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ZLB<br />
ZUKUNFTSWERKSTATT LINKE BILDUNGSPOLITIK<br />
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Bildungspolitik 2010<br />
2010 Jahr der Programmdebatte<br />
Bildungspolitische Alternativen<br />
Thesen für die Programmdebatte<br />
Förderung durch Aussortierung?<br />
Für eine nachhaltige und soziale Wissenschaftspolitik<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik<br />
Berlin 1/2010
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: BAG Bildungspolitik beim Parteivorstand<br />
der Partei DIE LINKE<br />
Kleine Alexanderstraße 28, 10178 Berlin<br />
V.i.S.d.P.: Maritta Böttcher, Tel.: 030 / 24009615,<br />
Fax: 030 / 24009645<br />
E-Mail: maritta.boettcher@die-linke.de<br />
Redaktion: Dr. Gerhard Sielski<br />
E-Mail: gerd_sielski@yahoo.de<br />
Bestellungen: Maritta Böttcher, BAG Bildungspolitik, PF 100,<br />
10122 Berlin<br />
Redaktionsschluss: Januar 2010<br />
2
Inhaltsverzeichnis<br />
Seite<br />
Editorial 6<br />
Zum neuen Jahr 2010 8<br />
Sprecherteam der BAG Bildungspolitik<br />
Wir gratulieren Prof. Dr. Horst Kühn zu seinem 80. Geburtstag 8<br />
Sprecherteam der BAG Bildungspolitik<br />
Thema<br />
Bildungspolitik 2010 9<br />
Rosemarie Hein<br />
2010 Jahr der Programmdebatte - auch zur Bildungspolitik 12<br />
Günter Wilms<br />
Bildungspolitische Alternativen der LINKEN 16<br />
Thesen für die Programmdebatte und Dissenspunkte<br />
Birke Bull<br />
Diskussion<br />
Förderung durch Aussortierung? 26<br />
Zur Situation von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarf<br />
im Deutschen Bildungswesen<br />
Marianne Demmer<br />
Sozialdemokratie und Bildung Mannheimer Parteitag 1906 33<br />
Günter Wilms<br />
Aus den Bundesländern<br />
Diskussion in Berlin: DIE LINKE und die Jugend 35<br />
Gerhard Sielski<br />
Das Volk von Hamburg soll entscheiden. 36<br />
Keine weiteren Kompromisse mit dem Rechtsblock!<br />
Kay Beiderwieden<br />
3
Anfrage an den Thüringer Landtag 41<br />
Anträge auf Gemeinschaftsschulen<br />
Michaele Sojka<br />
Aus dem Bundestag<br />
Wie viele Bildungsstreiks müssen noch stattfinden 42<br />
Petra Sitte<br />
Forderungen des Bildungsstreiks sind absolut berechtigt und müssen 46<br />
endlich umgesetzt werden<br />
Rosemarie Hein<br />
DIE LINKE und der Koalitionsvertrag 49<br />
Agnes Alpers<br />
News aus dem Bundestag 52<br />
Sonja Staack<br />
Informationen/Rezension<br />
Korrektur 53<br />
Zur Entwicklung von Qualifikationsrahmen in der EU und in Deutschland 54<br />
Bericht aus dem Arbeitskreis Weiterbildung der BAG Bildungspolitik<br />
Sonja Staack<br />
Für eine nachhaltige und sozial verantwortliche Wissenschaftspolitik 57<br />
Beschluss der BAG Wissenschaftspolitik vom 27.11.2009<br />
Offenbacher Erklärung 61<br />
www.lebenshilfe.de.<br />
Offener Brief: 63<br />
Betreuungsgeld ist ein sozial- und gleichstellungspolitischer Rückschritt<br />
Lehrende stehen bei Protesten europaweit an der Seite der Studierenden und Schüler 65<br />
Bibel statt Darwin?<br />
Offener Brief der Bruno-Giordano-Stiftung an Bundespräsident Köhler 68<br />
Broschüre des DGB: Eine gute Schule für alle 69<br />
4<br />
66<br />
67
Inklusion: Leitlinien für die Bildungspolitik 69<br />
UNESCO Dokument<br />
Veranstaltungen/Termine<br />
Schule und Erziehungswissenschaften 71<br />
Veranstaltungen 1. Halbjahr 2010<br />
In eigener Sache<br />
DIE LINKE. Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik 72<br />
Wer sind wir und wie kann man bei uns mitarbeiten?<br />
Teilnahmeerklärung<br />
Jahresübersicht ZLB 2009 75<br />
Bunte Reihe/Sonderhefte 87<br />
Bestellung 90<br />
70<br />
5
Editorial<br />
Das neue Jahr ist eingeläutet, wir sind schon wieder mitten drin. <strong>Die</strong> Aufgaben dieses Jahres<br />
werden uns wieder alle fordern. Noch alle gute Wünsche für 2010.<br />
Da sind die Landtagswahlen in Nordrhein - Westfalen, ein Parteitag steht gleich danach im<br />
Kalender, ein Programmentwurf soll vorgelegt und diskutiert werden, Bildungspolitik ist und<br />
bleibt ein bedeutsames Thema, die 2.Bildungspolitische Konferenz der LINKEN steht zudem<br />
ins Haus. Und der tägliche Kampf um die Verbesserung der Lage von Kindern und Jugendlichen,<br />
um eine gute Schule, um ein einheitliches Bildungssystem vom Kindergarten bis zur<br />
Hochschule einschließlich der Berufsausbildung geht weiter. <strong>Die</strong> <strong>Linke</strong> setzt sich für eine<br />
Schule für alle Kinder und Jugendlichen, für eine Gemeinschaftsschule ein, die eine inklusive<br />
Schule ist.<br />
Wir wollen die Auseinande n-<br />
vermitteln, wollen helfen, Einsichten zu gewinnen und zu vertiefen, wie wir die bildungspolitische<br />
Auseinandersetzung effektiv gestalten können. Dabei setzen wir auf die Mitarbeit all<br />
jenen Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die etwas zu sagen haben.<br />
Rosi Hein äußert sich zu Schwerpunkten der bildungspolitischen Arbeit im neuen Jahr 2010.<br />
Günter Wilms eröffnet in diesem Heft die inhaltliche Diskussion zu einem neuen Parteiprogramm.<br />
Birke Bull hat ihre Standpunkte zusammengetragen und leitet damit die Debatte ein. Nun ist<br />
das noch nicht der Text des Programmentwurfs. Es sind erste Gedanken, die zu weiterführenden<br />
Gedanken herausfordern. In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Welche Ziele verfolgt<br />
DIE LINKE? Worin besteht, eingeordnet in gesellschaftliche Ziele unsere bildungspolitische<br />
Strategie für die nächsten 15-20 Jahre? Was werden die Hauptfelder bildungspolitischer Auseinandersetzungen<br />
und Ziele sein? Viele Fragen werden sich uns stellen, die beantwortet<br />
werden wollen.<br />
Bei dieser Diskussion wird es sicher nicht nur um ein Papier gehen, auf dem Programm steht,<br />
sondern auch und vor allem um unsere gemeinsame Positionierung <strong>als</strong> Akteure der Bildungspolitik<br />
in Bund und Ländern in den Reihen der LINKEN und mit unseren Verbündeten.<br />
Wir werden in der ZLB die Themen Menschenrecht auf Bildung, Gemeinschaftsschule, Inklusion<br />
weiter verfolgen, wie wir uns in Göttingen verständigt haben. Marianne Demmer, stellvertretende<br />
Vorsitzende der GEW analysiert die Situation von Kindern mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf im Deutschen Bildungswesen.<br />
Wir werden weiter aus der Arbeit der Landesarbeitsgemeinschaften Bildungspolitik berichten,<br />
von der bildungspolitischen Arbeit im Deutschen Bundestag und den Länderparlamenten.<br />
Wortmeldungen kommen aus Berlin, Hamburg und Thüringen.<br />
Petra Sitte und Rosi Hein sind mit Beiträgen im Bundestag aufgetreten. Agnes Alpers sieht <strong>als</strong><br />
Sprecherin für Berufliche Aus- und Weiterbildung der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag erheblichen<br />
Handlungsbedarf. Wir wollen aus dem Spektrum bildungspolitischer Themen und<br />
der verschiedenen Akteure jene auswählen, die unsere Arbeit tangieren und auf Partner zugehen<br />
hilft. Wichtige Information aus der Tätigkeit der Fraktion DIE LINKE. enthalten die News<br />
aus dem Bundestag.<br />
Wir halten eine Reihe Informationen bereit und machen auf Neuerscheinungen aufmerksam.<br />
Sonja Staack, Koordinatorin des Arbeitskreises Weiterbildung, berichtet über einen Schwerpunkt<br />
der Diskussion des Arbeitskreises.<br />
6
In den letzten beiden Jahren sind viele neue MitstreiterInnen zu uns gestoßen, die in der BAG<br />
und in den LAG mitarbeiten wollen. Auf der Ebene der BAG wollen wir die begonnene Arbeit in<br />
Arbeitskreisen fortsetzen.<br />
Der Gedanke in einem bildungspolitischen Zusammenschluss von BAG und LAG zusammenzuarbeiten,<br />
sollte weiter vertieft werden, wie natürlich auch die entsprechenden Bedingen<br />
dafür zu schaffen sind.<br />
Und noch eins ist wichtig: Wir wollen <strong>als</strong> Fachleute Partner der Parteivorstände sein, um gemeinsam<br />
die Bildungspolitik <strong>als</strong> Teil der Gesamtpolitik voranzubringen. Lasst uns darüber<br />
diskutieren, wie wir unsere Arbeit noch effektiver gestalten können.<br />
Nur gemeinsam sind wir stark! Euer Gerd Sielski<br />
7
DIE LINKE. BUNDESARBEITSGEMEINSCHAFT BILDUNGSPOLITIK<br />
SPRECHERTEAM<br />
Liebe Genossinnen und Genossen,<br />
ein arbeitsreiches Jahr liegt hinter uns. Was wird das neue Jahr 2010 bringen?<br />
Hoffentlich für jeden von uns Gesundheit und Schaffenskraft, Freude und Erfolg im politischen<br />
Alltag, was wir allen wünschen.<br />
Wir haben 2009 viel geschafft. Bildungspolitik ist ein gefragtes Thema geworden. Schüler und<br />
Schülerinnen, Studentinnen und Studenten kämpfen um eine gute Bildung für alle. Der Bildungsstreik<br />
geht weiter.<br />
Unsere Forderung nach Gemeinschaftsschule für alle Kinder ist in aller Munde. Wir haben da<br />
schon viele Verbündete, mit denen wir gemeinsam streiten können.<br />
Wir haben auch viele neue MitstreiterInnen in unseren Reihen. Klärungsbedarf ist hier und<br />
dort angesagt. Wir sollten die Programmdiskussion dazu nutzen.<br />
Landtagswahlen werden in NRW sein. Wir sind an der Seite unserer GenossInnen dort.<br />
Und auch ein Parteitag steht ins Haus. Wir wollen gemeinsam für 2010 unsere<br />
2.Bildungspolitische Konferenz für den Herbst vorbereiten.<br />
In allen Bundesländern bestehen nunmehr Landesarbeitsgemeinschaften Bildungspolitik, wir<br />
sind ein immer größerer Zusammenschluss von Bildungspolitikern geworden. <strong>Die</strong> Zusammenarbeit<br />
mit den Parteivorständen und unter uns wollen wir weiter ausbauen.<br />
Wir wünschen Gesundheit und erfolgreiches Jahr 2010.<br />
Solidarische Grüße an alle MitstreiterInnen in der Bundesarbeitsgemeinschaft und den Landesarbeitsgemeinschaften<br />
senden<br />
Horst Bethge, Gerrit Große, Nele Hirsch, Henrik Volkert und Gerhard Sielski<br />
Wir gratulieren Prof. Dr. Horst Kühn zu seinem 80. Geburtstag.<br />
Wir danken ihm für seine Mitarbeit in der Projektgruppe der BAG Bildungspolitik und für so<br />
manchen Beitrag aus seiner Feder für die Zukunftswerkstatt.<br />
Wir wünschen Gesundheit und noch viele Ideen für unsere gemeinsame Sache.<br />
Sprecherteam der BAG Bildungspolitik<br />
8
Thema<br />
________________________________________________________________<br />
Bildungspolitik 2010<br />
Rosemarie Hein<br />
<strong>Die</strong> Kanzlerin hat mit den Ministerpräsidenten über Bildung in Deutschland gesprochen. Ein<br />
gutes Zeichen, möchte man meinen Bildung ist Chefsache! Doch der Eindruck täuscht: Beim<br />
Bildungsgipfel ging es weniger um Bildung <strong>als</strong> um die Frage, wie die Länder zur Zustimmung<br />
zum so genannten Wachstumsbeschleunigungsgesetz gebracht werden könnten. Wachstumsbeschleunigung<br />
bedeutet nämlich für die Länder, dass sie Einnahmeverluste hinnehmen<br />
müssen und damit weniger Geld für soziale und Bildungsaufgaben haben. Schadensbegrenzung<br />
war <strong>als</strong>o angesagt und darum ging es auf dem Bildungsgipfel zu wie auf einem Basar<br />
es wurde gefeilscht, was das Zeug hielt, da wurden Rechenposten verschoben und neu zusammengerechnet,<br />
bis die Summe von 13 statt bisher 12 Millionen Euro herauskam und das<br />
ganze <strong>als</strong> Aufwuchs verkauft werden konnte. Daran nun will sich der Bund stärker beteiligen.<br />
Verschwiegen wird bei der ganzen Sache, dass die meisten Ausgaben längst verplant sind,<br />
Neues <strong>als</strong>o gar nicht ins Haus steht. Verschwiegen wird auch, dass die Aufwüchse bei den<br />
sprich:<br />
die Bildungsausgaben werden weiter privatisiert. Wer mehr Bildung haben will, soll künftig<br />
selbst dafür sparen. Bildungssparen nach dem Modell von Bausparverträgen Frau Schavan<br />
hält das wirklich für eine innovative Idee! Überhaupt hat die Bundesbildungsministerin, die<br />
gegenwärtig in Bildungssachen kaum was zu sagen hat, in Ihrer Rede zur Regierungserklärung<br />
erstaunlich viel über Schulbildung und Hochschulbildung geredet, wo sie keine beziehungsweise<br />
nur wenige Zuständigkeiten hat, und kaum etwas zur beruflichen Bildung und<br />
Weiterbildung gesagt, wo der Bund noch etwas regeln kann und dringend regeln müsste. Bildungspolitik<br />
aus Bundessicht wird stattfinden über Bildungssparen, Leistungsstipendien, ein<br />
wenig mehr BAföG, Kompetenzzentren in den Ländern und Imagekampagnen für pädagogiatanerie<br />
oder<br />
bestenfalls unter Placebo abtun. Aber die Wunden zu besprechen hilft nicht, um die permanente<br />
Unterfinanzierung und die wichtigsten Baustellen im Bildungssystem in Deutschland<br />
nur annähernd anzugehen: Bildungsarmut, Ausgrenzung, schlechte Ausstattung der Schulen<br />
und fehlendes Personal.<br />
Da ist es schon gut, dass nun in der Bundestagsfraktion der LINKEN für die Bildungsbereiche<br />
drei Abgeordnete sitzen. <strong>Die</strong> haben alle Hände voll zu tun und werden das den Regierenden<br />
nicht durchgehen lassen. Agnes Alpers aus Bremen wird sich dem gesamten Bereich der beruflichen<br />
Aus- und Weiterbildung widmen, Nicole Gohlke aus Bayern wird für Wissenschaft<br />
und Hochschulbildung verantwortlich zeichnen. Ich werde mich allen Bereichen der allgemeinen<br />
Bildung verpflichtet fühlen, <strong>als</strong>o der frühkindlichen Bildung (arbeitskreisübergreifend zusammen<br />
mit Diana Golze aus Brandenburg) der allgemeinen Schulbildung wofür der Bund<br />
(noch) keine Kompetenzen hat und der allgemeinen, kulturellen und politischen Weiterbildung.<br />
Dafür ist es auch gut, dass ich außerdem im Ausschuss für Kultur und Medien arbeite<br />
Bildung mit einem weiten Bildungsbegriff erfassen kann. Zu unserer Arbeitsgruppe gehört<br />
auch noch Petra Sitte, die sich mit Fragen der Forschungs- und Technologiepolitik beschäftigt<br />
einem der Hauptthemen in unserem Ausschuss, in dem wir alle vier sitzen.<br />
9
Wir vier bilden mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Arbeitsgruppe und werden<br />
wichtige Fragen auch immer gemeinsam diskutieren. <strong>Die</strong> beiden ersten betreffen die Ausbildung<br />
von pädagogischem Personal dazu wollen wir schon in den Haushaltsverhandlungen<br />
unsere Ansprüche anmelden und die Kritik der Föderalismusreform. Selbst Frau Schavan<br />
hält inzwischen das Kooperationsverbot für einen Fehler. Da muss man die Frau beim Wort<br />
nehmen und eigene Vorstellungen dagegen setzen. Das geht freilich nur mit einem intensiven<br />
Diskurs in der eigenen Partei, für den wir nicht nur zur Verfügung stehen, sondern den wir<br />
sden<br />
Ländern zu schweben, sondern wir wollen mit euch ins Gespräch kommen.<br />
Ich könnte mir vorstellen, in den sitzungsfreien Wochen nach und nach jeweils zwei Tage jedes<br />
Bundesland zu besuchen, um vor Ort aktuelle bildungspolitische Baustellen kennen zu<br />
lernen. Dabei könnten wir mit den Landesarbeitsgemeinschaften Bildungspolitik und wo<br />
schon vorhanden mit den Fraktionen der Länderparlamente reden. Neulich, in einer kurzen<br />
Kaffeepause im Bundestag erklärte mir ein neu aus Bayern hinzu gekommener Genosse, dass<br />
es wichtig wäre, die spezifischen bayrischen Verhältnisse aus der Mentalität her zu begreifen,<br />
um dort linke Politik machen zu können. Das sind auch meine Erfahrungen aus der Vorstandesarbeit<br />
zur Kinderbetreuung. Vielleicht fangen wir mit unseren Länderbesuchen ja auch<br />
ganz im Süden des Landes an?<br />
Fragen stehen viele: Was tun gegen die Ausgrenzung? Wie das Schulsystem verändern um<br />
Bildungsgerechtigkeit herzustellen und Vergleichbarkeit zu verbessern? Was bewirkt die in<br />
aus den Förderschulen? Wie die berufliche Bildung reformieren, wie lebensbegleitendes Lernen<br />
absichern? Hochschulzugang für alle sichern? Wie der Privatisierungswelle wirksam entgegentreten?...<br />
diese und noch viel mehr grundsätzliche und Detailfragen müssen wir gemeinsam<br />
mit Bundesarbeitsgemeinschaften, der Bundestagsfraktion, den Landesarbeitsgemeinschaften<br />
und den SprecherInnen der Landtagsfraktionen klären, Alternativen entwickeln<br />
oder weiterentwickeln, mit Gewerkschaften, Vereinen und Interessenvertretungen, aber auch<br />
mit den unterschiedlichsten Bildungsinstitutionen diskutieren, damit Mehrheiten in der Gesellschaft<br />
für ein grundsätzliches Umsteuern in der Bildungspolitik entstehen und gesichert<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> ersten Wochen im Bundestag waren bildungspolitisch bedeutsam. Am meisten wurde<br />
über alles das geredet, für das der Bund nicht mehr zuständig ist. Das bestärkt mich in meiner<br />
Überzeugung, dass bildungspolitische Themen in unserer Partei ganz vorn auf die Agenda<br />
gehören und zwar nicht bloß <strong>als</strong> gefällige Überschriften, sondern im Detail und mit überzeugenden<br />
Alternativen. Bildung muss einen ebenso wichtigen Stellenwert erhalten wie die gesamte<br />
Sozialpolitik. Allein dreimal wurde in den wenigen Wochen im Bundestag schon über<br />
den Bildungsstreik geredet, über aktuelle Stunden die erste hat DIE LINKE beantragt und<br />
über Anträge, die nun in den Ausschuss überwiesen sind. Auch darunter ist einer von der<br />
