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ZLB<br />

ZUKUNFTSWERKSTATT LINKE BILDUNGSPOLITIK<br />

----------------------------------------------------------------------------------<br />

Bildungspolitik 2010<br />

2010 Jahr der Programmdebatte<br />

Bildungspolitische Alternativen<br />

Thesen für die Programmdebatte<br />

Förderung durch Aussortierung?<br />

Für eine nachhaltige und soziale Wissenschaftspolitik<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik<br />

Berlin 1/2010


IMPRESSUM<br />

Herausgeber: BAG Bildungspolitik beim Parteivorstand<br />

der Partei DIE LINKE<br />

Kleine Alexanderstraße 28, 10178 Berlin<br />

V.i.S.d.P.: Maritta Böttcher, Tel.: 030 / 24009615,<br />

Fax: 030 / 24009645<br />

E-Mail: maritta.boettcher@die-linke.de<br />

Redaktion: Dr. Gerhard Sielski<br />

E-Mail: gerd_sielski@yahoo.de<br />

Bestellungen: Maritta Böttcher, BAG Bildungspolitik, PF 100,<br />

10122 Berlin<br />

Redaktionsschluss: Januar 2010<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

Editorial 6<br />

Zum neuen Jahr 2010 8<br />

Sprecherteam der BAG Bildungspolitik<br />

Wir gratulieren Prof. Dr. Horst Kühn zu seinem 80. Geburtstag 8<br />

Sprecherteam der BAG Bildungspolitik<br />

Thema<br />

Bildungspolitik 2010 9<br />

Rosemarie Hein<br />

2010 Jahr der Programmdebatte - auch zur Bildungspolitik 12<br />

Günter Wilms<br />

Bildungspolitische Alternativen der LINKEN 16<br />

Thesen für die Programmdebatte und Dissenspunkte<br />

Birke Bull<br />

Diskussion<br />

Förderung durch Aussortierung? 26<br />

Zur Situation von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarf<br />

im Deutschen Bildungswesen<br />

Marianne Demmer<br />

Sozialdemokratie und Bildung Mannheimer Parteitag 1906 33<br />

Günter Wilms<br />

Aus den Bundesländern<br />

Diskussion in Berlin: DIE LINKE und die Jugend 35<br />

Gerhard Sielski<br />

Das Volk von Hamburg soll entscheiden. 36<br />

Keine weiteren Kompromisse mit dem Rechtsblock!<br />

Kay Beiderwieden<br />

3


Anfrage an den Thüringer Landtag 41<br />

Anträge auf Gemeinschaftsschulen<br />

Michaele Sojka<br />

Aus dem Bundestag<br />

Wie viele Bildungsstreiks müssen noch stattfinden 42<br />

Petra Sitte<br />

Forderungen des Bildungsstreiks sind absolut berechtigt und müssen 46<br />

endlich umgesetzt werden<br />

Rosemarie Hein<br />

DIE LINKE und der Koalitionsvertrag 49<br />

Agnes Alpers<br />

News aus dem Bundestag 52<br />

Sonja Staack<br />

Informationen/Rezension<br />

Korrektur 53<br />

Zur Entwicklung von Qualifikationsrahmen in der EU und in Deutschland 54<br />

Bericht aus dem Arbeitskreis Weiterbildung der BAG Bildungspolitik<br />

Sonja Staack<br />

Für eine nachhaltige und sozial verantwortliche Wissenschaftspolitik 57<br />

Beschluss der BAG Wissenschaftspolitik vom 27.11.2009<br />

Offenbacher Erklärung 61<br />

www.lebenshilfe.de.<br />

Offener Brief: 63<br />

Betreuungsgeld ist ein sozial- und gleichstellungspolitischer Rückschritt<br />

Lehrende stehen bei Protesten europaweit an der Seite der Studierenden und Schüler 65<br />

Bibel statt Darwin?<br />

Offener Brief der Bruno-Giordano-Stiftung an Bundespräsident Köhler 68<br />

Broschüre des DGB: Eine gute Schule für alle 69<br />

4<br />

66<br />

67


Inklusion: Leitlinien für die Bildungspolitik 69<br />

UNESCO Dokument<br />

Veranstaltungen/Termine<br />

Schule und Erziehungswissenschaften 71<br />

Veranstaltungen 1. Halbjahr 2010<br />

In eigener Sache<br />

DIE LINKE. Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik 72<br />

Wer sind wir und wie kann man bei uns mitarbeiten?<br />

Teilnahmeerklärung<br />

Jahresübersicht ZLB 2009 75<br />

Bunte Reihe/Sonderhefte 87<br />

Bestellung 90<br />

70<br />

5


Editorial<br />

Das neue Jahr ist eingeläutet, wir sind schon wieder mitten drin. <strong>Die</strong> Aufgaben dieses Jahres<br />

werden uns wieder alle fordern. Noch alle gute Wünsche für 2010.<br />

Da sind die Landtagswahlen in Nordrhein - Westfalen, ein Parteitag steht gleich danach im<br />

Kalender, ein Programmentwurf soll vorgelegt und diskutiert werden, Bildungspolitik ist und<br />

bleibt ein bedeutsames Thema, die 2.Bildungspolitische Konferenz der LINKEN steht zudem<br />

ins Haus. Und der tägliche Kampf um die Verbesserung der Lage von Kindern und Jugendlichen,<br />

um eine gute Schule, um ein einheitliches Bildungssystem vom Kindergarten bis zur<br />

Hochschule einschließlich der Berufsausbildung geht weiter. <strong>Die</strong> <strong>Linke</strong> setzt sich für eine<br />

Schule für alle Kinder und Jugendlichen, für eine Gemeinschaftsschule ein, die eine inklusive<br />

Schule ist.<br />

Wir wollen die Auseinande n-<br />

vermitteln, wollen helfen, Einsichten zu gewinnen und zu vertiefen, wie wir die bildungspolitische<br />

Auseinandersetzung effektiv gestalten können. Dabei setzen wir auf die Mitarbeit all<br />

jenen Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die etwas zu sagen haben.<br />

Rosi Hein äußert sich zu Schwerpunkten der bildungspolitischen Arbeit im neuen Jahr 2010.<br />

Günter Wilms eröffnet in diesem Heft die inhaltliche Diskussion zu einem neuen Parteiprogramm.<br />

Birke Bull hat ihre Standpunkte zusammengetragen und leitet damit die Debatte ein. Nun ist<br />

das noch nicht der Text des Programmentwurfs. Es sind erste Gedanken, die zu weiterführenden<br />

Gedanken herausfordern. In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Welche Ziele verfolgt<br />

DIE LINKE? Worin besteht, eingeordnet in gesellschaftliche Ziele unsere bildungspolitische<br />

Strategie für die nächsten 15-20 Jahre? Was werden die Hauptfelder bildungspolitischer Auseinandersetzungen<br />

und Ziele sein? Viele Fragen werden sich uns stellen, die beantwortet<br />

werden wollen.<br />

Bei dieser Diskussion wird es sicher nicht nur um ein Papier gehen, auf dem Programm steht,<br />

sondern auch und vor allem um unsere gemeinsame Positionierung <strong>als</strong> Akteure der Bildungspolitik<br />

in Bund und Ländern in den Reihen der LINKEN und mit unseren Verbündeten.<br />

Wir werden in der ZLB die Themen Menschenrecht auf Bildung, Gemeinschaftsschule, Inklusion<br />

weiter verfolgen, wie wir uns in Göttingen verständigt haben. Marianne Demmer, stellvertretende<br />

Vorsitzende der GEW analysiert die Situation von Kindern mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf im Deutschen Bildungswesen.<br />

Wir werden weiter aus der Arbeit der Landesarbeitsgemeinschaften Bildungspolitik berichten,<br />

von der bildungspolitischen Arbeit im Deutschen Bundestag und den Länderparlamenten.<br />

Wortmeldungen kommen aus Berlin, Hamburg und Thüringen.<br />

Petra Sitte und Rosi Hein sind mit Beiträgen im Bundestag aufgetreten. Agnes Alpers sieht <strong>als</strong><br />

Sprecherin für Berufliche Aus- und Weiterbildung der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag erheblichen<br />

Handlungsbedarf. Wir wollen aus dem Spektrum bildungspolitischer Themen und<br />

der verschiedenen Akteure jene auswählen, die unsere Arbeit tangieren und auf Partner zugehen<br />

hilft. Wichtige Information aus der Tätigkeit der Fraktion DIE LINKE. enthalten die News<br />

aus dem Bundestag.<br />

Wir halten eine Reihe Informationen bereit und machen auf Neuerscheinungen aufmerksam.<br />

Sonja Staack, Koordinatorin des Arbeitskreises Weiterbildung, berichtet über einen Schwerpunkt<br />

der Diskussion des Arbeitskreises.<br />

6


In den letzten beiden Jahren sind viele neue MitstreiterInnen zu uns gestoßen, die in der BAG<br />

und in den LAG mitarbeiten wollen. Auf der Ebene der BAG wollen wir die begonnene Arbeit in<br />

Arbeitskreisen fortsetzen.<br />

Der Gedanke in einem bildungspolitischen Zusammenschluss von BAG und LAG zusammenzuarbeiten,<br />

sollte weiter vertieft werden, wie natürlich auch die entsprechenden Bedingen<br />

dafür zu schaffen sind.<br />

Und noch eins ist wichtig: Wir wollen <strong>als</strong> Fachleute Partner der Parteivorstände sein, um gemeinsam<br />

die Bildungspolitik <strong>als</strong> Teil der Gesamtpolitik voranzubringen. Lasst uns darüber<br />

diskutieren, wie wir unsere Arbeit noch effektiver gestalten können.<br />

Nur gemeinsam sind wir stark! Euer Gerd Sielski<br />

7


DIE LINKE. BUNDESARBEITSGEMEINSCHAFT BILDUNGSPOLITIK<br />

SPRECHERTEAM<br />

Liebe Genossinnen und Genossen,<br />

ein arbeitsreiches Jahr liegt hinter uns. Was wird das neue Jahr 2010 bringen?<br />

Hoffentlich für jeden von uns Gesundheit und Schaffenskraft, Freude und Erfolg im politischen<br />

Alltag, was wir allen wünschen.<br />

Wir haben 2009 viel geschafft. Bildungspolitik ist ein gefragtes Thema geworden. Schüler und<br />

Schülerinnen, Studentinnen und Studenten kämpfen um eine gute Bildung für alle. Der Bildungsstreik<br />

geht weiter.<br />

Unsere Forderung nach Gemeinschaftsschule für alle Kinder ist in aller Munde. Wir haben da<br />

schon viele Verbündete, mit denen wir gemeinsam streiten können.<br />

Wir haben auch viele neue MitstreiterInnen in unseren Reihen. Klärungsbedarf ist hier und<br />

dort angesagt. Wir sollten die Programmdiskussion dazu nutzen.<br />

Landtagswahlen werden in NRW sein. Wir sind an der Seite unserer GenossInnen dort.<br />

Und auch ein Parteitag steht ins Haus. Wir wollen gemeinsam für 2010 unsere<br />

2.Bildungspolitische Konferenz für den Herbst vorbereiten.<br />

In allen Bundesländern bestehen nunmehr Landesarbeitsgemeinschaften Bildungspolitik, wir<br />

sind ein immer größerer Zusammenschluss von Bildungspolitikern geworden. <strong>Die</strong> Zusammenarbeit<br />

mit den Parteivorständen und unter uns wollen wir weiter ausbauen.<br />

Wir wünschen Gesundheit und erfolgreiches Jahr 2010.<br />

Solidarische Grüße an alle MitstreiterInnen in der Bundesarbeitsgemeinschaft und den Landesarbeitsgemeinschaften<br />

senden<br />

Horst Bethge, Gerrit Große, Nele Hirsch, Henrik Volkert und Gerhard Sielski<br />

Wir gratulieren Prof. Dr. Horst Kühn zu seinem 80. Geburtstag.<br />

Wir danken ihm für seine Mitarbeit in der Projektgruppe der BAG Bildungspolitik und für so<br />

manchen Beitrag aus seiner Feder für die Zukunftswerkstatt.<br />

Wir wünschen Gesundheit und noch viele Ideen für unsere gemeinsame Sache.<br />

Sprecherteam der BAG Bildungspolitik<br />

8


Thema<br />

________________________________________________________________<br />

Bildungspolitik 2010<br />

Rosemarie Hein<br />

<strong>Die</strong> Kanzlerin hat mit den Ministerpräsidenten über Bildung in Deutschland gesprochen. Ein<br />

gutes Zeichen, möchte man meinen Bildung ist Chefsache! Doch der Eindruck täuscht: Beim<br />

Bildungsgipfel ging es weniger um Bildung <strong>als</strong> um die Frage, wie die Länder zur Zustimmung<br />

zum so genannten Wachstumsbeschleunigungsgesetz gebracht werden könnten. Wachstumsbeschleunigung<br />

bedeutet nämlich für die Länder, dass sie Einnahmeverluste hinnehmen<br />

müssen und damit weniger Geld für soziale und Bildungsaufgaben haben. Schadensbegrenzung<br />

war <strong>als</strong>o angesagt und darum ging es auf dem Bildungsgipfel zu wie auf einem Basar<br />

es wurde gefeilscht, was das Zeug hielt, da wurden Rechenposten verschoben und neu zusammengerechnet,<br />

bis die Summe von 13 statt bisher 12 Millionen Euro herauskam und das<br />

ganze <strong>als</strong> Aufwuchs verkauft werden konnte. Daran nun will sich der Bund stärker beteiligen.<br />

Verschwiegen wird bei der ganzen Sache, dass die meisten Ausgaben längst verplant sind,<br />

Neues <strong>als</strong>o gar nicht ins Haus steht. Verschwiegen wird auch, dass die Aufwüchse bei den<br />

sprich:<br />

die Bildungsausgaben werden weiter privatisiert. Wer mehr Bildung haben will, soll künftig<br />

selbst dafür sparen. Bildungssparen nach dem Modell von Bausparverträgen Frau Schavan<br />

hält das wirklich für eine innovative Idee! Überhaupt hat die Bundesbildungsministerin, die<br />

gegenwärtig in Bildungssachen kaum was zu sagen hat, in Ihrer Rede zur Regierungserklärung<br />

erstaunlich viel über Schulbildung und Hochschulbildung geredet, wo sie keine beziehungsweise<br />

nur wenige Zuständigkeiten hat, und kaum etwas zur beruflichen Bildung und<br />

Weiterbildung gesagt, wo der Bund noch etwas regeln kann und dringend regeln müsste. Bildungspolitik<br />

aus Bundessicht wird stattfinden über Bildungssparen, Leistungsstipendien, ein<br />

wenig mehr BAföG, Kompetenzzentren in den Ländern und Imagekampagnen für pädagogiatanerie<br />

oder<br />

bestenfalls unter Placebo abtun. Aber die Wunden zu besprechen hilft nicht, um die permanente<br />

Unterfinanzierung und die wichtigsten Baustellen im Bildungssystem in Deutschland<br />

nur annähernd anzugehen: Bildungsarmut, Ausgrenzung, schlechte Ausstattung der Schulen<br />

und fehlendes Personal.<br />

Da ist es schon gut, dass nun in der Bundestagsfraktion der LINKEN für die Bildungsbereiche<br />

drei Abgeordnete sitzen. <strong>Die</strong> haben alle Hände voll zu tun und werden das den Regierenden<br />

nicht durchgehen lassen. Agnes Alpers aus Bremen wird sich dem gesamten Bereich der beruflichen<br />

Aus- und Weiterbildung widmen, Nicole Gohlke aus Bayern wird für Wissenschaft<br />

und Hochschulbildung verantwortlich zeichnen. Ich werde mich allen Bereichen der allgemeinen<br />

Bildung verpflichtet fühlen, <strong>als</strong>o der frühkindlichen Bildung (arbeitskreisübergreifend zusammen<br />

mit Diana Golze aus Brandenburg) der allgemeinen Schulbildung wofür der Bund<br />

(noch) keine Kompetenzen hat und der allgemeinen, kulturellen und politischen Weiterbildung.<br />

Dafür ist es auch gut, dass ich außerdem im Ausschuss für Kultur und Medien arbeite<br />

Bildung mit einem weiten Bildungsbegriff erfassen kann. Zu unserer Arbeitsgruppe gehört<br />

auch noch Petra Sitte, die sich mit Fragen der Forschungs- und Technologiepolitik beschäftigt<br />

einem der Hauptthemen in unserem Ausschuss, in dem wir alle vier sitzen.<br />

9


Wir vier bilden mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Arbeitsgruppe und werden<br />

wichtige Fragen auch immer gemeinsam diskutieren. <strong>Die</strong> beiden ersten betreffen die Ausbildung<br />

von pädagogischem Personal dazu wollen wir schon in den Haushaltsverhandlungen<br />

unsere Ansprüche anmelden und die Kritik der Föderalismusreform. Selbst Frau Schavan<br />

hält inzwischen das Kooperationsverbot für einen Fehler. Da muss man die Frau beim Wort<br />

nehmen und eigene Vorstellungen dagegen setzen. Das geht freilich nur mit einem intensiven<br />

Diskurs in der eigenen Partei, für den wir nicht nur zur Verfügung stehen, sondern den wir<br />

sden<br />

Ländern zu schweben, sondern wir wollen mit euch ins Gespräch kommen.<br />

Ich könnte mir vorstellen, in den sitzungsfreien Wochen nach und nach jeweils zwei Tage jedes<br />

Bundesland zu besuchen, um vor Ort aktuelle bildungspolitische Baustellen kennen zu<br />

lernen. Dabei könnten wir mit den Landesarbeitsgemeinschaften Bildungspolitik und wo<br />

schon vorhanden mit den Fraktionen der Länderparlamente reden. Neulich, in einer kurzen<br />

Kaffeepause im Bundestag erklärte mir ein neu aus Bayern hinzu gekommener Genosse, dass<br />

es wichtig wäre, die spezifischen bayrischen Verhältnisse aus der Mentalität her zu begreifen,<br />

um dort linke Politik machen zu können. Das sind auch meine Erfahrungen aus der Vorstandesarbeit<br />

zur Kinderbetreuung. Vielleicht fangen wir mit unseren Länderbesuchen ja auch<br />

ganz im Süden des Landes an?<br />

Fragen stehen viele: Was tun gegen die Ausgrenzung? Wie das Schulsystem verändern um<br />

Bildungsgerechtigkeit herzustellen und Vergleichbarkeit zu verbessern? Was bewirkt die in<br />

aus den Förderschulen? Wie die berufliche Bildung reformieren, wie lebensbegleitendes Lernen<br />

absichern? Hochschulzugang für alle sichern? Wie der Privatisierungswelle wirksam entgegentreten?...<br />

diese und noch viel mehr grundsätzliche und Detailfragen müssen wir gemeinsam<br />

mit Bundesarbeitsgemeinschaften, der Bundestagsfraktion, den Landesarbeitsgemeinschaften<br />

und den SprecherInnen der Landtagsfraktionen klären, Alternativen entwickeln<br />

oder weiterentwickeln, mit Gewerkschaften, Vereinen und Interessenvertretungen, aber auch<br />

mit den unterschiedlichsten Bildungsinstitutionen diskutieren, damit Mehrheiten in der Gesellschaft<br />

für ein grundsätzliches Umsteuern in der Bildungspolitik entstehen und gesichert<br />

werden.<br />

<strong>Die</strong> ersten Wochen im Bundestag waren bildungspolitisch bedeutsam. Am meisten wurde<br />

über alles das geredet, für das der Bund nicht mehr zuständig ist. Das bestärkt mich in meiner<br />

Überzeugung, dass bildungspolitische Themen in unserer Partei ganz vorn auf die Agenda<br />

gehören und zwar nicht bloß <strong>als</strong> gefällige Überschriften, sondern im Detail und mit überzeugenden<br />

Alternativen. Bildung muss einen ebenso wichtigen Stellenwert erhalten wie die gesamte<br />

Sozialpolitik. Allein dreimal wurde in den wenigen Wochen im Bundestag schon über<br />

den Bildungsstreik geredet, über aktuelle Stunden die erste hat DIE LINKE beantragt und<br />

über Anträge, die nun in den Ausschuss überwiesen sind. Auch darunter ist einer von der<br />

LINKEN. Der Bildungsstreik wird von uns auch künftig unterstützt. Das versteht sich von<br />

selbst Außerdem stehen auf unserer Arbeitsagenda zahlreiche Vorhaben so zur Schülerbeförderung<br />

und zur Weiterbildung mit denen wir Initiativen aus der vergangenen Legislatur<br />

wieder aufgreifen.<br />

Bildungspolitische Fragen sind bei der LINKEN gut aufgehoben. Im Jahr 2010, dem Zieljahr<br />

einer Agenda einer längst vergessenen rot-grünen Bundesregierung haben wir allen Grund,<br />

nicht nur Bilanz zu ziehen: Was wird mit der Ausbildung, setzen sich die Wirtschaftsverbände<br />

mit ihrer Vermarktungslogik durch oder gelingt eine neu zu konzipierende Umlagefinanzierung<br />

10


für ein qualitativ gutes Ausbildungssystem? Was mit der Schule, wird das vielgliederige Schulsystem<br />

endlich einer Gemeinschafsschule weichen oder lassen wir uns wieder mit Halbheiten<br />

abspeisen, nur um das heilige Gymnasium zu retten? Wie gelingt es, mehr Bildungsbeteiligung<br />

und mehr soziale Gerechtigkeit beim Bildungszugang zu sichern. Mit Bauprogrammen kann<br />

man vielleicht der Bauwirtschaft helfen und die Hüllen für´s Lernen verbessern was sicher<br />

notwendig ist aber man kann damit nicht gegen PISA angehen. Da bedarf es anderer Weichenstellungen.<br />

Viel Arbeit für linke Bildungspolitik wir wollen es angehen!<br />

Dr. Rosemarie Hein ist Sprecherin für Allgemeine Bildung der Fraktion DIE LINKE. im Deutschen<br />

Bundestag und Mitglied der Koordinierungsgruppe der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Bildungspolitik<br />

11


2010 Jahr der Programmdebatte - auch zur Bildungspolitik<br />

Günter Wilms<br />

Am 12. Dezember 2009 verabschiedete der Parteivorstand einen Beschluss zur Führung der<br />

Programmdebatte, der die Veröffentlichung eines Entwurfs zu einem neuen Programm der<br />

Partei DIE LINKE im Februar/März 2010 und eine Debatte dazu für das gesamte Jahr 2010<br />

vorsieht. Im Rahmen dieser Debatte sind für September/Oktober 2010 Regionalkonferenzen<br />

und im November 2010 ein Programmkonvent mit thematischen Foren geplant. Es ist nur zu<br />

wünschen, dass diese Termine eingehalten werden, denn die per Beschluss vom 13. Oktober<br />

2007 gegründete Programmkommission, die möglichst bis Mitte 2008 einen ersten Entwurf<br />

vorlegen sollte, hat das bis heute nicht geschafft trotz vieler Diskussionen und von einzelnen<br />

Mitgliedern erarbeiteter Thesenpapiere, die aber in der Regel auch nicht das Licht der<br />

Öffentlichkeit erblickten. Sicher hat dazu beigetragen, dass über eine lange Zeit Wahlkämpfe<br />

und die Arbeit an Wahlprogrammen Vorrang hatten. Wesentlicher waren aber wohl die z.T.<br />

Sehr unterschiedlichen, ja gegensätzlichen Positionen innerhalb der Programmkommission,<br />

die natürlich auch unterschiedliche Positionen in der Partei überhaupt widerspiegeln. Umso<br />

wichtiger ist die lt. Beschluss vom 12. Dezember vorgesehene gründliche Debatte und die<br />

dafür geplante erforderliche Zeit, geht es doch um mehr <strong>als</strong> um einzelne Programmformulierungen,<br />

nämlich um das Profil und den Platz unserer Partei in der bundesdeutschen Gesellschaft<br />

und in den politischen und sozialen Kämpfen unserer Zeit sowie um die Grundrichtung<br />

ihrer Politik und ihres praktisch-politischen Handelns.<br />

Am 29. November 2009 beriet unsere Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik in Göttingen<br />

zur weiteren Arbeit am neuen Parteiprogramm. Grundlage war eine Information von Birke<br />

Bull, Mitglied der Programmkommission, über ein von ihr erarbeitetes, bisher aber nicht in der<br />

Programmkommission diskutiertes Thesenpapier, ergänzt durch fünf von ihr so genannte<br />

Dissenspunkte. (Beide Materialien werden in diesem Heft nachfolgend abgedruckt.) Im Ergebnis<br />

der Aussprache wurde vereinbart, unsere Arbeiten in das Insgesamt der programmatischen<br />

Debatte einzuordnen, zu ausgewählten Problemen im Jahr 2010 Diskussionsrunden<br />

innerhalb der BAG (Seminare, Workshops u.ä.) und im Herbst 2010 eine die 2. Bildungspolitische<br />

Konferenz der Partei DIE LINKE durchzuführen. Dabei wurde in der Aussprache auch<br />

deutlich, dass wir nicht mit dem Streit um einzelne Programmformulierungen beginnen sollten,<br />

sondern mit der Diskussion über einige grundlegende Probleme unserer Bildungspolitik<br />

und unseres bildungspolitischen Handelns. Das schließt ein, dass wir uns über bisher Erarbeitetes,<br />

<strong>als</strong> gesichert Angesehenes verständigen müssen, was ggf. Korrekturen, Präzisierungen,<br />

Ergänzungen einschließt, und zu manchem, was wir <strong>als</strong> Selbstverständlichkeit ansahen, sich<br />

aber doch <strong>als</strong> diskussionswürdig herausstellt, prinzipielle Positionen erarbeiten müssen. Ein<br />

solches Konzept soll und wird Bestandteil der Arbeitsplanung der BAG für 2010 sein.<br />

Ausgehend von der Beratung der BAG in Göttingen soll nachfolgend auf einige übergreifende<br />

Probleme aufmerksam gemacht werden, die Gegenstand unserer weiteren Programmdebatte<br />

sein sollten:<br />

Dass Bildung und Gesellschaft nicht voneinander zu trennen sind, ist eine alte<br />

12<br />

gesellschaftlichen Leben und für den gesellschaftlichen Fortschritt eine viel, viel<br />

größere Bedeutung haben <strong>als</strong> etwa im 20. Jahrhundert. Aber charakterisiert das das<br />

Wesen der heutigen Gesellschaft?? <strong>Die</strong> Entwicklungen der vergangenen zwei Jahre<br />

Krise verdeutlichen, dass wir in einer kapitalistischen Gesellscha<br />

brutaler Herrschaft des Kapit<strong>als</strong> und Ausbeutung von Millionen Menschen in den


verschiedensten Facetten. Wie ist die gesellschaftliche Wirklichkeit in Deutschland<br />

heute einzuschätzen, welche Möglichkeiten der Veränderung hat die <strong>Linke</strong> im Blick,<br />

was kann sie im Bund, in den Ländern, in den Kommunen bewegen, und welche<br />

Perspektiven zeigt sie auf? All das ist von grundlegender Bedeutung für linke<br />

Bildungspolitik. Sozialistische Perspektive: Welche Konsequenzen hat das für linke<br />

Bildungspolitik, welchen Platz nimmt linke Bildungspolitik in den aktuellen<br />

gesellschaftlichen Kämpfen ein, was kann, was soll, was muss sie bewirken?<br />

Bildung ist ein Menschenrecht! In verschiedenen Dokumenten der UN und der EU wird<br />

das Menschenrecht auf Bildung postuliert. Zugleich wissen wir, dass in der Welt und<br />

auch in Europa vielfach dagegen verstoßen wird. Auch an Deutschland hat der<br />

Beauftragte für das Menschenrecht auf Bildung der UN heftige Kritik geübt. Seine<br />

Kritikpunkte sind auch unsere! Aber ist damit bereits ausreichend geklärt, wie wir<br />

<strong>Linke</strong> das Menschenrecht auf Bildung verstehen, welche Schlussfolgerungen für linke<br />

Bildungspolitik gezogen werden müssen? Ich denke nur an die (eigentlich erst<br />

begonnene) Diskussion über ein inklusives Bildungssystem. <strong>Die</strong> erarbeitete Position<br />

und die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen, wird ein sehr langwieriger<br />

Prozess sein. <strong>Die</strong> weitere Arbeit an der Positionsbestimmung und ein solides Konzept<br />

der Verwirklichung wird zu einem zentralen Glied linker Bildungspolitik werden.<br />

Bereits in den Bildungspolitischen Leitlinien (2005) hatten wir unser Grundverständnis<br />

von Bildung charakterisiert. Offensichtlich gibt es gute Gründe, daran festzuhalten.<br />

Dennoch tauchen Fragen auf, die eine vertiefende Diskussion auf der Grundlage<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse bedürfen. Von welchem Menschenbild lassen wir<br />

uns leiten? Unter <strong>Linke</strong>n gibt es manche Meinung, ob die Formulierung eines<br />

Menschenbildes überhaupt sinnvoll ist und nicht etwa im Widerspruch zum<br />

emanzipatorischen Charakter unseres Bildungsverständnisses steht. Auch zum<br />

humanistischen Anspruch an Bildung und Bildungspolitik sagt nicht jeder sofort ja.<br />

Unser Bildungsverständnis hat auch etwas mit unserem Verhältnis zur Geschichte zu<br />

tun: Können <strong>Linke</strong> an dem vorbeigehen, was in vergangenen Jahrhunderten an<br />

wertvollen pädagogischen Erkenntnissen gewonnen worden ist? Zum Beispiel zu der<br />

ngspolitischen Erfahrungen der<br />

Arbeiterbewegung und der fortschrittlichen Lehrerbewegung sollte linke<br />

Bildungspolitik heute nicht vorbeigehen. Und was ist mit den Erfahrungen der DDR-<br />

Schule? Nicht zuletzt stoßen wir immer wieder auf eine sehr unterschiedliche<br />

Verwendung des Bildungsbegriffs, nehmen wir nur die sehr unterschiedlichen<br />

Auffassungen zum sog. Kompetenzansatz und der Rolle des Wissens für die<br />

Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Eine spürbare Lücke in unserer Arbeit und in unserem Herangehen ist die Tatsache,<br />

dass wir Bildungspolitik defacto losgelöst von Jugendpolitik betreiben. Wenn für die<br />

Notwendigkeit, das zu überwinden, ein Beweis erforderlich wäre, dann waren es die im<br />

vergangenen Jahr von Schülern und Studierenden durchgeführten Bildungsstreiks (die<br />

sich 2010 fortsetzen werden). Sie belegten: Jugend stellt ihre eigenen begründeten<br />

Forderungen, bleibt aber dabei nicht stehen. In einer Diskussion von Mitgliedern des<br />

Ältestenrates der Partei mit Vertretern der parteinahen Jugendverbände machten<br />

beide Seiten deutlich, dass es ihnen generell und speziell in der Programmdebatte um<br />

ein klares sozialistisches Profil und ein sozialistische Perspektive geht. In der<br />

Bildungspolitik geht es um die Entwicklung und die Perspektiven junger Menschen;<br />

deshalb bewegt politisch engagierte junge Menschen alles, was mit Bildung und<br />

Bildungspolitik zu tun hat. Andererseits muss Bildungspolitik immer im Blick haben,<br />

13


14<br />

dass das Leben der jungen Menschen in viel umfassendere Zusammenhänge<br />

eingebettet ist in die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in die kommunalen<br />

Möglichkeiten für ihre Entwicklung, in die ökonomisch-wirtschaftlichen Bedingungen<br />

für ihre berufliche Entwicklung. Überhaupt geht es um die Entwicklungs- und<br />

Sozialisationsbedingungen für junge Menschen, angefangen bei den Jüngsten über die<br />

Schulzeit bis hin zu Studium, Berufsausbildung und Arbeit. <strong>Die</strong>sen Zusammenhängen<br />

im Programm der Partei Ausdruck zu verleihen und Orientierungen für das<br />

Zusammenwirken von Jugend- und Bildungspolitik zu erarbeiten, sollte ein wichtiges<br />

Anliegen der Programmdebatte sein.<br />

An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass analoge Überlegungen auch<br />

über das Zusammenwirken von Jugendpolitik, Bildungspolitik und Kulturpolitik auf der<br />

Tagesordnung stehen, und das in Anbetracht der konkreten Rahmenbedingungen für<br />

die Möglichkeiten der Teilhabe junger Menschen an Kultur und dem kulturellen Leben<br />

mit Nachdruck!<br />

ausgehend auch von den Bildungspolitischen Leitlinien in den vergangenen Jahren<br />

u.a. mit einem vom Parteivorstand akzeptierten Positionspapier und nachfolgenden<br />

Veröffentlichungen sehr geschärft. Dazu trugen und tragen auch die ersten<br />

Ansätze/Versuche der Realisierung in der Praxis (Berlin) maßgeblich bei. Dennoch hat<br />

gerade die Praxis und die Debatte in verschiedenen Landesarbeitsgemeinschaften und<br />

an anderen Stellen weitergehende Fragen aufgeworfen bzw. Lücken in unserem<br />

Konzept deutlich gemacht. Was für eine Bildung sollen die jungen Menschen in dieser<br />

Schule erwerben? Was ist Allgemeinbildung und welche Inhalte muss sie verkörpern?<br />

Welche Möglichkeiten gibt es heute für polytechnische Bildung vor allem unter dem<br />

Aspekt der Persönlichkeitsentwicklung? Was ist unser Konzept zu der Art und Weise<br />

der Gestaltung der pädagogischen Arbeit, des Lehrens und Lernens, und der<br />

Organisation des pädagogischen Lebens in der Schule?<br />

<strong>Die</strong> Diskussion über die Gemeinschaftsschule wirft im Zusammenhang mit der Kritik am bestehenden<br />

Schulsystem und dem z.T. katastrophalen Zustand an vielen Schulen auch Fragen<br />

nach Schulen in freier Trägerschaft auf. Immer mehr Privatschulen entstehen. Es gibt unter<br />

<strong>Linke</strong>n manche Position, die sich generell für Schulen in freier Trägerschaft aussprechen,<br />

wenn sie gemeinnützigen Charakter tragen. Es fragt sich aber: bedeutet unter den gegebenen<br />

smöglichkeit<br />

und real damit Bevorzugung bestimmter Bevölkerungsgruppen?<br />

Schließlich erfordert die aktuelle Situation auszuarbeiten, wie wir zur Gemeinschaftsschule<br />

kommen, wenn sich in den nächsten Jahren das sog. Zweisäulenmodell bzw. die Zweigliedrigkeit<br />

des Schulsystems weitgehend in der Bundesrepublik durchsetzt?<br />

<strong>Die</strong> hier skizzierten Problemkreise sollten verdeutlichen, wie umfangreich und anspruchsvoll<br />

das ist, was uns in der Programmdebatte erwartet, was wir zu leisten haben. Natürlich gibt es<br />

noch weitere Fragen, zu denen wir uns verständigen müssen, zum Beispiel Fragen der<br />

Demokratisierung des gesamten Bildungswesens und seiner Finanzierung,<br />

Unentgeltlichkeit auf allen Stufen des Bildungssystems,<br />

Erziehung in der Schule, im Unterricht,<br />

Fragen zur Abiturstufe, zum Charakter der Hochschulreife u.a.


