strong>ch</strong>weine</strong> sind ausgespro<strong>ch</strong>en soziale Tiere. Kontakt mit Artgenossen und gut eingeri<strong>ch</strong>tete Bu<strong>ch</strong>ten sind<br />
deshalb ganz wi<strong>ch</strong>tig.<br />
fressen, und bes<strong>ch</strong>äftigen<br />
<strong>S<strong>ch</strong>weine</strong> sind Allesfresser. In der Natur ist die Nahrung der Wilds<strong>ch</strong>weine in kleinen Mengen in Bodennähe,<br />
auf oder im Boden zu finden. Wilds<strong>ch</strong>weine und Hauss<strong>ch</strong>weine in seminatürli<strong>ch</strong>er Umgebung verwenden<br />
deshalb bis zu 70 % der Tagesaktivität, diese zu su<strong>ch</strong>en. Die Futtersu<strong>ch</strong>e und -aufnahme ist mit viel<br />
S<strong>ch</strong>nüffeln, Wühlen, Beissen, Nagen und Kauen verbunden. Ni<strong>ch</strong>t verhaltensgere<strong>ch</strong>te Fütterung und<br />
fehlende Bes<strong>ch</strong>äftigungsmögli<strong>ch</strong>keiten sind als Hauptfaktoren für die Entstehung von Verhaltensstörungen<br />
wie:<br />
✓ Stangenbeissen oder Leerkauen (v.a. Sauen);<br />
✓ S<strong>ch</strong>wanzbeissen (v.a. Masts<strong>ch</strong>weine) oder<br />
✓<br />
Massieren und Wühlen am Bau<strong>ch</strong> (v.a. Absetzferkel).<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigungsmaterial soll das bei der Nahrungssu<strong>ch</strong>e natürli<strong>ch</strong>e Erkundungsverhalten von <strong>S<strong>ch</strong>weine</strong>n<br />
ermögli<strong>ch</strong>en.<br />
Unter Haltungsbedingungen erhalten <strong>S<strong>ch</strong>weine</strong> meist auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> unstrukturiertes, energierei<strong>ch</strong>es Futter,<br />
das sie s<strong>ch</strong>nell aufnehmen können. <strong>S<strong>ch</strong>weine</strong> am Trog können oft ni<strong>ch</strong>t die bei der Nahrungsaufnahme<br />
übli<strong>ch</strong>e Distanz von 2-4 Metern einhalten. Rangniedere Tiere können daher eine geringe Nahrungsaufnahme<br />
und somit eine geringere Gewi<strong>ch</strong>tszunahme haben, weil sie von ranghöheren Tieren vom Trog vertrieben<br />
werden. Die Futtertröge sollten deshalb bei ausgewa<strong>ch</strong>senen <strong>S<strong>ch</strong>weine</strong>n dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ulterblenden<br />
im Kopfberei<strong>ch</strong> unterteilt sein oder es sollten Einzelfressstände verwendet werden.<br />
trinken<br />
<strong>S<strong>ch</strong>weine</strong> müssen zudem permanenten Zugang zu Wasser haben. Die Tränken müssen der jeweiligen<br />
Grösse der <strong>S<strong>ch</strong>weine</strong> angepasst werden. Die Wasseraufnahme ist zeitli<strong>ch</strong> eng an die Futteraufnahme<br />
gekoppelt.<br />
abferkeln<br />
Unter natürli<strong>ch</strong>en Bedingungen sondert si<strong>ch</strong> die Sau einige Tage vor der Geburt von ihrer Gruppe ab und<br />
su<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> einen ruhigen Platz, um ein Nest zu bauen. Nestbaumaterial ist für sie kurz vor dem Abferkeln<br />
ebenso wi<strong>ch</strong>tig wie Futter. Um ihrem Nestbaubedürfnis entgegen zu kommen, ist für Sauen einige Tage<br />
vor dem Abferkeln ausrei<strong>ch</strong>end Langstroh oder sonstiges zum Nestbau geeignetes Material (Tabelle<br />