LINKEN. Der Bildungsstreik wird von uns auch künftig unterstützt. Das versteht sich von<br />
selbst Außerdem stehen auf unserer Arbeitsagenda zahlreiche Vorhaben so zur Schülerbeförderung<br />
und zur Weiterbildung mit denen wir Initiativen aus der vergangenen Legislatur<br />
wieder aufgreifen.<br />
Bildungspolitische Fragen sind bei der LINKEN gut aufgehoben. Im Jahr 2010, dem Zieljahr<br />
einer Agenda einer längst vergessenen rot-grünen Bundesregierung haben wir allen Grund,<br />
nicht nur Bilanz zu ziehen: Was wird mit der Ausbildung, setzen sich die Wirtschaftsverbände<br />
mit ihrer Vermarktungslogik durch oder gelingt eine neu zu konzipierende Umlagefinanzierung<br />
10
für ein qualitativ gutes Ausbildungssystem? Was mit der Schule, wird das vielgliederige Schulsystem<br />
endlich einer Gemeinschafsschule weichen oder lassen wir uns wieder mit Halbheiten<br />
abspeisen, nur um das heilige Gymnasium zu retten? Wie gelingt es, mehr Bildungsbeteiligung<br />
und mehr soziale Gerechtigkeit beim Bildungszugang zu sichern. Mit Bauprogrammen kann<br />
man vielleicht der Bauwirtschaft helfen und die Hüllen für´s Lernen verbessern was sicher<br />
notwendig ist aber man kann damit nicht gegen PISA angehen. Da bedarf es anderer Weichenstellungen.<br />
Viel Arbeit für linke Bildungspolitik wir wollen es angehen!<br />
Dr. Rosemarie Hein ist Sprecherin für Allgemeine Bildung der Fraktion DIE LINKE. im Deutschen<br />
Bundestag und Mitglied der Koordinierungsgruppe der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Bildungspolitik<br />
11
2010 Jahr der Programmdebatte - auch zur Bildungspolitik<br />
Günter Wilms<br />
Am 12. Dezember 2009 verabschiedete der Parteivorstand einen Beschluss zur Führung der<br />
Programmdebatte, der die Veröffentlichung eines Entwurfs zu einem neuen Programm der<br />
Partei DIE LINKE im Februar/März 2010 und eine Debatte dazu für das gesamte Jahr 2010<br />
vorsieht. Im Rahmen dieser Debatte sind für September/Oktober 2010 Regionalkonferenzen<br />
und im November 2010 ein Programmkonvent mit thematischen Foren geplant. Es ist nur zu<br />
wünschen, dass diese Termine eingehalten werden, denn die per Beschluss vom 13. Oktober<br />
2007 gegründete Programmkommission, die möglichst bis Mitte 2008 einen ersten Entwurf<br />
vorlegen sollte, hat das bis heute nicht geschafft trotz vieler Diskussionen und von einzelnen<br />
Mitgliedern erarbeiteter Thesenpapiere, die aber in der Regel auch nicht das Licht der<br />
Öffentlichkeit erblickten. Sicher hat dazu beigetragen, dass über eine lange Zeit Wahlkämpfe<br />
und die Arbeit an Wahlprogrammen Vorrang hatten. Wesentlicher waren aber wohl die z.T.<br />
Sehr unterschiedlichen, ja gegensätzlichen Positionen innerhalb der Programmkommission,<br />
die natürlich auch unterschiedliche Positionen in der Partei überhaupt widerspiegeln. Umso<br />
wichtiger ist die lt. Beschluss vom 12. Dezember vorgesehene gründliche Debatte und die<br />
dafür geplante erforderliche Zeit, geht es doch um mehr <strong>als</strong> um einzelne Programmformulierungen,<br />
nämlich um das Profil und den Platz unserer Partei in der bundesdeutschen Gesellschaft<br />
und in den politischen und sozialen Kämpfen unserer Zeit sowie um die Grundrichtung<br />
ihrer Politik und ihres praktisch-politischen Handelns.<br />
Am 29. November 2009 beriet unsere Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik in Göttingen<br />
zur weiteren Arbeit am neuen Parteiprogramm. Grundlage war eine Information von Birke<br />
Bull, Mitglied der Programmkommission, über ein von ihr erarbeitetes, bisher aber nicht in der<br />
Programmkommission diskutiertes Thesenpapier, ergänzt durch fünf von ihr so genannte<br />
Dissenspunkte. (Beide Materialien werden in diesem Heft nachfolgend abgedruckt.) Im Ergebnis<br />
der Aussprache wurde vereinbart, unsere Arbeiten in das Insgesamt der programmatischen<br />
Debatte einzuordnen, zu ausgewählten Problemen im Jahr 2010 Diskussionsrunden<br />
innerhalb der BAG (Seminare, Workshops u.ä.) und im Herbst 2010 eine die 2. Bildungspolitische<br />
Konferenz der Partei DIE LINKE durchzuführen. Dabei wurde in der Aussprache auch<br />
deutlich, dass wir nicht mit dem Streit um einzelne Programmformulierungen beginnen sollten,<br />
sondern mit der Diskussion über einige grundlegende Probleme unserer Bildungspolitik<br />
und unseres bildungspolitischen Handelns. Das schließt ein, dass wir uns über bisher Erarbeitetes,<br />
<strong>als</strong> gesichert Angesehenes verständigen müssen, was ggf. Korrekturen, Präzisierungen,<br />
Ergänzungen einschließt, und zu manchem, was wir <strong>als</strong> Selbstverständlichkeit ansahen, sich<br />
aber doch <strong>als</strong> diskussionswürdig herausstellt, prinzipielle Positionen erarbeiten müssen. Ein<br />
solches Konzept soll und wird Bestandteil der Arbeitsplanung der BAG für 2010 sein.<br />
Ausgehend von der Beratung der BAG in Göttingen soll nachfolgend auf einige übergreifende<br />
Probleme aufmerksam gemacht werden, die Gegenstand unserer weiteren Programmdebatte<br />
sein sollten:<br />
Dass Bildung und Gesellschaft nicht voneinander zu trennen sind, ist eine alte<br />
12<br />
gesellschaftlichen Leben und für den gesellschaftlichen Fortschritt eine viel, viel<br />
größere Bedeutung haben <strong>als</strong> etwa im 20. Jahrhundert. Aber charakterisiert das das<br />
Wesen der heutigen Gesellschaft?? <strong>Die</strong> Entwicklungen der vergangenen zwei Jahre<br />
Krise verdeutlichen, dass wir in einer kapitalistischen Gesellscha<br />
brutaler Herrschaft des Kapit<strong>als</strong> und Ausbeutung von Millionen Menschen in den
verschiedensten Facetten. Wie ist die gesellschaftliche Wirklichkeit in Deutschland<br />
heute einzuschätzen, welche Möglichkeiten der Veränderung hat die <strong>Linke</strong> im Blick,<br />
was kann sie im Bund, in den Ländern, in den Kommunen bewegen, und welche<br />
Perspektiven zeigt sie auf? All das ist von grundlegender Bedeutung für linke<br />
Bildungspolitik. Sozialistische Perspektive: Welche Konsequenzen hat das für linke<br />
Bildungspolitik, welchen Platz nimmt linke Bildungspolitik in den aktuellen<br />
gesellschaftlichen Kämpfen ein, was kann, was soll, was muss sie bewirken?<br />
Bildung ist ein Menschenrecht! In verschiedenen Dokumenten der UN und der EU wird<br />
das Menschenrecht auf Bildung postuliert. Zugleich wissen wir, dass in der Welt und<br />
auch in Europa vielfach dagegen verstoßen wird. Auch an Deutschland hat der<br />
Beauftragte für das Menschenrecht auf Bildung der UN heftige Kritik geübt. Seine<br />
Kritikpunkte sind auch unsere! Aber ist damit bereits ausreichend geklärt, wie wir<br />
<strong>Linke</strong> das Menschenrecht auf Bildung verstehen, welche Schlussfolgerungen für linke<br />
Bildungspolitik gezogen werden müssen? Ich denke nur an die (eigentlich erst<br />
begonnene) Diskussion über ein inklusives Bildungssystem. <strong>Die</strong> erarbeitete Position<br />
und die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen, wird ein sehr langwieriger<br />
Prozess sein. <strong>Die</strong> weitere Arbeit an der Positionsbestimmung und ein solides Konzept<br />
der Verwirklichung wird zu einem zentralen Glied linker Bildungspolitik werden.<br />
Bereits in den Bildungspolitischen Leitlinien (2005) hatten wir unser Grundverständnis<br />
von Bildung charakterisiert. Offensichtlich gibt es gute Gründe, daran festzuhalten.<br />
Dennoch tauchen Fragen auf, die eine vertiefende Diskussion auf der Grundlage<br />
wissenschaftlicher Erkenntnisse bedürfen. Von welchem Menschenbild lassen wir<br />
uns leiten? Unter <strong>Linke</strong>n gibt es manche Meinung, ob die Formulierung eines<br />
Menschenbildes überhaupt sinnvoll ist und nicht etwa im Widerspruch zum<br />
emanzipatorischen Charakter unseres Bildungsverständnisses steht. Auch zum<br />
humanistischen Anspruch an Bildung und Bildungspolitik sagt nicht jeder sofort ja.<br />
Unser Bildungsverständnis hat auch etwas mit unserem Verhältnis zur Geschichte zu<br />
tun: Können <strong>Linke</strong> an dem vorbeigehen, was in vergangenen Jahrhunderten an<br />
wertvollen pädagogischen Erkenntnissen gewonnen worden ist? Zum Beispiel zu der<br />
ngspolitischen Erfahrungen der<br />
Arbeiterbewegung und der fortschrittlichen Lehrerbewegung sollte linke<br />
Bildungspolitik heute nicht vorbeigehen. Und was ist mit den Erfahrungen der DDR-<br />
Schule? Nicht zuletzt stoßen wir immer wieder auf eine sehr unterschiedliche<br />
Verwendung des Bildungsbegriffs, nehmen wir nur die sehr unterschiedlichen<br />
Auffassungen zum sog. Kompetenzansatz und der Rolle des Wissens für die<br />
Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Eine spürbare Lücke in unserer Arbeit und in unserem Herangehen ist die Tatsache,<br />
dass wir Bildungspolitik defacto losgelöst von Jugendpolitik betreiben. Wenn für die<br />
Notwendigkeit, das zu überwinden, ein Beweis erforderlich wäre, dann waren es die im<br />
vergangenen Jahr von Schülern und Studierenden durchgeführten Bildungsstreiks (die<br />
sich 2010 fortsetzen werden). Sie belegten: Jugend stellt ihre eigenen begründeten<br />
Forderungen, bleibt aber dabei nicht stehen. In einer Diskussion von Mitgliedern des<br />
Ältestenrates der Partei mit Vertretern der parteinahen Jugendverbände machten<br />
beide Seiten deutlich, dass es ihnen generell und speziell in der Programmdebatte um<br />
ein klares sozialistisches Profil und ein sozialistische Perspektive geht. In der<br />
Bildungspolitik geht es um die Entwicklung und die Perspektiven junger Menschen;<br />
deshalb bewegt politisch engagierte junge Menschen alles, was mit Bildung und<br />
Bildungspolitik zu tun hat. Andererseits muss Bildungspolitik immer im Blick haben,<br />
13
14<br />
dass das Leben der jungen Menschen in viel umfassendere Zusammenhänge<br />
eingebettet ist in die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in die kommunalen<br />
Möglichkeiten für ihre Entwicklung, in die ökonomisch-wirtschaftlichen Bedingungen<br />
für ihre berufliche Entwicklung. Überhaupt geht es um die Entwicklungs- und<br />
Sozialisationsbedingungen für junge Menschen, angefangen bei den Jüngsten über die<br />
Schulzeit bis hin zu Studium, Berufsausbildung und Arbeit. <strong>Die</strong>sen Zusammenhängen<br />
im Programm der Partei Ausdruck zu verleihen und Orientierungen für das<br />
Zusammenwirken von Jugend- und Bildungspolitik zu erarbeiten, sollte ein wichtiges<br />
Anliegen der Programmdebatte sein.<br />
An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass analoge Überlegungen auch<br />
über das Zusammenwirken von Jugendpolitik, Bildungspolitik und Kulturpolitik auf der<br />
Tagesordnung stehen, und das in Anbetracht der konkreten Rahmenbedingungen für<br />
die Möglichkeiten der Teilhabe junger Menschen an Kultur und dem kulturellen Leben<br />
mit Nachdruck!<br />
ausgehend auch von den Bildungspolitischen Leitlinien in den vergangenen Jahren<br />
u.a. mit einem vom Parteivorstand akzeptierten Positionspapier und nachfolgenden<br />
Veröffentlichungen sehr geschärft. Dazu trugen und tragen auch die ersten<br />
Ansätze/Versuche der Realisierung in der Praxis (Berlin) maßgeblich bei. Dennoch hat<br />
gerade die Praxis und die Debatte in verschiedenen Landesarbeitsgemeinschaften und<br />
an anderen Stellen weitergehende Fragen aufgeworfen bzw. Lücken in unserem<br />
Konzept deutlich gemacht. Was für eine Bildung sollen die jungen Menschen in dieser<br />
Schule erwerben? Was ist Allgemeinbildung und welche Inhalte muss sie verkörpern?<br />
Welche Möglichkeiten gibt es heute für polytechnische Bildung vor allem unter dem<br />
Aspekt der Persönlichkeitsentwicklung? Was ist unser Konzept zu der Art und Weise<br />
der Gestaltung der pädagogischen Arbeit, des Lehrens und Lernens, und der<br />
Organisation des pädagogischen Lebens in der Schule?<br />
<strong>Die</strong> Diskussion über die Gemeinschaftsschule wirft im Zusammenhang mit der Kritik am bestehenden<br />
Schulsystem und dem z.T. katastrophalen Zustand an vielen Schulen auch Fragen<br />
nach Schulen in freier Trägerschaft auf. Immer mehr Privatschulen entstehen. Es gibt unter<br />
<strong>Linke</strong>n manche Position, die sich generell für Schulen in freier Trägerschaft aussprechen,<br />
wenn sie gemeinnützigen Charakter tragen. Es fragt sich aber: bedeutet unter den gegebenen<br />
smöglichkeit<br />
und real damit Bevorzugung bestimmter Bevölkerungsgruppen?<br />
Schließlich erfordert die aktuelle Situation auszuarbeiten, wie wir zur Gemeinschaftsschule<br />
kommen, wenn sich in den nächsten Jahren das sog. Zweisäulenmodell bzw. die Zweigliedrigkeit<br />
des Schulsystems weitgehend in der Bundesrepublik durchsetzt?<br />
<strong>Die</strong> hier skizzierten Problemkreise sollten verdeutlichen, wie umfangreich und anspruchsvoll<br />
das ist, was uns in der Programmdebatte erwartet, was wir zu leisten haben. Natürlich gibt es<br />
noch weitere Fragen, zu denen wir uns verständigen müssen, zum Beispiel Fragen der<br />
Demokratisierung des gesamten Bildungswesens und seiner Finanzierung,<br />
Unentgeltlichkeit auf allen Stufen des Bildungssystems,<br />
Erziehung in der Schule, im Unterricht,<br />
Fragen zur Abiturstufe, zum Charakter der Hochschulreife u.a.
Es wird nach Dringlichkeit und nach der Wichtigkeit des jeweiligen Themas für das neue Parteiprogramm<br />
zu entscheiden sein, wann und wie wir uns dem jeweiligen Problem zuwenden.<br />
Bei all den Debatten zu grundlegenden Problemen unserer Bildungspolitik sollten wir auch<br />
2010 nicht vergessen, dass jeden Tag konkrete Bildungspolitik gemacht werden muss, vor<br />
Ort, in den kommunalen Vertretungen und Parlamenten! Und es gilt auch: die Debatte muss<br />
letztendlich bis spätestens Endes Jahres konkrete Formulierungsvorschläge für das Programm<br />
erbringen, da die Programmkommission im 1. Quartal 2011 einen zweiten Entwurf vorlegen<br />
will/soll.<br />
Prof. Dr. Günter Wilms ist Mitglied der Koordinierungsgruppe der BAG Bildungspolitik<br />
In der Koordinierungsgruppe der BAG Bildungspolitik wurden Ansprechpartner benannt, an<br />
die man sich in Fragen der Programmdebatte wenden kann und die auch Vorschläge und Stellungnahmen<br />
entgegennehmen.<br />
Das sind:<br />
Horst Bethge Mail: horst.bethge@t-online.de<br />
Güter Wilms Mail: guenter_wilms@web.de<br />
Sonja Staack Mail: sonja.staack@linksfraktion.de<br />
15
Bildungspolitische Alternativen der LINKEN<br />
Thesen für die Programmdebatte Entwurf (Stand: September 2009)<br />
Birke Bull<br />
16<br />
I. In welcher Gesellschaft leben wir?<br />
II. Wie wollen wir die Gesellschaft verändern: LINKE Alternativen<br />
III. Strategien und Bündnispartnerschaften<br />
I. In welcher Gesellschaft leben wir?<br />
Eine Wissensgesellschaft mit Chancen und Risiken<br />
Der Begriff der Wissensgesellschaft greift eine wichtige Perspektive gesellschaftlichen<br />
Wandels auf. Gemeint ist die zunehmende Bedeutung von Wissen und damit Bildung für<br />
die Teilhabe an Arbeit und demokratischer Mitbestimmung ebenso wie für den Zugang zu<br />
vielfältigen gesellschaftlichen Ressourcen. Neue Kommunikationstechnologien finden Eingang<br />
in alle Bereiche des Lebens. <strong>Die</strong>ser Wandel verändert den Alltag von Menschen, die öffentliche<br />
Daseinsvorsorge, die Wissenschaft, den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft. Vor allem die<br />
Bedeutung von wissensintensiver Arbeit wird wachsen. Der permanente Wandel, die fortwährende<br />
Infragestellung von Erfahrungen und Erkenntnissen kennzeichnend für die Wissensgesellschaft<br />
ist eine ständige Herausforderung für die Gestaltung des eigenen Lebens.<br />
Bildung wird einmal mehr zu einer essenziellen Grundlage für selbstbestimmtes Leben<br />
und für die Teilhabe an demokratischen Entscheidungsprozessen<br />
Dennoch: Mit den vielfältigen Chancen für die Verbesserung menschlicher Lebensqualität<br />
sind auch viele Unsicherheiten und Risiken verbunden.<br />
<strong>Die</strong> digitale Spaltung der Gesellschaft ist ein Spiegel vorhandener sozialer Ungerechtigkeit.<br />
Durch Armut, Bildungsbenachteiligung und tradierte Geschlechterrollen wird vielen Menschen<br />
der Zugang zu den Potenzialen der Wissensgesellschaft darunter den neuen Medien<br />
verwehrt.<br />
Wissen wird weiter kommerzialisiert, was die freie und gemeinnützige Nutzung von Wissen<br />
und Information immer weiter erschwert.<br />
<strong>Die</strong> zunehmende Pluralisierung und Flexibilisierung von Arbeit zwingt viele Menschen<br />
Konflikt mit sozialen Bedürfnissen wie Stabilität, Langfristigkeit<br />
und Verlässlichkeit im sozialen Gefüge.<br />
Neue Technologien gelangen mit ihren Möglichkeiten in den Grenzbereich menschlicher<br />
Ethik. Neue Erkenntnisse (Wissen) produzieren immer auch neue Risiken (Nichtwissen). Mit<br />
der möglichen Verbesserungen der Lebensqualität vieler Menschen entstehen so immer auch<br />
neue Bedrohungen der Umwelt, des Lebens und des sozialen Miteinanders.
