Fütterung 9000 l-Herde - Amt für Ernährung, Landwirtschaft und ...
Fütterung 9000 l-Herde - Amt für Ernährung, Landwirtschaft und ...
Fütterung 9000 l-Herde - Amt für Ernährung, Landwirtschaft und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Futterrationen <strong>für</strong> <strong>9000</strong> l – <strong>Herde</strong>n<br />
<strong>und</strong><br />
Varianten der Trockensteherfütterung unter<br />
Berücksichtigung der Arbeitswirtschaft, der<br />
Milchleistung <strong>und</strong> der Verdauungsphysiologie in<br />
diesen <strong>Herde</strong>n<br />
1. Zusammenstellung aufgewerteter Rationen <strong>für</strong> Milchkühe<br />
in <strong>9000</strong> l – <strong>Herde</strong>n<br />
Folgende Rationen werden in der Oberpfalz im oberen Leistungsniveau<br />
empfohlen bzw. gefüttert.<br />
Die einzelnen Rationen sind hinsichtlich Milcherzeugungswert aus Energie<br />
<strong>und</strong> nXP nahezu übereinstimmend: nach MJ NEL sind die Rationen <strong>für</strong><br />
ca. 26 kg Milch <strong>und</strong> nach nXP <strong>für</strong> ca. 27 kg Milch aufgewertet. Für die<br />
<strong>Fütterung</strong> höherer Leistungen wird Leistungskraftfutter mit 180 g nXP<br />
<strong>und</strong> 7 MJ NEL eingesetzt.<br />
Berater Wa/Klost. Schindlb. Stark Zintl Auburg. Pirzer<br />
kg FM kg FM Kg FM kg FM kg FM kg FM<br />
Grassil. 15 16,5 16 20 13 15<br />
Maissil. 20 17,5 22 15 23 20<br />
Heu 1 0,5<br />
Ger.stroh 0,3 0,5 0,5 0,5<br />
Wei.stroh 0,6 1<br />
Gerste 1 1 1,5 2 1,25<br />
Weizen 1 1 1,5 1,8 1 1,25<br />
K.mais 0,5 1<br />
RES 3 2 1,2 3,3<br />
Tr.schlempe 1<br />
SES 1 1,25<br />
Mel.schnitz. 1 1 0,8 1<br />
Melasse 1<br />
Biertreber 1,5<br />
MLF 38/4 3<br />
MLF 40 RP 1,5<br />
kohl.s. Kalk 0,050 0,100 0,110 0,120 0,120 0,080<br />
Viehsalz 0,030 0,020 0,015<br />
Min.futter 0,100 0,150 0,150 0,100 0,150 0,150<br />
Rationszusammensetzung <strong>und</strong> Nährstoffgehalte siehe Anlage!<br />
<strong>Amt</strong> <strong>für</strong> <strong>Ernährung</strong>,<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> Forsten<br />
Schwandorf
Anmerkungen zu zwei Rationen:<br />
1.1.1 Ration Anton Pirzer:<br />
Struktur <strong>und</strong> Rohfaser sind bei dieser Ration am unteren Limit, deshalb<br />
muss bei der <strong>Fütterung</strong> dieser Mischung besonders auf die<br />
Wiederkautätigkeit geachtet werden. Stimmt diese nicht mehr, muss<br />
sofort der Strukturanteil erhöht werden. In der Ration wird geschütztes<br />
Eiweiß eingesetzt.<br />
Es wird eine sehr hohe Energiedichte im Grobfutter vorausgesetzt. Dies<br />
kann beispielsweise durch ein höheres Häckseln der Maispflanze erreicht<br />
werden.<br />
Der RP-Gehalt der aufgewerteten Ration liegt mit 168 g/kg TS hoch. Die<br />
Ration ist sehr maisbetont <strong>und</strong> daher eher <strong>für</strong> Regionen mit stärkerem<br />
Maisanbau gedacht. Der geringe Einsatz von Biertreber ist im Sommer<br />
nicht optimal, da der notwendige Vorschub im Silo nicht erreicht wird.<br />
1.1.2 Ration Josef Auburger:<br />
Josef Auburger stellt die Ration des Betriebes B. vor. Eine Besonderheit<br />
in der Ration ist der Verzicht auf Soja, stattdessen wird RES eingesetzt.<br />
Durch den Einsatz einer energiereichen Maissilage, die einen hohen Anteil<br />
pansenverfügbarer Stärke aufweist (SM hat nur ca 5 % beständige<br />
Stärke i. d. T!), achtet der Betrieb darauf, den Getreideanteil in der<br />
Ration gering zu halten. Stattdessen wird Körnermais (25 % in der KF-<br />
Mischung) mit hohem Anteil an bXS in der Ration eingesetzt. Somit<br />
gelangt mehr pansenstabile Stärke ins Tier <strong>und</strong> einer Acidosegefahr wird<br />
entgegengewirkt. Vom Dünndarm können täglich maximal 1200 g<br />
beständige Stärke verdaut werden (50g/kg T)<br />