1) vorges<strong>ch</strong>rieben. Zudem sind Abferkelbu<strong>ch</strong>ten so zu gestalten, dass si<strong>ch</strong> die Sau frei darin drehen kann.<br />
<strong>Datenblätter</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weine</strong> Juni 2009
7.1. 2 Verhalten – <strong>Tiers<strong>ch</strong>utz</strong> / <strong>Tierwohl</strong><br />
Aufzählung vers<strong>ch</strong>iedener Materialien mit der Angabe, ob sie als<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigungsmaterial, zur Deckung des Rohfasergehaltes, als<br />
Nestbaumaterial oder als Einstreu in Abferkelbu<strong>ch</strong>ten geeignet sind<br />
Die Aufzählung ist ni<strong>ch</strong>t abs<strong>ch</strong>liessend. Materialien, die dieselben oder ähnli<strong>ch</strong>e Eigens<strong>ch</strong>aften wie die hier<br />
aufgezählten aufweisen, können für den dafür vorgesehenen Zweck ebenfalls verwendet werden.<br />
Material Geeignet als:<br />
Juni 2009<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigungs-<br />
material<br />
Fütterung mit<br />
Rohfaser<br />
<strong>Datenblätter</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weine</strong><br />
Nestbaumaterial Einstreu in<br />
Abferkelbu<strong>ch</strong>ten<br />
Langstroh X X X X<br />
ges<strong>ch</strong>nittenes Stroh X X X X<br />
Strohhäcksel X X X<br />
Pressstrohwürfel X X<br />
Chinas<strong>ch</strong>ilf X X X X<br />
Riedgras X X X X<br />
Heu X X<br />
Gras X X<br />
Graswürfel X X<br />
Ganzpflanzensilage<br />
(Mais, Gras, Rübenblätter,<br />
usw.)<br />
X X<br />
Rüben X X<br />
Wei<strong>ch</strong>holz X<br />
Hobelspäne X<br />
Sägemehl X<br />
Wühlerde X 1)<br />
1) Nur bei Saugferkeln im Ferkelnest geeignet.<br />
Eingriffe<br />
Abklemmen<br />
der Zähne<br />
Kupieren<br />
der S<strong>ch</strong>wänze<br />
Einsetzen von<br />
Nasenringen und<br />
Rüsselklammern<br />
Kastrieren<br />
von Ferkeln<br />
verboten<br />
In der Praxis werden die Eckzähne oft gekürzt, um Verletzungen der Ferkel untereinander<br />
und des Gesäuges zu vermeiden. Neuere Untersu<strong>ch</strong>ungen haben jetzt<br />
gezeigt, dass Bissverletzungen von Ferkeln und Gesäuge sehr selten sind. Das<br />
Abklemmen der Zähne führt hingegen oft zu leistungsmindernden Nebenwirkungen.<br />
Das Abklemmen der Zähne ist verboten.<br />
Mit dem Kupieren der S<strong>ch</strong>wänze wird versu<strong>ch</strong>t, das S<strong>ch</strong>wanzbeissen bei <strong>S<strong>ch</strong>weine</strong>n<br />
zu reduzieren. Mit diesem Eingriff werden allerdings nur Symptome behandelt,<br />
da die Ursa<strong>ch</strong>en für das S<strong>ch</strong>wanzbeissen in den Haltungsbedingungen zu<br />
su<strong>ch</strong>en sind.<br />
Nasenringe hindern <strong>S<strong>ch</strong>weine</strong> am Wühlen, da der Ring im empfindli<strong>ch</strong>en Rüssel<br />
S<strong>ch</strong>merzreize verursa<strong>ch</strong>t. Gerade das Wühlen gehört aber zum natürli<strong>ch</strong>en Nahrungssu<strong>ch</strong>verhalten<br />
von <strong>S<strong>ch</strong>weine</strong>n. Um Flurs<strong>ch</strong>äden in Grenzen zu halten, empfiehlt<br />
si<strong>ch</strong> ein geeignetes Weidemanagement.<br />
Kastration von Ferkeln ab dem 01.01.2010 nur no<strong>ch</strong> mit S<strong>ch</strong>merzauss<strong>ch</strong>altung<br />
erlaubt.