Herrschende Politik betreibt Privatisierung, Ökonomisierung und Bildungssparen<br />
Das Bildungssystem in Deutschland ist gekennzeichnet durch chronische Unterfinanzierung,<br />
soziale Benachteiligung, Kompetenzverlust und Entdemokratisierung. <strong>Die</strong> mangelnde<br />
finanzielle Ausstattung der öffentlichen Haushalte wird begleitet von fortwährender Privatisierung<br />
und ökonomischen Strategien mit kurzfristigem Horizont (Sparpolitik ohne Nachhaltigkeit).<br />
Das verhindert eine gerechte Teilhabe aller Menschen unabhängig von ihren finanziellen<br />
Möglichkeiten. Bildungsinhalte und -angebote richten sich an kurzfristigen und renditeorientierten<br />
Interessen aus. Wichtige bildungspolitische Ressourcen liegen brach.<br />
<strong>Die</strong> innere Verteilung der finanziellen Mittel offenbaren konservative und neoliberale Bildungsauffassungen.<br />
Angebote in den Kindertagesstätten verstanden <strong>als</strong> Betreuungsdienstleistung<br />
sind mit den geringsten finanziellen Mitteln ausgestattet. Politische Alternativen<br />
zum Abbau sozialer Ungerechtigkeiten werden im Vergleich zu vermeintlicher Eliteförderung<br />
in den Gymnasien oder der Exzellenzinitiative an den Hochschulen nur zögerlich und mangelhaft<br />
finanziert.<br />
Demokratische Mitbestimmung bleibt für Bildungserfolg ungenutzt<br />
<strong>Die</strong> Potenziale von demokratischer Teilhabe für den Bildungserfolg vor allem für<br />
Kinder und Jugendliche bleiben zumeist ungenutzt. <strong>Die</strong> Bildungsinstitutionen wie Kindertagesstätten,<br />
Schulen, Berufs- und Hochschulen sind geprägt von hierarchischer Organisation<br />
und eher autoritärer Gestaltung zwischen den AkteurInnen. Schulen sehen sich einem übermächtigen<br />
administrativen Apparat und einer ausufernden Bürokratie gegenüber, die kaum<br />
Raum für eigene Gestaltung und Mitbestimmung offen lässt.<br />
Bildungsbeteiligung offenbart ungerechte Geschlechterverhältnisse<br />
Jungen und junge Männer werden in Deutschland zunehmend zu Bildungsverlierern. Ihre<br />
Biografien sind geprägt von Misserfolgen durch Schulabbruch, Klassenwiederholungen,<br />
Abschulungen und schlechte Schulabschlüsse. Mädchen und jungen Frauen wird hingegen<br />
verwehrt, sich in zukunftsträchtigen Berufen und Positionen des Erwerbslebens weiter zu<br />
entwickeln. Ihr Anteil an Führungspositionen ist ebenso gering wie in innovativen naturwissenschaftlich-technischen<br />
Berufsfeldern. Bereits das Bildungssystem legt dafür die Weichen.<br />
<strong>Die</strong> Bildungspolitik in Deutschland ist noch immer darauf ausgerichtet, Menschen im Sinne<br />
einer normativ ausgerichteten Leistungsfähigkeit zu fördern. <strong>Die</strong> vielfältigen Lebenslagen und<br />
ihr Einfluss auf Bildungsprozesse werden nur kaum zur Kenntnis genommen. Das führt zu<br />
Ausgrenzung und Benachteiligung. Sozialpolitik wird drauf reduziert, jenen zu helfen, die diesem<br />
Anpassungsdruck nicht gerecht werden können. <strong>Die</strong> starke institutionelle Trennung zwischen<br />
Bildungs- und Sozialpolitik - einzigartig in Europa zementiert die soziale Ausgrenzung.<br />
In den neoliberalen Zirkeln anderer Parteien werden obendrein Bildungs- und Sozialausgaben<br />
gegeneinander ausgespielt.<br />
17
Soziale Ungleichheit ist Quelle von Benachteiligung<br />
Zentraler Kritikpunkt der LINKEN ist die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen<br />
Herkunft. Kindern und Jugendlichen, die in vielfach problembelastet aufwachsen, werden<br />
Entwicklungschancen vorenthalten. Soziale Ungleichheiten wie die finanzielle Lebenssituation,<br />
die ethnische Herkunft, die Erstsprache, das Geschlecht oder die gesundheitliche<br />
Verfassung - münden in Bildungsbenachteiligung. Das Bildungssystem in Deutschland scheitert<br />
daran, solche Ungerechtigkeiten abzubauen. Das Lernen im Gymnasium, der Zugang zum<br />
Studium oder zu anderen Bildungsangeboten wird immer mehr zur finanziellen Barriere. Das<br />
ist ein Desaster für die Betroffenen selbst und es entzieht der Gesellschaft wichtige menschliche<br />
Gestaltungspotenziale.<br />
Frühkindliche Bildung wird reduziert auf Familienersatz<br />
<strong>Die</strong> Angebote der frühkindlichen Bildung in den Kindertagesstätten werden in konservativer<br />
Tradition <strong>als</strong> soziale Betreuungsleistung für erwerbstätige Eltern verstanden. Ihre<br />
Potenziale <strong>als</strong> eigenständige Bildungsangebote, die sozialer Benachteiligung entgegenwirken<br />
können, bleiben zu oft ungenutzt. Erst ein allmählicher Paradigmenwechsel gesteht frühkindlicher<br />
Bildung in den Kindertagesstätten ein größeres Gewicht für die spätere Entwicklung<br />
der Kinder zu.<br />
Konkurrenz und Auslese verschärfen Bildungsbenachteiligung<br />
Vor allem konservative und neoliberale Konzepte gehen davon aus, dass nur durch Konkurrenz<br />
und Auslese optimale Leistungsförderung gelingen kann. Das Festhalten am vielfach<br />
gegliederten und damit ausgrenzenden - Schulsystem ist in dieser Logik ebenso folgerichtig<br />
wie die Exzellenzinitiative im Hochschulbereich oder die Beschränkungen beim Übergang vom<br />
Bachelor- in den Masterstudiengang. <strong>Die</strong>ses System sichert lediglich den Erhalt der Privilegien<br />
bereits Privilegierter, um den Preis, dass Kinder und Jugendliche aus benachteiligenden Lebenssituationen<br />
zurückgelassen werden.<br />
Geringes Kompetenzniveau im deutschen Bildungssystem<br />
Internationale Vergleichsstudien zeigen das geringe allgemeine Kompetenzniveau hierzulande.<br />
Schule in Deutschland ist vielfach lebensfern und normativ ausgerichtet. <strong>Die</strong> Zahl der<br />
so genannten RisikoschülerInnen, die kaum über dringend nötige Basiskompetenzen wie Lesen<br />
und das komplexe Bearbeiten von Problemstellungen verfügen, liegt nahezu bei ca. 20%.<br />
Auch die Leistungen einer schmalen Bildungselite sind im internationalen Vergleich keineswegs<br />
überzeugend. Insbesondere der Mangel an Schlüsselkompetenzen und Problemlösungsstrategien<br />
ist problematisch.<br />
Beruflicher Ausbildung droht Mittelmaß und Schm<strong>als</strong>purigkeit<br />
<strong>Die</strong> Verantwortung der Unternehmen für die berufliche Ausbildung gestaltet sich mehr und<br />
mehr in Abhängigkeit kurzfristiger betriebswirtschaftlicher und renditeorientierter Interessen,<br />
zu Lasten langfristiger volkswirtschaftlicher Erfordernisse und individueller Entwicklungspotenziale.<br />
Insbesondere junge Menschen mit Lern- und Verhaltensproblemen finden sich in<br />
Warteschleifen, die kaum geeignet sind, die eigenen Kompetenzen zu mobilisieren. Eine notwendige<br />
Reform des Berufsbildungssystems droht missbraucht zu werden für die Förderung<br />
18
von Schm<strong>als</strong>purausbildungen zugunsten kurzfristiger einzelbetrieblicher Interessen und allgemeiner<br />
Kostenersparnis. Hinter den Modularisierungsabsichten der Wirtschaftsverbände<br />
verbirg sich zudem die Absicht, die SozialpartnerInnen auszubooten und die Tarifsysteme zu<br />
umgehen.<br />
Entdemokratisierung und Marktförmigkeit des Studierens<br />
Der so genannte Bologna-Prozess befördert an den Hochschulen eine starke Ausrichtung<br />
an betriebswirtschaftlichen Steuerungsmodellen, verbunden mit der Konzentration auf eine<br />
Studiengänge droht die Etablierung von Schm<strong>als</strong>purausbildung. Immer weniger Raum bleibt<br />
für zusätzliche Studien, die in den individuellen Interessen und Lebensplanungen begründet<br />
sind. Kritische Inhalte werden verdrängt.<br />
Im akademischen Mittelbau wird es zur Normalität, prekär beschäftigt zu sein. Überfüllte<br />
Seminare und Vorlesungen prägen das Bild an den Hochschulen. Das wird begleitet von einer<br />
Tendenz der Entdemokratisierung: Leitungsgremien werden gestärkt, externe und privatwirtschaftlich<br />
dominierte Hochschulräte eingerichtet, direkt gewählte akademische Gremien werden<br />
entmachtet.<br />
Durch die schleichende Aushöhlung des BAföG und die Einführung von Studiengebühren<br />
ebenso wie durch ständig steigende Unterhaltskosten verschlechtert sich die soziale Situation<br />
der Studierenden.<br />
Weiterbildung und Qualifizierung wird zur Kostenfrage<br />
Im Bereich der Weiterbildung setzt sich die Spaltung der Gesellschaft fort. Hochqualifizierte<br />
Angebote für vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten sind für immer mehr Menschen nicht<br />
mehr bezahlbar. Lebenslanges Lernen für die individuelle Entwicklung bleibt das Privileg von<br />
Wohlhabenden.<br />
Daneben etablieren sich Angebote, die nur noch dem Diktat des niedrigen Preis für die<br />
öffentlichen Kassen untergeordnet werden. Gerade für Menschen, die qualifizierte Angebote<br />
für eine Integration in den Arbeitsmarkt brauchen, bleiben nur Maßnahmen, die sich keinen<br />
verbindlichen und transparenten Qualitätsstandards stellen müssen dafür aber wenig kosten.<br />
Wichtige Potenziale für Motivation und Kompetenzentwicklung bleiben ungenutzt. Öffentliche<br />
Gelder werden verschwendet.<br />
Hoch qualifizierte AkteurInnen sind vor diesem Hintergrund zu prekären Beschäftigungsverhältnissen<br />
gezwungen schlechte Einkommensmöglichkeiten, ständig wechselnde Betätigungsfelder<br />
und unbefriedigende Arbeitsergebnisse.<br />
II . Wie wollen wir die Gesellschaft verändern: LINKE Alternativen<br />
Unser Grundsatz: Bildung ist für DIE LINKE ein Menschenrecht.<br />
Bildung ist für DIE LINKE eine der entscheidenden individuellen und gesellschaftlichen Ressourcen,<br />
um ein selbstbestimmtes Leben in Würde zu führen,<br />
19
20<br />
um sich in die demokratischen Prozessen der Gesellschaft aktiv einbringen zu können,<br />
um an den vielfältigen gesellschaftlichen Angeboten teilhaben zu können,<br />
um sie für sich selbst und die Gemeinschaft nutzbar zu machen und<br />
um sie letztlich in diesem Sinne verändern zu können.<br />
Das bedeutet für uns, dass der Zugang zu den kulturellen und sozialen Ressourcen allen Menschen<br />
unabhängig von ihrer sozialen Lebenslage, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Gesundheit<br />
möglich sein muss. Alle sollen sich aktiv einbringen können in die Gestaltung der<br />
Gesellschaft.<br />
Chancen der Wissensgesellschaft für alle nutzbar machen<br />
DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass allen Menschen der Zugang zu den Wissensvorräten<br />
der Gesellschaft gewährt wird. Weder finanzielle Zwänge, noch räumliche oder soziale Barrieren<br />
dürfen dabei behindern. <strong>Die</strong> Entwicklung von Schlüsselkompetenzen für alle Menschen<br />
wird eine zentrale Herausforderung von Bildungspolitik.<br />
DIE LINKE wird sich für einen transparenten und demokratischen Dialog zwischen<br />
Gesellschaft und Wissenschaft einsetzen. <strong>Die</strong> Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
muss sich jederzeit einer kritischen Reflexion durch alle BürgerInnen und deren zivilgesellschaftlicher<br />
Strukturen stellen. Sie müssen beteiligt werden an politischen Entscheidungsprozessen.<br />
Der freie Zugang zu lebenslanger Bildung ist für uns eine Kernfrage sozialer Gerechtigkeit.<br />
Um dem Anspruch der Gesellschaft gerecht zu werden, die individuellen Kompetenzen auch<br />
für ein funktionierendes Miteinander und das Gemeinwohl nutzbar zu machen, bedarf es einer<br />
Balance zwischen den individuellen Interessen und den Qualifikationserfordernissen der Arbeitsgesellschaft.<br />
Gesamtstaatliche Verantwortung Bildungsfinanzierung <strong>als</strong><br />
Gemeinschaftsaufgabe<br />
DIE LINKE spricht sich für mehr gesamtstaatliche Verantwortung für die Bildungspolitik<br />
aus. Dazu gehören einheitliche Bildungsstandards bundesweit verbindlich für die Entwicklung<br />
aller Kinder und Jugendlicher. Darüber hinaus bedarf es der Gestaltung von Rahmenbedingungen,<br />
der Qualitätssicherung ebenso wie der finanziellen Sicherung notwendiger<br />
Ressourcen und gesetzlicher Strukturentscheidungen.<br />
<strong>Die</strong> Bildungsfinanzierung muss <strong>als</strong> Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern<br />
grundgesetzlich verankert werden. Ressourcen wie Geld, Zeit und Personal müssen so eingesetzt<br />
werden, dass sie die gesellschaftlich formulierten und erwarteten Bildungszielen der<br />
Chancengleichheit sichern. <strong>Die</strong> Investitionen in Bildung betrachten wir <strong>als</strong> Zukunftsinvestitionen.<br />
Ihr Anteil am BIP muss auf mindestens 7 Prozent angehoben werden. <strong>Die</strong> Senkung von<br />
Bildungsausgaben muss im Rahmen eines Nationalen Bildungspaktes künftig ausgeschlossen<br />
werden.
<strong>Die</strong> Angebote der frühkindlichen Bildung, der schulischen Bildung, der beruflichen Erstausbildung<br />
und des Studiums sollen langfristig gebührenfrei werden bzw. bleiben.<br />
DIE LINKE setzt sich ein für die Stärkung des staatlichen Schulsystems. Freie und gemeinnützige<br />
Bildungsangebote betrachten wir <strong>als</strong> eine Bereicherung und Ergänzung des staatlich<br />
organisierten Bildungssystems. Sie sollen ebenfalls allen Kindern gebührenfrei offen stehen.<br />
<strong>Die</strong> Verantwortung und die Mitbestimmung der Kommunen der Landkreise, der<br />
Städte und Gemeinden für die Bildungspolitik wollen wir stärken. Das fördert die Einbindung<br />
von Bildungseinrichtungen in das gesellschaftliche Leben, ihre Zusammenarbeit mit den<br />
AkteurInnen vor Ort und deren Mitbestimmung bei bildungspolitischen Aufgaben. Bildungspolitik<br />
muss ein wichtiger Teil von kommunaler Politik werden.<br />
Autonomie und Mitbestimmung Voraussetzung für Bildungserfolg<br />
DIE LINKE sieht in demokratischer Mitbestimmung den Schlüssel für moderne zukunftsfähige<br />
Bildung. Verantwortung und Partizipation muss vor allem für Kinder und junge Erwachsene<br />
erlebt werden, um zu lernen in der Kindertagesstätte, in der Schule, ebenso wie in der beruflichen<br />
Ausbildung und im Studium.<br />
<strong>Die</strong> Autonomie von Kindertagesstätten und Schulen ist eine große Chance, die Gestaltungspotenziale<br />
für PädagogInnen, SchülerInnen, Eltern und andere zivilgesellschaftliche AkteurInnen<br />
herauszufordern und die pädagogische Entwicklung der Einrichtungen voranzutreiben.<br />
Wir sprechen uns dafür aus, den Bildungseinrichtungen selbst ein umfassendes Maß an<br />
Autonomie für einen Teil des Curriculums, für das Personal und die finanziellen Budgets zu<br />
ermöglichen.<br />
<strong>Die</strong> Autonomie von Hochschulen ist für die LINKE von grundsätzlicher Bedeutung. Wichtige<br />
Entscheidungen gehören in die demokratisch organisierten akademischen Gremien. DIE<br />
LINKE streitet für die Einführung der Viertelparität, um alle AkteurInnen in der Hochschule in<br />
Entscheidungsprozesse einzubinden. Voraussetzung dafür ist die finanzielle und sachliche<br />
Unterstützung der Vertretungsgremien. Wir sprechen uns für die Festschreibung der Verfassten<br />
Studierendenschaften auch mit einem politischen Mandat - aus.<br />
Bildungsziel ist auch das respektvolle soziale Miteinander<br />
DIE LINKE setzt sich für ein neues Verständnis von Bildungspolitik ein, das die sozialen<br />
Lebenslagen von Menschen nicht nur berücksichtigt, sondern die Gestaltung eines respektvollen<br />
sozialen Miteinanders selbst zum Bildungsziel erklärt. Wir halten eine enge institutionelle<br />
Verzahnung von Sozialpolitik und Bildungspolitik für eine notwendige Voraussetzung.<br />
Sozialpolitik muss stärker auf die Begleitung von Bildungsprozessen ausgerichtet werden,<br />
Bildungspolitik muss anstelle ihres normativen Charakters Menschen in ihrer Vielfalt<br />
fördern.<br />
DIE LINKE sieht sich der Vision inklusiver Bildung verpflichtet. Sie beschreibt das gemeinsame<br />
Lernen aller Kindern in ihren jeweiligen Besonderheiten, Stärken und Schwächen<br />
frei von Ausgrenzung und Benachteiligung. Das erfordert einen langwierigen Umbauprozess<br />
und vor allem einen Paradigmenwechsel im Alltag, bei Pädagogen, SchülerInnen und Eltern.<br />
21
Es braucht vielfältiger Kompetenzen um ein Miteinander in Vielfalt gewinnbringend und erfolgreich<br />
zu gestalten. Erforderlich ist ein Zuwachs an personellen, räumlichen und anderen<br />
Ressourcen.<br />
22<br />
Gleiche Bildungschancen für Mädchen und Jungen<br />
<strong>Die</strong> Verbesserung der Bildungschancen für Mädchen und Jungen ist nur erfolgreich durch<br />
die kritische Auseinandersetzung mit traditionellen Geschlechterrollen und durch Strategien,<br />
um sie zu verändern (reflexive Koedukation). Mädchen brauchen spezifische Förderung, um<br />
sich in naturwissenschaftlich-technischen Feldern zu profilieren. Für Jungen muss der Zugang<br />
zu sozialer Arbeit und deren Berufsfelder verbessert werden. Dazu bedarf es z.B. der Verbesserung<br />
der Einkommensverhältnisse in den frühkindlichen Bildungseinrichtungen und einer<br />
effektiven Frauenförderung in der Wissenschaft.<br />
Kindertagesstätten mit eigenem Bildungsauftrag<br />
DIE LINKE betrachtet frühkindliche Bildung in den Kindertagesstätten <strong>als</strong> Fundament einer<br />
gelingenden Bildungsbiografie und sieht darin große Potenziale für den Abbau sozialer Benachteiligung.<br />
Der Zugang aller Kinder unabhängig vom Erwerbsstatus der Eltern, frei von<br />
finanziellen Zwängen wollen wir <strong>als</strong> Rechtsanspruch sichern.<br />
Das Ausbildungsprofil von ErzieherInnen muss auf Hochschulniveau weiter entwickelt<br />
werden, um die Lernfähigkeit von Kindern mit wissenschaftlich fundierten pädagogischen<br />
Konzepten zu ermöglichen. Dazu gehört eine deutliche Verbesserung der Einkommenssituation<br />
und der Arbeitsbedingungen von ErzieherInnen ebenso wie deutlich mehr männliche<br />
Pädagogen in diesem Bereich. Gebraucht werden verbindliche Bildungsstandards auch für die<br />
frühkindliche Bildung.<br />
Längeres gemeinsames Lernen in der Gemeinschaftsschule<br />
DIE LINKE bleibt bei ihrer Forderung nach längerem gemeinsamem Lernen in der Gemeinschaftsschule.<br />
Gemeinsames Lernen von Kindern mit und ohne Behinderungen, von<br />
Mädchen und Jungen, von SchülerInnen mit unterschiedlichen Heimatsprachen oder unterschiedlicher<br />
kultureller bzw. ethnischer Herkunft oder religiöser Verankerung ermöglicht vielfältige<br />
Lernsituationen, Lernmethoden und Lerngegenstände. Es fördert soziales und demokratisches<br />
Lernen.<br />
Für ein neues Verständnis von Lernen für die Entwicklung von Autonomie und<br />
Schlüsselkompetenzen<br />
Ein neues Verständnis von Lernen meint vor allem den Erwerb von Schlüsselkompetenzen<br />
wie die Fähigkeit zu kritischer Reflexion und Entscheidung, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit<br />
oder die Fähigkeit, erfolgreiche Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Nicht zuletzt<br />
geht es um die Förderung von Autonomie und Selbständigkeit. Heranwachsende müssen das<br />
Lernen lernen. Bildungseinrichtungen müssen sich vom Habitus der Belehrung trennen, um<br />
sich zu innovativen Lern- und Experimentierräumen entwickeln zu können. Bildungsprozesse<br />
können nicht verordnet, sondern nur innovativ angeregt werden.