In dieser Ration sind hohe Calcium- <strong>und</strong> Phosphor-Gehalte in der Ration.<br />
Phosphor ist aber teuer: ca. 2 €/kg.<br />
Es wird angeregt, Mineralfutter mit weniger Phosphorgehalt einzusetzen<br />
bzw. mischen zu lassen.<br />
Auffällig beim Betrieb B. waren:<br />
- sehr niedriger KF-Aufwand/kg Milch (von 279 g!)<br />
- hohe Gr<strong>und</strong>futterleistung von über 4000 kg<br />
- niedrige ZKZ von 373 Tagen!<br />
- niedrige Fettgehalte bei den LKV-Untersuchungen<br />
<strong>Amt</strong> <strong>für</strong> <strong>Ernährung</strong>,<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> Forsten<br />
Schwandorf
2. Varianten der Trockensteherfütterung:<br />
Für wachsende Milchviehbestände stellt die Arbeitswirtschaft eine<br />
tägliche Herausforderung dar.<br />
Folgende Frage wird deshalb in einigen dieser Betriebe gestellt:<br />
Kann die aufgewertete Kuhration in der Trockenstehzeit<br />
weitergefüttert werden?<br />
Als Vorteil wird über die Zeiteinsparung beim Futtermischen hinaus<br />
weiter aufgeführt, dass die Futterumstellung zu Laktationsbeginn dann<br />
unproblematischer wäre.<br />
In der Gruppe der <strong>Fütterung</strong>sberater wurde diese Frage intensiv<br />
diskutiert mit folgenden Ergebnissen:<br />
2.1 Separate Trockensteherration in <strong>9000</strong> l -<br />
<strong>Herde</strong>n:<br />
Anton Pirzer stellt eine Trockensteherration mit 14 % Rohprotein vor. Der<br />
erhöhte RP-Gehalt soll den Start in die nächste Laktation<br />
unproblematischer gestalten <strong>und</strong> bewirken, dass die Kühe mit einer<br />
höheren Leistung einsetzen. Der Energiegehalt in der Ration beträgt 5,6<br />
MJ NEL/kg T. Mit der Anfütterung (Kraftfutter) wird drei Wochen vor<br />
der Kalbung begonnen: separate Trockensteherration +<br />
Kraftfuttermischung (3 kg zum Kalben) .<br />
Nachteil der Trockensteherration als eigene Mischung: kalbt eine Kuh<br />
jedoch früher, ist sie nicht angefüttert.<br />
Die Umsetzung von zwei Rationen bedeutet in der Praxis aus Sicht der<br />
Gruppe bei vielen Landwirten eine Mehrbelastung, da eine weitere Ration<br />
gemischt werden muss.<br />
Folgendes spricht <strong>für</strong> eine separate Trockenstehermischung („Zwei-<br />
Rationen-<strong>Fütterung</strong>“):<br />
- Kalbinnen <strong>und</strong> Trockensteher sollen nicht verfetten.<br />
- Entlastungsphase des Verdauungssystems <strong>und</strong> Erholungsphase <strong>für</strong> die<br />
Kuh<br />
- Kosteneinsparung (ca 20 – 30 € pro Laktation)<br />
- Werden die Trockensteher 3 Wochen a. p. zur laktierenden <strong>Herde</strong><br />
umgestallt, gewöhnen sich die Tiere bis zu Laktationsbeginn wieder gut<br />
an die <strong>Herde</strong>, an die Kraftfutterstation <strong>und</strong> an das Melksystem.<br />
<strong>Amt</strong> <strong>für</strong> <strong>Ernährung</strong>,<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> Forsten<br />
Schwandorf
2.2 Weiterfütterung der aufgewerteten Ration oder<br />
der TMR <strong>für</strong> Trockensteher in <strong>9000</strong> l - <strong>Herde</strong>n:<br />
Einige Gruppenmitglieder stehen der „Zwei-Rationen-<strong>Fütterung</strong>“ skeptisch<br />
gegenüber, da die Pansenumstellung am Tag der Kalbung einen zusätzlichen<br />
Stress <strong>für</strong> das Tier bedeutet.<br />
In der Praxis tritt darüber hinaus das Problem auf, dass bei der“Zwei-<br />
Rationen-<strong>Fütterung</strong>“ die Anfütterung, vor der Kalbung oftmals nicht exakt<br />
durchgeführt wird <strong>und</strong> in Folge dessen zu Laktationsbeginn zu viel<br />
Kraftfutter eingesetzt wird.<br />
Folgende Varianten bei der Weiterfütterung der Kuhration<br />
<strong>für</strong> Trockensteher gelingen in der Praxis:<br />