Es wird nach Dringlichkeit und nach der Wichtigkeit des jeweiligen Themas für das neue Parteiprogramm<br />

zu entscheiden sein, wann und wie wir uns dem jeweiligen Problem zuwenden.<br />

Bei all den Debatten zu grundlegenden Problemen unserer Bildungspolitik sollten wir auch<br />

2010 nicht vergessen, dass jeden Tag konkrete Bildungspolitik gemacht werden muss, vor<br />

Ort, in den kommunalen Vertretungen und Parlamenten! Und es gilt auch: die Debatte muss<br />

letztendlich bis spätestens Endes Jahres konkrete Formulierungsvorschläge für das Programm<br />

erbringen, da die Programmkommission im 1. Quartal 2011 einen zweiten Entwurf vorlegen<br />

will/soll.<br />

Prof. Dr. Günter Wilms ist Mitglied der Koordinierungsgruppe der BAG Bildungspolitik<br />

In der Koordinierungsgruppe der BAG Bildungspolitik wurden Ansprechpartner benannt, an<br />

die man sich in Fragen der Programmdebatte wenden kann und die auch Vorschläge und Stellungnahmen<br />

entgegennehmen.<br />

Das sind:<br />

Horst Bethge Mail: horst.bethge@t-online.de<br />

Güter Wilms Mail: guenter_wilms@web.de<br />

Sonja Staack Mail: sonja.staack@linksfraktion.de<br />

15


Bildungspolitische Alternativen der LINKEN<br />

Thesen für die Programmdebatte Entwurf (Stand: September 2009)<br />

Birke Bull<br />

16<br />

I. In welcher Gesellschaft leben wir?<br />

II. Wie wollen wir die Gesellschaft verändern: LINKE Alternativen<br />

III. Strategien und Bündnispartnerschaften<br />

I. In welcher Gesellschaft leben wir?<br />

Eine Wissensgesellschaft mit Chancen und Risiken<br />

Der Begriff der Wissensgesellschaft greift eine wichtige Perspektive gesellschaftlichen<br />

Wandels auf. Gemeint ist die zunehmende Bedeutung von Wissen und damit Bildung für<br />

die Teilhabe an Arbeit und demokratischer Mitbestimmung ebenso wie für den Zugang zu<br />

vielfältigen gesellschaftlichen Ressourcen. Neue Kommunikationstechnologien finden Eingang<br />

in alle Bereiche des Lebens. <strong>Die</strong>ser Wandel verändert den Alltag von Menschen, die öffentliche<br />

Daseinsvorsorge, die Wissenschaft, den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft. Vor allem die<br />

Bedeutung von wissensintensiver Arbeit wird wachsen. Der permanente Wandel, die fortwährende<br />

Infragestellung von Erfahrungen und Erkenntnissen kennzeichnend für die Wissensgesellschaft<br />

ist eine ständige Herausforderung für die Gestaltung des eigenen Lebens.<br />

Bildung wird einmal mehr zu einer essenziellen Grundlage für selbstbestimmtes Leben<br />

und für die Teilhabe an demokratischen Entscheidungsprozessen<br />

Dennoch: Mit den vielfältigen Chancen für die Verbesserung menschlicher Lebensqualität<br />

sind auch viele Unsicherheiten und Risiken verbunden.<br />

<strong>Die</strong> digitale Spaltung der Gesellschaft ist ein Spiegel vorhandener sozialer Ungerechtigkeit.<br />

Durch Armut, Bildungsbenachteiligung und tradierte Geschlechterrollen wird vielen Menschen<br />

der Zugang zu den Potenzialen der Wissensgesellschaft darunter den neuen Medien<br />

verwehrt.<br />

Wissen wird weiter kommerzialisiert, was die freie und gemeinnützige Nutzung von Wissen<br />

und Information immer weiter erschwert.<br />

<strong>Die</strong> zunehmende Pluralisierung und Flexibilisierung von Arbeit zwingt viele Menschen<br />

Konflikt mit sozialen Bedürfnissen wie Stabilität, Langfristigkeit<br />

und Verlässlichkeit im sozialen Gefüge.<br />

Neue Technologien gelangen mit ihren Möglichkeiten in den Grenzbereich menschlicher<br />

Ethik. Neue Erkenntnisse (Wissen) produzieren immer auch neue Risiken (Nichtwissen). Mit<br />

der möglichen Verbesserungen der Lebensqualität vieler Menschen entstehen so immer auch<br />

neue Bedrohungen der Umwelt, des Lebens und des sozialen Miteinanders.


Herrschende Politik betreibt Privatisierung, Ökonomisierung und Bildungssparen<br />

Das Bildungssystem in Deutschland ist gekennzeichnet durch chronische Unterfinanzierung,<br />

soziale Benachteiligung, Kompetenzverlust und Entdemokratisierung. <strong>Die</strong> mangelnde<br />

finanzielle Ausstattung der öffentlichen Haushalte wird begleitet von fortwährender Privatisierung<br />

und ökonomischen Strategien mit kurzfristigem Horizont (Sparpolitik ohne Nachhaltigkeit).<br />

Das verhindert eine gerechte Teilhabe aller Menschen unabhängig von ihren finanziellen<br />

Möglichkeiten. Bildungsinhalte und -angebote richten sich an kurzfristigen und renditeorientierten<br />

Interessen aus. Wichtige bildungspolitische Ressourcen liegen brach.<br />

<strong>Die</strong> innere Verteilung der finanziellen Mittel offenbaren konservative und neoliberale Bildungsauffassungen.<br />

Angebote in den Kindertagesstätten verstanden <strong>als</strong> Betreuungsdienstleistung<br />

sind mit den geringsten finanziellen Mitteln ausgestattet. Politische Alternativen<br />

zum Abbau sozialer Ungerechtigkeiten werden im Vergleich zu vermeintlicher Eliteförderung<br />

in den Gymnasien oder der Exzellenzinitiative an den Hochschulen nur zögerlich und mangelhaft<br />

finanziert.<br />

Demokratische Mitbestimmung bleibt für Bildungserfolg ungenutzt<br />

<strong>Die</strong> Potenziale von demokratischer Teilhabe für den Bildungserfolg vor allem für<br />

Kinder und Jugendliche bleiben zumeist ungenutzt. <strong>Die</strong> Bildungsinstitutionen wie Kindertagesstätten,<br />

Schulen, Berufs- und Hochschulen sind geprägt von hierarchischer Organisation<br />

und eher autoritärer Gestaltung zwischen den AkteurInnen. Schulen sehen sich einem übermächtigen<br />

administrativen Apparat und einer ausufernden Bürokratie gegenüber, die kaum<br />

Raum für eigene Gestaltung und Mitbestimmung offen lässt.<br />

Bildungsbeteiligung offenbart ungerechte Geschlechterverhältnisse<br />

Jungen und junge Männer werden in Deutschland zunehmend zu Bildungsverlierern. Ihre<br />

Biografien sind geprägt von Misserfolgen durch Schulabbruch, Klassenwiederholungen,<br />

Abschulungen und schlechte Schulabschlüsse. Mädchen und jungen Frauen wird hingegen<br />

verwehrt, sich in zukunftsträchtigen Berufen und Positionen des Erwerbslebens weiter zu<br />

entwickeln. Ihr Anteil an Führungspositionen ist ebenso gering wie in innovativen naturwissenschaftlich-technischen<br />

Berufsfeldern. Bereits das Bildungssystem legt dafür die Weichen.<br />

<strong>Die</strong> Bildungspolitik in Deutschland ist noch immer darauf ausgerichtet, Menschen im Sinne<br />

einer normativ ausgerichteten Leistungsfähigkeit zu fördern. <strong>Die</strong> vielfältigen Lebenslagen und<br />

ihr Einfluss auf Bildungsprozesse werden nur kaum zur Kenntnis genommen. Das führt zu<br />

Ausgrenzung und Benachteiligung. Sozialpolitik wird drauf reduziert, jenen zu helfen, die diesem<br />

Anpassungsdruck nicht gerecht werden können. <strong>Die</strong> starke institutionelle Trennung zwischen<br />

Bildungs- und Sozialpolitik - einzigartig in Europa zementiert die soziale Ausgrenzung.<br />

In den neoliberalen Zirkeln anderer Parteien werden obendrein Bildungs- und Sozialausgaben<br />

gegeneinander ausgespielt.<br />

17


Soziale Ungleichheit ist Quelle von Benachteiligung<br />

Zentraler Kritikpunkt der LINKEN ist die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen<br />

Herkunft. Kindern und Jugendlichen, die in vielfach problembelastet aufwachsen, werden<br />

Entwicklungschancen vorenthalten. Soziale Ungleichheiten wie die finanzielle Lebenssituation,<br />

die ethnische Herkunft, die Erstsprache, das Geschlecht oder die gesundheitliche<br />

Verfassung - münden in Bildungsbenachteiligung. Das Bildungssystem in Deutschland scheitert<br />

daran, solche Ungerechtigkeiten abzubauen. Das Lernen im Gymnasium, der Zugang zum<br />

Studium oder zu anderen Bildungsangeboten wird immer mehr zur finanziellen Barriere. Das<br />

ist ein Desaster für die Betroffenen selbst und es entzieht der Gesellschaft wichtige menschliche<br />

Gestaltungspotenziale.<br />

Frühkindliche Bildung wird reduziert auf Familienersatz<br />

<strong>Die</strong> Angebote der frühkindlichen Bildung in den Kindertagesstätten werden in konservativer<br />

Tradition <strong>als</strong> soziale Betreuungsleistung für erwerbstätige Eltern verstanden. Ihre<br />

Potenziale <strong>als</strong> eigenständige Bildungsangebote, die sozialer Benachteiligung entgegenwirken<br />

können, bleiben zu oft ungenutzt. Erst ein allmählicher Paradigmenwechsel gesteht frühkindlicher<br />

Bildung in den Kindertagesstätten ein größeres Gewicht für die spätere Entwicklung<br />

der Kinder zu.<br />

Konkurrenz und Auslese verschärfen Bildungsbenachteiligung<br />

Vor allem konservative und neoliberale Konzepte gehen davon aus, dass nur durch Konkurrenz<br />

und Auslese optimale Leistungsförderung gelingen kann. Das Festhalten am vielfach<br />

gegliederten und damit ausgrenzenden - Schulsystem ist in dieser Logik ebenso folgerichtig<br />

wie die Exzellenzinitiative im Hochschulbereich oder die Beschränkungen beim Übergang vom<br />

Bachelor- in den Masterstudiengang. <strong>Die</strong>ses System sichert lediglich den Erhalt der Privilegien<br />

bereits Privilegierter, um den Preis, dass Kinder und Jugendliche aus benachteiligenden Lebenssituationen<br />

zurückgelassen werden.<br />

Geringes Kompetenzniveau im deutschen Bildungssystem<br />

Internationale Vergleichsstudien zeigen das geringe allgemeine Kompetenzniveau hierzulande.<br />

Schule in Deutschland ist vielfach lebensfern und normativ ausgerichtet. <strong>Die</strong> Zahl der<br />

so genannten RisikoschülerInnen, die kaum über dringend nötige Basiskompetenzen wie Lesen<br />

und das komplexe Bearbeiten von Problemstellungen verfügen, liegt nahezu bei ca. 20%.<br />

Auch die Leistungen einer schmalen Bildungselite sind im internationalen Vergleich keineswegs<br />

überzeugend. Insbesondere der Mangel an Schlüsselkompetenzen und Problemlösungsstrategien<br />

ist problematisch.<br />

Beruflicher Ausbildung droht Mittelmaß und Schm<strong>als</strong>purigkeit<br />

<strong>Die</strong> Verantwortung der Unternehmen für die berufliche Ausbildung gestaltet sich mehr und<br />

mehr in Abhängigkeit kurzfristiger betriebswirtschaftlicher und renditeorientierter Interessen,<br />

zu Lasten langfristiger volkswirtschaftlicher Erfordernisse und individueller Entwicklungspotenziale.<br />

Insbesondere junge Menschen mit Lern- und Verhaltensproblemen finden sich in<br />

Warteschleifen, die kaum geeignet sind, die eigenen Kompetenzen zu mobilisieren. Eine notwendige<br />

Reform des Berufsbildungssystems droht missbraucht zu werden für die Förderung<br />

18


von Schm<strong>als</strong>purausbildungen zugunsten kurzfristiger einzelbetrieblicher Interessen und allgemeiner<br />

Kostenersparnis. Hinter den Modularisierungsabsichten der Wirtschaftsverbände<br />

verbirg sich zudem die Absicht, die SozialpartnerInnen auszubooten und die Tarifsysteme zu<br />

umgehen.<br />

Entdemokratisierung und Marktförmigkeit des Studierens<br />

Der so genannte Bologna-Prozess befördert an den Hochschulen eine starke Ausrichtung<br />

an betriebswirtschaftlichen Steuerungsmodellen, verbunden mit der Konzentration auf eine<br />

Studiengänge droht die Etablierung von Schm<strong>als</strong>purausbildung. Immer weniger Raum bleibt<br />

für zusätzliche Studien, die in den individuellen Interessen und Lebensplanungen begründet<br />

sind. Kritische Inhalte werden verdrängt.<br />

Im akademischen Mittelbau wird es zur Normalität, prekär beschäftigt zu sein. Überfüllte<br />

Seminare und Vorlesungen prägen das Bild an den Hochschulen. Das wird begleitet von einer<br />

Tendenz der Entdemokratisierung: Leitungsgremien werden gestärkt, externe und privatwirtschaftlich<br />

dominierte Hochschulräte eingerichtet, direkt gewählte akademische Gremien werden<br />

entmachtet.<br />

Durch die schleichende Aushöhlung des BAföG und die Einführung von Studiengebühren<br />

ebenso wie durch ständig steigende Unterhaltskosten verschlechtert sich die soziale Situation<br />

der Studierenden.<br />

Weiterbildung und Qualifizierung wird zur Kostenfrage<br />

Im Bereich der Weiterbildung setzt sich die Spaltung der Gesellschaft fort. Hochqualifizierte<br />

Angebote für vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten sind für immer mehr Menschen nicht<br />

mehr bezahlbar. Lebenslanges Lernen für die individuelle Entwicklung bleibt das Privileg von<br />

Wohlhabenden.<br />

Daneben etablieren sich Angebote, die nur noch dem Diktat des niedrigen Preis für die<br />

öffentlichen Kassen untergeordnet werden. Gerade für Menschen, die qualifizierte Angebote<br />

für eine Integration in den Arbeitsmarkt brauchen, bleiben nur Maßnahmen, die sich keinen<br />

verbindlichen und transparenten Qualitätsstandards stellen müssen dafür aber wenig kosten.<br />

Wichtige Potenziale für Motivation und Kompetenzentwicklung bleiben ungenutzt. Öffentliche<br />

Gelder werden verschwendet.<br />

Hoch qualifizierte AkteurInnen sind vor diesem Hintergrund zu prekären Beschäftigungsverhältnissen<br />

gezwungen schlechte Einkommensmöglichkeiten, ständig wechselnde Betätigungsfelder<br />

und unbefriedigende Arbeitsergebnisse.<br />

II . Wie wollen wir die Gesellschaft verändern: LINKE Alternativen<br />

Unser Grundsatz: Bildung ist für DIE LINKE ein Menschenrecht.<br />

Bildung ist für DIE LINKE eine der entscheidenden individuellen und gesellschaftlichen Ressourcen,<br />

um ein selbstbestimmtes Leben in Würde zu führen,<br />

19


20<br />

um sich in die demokratischen Prozessen der Gesellschaft aktiv einbringen zu können,<br />

um an den vielfältigen gesellschaftlichen Angeboten teilhaben zu können,<br />

um sie für sich selbst und die Gemeinschaft nutzbar zu machen und<br />

um sie letztlich in diesem Sinne verändern zu können.<br />

Das bedeutet für uns, dass der Zugang zu den kulturellen und sozialen Ressourcen allen Menschen<br />

unabhängig von ihrer sozialen Lebenslage, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Gesundheit<br />

möglich sein muss. Alle sollen sich aktiv einbringen können in die Gestaltung der<br />

Gesellschaft.<br />

Chancen der Wissensgesellschaft für alle nutzbar machen<br />

DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass allen Menschen der Zugang zu den Wissensvorräten<br />

der Gesellschaft gewährt wird. Weder finanzielle Zwänge, noch räumliche oder soziale Barrieren<br />

dürfen dabei behindern. <strong>Die</strong> Entwicklung von Schlüsselkompetenzen für alle Menschen<br />

wird eine zentrale Herausforderung von Bildungspolitik.<br />

DIE LINKE wird sich für einen transparenten und demokratischen Dialog zwischen<br />

Gesellschaft und Wissenschaft einsetzen. <strong>Die</strong> Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

muss sich jederzeit einer kritischen Reflexion durch alle BürgerInnen und deren zivilgesellschaftlicher<br />

Strukturen stellen. Sie müssen beteiligt werden an politischen Entscheidungsprozessen.<br />

Der freie Zugang zu lebenslanger Bildung ist für uns eine Kernfrage sozialer Gerechtigkeit.<br />

Um dem Anspruch der Gesellschaft gerecht zu werden, die individuellen Kompetenzen auch<br />

für ein funktionierendes Miteinander und das Gemeinwohl nutzbar zu machen, bedarf es einer<br />

Balance zwischen den individuellen Interessen und den Qualifikationserfordernissen der Arbeitsgesellschaft.<br />

Gesamtstaatliche Verantwortung Bildungsfinanzierung <strong>als</strong><br />

Gemeinschaftsaufgabe<br />

DIE LINKE spricht sich für mehr gesamtstaatliche Verantwortung für die Bildungspolitik<br />

aus. Dazu gehören einheitliche Bildungsstandards bundesweit verbindlich für die Entwicklung<br />

aller Kinder und Jugendlicher. Darüber hinaus bedarf es der Gestaltung von Rahmenbedingungen,<br />

der Qualitätssicherung ebenso wie der finanziellen Sicherung notwendiger<br />

Ressourcen und gesetzlicher Strukturentscheidungen.<br />

<strong>Die</strong> Bildungsfinanzierung muss <strong>als</strong> Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern<br />

grundgesetzlich verankert werden. Ressourcen wie Geld, Zeit und Personal müssen so eingesetzt<br />

werden, dass sie die gesellschaftlich formulierten und erwarteten Bildungszielen der<br />

Chancengleichheit sichern. <strong>Die</strong> Investitionen in Bildung betrachten wir <strong>als</strong> Zukunftsinvestitionen.<br />

Ihr Anteil am BIP muss auf mindestens 7 Prozent angehoben werden. <strong>Die</strong> Senkung von<br />

Bildungsausgaben muss im Rahmen eines Nationalen Bildungspaktes künftig ausgeschlossen<br />

werden.


<strong>Die</strong> Angebote der frühkindlichen Bildung, der schulischen Bildung, der beruflichen Erstausbildung<br />

und des Studiums sollen langfristig gebührenfrei werden bzw. bleiben.<br />

DIE LINKE setzt sich ein für die Stärkung des staatlichen Schulsystems. Freie und gemeinnützige<br />

Bildungsangebote betrachten wir <strong>als</strong> eine Bereicherung und Ergänzung des staatlich<br />

organisierten Bildungssystems. Sie sollen ebenfalls allen Kindern gebührenfrei offen stehen.<br />

<strong>Die</strong> Verantwortung und die Mitbestimmung der Kommunen der Landkreise, der<br />

Städte und Gemeinden für die Bildungspolitik wollen wir stärken. Das fördert die Einbindung<br />

von Bildungseinrichtungen in das gesellschaftliche Leben, ihre Zusammenarbeit mit den<br />

AkteurInnen vor Ort und deren Mitbestimmung bei bildungspolitischen Aufgaben. Bildungspolitik<br />

muss ein wichtiger Teil von kommunaler Politik werden.<br />

Autonomie und Mitbestimmung Voraussetzung für Bildungserfolg<br />

DIE LINKE sieht in demokratischer Mitbestimmung den Schlüssel für moderne zukunftsfähige<br />

Bildung. Verantwortung und Partizipation muss vor allem für Kinder und junge Erwachsene<br />

erlebt werden, um zu lernen in der Kindertagesstätte, in der Schule, ebenso wie in der beruflichen<br />

Ausbildung und im Studium.<br />

<strong>Die</strong> Autonomie von Kindertagesstätten und Schulen ist eine große Chance, die Gestaltungspotenziale<br />

für PädagogInnen, SchülerInnen, Eltern und andere zivilgesellschaftliche AkteurInnen<br />

herauszufordern und die pädagogische Entwicklung der Einrichtungen voranzutreiben.<br />

Wir sprechen uns dafür aus, den Bildungseinrichtungen selbst ein umfassendes Maß an<br />

Autonomie für einen Teil des Curriculums, für das Personal und die finanziellen Budgets zu<br />

ermöglichen.<br />

<strong>Die</strong> Autonomie von Hochschulen ist für die LINKE von grundsätzlicher Bedeutung. Wichtige<br />

Entscheidungen gehören in die demokratisch organisierten akademischen Gremien. DIE<br />

LINKE streitet für die Einführung der Viertelparität, um alle AkteurInnen in der Hochschule in<br />

Entscheidungsprozesse einzubinden. Voraussetzung dafür ist die finanzielle und sachliche<br />

Unterstützung der Vertretungsgremien. Wir sprechen uns für die Festschreibung der Verfassten<br />

Studierendenschaften auch mit einem politischen Mandat - aus.<br />

Bildungsziel ist auch das respektvolle soziale Miteinander<br />

DIE LINKE setzt sich für ein neues Verständnis von Bildungspolitik ein, das die sozialen<br />

Lebenslagen von Menschen nicht nur berücksichtigt, sondern die Gestaltung eines respektvollen<br />

sozialen Miteinanders selbst zum Bildungsziel erklärt. Wir halten eine enge institutionelle<br />

Verzahnung von Sozialpolitik und Bildungspolitik für eine notwendige Voraussetzung.<br />

Sozialpolitik muss stärker auf die Begleitung von Bildungsprozessen ausgerichtet werden,<br />

Bildungspolitik muss anstelle ihres normativen Charakters Menschen in ihrer Vielfalt<br />

fördern.<br />

DIE LINKE sieht sich der Vision inklusiver Bildung verpflichtet. Sie beschreibt das gemeinsame<br />

Lernen aller Kindern in ihren jeweiligen Besonderheiten, Stärken und Schwächen<br />

frei von Ausgrenzung und Benachteiligung. Das erfordert einen langwierigen Umbauprozess<br />

und vor allem einen Paradigmenwechsel im Alltag, bei Pädagogen, SchülerInnen und Eltern.<br />

21


Es braucht vielfältiger Kompetenzen um ein Miteinander in Vielfalt gewinnbringend und erfolgreich<br />

zu gestalten. Erforderlich ist ein Zuwachs an personellen, räumlichen und anderen<br />

Ressourcen.<br />

22<br />

Gleiche Bildungschancen für Mädchen und Jungen<br />

<strong>Die</strong> Verbesserung der Bildungschancen für Mädchen und Jungen ist nur erfolgreich durch<br />

die kritische Auseinandersetzung mit traditionellen Geschlechterrollen und durch Strategien,<br />

um sie zu verändern (reflexive Koedukation). Mädchen brauchen spezifische Förderung, um<br />

sich in naturwissenschaftlich-technischen Feldern zu profilieren. Für Jungen muss der Zugang<br />

zu sozialer Arbeit und deren Berufsfelder verbessert werden. Dazu bedarf es z.B. der Verbesserung<br />

der Einkommensverhältnisse in den frühkindlichen Bildungseinrichtungen und einer<br />

effektiven Frauenförderung in der Wissenschaft.<br />

Kindertagesstätten mit eigenem Bildungsauftrag<br />

DIE LINKE betrachtet frühkindliche Bildung in den Kindertagesstätten <strong>als</strong> Fundament einer<br />

gelingenden Bildungsbiografie und sieht darin große Potenziale für den Abbau sozialer Benachteiligung.<br />

Der Zugang aller Kinder unabhängig vom Erwerbsstatus der Eltern, frei von<br />

finanziellen Zwängen wollen wir <strong>als</strong> Rechtsanspruch sichern.<br />

Das Ausbildungsprofil von ErzieherInnen muss auf Hochschulniveau weiter entwickelt<br />

werden, um die Lernfähigkeit von Kindern mit wissenschaftlich fundierten pädagogischen<br />

Konzepten zu ermöglichen. Dazu gehört eine deutliche Verbesserung der Einkommenssituation<br />

und der Arbeitsbedingungen von ErzieherInnen ebenso wie deutlich mehr männliche<br />

Pädagogen in diesem Bereich. Gebraucht werden verbindliche Bildungsstandards auch für die<br />

frühkindliche Bildung.<br />

Längeres gemeinsames Lernen in der Gemeinschaftsschule<br />

DIE LINKE bleibt bei ihrer Forderung nach längerem gemeinsamem Lernen in der Gemeinschaftsschule.<br />

Gemeinsames Lernen von Kindern mit und ohne Behinderungen, von<br />

Mädchen und Jungen, von SchülerInnen mit unterschiedlichen Heimatsprachen oder unterschiedlicher<br />

kultureller bzw. ethnischer Herkunft oder religiöser Verankerung ermöglicht vielfältige<br />

Lernsituationen, Lernmethoden und Lerngegenstände. Es fördert soziales und demokratisches<br />

Lernen.<br />

Für ein neues Verständnis von Lernen für die Entwicklung von Autonomie und<br />

Schlüsselkompetenzen<br />

Ein neues Verständnis von Lernen meint vor allem den Erwerb von Schlüsselkompetenzen<br />

wie die Fähigkeit zu kritischer Reflexion und Entscheidung, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit<br />

oder die Fähigkeit, erfolgreiche Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Nicht zuletzt<br />

geht es um die Förderung von Autonomie und Selbständigkeit. Heranwachsende müssen das<br />

Lernen lernen. Bildungseinrichtungen müssen sich vom Habitus der Belehrung trennen, um<br />

sich zu innovativen Lern- und Experimentierräumen entwickeln zu können. Bildungsprozesse<br />

können nicht verordnet, sondern nur innovativ angeregt werden.