<strong>Die</strong> Ganztäglichkeit von Lernen sehen wir am besten mit einem System flächendeckender<br />
gebundener Ganztagsschulen umsetzbar. Das erfordert die Einbindung regionaler Angebote<br />
und ExpertInnen in den Schulalltag ebenso wie die gemeinschaftliche Mitbestimmung<br />
aller AkteurInnen.<br />
Ein solcher Paradigmenwechsel braucht ein neues Berufsverständnis von LehrerInnen:<br />
eine wesentlich stärkere erziehungswissenschaftlich-psychologische Aus- und Weiterbildung<br />
und die Stärkung von didaktisch-methodischer Kompetenz ist nötig. Es müssen Fähigkeiten<br />
entwickelt werden, um methodisch vielfältige Lernsituationen initiieren und Kinder und Jugendliche<br />
begleiten und motivieren zu können. LehrerInnen müssen künftig stärker kooperative<br />
Herausforderungen im Interesse der Zusammenarbeit von Schule und ihrem sozialen<br />
Umfeld bewältigen. Notwendig ist eine Qualifizierungsoffensive für Lehrerinnen und<br />
Lehrer.<br />
Ein Recht auf Berufsfeldübergreifende Ausbildung<br />
<strong>Die</strong> künftige berufliche Ausbildung muss sich angesichts der Anforderungen der Wissensgesellschaft<br />
verändern. Dafür braucht es berufsfeldübergreifende Ausbildungsmöglichkeiten,<br />
Durchlässigkeit zwischen den traditionellen Ausbildungen und verlässliche Anerkennungsmöglichkeiten<br />
erworbener beruflicher Kompetenzen. Auch hier geht es um Schlüsselkompetenzen<br />
und Problemlösungsstrategien, die in vielfältigen Erwerbsarbeitsfeldern Anwendung<br />
finden können. Auszubildende müssen das Recht auf eine komplexe berufliche Ausbildungsmöglichkeit<br />
erhalten.<br />
<strong>Die</strong> Verantwortung für die berufliche Bildung liegt bei den Unternehmen der Wirtschaft. Um<br />
dieser Verantwortung gerecht zu werden, halten wir an der Forderung nach einer Umlagefinanzierung<br />
fest. Durch eine allgemeine Abgabe wird gerade kleineren Unternehmen die berufliche<br />
Ausbildung ermöglicht.<br />
Lebenslanges Lernen muss bezahlbar sein und qualifizierten Standards genügen<br />
Ein flächendeckendes, bezahlbares und qualifizierten Standards genügendes Netz<br />
von Weiterbildung ist die Voraussetzung dafür, dass alle BürgerInnen lebenslang lernen können.<br />
Das beschränkt sich für uns nicht auf kurzfristige berufliche Anforderungen, sondern<br />
schließt Angebote ein, die die individuellen Interessen und Lebensplanungen berücksichtigen.<br />
Insbesondere für Menschen aus benachteiligenden Lebenssituationen bedarf es lebensnaher<br />
Angebote, um Motivation und Lernbereitschaft fördern.<br />
<strong>Die</strong> sozialen Sicherungssysteme müssen darauf ausgerichtet werden, dass Qualifizierung<br />
und das Engagement für den Erfolg unterstützt werden, dass lebenslange Bildung biografisch<br />
flexibel gestaltbar ist.<br />
DIE LINKE unterstützt vor allem zivilgesellschaftlich organisierte Weiterbildungsangebote.<br />
Erworbene Lebens- und Arbeitserfahrung soll der Gemeinschaft zugänglich werden.<br />
Dafür bedarf es der Förderung und einer auskömmlichen institutionellen Finanzierung der<br />
gemeinnützigen Träger, die sich ihrerseits immer wieder der transparenten Evaluation durch<br />
die Öffentlichkeit stellen müssen.<br />
23
Auch der Zugang zu professionalisierten Angeboten der Weiterbildung soll allen Menschen<br />
zugänglich gemacht werden. Menschen mit geringerem Einkommen sollen durch öffentliche<br />
Finanzierung an diesen Ressourcen teilhaben. Wir setzten uns dafür ein, alle Angebote<br />
der Weiterbildung barrierefrei zu gestalten.<br />
24<br />
Für eine demokratische Hochschule und breite Bildungsbeteiligung<br />
Aus LINKER Perspektive muss ein Studium sowohl die individuelle Berufsbefähigung sichern<br />
<strong>als</strong> auch die Fähigkeit zu kritischer Reflexion der gesellschaftlichen Verhältnisse entwickeln.<br />
Deshalb kommt der Selbstbestimmung bei Schwerpunktsetzung und Studienwahl eine<br />
entscheidende Bedeutung zu. Wir wollen sie ausbauen und die internationale Mobilität der<br />
Studierenden aktiv unterstützen. Studierende brauchen angemessenen Raum, um zusätzliche<br />
Studien nach eigenen Interessenlagen und Lebensplanungen verwirklichen zu können.<br />
Das Prinzip der Einheit von Forschung und Lehre bleibt für DIE LINKE Grundsatz.<br />
DIE LINKE hält eine Bildungsexpansion für notwendig. Wir wollen den Ausbau der Hochschulkapazitäten<br />
und damit verbunden eine deutliche Steigerung der Studierquoten. <strong>Die</strong> effektive<br />
Förderung von Leistungsfähigkeit muss ergänzt werden durch eine weitgehende Öffnung<br />
der Hochschulen für Menschen mit Berufserfahrung auch ohne Abitur. <strong>Die</strong> Durchlässigkeit<br />
zwischen den verschiedenen Stufen des Studiums bzw. zwischen den unterschiedlichen<br />
Studiengängen muss vergrößert werden.<br />
Eine große Bedeutung für die Verbesserung der Bildungsbeteiligung hat die soziale Absicherung<br />
der Studierenden. Wir stehen für einen Ausbau des BAföG hin zu einer elternunabhängigen,<br />
repressionsfreien Grundsicherung mit Vollzuschuss auch für Schülerinnen und<br />
Schüler. Für die Vereinbarkeit von Familie und Studium bedarf es innovativer und flexibler<br />
Unterstützung durch die Hochschulen.<br />
Der Hochschulpakt zwischen Bund und Ländern muss Bestand haben und bedarf vor<br />
allem qualitativer Kriterien für eine gute Lehre und einer nachhaltigen finanziellen Absicherung<br />
bis über das Jahr 2015 hinaus.<br />
III. Strategien und Bündnispartnerschaften<br />
Außerparlamentarische Bewegungen <strong>als</strong> wichtige Bündnispartner<br />
<strong>Die</strong> Gefahr einer Ökonomisierung von Wissenschaft und Bildung initiiert durch den so<br />
genannten Bologna-Prozess - hat 2009 in vielen Ländern weltweit beachtete Proteste unter<br />
SchülerInnen und Studierenden ausgelöst. Auch in Deutschland streikten weit über 150.000<br />
junge Menschen für bessere Lernbedingungen. <strong>Die</strong> Proteste waren der Auftakt für eine breitere<br />
bildungspolitische Debatte. Zentrale Kritik ist die Reduzierung auf die Förderung von Elitebildung<br />
und die Verschärfung von sozialer Benachteiligung..<br />
DIE LINKE wird sich dafür einsetzen, den Widerstand zu bündeln und emanzipatorische<br />
Alternativen entgegen zu setzen. Eine europäische Bildungsbewegung von SchülerInnen, Studierenden,<br />
kritischen WissenschaftlerInnen und zivilgesellschaftlich Engagierten muss sich<br />
kraftvoll gegen die ökonomische Dominanz der Bildungspolitik engagieren. In den Mittel-
punkt gehören Ziele wie die Teilhabe aller Menschen, die Persönlichkeitsentwicklung, die<br />
Emanzipation und soziale und ökologische Standards.<br />
Bildungsreform nur <strong>als</strong> demokratischer Prozess erfolgreich<br />
DIE LINKE verkennt nicht, dass es für umfassende und tiefgreifende Bildungsreformen gesellschaftlicher<br />
Mehrheiten bedarf. Notwendig ist die Mitbestimmung von SchülerInnen, von<br />
Eltern, von LehrerInnen und von AkteurInnen der unterschiedlichen Bildungsinstitutionen. Ein<br />
solcher Umbauprozess kann nicht in dirigistischer Weise durchgesetzt werden. Wir begreifen<br />
einen solchen Wandel <strong>als</strong> lernendes System, in dem Wege und Strategien immer wieder neu<br />
diskutiert und ausgehandelt werden, Prozesse und Ergebnisse stets einer kritischen Prüfung<br />
unterzogen werden müssen.<br />
Unser Verständnis von Bildung <strong>als</strong> ein Prozess ständiger kritischer Auseinandersetzung mit<br />
sich selbst und den gesellschaftlichen Strukturen gilt auch für unser eigenes politisches<br />
Agieren. Nur <strong>als</strong> ein wirklich demokratischer Prozess kann Bildungsreform erfolgreich<br />
sein.<br />
Birke Bull ist stellvertretende Vorsitzende des Landesparteivorstandes der LINKEN in Sachsen/Anhalt<br />
und Mitglied der Programmkommission.<br />
Der Beitrag stellt die persönliche Meinung von Birke Bull dar und ist nicht durch Gremien der<br />
Partei autorisiert.<br />
25
Diskussion<br />
________________________________________________________________<br />
Förderung durch Aussortierung?<br />
Zur Situation von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />
im deutschen Bildungssystem<br />
Marianne Demmer<br />
rch wird häufig verdrängt, dass es im deutschen<br />
Schulsystem eine konstant hohe Zahl von 5 % aller SchülerInnen, das sind knapp eine halbe<br />
Million, gibt, denen ein sonderpädagogischer Förderbedarf attestiert und die in den meisten<br />
-)behinde -<br />
)Vereinbarungen verlangen deren Gleichbehandlung und Inklusion in die Regelschulen. Der Beitrag<br />
von Marianne Demmer verdeutlicht, woran dies im deutschen Bildungssystem immer wieder<br />
scheitert.<br />
Ende März 2009 ist die UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen (Behindertenrechtskonvention<br />
BRK) 1 in Deutschland rechtskräftig geworden. Mit ihrem Inkrafttreten hat<br />
stem<br />
begonnen. Dabei geht es nicht nur um die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen,<br />
sondern um ausgrenzende Mechanismen im deutschen Schulwesen insgesamt, die neben<br />
Behinderten vor allem auch Menschen mit ausländischen Wurzeln oder aus bildungsarmen<br />
Familien treffen. <strong>Die</strong> bildungspolitische und pädagogische Brisanz der UN-Konvention<br />
ergibt sich aus der unmissverständlichen Verpflichtung für die Vertragsstaaten, zur Gewährleistung<br />
von Nicht-Diskriminierung und gleichen Bildungschancen auf allen Ebenen ein inklusives<br />
Bildungssystem (Artikel 24: »inclusive education system«) sicher zu stellen. Für Deutschland<br />
geht es damit um nicht weniger <strong>als</strong> um die Frage, wie die Transformation eines selektiven<br />
in ein inklusives Bildungssystem zu bewerkstelligen ist.<br />
Vermeintliche Übersetzungsfehler und Verzögerungstaktik<br />
<strong>Die</strong> internationale Gemeinschaft hat in einem langen Diskussionsprozess ein Verständnis von<br />
inklusiver Bildung entwickelt, das sich nicht nur auf Menschen mit Behinderungen bezieht.<br />
Unter ldungssystem<br />
verstanden, das niemanden ausgrenzt, nicht wegen einer Behinderung, aber auch nicht wegen<br />
der sozialen oder ethnischen Herkunft, nicht wegen religiöser oder weltanschaulicher<br />
Überzeugungen, der Geschlechtszugehörigkeit, sexueller Orientierung oder wegen des Alters.<br />
<strong>Die</strong>ses umfassende Verständnis von Inklusion stellt das selektive deutsche Schulsystem<br />
selbst in Frage. Als Deutschland 2006 <strong>als</strong> einer der ersten Staaten die UN-Konvention unterzeichnete<br />
und die Bundeskanzlerin in ihrer Eigenschaft <strong>als</strong> Ratspräsidentin der Europäischen<br />
Union die übrigen EU-Staaten aufrief, es Deutschland nachzutun, wussten die Akteure nicht<br />
wirklich, was sie taten. <strong>Die</strong> Bundesregierung ging offenbar davon aus, dass sich aus Artikel 24<br />
1 Bundesgesetzblatt Jahrgang 2008 Teil II Nr. 35, ausgegeben zu Bonn am 31. Dezember 2008.<br />
Hier ist der englische und französische Originaltext mit der deutschen Übersetzung in synoptischer Form veröffentlicht.<br />
Weitere Informationen: Deutsches Institut für Menschenrechte http://www2.institut-fuermenschenrechte.de/webcom/show_article.php/_c-503/_nr-9/i.html<br />
Zugriff 11.08.2009.<br />
26
der Konvention kein Anpassungsbedarf ergebe, der die Zuständigkeit der Bundesländer unmittelbar<br />
betrifft. 2 Dass sich der Ratifizierungsprozess bis Ende 2008 hinzog, war das Ergebnis<br />
eines zunehmenden Erkenntnisprozesses über die weit reichenden schulpolitischen Folgen<br />
der Konvention. Zusätzliche Brisanz entsteht dadurch, dass Menschen mit Behinderungen<br />
eine individuelle Beschwerdemöglichkeit vor einem UN-Ausschuss eingeräumt wird, wenn sie<br />
einen Verstoß gegen die Konvention vermuten. Im Verlauf des Ratifizierungsprozesses hat der<br />
Streit um den Begriff der Inklusion denn auch teilweise skurrile Züge angenommen.<br />
Zuerst versuchte die Kultusministerkonferenz (KMK), in der Arbeitsübersetzung mit Hilfe einer<br />
fehlerhaften Übersetzu ereits<br />
<strong>als</strong> mit der UN-Konvention konform zu deklarieren. <strong>Die</strong> Lesart war: Sonderschulen haben<br />
die Aufgabe, die Integration in die Gesellschaft vorzubereiten. Deshalb sind sie integrativ. Mit<br />
dieser linguistischen Volte ist die KMK jedoch am vielfachen Widerstand von Behindertenverbänden<br />
und Wissenschaftlern gescheitert. Nun versuchen Konservative, den Begriff der Inklusion<br />
auf Menschen mit Behinderungen zu verengen. Damit, so die Hoffnung, ließe sich eine<br />
Schulreform könnte ein weiteres Mal auf die lange Bank geschoben werden. Im Folgenden<br />
konzentriere ich mich auf die derzeitige Situation im Hinblick auf die Inklusion von Kindern<br />
und Jugendlichen mit Behinderungen.<br />
Umfang des sonderpädagogischen Förderbedarfes<br />
Nach einer aktuellen Statistik der KMK wurde im Schuljahr 2007/2008 deutschlandweit für<br />
insgesamt 485.088 Jungen und Mädchen sonderpädagogischer Förderbedarf diagnostiziert. 3<br />
rderung<br />
notwendig sei, um ihre Fähigkeiten bestmöglich zu entwickeln. Benannt werden in<br />
diesem Sinne folgende Förderschwerpunkte: Lernen, Sehen, Hören, Sprache, körperliche und<br />
motorische Entwicklung, geistige Entwicklung, emotionale und soziale Entwicklung. Kranke<br />
und mehrfach Behinderte. <strong>Die</strong>sen Fördersparten werden junge Menschen mit Beeinträchtigungen<br />
und Behinderungen unterschiedlichen Schweregrads zugeordnet. <strong>Die</strong> Verteilung auf<br />
die verschiedenen Behinderungsarten ist sehr unterschiedlich Anteil an der gesamten Schülerschaft<br />
mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist von ca. 55 Prozent in den letzten zehn<br />
Jahren um ca. zehn Prozentpunkte gesunken und liegt nun bei 45 Prozent. Gestiegen sind die<br />
Anteile vor allem im Bereich Sprache, geistige sowie emotionale und soziale Entwicklung <strong>Die</strong><br />
nbekannt.<br />
Es handelt sich dabei um Schülerinnen und Schüler, die aus den verschiedensten<br />
Gründen das Pensum der allgemeinen Schulen nicht bewältigen, bei denen aber keine Schädigung<br />
der Hirnfunktionen vorliegt. In dem auf Selektion basierenden deutschen Regelschulsystem<br />
sind hier keine sinnvollen pädagogischen Handlungsmöglichkeiten vorgesehen.<br />
2 Vgl. Johannes Rux: »Es geht voran! Deutschland soll UN-Behindertenrechtskonvention umsetzen«, in: Erziehung<br />
und Wissenschaft 9/2009, Frankfurt/Main.<br />
3 Kultusministerkonferenz: Sonderpädagogische Förderung in allgemeinen Schulen (ohne Förderschulen)<br />
2007/2008. Bonn 18.03.2009. http://www.kmk.org/statistik/schule/statistiken/sonderpaedagogischefoerderung-in-schulen.html<br />
Zugriff 01.08.2009.<br />
Kultusministerkonferenz (2009): Sonderpädagogische Förderung in Förderschulen (Sonderschulen) 2007/2008.<br />
Bonn 21.01.2009 http://www.kmk.org/statistik/schule/statistiken/sonderpaedagogische-foerderung-inschulen.html<br />
Zugriff 01.08.2009.<br />
27
400.399 Jungen und Mädchen mit sonderpädagogischem Förderbedarf (82,5 Prozent), verteilen<br />
sich bundesweit auf insgesamt 3.360 Schulen, die je nach Bundesland unterschiedliche<br />
Bezeichnungen tragen: Sie heißen Förderschule, Schule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt<br />
oder Sonderschule. An diesen Schulen sind die Jungen mit einem Anteil von<br />
63,2 Prozent deutlich überrepräsentiert.<br />
28<br />
-<br />
An Sonder-/Förderschulen deutlich überrepräsentiert sind auch junge Menschen mit ausländischem<br />
Pass. Während ihr Anteil in den allgemeinbildenden Schulen 2007/2008 im Durchschnitt<br />
9,3 Prozent betrug, lag er in den Förderschulen bei 14,9 Prozent. 4 <strong>Die</strong>se Zahlen bilden<br />
jedoch die ganze Dramatik bei weitem nicht ab. Es werden nämlich jene Schülerinnen und<br />
Schüler statistisch bislang nicht erfasst, die zwar ausländische Wurzeln haben, aber deutsche<br />
Staatsangehörige sind. Der nationale Bildungsbericht von 2006 5 geht davon aus, dass der<br />
Migrantenanteil mit deutschem Pass an der Gruppe dieser Schülerinnen und Schüler etwa<br />
dreimal so groß ist wie der Ausländeranteil. Demnach hätte im Schnitt fast die Hälfte der<br />
Schülerinnen und Schüler an Förderschulen einen Migrationshintergrund. In großstädtischen<br />
Regionen kann ihr Anteil bis zu 100 Prozent betragen. Vor allem Förderschulen mit dem<br />
-<br />
World-Vision Kinderstudie 2007, die repräsentativ die Lebenssituation der Kinder in Deutschland<br />
bis zum Alter von 11 Jahren untersucht hat, berichtet über die Asymmetrie des Schulbesuchs<br />
von Kindern aus der Unter- und Oberschicht. Demnach sind 19 % der Kinder aus der<br />
Unterschicht auf einer Förderschule, aber nur 1 % der Kinder aus der Oberschicht. Beim Gymnasialbesuch<br />
ist es umgekehrt: Das Gymnasium besuchen 1 % der Kinder aus der Unterschicht,<br />
aber 18 % der Kinder aus der Oberschicht. 6<br />
17,5 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf besuchte im vorletzten<br />
Schuljahr allgemeine 7 ationsschü<br />
- und Migrationsverhältnis darstellt, wird in<br />
den Statistiken des Statistischen Bundesamtes und der KMK nicht abgebildet. 8 Bemerkenswert<br />
ist jedoch die höchst unterschiedliche Verteilung auf die einzelnen Schulformen.<br />
In Grundschulen werden die meisten Integrationsschülerinnen und -schüler sonderpädagogisch<br />
gefördert. In den Schulformen der Sekundarstufe I und II beteiligen sich vor allem die<br />
Hauptschulen und die Integrierten Gesamtschulen an dieser Aufgabe, während Re<strong>als</strong>chulen<br />
und Gymnasien nahezu unbeteiligt sind. So verwundert es kaum, dass nach der Grundschule<br />
nur ungefähr die Hälfte aller behinderten Schülerinnen und Schüler auch auf der Sekundarstufe<br />
I einen Platz im gemeinsamen Unterricht finden. Vergegenwärtigt man sich, auf wie viele<br />
4 Ebd..<br />
5 Konsortium Bildungsberichterstattung, 2006: Bildung in Deutschland. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer<br />
Analyse zu Bildung und Migration, Berlin.<br />
6 Kinder in Deutschland 2007. Erste World Vision Kinderstudie. World Vision Deutschland (Hg.). Konzeption und<br />
Koordination: Klaus Hurrelmann, Sabine Andresen, TNS Infratest Sozialforschung. Frankfurt am Main, 2007.<br />
7<br />
Schulen sind die allgemeinbildenden Schulen ohne Förderschulen.<br />
8 Statistisches Bundesamt 2009: Bildung und Kultur. Allgemeinbildende Schulen. Schuljahr 2007/08. Fachserie<br />
11, Reihe 1. 20.10.2008, korr. 18.05.2009;<br />
https://wwwec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=struktur,vollanzeige.csp&ID=1022909Zugriff<br />
11.08.2009
Schüler in den jeweiligen Schulformen jeweils ein Integrationsschüler kommt, so wird das<br />
ganze Ausmaß der ungleichen Verteilung sichtbar (Abb. 3) In Grundschulen befindet sich statistisch<br />
in einer Gruppe von 62 Kindern eines mit sonderpädagogischem Förderbedarf. In<br />
Gymnasien ist es nur jeder 1286ste Schüler. Derzeit haben vor allem in Re<strong>als</strong>chulen und<br />
Gymnasien junge Leute so gut wie keine Chance, gemeinsam mit behinderten und nicht behinderten<br />
Mitschülerinnen und Mitschülern aufzuwachsen. Es fehlen ihnen somit grundlegende<br />
soziale Erfahrungen, die gerade auch für die zukünftigen Führungskräfte und gesellschaftrständlichkeit<br />
sein sollten. Konkret: Wären alle<br />
Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf gleichmäßig auf die allgemeinen<br />
Schulen verteilt, hätte Deutschland <strong>als</strong>o ein vollständig inklusives Schulsystem, so<br />
kämen auf etwas weniger <strong>als</strong> 20 Schüler oder Schülerinnen je ein junger Mensch mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf.<br />
Steigender Förderbedarf<br />
Gegenüber dem Schuljahr 2006/2007 ist bundesweit die Zahl der Schülerinnen und Schüler<br />
mit sonderpädagogischem Förderbedarf geringfügig um 742 gestiegen. Da die Schülerzahlen<br />
jedoch insgesamt gesunken sind, macht sich dieser Anstieg in der so genannten sonderpädagogischen<br />
Förderquote von 5,8 auf 6,2 Prozent deutlich bemerkbar. Mit der Förderquote wird<br />
ausgedrückt, wie groß der Anteil der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an der<br />
Gesamtzahl der vollzeitschulpflichtigen Schüler in den Klassen 1 bis 10 (allgemeine und Sonderschulen)<br />
ist. 9 Über die Gründe für diesen Anstieg lässt sich nur spekulieren. Schließt man<br />
einen objektiven Anstieg von Behinderung aus, so können die Gründe zum einen in einer gestiegenen<br />
pädagogischen Sensibilität für Behinderung liegen. Dadurch, dass die Sonder-<br />
/Förderschulen über sonderpädagogischen Förderbedarf selbst entscheiden, sind zum anderen<br />
durchaus auch organisatorische Gründe wie die Versorgung mit Ressourcen in Betracht<br />
zu ziehen.<br />
<strong>Die</strong> 16 Bundesländer haben unterschiedliche sonderpädagogische Milieus ausgebildet. Föderale<br />
Wider- und Eigensinnigkeiten machen auch vor jungen Menschen mit Behinderungen<br />