- Weiterfütterung der aufgewerteten Ration in begrenzter Menge<br />
(ca 8 kg T) <strong>und</strong> Sattfütterung mit Heu am Trog („verdünnt“ die<br />
aufgewertete Ration). Nachteil: Heu ist sehr teuer!<br />
- Aufgewertete Kuhration im Mischwagen mit kurzgeschnittenem<br />
Stroh „verdünnen“. Nachteil: zusätzliche Mischzeit!<br />
- <strong>Fütterung</strong> von ca 50 % aufgewerteter Kuhration + 50 %<br />
Kalbinnenration (30 – 50 % MS + GS). Diese Methode ist <strong>für</strong><br />
manche Betriebe aus arbeitswirtschaftlicher Sicht vertretbar,<br />
wenn mit dem Futtermischwagen ohne zusätzlichen Aufwand zu<br />
den Trockenstehern gefahren werden kann.<br />
- 3 Wochen vor der Geburt Anfütterung der aufgewerteten Ration<br />
mit zusätzlich 2 – 3 kg eiweißbetontem Kraftfutter<br />
- Von einem Betrieb mit einer Leistung von über 10000 kg/Kuh u. J.<br />
wird berichtet, dass die Kühe seit Jahren mit der TMR auch in<br />
der Trockenstehzeit mit gutem Erfolg weitergefüttert werden.<br />
Etwas Heu wird dazu gegeben.<br />
2.3 Zusammenfassung <strong>und</strong> weiterführende Empfehlungen:<br />
- Beide Konzepte (separate Trockensteherration, sogenannte „Zwei-<br />
Rationen-<strong>Fütterung</strong>“ <strong>und</strong> auch das Weiterfüttern der Kuhration)<br />
gelingen in der Praxis.<br />
- Je nach arbeitswirtschaftlichen Voraussetzungen <strong>und</strong> Konditionierung<br />
der Tiere sollte jeder Betrieb die passende Variante wählen.<br />
<strong>Amt</strong> <strong>für</strong> <strong>Ernährung</strong>,<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> Forsten<br />
Schwandorf
- Auf den Einsatz von Heu sollte um den Kalbezeitpunkt auf keinen Fall<br />
verzichtet werden, da sonst die Gefahr von Milchfieber besteht <br />
genügend Rohfaser füttern!<br />
- Am Anfang der Laktation sollte die Kraftfutterzuteilung um maximal<br />
1,5 kg/Woche ansteigen.<br />
- weitere Möglichkeiten, dem Festliegen vorzubeugen, bestehen durch<br />
den Einsatz neuer Sonderfuttermittel <strong>für</strong> Trockensteher. Diese haben<br />
z.B. einen sehr hohen Rohfaseranteil oder zeichnen sich durch<br />
besondere Vitaminierung aus. Oft können diese Sonderfuttermittel<br />
jedoch durch eine von vornherein ausreichende Rohfaserversorgung<br />
eingespart werden.<br />
- Bei festliegenden Tieren: genau kontrollieren, ob das empfohlene<br />
Konzept umgesetzt wurde!<br />
- Eine unverdünnte Ration ist dann als problematisch anzusehen, wenn<br />
immer wieder mal Kühe dabei sind, die mit 10 kg Milch trockengestellt<br />
werden, denn dann kann Verfettung drohen.<br />
- Es gibt Betriebe, die generell einen Ca-Bolus.(5 €/St.) verabreichen<br />
(bei stark gefährdeten Kühen auch 2 Boli).<br />
2.4 Fazit:<br />
Folgende Varianten funktionieren in der Praxis:<br />
1. <strong>Fütterung</strong> einer seperaten Trockensteherration mit gezielter<br />
Vorbereitungsfütterung.<br />
2. Vorlage der Kuhration verdünnt mit Heu oder Stroh<br />
3. Vorlage der Kuhration ad libitum bei sehr hohem Leistungsniveau unter<br />
Zugabe von Heu<br />
4. Vorlage der Kuhration in begrenzter Menge + Kalbinnenration<br />
05.07.2011<br />
Konrad Wagner<br />
<strong>Amt</strong> <strong>für</strong> <strong>Ernährung</strong>, <strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> Forsten Schwandorf<br />
Erarbeitet wurden die Ergebnisse von der Arbeitsgruppe Verb<strong>und</strong>beratung <strong>Fütterung</strong> in der Oberpfalz:<br />
Auburger Josef, Dürer Gabriele, Klostermeir Sabine, Lindner Franz, Pirzer Anton, Schindlbeck Katharina,<br />
Stark Günther, Wagner Konrad, Wegmann Julia, Wendl Herbert, Zintl Manfred<br />
<strong>Amt</strong> <strong>für</strong> <strong>Ernährung</strong>,<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> Forsten<br />
Schwandorf