<strong>Die</strong> Ganztäglichkeit von Lernen sehen wir am besten mit einem System flächendeckender<br />

gebundener Ganztagsschulen umsetzbar. Das erfordert die Einbindung regionaler Angebote<br />

und ExpertInnen in den Schulalltag ebenso wie die gemeinschaftliche Mitbestimmung<br />

aller AkteurInnen.<br />

Ein solcher Paradigmenwechsel braucht ein neues Berufsverständnis von LehrerInnen:<br />

eine wesentlich stärkere erziehungswissenschaftlich-psychologische Aus- und Weiterbildung<br />

und die Stärkung von didaktisch-methodischer Kompetenz ist nötig. Es müssen Fähigkeiten<br />

entwickelt werden, um methodisch vielfältige Lernsituationen initiieren und Kinder und Jugendliche<br />

begleiten und motivieren zu können. LehrerInnen müssen künftig stärker kooperative<br />

Herausforderungen im Interesse der Zusammenarbeit von Schule und ihrem sozialen<br />

Umfeld bewältigen. Notwendig ist eine Qualifizierungsoffensive für Lehrerinnen und<br />

Lehrer.<br />

Ein Recht auf Berufsfeldübergreifende Ausbildung<br />

<strong>Die</strong> künftige berufliche Ausbildung muss sich angesichts der Anforderungen der Wissensgesellschaft<br />

verändern. Dafür braucht es berufsfeldübergreifende Ausbildungsmöglichkeiten,<br />

Durchlässigkeit zwischen den traditionellen Ausbildungen und verlässliche Anerkennungsmöglichkeiten<br />

erworbener beruflicher Kompetenzen. Auch hier geht es um Schlüsselkompetenzen<br />

und Problemlösungsstrategien, die in vielfältigen Erwerbsarbeitsfeldern Anwendung<br />

finden können. Auszubildende müssen das Recht auf eine komplexe berufliche Ausbildungsmöglichkeit<br />

erhalten.<br />

<strong>Die</strong> Verantwortung für die berufliche Bildung liegt bei den Unternehmen der Wirtschaft. Um<br />

dieser Verantwortung gerecht zu werden, halten wir an der Forderung nach einer Umlagefinanzierung<br />

fest. Durch eine allgemeine Abgabe wird gerade kleineren Unternehmen die berufliche<br />

Ausbildung ermöglicht.<br />

Lebenslanges Lernen muss bezahlbar sein und qualifizierten Standards genügen<br />

Ein flächendeckendes, bezahlbares und qualifizierten Standards genügendes Netz<br />

von Weiterbildung ist die Voraussetzung dafür, dass alle BürgerInnen lebenslang lernen können.<br />

Das beschränkt sich für uns nicht auf kurzfristige berufliche Anforderungen, sondern<br />

schließt Angebote ein, die die individuellen Interessen und Lebensplanungen berücksichtigen.<br />

Insbesondere für Menschen aus benachteiligenden Lebenssituationen bedarf es lebensnaher<br />

Angebote, um Motivation und Lernbereitschaft fördern.<br />

<strong>Die</strong> sozialen Sicherungssysteme müssen darauf ausgerichtet werden, dass Qualifizierung<br />

und das Engagement für den Erfolg unterstützt werden, dass lebenslange Bildung biografisch<br />

flexibel gestaltbar ist.<br />

DIE LINKE unterstützt vor allem zivilgesellschaftlich organisierte Weiterbildungsangebote.<br />

Erworbene Lebens- und Arbeitserfahrung soll der Gemeinschaft zugänglich werden.<br />

Dafür bedarf es der Förderung und einer auskömmlichen institutionellen Finanzierung der<br />

gemeinnützigen Träger, die sich ihrerseits immer wieder der transparenten Evaluation durch<br />

die Öffentlichkeit stellen müssen.<br />

23


Auch der Zugang zu professionalisierten Angeboten der Weiterbildung soll allen Menschen<br />

zugänglich gemacht werden. Menschen mit geringerem Einkommen sollen durch öffentliche<br />

Finanzierung an diesen Ressourcen teilhaben. Wir setzten uns dafür ein, alle Angebote<br />

der Weiterbildung barrierefrei zu gestalten.<br />

24<br />

Für eine demokratische Hochschule und breite Bildungsbeteiligung<br />

Aus LINKER Perspektive muss ein Studium sowohl die individuelle Berufsbefähigung sichern<br />

<strong>als</strong> auch die Fähigkeit zu kritischer Reflexion der gesellschaftlichen Verhältnisse entwickeln.<br />

Deshalb kommt der Selbstbestimmung bei Schwerpunktsetzung und Studienwahl eine<br />

entscheidende Bedeutung zu. Wir wollen sie ausbauen und die internationale Mobilität der<br />

Studierenden aktiv unterstützen. Studierende brauchen angemessenen Raum, um zusätzliche<br />

Studien nach eigenen Interessenlagen und Lebensplanungen verwirklichen zu können.<br />

Das Prinzip der Einheit von Forschung und Lehre bleibt für DIE LINKE Grundsatz.<br />

DIE LINKE hält eine Bildungsexpansion für notwendig. Wir wollen den Ausbau der Hochschulkapazitäten<br />

und damit verbunden eine deutliche Steigerung der Studierquoten. <strong>Die</strong> effektive<br />

Förderung von Leistungsfähigkeit muss ergänzt werden durch eine weitgehende Öffnung<br />

der Hochschulen für Menschen mit Berufserfahrung auch ohne Abitur. <strong>Die</strong> Durchlässigkeit<br />

zwischen den verschiedenen Stufen des Studiums bzw. zwischen den unterschiedlichen<br />

Studiengängen muss vergrößert werden.<br />

Eine große Bedeutung für die Verbesserung der Bildungsbeteiligung hat die soziale Absicherung<br />

der Studierenden. Wir stehen für einen Ausbau des BAföG hin zu einer elternunabhängigen,<br />

repressionsfreien Grundsicherung mit Vollzuschuss auch für Schülerinnen und<br />

Schüler. Für die Vereinbarkeit von Familie und Studium bedarf es innovativer und flexibler<br />

Unterstützung durch die Hochschulen.<br />

Der Hochschulpakt zwischen Bund und Ländern muss Bestand haben und bedarf vor<br />

allem qualitativer Kriterien für eine gute Lehre und einer nachhaltigen finanziellen Absicherung<br />

bis über das Jahr 2015 hinaus.<br />

III. Strategien und Bündnispartnerschaften<br />

Außerparlamentarische Bewegungen <strong>als</strong> wichtige Bündnispartner<br />

<strong>Die</strong> Gefahr einer Ökonomisierung von Wissenschaft und Bildung initiiert durch den so<br />

genannten Bologna-Prozess - hat 2009 in vielen Ländern weltweit beachtete Proteste unter<br />

SchülerInnen und Studierenden ausgelöst. Auch in Deutschland streikten weit über 150.000<br />

junge Menschen für bessere Lernbedingungen. <strong>Die</strong> Proteste waren der Auftakt für eine breitere<br />

bildungspolitische Debatte. Zentrale Kritik ist die Reduzierung auf die Förderung von Elitebildung<br />

und die Verschärfung von sozialer Benachteiligung..<br />

DIE LINKE wird sich dafür einsetzen, den Widerstand zu bündeln und emanzipatorische<br />

Alternativen entgegen zu setzen. Eine europäische Bildungsbewegung von SchülerInnen, Studierenden,<br />

kritischen WissenschaftlerInnen und zivilgesellschaftlich Engagierten muss sich<br />

kraftvoll gegen die ökonomische Dominanz der Bildungspolitik engagieren. In den Mittel-


punkt gehören Ziele wie die Teilhabe aller Menschen, die Persönlichkeitsentwicklung, die<br />

Emanzipation und soziale und ökologische Standards.<br />

Bildungsreform nur <strong>als</strong> demokratischer Prozess erfolgreich<br />

DIE LINKE verkennt nicht, dass es für umfassende und tiefgreifende Bildungsreformen gesellschaftlicher<br />

Mehrheiten bedarf. Notwendig ist die Mitbestimmung von SchülerInnen, von<br />

Eltern, von LehrerInnen und von AkteurInnen der unterschiedlichen Bildungsinstitutionen. Ein<br />

solcher Umbauprozess kann nicht in dirigistischer Weise durchgesetzt werden. Wir begreifen<br />

einen solchen Wandel <strong>als</strong> lernendes System, in dem Wege und Strategien immer wieder neu<br />

diskutiert und ausgehandelt werden, Prozesse und Ergebnisse stets einer kritischen Prüfung<br />

unterzogen werden müssen.<br />

Unser Verständnis von Bildung <strong>als</strong> ein Prozess ständiger kritischer Auseinandersetzung mit<br />

sich selbst und den gesellschaftlichen Strukturen gilt auch für unser eigenes politisches<br />

Agieren. Nur <strong>als</strong> ein wirklich demokratischer Prozess kann Bildungsreform erfolgreich<br />

sein.<br />

Birke Bull ist stellvertretende Vorsitzende des Landesparteivorstandes der LINKEN in Sachsen/Anhalt<br />

und Mitglied der Programmkommission.<br />

Der Beitrag stellt die persönliche Meinung von Birke Bull dar und ist nicht durch Gremien der<br />

Partei autorisiert.<br />

25


Diskussion<br />

________________________________________________________________<br />

Förderung durch Aussortierung?<br />

Zur Situation von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />

im deutschen Bildungssystem<br />

Marianne Demmer<br />

rch wird häufig verdrängt, dass es im deutschen<br />

Schulsystem eine konstant hohe Zahl von 5 % aller SchülerInnen, das sind knapp eine halbe<br />

Million, gibt, denen ein sonderpädagogischer Förderbedarf attestiert und die in den meisten<br />

-)behinde -<br />

)Vereinbarungen verlangen deren Gleichbehandlung und Inklusion in die Regelschulen. Der Beitrag<br />

von Marianne Demmer verdeutlicht, woran dies im deutschen Bildungssystem immer wieder<br />

scheitert.<br />

Ende März 2009 ist die UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen (Behindertenrechtskonvention<br />

BRK) 1 in Deutschland rechtskräftig geworden. Mit ihrem Inkrafttreten hat<br />

stem<br />

begonnen. Dabei geht es nicht nur um die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen,<br />

sondern um ausgrenzende Mechanismen im deutschen Schulwesen insgesamt, die neben<br />

Behinderten vor allem auch Menschen mit ausländischen Wurzeln oder aus bildungsarmen<br />

Familien treffen. <strong>Die</strong> bildungspolitische und pädagogische Brisanz der UN-Konvention<br />

ergibt sich aus der unmissverständlichen Verpflichtung für die Vertragsstaaten, zur Gewährleistung<br />

von Nicht-Diskriminierung und gleichen Bildungschancen auf allen Ebenen ein inklusives<br />

Bildungssystem (Artikel 24: »inclusive education system«) sicher zu stellen. Für Deutschland<br />

geht es damit um nicht weniger <strong>als</strong> um die Frage, wie die Transformation eines selektiven<br />

in ein inklusives Bildungssystem zu bewerkstelligen ist.<br />

Vermeintliche Übersetzungsfehler und Verzögerungstaktik<br />

<strong>Die</strong> internationale Gemeinschaft hat in einem langen Diskussionsprozess ein Verständnis von<br />

inklusiver Bildung entwickelt, das sich nicht nur auf Menschen mit Behinderungen bezieht.<br />

Unter ldungssystem<br />

verstanden, das niemanden ausgrenzt, nicht wegen einer Behinderung, aber auch nicht wegen<br />

der sozialen oder ethnischen Herkunft, nicht wegen religiöser oder weltanschaulicher<br />

Überzeugungen, der Geschlechtszugehörigkeit, sexueller Orientierung oder wegen des Alters.<br />

<strong>Die</strong>ses umfassende Verständnis von Inklusion stellt das selektive deutsche Schulsystem<br />

selbst in Frage. Als Deutschland 2006 <strong>als</strong> einer der ersten Staaten die UN-Konvention unterzeichnete<br />

und die Bundeskanzlerin in ihrer Eigenschaft <strong>als</strong> Ratspräsidentin der Europäischen<br />

Union die übrigen EU-Staaten aufrief, es Deutschland nachzutun, wussten die Akteure nicht<br />

wirklich, was sie taten. <strong>Die</strong> Bundesregierung ging offenbar davon aus, dass sich aus Artikel 24<br />

1 Bundesgesetzblatt Jahrgang 2008 Teil II Nr. 35, ausgegeben zu Bonn am 31. Dezember 2008.<br />

Hier ist der englische und französische Originaltext mit der deutschen Übersetzung in synoptischer Form veröffentlicht.<br />

Weitere Informationen: Deutsches Institut für Menschenrechte http://www2.institut-fuermenschenrechte.de/webcom/show_article.php/_c-503/_nr-9/i.html<br />

Zugriff 11.08.2009.<br />

26


der Konvention kein Anpassungsbedarf ergebe, der die Zuständigkeit der Bundesländer unmittelbar<br />

betrifft. 2 Dass sich der Ratifizierungsprozess bis Ende 2008 hinzog, war das Ergebnis<br />

eines zunehmenden Erkenntnisprozesses über die weit reichenden schulpolitischen Folgen<br />

der Konvention. Zusätzliche Brisanz entsteht dadurch, dass Menschen mit Behinderungen<br />

eine individuelle Beschwerdemöglichkeit vor einem UN-Ausschuss eingeräumt wird, wenn sie<br />

einen Verstoß gegen die Konvention vermuten. Im Verlauf des Ratifizierungsprozesses hat der<br />

Streit um den Begriff der Inklusion denn auch teilweise skurrile Züge angenommen.<br />

Zuerst versuchte die Kultusministerkonferenz (KMK), in der Arbeitsübersetzung mit Hilfe einer<br />

fehlerhaften Übersetzu ereits<br />

<strong>als</strong> mit der UN-Konvention konform zu deklarieren. <strong>Die</strong> Lesart war: Sonderschulen haben<br />

die Aufgabe, die Integration in die Gesellschaft vorzubereiten. Deshalb sind sie integrativ. Mit<br />

dieser linguistischen Volte ist die KMK jedoch am vielfachen Widerstand von Behindertenverbänden<br />

und Wissenschaftlern gescheitert. Nun versuchen Konservative, den Begriff der Inklusion<br />

auf Menschen mit Behinderungen zu verengen. Damit, so die Hoffnung, ließe sich eine<br />

Schulreform könnte ein weiteres Mal auf die lange Bank geschoben werden. Im Folgenden<br />

konzentriere ich mich auf die derzeitige Situation im Hinblick auf die Inklusion von Kindern<br />

und Jugendlichen mit Behinderungen.<br />

Umfang des sonderpädagogischen Förderbedarfes<br />

Nach einer aktuellen Statistik der KMK wurde im Schuljahr 2007/2008 deutschlandweit für<br />

insgesamt 485.088 Jungen und Mädchen sonderpädagogischer Förderbedarf diagnostiziert. 3<br />

rderung<br />

notwendig sei, um ihre Fähigkeiten bestmöglich zu entwickeln. Benannt werden in<br />

diesem Sinne folgende Förderschwerpunkte: Lernen, Sehen, Hören, Sprache, körperliche und<br />

motorische Entwicklung, geistige Entwicklung, emotionale und soziale Entwicklung. Kranke<br />

und mehrfach Behinderte. <strong>Die</strong>sen Fördersparten werden junge Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

und Behinderungen unterschiedlichen Schweregrads zugeordnet. <strong>Die</strong> Verteilung auf<br />

die verschiedenen Behinderungsarten ist sehr unterschiedlich Anteil an der gesamten Schülerschaft<br />

mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist von ca. 55 Prozent in den letzten zehn<br />

Jahren um ca. zehn Prozentpunkte gesunken und liegt nun bei 45 Prozent. Gestiegen sind die<br />

Anteile vor allem im Bereich Sprache, geistige sowie emotionale und soziale Entwicklung <strong>Die</strong><br />

nbekannt.<br />

Es handelt sich dabei um Schülerinnen und Schüler, die aus den verschiedensten<br />

Gründen das Pensum der allgemeinen Schulen nicht bewältigen, bei denen aber keine Schädigung<br />

der Hirnfunktionen vorliegt. In dem auf Selektion basierenden deutschen Regelschulsystem<br />

sind hier keine sinnvollen pädagogischen Handlungsmöglichkeiten vorgesehen.<br />

2 Vgl. Johannes Rux: »Es geht voran! Deutschland soll UN-Behindertenrechtskonvention umsetzen«, in: Erziehung<br />

und Wissenschaft 9/2009, Frankfurt/Main.<br />

3 Kultusministerkonferenz: Sonderpädagogische Förderung in allgemeinen Schulen (ohne Förderschulen)<br />

2007/2008. Bonn 18.03.2009. http://www.kmk.org/statistik/schule/statistiken/sonderpaedagogischefoerderung-in-schulen.html<br />

Zugriff 01.08.2009.<br />

Kultusministerkonferenz (2009): Sonderpädagogische Förderung in Förderschulen (Sonderschulen) 2007/2008.<br />

Bonn 21.01.2009 http://www.kmk.org/statistik/schule/statistiken/sonderpaedagogische-foerderung-inschulen.html<br />

Zugriff 01.08.2009.<br />

27


400.399 Jungen und Mädchen mit sonderpädagogischem Förderbedarf (82,5 Prozent), verteilen<br />

sich bundesweit auf insgesamt 3.360 Schulen, die je nach Bundesland unterschiedliche<br />

Bezeichnungen tragen: Sie heißen Förderschule, Schule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt<br />

oder Sonderschule. An diesen Schulen sind die Jungen mit einem Anteil von<br />

63,2 Prozent deutlich überrepräsentiert.<br />

28<br />

-<br />

An Sonder-/Förderschulen deutlich überrepräsentiert sind auch junge Menschen mit ausländischem<br />

Pass. Während ihr Anteil in den allgemeinbildenden Schulen 2007/2008 im Durchschnitt<br />

9,3 Prozent betrug, lag er in den Förderschulen bei 14,9 Prozent. 4 <strong>Die</strong>se Zahlen bilden<br />

jedoch die ganze Dramatik bei weitem nicht ab. Es werden nämlich jene Schülerinnen und<br />

Schüler statistisch bislang nicht erfasst, die zwar ausländische Wurzeln haben, aber deutsche<br />

Staatsangehörige sind. Der nationale Bildungsbericht von 2006 5 geht davon aus, dass der<br />

Migrantenanteil mit deutschem Pass an der Gruppe dieser Schülerinnen und Schüler etwa<br />

dreimal so groß ist wie der Ausländeranteil. Demnach hätte im Schnitt fast die Hälfte der<br />

Schülerinnen und Schüler an Förderschulen einen Migrationshintergrund. In großstädtischen<br />

Regionen kann ihr Anteil bis zu 100 Prozent betragen. Vor allem Förderschulen mit dem<br />

-<br />

World-Vision Kinderstudie 2007, die repräsentativ die Lebenssituation der Kinder in Deutschland<br />

bis zum Alter von 11 Jahren untersucht hat, berichtet über die Asymmetrie des Schulbesuchs<br />

von Kindern aus der Unter- und Oberschicht. Demnach sind 19 % der Kinder aus der<br />

Unterschicht auf einer Förderschule, aber nur 1 % der Kinder aus der Oberschicht. Beim Gymnasialbesuch<br />

ist es umgekehrt: Das Gymnasium besuchen 1 % der Kinder aus der Unterschicht,<br />

aber 18 % der Kinder aus der Oberschicht. 6<br />

17,5 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf besuchte im vorletzten<br />

Schuljahr allgemeine 7 ationsschü<br />

- und Migrationsverhältnis darstellt, wird in<br />

den Statistiken des Statistischen Bundesamtes und der KMK nicht abgebildet. 8 Bemerkenswert<br />

ist jedoch die höchst unterschiedliche Verteilung auf die einzelnen Schulformen.<br />

In Grundschulen werden die meisten Integrationsschülerinnen und -schüler sonderpädagogisch<br />

gefördert. In den Schulformen der Sekundarstufe I und II beteiligen sich vor allem die<br />

Hauptschulen und die Integrierten Gesamtschulen an dieser Aufgabe, während Re<strong>als</strong>chulen<br />

und Gymnasien nahezu unbeteiligt sind. So verwundert es kaum, dass nach der Grundschule<br />

nur ungefähr die Hälfte aller behinderten Schülerinnen und Schüler auch auf der Sekundarstufe<br />

I einen Platz im gemeinsamen Unterricht finden. Vergegenwärtigt man sich, auf wie viele<br />

4 Ebd..<br />

5 Konsortium Bildungsberichterstattung, 2006: Bildung in Deutschland. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer<br />

Analyse zu Bildung und Migration, Berlin.<br />

6 Kinder in Deutschland 2007. Erste World Vision Kinderstudie. World Vision Deutschland (Hg.). Konzeption und<br />

Koordination: Klaus Hurrelmann, Sabine Andresen, TNS Infratest Sozialforschung. Frankfurt am Main, 2007.<br />

7<br />

Schulen sind die allgemeinbildenden Schulen ohne Förderschulen.<br />

8 Statistisches Bundesamt 2009: Bildung und Kultur. Allgemeinbildende Schulen. Schuljahr 2007/08. Fachserie<br />

11, Reihe 1. 20.10.2008, korr. 18.05.2009;<br />

https://wwwec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=struktur,vollanzeige.csp&ID=1022909Zugriff<br />

11.08.2009


Schüler in den jeweiligen Schulformen jeweils ein Integrationsschüler kommt, so wird das<br />

ganze Ausmaß der ungleichen Verteilung sichtbar (Abb. 3) In Grundschulen befindet sich statistisch<br />

in einer Gruppe von 62 Kindern eines mit sonderpädagogischem Förderbedarf. In<br />

Gymnasien ist es nur jeder 1286ste Schüler. Derzeit haben vor allem in Re<strong>als</strong>chulen und<br />

Gymnasien junge Leute so gut wie keine Chance, gemeinsam mit behinderten und nicht behinderten<br />

Mitschülerinnen und Mitschülern aufzuwachsen. Es fehlen ihnen somit grundlegende<br />

soziale Erfahrungen, die gerade auch für die zukünftigen Führungskräfte und gesellschaftrständlichkeit<br />

sein sollten. Konkret: Wären alle<br />

Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf gleichmäßig auf die allgemeinen<br />

Schulen verteilt, hätte Deutschland <strong>als</strong>o ein vollständig inklusives Schulsystem, so<br />

kämen auf etwas weniger <strong>als</strong> 20 Schüler oder Schülerinnen je ein junger Mensch mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf.<br />

Steigender Förderbedarf<br />

Gegenüber dem Schuljahr 2006/2007 ist bundesweit die Zahl der Schülerinnen und Schüler<br />

mit sonderpädagogischem Förderbedarf geringfügig um 742 gestiegen. Da die Schülerzahlen<br />

jedoch insgesamt gesunken sind, macht sich dieser Anstieg in der so genannten sonderpädagogischen<br />

Förderquote von 5,8 auf 6,2 Prozent deutlich bemerkbar. Mit der Förderquote wird<br />

ausgedrückt, wie groß der Anteil der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an der<br />

Gesamtzahl der vollzeitschulpflichtigen Schüler in den Klassen 1 bis 10 (allgemeine und Sonderschulen)<br />

ist. 9 Über die Gründe für diesen Anstieg lässt sich nur spekulieren. Schließt man<br />

einen objektiven Anstieg von Behinderung aus, so können die Gründe zum einen in einer gestiegenen<br />

pädagogischen Sensibilität für Behinderung liegen. Dadurch, dass die Sonder-<br />

/Förderschulen über sonderpädagogischen Förderbedarf selbst entscheiden, sind zum anderen<br />

durchaus auch organisatorische Gründe wie die Versorgung mit Ressourcen in Betracht<br />

zu ziehen.<br />

<strong>Die</strong> 16 Bundesländer haben unterschiedliche sonderpädagogische Milieus ausgebildet. Föderale<br />

Wider- und Eigensinnigkeiten machen auch vor jungen Menschen mit Behinderungen<br />

nicht Halt. <strong>Die</strong> Milieus unterscheiden sich in der Höhe der sonderpädagogischen Förderquote<br />

ebenso wie in den Anteilen, die in allgemeinen Schulen gefördert werden. <strong>Die</strong> Förderquote<br />

reicht von 4,7 Prozent in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz bis 12,7 Prozent in Mecklenburg-<br />

Vorpommern. Es ist schwer vorstellbar, dass die Unterschiede objektiv begründbar sind.<br />

Insgesamt fallen die relativ hohen Werte in den neuen Bundesländern auf. Da es in diesen die<br />

Hauptschule <strong>als</strong> eigenständige Schulform nicht gibt, übernehmen vermutlich die Förderschu-<br />

es auch nicht, dass die Kultusminister von Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern im<br />

letzten Jahr in der KMK einen Vorstoß unternommen haben, den Abschluss der Sonderschule<br />

b-<br />

9 ichungen<br />

der Kultusministerkonferenz. Dokumentation Nr. 185. Sonderpädagogische Förderung in Schulen 1997<br />

bis 2006. April 2008.<br />

<strong>Die</strong> KMK hat die sonderpädagogische Förderquote für das Schuljahr 2007/2008 noch nicht veröffentlicht. Sie<br />

wird vermutlich erst im Herbst im Zusammenhang einer Gesamtdarstellung publiziert. Mit Hilfe der Daten des<br />

statistischen Bundesamtes konnte eine eigene Berechnung vorgenommen werden. Sie steht allerdings unter<br />

dem Vorbehalt, dass die Daten des statistischen Bundesamtes, die zu einem früheren Zeitpunkt erhoben werden<br />

<strong>als</strong> die der KMK, endgültig bestätigt werden.<br />

29


sicht nicht. Nur wenn mindestens die Standards für den Hauptschulabschluss erreicht werden,<br />

sollen nach Beschluss der KMK die Abschlüsse der Sonder-/Förderschulen anerkannt<br />

werden. Im Schuljahr 2007/2008 erreichten gut drei Viertel der Absolventen von Förderschulen<br />

keinen Hauptschulabschluss, das waren insgesamt knapp 40.000 Schülerinnen und Schüler;<br />

davon können ungefähr zwei Drittel einen Abschluss für Lernbehinderte vorweisen. Seit<br />

mit den KMK-Empfehlungen 1994 die sonderpädagogische Förderung in Sonderschulen und<br />

allgemeinen Schulen gleichgestellt wurde, hat sich der Anteil des gemeinsamen Unterrichts<br />

nur schleppend erhöht. Er lag im Schuljahr 1999/2000 bundesweit bei 11,6 Prozent, im<br />

Schuljahr 2007/2008 bei 15,7 Prozent. Das heißt, der ganz überwiegende Teil der Schülerinnen<br />

und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf besucht nach wie vor Sonder-<br />

/Förderschulen und weniger <strong>als</strong> ein Siebtel wird im gemeinsamen Unterricht gefördert. Und<br />

dies, obwohl bis auf Baden-Württemberg die Schulgesetze aller übrigen Bundesländer einen<br />

Vorrang für den gemeinsamen Unterricht enthalten, der jedoch in den meisten Fällen mit dem<br />

Segen des Bundesverfassungsgerichts 10 durch einen Ressourcenvorbehalt relativiert wird. 11<br />

Nur in Bremen ist das Recht auf gemeinsamen Unterricht bisher voraussetzungslos.<br />

Große Unterschiede auch beim Anteil der Integrationsschüler<br />

Nicht nur die Förderquote variiert sehr stark zwischen den Bundesländern, sondern auch der<br />

Anteil der Integrationsschüler an der Förderquote. Abbildung 4 zeigt erstaunliche Differenzen<br />

zwischen fast 40 Prozent in Bremen und Schleswig-Holstein und unter 10 Prozent in Niedersachsen<br />

und Sachsen-Anhalt. <strong>Die</strong>se Unterschiede sind kein Ost-West- oder Nord-Süd-<br />

Phänomen. Es wäre sehr lohnend, den Gründen einmal nachzugehen. Von gleichen Chancen<br />

des gemeinsamen Aufwachsens von behinderten und nicht behinderten Kindern und Jugendlichen<br />

sind wir in Deutschland meilenweit entfernt.<br />

Inseln der Inklusion in einem Meer der Selektion 12<br />

Viele Bundesländer sind sehr weit von einem inklusiven Schulsystem entfernt, selbst wenn<br />

gemeinsamen Unterricht von<br />

behinderten und nicht bekinderten Kindern und Jugendlichen in einem ansonsten selektiven<br />

gnd<br />

Baden-Württemberg zum Beispiel gelten<br />

auch solche Schülerinnen und Schüler <strong>als</strong> Integrationsschüler, die Förderklassen <strong>als</strong> so<br />

genannte Außenklassen in allgemeinen Schulen besuchen.<br />

Es ist unbestritten, dass gemeinsamer Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern<br />

auch im traditionellen selektiven Schulsystem möglich ist. Viele Grund-, Haupt- und Ge-<br />

10 Zur rechtlichen Situation vgl. Poscher, Ralf; Langer, Th. ;Rux, J., 2009: Gutachten zu den völkerrechtlichen und<br />

innerstaatlichen Verpflichtungen aus dem Recht auf Bildung nach Art. 24 des UN-Abkommens über die Rechte<br />

von Menschen mit Behinderungen und zur Vereinbarkeit des deutschen Schulrechts mit den Vorgaben des<br />

Übereinkommens. Erstellt im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung. August 2008. Baden-Baden.<br />

Korrigierte Online-Fassung vom 16. September 2008. http://www.gew.de/Publikationen_Inklusion.html Zugriff<br />

11.08.2009.<br />

11 Ebd.<br />

12 Vgl. die ausführliche Berichterstattung und Kommentierung in: Erziehung und Wissenschaft Nr. 3/2009, Frank-<br />

furt/M..<br />

30


samtschulen erbringen täglich den Beweis. Aber dadurch erhält man noch kein inklusives<br />

Schulsystem <strong>als</strong> Ganzes. Wir haben in Deutschland derzeit Inseln der Inklusion in einem Meer<br />

von Selektion. Dabei ist zweifelhaft, ob in diesem Meer wenigstens die Inklusion von Behinderten<br />

vollständig gelingen kann. <strong>Die</strong> vollständige Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit<br />

Behinderungen ins selektive Schulsystem wird vermutlich nicht nur an fehlenden Ressourcen,<br />

uneinsichtigen Verwaltungen und mangelnder Klagefreudigkeit von Eltern scheitern, sondern<br />

auch systembedingt an der selektiven Grundausrichtung unseres Schulsystems.<br />

<strong>Die</strong> Probleme beim Übergang in die Sekundarstufe I und die höchst unterschiedliche Verteilung<br />

auf die Schularten machen deutlich, dass auch die partielle Inklusion der jungen Menschen<br />

mit Behinderungen nur in Einer Schule für alle befriedigend gelingen kann. <strong>Die</strong> Lernumgebung<br />

an Hauptschulen gilt <strong>als</strong> benachteiligend und wenig anregend. Es ist kaum anzunehmen,<br />

dass sich dies verbessert, wenn alle jungen Leute mit dem Förder<br />

eine Hauptschule besuchten. <strong>Die</strong> selektive Grundausrichtung des Systems wirkt sich aber<br />

auch auf Unterrichtsstile und das professionelle Selbstverständnis der Lehrkräfte aus. Obwohl<br />

einige wenige Gymnasialklassen mittlerweile Kinder mit Down-Syndrom aufgenommen haben,<br />

können sich die meisten Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien den gemeinsamen Unterricht<br />

von sog. Hauptschü<br />

Umgang mit Heterogenität, schülerbezogene individuelle Förderung und die Individualisierung<br />

Solange in Deutschland die politischen Mehrheiten gegen eine große Schulreform sind, werden<br />

wir zunächst die kleinen Schritte weiter gehen (müssen). Aber <strong>als</strong> GEW werden wir uns<br />

nicht davon abhalten lassen, auf die Widersprüche hinzuweisen: Ein Schulsystem, das die<br />

Inklusion von Behinderten zwar hinbekäme, Schüler/innen aus bildungsarmen und Migrationsfamilien<br />

aber weiterhin in Hauptschulen zusammenfasste, in denen die Sonderschulen für<br />

Lernbehinderte aufgegangen sind, wäre sicher kein inclusive education system.<br />

<strong>Die</strong> nächsten Schritte Forderungen der GEW<br />

<strong>Die</strong> Auseinandersetzungen um die Umsetzung des Bildungsartikels der UN-Konvention werden<br />

in der bildungspolitischen Debatte der nächsten Zeit eine wichtige Rolle spielen. Eltern<br />

werden vermutlich das Recht auf gemeinsamen Unterricht wieder häufiger einklagen. Ihre<br />

Chancen dürften sich auch deshalb verbessern, weil mittlerweile die dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />

von 1997 zugrunde liegende Annahme, die Förderung in Sonderschulen<br />

und in allgemeinen Schulen sei gleichwertig, durch die internationale Debatte und verschiedene<br />

Untersuchungen zunehmend ins Wanken geraten ist. Hans Wocken hat zum Beispiel in<br />

einer Studie gezeigt, dass mit zunehmender Verweildauer an Sonderschulen für Lernbehinderte<br />

die Lesefähigkeiten und der Intelligenzquotient abnehmen. 13<br />

13 Wocken, H., 2000: »Leistung, Intelligenz und Soziallage von Schülern mit Lernbehinderungen. Vergleichende<br />

Untersuchungen an Förderschulen in Hamburg, in: Zeitschrift für Heilpädagogik 51, 492-503<br />

Wocken, H. 2005: Andere Länder, andere Schüler? Vergleichende Untersuchungen von Förderschülern in den<br />

Bundesländern Brandenburg, Hamburg und Niedersachen. Forschungsbericht, Potsdam.<br />

Beide Texte sind online verfügbar unter http://www.hans-wocken.de Pfad Publikationen. Zugriff am 11.08.2009<br />

31


Eine zentrale Forderung der GEW ist, dass alle Verantwortungs- und Zuständigkeitsebenen<br />

vom Bund über die Bundesländer bis zu den Kommunen und Bildungseinrichtungen gesamtstaatliche<br />