nicht Halt. <strong>Die</strong> Milieus unterscheiden sich in der Höhe der sonderpädagogischen Förderquote<br />
ebenso wie in den Anteilen, die in allgemeinen Schulen gefördert werden. <strong>Die</strong> Förderquote<br />
reicht von 4,7 Prozent in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz bis 12,7 Prozent in Mecklenburg-<br />
Vorpommern. Es ist schwer vorstellbar, dass die Unterschiede objektiv begründbar sind.<br />
Insgesamt fallen die relativ hohen Werte in den neuen Bundesländern auf. Da es in diesen die<br />
Hauptschule <strong>als</strong> eigenständige Schulform nicht gibt, übernehmen vermutlich die Förderschu-<br />
es auch nicht, dass die Kultusminister von Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern im<br />
letzten Jahr in der KMK einen Vorstoß unternommen haben, den Abschluss der Sonderschule<br />
b-<br />
9 ichungen<br />
der Kultusministerkonferenz. Dokumentation Nr. 185. Sonderpädagogische Förderung in Schulen 1997<br />
bis 2006. April 2008.<br />
<strong>Die</strong> KMK hat die sonderpädagogische Förderquote für das Schuljahr 2007/2008 noch nicht veröffentlicht. Sie<br />
wird vermutlich erst im Herbst im Zusammenhang einer Gesamtdarstellung publiziert. Mit Hilfe der Daten des<br />
statistischen Bundesamtes konnte eine eigene Berechnung vorgenommen werden. Sie steht allerdings unter<br />
dem Vorbehalt, dass die Daten des statistischen Bundesamtes, die zu einem früheren Zeitpunkt erhoben werden<br />
<strong>als</strong> die der KMK, endgültig bestätigt werden.<br />
29
sicht nicht. Nur wenn mindestens die Standards für den Hauptschulabschluss erreicht werden,<br />
sollen nach Beschluss der KMK die Abschlüsse der Sonder-/Förderschulen anerkannt<br />
werden. Im Schuljahr 2007/2008 erreichten gut drei Viertel der Absolventen von Förderschulen<br />
keinen Hauptschulabschluss, das waren insgesamt knapp 40.000 Schülerinnen und Schüler;<br />
davon können ungefähr zwei Drittel einen Abschluss für Lernbehinderte vorweisen. Seit<br />
mit den KMK-Empfehlungen 1994 die sonderpädagogische Förderung in Sonderschulen und<br />
allgemeinen Schulen gleichgestellt wurde, hat sich der Anteil des gemeinsamen Unterrichts<br />
nur schleppend erhöht. Er lag im Schuljahr 1999/2000 bundesweit bei 11,6 Prozent, im<br />
Schuljahr 2007/2008 bei 15,7 Prozent. Das heißt, der ganz überwiegende Teil der Schülerinnen<br />
und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf besucht nach wie vor Sonder-<br />
/Förderschulen und weniger <strong>als</strong> ein Siebtel wird im gemeinsamen Unterricht gefördert. Und<br />
dies, obwohl bis auf Baden-Württemberg die Schulgesetze aller übrigen Bundesländer einen<br />
Vorrang für den gemeinsamen Unterricht enthalten, der jedoch in den meisten Fällen mit dem<br />
Segen des Bundesverfassungsgerichts 10 durch einen Ressourcenvorbehalt relativiert wird. 11<br />
Nur in Bremen ist das Recht auf gemeinsamen Unterricht bisher voraussetzungslos.<br />
Große Unterschiede auch beim Anteil der Integrationsschüler<br />
Nicht nur die Förderquote variiert sehr stark zwischen den Bundesländern, sondern auch der<br />
Anteil der Integrationsschüler an der Förderquote. Abbildung 4 zeigt erstaunliche Differenzen<br />
zwischen fast 40 Prozent in Bremen und Schleswig-Holstein und unter 10 Prozent in Niedersachsen<br />
und Sachsen-Anhalt. <strong>Die</strong>se Unterschiede sind kein Ost-West- oder Nord-Süd-<br />
Phänomen. Es wäre sehr lohnend, den Gründen einmal nachzugehen. Von gleichen Chancen<br />
des gemeinsamen Aufwachsens von behinderten und nicht behinderten Kindern und Jugendlichen<br />
sind wir in Deutschland meilenweit entfernt.<br />
Inseln der Inklusion in einem Meer der Selektion 12<br />
Viele Bundesländer sind sehr weit von einem inklusiven Schulsystem entfernt, selbst wenn<br />
gemeinsamen Unterricht von<br />
behinderten und nicht bekinderten Kindern und Jugendlichen in einem ansonsten selektiven<br />
gnd<br />
Baden-Württemberg zum Beispiel gelten<br />
auch solche Schülerinnen und Schüler <strong>als</strong> Integrationsschüler, die Förderklassen <strong>als</strong> so<br />
genannte Außenklassen in allgemeinen Schulen besuchen.<br />
Es ist unbestritten, dass gemeinsamer Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern<br />
auch im traditionellen selektiven Schulsystem möglich ist. Viele Grund-, Haupt- und Ge-<br />
10 Zur rechtlichen Situation vgl. Poscher, Ralf; Langer, Th. ;Rux, J., 2009: Gutachten zu den völkerrechtlichen und<br />
innerstaatlichen Verpflichtungen aus dem Recht auf Bildung nach Art. 24 des UN-Abkommens über die Rechte<br />
von Menschen mit Behinderungen und zur Vereinbarkeit des deutschen Schulrechts mit den Vorgaben des<br />
Übereinkommens. Erstellt im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung. August 2008. Baden-Baden.<br />
Korrigierte Online-Fassung vom 16. September 2008. http://www.gew.de/Publikationen_Inklusion.html Zugriff<br />
11.08.2009.<br />
11 Ebd.<br />
12 Vgl. die ausführliche Berichterstattung und Kommentierung in: Erziehung und Wissenschaft Nr. 3/2009, Frank-<br />
furt/M..<br />
30
samtschulen erbringen täglich den Beweis. Aber dadurch erhält man noch kein inklusives<br />
Schulsystem <strong>als</strong> Ganzes. Wir haben in Deutschland derzeit Inseln der Inklusion in einem Meer<br />
von Selektion. Dabei ist zweifelhaft, ob in diesem Meer wenigstens die Inklusion von Behinderten<br />
vollständig gelingen kann. <strong>Die</strong> vollständige Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit<br />
Behinderungen ins selektive Schulsystem wird vermutlich nicht nur an fehlenden Ressourcen,<br />
uneinsichtigen Verwaltungen und mangelnder Klagefreudigkeit von Eltern scheitern, sondern<br />
auch systembedingt an der selektiven Grundausrichtung unseres Schulsystems.<br />
<strong>Die</strong> Probleme beim Übergang in die Sekundarstufe I und die höchst unterschiedliche Verteilung<br />
auf die Schularten machen deutlich, dass auch die partielle Inklusion der jungen Menschen<br />
mit Behinderungen nur in Einer Schule für alle befriedigend gelingen kann. <strong>Die</strong> Lernumgebung<br />
an Hauptschulen gilt <strong>als</strong> benachteiligend und wenig anregend. Es ist kaum anzunehmen,<br />
dass sich dies verbessert, wenn alle jungen Leute mit dem Förder<br />
eine Hauptschule besuchten. <strong>Die</strong> selektive Grundausrichtung des Systems wirkt sich aber<br />
auch auf Unterrichtsstile und das professionelle Selbstverständnis der Lehrkräfte aus. Obwohl<br />
einige wenige Gymnasialklassen mittlerweile Kinder mit Down-Syndrom aufgenommen haben,<br />
können sich die meisten Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien den gemeinsamen Unterricht<br />
von sog. Hauptschü<br />
Umgang mit Heterogenität, schülerbezogene individuelle Förderung und die Individualisierung<br />
Solange in Deutschland die politischen Mehrheiten gegen eine große Schulreform sind, werden<br />
wir zunächst die kleinen Schritte weiter gehen (müssen). Aber <strong>als</strong> GEW werden wir uns<br />
nicht davon abhalten lassen, auf die Widersprüche hinzuweisen: Ein Schulsystem, das die<br />
Inklusion von Behinderten zwar hinbekäme, Schüler/innen aus bildungsarmen und Migrationsfamilien<br />
aber weiterhin in Hauptschulen zusammenfasste, in denen die Sonderschulen für<br />
Lernbehinderte aufgegangen sind, wäre sicher kein inclusive education system.<br />
<strong>Die</strong> nächsten Schritte Forderungen der GEW<br />
<strong>Die</strong> Auseinandersetzungen um die Umsetzung des Bildungsartikels der UN-Konvention werden<br />
in der bildungspolitischen Debatte der nächsten Zeit eine wichtige Rolle spielen. Eltern<br />
werden vermutlich das Recht auf gemeinsamen Unterricht wieder häufiger einklagen. Ihre<br />
Chancen dürften sich auch deshalb verbessern, weil mittlerweile die dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
von 1997 zugrunde liegende Annahme, die Förderung in Sonderschulen<br />
und in allgemeinen Schulen sei gleichwertig, durch die internationale Debatte und verschiedene<br />
Untersuchungen zunehmend ins Wanken geraten ist. Hans Wocken hat zum Beispiel in<br />
einer Studie gezeigt, dass mit zunehmender Verweildauer an Sonderschulen für Lernbehinderte<br />
die Lesefähigkeiten und der Intelligenzquotient abnehmen. 13<br />
13 Wocken, H., 2000: »Leistung, Intelligenz und Soziallage von Schülern mit Lernbehinderungen. Vergleichende<br />
Untersuchungen an Förderschulen in Hamburg, in: Zeitschrift für Heilpädagogik 51, 492-503<br />
Wocken, H. 2005: Andere Länder, andere Schüler? Vergleichende Untersuchungen von Förderschülern in den<br />
Bundesländern Brandenburg, Hamburg und Niedersachen. Forschungsbericht, Potsdam.<br />
Beide Texte sind online verfügbar unter http://www.hans-wocken.de Pfad Publikationen. Zugriff am 11.08.2009<br />
31
Eine zentrale Forderung der GEW ist, dass alle Verantwortungs- und Zuständigkeitsebenen<br />
vom Bund über die Bundesländer bis zu den Kommunen und Bildungseinrichtungen gesamtstaatliche<br />
Verantwortung für die Umsetzung der UN-Konvention übernehmen und sich auch<br />
in Bezug auf den Schulbereich auf eine Gesamtstrategie mit Aktionsplan einigen. <strong>Die</strong> Bundesländer<br />
müssen das Recht auf gemeinsamen Unterricht in den Landesgesetzen festschreiben,<br />
der Ressourcenvorbehalt muss entfallen und der Besuch der allgemeinen Schule die Regel<br />
werden. Als GEW stehen wir vor der Aufgabe, die Politik dazu zu drängen, die Lehreraus- und<br />
Fortbildung, die Lern- und Arbeitsbedingungen sowie dienstrechtliche Vorschriften mit den<br />
Erfordernissen der UN-Konvention in Einklang zu bringen. Das gemeinsame Leben und Lernen<br />
von jungen Menschen mit und ohne Behinderung im allgemeinen Schulsystem kann zum Nukleus<br />
für ein vollständig inklusives Schulsystem werden. Im Meer der Selektion gilt es zwischen<br />
den Inseln der Inklusion weiteres Land zu gewinnen.<br />
Marianne Demmer ist gelernte Grund- und Hauptschullehrerin, stellvertretende GEW-<br />
Vorsitzende und im geschäftsführenden Vorstand der GEW für den Bereich Schulpolitik verantwortlich.<br />
Wir danken Marianne Demmer und dem BdWi Verlag für die freundliche Genehmigung den<br />
Artikel nachzudrucken, der im BdWi -Studienheft 6 erschienen war.<br />
32
Sozialdemokratie und Bildung Mannheimer Parteitag der SPD 1906<br />
Günter Wilms<br />
Mehrere internationale Studien ( PISA u.a. ) und auch der Sonderberichterstatter der Vereinten<br />
Nationen für das Recht auf Bildung zeigen auf, dass es in Deutschland gleiche Bildungsmöglichkeiten<br />
für alle nicht gibt. Das Festhalten an der frühen Selektion im mehrgliedrigen<br />
Schulsystem in den meiste<br />
deren Eltern meistens zu den reichen oder mittleren Schichten der Bevölkerung gehören,<br />
nach dem vierten Schuljahr ins Gymnasium dient allein dem Erhalt von Bildungsprivilegien.<br />
Seit Jahren kämpfen verschiedene vor allem linke politische Kräfte, darunter der DGB und<br />
speziell die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, gegen eine solche Entwicklung und<br />
ilot-<br />
hin zur Gemeinschaftsschule nachgedacht.<br />
Jahrhundert in der Arbeiterbewegung und der fortschrittlichen Lehrerbewegung begründete<br />
Einheitsschulidee zugrunde. Dabei kommt dem Mannheimer Parteitag der SPD (23. bis 29.<br />
September 1906) eine besondere Bedeutung zu. Erstm<strong>als</strong> beschäftigten sich die Delegierten<br />
ausführlich mit dem Thema . Sie konnten sich dabei auf<br />
Forderungen der fortschrittlichen Lehrerbewegung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
stützen, die zum Ziel hatten<br />
eine Schule, die Kinder aller Stände und Konfessionen aufnimmt,<br />
eine Schule, die von einem einheitlichen Geist getragen wird,<br />
eine Schule, in der es nur einen einheitlichen, in sich gleichwertigen Lehrerstand gibt.<br />
Dem Parteitag lag ein von Clara Zetkin und Heinrich Schulz erarbeiteter Antrag zum Thema<br />
vor. Heinrich Schulz sprach zu Schul- und Erziehungsfragen im engeren Sinn, Clara Zetkin<br />
über sozialistische Erziehung in der proletarischen Familie.<br />
Das von ihnen begründete Schulprogramm des Mannheimer Parteitages ging über die Forderungen<br />
der Lehrerschaft hinaus und stellte die Erziehungsfragen in den großen gesellschaftlichen<br />
Zusammenhang. Es bezeichnete öffentliche Erziehung auf der Grundlage der Einheitlichkeit<br />
und Weltlichkeit <strong>als</strong> eine der wichtigsten sozialen Aufgaben, forderte die organische Angliederung<br />
der höheren an die niederen Bildungsanstalten, die Unentgeltlichkeit des Unterrichts<br />
und der Lehrmittel sowie die materielle und soziale Hebung der Lage der Lehrer und<br />
deren Ausbildung an Universitäten. Ausdrücklich wird in dem Programm hervorgehoben:<br />
Das Kind muss <strong>als</strong> werdendes Glied der sozialen Gemeinschaft freier Arbeiter verstanden<br />
werden.<br />
Alle körperlichen und geistigen Fähigkeiten müssen zu möglichst hoher Vollendung<br />
entwickelt werden.<br />
Arbeit ist die Grundlage für die Erziehung in der sozialistischen Zukunft.<br />
Der Gegensatz zwischen Hand- und Kopfarbeit, zwischen Theorie und Praxis muss<br />
überwunden werden.<br />
Heinrich Schulz<br />
s Kind durch die<br />
Verbin<br />
würdigen lernt <strong>als</strong> durch den heutigen fratzenhaften Geschichtsunterricht, nach dem angeb-<br />
33
lich einige große Männer, nicht die Gesamtheit des Volkes, in fleißiger Arbeit die Geschichte<br />
In ihren Leitsätzen formulierte Clara Zetkin: rständliche<br />
Pflicht der Parteiangehörigen, dass sie die Kinder im Geiste der sozialistischen<br />
Weltanschauung erziehen. So lange aber der Klassenstaat besteht, und die Volksschule <strong>als</strong><br />
Werkzeug der Klassenherrschaft missbraucht wird, kann sich die häusliche Erziehung nicht<br />
ste<br />
nschaftlichen<br />
Sozialismus einführt und neben der allgemeinen geistigen Entwicklung die Cha-<br />
Der Mannheimer Parteitag der SPD war mit seinem Schulprogramm Ausgangspunkt der bildungspolitischen<br />
Kämpfe in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. <strong>Die</strong> Schul- und<br />
Erziehungsfragen bilden von da an einen wesentlichen Bestandteil des politischen Kampfes<br />
der klassenbewussten Arbeiterschaft. Daran anknüpfend forderte die deutsche Lehrerschaft<br />
in den Beschlüssen der verschiedenen nationalen Lehrerversammlungen, die Trennung zwischen<br />
der allgemeinen Volksschule und den weiterführenden höheren Bildungsanstalten<br />
durch eine organische Verbindung aller Bildungsmöglichkeiten von unten bis oben zu über-<br />
einen einheitlichen Lehrerstand zur notwendigen Voraussetzung hat und in der jede Trennung<br />
nach sozialen und konfessio<br />
Das ist eine Aufgabe, die heute - rund 100 Jahre später - in Deutschland immer noch nicht<br />
gelöst ist. Sie braucht die Kraft und das Engagement der gesamten Arbeiterbewegung und<br />
aller fortschrittlichen Kräfte. Leider erweist sich, dass die SPD <strong>als</strong> Partei der vom Mannheimer<br />
Parteitag ausgehenden Tradition in den bildungspolitischen Kämpfen der Gegenwart nicht<br />
gerecht wird trotz guter und richtiger Formulierungen. in ihrem Hamburger Programm von<br />
2007. Gleichzeitig gilt: Viele Mitglieder der SPD wirken zusammen mit anderen linken Kräften<br />
ule<br />
für alle, für eine wirklich demokratische Schulreform in Deutschland.<br />
Prof. Dr. Günter Wilms ist Mitglied der BAG Bildungspolitik und des Ältestenrates.<br />
34
Aus den Bundesländern<br />
________________________________________________________________<br />
Diskussion in Berlin: DIE LINKE und die Jugend<br />
Gerhard Sielski<br />
Es ist nicht uninteressant, dass ausgerechnet der Ältestenrat der Partei DIE LINKE. das Thema<br />
Jugend auf die Agenda setzt. Wir haben das Papier des Ältestenrates in der letzten ZLB<br />
veröffentlicht.<br />
Im ND-Club trafen sich im Dezember zu einer Debatte Hans Modrow, Vorsitzender und Günter<br />
Wilms, Mitglied des Ältestenrates mit Sophie <strong>Die</strong>ckmann und Haimo Stiemer, Vertreter des<br />
Sozialistisch-Demokratischen Studierendenverbandes (DIE LINKE.SDS) bzw. der Linksjugend<br />
[solid] und interessierten Gästen.<br />
Gefragt wurde: Wo bleibt die Jugend? Wie ist das Verhältnis von Partei und Jugendverbände?<br />
Es war nur natürlich, dass die aktuellen Aktionen im Mittelpunkt der Debatte standen, so der<br />
Bildungsstreik und die Unterstützung der Partei DIE LINKE für die Aktionen der Schüler und<br />
Studierenden für längeres gemeinsames Lernen. <strong>Die</strong> Abschaffung der Studiengebühren, der<br />
Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit sind z.B. Themen die gemeinsam weiter im Mittelpunkt<br />
stehen müssen. Und es gibt auch neben den aktuellen Problemen Interesse an der Diskussion<br />
um ein sozialistisches Gesellschaftskonzept, was sich auch in der Programmdebatte widerspiegeln<br />
sollte. Jung und Alt waren sich einig, dass die LINKE neue Utopien brauche und der<br />
Sozialismusbegriff geschärft werden sollte.<br />
Das war ein guter Anfang nicht übereinander zu reden, sondern miteinander. Und das nicht<br />
nur auf prominenter Ebene, sondern auch an Ort und Stelle, wo es um konkrete Zusammenarbeit<br />
geht. Bei aller Unterschiedlichkeit in der Betrachtungsweise mancher Probleme wurde<br />
eines ganz klar: Wir haben in diesem Land keinen Konflikt jung gegen alt. Probleme aber, die<br />
miteinander diskutiert werden müssen, gibt es genügend, denn die jungen Menschen von<br />
heute kommen völlig auf anderen Wegen und auf andere Art und Weise zur Politik, zu sozialistischen<br />
Überzeugungen, <strong>als</strong> die Generation der Älteren. Übereinstimmung aber herrschte bei<br />
der Debatte im ND-Club, dass es einen grundlegenden Konflikt zwischen reich und arm gibt,<br />
zu dessen Überwindung jung und alt, alle Generationen, ihre Kräfte vereinen müssen.<br />
35
Das Volk von Hamburg soll entscheiden.<br />
Keine weiteren Kompromisse mit dem Rechtsblock!<br />
Kay Beiderwieden<br />
Paukenschlag<br />
vernommen. <strong>Die</strong> Elbvorortsinitiative (so wird sie unter fortschrittlichen Kräften wegen ihrer<br />
Herkunft aus den wohlhabenden Stadtteilen Hamburgs genannt) hatte in einem Volksbegeh-<br />
gesammelt. <strong>Die</strong>ses Volksbegehren richtete sich gegen das gerade vom schwarzgrünen Senat<br />
verabschiedete neue Schulgesetz, dessen wesentlicher Kern die Primarschule bis Klasse 6<br />
und ein anschließendes -Säulen- rschule<br />
beinhaltet. <strong>Die</strong> Elbvorortsinitiative fordert dagegen, dass beim Gymnasium alles beim<br />
iative<br />
war nicht so sehr das Ergebnis, sondern wie es zustande gekommen ist.<br />
1. Es wurde von einem Rechtsblock getragen. Er reichte: von der FDP, NPD, Handelskammer,<br />
Unternehmensverbände, dem rechten Deutschen Lehrerbund bis hin zu Teilen der<br />
CDU, der JU und der SPD-Führung.<br />
2. Es gab ein publizistisches Trommelfeuer von der Springerpresse. Allein das Hamburger<br />
Abendblatt hat in den 21 Tagen 18-mal über die Elbvorortsinitiative berichtet. Als die<br />
Volksinitiative Eine Schule für Alle ein Jahr zuvor Unterschriften für ihr Volksbegehren<br />
sammelte, hat das Abendblatt nur 2-mal was gebracht.<br />
3. <strong>Die</strong> Elbvorortsinitiative verfügte über viel Geld. Allein ihr Kampagnenbüro in der Lilien-<br />
36<br />
Kampagnenleiter eingestellt. Sie hat Hamburg vollplakatieren lassen. Sie hatte bezahlte<br />
Sammler, die Kopfprämien bekamen. Sie hatte einen Werbspot im Radio senden lassen.<br />
Und sie hat Inserate im Hamburger Abendblatt mit ihrer Unterschriftenliste <strong>als</strong> Beilage<br />
geschaltet. Alles das war immens teuer.<br />
4. Und einmalig ist, dass Alexander Otto von der ECE Projektmanagement GmbH, der allein<br />
in Europa über 100 Konsumtempel besitzt und die zum Otto-Konzern gehört, der Elbvorortsinitiative<br />
erlaubte, in seinen vier Einkaufszentren in Hamburg zu sammeln, andere<br />
aber draußen vor der Tür bleiben mussten. Das ist undemokratisch und das ist einmalig.<br />
Wie soll es nun weitergehen? Der Hamburg Senat hat nun ausgerechnet Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der Otto-Gruppe und Bruder von Alexander Otto, mit dem nirgendwo<br />
vorgesehen Amt betraut, im sog. einen zu finden, auf<br />
das endlich der einkehre. Dabei sind folgende Positionen erkennbar:<br />
Ole von Beust und Bildungssenatorin Christa Goetsch von der GAL haben für den Hamburger<br />
Senat bereits angekündigt, die 6-jährige Primarschule sei nicht verhandelbar. Wohl<br />
könnten sie sich vorstellen, dass es ein Elternwahlrecht ab Klasse 6 für das Gymnasium<br />
gibt. Dazu muss man wissen, dass nach dem neuen Schulgesetz das Elternwahlrecht ab<br />
Klasse 4 entfällt und nach Klasse 6 wie bisher die Lehrerkonferenz entscheidet. <strong>Die</strong><br />
Elbvorortsinitiative hat viele Unterschriften mit ihrer Forderung bekommen, dass es ein Elternwahlrecht<br />
auch nach Klasse 6 geben solle.
In der Springerpresse sind bereits diverse Kompromisslinien ventiliert worden, die sich<br />
weitgehend mit den Vorstellungen der Elbvorortsinitiative decken dürften. So hat die<br />
ehemalige Bildungssenatorin Dinges-<strong>Die</strong>rig eine 5-jährige Primarschule vorgeschlagen, die<br />
quasi zur Entschädigung schon mit der verpflichtenden Vorschule in Klasse 0 beginnen<br />
soll. Außerdem soll es alle möglichen Ausnahmen für Traditionsgymnasien geben. <strong>Die</strong><br />
langjährige schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion Knipper plädiert statt einer flän<br />
für einen Schulversuch mir zunächst<br />
nur 24 Starterschulen.<br />
<strong>Die</strong> CDU will einen Volksentscheid möglichst vermeiden. Denn es sind insbesondere ihre<br />
WählerInnen, die bei der Elbvorortsinitiative unterschrieben haben.<br />
<strong>Die</strong> GAL (so nennen sich in Hamburg die Grünen) will an der 6-jährigen Primarschule festhalten.<br />
Sie hat sich im Bürgerschaftswahlkampf 2008 gegen das Kohlekraftwerk in<br />
-jährige<br />
Eine Schule für alle ausgesprochen. Nach den Wahlen hat sie aber dem Kohlekraftwerk<br />
und der Elbvertiefung zugestimmt. Wenn nun auch noch die Primarschule wegfällt, bleibt<br />
von ihren ursprünglichen Forderungen kaum noch was übrig.<br />
<strong>Die</strong> Hamburger SPD-Führung unter Olaf Scholz hofft auf ein Auseinanderbrechen der<br />
schwarzgrünen Koalition. Sie möchte dann <strong>als</strong> Juniorpartner der CDU die Nachfolge der<br />
GAL antreten, um endlich wieder in den Senat zu kommen. Sie betreibt in der Schulpolitik<br />
eine Opposition von rechts. Sie ist gegen die Primarschule und kollaboriert mehr oder<br />
minder verdeckt mit der Elbvorortsinitiative. Einige Teile der SPD, insbesondere deren Arbeitsgemeinschaft<br />
für Bildung und GewerkschafterInnen, treten für die Primarschule und<br />
die Eine Schule für alle ein.<br />
DIE LINKE in Hamburg lehnt alle faulen Kompromisse ab. Schon die 6-jährige Primarschule<br />
ist ein Kompromiss. Wenn es jetzt noch einen Kompromiss vom Kompromiss geben soll, dann<br />
bleibt davon wenig bis nichts übrig. Das bundesdeutsche Bildungswesen ist eines der ungerechtesten<br />
der Welt. Hamburg ist im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders unge-<br />
Im Augenblick ist es so, dass in Hamburg das Kind eines<br />
Akademikers am Ende der vierten Klasse eine viermal bessere Chance hat, aufs Gymnasium<br />
zu kommen bei gleicher Leistung<br />
Bielefeld im Schulausschuss der Bürgerschaft im Juni 2009.) Von diesem ungerechten Bildungswesen<br />
profitieren die Akademikerkinder. Je ungerechter, desto besser für sie. Deshalb<br />
wollen Rechtsanwalt Scheuerl und die Elbvorortsinitiative, dass alles so bleibt, wie es ist.<br />
Weil dieses Bildungssystem ungerecht ist und systematisch Kinder von Arbeitenden und<br />
Prekarisierten benachteiligt, kämpfen wir für seine Veränderung. Das tun linke und fortschrittliche<br />
Kräfte seit über 150 Jahren. Der größte Erfolg war, <strong>als</strong> vor 90 Jahren die Hamburger Bürgerschaft<br />
im Zuge der Novemberrevolution und auf Druck des Arbeiter- und Soldatenrates<br />
das e beschlossen hat.<br />
37
DIE LINKE hat dazu eine vielbeachtete Gedenkveranstaltung in Form einer szenischen Lesung<br />
durchgeführt.<br />
(Man kann es nachsehen und -hören und auch das Script herunterladen unter:<br />
http://www.linksfraktionhamburg.de/index.php?id=1281&tx_ttnews[tt_news]=2651&tx_ttnews[backPid]=595)<br />
<strong>Die</strong> Einheitsschule, das ist die Grundschule. Man nannte deshalb auch die Grundschule die<br />
Unterstufe der Einheitsschule. Eigentlich sollten es dam<strong>als</strong> nicht 4, sondern 6 bis 8 Jahre gemeinsames<br />
Lernen sein. Es sind aber <strong>als</strong> Kompromiss nur 4 Jahre herausgekommen. Wenn<br />
jetzt diese Einheitsschule um 2 Jahre verlängert werden soll, müssen wir es schon von daher<br />
unterstützten. Aber ich möchte noch drei weitere Gründe nennen.<br />
1. <strong>Die</strong> Grundschule ist die erfolgreichste Schulform Deutschlands, wie zum Beispiel die Internationale<br />
Grundschul-Lese-Untersuchung zeigt. Hier wird noch am meisten Reformpädagogik<br />
gemacht. Wenn diese erfolgreichste Schulform 2 Jahre länger dauert, dann ist<br />
das gut.<br />
2. <strong>Die</strong> Primarschule ist gerechter, weil die ungerechte Sortiererei um 2 Jahre hinausgeschoben<br />
wird. Am besten ist es natürlich, wenn gar nicht sortiert wird. Aber: Wenn schon sortiert<br />
wird, dann gilt: Je später, desto besser. Das verlängert nicht nur das gemeinsame<br />
Lernen, es führt auch zu weniger Fehlentscheidungen.<br />
3. 2 Jahre mehr Grundschule bedeuten 2 Jahre weniger Gymnasium. Darüber müssten sich<br />
eigentlich schon alle fortschrittlichen Kräfte freuen.<br />
DIE LINKE will den Volksentscheid. Auf der 4. Tagung des 1. Parteitages am 11. Dezember<br />
hat sie dies mit großer Mehrheit beschlossen (siehe den beistehenden Kasten). Wir meinen,<br />
die Hamburgerinnen und Hamburger sollen entscheiden. So, wie wir, denken auch andere<br />
fortschrittliche Kräfte. Zu nennen sind insbesondere: die GEW, die Volksinitiative Eine Schule<br />
für Alle, die Elternkammer, Lehrerkammer und die SchülerInnenkammer, die Schulleiter von<br />
Gesamtschulen, die Schulleiter von Beruflichen Schulen und so gut wie alle ProfessorInnen<br />
des Fachbereichs Erziehungswissenschaften der Uni Hamburg. Wir sollten uns mit allen fortschrittlichen<br />
Kräften zusammenschließen. Wir dürfen den Rechtsblock nicht durchkommen<br />
nden.<br />
Wir müssen Leute gewinnen, die mit der schwarzgrünen Schulpolitik unzufrieden sind<br />
und die bei der Elbvorortsinitiative unterschrieben haben. Wir müssen im Sommer auf den<br />
ivilegien! Für die Primarschule und für die Eine Schule<br />
für Al<br />
Kay Beiderwieden ist Sprecher der LAG Hamburg<br />
38
Dringlichkeitsantrag zum Fortsetzungs-Landesparteitag vom 11.12.09<br />
Ja zum längeren gemeinsamen lernen, gegen Bildungsprivilegien<br />
und soziale Ausgrenzung!<br />
Den Kulturkampf aufnehmen, die Zementierung des Bildungsprivilegs zurückweisen!<br />
Im nächsten halben Jahr wird die Schulpolitik in Hamburg eine bestimmende Rolle spielen.<br />
Zwischen dem 17. 6. und 22. 8. 2010 wird es voraussichtlich zu einem Volksentscheid kommen.<br />
DIE LINKE begrüßt dies und lehnt einen Runden Tisch ab, weil er nur zur Verwässerung<br />
führen kann.<br />
Sie fordert die CDU/GAL- Koalition auf, jetzt wenigstens das Kernstück der kleinen Schulreform,<br />
das längere gemeinsame Lernen bis Kl. 6 (Primarschule) nicht preiszugeben und die<br />
dafür nötigen personellen und finanziellen Ressourcen im Haushalt abzusichern.<br />
Deshalb wird DIE LINKE auf allen Ebenen, in allen Stadtteilen mit allen möglichen Mitteln<br />
den vom Zaun gebrochenen Schulkampf aufnehmen und den Machtanspruch von Springer<br />
und den Elbvororten zurückweisen<br />
sich ab sofort um regionale und überregionale Bündnisse bemühen<br />
ssen<br />
und Plätzen und in Betrieben, Büros und Schulen vorbereiten<br />
in die große Diskussion ihre eigenen Vorstellungen einer Bildungsreform einbringen, was<br />
auch heißt, eine linke herrschaftskritische Perspektive einzunehmen.<br />
<strong>Die</strong> LAG Bildungspolitik wird beauftragt, einen Kampagnenplan auszuarbeiten und mit Landes-<br />
. Bezirks- und Ortsverbänden und in Kooperation mit ihren Abgeordneten ab Januar umsetzen.<br />
Tabelle 1 Zeittafel<br />
28.10.09 - 17.11.09 <strong>Die</strong> Elbvorortsinitiative sammelt in einem Volksbegehren nach<br />
eigenem Bekunden 184.500 Unterschriften. <strong>Die</strong> Bürgerschaft<br />
muss nun bis zum 17.3.10 entscheiden, ob sie dem entsprechen<br />
will. Wenn nicht, käme es im Sommer 2010 zum Volksentscheid.<br />
20.10.09 <strong>Die</strong> Hamburger Bürgerschaft beschließt mit den Stimmen von<br />
CDU und GAL das neue Hamburgische Schulgesetz mit der Pri-<br />
-Säulenle<br />
und Sonderschule. <strong>Die</strong><br />
SPD stimmt mehrheitlich dagegen, weil sie gegen die Primarschule<br />
ist. <strong>Die</strong> Linksfraktion enthält sich, weil sie für die Primarschule,<br />
aber gegen das Zwei-Säulen-Modell ist.<br />
17.04.09 Britta Ernst von der SPD (die Frau von Olaf Scholz) spricht vor<br />
-<br />
gegen die Primarschule<br />
21.05.08 19.11.08<br />
Elternwahlrechts und der weiterführenden Schulen ab Klasse 5<br />
ngaben<br />
21.000 Unterschriften.<br />
17.04.08 CDU und GAL unterschreiben ihren Koalitionsvertrag.<br />
19.09.08 09.10.08 <strong>Die</strong> Volksinitiative Eine Schule für Alle scheitert bei dem Volksbegehren.<br />
Sie erreicht nur 54.000 von erforderlichen 61.000<br />
Unterschriften.<br />
30.10.07 07.01.08 <strong>Die</strong> Volksinitiative Eine Schule für Alle sammelt in gut 2 Monaten<br />
15.500 Unterschriften.<br />
39
März 2006 März 2007 <strong>Die</strong> Enquete-Kommission Schulentwicklung der Hamburgischen<br />
Bürgerschaft unter Leitung des früheren sächsischen Kultusministers<br />
Matthias Rößler empfiehlt ein Zwei-Säulen-Modell ab<br />
Klasse 4<br />
4.11.05 Robert Heinemann, der damalige schulpolitische Sprecher der<br />
CDU, schlägt im Hamburger Abendblatt ein Zwei-Säulen-Modell<br />
nach sächsis tlden<br />
ihre Kinder<br />
dort an.<br />
40
Thüringer Landtag Erfurt, 02. Dezember 2009<br />
Fraktion DIE LINKE<br />
M ü n d l i c h e A n f r a g e<br />
der Abgeordneten Sojka (DIE LINKE)<br />
Anträge auf Gemeinschaftsschulen<br />
Laut Koalitionsvertrag wird das Thüringer Schulsystem für das längere gemeinsame Lernen<br />
bis Klasse 8 geöffnet. Alle Schulträger sollen neben der Regelschule und dem Gymnasium<br />
eine gleichberechtigte Option für eine Gemeinschaftsschule bekommen, wobei die Entscheidung<br />
für die Gemeinschaftsschule vor Ort und unter Einbeziehung der Beteiligten fallen<br />
muss. Über die Interessenlage der Schulträger bzgl. der Einführung einer Gemeinschaftsschule<br />
gibt es bisher sehr unterschiedliche und teilweise widersprüchliche Informationen.<br />
Ich frage die Landesregierung:<br />
1. Wie viele Anfragen bzw. Anträge auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule liegen bisher<br />
den Schulämtern bzw. der Landesregierung vor?<br />
2. Wie gestaltet sich das Antragsverfahren und ab wann werden dazu konkrete Informationen<br />
durch die Landesregierung bereitgestellt?<br />
3. In welcher Form und in welchem Umfang wird bei der Entscheidung über die Einrichtung<br />
einer Gemeinschaftsschule die Einbeziehung der Beteiligten gesichert?<br />
4. Wann wird der gesetzliche und der finanzielle Rahmen für die Einrichtung von Gemeinschaftsschulen<br />
geschaffen, so dass diese auch in den kommunalen Schulnetzplanungen<br />
Berücksichtigung finden können?<br />
Michaele Sojka ist bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Thüringer<br />
Landtag<br />
41
Aus dem Bundestag<br />
________________________________________________________________<br />
Wie viele Bildungsstreiks müssen denn noch stattfinden?<br />
Rede von Petra Sitte am 11.11.2009 im Bundestag<br />
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!<br />
Ich werde in diesen Tagen in meinem Wahlkreis immer wieder besorgt gefragt: Wie wird es<br />
mir ergehen unter Schwarz-Gelb?<br />
(Zurufe von der FDP: Oh!)<br />
Welche Konsequenzen hat die schwarz-gelbe Regierung für meine persönliche Lebenssituation?<br />
(Zuruf von der SPD: Freiheit!)<br />
Welche Perspektiven werde ich in diesen vier Jahren bekommen oder eben auch nicht? Vor<br />
allem: Was blüht meinen Kindern?<br />
Wissen Sie, ich komme aus Halle (Saale). Halle ist eine ostdeutsche Stadt mit einer der<br />
höchsten Armutsquoten in diesem Land: 45 Prozent der Familien in meiner Stadt erhalten<br />
Transferleistungen. Halle hat Stadtviertel, in denen jedes zweite Kind Sozialgeld bekommt.<br />
Das verfügbare Jahresdurchschnittseinkommen liegt in Halle nur knapp über 14 000 Euro. Es<br />
ist <strong>als</strong>o völlig klar, dass in meiner Stadt in vielen anderen Regionen ist es ähnlich Ihr Koalitionsvertrag<br />
und Ihre Politik nur bestehen können, wenn sie aus der Sicht dieser Menschen<br />
ganz konkret spürbare Verbesserungen bewirken.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Schaue ich mir Ihren Koalitionsvertrag unter diesem Blickwinkel an, kann ich den Leuten ihre<br />
Sorgen nicht nehmen. <strong>Die</strong> Ministerin und andere Redner der Koalition wie Herr Meinhardt<br />
schwärmen schon davon, dass sie Milliarden in Bildung, Wissenschaft und Forschung investieren<br />
wollen. Das hört sich gewaltig an, wohl wahr! Aber dort, wo das Geld am dringendsten<br />
benötigt wird, bei genau diesen einkommensschwachen Familien, bei ihren Kindern und Jugendlichen,<br />
kommt es nicht an. Insofern, Frau Ministerin, besteht zwischen meiner Einschätzung<br />
und der Ihren eine gravierende Differenz.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-<br />
NEN)<br />
Das zentrale Defizit Ihres Koalitionsvertrages schlägt sich mit dramatischen Folgen auch im<br />
Bildungsteil nieder. Auch hier koppeln Sie sehenden Auges mittlerweile etwa ein Drittel der<br />
Kinder und Jugendlichen von Zukunftsperspektiven ab. Jene, die heute knapp unter der Armutsgrenze<br />
oder knapp über der Armutsgrenze leben, erfahren durch diese Politik weiter<br />
Ausgrenzung. Seit Jahren ist bekannt, dass in diesem Land die Bildungschancen und damit<br />
natürlich auch die Lebensperspektiven extrem von der sozialen Herkunft abhängen. In kaum<br />
42
einem anderen europäischen Land fällt die Prognose für den Fachkräftemangel so dramatisch<br />
aus. Man sollte glauben, dass der Koalition völlig klar ist, wo sie ansetzen muss, nämlich an<br />
diesen Punkten.<br />
Dazu müssten Sie, wie wir es mit unserem nationalen Bildungspakt vorgeschlagen haben,<br />
gemeinsam mit den Ländern und mit den Kommunen bei der Unterfinanzierung des öffentlichen<br />
Bildungswesens konsequent gegensteuern.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)<br />
Das beginnt bei Kindertagesstätten, wohl wahr, setzt sich aber fort über Schule und Ausbildung<br />
und geht bis zur Hochschule und zur Weiterbildung. An der Basis bröckelt das öffentliche<br />
Bildungssystem am meisten, in Quantität und Qualität. Es bietet immer weniger Kindern<br />
optimale Startbedingungen. Ich habe vorhin erwähnt, aus welcher Stadt ich komme, und weiß<br />
genau, unter welchen Bedingungen viele Kinder dort aufwachsen. Umgekehrt stellen wir fest,<br />
dass immer mehr Familien, immer mehr Eltern, die es sich leisten können, mit dem öffentlichen<br />
Bildungssystem brechen: Immer mehr Kinder und Jugendliche besuchen Kindertagesstätten<br />
und Schulen in freier Trägerschaft oder privater Hand, die Gebühren erheben. Gelöhnt<br />
wird auch für private Nachhilfe. Auch private berufsbildende Schulen stehen hoch im Kurs.<br />
Tausende, die in diesem Land an öffentlichen Hochschulen studieren, müssen Geld für Studiengebühren<br />
aufbringen. Wen wundert es, wenn am Ende private Hochschulen immer mehr<br />
bevorzugt werden?<br />
Nun will die Koalition die Ausgaben für Bildung und Forschung bis 2015 auf etwa 10 Prozent<br />
des Bruttoinlandsproduktes anheben. Der Bund will seinen Anteil bis 2013 aufgebracht haben,<br />
und zwar mit 3 Milliarden Euro zusätzlich im Jahr. Ich sage Ihnen aber eines: Ihre Rechnung<br />
stimmt hinten und vorne nicht; denn im Oktober 2008, <strong>als</strong>o vor gut einem Jahr, wollten<br />
Bund und Länder 7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes allein für Bildung aufbringen. Dam<strong>als</strong><br />
befand eine Strategiegruppe aus Vertretern von Kanzleramt und Ländern, dass dafür jedes<br />
Jahr rund 25 Milliarden Euro ausgegeben werden müssten. <strong>Die</strong> Mittel für die nun geplanten<br />
Ausgaben müssen dann eben auch von den Ländern aufgebracht werden.<br />
Für Sie selbst heißt es: <strong>Die</strong> Mittel sind eigentlich gebunden, weil Sie den Hochschulpakt, die<br />
Exzellenzinitiative und den Pakt für Forschung und Innovation verbindlich im Koalitionsvertrag<br />
festgeschrieben haben. Mit diesen drei Pakten werden die meisten Gelder aber in den Bereich<br />
Forschung und nicht in den Bereich Bildung gesteuert.<br />
(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Jetzt sollen die Länder nachziehen. Na, die Idee ist großartig, kann ich nur sagen. Wir haben<br />
jetzt schon Einnahmedefizite durch die Krise. Sie senken die Steuern. Es ist doch völlig logisch,<br />
dass sich das in den Landeshaushalten niederschlägt. Das heißt am Ende, dass es so<br />
sein wird wie in meinem Land, in dem schon jetzt klar angekündigt wird: Das Geld für die<br />
Hochschulen wird gekürzt. Und wir sind nicht das einzige Land. <strong>Die</strong> Vorstellung, dass die<br />
Länder das Defizit beheben können, ist <strong>als</strong>o natürlich völlig illusorisch.<br />
An dieser Stelle kommt dann auch noch hinzu, dass die Koalition offensichtlich der Auffassung<br />
ist, dass der Rest von der Wirtschaft erbracht wird. Das ist ungefähr so wie beim Ausbildungspakt:<br />
Appelle, Appelle, Appelle! Wann und wo das am Ende wirklich verbindlich geregelt<br />
43
wird, bleibt Ihr ganz kleines schwarz-gelbes Geheimnis. Das ist nämlich nirgendwo im Koalitionsvertrag<br />
verankert oder ausgewiesen.<br />
(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Mit zwei Ideen schlägt die Koalition nach meinem Dafürhalten neue Nägel in den Sarg des<br />
öffentlichen Bildungssystems und will sie Verantwortung an private Investoren abgeben. Statt<br />
nun das BAföG elternunabhängig und zuschussbasiert auszubauen, mindestens jedoch an die<br />
Lebenshaltungskosten anzupassen und für einen Bezug über das 30. Lebensjahr nach einer<br />
ersten Berufsphase zu öffnen, bietet die Koalition Bildungskredite inklusive Schuldenberge für<br />
alle an. Für wenige, nämlich für 10 Prozent der Studierenden davon war ja schon die Rede<br />
, soll es jedoch ein Stipendienprogramm geben. Erst habe ich gedacht: Das klingt ja gar nicht<br />
schlecht. Dann habe ich gehört, wen das betrifft. Das soll nur die Besten der Besten betreffen.<br />
Großartig!<br />
(Patrick Meinhardt [FDP]: Leistungsorientiert!)<br />
Wenn wir uns in der Praxis umschauen, dann stellen wir fest, dass genau jene kompakt studieren<br />