Verantwortung für die Umsetzung der UN-Konvention übernehmen und sich auch<br />

in Bezug auf den Schulbereich auf eine Gesamtstrategie mit Aktionsplan einigen. <strong>Die</strong> Bundesländer<br />

müssen das Recht auf gemeinsamen Unterricht in den Landesgesetzen festschreiben,<br />

der Ressourcenvorbehalt muss entfallen und der Besuch der allgemeinen Schule die Regel<br />

werden. Als GEW stehen wir vor der Aufgabe, die Politik dazu zu drängen, die Lehreraus- und<br />

Fortbildung, die Lern- und Arbeitsbedingungen sowie dienstrechtliche Vorschriften mit den<br />

Erfordernissen der UN-Konvention in Einklang zu bringen. Das gemeinsame Leben und Lernen<br />

von jungen Menschen mit und ohne Behinderung im allgemeinen Schulsystem kann zum Nukleus<br />

für ein vollständig inklusives Schulsystem werden. Im Meer der Selektion gilt es zwischen<br />

den Inseln der Inklusion weiteres Land zu gewinnen.<br />

Marianne Demmer ist gelernte Grund- und Hauptschullehrerin, stellvertretende GEW-<br />

Vorsitzende und im geschäftsführenden Vorstand der GEW für den Bereich Schulpolitik verantwortlich.<br />

Wir danken Marianne Demmer und dem BdWi Verlag für die freundliche Genehmigung den<br />

Artikel nachzudrucken, der im BdWi -Studienheft 6 erschienen war.<br />

32


Sozialdemokratie und Bildung Mannheimer Parteitag der SPD 1906<br />

Günter Wilms<br />

Mehrere internationale Studien ( PISA u.a. ) und auch der Sonderberichterstatter der Vereinten<br />

Nationen für das Recht auf Bildung zeigen auf, dass es in Deutschland gleiche Bildungsmöglichkeiten<br />

für alle nicht gibt. Das Festhalten an der frühen Selektion im mehrgliedrigen<br />

Schulsystem in den meiste<br />

deren Eltern meistens zu den reichen oder mittleren Schichten der Bevölkerung gehören,<br />

nach dem vierten Schuljahr ins Gymnasium dient allein dem Erhalt von Bildungsprivilegien.<br />

Seit Jahren kämpfen verschiedene vor allem linke politische Kräfte, darunter der DGB und<br />

speziell die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, gegen eine solche Entwicklung und<br />

ilot-<br />

hin zur Gemeinschaftsschule nachgedacht.<br />

Jahrhundert in der Arbeiterbewegung und der fortschrittlichen Lehrerbewegung begründete<br />

Einheitsschulidee zugrunde. Dabei kommt dem Mannheimer Parteitag der SPD (23. bis 29.<br />

September 1906) eine besondere Bedeutung zu. Erstm<strong>als</strong> beschäftigten sich die Delegierten<br />

ausführlich mit dem Thema . Sie konnten sich dabei auf<br />

Forderungen der fortschrittlichen Lehrerbewegung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

stützen, die zum Ziel hatten<br />

eine Schule, die Kinder aller Stände und Konfessionen aufnimmt,<br />

eine Schule, die von einem einheitlichen Geist getragen wird,<br />

eine Schule, in der es nur einen einheitlichen, in sich gleichwertigen Lehrerstand gibt.<br />

Dem Parteitag lag ein von Clara Zetkin und Heinrich Schulz erarbeiteter Antrag zum Thema<br />

vor. Heinrich Schulz sprach zu Schul- und Erziehungsfragen im engeren Sinn, Clara Zetkin<br />

über sozialistische Erziehung in der proletarischen Familie.<br />

Das von ihnen begründete Schulprogramm des Mannheimer Parteitages ging über die Forderungen<br />

der Lehrerschaft hinaus und stellte die Erziehungsfragen in den großen gesellschaftlichen<br />

Zusammenhang. Es bezeichnete öffentliche Erziehung auf der Grundlage der Einheitlichkeit<br />

und Weltlichkeit <strong>als</strong> eine der wichtigsten sozialen Aufgaben, forderte die organische Angliederung<br />

der höheren an die niederen Bildungsanstalten, die Unentgeltlichkeit des Unterrichts<br />

und der Lehrmittel sowie die materielle und soziale Hebung der Lage der Lehrer und<br />

deren Ausbildung an Universitäten. Ausdrücklich wird in dem Programm hervorgehoben:<br />

Das Kind muss <strong>als</strong> werdendes Glied der sozialen Gemeinschaft freier Arbeiter verstanden<br />

werden.<br />

Alle körperlichen und geistigen Fähigkeiten müssen zu möglichst hoher Vollendung<br />

entwickelt werden.<br />

Arbeit ist die Grundlage für die Erziehung in der sozialistischen Zukunft.<br />

Der Gegensatz zwischen Hand- und Kopfarbeit, zwischen Theorie und Praxis muss<br />

überwunden werden.<br />

Heinrich Schulz<br />

s Kind durch die<br />

Verbin<br />

würdigen lernt <strong>als</strong> durch den heutigen fratzenhaften Geschichtsunterricht, nach dem angeb-<br />

33


lich einige große Männer, nicht die Gesamtheit des Volkes, in fleißiger Arbeit die Geschichte<br />

In ihren Leitsätzen formulierte Clara Zetkin: rständliche<br />

Pflicht der Parteiangehörigen, dass sie die Kinder im Geiste der sozialistischen<br />

Weltanschauung erziehen. So lange aber der Klassenstaat besteht, und die Volksschule <strong>als</strong><br />

Werkzeug der Klassenherrschaft missbraucht wird, kann sich die häusliche Erziehung nicht<br />

ste<br />

nschaftlichen<br />

Sozialismus einführt und neben der allgemeinen geistigen Entwicklung die Cha-<br />

Der Mannheimer Parteitag der SPD war mit seinem Schulprogramm Ausgangspunkt der bildungspolitischen<br />

Kämpfe in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. <strong>Die</strong> Schul- und<br />

Erziehungsfragen bilden von da an einen wesentlichen Bestandteil des politischen Kampfes<br />

der klassenbewussten Arbeiterschaft. Daran anknüpfend forderte die deutsche Lehrerschaft<br />

in den Beschlüssen der verschiedenen nationalen Lehrerversammlungen, die Trennung zwischen<br />

der allgemeinen Volksschule und den weiterführenden höheren Bildungsanstalten<br />

durch eine organische Verbindung aller Bildungsmöglichkeiten von unten bis oben zu über-<br />

einen einheitlichen Lehrerstand zur notwendigen Voraussetzung hat und in der jede Trennung<br />

nach sozialen und konfessio<br />

Das ist eine Aufgabe, die heute - rund 100 Jahre später - in Deutschland immer noch nicht<br />

gelöst ist. Sie braucht die Kraft und das Engagement der gesamten Arbeiterbewegung und<br />

aller fortschrittlichen Kräfte. Leider erweist sich, dass die SPD <strong>als</strong> Partei der vom Mannheimer<br />

Parteitag ausgehenden Tradition in den bildungspolitischen Kämpfen der Gegenwart nicht<br />

gerecht wird trotz guter und richtiger Formulierungen. in ihrem Hamburger Programm von<br />

2007. Gleichzeitig gilt: Viele Mitglieder der SPD wirken zusammen mit anderen linken Kräften<br />

ule<br />

für alle, für eine wirklich demokratische Schulreform in Deutschland.<br />

Prof. Dr. Günter Wilms ist Mitglied der BAG Bildungspolitik und des Ältestenrates.<br />

34


Aus den Bundesländern<br />

________________________________________________________________<br />

Diskussion in Berlin: DIE LINKE und die Jugend<br />

Gerhard Sielski<br />

Es ist nicht uninteressant, dass ausgerechnet der Ältestenrat der Partei DIE LINKE. das Thema<br />

Jugend auf die Agenda setzt. Wir haben das Papier des Ältestenrates in der letzten ZLB<br />

veröffentlicht.<br />

Im ND-Club trafen sich im Dezember zu einer Debatte Hans Modrow, Vorsitzender und Günter<br />

Wilms, Mitglied des Ältestenrates mit Sophie <strong>Die</strong>ckmann und Haimo Stiemer, Vertreter des<br />

Sozialistisch-Demokratischen Studierendenverbandes (DIE LINKE.SDS) bzw. der Linksjugend<br />

[solid] und interessierten Gästen.<br />

Gefragt wurde: Wo bleibt die Jugend? Wie ist das Verhältnis von Partei und Jugendverbände?<br />

Es war nur natürlich, dass die aktuellen Aktionen im Mittelpunkt der Debatte standen, so der<br />

Bildungsstreik und die Unterstützung der Partei DIE LINKE für die Aktionen der Schüler und<br />

Studierenden für längeres gemeinsames Lernen. <strong>Die</strong> Abschaffung der Studiengebühren, der<br />

Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit sind z.B. Themen die gemeinsam weiter im Mittelpunkt<br />

stehen müssen. Und es gibt auch neben den aktuellen Problemen Interesse an der Diskussion<br />

um ein sozialistisches Gesellschaftskonzept, was sich auch in der Programmdebatte widerspiegeln<br />

sollte. Jung und Alt waren sich einig, dass die LINKE neue Utopien brauche und der<br />

Sozialismusbegriff geschärft werden sollte.<br />

Das war ein guter Anfang nicht übereinander zu reden, sondern miteinander. Und das nicht<br />

nur auf prominenter Ebene, sondern auch an Ort und Stelle, wo es um konkrete Zusammenarbeit<br />

geht. Bei aller Unterschiedlichkeit in der Betrachtungsweise mancher Probleme wurde<br />

eines ganz klar: Wir haben in diesem Land keinen Konflikt jung gegen alt. Probleme aber, die<br />

miteinander diskutiert werden müssen, gibt es genügend, denn die jungen Menschen von<br />

heute kommen völlig auf anderen Wegen und auf andere Art und Weise zur Politik, zu sozialistischen<br />

Überzeugungen, <strong>als</strong> die Generation der Älteren. Übereinstimmung aber herrschte bei<br />

der Debatte im ND-Club, dass es einen grundlegenden Konflikt zwischen reich und arm gibt,<br />

zu dessen Überwindung jung und alt, alle Generationen, ihre Kräfte vereinen müssen.<br />

35


Das Volk von Hamburg soll entscheiden.<br />

Keine weiteren Kompromisse mit dem Rechtsblock!<br />

Kay Beiderwieden<br />

Paukenschlag<br />

vernommen. <strong>Die</strong> Elbvorortsinitiative (so wird sie unter fortschrittlichen Kräften wegen ihrer<br />

Herkunft aus den wohlhabenden Stadtteilen Hamburgs genannt) hatte in einem Volksbegeh-<br />

gesammelt. <strong>Die</strong>ses Volksbegehren richtete sich gegen das gerade vom schwarzgrünen Senat<br />

verabschiedete neue Schulgesetz, dessen wesentlicher Kern die Primarschule bis Klasse 6<br />

und ein anschließendes -Säulen- rschule<br />

beinhaltet. <strong>Die</strong> Elbvorortsinitiative fordert dagegen, dass beim Gymnasium alles beim<br />

iative<br />

war nicht so sehr das Ergebnis, sondern wie es zustande gekommen ist.<br />

1. Es wurde von einem Rechtsblock getragen. Er reichte: von der FDP, NPD, Handelskammer,<br />

Unternehmensverbände, dem rechten Deutschen Lehrerbund bis hin zu Teilen der<br />

CDU, der JU und der SPD-Führung.<br />

2. Es gab ein publizistisches Trommelfeuer von der Springerpresse. Allein das Hamburger<br />

Abendblatt hat in den 21 Tagen 18-mal über die Elbvorortsinitiative berichtet. Als die<br />

Volksinitiative Eine Schule für Alle ein Jahr zuvor Unterschriften für ihr Volksbegehren<br />

sammelte, hat das Abendblatt nur 2-mal was gebracht.<br />

3. <strong>Die</strong> Elbvorortsinitiative verfügte über viel Geld. Allein ihr Kampagnenbüro in der Lilien-<br />

36<br />

Kampagnenleiter eingestellt. Sie hat Hamburg vollplakatieren lassen. Sie hatte bezahlte<br />

Sammler, die Kopfprämien bekamen. Sie hatte einen Werbspot im Radio senden lassen.<br />

Und sie hat Inserate im Hamburger Abendblatt mit ihrer Unterschriftenliste <strong>als</strong> Beilage<br />

geschaltet. Alles das war immens teuer.<br />

4. Und einmalig ist, dass Alexander Otto von der ECE Projektmanagement GmbH, der allein<br />

in Europa über 100 Konsumtempel besitzt und die zum Otto-Konzern gehört, der Elbvorortsinitiative<br />

erlaubte, in seinen vier Einkaufszentren in Hamburg zu sammeln, andere<br />

aber draußen vor der Tür bleiben mussten. Das ist undemokratisch und das ist einmalig.<br />

Wie soll es nun weitergehen? Der Hamburg Senat hat nun ausgerechnet Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der Otto-Gruppe und Bruder von Alexander Otto, mit dem nirgendwo<br />

vorgesehen Amt betraut, im sog. einen zu finden, auf<br />

das endlich der einkehre. Dabei sind folgende Positionen erkennbar:<br />

Ole von Beust und Bildungssenatorin Christa Goetsch von der GAL haben für den Hamburger<br />

Senat bereits angekündigt, die 6-jährige Primarschule sei nicht verhandelbar. Wohl<br />

könnten sie sich vorstellen, dass es ein Elternwahlrecht ab Klasse 6 für das Gymnasium<br />

gibt. Dazu muss man wissen, dass nach dem neuen Schulgesetz das Elternwahlrecht ab<br />

Klasse 4 entfällt und nach Klasse 6 wie bisher die Lehrerkonferenz entscheidet. <strong>Die</strong><br />

Elbvorortsinitiative hat viele Unterschriften mit ihrer Forderung bekommen, dass es ein Elternwahlrecht<br />

auch nach Klasse 6 geben solle.


In der Springerpresse sind bereits diverse Kompromisslinien ventiliert worden, die sich<br />

weitgehend mit den Vorstellungen der Elbvorortsinitiative decken dürften. So hat die<br />

ehemalige Bildungssenatorin Dinges-<strong>Die</strong>rig eine 5-jährige Primarschule vorgeschlagen, die<br />

quasi zur Entschädigung schon mit der verpflichtenden Vorschule in Klasse 0 beginnen<br />

soll. Außerdem soll es alle möglichen Ausnahmen für Traditionsgymnasien geben. <strong>Die</strong><br />

langjährige schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion Knipper plädiert statt einer flän<br />

für einen Schulversuch mir zunächst<br />

nur 24 Starterschulen.<br />

<strong>Die</strong> CDU will einen Volksentscheid möglichst vermeiden. Denn es sind insbesondere ihre<br />

WählerInnen, die bei der Elbvorortsinitiative unterschrieben haben.<br />

<strong>Die</strong> GAL (so nennen sich in Hamburg die Grünen) will an der 6-jährigen Primarschule festhalten.<br />

Sie hat sich im Bürgerschaftswahlkampf 2008 gegen das Kohlekraftwerk in<br />

-jährige<br />

Eine Schule für alle ausgesprochen. Nach den Wahlen hat sie aber dem Kohlekraftwerk<br />

und der Elbvertiefung zugestimmt. Wenn nun auch noch die Primarschule wegfällt, bleibt<br />

von ihren ursprünglichen Forderungen kaum noch was übrig.<br />

<strong>Die</strong> Hamburger SPD-Führung unter Olaf Scholz hofft auf ein Auseinanderbrechen der<br />

schwarzgrünen Koalition. Sie möchte dann <strong>als</strong> Juniorpartner der CDU die Nachfolge der<br />

GAL antreten, um endlich wieder in den Senat zu kommen. Sie betreibt in der Schulpolitik<br />

eine Opposition von rechts. Sie ist gegen die Primarschule und kollaboriert mehr oder<br />

minder verdeckt mit der Elbvorortsinitiative. Einige Teile der SPD, insbesondere deren Arbeitsgemeinschaft<br />

für Bildung und GewerkschafterInnen, treten für die Primarschule und<br />

die Eine Schule für alle ein.<br />

DIE LINKE in Hamburg lehnt alle faulen Kompromisse ab. Schon die 6-jährige Primarschule<br />

ist ein Kompromiss. Wenn es jetzt noch einen Kompromiss vom Kompromiss geben soll, dann<br />

bleibt davon wenig bis nichts übrig. Das bundesdeutsche Bildungswesen ist eines der ungerechtesten<br />

der Welt. Hamburg ist im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders unge-<br />

Im Augenblick ist es so, dass in Hamburg das Kind eines<br />

Akademikers am Ende der vierten Klasse eine viermal bessere Chance hat, aufs Gymnasium<br />

zu kommen bei gleicher Leistung<br />

Bielefeld im Schulausschuss der Bürgerschaft im Juni 2009.) Von diesem ungerechten Bildungswesen<br />

profitieren die Akademikerkinder. Je ungerechter, desto besser für sie. Deshalb<br />

wollen Rechtsanwalt Scheuerl und die Elbvorortsinitiative, dass alles so bleibt, wie es ist.<br />

Weil dieses Bildungssystem ungerecht ist und systematisch Kinder von Arbeitenden und<br />

Prekarisierten benachteiligt, kämpfen wir für seine Veränderung. Das tun linke und fortschrittliche<br />

Kräfte seit über 150 Jahren. Der größte Erfolg war, <strong>als</strong> vor 90 Jahren die Hamburger Bürgerschaft<br />

im Zuge der Novemberrevolution und auf Druck des Arbeiter- und Soldatenrates<br />

das e beschlossen hat.<br />

37


DIE LINKE hat dazu eine vielbeachtete Gedenkveranstaltung in Form einer szenischen Lesung<br />

durchgeführt.<br />

(Man kann es nachsehen und -hören und auch das Script herunterladen unter:<br />

http://www.linksfraktionhamburg.de/index.php?id=1281&tx_ttnews[tt_news]=2651&tx_ttnews[backPid]=595)<br />

<strong>Die</strong> Einheitsschule, das ist die Grundschule. Man nannte deshalb auch die Grundschule die<br />

Unterstufe der Einheitsschule. Eigentlich sollten es dam<strong>als</strong> nicht 4, sondern 6 bis 8 Jahre gemeinsames<br />

Lernen sein. Es sind aber <strong>als</strong> Kompromiss nur 4 Jahre herausgekommen. Wenn<br />

jetzt diese Einheitsschule um 2 Jahre verlängert werden soll, müssen wir es schon von daher<br />

unterstützten. Aber ich möchte noch drei weitere Gründe nennen.<br />

1. <strong>Die</strong> Grundschule ist die erfolgreichste Schulform Deutschlands, wie zum Beispiel die Internationale<br />

Grundschul-Lese-Untersuchung zeigt. Hier wird noch am meisten Reformpädagogik<br />

gemacht. Wenn diese erfolgreichste Schulform 2 Jahre länger dauert, dann ist<br />

das gut.<br />

2. <strong>Die</strong> Primarschule ist gerechter, weil die ungerechte Sortiererei um 2 Jahre hinausgeschoben<br />

wird. Am besten ist es natürlich, wenn gar nicht sortiert wird. Aber: Wenn schon sortiert<br />

wird, dann gilt: Je später, desto besser. Das verlängert nicht nur das gemeinsame<br />

Lernen, es führt auch zu weniger Fehlentscheidungen.<br />

3. 2 Jahre mehr Grundschule bedeuten 2 Jahre weniger Gymnasium. Darüber müssten sich<br />

eigentlich schon alle fortschrittlichen Kräfte freuen.<br />

DIE LINKE will den Volksentscheid. Auf der 4. Tagung des 1. Parteitages am 11. Dezember<br />

hat sie dies mit großer Mehrheit beschlossen (siehe den beistehenden Kasten). Wir meinen,<br />

die Hamburgerinnen und Hamburger sollen entscheiden. So, wie wir, denken auch andere<br />

fortschrittliche Kräfte. Zu nennen sind insbesondere: die GEW, die Volksinitiative Eine Schule<br />

für Alle, die Elternkammer, Lehrerkammer und die SchülerInnenkammer, die Schulleiter von<br />

Gesamtschulen, die Schulleiter von Beruflichen Schulen und so gut wie alle ProfessorInnen<br />

des Fachbereichs Erziehungswissenschaften der Uni Hamburg. Wir sollten uns mit allen fortschrittlichen<br />

Kräften zusammenschließen. Wir dürfen den Rechtsblock nicht durchkommen<br />

nden.<br />

Wir müssen Leute gewinnen, die mit der schwarzgrünen Schulpolitik unzufrieden sind<br />

und die bei der Elbvorortsinitiative unterschrieben haben. Wir müssen im Sommer auf den<br />

ivilegien! Für die Primarschule und für die Eine Schule<br />

für Al<br />

Kay Beiderwieden ist Sprecher der LAG Hamburg<br />

38


Dringlichkeitsantrag zum Fortsetzungs-Landesparteitag vom 11.12.09<br />

Ja zum längeren gemeinsamen lernen, gegen Bildungsprivilegien<br />

und soziale Ausgrenzung!<br />

Den Kulturkampf aufnehmen, die Zementierung des Bildungsprivilegs zurückweisen!<br />

Im nächsten halben Jahr wird die Schulpolitik in Hamburg eine bestimmende Rolle spielen.<br />

Zwischen dem 17. 6. und 22. 8. 2010 wird es voraussichtlich zu einem Volksentscheid kommen.<br />

DIE LINKE begrüßt dies und lehnt einen Runden Tisch ab, weil er nur zur Verwässerung<br />

führen kann.<br />

Sie fordert die CDU/GAL- Koalition auf, jetzt wenigstens das Kernstück der kleinen Schulreform,<br />

das längere gemeinsame Lernen bis Kl. 6 (Primarschule) nicht preiszugeben und die<br />

dafür nötigen personellen und finanziellen Ressourcen im Haushalt abzusichern.<br />

Deshalb wird DIE LINKE auf allen Ebenen, in allen Stadtteilen mit allen möglichen Mitteln<br />

den vom Zaun gebrochenen Schulkampf aufnehmen und den Machtanspruch von Springer<br />

und den Elbvororten zurückweisen<br />

sich ab sofort um regionale und überregionale Bündnisse bemühen<br />

ssen<br />

und Plätzen und in Betrieben, Büros und Schulen vorbereiten<br />

in die große Diskussion ihre eigenen Vorstellungen einer Bildungsreform einbringen, was<br />

auch heißt, eine linke herrschaftskritische Perspektive einzunehmen.<br />

<strong>Die</strong> LAG Bildungspolitik wird beauftragt, einen Kampagnenplan auszuarbeiten und mit Landes-<br />

. Bezirks- und Ortsverbänden und in Kooperation mit ihren Abgeordneten ab Januar umsetzen.<br />

Tabelle 1 Zeittafel<br />

28.10.09 - 17.11.09 <strong>Die</strong> Elbvorortsinitiative sammelt in einem Volksbegehren nach<br />

eigenem Bekunden 184.500 Unterschriften. <strong>Die</strong> Bürgerschaft<br />

muss nun bis zum 17.3.10 entscheiden, ob sie dem entsprechen<br />

will. Wenn nicht, käme es im Sommer 2010 zum Volksentscheid.<br />

20.10.09 <strong>Die</strong> Hamburger Bürgerschaft beschließt mit den Stimmen von<br />

CDU und GAL das neue Hamburgische Schulgesetz mit der Pri-<br />

-Säulenle<br />

und Sonderschule. <strong>Die</strong><br />

SPD stimmt mehrheitlich dagegen, weil sie gegen die Primarschule<br />

ist. <strong>Die</strong> Linksfraktion enthält sich, weil sie für die Primarschule,<br />

aber gegen das Zwei-Säulen-Modell ist.<br />

17.04.09 Britta Ernst von der SPD (die Frau von Olaf Scholz) spricht vor<br />

-<br />

gegen die Primarschule<br />

21.05.08 19.11.08<br />

Elternwahlrechts und der weiterführenden Schulen ab Klasse 5<br />

ngaben<br />

21.000 Unterschriften.<br />

17.04.08 CDU und GAL unterschreiben ihren Koalitionsvertrag.<br />

19.09.08 09.10.08 <strong>Die</strong> Volksinitiative Eine Schule für Alle scheitert bei dem Volksbegehren.<br />

Sie erreicht nur 54.000 von erforderlichen 61.000<br />

Unterschriften.<br />

30.10.07 07.01.08 <strong>Die</strong> Volksinitiative Eine Schule für Alle sammelt in gut 2 Monaten<br />

15.500 Unterschriften.<br />

39


März 2006 März 2007 <strong>Die</strong> Enquete-Kommission Schulentwicklung der Hamburgischen<br />

Bürgerschaft unter Leitung des früheren sächsischen Kultusministers<br />

Matthias Rößler empfiehlt ein Zwei-Säulen-Modell ab<br />

Klasse 4<br />

4.11.05 Robert Heinemann, der damalige schulpolitische Sprecher der<br />

CDU, schlägt im Hamburger Abendblatt ein Zwei-Säulen-Modell<br />

nach sächsis tlden<br />

ihre Kinder<br />

dort an.<br />

40


Thüringer Landtag Erfurt, 02. Dezember 2009<br />

Fraktion DIE LINKE<br />

M ü n d l i c h e A n f r a g e<br />

der Abgeordneten Sojka (DIE LINKE)<br />

Anträge auf Gemeinschaftsschulen<br />

Laut Koalitionsvertrag wird das Thüringer Schulsystem für das längere gemeinsame Lernen<br />

bis Klasse 8 geöffnet. Alle Schulträger sollen neben der Regelschule und dem Gymnasium<br />

eine gleichberechtigte Option für eine Gemeinschaftsschule bekommen, wobei die Entscheidung<br />

für die Gemeinschaftsschule vor Ort und unter Einbeziehung der Beteiligten fallen<br />

muss. Über die Interessenlage der Schulträger bzgl. der Einführung einer Gemeinschaftsschule<br />

gibt es bisher sehr unterschiedliche und teilweise widersprüchliche Informationen.<br />

Ich frage die Landesregierung:<br />

1. Wie viele Anfragen bzw. Anträge auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule liegen bisher<br />

den Schulämtern bzw. der Landesregierung vor?<br />

2. Wie gestaltet sich das Antragsverfahren und ab wann werden dazu konkrete Informationen<br />

durch die Landesregierung bereitgestellt?<br />

3. In welcher Form und in welchem Umfang wird bei der Entscheidung über die Einrichtung<br />

einer Gemeinschaftsschule die Einbeziehung der Beteiligten gesichert?<br />

4. Wann wird der gesetzliche und der finanzielle Rahmen für die Einrichtung von Gemeinschaftsschulen<br />

geschaffen, so dass diese auch in den kommunalen Schulnetzplanungen<br />

Berücksichtigung finden können?<br />

Michaele Sojka ist bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Thüringer<br />

Landtag<br />

41


Aus dem Bundestag<br />

________________________________________________________________<br />

Wie viele Bildungsstreiks müssen denn noch stattfinden?<br />

Rede von Petra Sitte am 11.11.2009 im Bundestag<br />

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!<br />

Ich werde in diesen Tagen in meinem Wahlkreis immer wieder besorgt gefragt: Wie wird es<br />

mir ergehen unter Schwarz-Gelb?<br />

(Zurufe von der FDP: Oh!)<br />

Welche Konsequenzen hat die schwarz-gelbe Regierung für meine persönliche Lebenssituation?<br />

(Zuruf von der SPD: Freiheit!)<br />

Welche Perspektiven werde ich in diesen vier Jahren bekommen oder eben auch nicht? Vor<br />

allem: Was blüht meinen Kindern?<br />

Wissen Sie, ich komme aus Halle (Saale). Halle ist eine ostdeutsche Stadt mit einer der<br />

höchsten Armutsquoten in diesem Land: 45 Prozent der Familien in meiner Stadt erhalten<br />

Transferleistungen. Halle hat Stadtviertel, in denen jedes zweite Kind Sozialgeld bekommt.<br />

Das verfügbare Jahresdurchschnittseinkommen liegt in Halle nur knapp über 14 000 Euro. Es<br />

ist <strong>als</strong>o völlig klar, dass in meiner Stadt in vielen anderen Regionen ist es ähnlich Ihr Koalitionsvertrag<br />

und Ihre Politik nur bestehen können, wenn sie aus der Sicht dieser Menschen<br />

ganz konkret spürbare Verbesserungen bewirken.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Schaue ich mir Ihren Koalitionsvertrag unter diesem Blickwinkel an, kann ich den Leuten ihre<br />

Sorgen nicht nehmen. <strong>Die</strong> Ministerin und andere Redner der Koalition wie Herr Meinhardt<br />

schwärmen schon davon, dass sie Milliarden in Bildung, Wissenschaft und Forschung investieren<br />

wollen. Das hört sich gewaltig an, wohl wahr! Aber dort, wo das Geld am dringendsten<br />

benötigt wird, bei genau diesen einkommensschwachen Familien, bei ihren Kindern und Jugendlichen,<br />

kommt es nicht an. Insofern, Frau Ministerin, besteht zwischen meiner Einschätzung<br />

und der Ihren eine gravierende Differenz.<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-<br />

NEN)<br />

Das zentrale Defizit Ihres Koalitionsvertrages schlägt sich mit dramatischen Folgen auch im<br />

Bildungsteil nieder. Auch hier koppeln Sie sehenden Auges mittlerweile etwa ein Drittel der<br />

Kinder und Jugendlichen von Zukunftsperspektiven ab. Jene, die heute knapp unter der Armutsgrenze<br />

oder knapp über der Armutsgrenze leben, erfahren durch diese Politik weiter<br />

Ausgrenzung. Seit Jahren ist bekannt, dass in diesem Land die Bildungschancen und damit<br />

natürlich auch die Lebensperspektiven extrem von der sozialen Herkunft abhängen. In kaum<br />

42


einem anderen europäischen Land fällt die Prognose für den Fachkräftemangel so dramatisch<br />

aus. Man sollte glauben, dass der Koalition völlig klar ist, wo sie ansetzen muss, nämlich an<br />

diesen Punkten.<br />

Dazu müssten Sie, wie wir es mit unserem nationalen Bildungspakt vorgeschlagen haben,<br />

gemeinsam mit den Ländern und mit den Kommunen bei der Unterfinanzierung des öffentlichen<br />

Bildungswesens konsequent gegensteuern.<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)<br />

Das beginnt bei Kindertagesstätten, wohl wahr, setzt sich aber fort über Schule und Ausbildung<br />

und geht bis zur Hochschule und zur Weiterbildung. An der Basis bröckelt das öffentliche<br />

Bildungssystem am meisten, in Quantität und Qualität. Es bietet immer weniger Kindern<br />

optimale Startbedingungen. Ich habe vorhin erwähnt, aus welcher Stadt ich komme, und weiß<br />

genau, unter welchen Bedingungen viele Kinder dort aufwachsen. Umgekehrt stellen wir fest,<br />

dass immer mehr Familien, immer mehr Eltern, die es sich leisten können, mit dem öffentlichen<br />

Bildungssystem brechen: Immer mehr Kinder und Jugendliche besuchen Kindertagesstätten<br />

und Schulen in freier Trägerschaft oder privater Hand, die Gebühren erheben. Gelöhnt<br />

wird auch für private Nachhilfe. Auch private berufsbildende Schulen stehen hoch im Kurs.<br />

Tausende, die in diesem Land an öffentlichen Hochschulen studieren, müssen Geld für Studiengebühren<br />

aufbringen. Wen wundert es, wenn am Ende private Hochschulen immer mehr<br />

bevorzugt werden?<br />

Nun will die Koalition die Ausgaben für Bildung und Forschung bis 2015 auf etwa 10 Prozent<br />

des Bruttoinlandsproduktes anheben. Der Bund will seinen Anteil bis 2013 aufgebracht haben,<br />

und zwar mit 3 Milliarden Euro zusätzlich im Jahr. Ich sage Ihnen aber eines: Ihre Rechnung<br />

stimmt hinten und vorne nicht; denn im Oktober 2008, <strong>als</strong>o vor gut einem Jahr, wollten<br />

Bund und Länder 7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes allein für Bildung aufbringen. Dam<strong>als</strong><br />

befand eine Strategiegruppe aus Vertretern von Kanzleramt und Ländern, dass dafür jedes<br />

Jahr rund 25 Milliarden Euro ausgegeben werden müssten. <strong>Die</strong> Mittel für die nun geplanten<br />

Ausgaben müssen dann eben auch von den Ländern aufgebracht werden.<br />

Für Sie selbst heißt es: <strong>Die</strong> Mittel sind eigentlich gebunden, weil Sie den Hochschulpakt, die<br />

Exzellenzinitiative und den Pakt für Forschung und Innovation verbindlich im Koalitionsvertrag<br />

festgeschrieben haben. Mit diesen drei Pakten werden die meisten Gelder aber in den Bereich<br />

Forschung und nicht in den Bereich Bildung gesteuert.<br />

(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Jetzt sollen die Länder nachziehen. Na, die Idee ist großartig, kann ich nur sagen. Wir haben<br />

jetzt schon Einnahmedefizite durch die Krise. Sie senken die Steuern. Es ist doch völlig logisch,<br />

dass sich das in den Landeshaushalten niederschlägt. Das heißt am Ende, dass es so<br />

sein wird wie in meinem Land, in dem schon jetzt klar angekündigt wird: Das Geld für die<br />

Hochschulen wird gekürzt. Und wir sind nicht das einzige Land. <strong>Die</strong> Vorstellung, dass die<br />

Länder das Defizit beheben können, ist <strong>als</strong>o natürlich völlig illusorisch.<br />

An dieser Stelle kommt dann auch noch hinzu, dass die Koalition offensichtlich der Auffassung<br />

ist, dass der Rest von der Wirtschaft erbracht wird. Das ist ungefähr so wie beim Ausbildungspakt:<br />

Appelle, Appelle, Appelle! Wann und wo das am Ende wirklich verbindlich geregelt<br />

43


wird, bleibt Ihr ganz kleines schwarz-gelbes Geheimnis. Das ist nämlich nirgendwo im Koalitionsvertrag<br />

verankert oder ausgewiesen.<br />

(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Mit zwei Ideen schlägt die Koalition nach meinem Dafürhalten neue Nägel in den Sarg des<br />

öffentlichen Bildungssystems und will sie Verantwortung an private Investoren abgeben. Statt<br />

nun das BAföG elternunabhängig und zuschussbasiert auszubauen, mindestens jedoch an die<br />

Lebenshaltungskosten anzupassen und für einen Bezug über das 30. Lebensjahr nach einer<br />

ersten Berufsphase zu öffnen, bietet die Koalition Bildungskredite inklusive Schuldenberge für<br />

alle an. Für wenige, nämlich für 10 Prozent der Studierenden davon war ja schon die Rede<br />

, soll es jedoch ein Stipendienprogramm geben. Erst habe ich gedacht: Das klingt ja gar nicht<br />

schlecht. Dann habe ich gehört, wen das betrifft. Das soll nur die Besten der Besten betreffen.<br />

Großartig!<br />

(Patrick Meinhardt [FDP]: Leistungsorientiert!)<br />

Wenn wir uns in der Praxis umschauen, dann stellen wir fest, dass genau jene kompakt studieren<br />

können, die eben nicht nebenbei jobben müssen und die nicht aus Familien kommen,<br />

die sich das nicht leisten können, (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN)<br />

und das, liebe Koalition, sind eben wieder Studierende aus einkommensschwächeren Elternhäusern.<br />

Letztlich will die Koalition offensichtlich auch Anreize dafür setzen, dass jeder seine<br />

schönes Zau<br />

<strong>als</strong> Anschubfinanzierung geboten; Frau Ziegler hat das schon erwähnt.<br />

Auch hier stellt sich aus meiner konkreten Erfahrung in meiner Stadt heraus die Frage: Können<br />

sich die Elternhäuser das denn überhaupt leisten? <strong>Die</strong> meisten in meiner Stadt können<br />

sich das nämlich gar nicht leisten, und sie rechnen mittlerweile auch gar nicht mehr damit,<br />

dass ihre Kinder studieren können. Sie sind ja beispielsweise <strong>als</strong> Alleinerziehende, <strong>als</strong> Hartz-<br />

IV-Empfängerin, <strong>als</strong> Aufstockerin faktisch nicht in der Lage, dieses Geld aufzubringen. Frau<br />

Schavan, Sie haben vorhin gesagt, kein Kind solle verloren gehen. Wenn man sich den Koalitionsvertrag<br />

anschaut, dann erkennt man: Das ist ein Titel ohne Handlung.<br />

(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

91 Prozent der Eltern haben sich im Sommer laut Umfrage für ein einheitliches Bildungssystem<br />

ausgesprochen. Statt nun eine weitere Bildungsprivatisierung durchzuführen und Ihre<br />

schönen föderal-bürokratischen Blüten treiben zu lassen, sollte endlich der Ansatz gepflegt<br />

werden, ein integrierendes Bildungssystem aus einem Guss zu erarbeiten und gemeinsam mit<br />

den Ländern zu vereinbaren. Dann hätten nämlich endlich auch Kinder aus sogenannten bildungsferneren<br />

Familien eine Chance auf gute Abschlüsse. Meine Damen und Herren, ich habe<br />

diese beiden Bereiche herausgegriffen, weil sie ganz konkrete Beispiele dafür sind, wie Sie<br />

Kinder und Jugendliche aus ärmeren Schichten abkoppeln und von Lebensperspektiven abschneiden.<br />

Das ist tätige Elitenpflege einer christlichliberalen Koalition.<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Oh<br />

Gott!)<br />

44


Wo es um Bildung geht, darf es nicht Stände geben. Das sagte Konfuzius bereits um 500 vor<br />

Christus. Übersetzt in die Moderne heißt das: Bildung ist ein Recht für jedermann oder jede<br />

Frau. Wie lange soll es eigentlich noch dauern, bis das Bildungssystem in diesem Land vom<br />

Kopf auf die Füße gestellt wird, bis Bildungsangebote in der gesamten Breite nicht mehr vom<br />

sozialen Hintergrund abhängig sind? Wie viele Bildungsstreiks müssen denn noch stattfinden?<br />

Der nächste Streik fängt am 17. November an. Der Koalitionsvertrag bietet jedenfalls keine<br />

Antwort auf die Proteste und die Fragen der Studierenden.<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-<br />

NEN)<br />

aus der Sicht d<br />

schrieb der promovierende Sprachwissenschaftler Friedemann Vogel von der Uni Heidelberg:<br />

<strong>Die</strong> Studenten protestieren inzwischen auf der Straße für eine breite, auf die Förderung<br />

individueller Urteilsfähigkeit hin orientierte Bildung. Allerdings fehlt in einigen Bundesländern<br />

selbst die Möglichkeit, die Erfahrungen der Studierenden durch verfasste Mitbestimmungsrechte<br />

einbringen zu können. Es ist höchste Zeit, dass sich die Bildungspolitiker mit der Kritik<br />

von Lehrenden und Lernenden sowie den Problemen vor Ort auseinandersetzen, anstatt von<br />

hohen Gipfeln und Kongressen zu lamentieren oder sich hinter der Finanzpolitik zu verstecken.<br />

Dem habe ich nichts hinzuzufügen.<br />

Danke schön.<br />

(Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-<br />

NEN)<br />

Dr. Petra Sitte ist stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Deutschen Bundestag<br />

45


Forderungen des Bildungsstreiks sind absolut berechtigt und müssen<br />

endlich umgesetzt werden<br />

DIE LINKE wird sich gegen den Privatisierungstrend von Schwarz-Gelb in der Bildung<br />

stemmen<br />

Rede von Rosemarie Hein am 26.11.2009 IM BUNDESTAG<br />

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

In einem sind sich die Streikenden in den Hochschulen mit der Regierung tatsächlich einig:<br />

Um Bildungsarmut den Kampf anzusagen, bedarf es einer nationalen Anstrengung. <strong>Die</strong> Studierenden<br />

leisten mit ihrem Streik gerade einen Beitrag dazu. Allerdings würden sie lieber gut<br />

studieren können<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Herr Meinhardt, es wäre sehr schön gewesen, wenn Sie beim Thema geblieben wären und<br />

darüber geredet hätten, was die Studierenden bei ihrem Streik bewegt.<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-<br />

NEN)<br />

Es ist mitnichten so, dass die ersten Länder, in denen gestreikt wurde, Berlin und Brandenburg<br />

gewesen wären. Zuerst wurde in Heidelberg und auch in Österreich gestreikt. Es war<br />

<strong>als</strong>o auf jeden Fall woanders und nicht dort, wo Sie es uns eben weismachen wollten.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

<strong>Die</strong> Streikenden haben eine andere Vorstellung <strong>als</strong> die Regierung davon, was nötig ist, um die<br />

extreme Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom sozialen Hintergrund der Lernenden endlich zu<br />

beenden. Da können Sie uns entgegenschleudern, was Sie wollen, Herr Kretschmer, das<br />

bleibt auch so. Studienplätze müssen nämlich ausfinanziert werden. Das ist derzeit nicht der<br />

Fall.<br />

Seit dem Bildungsgipfel 2008 gibt es eine Verständigung auf die ominösen 10 Prozent, 7 plus<br />

3 heißt die Formel. Das war nicht immer die einheitliche Meinung, weder bei der CDU/CSU<br />

noch - meines Wissens - bei der FDP.<br />

In der Koalitionsvereinbarung steht nun, dass Bildung zukünftig eine gesamtstaatliche Aufgabe<br />

sein soll. Es wundert mich schon sehr, wie Sie diese staatliche Aufgabe definieren. In Ihrer<br />

Vereinbarung steht: <strong>Die</strong> Länder, die Wirtschaft und die Privaten sollen ihre Beiträge auf<br />

10 Prozent anheben. - Das ist sehr seltsam. 10 Prozent wovon denn bitte? Seit wann sind<br />

Wirtschaft und Private staatliche Einrichtungen? Das habe ich anders gelernt.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Ein Viertel aller Bildungsausgaben wird tatsächlich durch Private geleistet. Nur sind damit<br />

eben nicht nur die Unternehmen gemeint, die für die Fort- und Weiterbildung ihrer Beschäftigten<br />

aufkommen. Das wäre ja zu akzeptieren. Nein, hier geht es auch um die Mittel, die für<br />

46


private Nachhilfe aufgewendet werden, und die sind inzwischen erheblich. Bei allem Respekt:<br />

<strong>Die</strong> massenhafte Notwendigkeit von Nachhilfe ist ein Ausweis dafür, dass das öffentliche<br />

Schulwesen seiner Aufgabe nicht mehr gerecht werden kann. Das muss Ihnen zu denken geben.<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />

<strong>Die</strong> Konsequenz, die die Regierung aus dieser Tatsache zieht, ist fatal. Mit der Betonung des<br />

privaten Engagements für die Bildung soll - ich hätte fast gesagt: durch die Hintertür; aber das<br />

stimmt nicht, das geschieht ganz offen - eine weitere Privatisierung der Bildungskosten gesellschaftsfähig<br />

gemacht werden. <strong>Die</strong>ses Gesellschaftsfähigmachen heißt: Bildungssparen.<br />

Sie liegen sehr f<strong>als</strong>ch, wenn Sie glauben, dass damit für mehr soziale Gerechtigkeit gesorgt<br />

würde. Das Bildungssparen, das wurde hier schon gesagt, nutzt vor allem denen, die sparen<br />

können. Wie viel Geld jemand auf die Seite legen kann, hat etwas damit zu tun, wie viel er<br />

verdient. Wer viel Geld hat, kann viel auf die Seite legen, wer Hartz IV bekommt, nichts.<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />

Das Kinderhilfswerk stellt in seinem jüngsten Kinderreport fest, dass sich die Zahl der von<br />

Armut betroffenen Kinder inzwischen bei 3<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Ihre Rechnung ist eine Milchmädchenrechnung. Mit ganzen 12 Milliarden Euro, verteilt auf<br />

vier Jahre, wollen Sie die Peinlichkeit des völlig unterfinanzierten Bildungssystems in Deutschland<br />

kaschieren. <strong>Die</strong> Länder bringen längst 50 Prozent aller Ausgaben für Bildung auf. Der<br />

Bund hat im Jahr 2005 - aktuellere Zahlen sind im Bildungsbericht leider nicht zu finden - gerade<br />

einmal 8,5 Prozent aufgebracht. Auch wenn Sie 3 Milliarden Euro jährlich drauflegen, hat<br />

das noch lange nichts mit gesamtstaatlicher Verantwortung zu tun. In Sachsen-Anhalt, dem<br />

Land, aus dem ich komme, machen die Ausgaben für Bildung und Forschung zusammen inzwischen<br />

16 Prozent des Gesamtetats aus. Der entsprechende Einzelplan des Bundes liegt<br />

bei weniger <strong>als</strong> 5 Prozent. Frau Schavan, angesichts dessen ist Ihr Verweis auf die Länder<br />

gefragt ist.<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />

<strong>Die</strong> Föderalismusreform ist ein Flop. Das wissen Sie wahrscheinlich schon längst. Ihr Bildungskonzept<br />

schreibt die Entsolidarisierung der Gesellschaft fort, frei nach dem Motto:<br />

Wenn jeder an sich denkt, ist auch an jeden gedacht.<br />

(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)<br />

So wird es dabei bleiben, dass ein Akademikerkind eine sechsmal höhere Chance hat, das<br />

Abitur zu machen, <strong>als</strong> ein Kind aus einer Arbeiterfamilie. Selbstzufriedenheit, wie Sie sie hier<br />

gerade demonstriert haben, ist da wirklich fehl am Platze.<br />

(Beifall bei der LINKEN und der SPD)<br />

47


Wir werden die Streikenden weiter unterstützen; wir können sie gut verstehen. Wir werden sie<br />

darin bestärken, in ihrem Protest nicht nachzulassen, bis Vernunft in die Politik einzieht. Doch<br />

ich habe die Befürchtung, dass das noch eine ganze Weile dauern wird.<br />

Danke schön.<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />

Dr. Rosemarie Hein ist bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Deutschen<br />

Bundestag<br />

48


<strong>Die</strong> berufliche Bildung im Koalitionsvertrag: erste Einschätzung<br />

und Schlussfolgerungen<br />

Agnes Alpers<br />

In kaum einer vorherigen Legislaturperiode wurde der Auftakt so stark von bildungspolitischen<br />

Themen begleitet, wie in dieser. Schon im Koalitionsvertrag nahm Schwarz-Gelb für<br />

sich in Anspruch, Deutschland zu einer Bildungsrepublik auszubauen. Getrieben von diversen<br />

Demonstrationen und Kampagnen im Rahmen des Bildungsstreiks machte die neue Bundesregierung<br />

allerdings auch schon in den ersten Wochen anhand der Bildungsfinanzierung deutlich,<br />

wie konzeptlos und vor allem beliebig dieser Anspruch ist.<br />

Der Bund will für Bildung und Forschung bis 2015 insgesamt 13 Milliarden Euro mehr bereitstellen.<br />

Um das Ziel des Dresdner Bildungsgipfels zu erreichen 7 Prozent des BIP für Bildung<br />

müssten nach Rechnungen der Koalition jedes Jahr insgesamt rund 25 Milliarden mehr für<br />

Bildung ausgegeben werden, die Mehrausgaben für Forschung sind hier noch nicht<br />

rausgerechnet. Der DGB hat mit Bezug auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung außerdem<br />

darauf hingewiesen, dass wirklich gute Bildung noch mehr kostet: Der zusätzliche Mehrbedarf<br />

summiere sich über alle Bildungsbereiche auf jährlich 37 Milliarden Euro. Durch die Einbeziehung<br />

neuer Rechnungsposten, wie etwa Kitagebühren, Pensionszahlungen, Weiterbildung für<br />

Hartz IV-Empfänger oder die von der KfW ausgegebenen Bildungskredite wurde damit allein<br />

durch statistische Tricks die Lücke zwischen zum 7%-Ziel verkleinert. Durch diese kreative<br />

Buchhaltung kann die Bundesregierung ihre hehren Ziele erreichen, ohne dass nennenswert<br />

mehr in das marode Bildungssystem fließt. Dazu kommt, dass die zusätzlichen Bildungsausgaben<br />

im Verständnis von Schwarz-Gelb nicht vollständig durch die öffentliche Hand zu tragen<br />

sind. So wird im Koalitionsvertrag vor allem auf die Erhöhung privater Bildungsinvestitionen<br />

gesetzt und Bundesbildungsministerin Schavan sieht u.a. die Einrichtung eines sogenannten<br />

Zukunftskontos vor, mit dem Eltern für die Bildungskosten ihrer Kinder sparen sollen<br />

ähnlich der Riester-Rente. <strong>Die</strong> Erfahrungen mit Riester zeigen allerdings, dass dadurch vor<br />

allem die finanzstarken Haushalte profitieren, sozial schlechter gestellte bleiben außen vor<br />

die soziale Ungerechtigkeit des deutschen Bildungssystems würde sich hiermit noch weiter<br />

verschärfen.<br />

Doch damit nicht genug. Auch die berufliche Bildung wird in der Zukunft verstärkt durch ökonomisch<br />

verwertbare und kurzfristig abrufbare Kompetenzen definiert. Anders kann die Reformierung<br />

der beruflichen Bildung unter der Übersch<br />

nicht gedeutet werden.<br />

Dabei ignoriert die Bundesregierung sowohl die Ausbildungsplatzbilanz 2009, die während der<br />

Koalitionsverhandlungen veröffentlicht wurde, <strong>als</strong> auch die Ergebnisse der abgeschlossenen<br />

Ausverbildungsverträge vom Dezember 2009. Seit dem letzten Sommer haben die Unternehmen<br />

mehr <strong>als</strong> 5 Prozent der Ausbildungsplätze gestrichen. Obwohl die Zahl der Bewerberinnen<br />

und Bewerber um 14 Prozent eingebrochen ist (im Osten sogar um 25 Prozent), kommen<br />

auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz im bundesweiten Durchschnitt immer noch 1,3 Bewerber,<br />

in den neuen Bundesländern sind es sogar 1,5. Zusätzlich wurden allein im Jahr 2009<br />

50.000 weniger Ausbildungsverträge geschlossen und die Tendenz ist weiterhin fallend. Damit<br />

ist klar, dass die Krise auf dem Ausbildungsmarkt angekommen ist und im kommenden<br />

Jahr sich weiter ausbreiten wird. <strong>Die</strong> neue Koalition scheint dies nicht zu interessieren. Der<br />

Ausbildungspakt ist ihrer Ansicht nach erfolgreich und soll fortgesetzt werden.<br />

49


Angesicht der dringenden Baustellen in der beruflichen Bildung ist es fast schon ein Hohn,<br />

dass bei wichtigen Themen, wie etwa der Reform des Übergangs von Schule in die Ausbildung<br />

die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag vage bleibt und dafür aber umso deutlicher in<br />

ihren Angriff auf Schutzrechte.<br />

So findet sich im wirtschaftspolitischen Teil des Koalitionsvertrages die Ankündigung, den<br />

Jugendarbeitsschutz im Gastgewerbe zu flexibilisieren sowie Anforderungen der Berufsbildung<br />

schneller an die Wirtschaft anzupassen. <strong>Die</strong> Erfahrungen der letzten Jahre zeigt, dass dort<br />

auch schon mehrfach das Konsensprinzip gebrochen worden ist. Vor diesem Hintergrund liest<br />

sich die Ankündigung, die Berufsausbildung zu modularisieren und zu flexibilisieren, auch <strong>als</strong><br />

Bereitschaft, für weitere Kurzausbildungen grünes Licht zu geben.<br />

Unkonkret bleiben auch die Anstrengungen von Schwarz-Gelb in der Weiterbildung. Gemeinsam<br />

mit Sozialpartnern, Ländern, der Bundesagentur für Arbeit und Weiterbildungsverbänden<br />

will die neue Koalition eine Weiterbildungsallianz schmieden. Was diese genau machen soll<br />

und ob der Bund selber mehr Geld für diesen Bereich zur Verfügung stellen will, das bleibt<br />

allerdings im Dunkeln. Das Thema Weiterbildung für geringer Qualifizierte eine der größten<br />

Baustellen des deutschen Weiterbildungssystems findet im Koalitionsvertrag keine besondere<br />

Erwähnung. Eine gesetzliche Absicherung von Lernzeiten und ansprüchen ist nicht geplant,<br />

ebenso wenig werden neue Förderinstrumente wie etwa ein Erwachsenenbildungsförderungsgesetz<br />

in Aussicht gestellt. Statt einer Ausweitung des BAföG über das 30. Lebensjahr<br />

hinaus soll es für diese Zielgruppe Bildungskredite geben nicht einmal der gemeinsame<br />

Vorschlag von DGB und BDA, die Altersgrenze im BAföG auf 35 anzuheben, wird aufgegriffen.<br />

Zwei wichtige Punkte für die Weiterbildung finden sich im arbeitsmarktpolitischen Teil des<br />

Koalitionsvertrages: <strong>Die</strong> neue Koalition kündigt zum einen an, die Vielzahl der arbeitsmarktpolitischen<br />

Instrumente deutlich zu reduzieren. Hierbei werden wohl auch Qualifizierungsmaßnahmen<br />

unter die Räder kommen. Zum anderen stellt Schwarz-Gelb zu Branchenmindestlöhägen<br />

auf dem Verordnungswege<br />

werden einvernehmlich im Kabinett geregelt. Voraussetzung dafür ist grundsätzlich eine<br />

ndestlohn Weiterbildung<br />

gelesen werden: <strong>Die</strong> Arbeitgeber hatten im Sommer im Tarifausschuss einen entsprechenden<br />

Beschluss verhindert, eine Kabinettsentscheidung, die den Branchenmindestlohn hilfsweise<br />

auf den Weg bringen könnte, wird nun aller Voraussicht nach spätestens am hiermit eingeräumten<br />

Veto-Recht der FDP scheitern, wie auch schon die Blockade des Branchenmindestlohn<br />

für die Abfallwirtschaft vor einigen Wochen zeigte.<br />

Was ergibt sich aus diesen Ankündigungen für unsere Politik der nächsten Jahre?<br />

Der Neoliberalisierung des Bildungsbegriffes gilt es ein eindeutiges humanistisches und persönlichkeitsentwickelndes<br />

Verständnis von Bildung und eben auch von beruflicher Bildung<br />

entgegen zu setzen. Den Fokus von beruflicher Bildung allein auf die Reduzierung des Fachkräftemangels<br />

oder die Verwertung ungenutzter Ressourcen zu verengen, birgt die Gefahr zu<br />

marktorientiert zu denken und zu handeln. Unsere Chance ist es nun, unsere Ansätze in der<br />

beruflichen Bildung entlang unseres Verständnisses von Bildung programmatisch weiter zu<br />

entwickeln. Daher werden wir mit den Gewerkschaften das kommende Ausbildungsjahr kritisch<br />

begleiten und Alternativen für den aktuellen Übergang von Schule in die Ausbildung<br />

entwickeln sowie eine Bilanz der bisherigen Kurzausbildungen ziehen. Das Thema Ausbildungsfinanzierung<br />

wird dabei ebenso wichtig sein wie die Entwicklung des Ausbildungsmarktes.<br />

Auch hier gilt es, unsere Ansätze weiter zu entwickeln und unsere Leitlinie eines sozial<br />

50


gerechten und nach oben offenen Berufsbildungssystems zu gestalten. Der kommenden Diskussion<br />

zum Deutschen Qualifikationsrahmen wird dabei eine nicht unwesentliche Rolle zukommen.<br />

Des weiteren wollen wir ein bundesweit rechtlich abgesicherten Anspruch auf Aus-<br />

und Weiterbildung sowie mit der Schaffung von Branchenfonds alternative Modelle abseits<br />

vom privaten Bildungssparen aufzeigen, was die soziale Spaltung nur noch vorantreiben würde.<br />

Wir wollen uns den Angriffen auf Jugendarbeitsschutzgesetzen und Branchenmindestlöhnen<br />

in den Weg stellen und gegen die Kürzungen der arbeitsmarktpolitischen Instrumente<br />

kämpfen. Wir wollen einen Vorstoß in der Bildungsberatung und die verschiedenen Bildungsmöglichkeiten<br />

strukturiert und fachlich qualifiziert für die Menschen transparenter machen.<br />

<strong>Die</strong>se Vorhaben könne aber nicht von wenigen umgesetzt werden. Es bedeutet gemeinsame<br />

Anstrengungen von allen, sowohl innerhalb der LINKEN sowie außerhalb in Zusammenarbeit<br />

mit vielen demokratischen BündnispartnerInnen. Wir müssen noch mehr miteinander ins Gespräch<br />

kommen und vorhandene Konzeptionen zu den drängenden Problemen in der beruflichen<br />

Aus- und Weiterbildung weiterentwickeln. Ich freue mich darauf, dies in den nächsten<br />

vier Jahren in der Bundestagfraktion umzusetzen.<br />

Agnes Alpers ist Sprecherin für Berufliche Aus- und Weiterbildung der Fraktion DIE LINKE. im<br />

Bundestag<br />

51


News aus dem Bundestag<br />

Sonja Staack<br />

Bildungsgipfel ohne Bildung<br />

Am 16. Dezember haben sich die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsident/-innen in Berlin<br />

zum sogenannten Bildungsgipfel getroffen. Wir dokumentieren die Pressemitteilung der Linksfraktion<br />

hierzu:<br />

"Wer sich vom Bildungsgipfel konkrete Fortschritte in der Bildungspolitik erhofft hatte, wurde<br />

bitter enttäuscht", sagt die aus- und weiterbildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE<br />

LINKE, Agnes Alpers. "Im vergangenen Jahr hatte die Kanzlerin noch vollmundig angekündigt,<br />

dass die unzähligen Warteschleifen zwischen Schule und Beruf auf den Prüfstand gehören und<br />

alle Jugendlichen eine qualifizierte Ausbildung bekommen sollen. Von all dem ist nun keine<br />

Rede mehr. Angela Merkel und Bildungsministerin Annette Schavan haben wieder einmal gezeigt,<br />

dass ihre Bildungspolitik konzeptionslos ist und dass ihnen Steuererleichterungen für<br />

Reiche und große Unternehmen wichtiger sind <strong>als</strong> der Kampf gegen die Bildungsmisere."<br />

<strong>Die</strong> hochschulpolitische Sprecherin der Fraktion, Nicole Gohlke, ergänzt: "In diesem Jahr haben<br />

Hunderttausende für bessere Bildung demonstriert und gestreikt. Der Bildungsgipfel der<br />

Bundesregierung war ein Gipfel der Unfähigkeit. Statt mehr gibt es zukünftig weniger Geld für<br />

Bildung, wenn die Länder den massiven Steuererleichterungen im Bundesrat zustimmen. <strong>Die</strong><br />

Fortsetzung der breiten Bildungsproteste ist notwendig und findet die Unterstützung der LIN-<br />

KEN."<br />

Forderungen aus dem Bildungsstreik aufnehmen und die soziale Spaltung im<br />

Bildungssystem bekämpfen<br />

Unter diesem Titel hat die Bundestagsfraktion einen Antrag vorgelegt, der wichtige Forderungen<br />

des bundesweiten Bildungsstreiks aufgreift und Perspektiven für eine grundlegende Reform<br />

unseres Bildungssystems aufzeigt (Bundestagsdrucksache 17/119). Der Antrag fordert<br />

unter anderem eine zügige Steigerung der öffentlichen Bildungsausgaben auf mindestens 7<br />

Prozent des Bruttoinlandsprodukts, eine flächendeckende Abschaffung von Gebühren für Kitas,<br />

Schulen und Hochschulen, Bund-Länder-Initiativen für eine bessere Ausbildung von mehr<br />

Lehrer/-innen sowie Erzieher/-innen, eine Abschaffung des Kooperationsverbots von Bund<br />

und Ländern in der Schulpolitik, die Förderung inklusiver Bildungsangebote, eine Reform der<br />

Bologna-Reform und einen neuen Hochschulpakt.<br />

Für eine zügige und umfassende Anerkennung von im Ausland erworbenen<br />

Qualifikationen<br />

Migrant/-innen werden auf dem deutschen Arbeitsmarkt nach wie vor strukturell benachteiligt,<br />

indem ihre im Ausland erworbenen Qualifikationen gar nicht, nur teilweise oder nur über<br />

erhebliche bürokratische Hürden anerkannt werden. <strong>Die</strong> Linksfraktion im Bundestag hat die<br />

Bundesregierung aufgefordert, unverzüglich den Entwurf für ein Anerkennungsgesetz vorzulegen,<br />

das einen Rechtsanspruch auf eine Bewertung und Bescheinigung im Ausland erworbener<br />

Bildungs- und Berufsabschlüsse schafft (Bundestagsdrucksache 17/117).<br />

52


Informationen/Rezension<br />

________________________________________________________________<br />

Korrektur<br />

n Jens Wernicke, sondern von Dr. Wolfgang<br />

Lieb, Herausgeber der NachDenkSeiten (www.nachdenkseiten.de)<br />

Wir bitten Jens Wernicke und Dr. Wolfgang Lieb um Entschuldigung für das Versehen.<br />

Gerd Sielski, Redaktion ZLB<br />

53


Zur Entwicklung von Qualifikationsrahmen in der EU und in Deutschland<br />

Bericht aus dem Arbeitskreis Weiterbildung der Bundesarbeitsgemeinschaft <strong>Linke</strong><br />

Bildungspolitik<br />

Sonja Staack<br />

Der Arbeitskreis Weiterbildung der Bundesarbeitsgemeinschaft <strong>Linke</strong> Bildungspolitik der LIN-<br />

KEN hat am 03. Oktober 2009 in Berlin getagt. Den Schwerpunkt der Sitzung bildete die Auseinandersetzung<br />

mit der Entwicklung von Qualifikationsrahmen auf deutscher sowie auf europäischer<br />

Ebene – ein Thema, dass weit über den Bereich der Weiterbildungspolitik hinausgeht. <strong>Die</strong><br />

Grundlage der Debatte bildeten kurze Referate von Andreas Klepp (Braunschweig) und Sonja<br />

Staack (Berlin). <strong>Die</strong>ser Bericht fasst die Debatte zusammen und hält Fragen fest, die der Arbeitskreis<br />

weiter diskutieren wird. Wir laden alle herzlich ein, sich an dieser Debatte zu beteiligen!<br />

Innerhalb der letzten zehn Jahre hat die Bildungspolitik in der europäischen Union deutlich an<br />

Bedeutung gewonnen. Als die Regierungsvertreter/-innen sich im Jahr 2000 auf die Lissabon-<br />

Strategie einigten und damit auf das Ziel, die EU bis 2010 zum ‚wettbewerbsfähigsten und<br />

dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt’ zu machen, wurde gleichzeitig<br />

die Bildung zu einem strategischen Politikfeld erhoben – und <strong>als</strong> Instrument der Wirtschaftspolitik<br />

neu definiert.<br />

Im April 2008 hat die EU einen europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) beschlossen, der<br />

ein Dach bilden soll für die europäischen Bildungssysteme. Sie hat gleichzeitig ihren Mitgliedstaaten<br />

empfohlen, nationale Qualifikationsrahmen zu schaffen und mit dem europäischen<br />

Rahmen kompatibel zu machen. Ein erster Entwurf für einen deutschen Qualifikationsrahmen<br />

(DQR) liegt inzwischen vor (vgl. www.deutscherqualifikationsrahmen.de) und wird derzeit im<br />

Rahmen der sogenannten Validierungsphase von vier Arbeitsgruppen auf seine Anwendbarkeit<br />

hin überprüft. <strong>Die</strong> Federführung der Entwicklung des DQR liegt beim Arbeitskreis Deutscher<br />

Qualifikationsrahmen, in dem auch Verbände und die Sozialpartner vertreten sind, bzw.<br />

bei einer kleineren Koordinierungsgruppe aus BMBF- und KMK-Vertreter/-innen.<br />