können, die eben nicht nebenbei jobben müssen und die nicht aus Familien kommen,<br />
die sich das nicht leisten können, (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN)<br />
und das, liebe Koalition, sind eben wieder Studierende aus einkommensschwächeren Elternhäusern.<br />
Letztlich will die Koalition offensichtlich auch Anreize dafür setzen, dass jeder seine<br />
schönes Zau<br />
<strong>als</strong> Anschubfinanzierung geboten; Frau Ziegler hat das schon erwähnt.<br />
Auch hier stellt sich aus meiner konkreten Erfahrung in meiner Stadt heraus die Frage: Können<br />
sich die Elternhäuser das denn überhaupt leisten? <strong>Die</strong> meisten in meiner Stadt können<br />
sich das nämlich gar nicht leisten, und sie rechnen mittlerweile auch gar nicht mehr damit,<br />
dass ihre Kinder studieren können. Sie sind ja beispielsweise <strong>als</strong> Alleinerziehende, <strong>als</strong> Hartz-<br />
IV-Empfängerin, <strong>als</strong> Aufstockerin faktisch nicht in der Lage, dieses Geld aufzubringen. Frau<br />
Schavan, Sie haben vorhin gesagt, kein Kind solle verloren gehen. Wenn man sich den Koalitionsvertrag<br />
anschaut, dann erkennt man: Das ist ein Titel ohne Handlung.<br />
(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
91 Prozent der Eltern haben sich im Sommer laut Umfrage für ein einheitliches Bildungssystem<br />
ausgesprochen. Statt nun eine weitere Bildungsprivatisierung durchzuführen und Ihre<br />
schönen föderal-bürokratischen Blüten treiben zu lassen, sollte endlich der Ansatz gepflegt<br />
werden, ein integrierendes Bildungssystem aus einem Guss zu erarbeiten und gemeinsam mit<br />
den Ländern zu vereinbaren. Dann hätten nämlich endlich auch Kinder aus sogenannten bildungsferneren<br />
Familien eine Chance auf gute Abschlüsse. Meine Damen und Herren, ich habe<br />
diese beiden Bereiche herausgegriffen, weil sie ganz konkrete Beispiele dafür sind, wie Sie<br />
Kinder und Jugendliche aus ärmeren Schichten abkoppeln und von Lebensperspektiven abschneiden.<br />
Das ist tätige Elitenpflege einer christlichliberalen Koalition.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Oh<br />
Gott!)<br />
44
Wo es um Bildung geht, darf es nicht Stände geben. Das sagte Konfuzius bereits um 500 vor<br />
Christus. Übersetzt in die Moderne heißt das: Bildung ist ein Recht für jedermann oder jede<br />
Frau. Wie lange soll es eigentlich noch dauern, bis das Bildungssystem in diesem Land vom<br />
Kopf auf die Füße gestellt wird, bis Bildungsangebote in der gesamten Breite nicht mehr vom<br />
sozialen Hintergrund abhängig sind? Wie viele Bildungsstreiks müssen denn noch stattfinden?<br />
Der nächste Streik fängt am 17. November an. Der Koalitionsvertrag bietet jedenfalls keine<br />
Antwort auf die Proteste und die Fragen der Studierenden.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-<br />
NEN)<br />
aus der Sicht d<br />
schrieb der promovierende Sprachwissenschaftler Friedemann Vogel von der Uni Heidelberg:<br />
<strong>Die</strong> Studenten protestieren inzwischen auf der Straße für eine breite, auf die Förderung<br />
individueller Urteilsfähigkeit hin orientierte Bildung. Allerdings fehlt in einigen Bundesländern<br />
selbst die Möglichkeit, die Erfahrungen der Studierenden durch verfasste Mitbestimmungsrechte<br />
einbringen zu können. Es ist höchste Zeit, dass sich die Bildungspolitiker mit der Kritik<br />
von Lehrenden und Lernenden sowie den Problemen vor Ort auseinandersetzen, anstatt von<br />
hohen Gipfeln und Kongressen zu lamentieren oder sich hinter der Finanzpolitik zu verstecken.<br />
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.<br />
Danke schön.<br />
(Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-<br />
NEN)<br />
Dr. Petra Sitte ist stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Deutschen Bundestag<br />
45
Forderungen des Bildungsstreiks sind absolut berechtigt und müssen<br />
endlich umgesetzt werden<br />
DIE LINKE wird sich gegen den Privatisierungstrend von Schwarz-Gelb in der Bildung<br />
stemmen<br />
Rede von Rosemarie Hein am 26.11.2009 IM BUNDESTAG<br />
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
In einem sind sich die Streikenden in den Hochschulen mit der Regierung tatsächlich einig:<br />
Um Bildungsarmut den Kampf anzusagen, bedarf es einer nationalen Anstrengung. <strong>Die</strong> Studierenden<br />
leisten mit ihrem Streik gerade einen Beitrag dazu. Allerdings würden sie lieber gut<br />
studieren können<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Herr Meinhardt, es wäre sehr schön gewesen, wenn Sie beim Thema geblieben wären und<br />
darüber geredet hätten, was die Studierenden bei ihrem Streik bewegt.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-<br />
NEN)<br />
Es ist mitnichten so, dass die ersten Länder, in denen gestreikt wurde, Berlin und Brandenburg<br />
gewesen wären. Zuerst wurde in Heidelberg und auch in Österreich gestreikt. Es war<br />
<strong>als</strong>o auf jeden Fall woanders und nicht dort, wo Sie es uns eben weismachen wollten.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
<strong>Die</strong> Streikenden haben eine andere Vorstellung <strong>als</strong> die Regierung davon, was nötig ist, um die<br />
extreme Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom sozialen Hintergrund der Lernenden endlich zu<br />
beenden. Da können Sie uns entgegenschleudern, was Sie wollen, Herr Kretschmer, das<br />
bleibt auch so. Studienplätze müssen nämlich ausfinanziert werden. Das ist derzeit nicht der<br />
Fall.<br />
Seit dem Bildungsgipfel 2008 gibt es eine Verständigung auf die ominösen 10 Prozent, 7 plus<br />
3 heißt die Formel. Das war nicht immer die einheitliche Meinung, weder bei der CDU/CSU<br />
noch - meines Wissens - bei der FDP.<br />
In der Koalitionsvereinbarung steht nun, dass Bildung zukünftig eine gesamtstaatliche Aufgabe<br />
sein soll. Es wundert mich schon sehr, wie Sie diese staatliche Aufgabe definieren. In Ihrer<br />
Vereinbarung steht: <strong>Die</strong> Länder, die Wirtschaft und die Privaten sollen ihre Beiträge auf<br />
10 Prozent anheben. - Das ist sehr seltsam. 10 Prozent wovon denn bitte? Seit wann sind<br />
Wirtschaft und Private staatliche Einrichtungen? Das habe ich anders gelernt.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Ein Viertel aller Bildungsausgaben wird tatsächlich durch Private geleistet. Nur sind damit<br />
eben nicht nur die Unternehmen gemeint, die für die Fort- und Weiterbildung ihrer Beschäftigten<br />
aufkommen. Das wäre ja zu akzeptieren. Nein, hier geht es auch um die Mittel, die für<br />
46
private Nachhilfe aufgewendet werden, und die sind inzwischen erheblich. Bei allem Respekt:<br />
<strong>Die</strong> massenhafte Notwendigkeit von Nachhilfe ist ein Ausweis dafür, dass das öffentliche<br />
Schulwesen seiner Aufgabe nicht mehr gerecht werden kann. Das muss Ihnen zu denken geben.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />
<strong>Die</strong> Konsequenz, die die Regierung aus dieser Tatsache zieht, ist fatal. Mit der Betonung des<br />
privaten Engagements für die Bildung soll - ich hätte fast gesagt: durch die Hintertür; aber das<br />
stimmt nicht, das geschieht ganz offen - eine weitere Privatisierung der Bildungskosten gesellschaftsfähig<br />
gemacht werden. <strong>Die</strong>ses Gesellschaftsfähigmachen heißt: Bildungssparen.<br />
Sie liegen sehr f<strong>als</strong>ch, wenn Sie glauben, dass damit für mehr soziale Gerechtigkeit gesorgt<br />
würde. Das Bildungssparen, das wurde hier schon gesagt, nutzt vor allem denen, die sparen<br />
können. Wie viel Geld jemand auf die Seite legen kann, hat etwas damit zu tun, wie viel er<br />
verdient. Wer viel Geld hat, kann viel auf die Seite legen, wer Hartz IV bekommt, nichts.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />
Das Kinderhilfswerk stellt in seinem jüngsten Kinderreport fest, dass sich die Zahl der von<br />
Armut betroffenen Kinder inzwischen bei 3<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Ihre Rechnung ist eine Milchmädchenrechnung. Mit ganzen 12 Milliarden Euro, verteilt auf<br />
vier Jahre, wollen Sie die Peinlichkeit des völlig unterfinanzierten Bildungssystems in Deutschland<br />
kaschieren. <strong>Die</strong> Länder bringen längst 50 Prozent aller Ausgaben für Bildung auf. Der<br />
Bund hat im Jahr 2005 - aktuellere Zahlen sind im Bildungsbericht leider nicht zu finden - gerade<br />
einmal 8,5 Prozent aufgebracht. Auch wenn Sie 3 Milliarden Euro jährlich drauflegen, hat<br />
das noch lange nichts mit gesamtstaatlicher Verantwortung zu tun. In Sachsen-Anhalt, dem<br />
Land, aus dem ich komme, machen die Ausgaben für Bildung und Forschung zusammen inzwischen<br />
16 Prozent des Gesamtetats aus. Der entsprechende Einzelplan des Bundes liegt<br />
bei weniger <strong>als</strong> 5 Prozent. Frau Schavan, angesichts dessen ist Ihr Verweis auf die Länder<br />
gefragt ist.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />
<strong>Die</strong> Föderalismusreform ist ein Flop. Das wissen Sie wahrscheinlich schon längst. Ihr Bildungskonzept<br />
schreibt die Entsolidarisierung der Gesellschaft fort, frei nach dem Motto:<br />
Wenn jeder an sich denkt, ist auch an jeden gedacht.<br />
(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)<br />
So wird es dabei bleiben, dass ein Akademikerkind eine sechsmal höhere Chance hat, das<br />
Abitur zu machen, <strong>als</strong> ein Kind aus einer Arbeiterfamilie. Selbstzufriedenheit, wie Sie sie hier<br />
gerade demonstriert haben, ist da wirklich fehl am Platze.<br />
(Beifall bei der LINKEN und der SPD)<br />
47
Wir werden die Streikenden weiter unterstützen; wir können sie gut verstehen. Wir werden sie<br />
darin bestärken, in ihrem Protest nicht nachzulassen, bis Vernunft in die Politik einzieht. Doch<br />
ich habe die Befürchtung, dass das noch eine ganze Weile dauern wird.<br />
Danke schön.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />
Dr. Rosemarie Hein ist bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Deutschen<br />
Bundestag<br />
48
<strong>Die</strong> berufliche Bildung im Koalitionsvertrag: erste Einschätzung<br />
und Schlussfolgerungen<br />
Agnes Alpers<br />
In kaum einer vorherigen Legislaturperiode wurde der Auftakt so stark von bildungspolitischen<br />
Themen begleitet, wie in dieser. Schon im Koalitionsvertrag nahm Schwarz-Gelb für<br />
sich in Anspruch, Deutschland zu einer Bildungsrepublik auszubauen. Getrieben von diversen<br />
Demonstrationen und Kampagnen im Rahmen des Bildungsstreiks machte die neue Bundesregierung<br />
allerdings auch schon in den ersten Wochen anhand der Bildungsfinanzierung deutlich,<br />
wie konzeptlos und vor allem beliebig dieser Anspruch ist.<br />
Der Bund will für Bildung und Forschung bis 2015 insgesamt 13 Milliarden Euro mehr bereitstellen.<br />
Um das Ziel des Dresdner Bildungsgipfels zu erreichen 7 Prozent des BIP für Bildung<br />
müssten nach Rechnungen der Koalition jedes Jahr insgesamt rund 25 Milliarden mehr für<br />
Bildung ausgegeben werden, die Mehrausgaben für Forschung sind hier noch nicht<br />
rausgerechnet. Der DGB hat mit Bezug auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung außerdem<br />
darauf hingewiesen, dass wirklich gute Bildung noch mehr kostet: Der zusätzliche Mehrbedarf<br />
summiere sich über alle Bildungsbereiche auf jährlich 37 Milliarden Euro. Durch die Einbeziehung<br />
neuer Rechnungsposten, wie etwa Kitagebühren, Pensionszahlungen, Weiterbildung für<br />
Hartz IV-Empfänger oder die von der KfW ausgegebenen Bildungskredite wurde damit allein<br />
durch statistische Tricks die Lücke zwischen zum 7%-Ziel verkleinert. Durch diese kreative<br />
Buchhaltung kann die Bundesregierung ihre hehren Ziele erreichen, ohne dass nennenswert<br />
mehr in das marode Bildungssystem fließt. Dazu kommt, dass die zusätzlichen Bildungsausgaben<br />
im Verständnis von Schwarz-Gelb nicht vollständig durch die öffentliche Hand zu tragen<br />
sind. So wird im Koalitionsvertrag vor allem auf die Erhöhung privater Bildungsinvestitionen<br />
gesetzt und Bundesbildungsministerin Schavan sieht u.a. die Einrichtung eines sogenannten<br />
Zukunftskontos vor, mit dem Eltern für die Bildungskosten ihrer Kinder sparen sollen<br />
ähnlich der Riester-Rente. <strong>Die</strong> Erfahrungen mit Riester zeigen allerdings, dass dadurch vor<br />
allem die finanzstarken Haushalte profitieren, sozial schlechter gestellte bleiben außen vor<br />
die soziale Ungerechtigkeit des deutschen Bildungssystems würde sich hiermit noch weiter<br />
verschärfen.<br />
Doch damit nicht genug. Auch die berufliche Bildung wird in der Zukunft verstärkt durch ökonomisch<br />
verwertbare und kurzfristig abrufbare Kompetenzen definiert. Anders kann die Reformierung<br />
der beruflichen Bildung unter der Übersch<br />
nicht gedeutet werden.<br />
Dabei ignoriert die Bundesregierung sowohl die Ausbildungsplatzbilanz 2009, die während der<br />
Koalitionsverhandlungen veröffentlicht wurde, <strong>als</strong> auch die Ergebnisse der abgeschlossenen<br />
Ausverbildungsverträge vom Dezember 2009. Seit dem letzten Sommer haben die Unternehmen<br />
mehr <strong>als</strong> 5 Prozent der Ausbildungsplätze gestrichen. Obwohl die Zahl der Bewerberinnen<br />
und Bewerber um 14 Prozent eingebrochen ist (im Osten sogar um 25 Prozent), kommen<br />
auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz im bundesweiten Durchschnitt immer noch 1,3 Bewerber,<br />
in den neuen Bundesländern sind es sogar 1,5. Zusätzlich wurden allein im Jahr 2009<br />
50.000 weniger Ausbildungsverträge geschlossen und die Tendenz ist weiterhin fallend. Damit<br />
ist klar, dass die Krise auf dem Ausbildungsmarkt angekommen ist und im kommenden<br />
Jahr sich weiter ausbreiten wird. <strong>Die</strong> neue Koalition scheint dies nicht zu interessieren. Der<br />
Ausbildungspakt ist ihrer Ansicht nach erfolgreich und soll fortgesetzt werden.<br />
49
Angesicht der dringenden Baustellen in der beruflichen Bildung ist es fast schon ein Hohn,<br />
dass bei wichtigen Themen, wie etwa der Reform des Übergangs von Schule in die Ausbildung<br />
die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag vage bleibt und dafür aber umso deutlicher in<br />
ihren Angriff auf Schutzrechte.<br />
So findet sich im wirtschaftspolitischen Teil des Koalitionsvertrages die Ankündigung, den<br />
Jugendarbeitsschutz im Gastgewerbe zu flexibilisieren sowie Anforderungen der Berufsbildung<br />
schneller an die Wirtschaft anzupassen. <strong>Die</strong> Erfahrungen der letzten Jahre zeigt, dass dort<br />
auch schon mehrfach das Konsensprinzip gebrochen worden ist. Vor diesem Hintergrund liest<br />
sich die Ankündigung, die Berufsausbildung zu modularisieren und zu flexibilisieren, auch <strong>als</strong><br />
Bereitschaft, für weitere Kurzausbildungen grünes Licht zu geben.<br />
Unkonkret bleiben auch die Anstrengungen von Schwarz-Gelb in der Weiterbildung. Gemeinsam<br />
mit Sozialpartnern, Ländern, der Bundesagentur für Arbeit und Weiterbildungsverbänden<br />
will die neue Koalition eine Weiterbildungsallianz schmieden. Was diese genau machen soll<br />
und ob der Bund selber mehr Geld für diesen Bereich zur Verfügung stellen will, das bleibt<br />
allerdings im Dunkeln. Das Thema Weiterbildung für geringer Qualifizierte eine der größten<br />
Baustellen des deutschen Weiterbildungssystems findet im Koalitionsvertrag keine besondere<br />
Erwähnung. Eine gesetzliche Absicherung von Lernzeiten und ansprüchen ist nicht geplant,<br />
ebenso wenig werden neue Förderinstrumente wie etwa ein Erwachsenenbildungsförderungsgesetz<br />
in Aussicht gestellt. Statt einer Ausweitung des BAföG über das 30. Lebensjahr<br />
hinaus soll es für diese Zielgruppe Bildungskredite geben nicht einmal der gemeinsame<br />
Vorschlag von DGB und BDA, die Altersgrenze im BAföG auf 35 anzuheben, wird aufgegriffen.<br />
Zwei wichtige Punkte für die Weiterbildung finden sich im arbeitsmarktpolitischen Teil des<br />
Koalitionsvertrages: <strong>Die</strong> neue Koalition kündigt zum einen an, die Vielzahl der arbeitsmarktpolitischen<br />
Instrumente deutlich zu reduzieren. Hierbei werden wohl auch Qualifizierungsmaßnahmen<br />
unter die Räder kommen. Zum anderen stellt Schwarz-Gelb zu Branchenmindestlöhägen<br />
auf dem Verordnungswege<br />
werden einvernehmlich im Kabinett geregelt. Voraussetzung dafür ist grundsätzlich eine<br />
ndestlohn Weiterbildung<br />
gelesen werden: <strong>Die</strong> Arbeitgeber hatten im Sommer im Tarifausschuss einen entsprechenden<br />
Beschluss verhindert, eine Kabinettsentscheidung, die den Branchenmindestlohn hilfsweise<br />
auf den Weg bringen könnte, wird nun aller Voraussicht nach spätestens am hiermit eingeräumten<br />
Veto-Recht der FDP scheitern, wie auch schon die Blockade des Branchenmindestlohn<br />
für die Abfallwirtschaft vor einigen Wochen zeigte.<br />
Was ergibt sich aus diesen Ankündigungen für unsere Politik der nächsten Jahre?<br />
Der Neoliberalisierung des Bildungsbegriffes gilt es ein eindeutiges humanistisches und persönlichkeitsentwickelndes<br />
Verständnis von Bildung und eben auch von beruflicher Bildung<br />
entgegen zu setzen. Den Fokus von beruflicher Bildung allein auf die Reduzierung des Fachkräftemangels<br />
oder die Verwertung ungenutzter Ressourcen zu verengen, birgt die Gefahr zu<br />
marktorientiert zu denken und zu handeln. Unsere Chance ist es nun, unsere Ansätze in der<br />
beruflichen Bildung entlang unseres Verständnisses von Bildung programmatisch weiter zu<br />
entwickeln. Daher werden wir mit den Gewerkschaften das kommende Ausbildungsjahr kritisch<br />
begleiten und Alternativen für den aktuellen Übergang von Schule in die Ausbildung<br />
entwickeln sowie eine Bilanz der bisherigen Kurzausbildungen ziehen. Das Thema Ausbildungsfinanzierung<br />
wird dabei ebenso wichtig sein wie die Entwicklung des Ausbildungsmarktes.<br />
Auch hier gilt es, unsere Ansätze weiter zu entwickeln und unsere Leitlinie eines sozial<br />
50
gerechten und nach oben offenen Berufsbildungssystems zu gestalten. Der kommenden Diskussion<br />
zum Deutschen Qualifikationsrahmen wird dabei eine nicht unwesentliche Rolle zukommen.<br />
Des weiteren wollen wir ein bundesweit rechtlich abgesicherten Anspruch auf Aus-<br />