Es ist davon auszugehen, dass der DQR künftig eine starke vordefinierende Funktion für Bildungsübergänge,<br />

aber auch für die Tarifpolitik ausüben wird. Wie jedes Rahmenwerk birgt er<br />

Chancen und Risiken. Zu den Chancen gehören nicht zuletzt das Möglichmachen vielfältiger<br />

individueller Bildungs- und Berufsbiographien, eine größere Transparenz und Durchlässigkeit<br />

des Bildungssystems und des Berufszuganges sowie eine verbesserte Anerkennung von außerhalb<br />

des formalen Bildungssystems erworbenen Qualifikationen. Zu den Gefahren gehören<br />

eine beschleunigte Orientierung auf die Marktförmigkeit von Bildungsangeboten insbesondere<br />

in der Weiterbildung, eine Zerlegung der Beruflichkeit in weitgehend unverbundene Bildungsbausteine<br />

sowie die drohenden Auswirkungen auf die Tarifpolitik – wenngleich einzelne Berufsgruppen<br />

wiederum gerade hierin Chancen sehen.<br />

Kritikpunkte, Positionen und offene Fragen:<br />

54<br />

o <strong>Die</strong> Deskriptoren der einzelnen Niveaus des EQR orientieren sich stark an kognitiven<br />

Fähigkeiten und ihrer Anwendbarkeit im Sinne einer Erwerbsarbeit. Sie bilden damit<br />

auch ein Abbild der Fixierung der EU-Bildungspolitik auf die „Employability“ der Absolvent/-innen.<br />

Der Orientierung auf die Erfüllung vorgegebener Aufgaben der Erwerbsarbeit<br />

muss aus linker Perspektive das Ziel einer umfassenden beruflichen Handlungs-


fähigkeit entgegengestellt werden, die nicht zuletzt persönliche Entwicklung, Urteils-<br />

und Kritikfähigkeit umfasst. <strong>Die</strong> Deskriptoren des DQR sind in diesem Sinne gegenüber<br />

dem EQR <strong>als</strong> Fortschritt zu bewerten, eine Rückführung des DQR auf die Niveaubeschreibungen<br />

des EQR, wie sie etwa von der Amtschefkonferenz gefordert wurde,<br />

ist daher abzulehnen. Als Leitbild aus linker Perspektive wird der Begriff einer reflexiven<br />

Handlungskompetenz vorgeschlagen, welche gleichermaßen auf individuelle Ansprüche<br />

und Persönlichkeitsentwicklung, auf berufliche Qualifizierung sowie auf Partizipation<br />

orientieren soll.<br />

o <strong>Die</strong> Debatte um die Einstufung von Qualifikationen in den Deutschen Qualifikationsrahmen<br />

orientiert sich bislang stark am System der formalen Bildung sowie an Zertifikaten<br />

der Institutionen des formalen Bildungssystems. Chancen würden in der Entwicklung<br />

eines Qualifikationsrahmen allerdings vor allem gerade dann stecken, wenn<br />

eine gleichberechtigte Anerkennung von non-formal und informell erworbenen<br />

Qualifikationen erreicht würde. <strong>Die</strong>se Debatte allerdings wird <strong>als</strong> eher unterentwickelt<br />

eingeschätzt. Bund und Länder haben sich bereits darauf verständigt, die Erarbeitung<br />

des DQR zunächst an den formalen Abschlüssen zu orientieren, um nonformal<br />

und informell erworbene Kompetenzen dann erst in einem zweiten Schritt der<br />

Erarbeitung des Qualifikationsrahmens mit einzubeziehen.<br />

o Es ist und bleibt ein wichtiges bildungspolitisches Ziel der LINKEN, eine deutlich verbesserte<br />

Durchlässigkeit zwischen beruflichen und akademischen Bildungswegen<br />

zu erreichen und die Anerkennung beruflich orientierter Abschlüsse gegenüber<br />

Hochschulabschlüssen zu verbessern. Hierzu könnte der DQR einen Beitrag leisten.<br />

Wird dieses Ziel nicht erreicht, besteht allerdings das Risiko, dass der DQR die Hürden<br />

zwischen den Bildungsbereichen zementiert.<br />

o Das kommende Jahr wird durch die Debatte um die Einstufung konkreter Bildungsabschlüsse<br />

dominiert sein. Auf der Grundlage der beschlossenen Deskriptoren des<br />

vorliegenden Entwurfes erscheint eine Interpretation der Stufen 1-3 <strong>als</strong> vorberufliche<br />

Qualifikationen und der Stufen 4-8 <strong>als</strong> berufliche Qualifikationen denkbar. <strong>Die</strong> vergleichsweise<br />

starke Auffächerung des vorberuflichen Bereichs auf drei unterschiedliche<br />

Stufen wird <strong>als</strong> Problem begriffen. <strong>Die</strong> Schaffung mehrerer Qualifikationsniveaus<br />

unterhalb der beruflichen Erstausbildung ist auch im Zusammenhang mit der Debatte<br />

um eine Modularisierung der Berufsausbildungen nach BBiG sowie vor dem Hintergrund<br />

eines wachsenden Niedriglohnsektors zu betrachten.<br />

Absehbar strittig scheint auch die Frage der Einstufung von Jugendlichen ohne Schulabschluss<br />

zu sein. Hier plädieren der DGB, aber auch etwa die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Katholische Jugendsozialarbeit, für eine Einordnung auf der Stufe 1 und dafür,<br />

möglichst niemand ‚aus dem Rahmen fallen zu lassen’. Bereits viel diskutiert, gleichwohl<br />

weiterhin unklar ist auch das Verhältnis von Bachelor- und Meister- bzw. Technikerabschlüssen.<br />

o Der Debatte um die Einstufung konkreter Qualifikationen im DQR müssen politische<br />

Initiativen folgen, die eine Anerkennung verschiedener Qualifikationen, die auf demselben<br />

Niveau eingeordnet werden, <strong>als</strong> tatsächlich gleichwertig gewährleisten und auf<br />

dieser Grundlage Bildungsübergänge ermöglichen. <strong>Die</strong> Einordnung von Qualifikationen<br />

in den DQR soll nach Auffassung von BMBF und KMK zunächst keinerlei rechtlich ver-<br />

55


56<br />

bindliche Folgen haben. Inwieweit dies durchzuhalten ist, ist umstritten. In welcher<br />

Form Wege einer deutlich verbesserten, verbindlichen Anerkennung gefunden werden<br />

können, ist bislang offen – umso mehr gilt es, die Frage nach Rechtsansprüchen<br />

immer wieder auf die Tagesordnung zu setzen.<br />

o <strong>Die</strong> Entwicklung des DQR erfolgt bislang unter großem Zeitdruck. <strong>Die</strong>s ist vor allem<br />

von den Gewerkschaften immer wieder kritisiert worden. <strong>Die</strong> beiden Zieljahre 2010<br />

(geplanter Beschluss über einen Deutschen Qualifikationsrahmen) und 2012 (zu diesem<br />

Zeitpunkte sollen nach Empfehlung der EU alle Bildungsabschlüsse mit einem<br />

Verweis auf das entsprechende DQR-/EQR-Niveau versehen sein) sollten nach Auffassung<br />

des DGB beide in Frage gestellt werden. Vor diesem Hintergrund ist es <strong>als</strong> erfreulich<br />

anzusehen, dass der Arbeitskreis DQR den Beschluss des Qualifikationsrahmens<br />

in der Zwischenzeit auf 2011 vertagt hat und in dem gewonnenen Jahr Möglichkeiten<br />

der öffentlichen Debatte über den vorgelegten Entwurf schaffen will. DIE LINKE<br />

sollte sich dafür einsetzen, dass diese Debatte transparent und unter Beteiligung aller<br />

Akteure geführt wird.<br />

o Weitgehend ungeklärt ist die Frage, welche Institution(en) die Zuordnung einzelner<br />

Bildungsgänge zu den Niveaus des Qualifikationsrahmens vornehmen sollen, sowie<br />

wie ihre Qualitätssicherung gewährleistet werden kann. Als Maßstab linker Politikansätze<br />

in diesem Bereich wird formuliert, dass ein System in öffentlicher Verantwortung<br />

geschaffen werden muss, dass diese Aufgaben transparent und unter Beteiligung<br />

aller relevanten Interessenträger erfüllt. Weiter diskutiert werden sollte, inwieweit die<br />

Aufgaben der Zuordnung und der Qualitätssicherung sinnvoll von einem einheitlichen,<br />

integrierten System geleistet werden können. Hierüber hinaus ist eine enge Kooperation<br />

bzw. institutionelle Verknüpfung mit öffentlichen Angeboten der Bildungsberatung<br />

denkbar.<br />

Sonja Staack ist Koordinatorin des Arbeitskreises Weiterbildung der BAG Bildungspolitik


Für eine nachhaltige und sozial verantwortliche Wissenschaftspolitik<br />

Beschluss der Bundesarbeitsgemeinschaft Wissenschaftspolitik, gefasst auf der Herbsttagung<br />

am 27.11.2009<br />

<strong>Linke</strong> Wissenschaftspolitik ist nach dem Abschluss des Superwahljahres 2009 und der Bildung<br />

einer schwarz-gelben Koalition auf Bundesebene in mehrfacher Hinsicht herausgefordert. Es gilt<br />

gerade in den Zeiten der wirtschaftlichen Krise, die auch eine Krise der f<strong>als</strong>chen Innovationsanreize<br />

etwa in der Finanz-, der Fahrzeug- oder der Energiebranche ist, mehr denn je Forschung und Wissenschaft<br />

in den <strong>Die</strong>nst des Gemeinwesens zu stellen. Privatwirtschaftliche Interessen dürfen nicht<br />

der bestimmende Faktor für die Gestaltung öffentlicher Wissenschaftsförderung sein egal, ob es<br />

sich um Studium und Lehre, Grundlagen- oder auch angewandte Forschung handelt.<br />

<strong>Die</strong> Folgen der Krise für Wissenschaft und Forschung sind dort besonders spürbar, wo ihre Finanzierung<br />

unmittelbar vom privaten Kapital abhängt etwa bei Stiftungen, Privathochschulen und<br />

Auftragsforschung. DIE LINKE bekräftigt daher ihre Positionen, die zuallererst die öffentliche Hand<br />

in der Verantwortung für die Bereitstellung von Arbeits- und Qualifizierungsmöglichkeiten für Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler sowie für Studienplätze und wissenschaftliche Weiterbildungsangebote<br />

sehen.<br />

Forschung und Wissenschaft sowie ihre Förderung durch die öffentliche Hand müssen sich den anstehenden<br />

Zukunftsproblemen widmen. Sie können wichtige Lösungen etwa zur Bewältigung der sozialen<br />

Integration, zur Herstellung von sozialer Gerechtigkeit, für den Klima- und Umweltschutz und<br />

für eine nachhaltige Energieversorgung beitragen. Der Erfolg oder Misserfolg der Forschungs- und<br />

Wissenschaftspolitik bemisst sich aus Sicht der LINKEN daran, inwieweit sie diese Ansprüche<br />

verwirklichen kann.<br />

<strong>Die</strong> schwarz-gelbe Bundesregierung wie auch die Landesregierungen unter Beteiligung von Union<br />

und FDP gehen hingegen den Weg der weiteren Privatisierung von Wissenschaft und Forschung.<br />

Selbst da, wo die öffentliche Hand für die Finanzierung ganz oder teilweise zuständig ist, sollen vor<br />

allem private Interessen profitieren Unternehmen, aber auch eine kleine Wissenschaftler- und<br />

Studierendenelite. <strong>Die</strong> Vorhaben reichen von weiteren Steuernachlässen für Unternehmen, einer<br />

verstärkten Förderung von Atom-, Kohle-verstromungs- und Fusionsforschung sowie der Entwicklung<br />

neuer Militärtechnik über die Etablierung priva<br />

Riester-Rente und eines Stipendiensystems unter Beteiligung von Unternehmen bis zur Öffnung der<br />

Gehaltsgrenzen nach oben für einige wenige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.<br />

DIE LINKE wendet sich gegen diese Pläne und steht für eine Vergesellschaftung und Demokratisierung<br />

von Wissenschaft und Forschung. Zugleich wollen wir, dass öffentlich verantwortete Wissenserarbeitung<br />

höchsten qualitativen Standards genügt. <strong>Die</strong>s hängt nicht zuletzt von der Finanzierung<br />

und den damit einhergehenden Bedingungen ab, unter denen Forschung und Lehre stattfinden.<br />

Selbstverwaltete Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen brauchen verlässliche Finanzierungszusagen<br />

über mehr <strong>als</strong> eine Haushaltsperiode. Dafür tritt DIE LINKE auf Landes- und Bundesebene<br />

ein. Wir begrüßen, dass trotz schwieriger Haushaltslagen weder in Berlin noch in Brandenburg im<br />

Wissenschaftsbereich Kürzungen der Kapazitäten vorgenommen werden sollen.<br />

Bund und Länder sind gefordert, schnellstmöglich Klarheit über die Gegenfinanzierung der gemeinsamen<br />

Großvorhaben Hochschulpakt 2020 und Pakt für Innovation und Forschung zu schaffen. Aus<br />

den Mitteln für die Exzellenzinitiative, die aus unserer Sicht auslaufen sollte, können außerdem eine<br />

bessere Ausstattung des Hochschulpakts sowie Förderprogramme zur Sicherung des wissenschaftlichen<br />

Mittelbaus finanziert werden.<br />

57


<strong>Die</strong> Mehrausgaben für Forschung und Wissenschaft dürfen nicht auf Kosten der dringend benötigten<br />

Mehrausgaben für die allgemeine Bildung finanziert werden. <strong>Die</strong> Ziele des Bildungsgipfels müssen für<br />

beide Bereiche Bildung und Forschung in vollem Umfang umgesetzt werden und können auch<br />

dann nur den Ausgangspunkt für weitere Qualitätsverbesserungen in Bildung und Forschung bilden.<br />

<strong>Die</strong>s alles ist nur möglich, wenn der Bund seine Ausgaben für Bildung und Forschung weit über das im<br />

Koalitionsvertrag anvisierte Niveau hinaus steigert. <strong>Die</strong> Steuersenkungen der neuen Bundesregierung<br />

drohen in Verbindung mit der von der LINKEN abgelehnten so genannten Schuldenbremse jegliche<br />

Entwicklungsmöglichkeiten für die Hochschul- und Wissenschaftslandschaft zu blockieren. Bund und<br />

Länder können nur dann deutliche Mehrausgaben für Bildung und Forschung zu tätigen, wenn eine<br />

verantwortungsvolle Steuerpolitik die Räume dafür schafft.<br />

Für die praktische und programmatische Arbeit LINKER Wissenschaftspolitik sehen wir in den kommenden<br />

zwei bis drei Jahre folgende Schwerpunkte:<br />

Für mehr gute Studienplätze<br />

<strong>Die</strong> Proteste im Rahmen des bundesweiten Bildungsstreiks, die im Sommer 2009 über 200.000 Menschen<br />

auf die Straße gebracht haben und auch in den vergangenen Tagen mit großen Demonstrationen<br />

sowie zahlreichen Besetzungen von Hochschulräumen in der Öffentlichkeit unübersehbar waren,<br />

richten sich nicht zuletzt gegen schlechte Studienbedingungen in den Bachelor- und Masterstudiengängen<br />

sowie gegen die soziale Schließung der Hochschulen. Bund und Länder sind gefordert, die<br />

neuen Studiengänge gemeinsam mit den Hochschulen auf den Prüfstand zu stellen und von Grund auf<br />

neu zu gestalten. Als Maßstab muss eine flexible Studienorganisation dienen, die eine selbstbestimmte<br />

Studiengestaltung ermöglicht, Interdisziplinarität fördert und Mobilität erleichtert. DIE LINKE<br />

muss sich verstärkt der Umsetzung einer emanzipatorischen Studienreform widmen, die von der Idee<br />

des sozial ausgeglichenen Zugangs zur Hochschulen untermauert wird. Hochschulbildung soll wieder<br />

überall gebührenfrei sein. Es muss geprüft werden, ob nach der Föderalismusreform die Voraussetzungen<br />

für ein Gebührenverbot auf Bundesebene im Grundgesetz gegeben sind. Wir fordern zudem die Schaffung<br />

eines Bundesgesetzes zu Hochschulzulassung und -abschlüssen. Der Master muss grundsätzlich<br />

allen Absolventinnen und Absolventen von Bachelorstudiengängen offen stehen. Ein solches Gesetz<br />

muss zudem Menschen mit Berufserfahrung ohne Abitur den Hochschulzugang öffnen.<br />

Eine qualitative Studienreform kann nur durch die gleichberechtigte Beteiligung von Hochschullehrerinnen<br />

und -lehrern, beschäftigten und Studierenden gelingen und ist auf eine bessere Ausfinanzierung<br />

des Hochschulpaktes sowie der Hochschulen selbst angewiesen. DIE LINKE bekräftigt ihre Position,<br />

dass ein deutlicher Ausbau der Studienplatzkapazitäten von heute knapp 2 auf mindestens 2,5<br />

Millionen im Jahr 2014 nötig ist. <strong>Die</strong> Vergabe der Hochschulpaktmittel sollte hierüber hinaus an qualitative<br />

Kriterien gebunden werden.<br />

Nicht zuletzt werden wir uns in den laufenden Debatten um die Struktur des Wissenschaftssystems<br />

dafür einsetzen, dass das prägende Merkmal einer akademischen Ausbildung ihre Anbindung an<br />

den Forschungsprozess sowohl bei der Weiterentwicklung des Profils der Fachhochschulen zum<br />

Tragen kommt, wie auch bei Projekten zur Zusammenarbeit von außeruniversitären und hochschulischen<br />

Wissenschaftseinrichtung eine stärkere Rolle spielt.<br />

Zudem wird DIE LINKE allen Bestrebungen entgegentreten, die Studienfinanzierung durch Kredit-, Gutschein-<br />

oder Sparmodelle zu privatisieren. Vor uns liegt hingegen die Aufgabe, ein sozial ausgleichendes,<br />

bedarfsgerechtes Studienfinanzierungsmodell zu konzipieren und in die Debatte zu bringen, das zudem<br />

erste Schritte in Richtung einer elternunabhängigen Förderung eröffnet.<br />

58


Wissenschaft <strong>als</strong> Beruf für mehr Partizipation, gute Arbeitsbedingungen und eine aufgabengerechte<br />

Person<strong>als</strong>truktur<br />

Keine der jüngst gebildeten Regierungen auf Landes- und Bundesebene hat eine Verbesserung der Situation<br />

des wissenschaftlichen Mittelbaus zum Schwerpunkt gemacht. Dabei werden die Bedingungen wissenschaftlicher<br />

Tätigkeit vieler WissenschaftlerInnen und Wissenschaftler immer prekärer: fast alle neu<br />

entstehenden Stellen in Hochschulen sind befristet. Das Verhältnis von befristeten zu unbefristeten<br />

Beschäftigungsverhältnissen an Hochschulen beträgt mittlerweile 5 : 1. Unklare Karriereaussichten<br />

und mangelnde wissenschaftliche Selbständigkeit hierzulande schränken die Entscheidungsautonomie<br />

zur Lebens- und Karriereplanung über Gebühr ein. Für viele sind diese Umstände Grund genug für den<br />

Gang ins Ausland.<br />

DIE LINKE wird die Absicherung des wissenschaftlichen Mittelbaus, der inzwischen drei Viertel des<br />

wissenschaftlichen Person<strong>als</strong> an öffentlichen Hochschulen und Forschungsinstituten stellt, zum<br />

Schwerpunkt ihrer fachpolitischen Programmatik und ihrer praktischen Politik machen. Wir halten für<br />

angemessen, dass Stellen, deren Profil die Promotion umfasst, auf einen angemessenen Zeitraum<br />

befristet werden. Hierneben allerdings sollten angestellte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

auf Dauerstellen mit entsprechend differenzierten Profilen die Regel werden. Wir werden uns für die<br />

Überarbeitung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes auf Bundesebene und eine Wiederherstellung<br />

der Tarifautonomie für den Wissenschaftsbereich einsetzen.<br />

Auf Landesebene müssen aufgabengerechte Person<strong>als</strong>trukturen und wirksame Maßnahmen zur Förderung<br />

von Frauen im Wissenschaftsbetrieb verankert werden. Eine strukturelle Trennung von Forschung<br />

und Lehre durch die Einführung von einseitig profilierten Personalkategorien an Hochschulen lehnen wir<br />

ab. Wir werden Konzepte für die flächendeckende Durchsetzung des Tenure-Track-Prinzips für Post-Doc-<br />

Stellen und Juniorprofessuren erarbeiten. Der Bund steht in der Verantwortung, die Einrichtung entsprechender<br />

Dauerstellen für NachwuchswissenschaftlerInnen und von Juniorprofessuren mit Tenure<br />

Track mit zielgenauen Förderprogrammen zu unterstützen. DIE LINKE setzt sich für eine Änderung von<br />

Strukturen und Bedingungen ein, die den Wissenschaftsbetrieb für Frauen unattraktiv halten. Dazu<br />

gehören die lange Abhängigkeit von meist männlichen Lehrstuhlinhabern, diskriminierende Berufungs-<br />

und Begutachtungsverfahren und ein Festhalten am überkommenen Ideal des aus Berufung rund um die<br />

verfügbaren (männlichen) Wissenschaftlers. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse schrecken Frauen stärker<br />

<strong>als</strong> Männer von einem Einstieg in die Wissenschaft ab. Eine individuelle Förderung und entsprechende<br />

Zielvereinbarung für die Gleichstellung von Frauen in der Wissenschaft sind richtig. Ohne die<br />

Wurzel der Probleme anzugehen, wirken sie jedoch nur langsam.<br />

In der mittel- und langfristigen Perspektive diskutieren wir auch den Abbau überkommener hierarchischer<br />

Strukturelemente wie des Beamtenstatus für ProfessorInnen und des Lehrstuhlprinzips zugunsten<br />

teamorientierter Arbeitsstrukturen. Zudem muss im Zuge der weiteren Durchsetzung kollektiver<br />

Arbeitsprozesse in der Wissenschaft eine professionelle Personalentwicklungsplanung Bestandteil der<br />

Aufgaben von Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden. Mit dem Abbau der strengen Grenzen<br />

zwischen ProfessorInnen und dem übrigen wissenschaftlichen Personal ginge dann auch eine<br />

Demokratisierung von akademischer Selbstverwaltung einher, in deren Folge auch neue Strukturprinzipien<br />

für die akademischen Gremien denkbar sind. Zunächst steht jedoch die Sicherung und Erweiterung<br />

der Partizipation im Vordergrund, die durch eine trennscharfe Kompetenzzuweisung sowohl an die<br />

Gremien der Selbstverwaltung, wie auch an die öffentliche Hand <strong>als</strong> Träger der Wissenschaftseinrichtungen<br />

und Hochschulen unterstützt werden muss.<br />

59


Öffentliche Forschungs- und Innovationsförderung gesellschaftlicher Nutzen vor privater<br />

Wertschöpfung<br />

Ursprung neuen Wissens ist zuerst eine freie und leistungsfähige Forschung im Grundlagenbereich. DIE<br />

LINKE setzt sich für die Stärkung der grundständigen Forschungskapazitäten in der ganzen Breite<br />

des deutschen Wissenschaftssystems ein, die über eine angemessene grundständige Ausfinanzierung<br />

durch die öffentliche Hand abzusichern ist. <strong>Die</strong> zunehmende Ausrichtung aller wissenschaftlichen Prozesse<br />

und Strukturen auf ihre Marktgängigkeit lehnen wir ab. <strong>Die</strong>s betrifft sowohl den immer stärkeren<br />

Einfluss privater Drittmittel <strong>als</strong> auch marktähnliche Steuerungs- und Finanzierungsmodelle durch<br />

die öffentliche Hand. Staat und Wirtschaft haben sich einer Einflussnahme auf die Wissenserarbeitung<br />

im Grundlagenbereich weitgehend zu enthalten. <strong>Die</strong> High-Tech-Strategie der bisherigen Bundesregierung<br />

hat in der Summe nicht die selbst proklamierten Ziele erreicht. Weder sind 1,5 Millionen neue<br />

Arbeitsplätze in wissensintensiven Bereichen aufgebaut worden, noch hat Deutschland seine Positionen<br />

auf den Weltmärkten für High-Tech-Produkte signifikant verbessert. DIE LINKE hat diese einseitige<br />

Ausrichtung der Forschungs- und Innovationsförderung auf die Ansprüche privatwirtschaftlicher Unternehmen<br />

kritisiert und wird sich ihrer verstärkten Fortsetzung unter SchwarzGelb entgegenstellen.<br />

Wir werden uns der weiteren Erarbeitung und Umsetzung einer Innovationspolitik widmen, die sozialer<br />

und ökologischer Nachhaltigkeit dient. Dazu gehört grundsätzlich die Innovation in öffentlichen Bereichen<br />

etwa der Verwaltung, des Verkehrs, der Sozial- und Jugendarbeit, der Gesundheitsversorgung,<br />

der Bildung oder im Klima- und Umweltschutz. Wir wollen, dass die öffentlichen Institutionen und gemeinnützige<br />

Träger stärker mit Wissenschaft und Forschung zusammenarbeiten und auch aktive Nachfrager<br />

von Forschungsleistungen werden.<br />

Daneben kann auch der Wissens- und Technologietransfer in die private Wirtschaft durch die öffentliche<br />

Hand gefördert werden, wenn dieser nachhaltigen Zwecken dient. Innovationen für Umwelt-<br />

und Klimaschutz, eine bessere Ressourceneffizienz, eine modernere Gesundheitsversorgung, aber auch<br />

die Stärkung strukturschwacher Regionen liegen im gesellschaftlichen Interesse.<br />

<strong>Die</strong> Setzung der Schwerpunkte in der Forschungs- und Innovationsförderung muss mehr <strong>als</strong> bisher Gegenstand<br />

transparenter und namentlich auch parlamentarischer Diskussionsprozesse sein. Haushaltsdebatten<br />

reichen nicht aus. Wir wollen, dass Beratungsgremien zur Innovationspolitik öffentlich<br />

tagen und die Parlamente über die Leitlinien der Prioritätensetzung in der Forschungs- und Innovationsförderung<br />

bestimmen.<br />

Wissen, das mit öffentlichen Mitteln erarbeitet wurde, soll öffentlich zugänglich sein. DIE LINKE unterstützt<br />

die Open-Access-Bewegung in Universitäten und Forschungsorganisationen. Wissenschaftliche<br />

Bibliotheken müssen materiell in die Lage versetzt werden, die erweiterten Aufgaben <strong>als</strong> Wissensagenturen<br />

zu erfüllen. Nicht zuletzt wird sich DIE LINKE für ein bildungs- und wissenschaftsfreundlicheres<br />

Urheberrecht einsetzen, das den einzelnen Forscherinnen und Forschern mehr Rechte bei der Publikation<br />

wie auch einen besseren Zugang zum gedruckten kulturellen Erbe sichert. DIE LINKE unterstützt<br />

zudem alle Initiativen, das in Bibliotheken, Archiven und Museen gesammelte kulturelle Erbe, das eine<br />

wesentliche Quelle für die Kultur-, Sozial-und Geisteswissenschaften darstellt, in seinem materiellen<br />

Bestand zu sichern sowie in öffentlicher Verantwortung mittels digitaler Technologien allgemein zugänglich<br />

zu machen. Zum Erbe gehören neben dem gedruckten Kulturerbe auch naturwissenschaftliche<br />

und kulturhistorische Exponate.<br />

60


www.lebenshilfe.de<br />

Offenbacher Erklärung<br />

Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zur Inklusion<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/innen fordern die Weiterentwicklung eines inklusiv gestalteten Lebens und<br />

Lernens in unserem Land. <strong>Die</strong>s beinhaltet die barrierefreie Gestaltung der Gesellschaft und<br />

die Überwindung des selektiven Schulsystems. Eine inklusive Schule ist für alle Kinder zu-<br />

Behinderun<br />

-Konvention über die Rechte von Menschen mit<br />

Bisher werden Kinder nicht integriert, wenn sie den in der Schule vorhandenen Bedingungen<br />

und Anforderungen nicht entsprechen. Das muss sich ändern: <strong>Die</strong> Allgemeine Schule muss<br />

sich konsequent auf die Möglichkeiten und Bedürfnissen aller Schüler/innen einstellen, unabhängig<br />

von deren persönlichem Profil und eventuellen Hilfebedarfen. Sie muss entsprechend<br />

personell und sächlich ausgestattet sein. Sie benötigt Lehrpersonen, die dafür ausgebildet<br />

sind, Lerngruppen aus unterschiedlichen Schülern (Heterogenität/Diversity) so zu unterrichten,<br />

dass alle Kinder und Jugendlichen erfolgreich lernen und zusammenarbeiten können. Bei<br />

Bedarf muss auch auf weitere Fachkompetenz, Beratung und Fortbildung zurückgegriffen<br />

werden können. Dazu sind schul-, sozial- und sonderpädagogische Kompetenzen zu erhalten,<br />

s-<br />

Weiterentwicklung<br />

Gemeinsamen Unterrichts zur inklusiven Schule auch für Schüler/innen mit dem<br />

Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zu erreichen.<br />

Dem in der UN-Konvention garantierten Recht auf inklusive schulische Bildung entspricht eine<br />

Verpflichtung der Unterzeichnerstaaten zur schrittweisen Umsetzung dieser Vorgabe. Wir fordern<br />

eine umgehende Überarbeitung der Schulgesetze in allen Bundesländern und inklusive<br />

Bildungs- und Lehrpläne. Wir werden uns an dieser Entwicklung aktiv beteiligen.<br />

Wir wehren uns entschieden gegen Versuche, Inhalte und Reichweite der UN-Konvention mit<br />

-)politisch zu unterlaufen, wie dies beispielsweise bei der<br />

inkorrekten Übersetzung von<br />

zu erkennen ist. Der neue Leitbegriff der Inklusion darf in Politik und Verwaltung nicht für gegenläufige<br />

Interessen oder für sozial- oder bildungspolitische Sparprogramme genutzt werden.<br />

Beim Recht auf inklusive Bildung darf niemand zurückgelassen werden. Insbesondere Menschen<br />

mit hohem Hilfebedarf müssen in den Schulen alle Bedingungen und Hilfen vorfinden,<br />

die sie für ihre inklusive Beschulung und für die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft benötigen.<br />

Inklusion bedeutet nichts anderes <strong>als</strong> freien Zugang zu und das Recht auf dauerhaften<br />

Verbleib in allen Schulformen für alle Schülerinnen und Schüler.<br />

Eine inklusive Schule muss eingebettet sein in eine alle Lebensbereiche umfassende Inklusion.<br />

<strong>Die</strong> Behindertenrechtskonvention der UN verpflichtet dazu, künftig allen Kindern in ihrer Vielfalt<br />

unbehinderten Zugang zu inklusiver Bildung in Kindertagesstätten und Schulen zu ermöglichen.<br />

<strong>Die</strong> Gesellschaft hat zukünftig für jeden Menschen ein Recht auf inklusive allseitige<br />

61


schulische und lebenslange Bildung in Kindertagesstätten, Schule und Erwachsenenbildung zu<br />

sichern. Vereine, Nachbarschaften und Gemeinwesen sowie kulturelle Veranstaltungen müssen<br />

sich immer mehr für alle Menschen öffnen, unabhängig von ihrer Persönlichkeit, eventuellen<br />

Beeinträchtigungen und ihrem Unterstützungsbedarf.<br />

Offenbach, am 14. November 2009<br />

auf dem Weg zur Inklusion 12.-14. November 2009, Offenbach<br />

Veranstalter: Bundesvereinigung Lebenshilfe<br />

62<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

Kooperationspartner: Bundesarbeitsgemeinschaft Gemeinsam leben -Gemeinsam lernen e.V.,<br />

Bundesverband Aktion Humane Schule e.V., Bundesverband evangelische Behindertenhilfe,<br />

Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte Menschen e.V., Caritas Behindertenhilfe<br />

und Psychiatrie, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Grundschulverband, Inclusion<br />

Europe , Mensch zuerst Netzwerk People First Deutschland e.V., Verband für anthroposophische<br />

Heilpädagogik, Sozialtherapie und soziale Arbeit e.V., Verband Sonderpädagogik e.V.<br />

(VDS)<br />

© Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung<br />

e.V. Raiffeisenstr. 18, 35043 Marburg, Tel.: 0 64 21/4 91-0, Fax: 0 64<br />

21/4 91-1 67 E-Mail: Bundesvereinigung@Lebenshilfe.de, Internet:<br />

www.lebenshilfe.de


Offener Brief: Betreuungsgeld ist ein sozial- und gleichstellungspolitischer<br />

Rückschritt<br />

Um Wahlfreiheit zu anderen öffentlichen Angeboten und Leistungen zu ermöglichen, soll ab<br />

dem Jahr 2013 ein Betreuungsgeld in Höhe von 150,- Euro, gegebenenfalls <strong>als</strong> Gutschein, für<br />

Kinder unter drei Jahren <strong>als</strong> Bundesleistung eingeführt werden. (Koalitionsvertrag, Kapitel III<br />

Sozialer Fortschritt)<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

die Verbände sind sich einig, dass ein Betreuungsgeld grundsätzlich kontraproduktiv ist und<br />

fordern daher dessen Streichung aus den Planungen der Regierungskoalition.<br />

1. Wahlfreiheit wird dadurch hergestellt, dass genügend qualitativ hochwertige und gebührenfreie<br />

bzw. kostengünstige Ganztagsbetreuungsplätze zur Verfügung stehen. Auch 2013 werden<br />

nach gegenwärtigem Stand des Ausbaus nicht ausreichend Kita Plätze für Unter Dreijährige<br />

vorhanden sein. Insbesondere die Tagesbetreuung wird den Bedarf nicht decken.<br />

2. <strong>Die</strong> Konzeption des Betreuungsgeldes verstößt gegen grundlegende Prinzipien der Elternautonomie:<br />

Eine Entscheidung, wie Eltern ihre Kinder betreuen, sollte nicht prämiert, honoriert<br />

oder bestraft werden. Genauso wenig darf der Staat über ein Gutscheinsystem andeuten,<br />

einkommensarme Eltern könnten nicht verantwortungsbewusst und im Interesse der Kinder<br />

haushalten.<br />

3. Populistische Äußerungen in Bezug auf arme Familien mit und ohne Migrationshintergrund<br />

sind menschenfeindlich, negieren die Anstrengungen vieler Familien und verhindern deren<br />

Förderung und Integration umso mehr. Ein flächendeckendes Angebot an Kita Plätzen für alle<br />

Kinder sowie Angebote der Familienbildung sind der richtige Schritt auch zu mehr Bildungs-<br />

und Chancengerechtigkeit.<br />

4. Das Betreuungsgeld setzt darüber hinaus auch für Frauen f<strong>als</strong>che Signale - nämlich nach<br />

der Geburt eines Kindes länger aus ihrer Erwerbstätigkeit auszusteigen. So verfestigen sich<br />

traditionelle Geschlechterrollen und der Wunsch der Familien auf eine gleichberechtigte Verteilung<br />

der Sorge- und Erziehungsaufgaben bleibt unberücksichtigt.<br />

Das Betreuungsgeld widerspricht den Prinzipien einer modernen Gesellschaft in hohem Maße.<br />

Es konterkariert die gleichstellungspolitischen, sozialpolitischen und familienpolitischen Ziele,<br />

für die sich die Interessenvertretungen seit vielen Jahren einsetzen. Der Ausbau der Kinderbetreuung<br />

muss höchste Priorität haben. Dabei geht es nicht nur um Plätze für unter Dreijährige,<br />

sondern auch um Ganztagsplätze für 3-6jährige Kinder, die vielerorts noch nicht vorhanden<br />

sind. Wir fordern die Bundesregierung auf, ihre Bemühungen darauf zu konzentrieren und<br />

das für das Betreuungsgeld vorgesehene Budget dafür zu verwenden.<br />

63


Offener Brief von<br />

* Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF)<br />

* Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratische r Frauen (ASF)<br />

* Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi)<br />

* Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen<br />

* Deutscher Frauenrat e.V.<br />

* DGB Bundesvorstand, Bereich Gleichstellungs- und Frauenpolitik<br />

* Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e.V.<br />

* Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen e.V. (eaf)<br />

* Familienberatungszentrum Balance Berlin e.V.<br />

* Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)<br />

* IG Metall Vorstand<br />

* pro familia Bundesverband e.V.<br />

* ver.di Bundesverwaltung, Bereich Frauen- und Gleichstellungspolitik<br />

* Verband alleinerziehender Mütter und Väter, Bundesverband e.V. (VAMV)<br />

* Verband binationaler Familien und Partnerschaften, (iaf) e.V.<br />

* Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF)<br />

Freitag, 4. Dezember2009<br />

Quelle: http://www.bdwi. de/show/3104616. Html<br />

64


Lehrende stehen bei Protesten europaweit an der Seite der Studierenden<br />

und Schüler<br />

GEW stellt Aufruf von 23 Bildungsgewerkschaften aus 19 Ländern vor<br />

Frankfurt a.M./Wien - 23 Bildungsgewerkschaften aus 19 Ländern haben sich in einem gemeinsamen<br />

Aufruf für die Unterstützung der europaweiten Bildungsproteste von Studierenden,<br />

Schülerinnen und Schülern ausgesprochen. "Höchste Zeit für eine Kehrtwende in der<br />

Bildungspolitik - Schülerinnen und Schüler, Studierende und Beschäftigte an Schulen und<br />

Hochschulen gemeinsam gegen die Bildungskatastrophe" heißt es in dem Aufruf, der von der<br />

deutschen Bildungsgewerkschaft Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und ihrer<br />

österreichischen Schwestergewerkschaft Gewerkschaft Öffentlicher <strong>Die</strong>nst (GÖD) vorgelegt<br />

worden ist.<br />

"1999 haben die europäischen Bildungsminister mit dem Bologna-Prozess den europäischen<br />

Hochschulraum ausgerufen. Zehn Jahre später haben Studierende den europäischen Hochschulraum<br />

selbstbewusst <strong>als</strong> politische Handlungsarena auch für ihre Bildungsproteste besetzt",<br />

erklärte das für Hochschule verantwortliche GEW-Vorstandsmitglied Andreas Keller mit<br />

Blick auf die Proteste und Hörsaalbesetzungen, die ausgehend von Österreich und Deutschland<br />

auf andere europäische Länder wie die Schweiz, Frankreich, Italien oder Ungarn übergegriffen<br />

hätten.<br />

"In Europa haben Lehrende und Lernende viele gemeinsame Interessen. 23 Bildungsgewerkschaften<br />

aus 19 Ländern haben jetzt erklärt, dass sie sich gemeinsam mit Studierenden,<br />

Schülerinnen und Schülern für eine bessere Finanzierung der Bildungseinrichtungen, für mehr<br />

Chancengleichheit in der Bildung, einen Kurswechsel im Bologna-Prozess, mehr Mitbestimmung<br />

sowie bessere Studien- und Arbeitsbedingungen einsetzen wollen", sagte Keller. "Gute<br />

Lern- und Studienbedingungen auf der einen, gute Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen<br />

für die in den Bildungseinrichtungen arbeitenden Menschen auf der anderen sind zwei Seiten<br />

einer Medaille und die Grundlage für eine politische Zusammenarbeit von Lehrenden und Lernenden."<br />

<strong>Die</strong> europäischen Bildungsgewerkschaften arbeiten in ihrem weltweiten Dachverband, der<br />

Bildungsinternationale (BI), intensiv zusammen. "Wir werden unsere Zusammenarbeit mit den<br />

Studierenden, Schülerinnen und Schülern auf europäischer Ebene 2010 weiter intensivieren.<br />

<strong>Die</strong> Feiern und Gipfelkonferenzen aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Bologna-<br />

Prozesses und der Lissabon-Strategie im März 2010 geben dafür im neuen Jahr weiteren Anlass",<br />

sagte Keller.<br />

GEW-Newsletter Hochschule und Forschung<br />

14.12.2009<br />

65


<strong>Die</strong> Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert eine Erhöhung des BAföGs um<br />

zehn Prozent. Sie unterstützt damit den Vorstoß des Deutschen Studentenwerks (DSW), das<br />

heute seine Position zur Weiterentwicklung des BAföGs vorgestellt hat. "<strong>Die</strong> BAföG-<br />

Fördersätze müssen um zehn Prozent erhöht werden, damit die schnell steigenden Studienkosten<br />

ausgeglichen werden und Studierende mehr Geld in der Tasche haben. Außerdem<br />

müssen die Elternfreibeträge um denselben Prozentsatz angehoben werden, damit deutlich<br />

mehr Studierende Anspruch auf Förderung erhalten", sagte das für Hochschulen verantwortliche<br />

GEW-Vorstandsmitglied, Andreas Keller, in Frankfurt a.M.<br />

Als "alarmierend" bezeichnete Keller die jüngsten Daten der amtlichen BAföG-Statistik: 2008<br />

hätten nur rund 333.000 Studierende BAföG-Leistungen bezogen - 12.000 weniger <strong>als</strong> 2005<br />

und gerade mal 17 Prozent der 1,919 Millionen bundesweit eingeschriebenen Studierenden.<br />

"<strong>Die</strong> 22. BAföG-Novelle von 2007 hat leider nicht zu der erhofften Verbesserung und Ausweitung<br />

der Förderung geführt. <strong>Die</strong> Bundesregierung muss -jetzt nachlegen: Wer es mit der sozialen<br />

Öffnung der Hochschulen ernst meint, muss junge Menschen finanziell absichern, damit<br />

sie sich für die Aufnahme eines Studiums entscheiden. Deutschland braucht in Zukunft deutlich<br />

mehr Akademikerinnen und Akademiker", erklärte der GEW-Hochschulexperte.<br />

Keller verlangte zudem, das BAföG endlich "bologna-tauglich" zu machen. <strong>Die</strong> Altersbeschränkung<br />

für die BAföG-Förderung müsse von derzeit 30 auf mindestens 35 Jahre angehoben<br />

werden, um Unterbrechungen zwischen Bachelor- und Masterstudium zuzulassen. <strong>Die</strong><br />

Förderdauer müsse den tatsächlichen Studienzeiten, die deutlich über den offiziellen Regelstudienzeiten<br />

liegen, angepasst werden. "<strong>Die</strong> GEW akzeptiert nicht, dass die jungen Menschen<br />

die Zeche für Fehler bei den Bologna-Reformen zahlen. Solange Studiengänge <strong>als</strong> 'nicht<br />

studierbar' gelten, dürfen Studierenden nicht mit einem Schlag mitten im Examen ihre Lebensgrundlage<br />

entzogen bekommen, nur weil sie die Förderungshöchstdauer erreicht haben",<br />

betonte Keller.<br />

Er forderte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), die kürzlich eine Erhöhung des<br />

BAföG angekündigt hatte, auf, jetzt schnell einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen.<br />

Keller mahnte an, dass auch über die Wiedereinführung des Schüler-BAföG nachgedacht werden<br />

müsse, um mehr jungen Menschen den Weg zur Hochschule zu öffnen. Er machte deutlich,<br />

dass die BAföG-Förderstrukturen perspektivisch in Richtung eines elternunabhängigen<br />

und zuschussbasierten Studienhonorars weiter entwickelt werden müssten.<br />

GEW-Newsletter Hochschule und Forschung<br />

03.12.2009<br />

66


Bildungsgewerkschaft zum Bildungsfinanzbericht des Statistischen Bundesamtes<br />

Frankfurt a.M. -<br />

Schritt. Zwar sind die Investitionen in Euro und Cent gestiegen, ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) ist jedoch in den vergangenen Jahren gesunken: Priorität für Bildung, in vielen<br />

Sonntagsreden der Politiker beschworen, sieht anders aus. <strong>Die</strong> von Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel (CDU) ausgeru<br />

Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), mit Blick auf<br />

die heute veröffentlichten Daten des Bildungsfinanzberichts des Statistischen Bundesamtes<br />

in Wiesbaden.<br />

OECD-Schnitt her. In den Bildungsbereich müssen jährlich rund 40 Milliarden mehr <strong>als</strong> in der<br />

Vergangenheit investiert werden, um den Nachholbedarf zu decken, notwendige Reformen<br />

anzu<br />

Während die Politik Milliarden Euro bereitgestellt hat, um Spekulationsverluste auszugleichen,<br />

fehle der Wille, sich in ähnlichem Maße für die Bildung zu engagieren. <strong>Die</strong> Ministerpräsidenten<br />

stünden während des Merkelschen Bildungsgipfels in der kommenden Woche vor einer<br />

schwierigen Aufgabe: Sie müssen den Weg für eine deutliche Erhöhung der Ausgaben für Bildung<br />

frei machen.<br />

PM vom 9.12.2009<br />

67


Bibel statt Darwin? Offener Brief der Giordano-Bruno-Stiftung<br />

an Bundespräsident Köhler<br />

des Schreibens war ein Grußwort Köhlers, in dem es hieß, das Lesen der Bibel könne ein<br />

sein.<br />

68<br />

to<br />

Evolution nicht<br />

kreationistischen Vorstellungen zu konfrontieren und ihnen das wissenschaftlich akzeptierte<br />

Weltbild der Evolutionstheorie erst sehr viel später nahe zu bringen, schlägt die Stiftung vor,<br />

die Evolutionstheorie bereits in der Grundschule zu lehren. <strong>Die</strong> Schule solle den Kindern dabei<br />

i<br />

Dass das Problem der weltanschaulichen Manipulation nicht erkannt werde, führt die Stiftung<br />

stanti<br />

christlich-soziale, liberale, sozialdemokratische oder<br />

von CDU-Wählern das CDU-Grundsatzprogramm in der Grundschule vermitteln, so wie man<br />

Kindern von Katholiken katholischen Religionsunterricht erteilt, wäre jedem klar, dass es sich<br />

Quelle: Giordano-Bruno-Stiftung


Broschüre des DGB: Eine gute Schule für alle<br />

Eine gute Schule für alle das ist auch eine gemeinsame Forderung der Gewerkschaften. <strong>Die</strong><br />

gleichnamige DGB-Broschüre beschreibt Anforderungen an die Schule der Zukunft und Beispiele<br />

für eine gelungene Umsetzung bereits in der Gegenwart.<br />

Eine gute Schule für alle: Konkret bedeutet das Fördern statt Aussortieren, Inklusion statt<br />

Selektion, Berufsvorbereitung nachhaltig gestalten. Doch das sind nur einige Aspekte, die<br />

eine gute Schule für alle enthalten sollte. Was eine gute Schule für alle erfüllen muss und wo<br />

solche Schulen bereits gelingen, wird in der Broschüre klar herausgearbeitet.<br />

<strong>Die</strong> Broschüre ist das Produkt der Zusammenarbeit des DGB und der Einzelgewerkschaften.<br />

Sie steht im Infokasten zum <strong>Download</strong> zur Verfügung. In gedruckter Form ist die Broschüre<br />

über die meisten GEW-Landesverbände erhältlich. Sie kann aber auch über den DGB-<br />

Bestellservice bezogen werden.<br />

Inklusion: Leitlinien für die Bildungspolitik<br />

Inklusion: Leitlinien für die Bildungspolitik. Deutsche Ausgabe der Policy Guidelines on Inclusion<br />

in Education. Bonn: Deutsche UNESCO-Kommission, 2009. 36 Seiten<br />

ISBN 978-3-940785-12-1<br />

"Bildung für alle" ist das größte und wichtigste Programm der UNESCO im Bildungssektor.<br />

Damit setzt sich die Weltgemeinschaft ein wichtiges Ziel: Alle Menschen weltweit sollen Zugang<br />

zu qualitativ hochwertiger Bildung erhalten. Jeder muss in die Lage versetzt werden,<br />

seine Potenziale entfalten zu können. <strong>Die</strong>ser Anspruch ist universal und gilt unabhängig von<br />

Geschlecht, sozialen und ökonomischen Voraussetzungen oder besonderen Lernbedürfnissen<br />

eines Menschen.<br />

Internationale Bestätigung erfuhr dieses Konzept der Inklusion auf der UNESCO-<br />

Weltkonferenz der Bildungsminister im November 2008 in Genf: <strong>Die</strong> Teilnehmer aus mehr <strong>als</strong><br />

150 Ländern, darunter über 60 Bildungsminister aus aller Welt, fordern in der Abschlusserklärung<br />

inklusive Bildungssysteme, in denen Vielfalt <strong>als</strong> Ressource genutzt wird. <strong>Die</strong> deutsche<br />

Fassung der UNESCO-Publikation "Inklusion: Leitlinien für die Bildungspolitik" macht die Erkenntnisse<br />

der internationalen Beratungen über inklusive Bildung in Deutschland zugänglich<br />

und bietet einen Überblick über das Konzept der Inklusion sowie die relevanten völkerrechtlichen<br />

Instrumente.<br />

69


Ein Recht auf Schule für "Kinder ohne Papiere"<br />

Der Schulbesuch von Kindern und Jugendlichen ohne Aufenthaltsgenehmigung und ohne<br />

Ausweispapiere soll besser geschützt werden. Dazu fordert das Deutsche Institut für Menschenrechte<br />

(DIM) die Innenminister der Länder im Vorfeld der Innenministerkonferenz auf.<br />

Im Zentrum des Menschenrechtsinstituts steht der Appell, den Zugang zum Schulbesuch für<br />

Kinder ohne Papiere in rechtlicher und tatsächlicher Hinsicht zu gewährleisten. Derzeit besteht<br />

ein wesentliches Hindernis zum Schulbesuch für diese Kinder in einer Regelung des<br />

Aufenthaltsge - wozu<br />

auch Schulen zählen - die Ausländerbehörden unter bestimmten Umständen zu unterrichten,<br />

wenn sie Kenntnis von Menschen ohne Aufenthaltsstatus erlangen.<br />

<strong>Die</strong>se unsichere Situation trüge dazu bei, dass Eltern ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken,<br />

um möglichst nicht von den Ausländerbehörden bemerkt zu werden. Denn sie fürchten, dass<br />

die jeweilige Schulleitung den unrechtmäßigen Aufenthalt bei der zuständigen Ausländerbehörde<br />

meldet und sie dann abgeschoben werden.<br />

In seinen Umsetzungsempfehlungen (Policy Paper No. 14) beruft sich das DIM auf das Menschenrecht<br />

auf Bildung. Dazu zähle insbesondere das Recht auf Schulzugang für alle Kinder<br />

und Personen im Schulalter, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus.<br />

Ein weiterer Hinderungsgrund auf diesem Wege seien so genannte Schülerregister, die es<br />

teilweise in den Ländern schon gäbe oder eingeführt werden sollen. Sie konterkarierten das<br />

Menschenrecht auf Bildung für diese Kinder, wenn nicht sichergestellt werde, dass solche<br />

Register nicht zur Abschiebung von Familien genutzt werden können.<br />

Auch die Mittelzuweisungen, die auf den faktischen Schülerzahlen basieren, dürfen Schulen<br />

nicht in Bedrängnis bringen. Dazu sei es notwendig, dass auch Schülerinnen und Schüler ohne<br />

Papiere berücksichtigt werden. Nach Auffassung des Menschenrechtsinstituts sollte es<br />

ausreichen, wenn die Schule bei der zuständigen Behörde die Schülerzahlen melde. Daten<br />

über den Aufenthaltsstatus der Schülerinnen und Schüler gehörten nicht dazu.<br />

// Policy Paper No. 14: Das Recht auf Bildung für Kinder ohne Papiere - Empfehlungen zur<br />

Umsetzung<br />

www.gew.de 10.12.2009<br />

70


Veranstaltungen/Termine<br />

________________________________________________________________<br />

Schule und Erziehungswissenschaften<br />

Veranstaltungen des Berlin-<br />

1. Halbjahr 2010.<br />

Veranstaltungsort: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz- Mehring Platz 1, 10243 Berlin<br />

Zeit: 16.00 bis !8.00 Uhr<br />

27.1.<br />

Astronomieunterricht und seine Bedeutung für naturwissenschaftliche<br />

Allgemeinbildungskonzepte<br />

Mit: Dr. Peter Freudenberger (Potsdam)<br />

24.2.<br />

Abschied vom muttersprachlichen Prinzip? Oder was soll Deutschunterricht im Ensemble der<br />

Fächer leisten?<br />

Mit: Dr. Marina Kreisel (Zeesen)<br />

31.3.<br />

Braucht linke Bildungspolitik Traditionen und wenn ja, welche?<br />

Mit: Prof. Dr. Christa Uhlig (Berlin)<br />

28.4.<br />

Das KITA- Konzept der offenen Gruppenarbeit aus entwicklungspsychologischer Sicht<br />

Mit: Detlev Häuser (Woltersdorf)<br />

26.5.<br />

Lebenslanges Lernen zwischen Qualifikationsbedarf und recht auf Weiterbildung Entwicklungen,<br />

Zustände und Forderungen zur Veränderung<br />

Mit: Andreas Klepp (Braunschweig)<br />

30.6.<br />

Humanistische und demokratische Bildungsvisionen versus neoliberaler Pädagogischer Verordnungsbilder<br />

in der modernen Zwei-Klassen-Gesellschaft heute.<br />

Mit: Prof. Dr. Hans Georg Hofmann (Klausdorf)<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr. Werner Lemm Heidekampweg 88<br />

12437 Berlin, Tel.: 030/ 5325276<br />

Prof. Dr. Horst Weiß Lindenpromenade 32<br />

15344 Strausberg, Tel.: 03341 422087<br />

71


In eigener Sache<br />

________________________________________________________________<br />

DIE LINKE. BUNDESARBEITSGEMEINSCHAFT BILDUNGSPOLITIK<br />

Wer wir sind und wie man bei uns mitarbeiten kann<br />

Wer wir sind<br />

<strong>Die</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik ist eine Arbeitsgemeinschaft der neuen Partei:<br />

<strong>Die</strong> <strong>Linke</strong>.<br />

Sie ist eine Gruppe von Mitgliedern und Sympathisanten, die sich mit bildungspolitischen<br />

Problemen befasst, aktuelle bildungspolitische Probleme analysiert, Erfahrungen in bildungspolitischen<br />

Auseinandersetzungen wertet und Vorschläge erarbeitet, in welcher Weise die<br />

Partei <strong>Die</strong> <strong>Linke</strong>. Einfluss auf notwendige Veränderungen im Bildungssystem nehmen kann.<br />

Viele ihrer Mitglieder kennen <strong>als</strong> Kindergärtnerinnen und Kindergärtner, Lehrerinnen und Lehrer,<br />

Erzieherinnen und Erzieher, Eltern- und SchülerInnenvertreter, in der Berufsbildung oder<br />

im Hochschulwesen <strong>als</strong> Lehrende und Studierende wie in der Wissenschaft Tätige, die aktuellen<br />

bildungspolitischen Probleme aus ihrer täglichen Erfahrung. Es gibt eine enge Zusammenarbeit<br />

mit Abgeordneten der Fraktionen <strong>Die</strong> <strong>Linke</strong>. im Bundestag und in den Landtagen, zwischen<br />

den verschiedenen Arbeitsgemeinschaften auf Bundesebene, mit den Gewerkschaften<br />

sowie mit Verbänden und Bewegungen, die Einfluss auf bildungspolitische Fragen nehmen.<br />

In den Bundesländern gibt es bei den Landesvorständen ebenfalls Landesarbeitsgemeinschaften<br />

Bildungspolitik, die mit der Bundesarbeitsgemeinschaft ein Netzwerk bilden und ihre Erfahrungen<br />

austauschen. Wir arbeiten auf internationaler Ebene im bildungspolitischen Netzwerk<br />

der Europäischen Linkspartei mit.<br />

Kurz: Wir sind eine Gruppe von Engagierten, die täglich sowohl mit dem Bildungswesen wie<br />

mit der Politik Kontakt hat. Wir halten das Bildungswesen in der Bundesrepublik für gründlich<br />

veränderungsbedürftig und wollen dazu eine Menge beitragen.<br />

Was wir wollen<br />

Grundlage unserer Tätigkeit sind die programmatischen Beschlüsse der Partei.<br />

Es ist unser Ziel, das Menschenrecht auf Bildung für alle auch in der Bundesrepublik zu verwirklichen.<br />

Wir fordern gleiche Bildungsmöglichkeiten für alle Kinder und Jugendlichen.<br />

Wir wollen, dass endlich Schluss gemacht wird, mit der extrem hohen Abhängigkeit der Bildungsmöglichkeiten<br />

und des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft.<br />

Eine grundlegende, sozial gerechte, demokratische Bildungsreform ist in diesem Lande notwendig.<br />

Wir treten für ein längeres gemeinsames lernen in einer Gemeinschaftsschule ein, <strong>als</strong> Alternative<br />

zum Bestehenden.<br />

Dazu arbeiten wir mit allen Reformwilligen zusammen und wirken in verschiedenen gemeinsamen<br />

Aktivitäten verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Initiativen auf diese Ziele<br />

hin.<br />

72


Das heißt für unsere konkrete Arbeit:<br />

Analyse der bildungspolitischen Entwicklungen,<br />

Diskussion bildungspolitischer Probleme,<br />

Ausarbeitung von bildungspolitischen Alternativen,<br />

Mitarbeit an Beschlüssen der Partei, Partei- und Wahlprogrammen,<br />

Einflussnahme auf programmatische wie aktuelle Debatten,<br />

Beteiligung an Demonstrationen und Protestveranstaltungen im Lande und auf internationaler<br />

Ebene.<br />

Wir veranstalten etwa viermal im Jahr eine bundesweite öffentliche Beratung - das Bildungsplenum<br />

- auf dem bildungspolitische Themen diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht werden.<br />

Rund alle zwei Jahre findet unsere Bildungspolitische Konferenz in einem größeren Rahmen<br />

statt.<br />

Wir unterstützen die Landesarbeitsgemeinschaften Bildungspolitik und weitere kommunale<br />

und regionale Gruppen.<br />

Unsere regelmäßige Publikation mit dem Titel „ Zukunftswerkstatt linke Bildungspolitik“ erscheint<br />

mindestens vierteljährlich.<br />

In regelmäßigen Abständen informieren wir über unserer aktuelle Arbeit und bildungspolitische<br />

Entwicklungen im Internet und in einem Newsletter linke Bildungspolitik.<br />

Wie man bei uns mitarbeiten kann<br />

Wir freuen uns über alle, die in unseren bundesweiten Zusammenschluss von an linker Bildungspolitik<br />

Interessierten mitarbeiten wollen. (siehe Teilnahmeerklärung)<br />

Jede kritische und konstruktive Meinung und Mitarbeit ist gefragt.<br />

Dazu kann man:<br />

An unseren Beratungen sowohl auf Bundes- <strong>als</strong> auf Landesebene teilnehmen; sich in Fragen<br />

der Vorschulerziehung, der Schulpolitik, der Berufsbildungspolitik oder der Hochschulpolitik<br />

wie der Weiterbildung einbringen; in einer der regionalen Gruppen mitarbeiten oder mit ihnen<br />

zusammenarbeiten; unsere Publikationsorgane abonnieren oder daran mitarbeiten, insbesondere<br />

<strong>als</strong> Autor von Beiträgen; bei verschiedenen Projekten und bildungspolitischen Kampagnen<br />

mitmachen; unsere Arbeit finanziell durch einmalige oder regelmäßige Spenden unterstützen.<br />

Kontakte über:<br />

AG Bildungspolitik Tel.: 030/ 24 009 615<br />

Maritta Böttcher Fax: 030/ 24 009 645<br />

Kleine Alexanderstr.28 Mail: maritta.boettcher@die-linke.de<br />

10178 Berlin<br />

73


DIE LINKE. BUNDESARBEITSGEMEINSCHAFT BIL-<br />

DUNGSPOLITIK<br />

Erklärung<br />

O Hiermit erkläre ich, dass ich in der<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik mitwirken<br />

will.<br />

O Ich möchte in den Verteiler aufgenommen werden<br />

Name:-----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Vorname:-------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Straße:-----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Ort:----------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

PLZ:---------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Tel.:---------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Fax:---------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

E-Mail:-----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Landesverband:----------------------------------------------------------------------------------------<br />

Gebiete der Mitarbeit:--------------------------------------------------------------------------------<br />

Datum: Unterschrift:<br />

An: Maritta Böttcher, Parteivorstand DIE LINKE. Kleine Alexanderstr. 28. 10178 Berlin,<br />

Tel.: 030/24009615, Fax: 030/24009645, Mail: maritta.boettcher@die-linke.de<br />

74


ZLB ZUKUNFTSWERKSTATT LINKE BILDUNGSPOLITIK<br />

Jahresübersicht 2009<br />

Thema:<br />

Deutschland bleibt bildungspolitisch ein Entwicklungsland 1/2009<br />

Lothar Bisky<br />

Der Bildungsgipfel war ein Flop<br />

Gregor Gysi, Nele Hirsch<br />

Merkels Bildungsgipfel auf der ganzen Linie gescheitert-<br />

Bildungspolitische Kernpunkte für den Wahlkampf 2009<br />

Nele Hirsch<br />

Grundproblem nicht gelöst<br />

Rosemarie Hein zur PISA-Länderstudie E<br />

Bildung und Gerechtigkeit<br />

Hans-Georg Hofmann<br />

Europaparteitag in Essen 28.Februar/ 1.März 2009 2/2009<br />

Chancen für junge Menschen eröffnen: Für kreativen Protest<br />

gegen Bildungsmisere und gegen Ausbildungsplatzmangel<br />

Beschluss Parteivorstand DIE LINKE vom 19.1.2009<br />

Zum 60.Jahrestag der Menschenrechtsdeklaration<br />

LV Hamburg<br />

Mit Lothar Bisky nach Brüssel 3/2009<br />

Gerd Sielski<br />

Eine bessere Bildung für ein anderes Europa ist nötig-<br />

wachsende Bewegung in europäischen Ländern<br />

Horst Bethge<br />

Manifest zur Europawahl<br />

EL Education Working Group<br />

Inklusion oder Exklusion durch Bildung?<br />

Anspruch und Wirklichkeit eines Menschenrechts<br />

Mona Motakef<br />

UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen<br />

(2006Zeichnung -2008Ratifizierung in Deutschland)<br />

GEW: Inklusive Bildung- Jetzt<br />

Offener Brief an alle Kultusminister und Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer,<br />

an die Bundeskanzlerin und die Bundesministerin für Bildung<br />

Appell baden-württembergischer Bildungsinitiativen anlässlich des<br />

8. deutschen Schulamoklaufs<br />

60 Jahre Grundgesetz 4/2009<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik tagte – ein Bericht<br />

red<br />

Zur Lage in der BAG-Bildungspolitik<br />

Gerd Sielski<br />

75


Eine Schule für alle – Wege zur Gemeinschaftsschule<br />

Präsentation von Matthias von Salvern<br />

Demokratische Bildungsreform Bildung für alle von Anfang an 5/2009<br />

Aus dem Bundestagswahlprogramm der Partei DIE LINKE<br />

Beschluss des Bundestags-Wahlparteitages am 20./21.Juni 2009 in Berlin<br />

Den Bildungsstreik ernst nehmen! DIE LINKE kämpft weiter für eine grundlegende<br />

Bildungsreform.<br />

Resolution des Bundestags-Wahlparteitages 2009 der DIE LINKE<br />

Geld für Bildung statt für Banken<br />

Sahra Wagenknecht<br />

Forsa-Umfrage. Situation im Bildungssystem kann für Eltern wahlentscheidend sein<br />

Gerhard Sielski<br />

Gratulation 6/2009<br />

Aufruf: Jetzt erst recht: mehr Geld für Bildung!<br />

Analphabetismus noch immer ein Tabu-Thema in Deutschland<br />

Zum Tag der Alphabetisierung<br />

Gerhard Sielski<br />

Endstation Sonderschule<br />

Anett Mängel<br />

Manfred Auerswald<br />

Fragen zum inklusiven Schulsystem<br />

Brigitte Schumann<br />

GEW Fachgruppe zu Inklusion<br />

FG Schulaufsicht und Schulverwaltung<br />

Bundesländer machen zu wenig Fortschritte bei inklusiver Bildung<br />

SoVD<br />

Inklusive Bildung für mehr Chancengleichheit<br />

Rosi Hein<br />

Bildungsgewerkschaft zur Verleihung des Jacob-Muths-Preises<br />

GEW<br />

Kommunique über eine Beratung der Bundesarbeitsgemeinschaft 7/2009<br />

Bildungspolitik in Göttingen<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik tagte<br />

Manfred Auerswald/ Gerhard Sielski<br />

Neuorientierung in der Bildungspolitik jetzt einleiten für ein inklusives Bildungssystem<br />

Erklärung der BAG Bildungspolitik<br />

Für eine radikale Kehrtwende in der Bildungspolitik- Druck machen!<br />

Horst Bethge<br />

UN-Konvention: Regierung in der Pflicht<br />

Pm<br />

Öffentlichkeit sensibilisieren und internationales Recht durchsetzen<br />

Pm<br />

Gemeinsames Leben braucht gemeinsames Lernen in der Schule<br />

Lebenshilfe e.V.<br />

76


Wie die KMK das Förderschulsystem retten will<br />

Elternwahlrecht - der Notnagel für den Erhalt des Förderschulsystems<br />

Brigitte Schumann<br />

<strong>Die</strong> Kritik der Wissensbewertung wird bei der Diskussion um die Inklusion vergessen<br />

Uwe Findeisen<br />

Curriculare Fabel<br />

Hans Wocken<br />

Aus den Bundesländern<br />

Sprecherberatung der Landesarbeitsgemeinschaften Bildungspolitik 1/2009<br />

am 15.11.2008 in Hannover<br />

red<br />

Thesen zur Auswertung d<br />

Karin<br />

9. Ombudsbericht 2007/2008 Hamburg<br />

Der Reporter und die Kinder<br />

Horst Bethge<br />

Hessenwahl - Auftakt und Folgerungen 2/2009<br />

Horst Bethge<br />

Hessen hat gewählt<br />

Inge Sturm<br />

Bremer Konsens zur Schulentwicklung<br />

Christoph Spehr<br />

Offener Brief an die Senatorin für Bildung und Wissenschaft und den<br />

Dezernenten für Schule und Kultur der Stadt Bremerhaven<br />

AG Bremerhavener Gesamtschulleitungen in der GGG Landesverband Bremen<br />

GGG Gemeinnützige Gesellschaft für Gesamtschulen-Verband für Schulen<br />

des gemeinsamen Lernens<br />

Unsere Grundforderung lautet: Längeres, gemeinsames lernen<br />

Annette Rudolf im Gespräch mit Michaele Sojka<br />

Alternatives Schulgesetz für Thüringen (2.Entwurf)<br />

Was ist anders <strong>als</strong> im 1.Entwurf?<br />

Fraktion DIE LINKE im Landtag Thüringen<br />

Zwischenbilanz der Errichtung neuer Gesamtschulen in Niedersachsen<br />

Eberhard Brandt<br />

Das Beste draus machen Soziale Selektion minimieren, Zementieren<br />

des Bildungsprivilegs zurückdrängen, Lern- und Arbeitsbedingungen verbessern<br />

Henning Feige<br />

Beschluss der LAG Bildung Hamburg zur Schulentwicklung<br />

(Klausurtagung am 30.1.2009 in Heideruh)<br />

Schulpolitische Konferenz der Fraktion DIE LINKE und der 3/2009<br />

Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-<br />

Peter Joseph<br />

77


Schul-Visionen: Welches schulpolitische Konzept verfolgt DIE LINKE<br />

in Sachsen-Anhalt?<br />

Jutta Fiedler<br />

Schul-Plan: Unter welcher finanziellen und personellen Situation werden<br />

wir in Zukunft eine gute Schule in Sachsen-Anhalt gestalten können?<br />

Matthias Höhn<br />

Grundprobleme der Bildungsfinanzierung in Deutschland<br />

Plädoyer für einen nationalen Bildungspakt<br />

Bodo Ramelow<br />

Eine gute Schule für Berlin<br />

DIE LINKE 2.Landesparteitag , 2,Tagung<br />

Streiklisten im Auftrag des Kultusministeriums?<br />

Michaele Sojka<br />

Lässt PISA wirklich grüßen? 4/2009<br />

Manfred Auerswald<br />

Zur schulpolitischen Situation in Schleswig-Holstein Mai 2009<br />

Heiko Winckel-Rienhoff<br />

Bildung mit dem Blick auf Europa<br />

Gerrit Große<br />

250 000 demonstrieren für ein emanzipatorisches Bildungssystem 5/2009<br />

Pm/red<br />

13.000 beim Bildungsstreik in Hamburg<br />

Horst Bethge<br />

Bildungsstreik in Hessen<br />

Inge Sturm<br />

Schluss mit Heuern und Feuern!<br />

Landesvorstand und LAG Bildung DIE LINKE. Hessen<br />

Horst Bethge<br />

Schule muss man sich leisten können<br />

Große Anfrage Fraktion DIE LINKE im Niedersächsischen Landtag<br />

Umsetzung in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Andreas Bluhm<br />

Heile CDU-Schulwelt- Zum Schuljahresanfang 6/2009<br />

Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag<br />

DIE LINKE fordert: Schulmilch und Schulobst für alle Kinder<br />

Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag<br />

Streik die richtige Antwort<br />

LAG Bildungspolitik Hamburg<br />

Erster Hamburger Bildungsbericht veröffentlicht<br />

Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB)<br />

Hessische Landesregierung ist blind für Erfordernisse der<br />

Lehrerinnen und Lehrer<br />

Barbara Cardenas, Hermann Schaus<br />

78


DIE LINKE: Land muss Fördermittel für Ganztagsschulen abrufen<br />

Christa Reichwald<br />

Bildungssystem: Bund und Länder müssen gemeinsam handeln<br />

Rosi Hein<br />

<strong>Die</strong> Bundeswehr-<br />

Flyer, Kreisverband Frankfurt am Main<br />

Schwarze Listen im Kultusministerium: 7/2009<br />

Ministerin Dorothea Henzler (FDP) muss im Landtagsausschuss<br />

Stellung nehmen.<br />

Pm<br />

Obst statt EBS Schluss mit der sozialen Auslese in der Bildungspolitik<br />

Barbara Cardenas<br />

Bildungspolitisch nahe beieinander LINKE und GEW in Rheinland - Pfalz<br />

Bernd Wittig<br />

GEW Berlin zum Schulstrukturgesetz<br />

Pm<br />

Springer und das große Geld in die Schranken weisen<br />

10 Thesen zum Volksbegehren und seine Folgen<br />

Horst Bethge<br />

Diskussion<br />

Wir brauchen die Debatte zur Reform der Lehrerbildung 1/2009<br />

Günter Wilms<br />

Positionen zur Lehrerbildung<br />

Dörte Putensen, Martin Neumann, Günter Wilms,<br />

Leitlinien linker Ausbildungspolitik (Entwurf)<br />

2/2009<br />

DIE LINKE. Berufsbildungspolitische SprecherInnen der Landtage<br />

Susanne Hennig u.a.<br />

Vorstellungen von einem Konzept schulischer Allgemeinbildung 2/2009<br />

unter heutigen Bedingungen<br />

Hans-Joachim Hausten<br />

Bemerkungen zu historischen und theoretischen Grundlagen humanistischer Gemeinschaftserziehung<br />

im Interesse ihrer weiteren Nutzung<br />

Werner Naumann<br />

Erfahrungen aus 40Jahren Einheitsschule in der DDR 3/2009<br />

Impulse für die Entwicklung der Gemeinschaftsschule<br />

Günter Wilms<br />

Gesamtschule oder Gemeinschaftsschule?<br />

Zur Perspektive zweier Reformmodelle nach PISA 2006<br />

Valentin Merkelbach<br />

Selbst verantwortete Schule selbst verwalteter Mangel<br />

Ulrik Ludwig<br />

79


<strong>Die</strong> gesellschaftliche Verantwortung der Wissenschaft 4/2009<br />

Klaus Ahlheim<br />

Krake Bertelsmann überall<br />

Horst Bethge<br />

Vernor Munoz: Bildung ist ein Recht und keine Ware 5/2009<br />

Für eine Bildung gleich hoher Qualität für alle<br />

Übersetzt von Ulf Riebau<br />

und Jugendlichen eine UNO-Konvention, die Folgen haben wird<br />

Valentin Merkelbach<br />

Mitgliederbrief des Parteivorstandes vom Oktober 2009 6/2009<br />

www.die-linke de.<br />

Wieso? Weshalb? Warum? Macht die Schule dumm?<br />

Über Unwissenheit und Dummheit <strong>als</strong> Produkt hiesiger Schulerziehung<br />

Freerk Huisken<br />

Zur verheerenden Rolle des Gymnasiums im deutschen Schulwesen<br />

Rolf Jüngermann<br />

Astronomie in zwei Welten<br />

Himmelskunde in der Schule Erfahrungen vor und nach der Wende in Deutschland<br />

<strong>Die</strong>ter B.Herrmann<br />

bildungspolitische Bananenrepublik<br />

Jens Wernicke<br />

Überlegungen und Vorschläge zur Jugendpolitik der Partei<br />

Günter Wilms<br />

Ein Streiflicht zur historisch- politischen Bildung<br />

Johannes Schillo<br />

Offener Brief an die Bundes- und Landesregierungen<br />

Warum die Astronomie in drei Bundesländern Pflichtfach ist und<br />

Warum sie es bundesweit noch werden sollte<br />

Aus dem Bundestag<br />

80<br />

7/2009<br />

Bildung für alle heißt Gebührenfreiheit von der Kita bis zur Weiterbildung 1/2009<br />

Rede im Deutschen Bundestag<br />

Nele Hirsch<br />

Bildungspolitik im Hinterzimmer<br />

Nele Hirsch<br />

Nationaler Qualifikationsrahmen Auswirkungen für das Land Brandenburg<br />

Kleine Anfrage an den Landtag des Landes Brandenburg<br />

Kerstin Bednarsky


Förderflickwerk der Bundesregierung in der Weiterbildung 2/2009<br />

Volker Schneider<br />

Rede zur politischen Bildung<br />

Volker Schneider<br />

Kinderarmut per Gesetz ist verfassungswidrig<br />

Diana Golze<br />

Schavan schreibt bei der <strong>Linke</strong>n ab 3/2009<br />

Nele Hirsch<br />

Mehr Privat <strong>als</strong> Staat- FDP-Bildungspolitik auf dem Holzweg<br />

Bernd Schneider<br />

Im Ausland erworbene Bildungs- und Berufsabschlüsse anerkennen<br />

Sevim Dagdelen<br />

Aus dem Bundestag 4/2009<br />

Sonja Staack<br />

Schuldenbremse für die Länder ist eine f<strong>als</strong>che Weichenstellung<br />

Gemeinsame Erklärung von Vertretern der LINKEN<br />

Bildung <strong>als</strong> gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />

Volker Schneider<br />

Information über Ausbildungsmarkt und Berufsbildungsbericht<br />

Sonja Staack<br />

Strukturreform beim BAföG vorbereiten Hochschulen sozial öffnen 5/2009<br />

Rede im Bundestag von Nele Hirsch, bildungspolitische Sprecherin<br />

der Fraktion DIE LINKE<br />

Nichts <strong>als</strong> Stückwerk<br />

Volker Schneider<br />

Arbeitgeber gefährden Zukunft hunderttausender Jugendlicher<br />

Nele Hirsch, Pm<br />

Kleine Anfrage zur Ausbildungssituation in der Wirtschaftskrise<br />

Sonja Staack<br />

Chancengleichheit in der Bildung 6/2009<br />

Fraktion DIE LINKE im Bundestag<br />

Schulobstprogramm in Sack und Tüten<br />

Red<br />

Statistische Tricks statt Bildungsrepublik 7/2009<br />

Petra Sitte<br />

Linksfraktionen in Bund und Ländern unterstützen bundesweiten Bildungsstreik<br />

Nicole Gohlke<br />

News von Sonja Staack<br />

81


Aus dem Ausland<br />

Gemeinsame bildungs- und jugendpolitische Aktionen der 4/2009<br />

Sozialdemokraten, <strong>Linke</strong>n und Grünen Schwedens und ihrer<br />

Jugendverbände gegen die Krisenfolgen und die Rechtsregierung<br />

Übersetzung: Werner Kienitz<br />

EU warnt vor Lehrermangel 5/2009<br />

Bildungsklick<br />

Aus dem Aktionsprogramm 2005 - 2009 der Sozialistischen <strong>Linke</strong>n Norwegens (SV)<br />

Übersetzt von Werner Kienitz<br />

Information/Rezension<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse des Bildungsgipfels 1/2009<br />

Marian Krüger<br />

Gewerkschaftliche Anforderungen an den Bildungsgipfel<br />

DGB-Bundesvorstand<br />

Pm<br />

Schulstreik: Bildungsblockaden einreißen!<br />

Bildungsgewerkschaft zur PISA--E Studie/Bundesländervergleich<br />

<strong>Die</strong> GGG öffnet sich<br />

GGG Grundsatzposition<br />

Beschluss November 2008<br />

<strong>Die</strong> finnische Schulphilosophie<br />

Flyer GEW<br />

Ulf Preuss- Lausitz (Hsg.)<br />

Gemeinschaftsschule Ausweg aus der Schulkrise?<br />

Konzepte, Erfahrungen, Problemlösungen<br />

Werner Naumann<br />

Sozialpädagogik. Umriss einer erziehungswissenschaftlichen Disziplin<br />

und Prinzipien ihrer praktischen Anwendung<br />

Notstand: Weiterbildung in Deutschland 2/2009<br />

GEW/ PM<br />

G<br />

Günter Wilms: Hohe Bildung für alle. Überlegungen zur Bildung in Deutschland<br />

Kindergrundsicherung und Chancengleichheit in der Bildung 3/2009<br />

Rosemarie Hein<br />

GEW: „<strong>Die</strong> Richtung stimmt – Ausgaben für Infrastruktur jetzt<br />

um ‚Investitionspaket Bildung’ ergänzen“<br />

Gemeinsame Pressemitteilung: BER – DPhV – Didacta Verband – GEW – VBE –<br />

VdS Bildungsmedien. Appell an Bund und Länder: Auch in Bildungsqualität investieren.<br />

82


Neuerscheinungen:<br />

Was war unsere Schule wert?<br />

Volksbildung in der DDR.<br />

Verlag Das Neue Berlin, 2009<br />

Eine Schule für alle. Schulpolitisches Konzept zum Schulreformgesetzentwurf<br />

der Fraktion DIE LINKE. im Landtag Sachsen-Anhalt,<br />

Hrsg.: DIE LINKE. Fraktion im Landtag Sachsen-Anhalt , Magdeburg 2009<br />

Karl-Heinz Braun: Wenn Bildung nicht ankommt: Schulversagen. Analysen und Alternativen<br />

Hrsg.: Fraktion im Landtag Sachsen-Anhalt, Magdeburg 2009<br />

Gewerkschaftstag beendet 4/2009<br />

Recht auf Bildung – Leitschnur bildungspolitischen Handelns<br />

Beschluss des GEW-Gewerkschaftstages<br />

www.gew.de<br />

GEW und die Bertelsmann -Stiftung<br />

Beschluss des Gewerkschaftstages der GEW<br />

www.gew.de<br />

Erste Schritte auf dem Weg zum inklusiven Schulsystem<br />

www.gew.de<br />

Bildungsgewerkschaft zum Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen<br />

Pm www.gew.de<br />

Wolfgang Eichler: Was war unsere Schule wert? Volksbildung in der DDR. Hrsg. Uwe Markus.<br />

Berlin: Das Neue Berlin, 2009. 256 S. ISBN 978-3-360-01965-3.-14.90€<br />

EU warnt vor Lehrermangel 5/2009<br />

Bildungsklick<br />

Aus dem Aktionsprogramm 2005 - 2009 der Sozialistischen <strong>Linke</strong>n Norwegens (SV)<br />

Übersetzt von Werner Kienitz<br />

Zur Programmdiskussion in der LINKEN 6/2009<br />

Horst Bethge<br />

Betreff: Aktionsbündnis gegen Studiengebühren<br />

Pressemitteilung<br />

Ver.di - Tagung: Zukunft der Bildung<br />

Gerhard Sielski<br />

70 Prozent der Abiturienten an Gesamtschulen in NRW 2009<br />

haben auch ohne Grundschulempfehlung das Abitur geschafft<br />

Rolf Jüngermann<br />

Mitglieder der Bildungsinternationale zum Weltlehrertag 2009<br />

www.gew.de<br />

Sozialer Dialog Bildung in Europa gegründet<br />

www.gew.de<br />

Defizite in allen Bildungsbereichen<br />

Rosi Hein<br />

OECD kritisiert hohe Armutsquote für Kinder in Deutschland<br />

AFP<br />

Große Worte Kleine Taten<br />

Ali Al Dailami<br />

83


Jugendliche ohne Berufsabschluss<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

Pm Bertelsmann-Stiftung<br />

Schu -Check-<br />

Horst Bethge<br />

Ohne Kommentar<br />

Klaus Ahlheim: Erneuern und Aufklären<br />

Interventionen zur historisch-politischen Bildung<br />

Alles Stasi, außer Mutti<br />

Reinhard Lakomy<br />

DGB: Mehr Geld für Bildung statt Steuersenkung<br />

GEW: „<strong>Die</strong> Qualität von Bildung zu verbessern, geht anders –<br />

Finanzminister disqualifizieren sich durch absurde Rechentricks selbst“<br />

strategische Ziel<br />

Erwartungen der Bildungsgewerkschaft an künftige Bundesregierung-<br />

Mehr Geld für Bildung<br />

GEW: Erhöhung der Kinderfreibeträge nicht das richtige bildungspolitische Signal<br />

GEW: 1 GOAL Bildung für alle<br />

Dreigliedriges Schulsystem wird weiter unter Druck geraten<br />

Online-Magazin AUSWEGE<br />

DGB Broschüre: Eine gute Schule<br />

Klartexte<br />

Beiträge zur Geschichtsdebatte<br />

Perspektive Menschenbildung<br />

Argumente und Anregungen für eine demokratische Bildungsreform<br />

Alternatives Unterrichtsmaterial: Finanzkrise<br />

ZLB Sonderheft 1/2009<br />

Thema: Kritisches Bildungsverständnis<br />

Ein anderes Bildungsverständnis ist nötig<br />

Demokratisierung statt Kommerzialisierung von Bildung<br />

Grundlagen einer demokratischen Bildungsreform<br />

Armin Bernhard<br />

Volle Dröhnung Halbbildung<br />

Zur Aktualität von Adornos Bildungstheorie<br />

Johannes Schillo<br />

Zur Notwendigkeit eines kritischen Bildungsbegriffs in Zeiten des Neoliberalismus<br />

Eva Borst<br />

Elemente eines kritischen Begriffs der Bildung<br />

Armin Bernhard<br />

Bildung <strong>als</strong> Aneignung<br />

<strong>Die</strong>ter Kirchhöfer<br />

84<br />

7/2009


<strong>Linke</strong>s Bildungsverständnis<br />

Bildungspolitische Leitlinien, 9.Bildungspolitische Konferenz in Weimar 2005<br />

Naturwissenschaftliche Bildung in einer modernen humanistischen Allgemeinbildung<br />

unter besonderer Berücksichtigung der Astronomie<br />

<strong>Die</strong>ter B. Herrmann<br />

Allgemeinbildung und Naturwissenschaften.<br />

Erfahrungen im Lernen und Lehren<br />

Lothar Kolditz<br />

Aufklärung und Allgemeinbildung<br />

Herbert Hörz<br />

Information/Rezension<br />

Günter Wilms:<br />

Hohe Bildung für alle!<br />

Überlegungen zur Bildung in Deutschland<br />

Verlag Wiljo Heinen, Berlin<br />

Werner Naumann:<br />

Sozialpädagogik. Umriss einer erziehungswissenschaftlichen Disziplin<br />

und Prinzipien ihrer praktischen Anwendung<br />

Logos-Verlag, Berlin<br />

Ulf Preuss-Lausitz (Hsg.)<br />

Gemeinschaftsschule Ausweg aus der Schulkrise?<br />

Konzepte, Erfahrungen, Problemlösungen<br />

Beltz-Verlag<br />

ZLB Sonderheft 2/2009<br />

Thema: Bildung zwischen Reform und Restauration<br />

zur Verdrängung demokratisch - emanzipatorischer Ideen<br />

Zur gesellschaftlichen Begründung der neuen Schule<br />

Robert Alt (1946)<br />

Statesments der grand old lady des deutschen Liberalismus,<br />

Dr. Hildegard Hamm Brücher über die Schule in der DDR<br />

Der kurze Herbst 1989 in der DDR und die beschleunigte Verdrängung<br />

emanzipatorischer Ideen<br />

<strong>Die</strong>ter Kirchhöfer/ Christa Uhlig<br />

Bildungschancen und Schulstrukturen:<br />

<strong>Linke</strong> Argumente im Streit um vertikal gegliederte oder Gesamtschulsysteme<br />

Marianne Berge/ Werner Kienitz<br />

Demontage des Bildungswesens der DDR und Bildungskrise<br />

Notizen eines Zeitungslesers - 10 Jahre Anpassung des Ostens an den Westen<br />

Bertold Günz-Minkler<br />

Jugend Ost nach wie vor ein aktuelles Thema<br />

Günter Wilms<br />

Bildungspolitische Forderungen 2009<br />

Bessere Bildung für alle! Fraktion DIE LINKE im Bundestag<br />

85


Fraktion DIE LINKE will Gemeinschaftsschule<br />

DIE LINKE. Wahlprogramm 2009, Teil Bildung<br />

Informationen/Rezensionen<br />

Im Gedenken an einen großen deutschen Pädagogen Edgar Drefenstedt den Wegbereiter<br />

des erfolgreichen pädagogischen Konzepts einer Schule für alle in der DDR<br />

H.G. Hofmann<br />

<strong>Die</strong> Wahrheit über einen großartigen Versuch im letzten Drittel des 20.Jahrhunderts- eine demokratische<br />

Alternative beim Zugang zu Bildung für alle<br />

Zur Schrift: Zur Schulentwicklung im Südthüringischen Raum in den Jahren 1949 1989.<br />

Hans-Georg Hofmann<br />

Historische und theoretische Reminiszenzen. Hefte zur DDR-Geschichte, 116, Berlin 2009<br />

Hannes Gerd<br />

War Pionier- und FDJ Arbeit wirklich nur politische Indoktrination?<br />

Wie ich die Pionier- und FDJ-Organisationen <strong>als</strong> Schülerin erlebte.<br />

Karin Sydow<br />

Aus abgehängtem Hinterland zu einer Modellregion für ganz Deutschland?<br />

Erika Hundt<br />

Neuerscheinung<br />

Wolfgang Eichler (Hrsg.)<br />

Erziehung <strong>als</strong> Moment der Gesellschaftsentwicklung<br />

Heidemarie Möllers Beitrag zur Theorie und Methodologie einer Allgemeinen Pädagogik der<br />

DDR<br />

86


Bunte Reihe/Sonderhefte<br />

________________________________________________________________<br />

<strong>Die</strong> BAG Bildungspolitik beim Parteivorstand der Partei DIE LINKE gibt in loser Folge Aufsätze<br />

(broschürt) von Wissenschaftlern, Praktikern, Schul- und Bildungspolitikern heraus mit dem<br />

Ziel, die offene Diskussion um linke Bildungsprogrammatik zu unterstützen und zu fördern.<br />

Bisher sind erschienen:<br />

Horst Adam<br />

Jugend und Konflikte - pädagogische Überlegungen zur gewaltlosen Konfliktbewältigung<br />

Horst Adam<br />

Gesellschaftlicher Bruch und Erziehungsverständnis<br />

Hans-Georg Hofmann<br />

Max Horkheimer und die Bildung - Das autonome Subjekt <strong>als</strong> Schöpfer seiner selbst?<br />

(Zum 100. Geburtstag von M. Horkheimer)<br />

Hans-Georg Hofmann<br />

Das Eigene im Fremden und das Fremde im Eigenen<br />

Hans-Georg Hofmann<br />

Zukunftsfähige Entwicklung von Bildung und Wissenschaft<br />

Gerhard Sielski<br />

Deutsches Bildungswesen zwischen Reform, Restauration und Alternativversuchen<br />

Hans-Georg Hofmann<br />

<strong>Die</strong> Ostdeutschen und der Weg zu mehr Demokratie<br />

<strong>Die</strong> Transformation in Ostdeutschland <strong>als</strong> Sonderfall der internationalen Transformation<br />

von historisch gewachsenen Gesellschaften<br />

Karl-Heinz Schimmelmann<br />

Schule und Arbeitswelt - zur Integration von Arbeit, Wirtschaft und Technik<br />

in die Allgemeinbildung<br />

Gerhard Sielski<br />

<strong>Die</strong> schulpolitische Landschaft im heutigen Deutschland und Ansätze<br />

einer linken Bildungspolitik<br />

Eberhard Mannschatz<br />

Gemeinschaftserziehung und Individualerziehung<br />

Wolfgang Altenburger / Ulrike Wend<br />

Erlebnispädagogik - Praxis gestern und heute<br />

Wolfgang Lobeda<br />

Politische Bildung - Historisches und Aktuelles<br />

Hans-Georg Hofmann<br />

Hat die Zukunft eine Zukunft? Bildung für das kommende Jahrhundert<br />

Edgar Drefenstedt<br />

Deutsche Pädagogen in der Zeit des Kalten Krieges<br />

Aus der Geschichte des gesamtdeutschen Schwelmer Kreises<br />

87


Hans-Georg Hofmann<br />

Globales Lernen - ein Beitrag zur Globalisierung des Lebens<br />

Alexander Bolz<br />

Gemeinschaftserziehung im Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

Horst Kühn<br />

Chancengleichheit der Geschlechter und Koedukation<br />

Marianne Berge<br />

Das Bild von einer künftigen Gesamtschule für alle<br />

Eberhard Mannschatz<br />

Jugendhilfe und Heimerziehung in der DDR und über die Rolle im heutigen<br />

sozialpädagogischen Diskurs<br />

Eberhard Mannschatz<br />

A. S. Makarenko<br />

über den Zugang zu seinen pädagogischen Auffassungen<br />

Horst Kühn / Wolfgang Lobeda<br />

Blick auf die Jugend und die politische Bildung<br />

Peter Blankenburg<br />

150 Jahre Manifest der Kommunistischen Partei<br />

Reflexionen zur Bildungs- und Schulpolitik<br />

Bernhard Claußen<br />

Bernhard Claußen<br />

Bildung und Kultur <strong>als</strong> Politikum in der gesellschaftlichen<br />

Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus<br />

Bernhard Claußen<br />

Bildungspolitische Aspekte der Politischen Bildung in Deutschland<br />

AG Bildungspolitik<br />

88<br />

-Diskussion Ansatz einer Bildungsreform in Deutschland?<br />

AG Bildungspolitik<br />

Nationale Bildungsstandards ein Schritt zur Bildungsreform in Deutschland?<br />

Günter Wilms<br />

Das Bildungswesen der DDR Ein Rückblick mit Anregungen für eine Bildungsreform in Deutschland<br />

Lothar Gläser<br />

Das deutsche Bildungswesen im Abseits<br />

Hans-Georg Hofmann<br />

Freie humanistische Allgemeinbildung für alle contra verkaufte Bildung. Das neoliberale Bildungskonzept und<br />

Alternativen zur Erneuerung der Bildung<br />

Wolfgang Lobeda, Gerhard Sielski u.a.<br />

Schule in Europa zwischen PISA und Sparprogrammen Streiflichter Teil I<br />

Wolfgang Lobeda, Gerhard Sielski u.a.<br />

Schule in Europa zwischen PISA und Sparprogrammen Streiflichter Teil II -<br />

Zur Bildungsprogrammatik linker Kräfte in europäischen Ländern


INFORMATION DOKUMENTATION Bildungspolitik 1/2006<br />

Bildungspolitische Aussagen von CDU,CSU,SPD, FDP und Bündnis90/<strong>Die</strong> Grünen<br />

Werner Kienitz<br />

Für eine Schulreform von Skandinavien lernen? Ja, aber sehen, wie es dort anfing.<br />

Beihefte:<br />

Beiheft 1/2008<br />

Dokumente und Beschlüsse. Standpunkte und Forderungen. Bildungspolitische Texte.<br />

Beiheft 2/2008<br />

A.S.Makarenko.<br />

Beiheft 1/2009<br />

Ein anderes Bildungsverständnis ist notwendig. Zur Notwendigkeit eines kritischen Bildungsbegriffs in Zeiten des<br />

Neoliberalismus.<br />

Beiheft 2/2009<br />

60Jahre Bundesrepublik-40 Jahre DDR- 20 Jahre Transformation. Bildung zwischen Reform und Restauration-<br />

Zur Verdrängung demokratisch- emanzipatorischer Ideen.<br />

Erhältlich bei: DIE LINKE.BAG Bildungspolitik<br />

Maritta Böttcher<br />

Kleine Alexanderstraße 28<br />

10178 Berlin<br />

89


Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

90<br />

ZUKUNFTSWERKSTATT<br />

LINKE BILDUNGSPOLITIK<br />

die „Zukunftswerkstatt linke Bildungspolitik“ ist das Mitteilungsheft der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Bildungspolitik der Partei DIE LINKE.<br />

In ihm wird zu bildungspolitischen Themen Stellung genommen. Analysen, Positionen, Entwürfe,<br />

Streitpunkte und Informationen über Aktivitäten der Partei DIE LINKE, ihrer Abgeordneten<br />

in Bund und Ländern geben einen Einblick in bildungspolitische Diskussionen, Positionen und<br />

Forderungen sowie Erfahrungen in der Arbeit der auf bildungspolitischem Gebiet Tätigen,<br />

neuerlich auch in Zusammenarbeit mit anderen linken Gruppen.<br />

Wir wenden uns damit an einen breiten Leserkreis von Bildungsaktivisten, Pädagogen, Wissenschaftlern,<br />

Studenten, Eltern, Schülern und bildungspolitisch Interessierten.<br />

Unsere Leser sind aufgerufen, unser Blatt mit Artikeln, Kritiken und Verbesserungsvorschlägen<br />

mitzugestalten. Es erscheint mindestens 4x im Jahr.<br />

Unsere Bunte Reihe/Beihefte begleiten das Heft mit bildungspolitischen Themen aus der Feder<br />

von Bildungspolitikern und Erziehungswissenschaftlern.<br />

Das Heft wird von einer ehrenamtlichen Redaktion gestaltet, wie auch die Autoren auf ein<br />

Honorar verzichten.<br />

Unsere Anschrift:<br />

Parteivorstand der Partei DIE LINKE<br />

Ansprechpartnerin: Maritta Böttcher<br />

Kleine Alexanderstraße 28, 10178 Berlin<br />

Tel.: 030 / 24009615<br />

E-Mail: maritta.boettcher@die-linke.de<br />

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Ich möchte:<br />

o Ein Probe-Exemplar Ich spende für die<br />

o Alle Ausgaben Zukunftswerkstatt 10 € / 20 €<br />

Zusätzlich Exemplare zur Werbung<br />

Spendenkonto:<br />

Parteivorstand<br />

Name, Vorname: ............................................. der Partei DIE LINKE<br />

Konto - Nr.:4384840000<br />

Straße: BLZ:100 200 00<br />

Berliner Bank AG<br />

PLZ: ...................... Ort: Kennwort: Bildungspolitik

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