und Weiterbildung sowie mit der Schaffung von Branchenfonds alternative Modelle abseits<br />
vom privaten Bildungssparen aufzeigen, was die soziale Spaltung nur noch vorantreiben würde.<br />
Wir wollen uns den Angriffen auf Jugendarbeitsschutzgesetzen und Branchenmindestlöhnen<br />
in den Weg stellen und gegen die Kürzungen der arbeitsmarktpolitischen Instrumente<br />
kämpfen. Wir wollen einen Vorstoß in der Bildungsberatung und die verschiedenen Bildungsmöglichkeiten<br />
strukturiert und fachlich qualifiziert für die Menschen transparenter machen.<br />
<strong>Die</strong>se Vorhaben könne aber nicht von wenigen umgesetzt werden. Es bedeutet gemeinsame<br />
Anstrengungen von allen, sowohl innerhalb der LINKEN sowie außerhalb in Zusammenarbeit<br />
mit vielen demokratischen BündnispartnerInnen. Wir müssen noch mehr miteinander ins Gespräch<br />
kommen und vorhandene Konzeptionen zu den drängenden Problemen in der beruflichen<br />
Aus- und Weiterbildung weiterentwickeln. Ich freue mich darauf, dies in den nächsten<br />
vier Jahren in der Bundestagfraktion umzusetzen.<br />
Agnes Alpers ist Sprecherin für Berufliche Aus- und Weiterbildung der Fraktion DIE LINKE. im<br />
Bundestag<br />
51
News aus dem Bundestag<br />
Sonja Staack<br />
Bildungsgipfel ohne Bildung<br />
Am 16. Dezember haben sich die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsident/-innen in Berlin<br />
zum sogenannten Bildungsgipfel getroffen. Wir dokumentieren die Pressemitteilung der Linksfraktion<br />
hierzu:<br />
"Wer sich vom Bildungsgipfel konkrete Fortschritte in der Bildungspolitik erhofft hatte, wurde<br />
bitter enttäuscht", sagt die aus- und weiterbildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE<br />
LINKE, Agnes Alpers. "Im vergangenen Jahr hatte die Kanzlerin noch vollmundig angekündigt,<br />
dass die unzähligen Warteschleifen zwischen Schule und Beruf auf den Prüfstand gehören und<br />
alle Jugendlichen eine qualifizierte Ausbildung bekommen sollen. Von all dem ist nun keine<br />
Rede mehr. Angela Merkel und Bildungsministerin Annette Schavan haben wieder einmal gezeigt,<br />
dass ihre Bildungspolitik konzeptionslos ist und dass ihnen Steuererleichterungen für<br />
Reiche und große Unternehmen wichtiger sind <strong>als</strong> der Kampf gegen die Bildungsmisere."<br />
<strong>Die</strong> hochschulpolitische Sprecherin der Fraktion, Nicole Gohlke, ergänzt: "In diesem Jahr haben<br />
Hunderttausende für bessere Bildung demonstriert und gestreikt. Der Bildungsgipfel der<br />
Bundesregierung war ein Gipfel der Unfähigkeit. Statt mehr gibt es zukünftig weniger Geld für<br />
Bildung, wenn die Länder den massiven Steuererleichterungen im Bundesrat zustimmen. <strong>Die</strong><br />
Fortsetzung der breiten Bildungsproteste ist notwendig und findet die Unterstützung der LIN-<br />
KEN."<br />
Forderungen aus dem Bildungsstreik aufnehmen und die soziale Spaltung im<br />
Bildungssystem bekämpfen<br />
Unter diesem Titel hat die Bundestagsfraktion einen Antrag vorgelegt, der wichtige Forderungen<br />
des bundesweiten Bildungsstreiks aufgreift und Perspektiven für eine grundlegende Reform<br />
unseres Bildungssystems aufzeigt (Bundestagsdrucksache 17/119). Der Antrag fordert<br />
unter anderem eine zügige Steigerung der öffentlichen Bildungsausgaben auf mindestens 7<br />
Prozent des Bruttoinlandsprodukts, eine flächendeckende Abschaffung von Gebühren für Kitas,<br />
Schulen und Hochschulen, Bund-Länder-Initiativen für eine bessere Ausbildung von mehr<br />
Lehrer/-innen sowie Erzieher/-innen, eine Abschaffung des Kooperationsverbots von Bund<br />
und Ländern in der Schulpolitik, die Förderung inklusiver Bildungsangebote, eine Reform der<br />
Bologna-Reform und einen neuen Hochschulpakt.<br />
Für eine zügige und umfassende Anerkennung von im Ausland erworbenen<br />
Qualifikationen<br />
Migrant/-innen werden auf dem deutschen Arbeitsmarkt nach wie vor strukturell benachteiligt,<br />
indem ihre im Ausland erworbenen Qualifikationen gar nicht, nur teilweise oder nur über<br />
erhebliche bürokratische Hürden anerkannt werden. <strong>Die</strong> Linksfraktion im Bundestag hat die<br />
Bundesregierung aufgefordert, unverzüglich den Entwurf für ein Anerkennungsgesetz vorzulegen,<br />
das einen Rechtsanspruch auf eine Bewertung und Bescheinigung im Ausland erworbener<br />
Bildungs- und Berufsabschlüsse schafft (Bundestagsdrucksache 17/117).<br />
52
Informationen/Rezension<br />
________________________________________________________________<br />
Korrektur<br />
n Jens Wernicke, sondern von Dr. Wolfgang<br />
Lieb, Herausgeber der NachDenkSeiten (www.nachdenkseiten.de)<br />
Wir bitten Jens Wernicke und Dr. Wolfgang Lieb um Entschuldigung für das Versehen.<br />
Gerd Sielski, Redaktion ZLB<br />
53
Zur Entwicklung von Qualifikationsrahmen in der EU und in Deutschland<br />
Bericht aus dem Arbeitskreis Weiterbildung der Bundesarbeitsgemeinschaft <strong>Linke</strong><br />
Bildungspolitik<br />
Sonja Staack<br />
Der Arbeitskreis Weiterbildung der Bundesarbeitsgemeinschaft <strong>Linke</strong> Bildungspolitik der LIN-<br />
KEN hat am 03. Oktober 2009 in Berlin getagt. Den Schwerpunkt der Sitzung bildete die Auseinandersetzung<br />
mit der Entwicklung von Qualifikationsrahmen auf deutscher sowie auf europäischer<br />
Ebene – ein Thema, dass weit über den Bereich der Weiterbildungspolitik hinausgeht. <strong>Die</strong><br />
Grundlage der Debatte bildeten kurze Referate von Andreas Klepp (Braunschweig) und Sonja<br />
Staack (Berlin). <strong>Die</strong>ser Bericht fasst die Debatte zusammen und hält Fragen fest, die der Arbeitskreis<br />
weiter diskutieren wird. Wir laden alle herzlich ein, sich an dieser Debatte zu beteiligen!<br />
Innerhalb der letzten zehn Jahre hat die Bildungspolitik in der europäischen Union deutlich an<br />
Bedeutung gewonnen. Als die Regierungsvertreter/-innen sich im Jahr 2000 auf die Lissabon-<br />
Strategie einigten und damit auf das Ziel, die EU bis 2010 zum ‚wettbewerbsfähigsten und<br />
dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt’ zu machen, wurde gleichzeitig<br />
die Bildung zu einem strategischen Politikfeld erhoben – und <strong>als</strong> Instrument der Wirtschaftspolitik<br />
neu definiert.<br />
Im April 2008 hat die EU einen europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) beschlossen, der<br />
ein Dach bilden soll für die europäischen Bildungssysteme. Sie hat gleichzeitig ihren Mitgliedstaaten<br />
empfohlen, nationale Qualifikationsrahmen zu schaffen und mit dem europäischen<br />
Rahmen kompatibel zu machen. Ein erster Entwurf für einen deutschen Qualifikationsrahmen<br />
(DQR) liegt inzwischen vor (vgl. www.deutscherqualifikationsrahmen.de) und wird derzeit im<br />
Rahmen der sogenannten Validierungsphase von vier Arbeitsgruppen auf seine Anwendbarkeit<br />
hin überprüft. <strong>Die</strong> Federführung der Entwicklung des DQR liegt beim Arbeitskreis Deutscher<br />
Qualifikationsrahmen, in dem auch Verbände und die Sozialpartner vertreten sind, bzw.<br />
bei einer kleineren Koordinierungsgruppe aus BMBF- und KMK-Vertreter/-innen.<br />
Es ist davon auszugehen, dass der DQR künftig eine starke vordefinierende Funktion für Bildungsübergänge,<br />
aber auch für die Tarifpolitik ausüben wird. Wie jedes Rahmenwerk birgt er<br />
Chancen und Risiken. Zu den Chancen gehören nicht zuletzt das Möglichmachen vielfältiger<br />
individueller Bildungs- und Berufsbiographien, eine größere Transparenz und Durchlässigkeit<br />
des Bildungssystems und des Berufszuganges sowie eine verbesserte Anerkennung von außerhalb<br />
des formalen Bildungssystems erworbenen Qualifikationen. Zu den Gefahren gehören<br />
eine beschleunigte Orientierung auf die Marktförmigkeit von Bildungsangeboten insbesondere<br />
in der Weiterbildung, eine Zerlegung der Beruflichkeit in weitgehend unverbundene Bildungsbausteine<br />
sowie die drohenden Auswirkungen auf die Tarifpolitik – wenngleich einzelne Berufsgruppen<br />
wiederum gerade hierin Chancen sehen.<br />
Kritikpunkte, Positionen und offene Fragen:<br />
54<br />
o <strong>Die</strong> Deskriptoren der einzelnen Niveaus des EQR orientieren sich stark an kognitiven<br />
Fähigkeiten und ihrer Anwendbarkeit im Sinne einer Erwerbsarbeit. Sie bilden damit<br />
auch ein Abbild der Fixierung der EU-Bildungspolitik auf die „Employability“ der Absolvent/-innen.<br />
Der Orientierung auf die Erfüllung vorgegebener Aufgaben der Erwerbsarbeit<br />
muss aus linker Perspektive das Ziel einer umfassenden beruflichen Handlungs-
fähigkeit entgegengestellt werden, die nicht zuletzt persönliche Entwicklung, Urteils-<br />
und Kritikfähigkeit umfasst. <strong>Die</strong> Deskriptoren des DQR sind in diesem Sinne gegenüber<br />
dem EQR <strong>als</strong> Fortschritt zu bewerten, eine Rückführung des DQR auf die Niveaubeschreibungen<br />
des EQR, wie sie etwa von der Amtschefkonferenz gefordert wurde,<br />
ist daher abzulehnen. Als Leitbild aus linker Perspektive wird der Begriff einer reflexiven<br />
Handlungskompetenz vorgeschlagen, welche gleichermaßen auf individuelle Ansprüche<br />
und Persönlichkeitsentwicklung, auf berufliche Qualifizierung sowie auf Partizipation<br />
orientieren soll.<br />
o <strong>Die</strong> Debatte um die Einstufung von Qualifikationen in den Deutschen Qualifikationsrahmen<br />
orientiert sich bislang stark am System der formalen Bildung sowie an Zertifikaten<br />
der Institutionen des formalen Bildungssystems. Chancen würden in der Entwicklung<br />
eines Qualifikationsrahmen allerdings vor allem gerade dann stecken, wenn<br />
eine gleichberechtigte Anerkennung von non-formal und informell erworbenen<br />
Qualifikationen erreicht würde. <strong>Die</strong>se Debatte allerdings wird <strong>als</strong> eher unterentwickelt<br />
eingeschätzt. Bund und Länder haben sich bereits darauf verständigt, die Erarbeitung<br />
des DQR zunächst an den formalen Abschlüssen zu orientieren, um nonformal<br />
und informell erworbene Kompetenzen dann erst in einem zweiten Schritt der<br />
Erarbeitung des Qualifikationsrahmens mit einzubeziehen.<br />
o Es ist und bleibt ein wichtiges bildungspolitisches Ziel der LINKEN, eine deutlich verbesserte<br />
Durchlässigkeit zwischen beruflichen und akademischen Bildungswegen<br />
zu erreichen und die Anerkennung beruflich orientierter Abschlüsse gegenüber<br />
Hochschulabschlüssen zu verbessern. Hierzu könnte der DQR einen Beitrag leisten.<br />
Wird dieses Ziel nicht erreicht, besteht allerdings das Risiko, dass der DQR die Hürden<br />
zwischen den Bildungsbereichen zementiert.<br />
o Das kommende Jahr wird durch die Debatte um die Einstufung konkreter Bildungsabschlüsse<br />
dominiert sein. Auf der Grundlage der beschlossenen Deskriptoren des<br />
vorliegenden Entwurfes erscheint eine Interpretation der Stufen 1-3 <strong>als</strong> vorberufliche<br />
Qualifikationen und der Stufen 4-8 <strong>als</strong> berufliche Qualifikationen denkbar. <strong>Die</strong> vergleichsweise<br />
starke Auffächerung des vorberuflichen Bereichs auf drei unterschiedliche<br />
Stufen wird <strong>als</strong> Problem begriffen. <strong>Die</strong> Schaffung mehrerer Qualifikationsniveaus<br />
unterhalb der beruflichen Erstausbildung ist auch im Zusammenhang mit der Debatte<br />
um eine Modularisierung der Berufsausbildungen nach BBiG sowie vor dem Hintergrund<br />
eines wachsenden Niedriglohnsektors zu betrachten.<br />
Absehbar strittig scheint auch die Frage der Einstufung von Jugendlichen ohne Schulabschluss<br />
zu sein. Hier plädieren der DGB, aber auch etwa die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Katholische Jugendsozialarbeit, für eine Einordnung auf der Stufe 1 und dafür,<br />
möglichst niemand ‚aus dem Rahmen fallen zu lassen’. Bereits viel diskutiert, gleichwohl<br />
weiterhin unklar ist auch das Verhältnis von Bachelor- und Meister- bzw. Technikerabschlüssen.<br />
o Der Debatte um die Einstufung konkreter Qualifikationen im DQR müssen politische<br />
Initiativen folgen, die eine Anerkennung verschiedener Qualifikationen, die auf demselben<br />
Niveau eingeordnet werden, <strong>als</strong> tatsächlich gleichwertig gewährleisten und auf<br />
dieser Grundlage Bildungsübergänge ermöglichen. <strong>Die</strong> Einordnung von Qualifikationen<br />
in den DQR soll nach Auffassung von BMBF und KMK zunächst keinerlei rechtlich ver-<br />
55
56<br />
bindliche Folgen haben. Inwieweit dies durchzuhalten ist, ist umstritten. In welcher<br />
Form Wege einer deutlich verbesserten, verbindlichen Anerkennung gefunden werden<br />
können, ist bislang offen – umso mehr gilt es, die Frage nach Rechtsansprüchen<br />
immer wieder auf die Tagesordnung zu setzen.<br />
o <strong>Die</strong> Entwicklung des DQR erfolgt bislang unter großem Zeitdruck. <strong>Die</strong>s ist vor allem<br />
von den Gewerkschaften immer wieder kritisiert worden. <strong>Die</strong> beiden Zieljahre 2010<br />
(geplanter Beschluss über einen Deutschen Qualifikationsrahmen) und 2012 (zu diesem<br />
Zeitpunkte sollen nach Empfehlung der EU alle Bildungsabschlüsse mit einem<br />
Verweis auf das entsprechende DQR-/EQR-Niveau versehen sein) sollten nach Auffassung<br />
des DGB beide in Frage gestellt werden. Vor diesem Hintergrund ist es <strong>als</strong> erfreulich<br />
anzusehen, dass der Arbeitskreis DQR den Beschluss des Qualifikationsrahmens<br />
in der Zwischenzeit auf 2011 vertagt hat und in dem gewonnenen Jahr Möglichkeiten<br />
der öffentlichen Debatte über den vorgelegten Entwurf schaffen will. DIE LINKE<br />
sollte sich dafür einsetzen, dass diese Debatte transparent und unter Beteiligung aller<br />
Akteure geführt wird.<br />
o Weitgehend ungeklärt ist die Frage, welche Institution(en) die Zuordnung einzelner<br />
Bildungsgänge zu den Niveaus des Qualifikationsrahmens vornehmen sollen, sowie<br />
wie ihre Qualitätssicherung gewährleistet werden kann. Als Maßstab linker Politikansätze<br />
in diesem Bereich wird formuliert, dass ein System in öffentlicher Verantwortung<br />
geschaffen werden muss, dass diese Aufgaben transparent und unter Beteiligung<br />
aller relevanten Interessenträger erfüllt. Weiter diskutiert werden sollte, inwieweit die<br />
Aufgaben der Zuordnung und der Qualitätssicherung sinnvoll von einem einheitlichen,<br />
integrierten System geleistet werden können. Hierüber hinaus ist eine enge Kooperation<br />
bzw. institutionelle Verknüpfung mit öffentlichen Angeboten der Bildungsberatung<br />
denkbar.<br />
Sonja Staack ist Koordinatorin des Arbeitskreises Weiterbildung der BAG Bildungspolitik
Für eine nachhaltige und sozial verantwortliche Wissenschaftspolitik<br />
Beschluss der Bundesarbeitsgemeinschaft Wissenschaftspolitik, gefasst auf der Herbsttagung<br />
am 27.11.2009<br />
<strong>Linke</strong> Wissenschaftspolitik ist nach dem Abschluss des Superwahljahres 2009 und der Bildung<br />
einer schwarz-gelben Koalition auf Bundesebene in mehrfacher Hinsicht herausgefordert. Es gilt<br />
gerade in den Zeiten der wirtschaftlichen Krise, die auch eine Krise der f<strong>als</strong>chen Innovationsanreize<br />
etwa in der Finanz-, der Fahrzeug- oder der Energiebranche ist, mehr denn je Forschung und Wissenschaft<br />
in den <strong>Die</strong>nst des Gemeinwesens zu stellen. Privatwirtschaftliche Interessen dürfen nicht<br />
der bestimmende Faktor für die Gestaltung öffentlicher Wissenschaftsförderung sein egal, ob es<br />
sich um Studium und Lehre, Grundlagen- oder auch angewandte Forschung handelt.<br />
<strong>Die</strong> Folgen der Krise für Wissenschaft und Forschung sind dort besonders spürbar, wo ihre Finanzierung<br />
unmittelbar vom privaten Kapital abhängt etwa bei Stiftungen, Privathochschulen und<br />
Auftragsforschung. DIE LINKE bekräftigt daher ihre Positionen, die zuallererst die öffentliche Hand<br />
in der Verantwortung für die Bereitstellung von Arbeits- und Qualifizierungsmöglichkeiten für Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler sowie für Studienplätze und wissenschaftliche Weiterbildungsangebote<br />
sehen.<br />
Forschung und Wissenschaft sowie ihre Förderung durch die öffentliche Hand müssen sich den anstehenden<br />
Zukunftsproblemen widmen. Sie können wichtige Lösungen etwa zur Bewältigung der sozialen<br />
Integration, zur Herstellung von sozialer Gerechtigkeit, für den Klima- und Umweltschutz und<br />
für eine nachhaltige Energieversorgung beitragen. Der Erfolg oder Misserfolg der Forschungs- und<br />
Wissenschaftspolitik bemisst sich aus Sicht der LINKEN daran, inwieweit sie diese Ansprüche<br />
verwirklichen kann.<br />
<strong>Die</strong> schwarz-gelbe Bundesregierung wie auch die Landesregierungen unter Beteiligung von Union<br />
und FDP gehen hingegen den Weg der weiteren Privatisierung von Wissenschaft und Forschung.<br />
Selbst da, wo die öffentliche Hand für die Finanzierung ganz oder teilweise zuständig ist, sollen vor<br />
allem private Interessen profitieren Unternehmen, aber auch eine kleine Wissenschaftler- und<br />
Studierendenelite. <strong>Die</strong> Vorhaben reichen von weiteren Steuernachlässen für Unternehmen, einer<br />
verstärkten Förderung von Atom-, Kohle-verstromungs- und Fusionsforschung sowie der Entwicklung<br />
neuer Militärtechnik über die Etablierung priva<br />
Riester-Rente und eines Stipendiensystems unter Beteiligung von Unternehmen bis zur Öffnung der<br />
Gehaltsgrenzen nach oben für einige wenige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.<br />
DIE LINKE wendet sich gegen diese Pläne und steht für eine Vergesellschaftung und Demokratisierung<br />
von Wissenschaft und Forschung. Zugleich wollen wir, dass öffentlich verantwortete Wissenserarbeitung<br />
höchsten qualitativen Standards genügt. <strong>Die</strong>s hängt nicht zuletzt von der Finanzierung<br />
und den damit einhergehenden Bedingungen ab, unter denen Forschung und Lehre stattfinden.<br />
Selbstverwaltete Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen brauchen verlässliche Finanzierungszusagen<br />
über mehr <strong>als</strong> eine Haushaltsperiode. Dafür tritt DIE LINKE auf Landes- und Bundesebene<br />
ein. Wir begrüßen, dass trotz schwieriger Haushaltslagen weder in Berlin noch in Brandenburg im<br />
Wissenschaftsbereich Kürzungen der Kapazitäten vorgenommen werden sollen.<br />
Bund und Länder sind gefordert, schnellstmöglich Klarheit über die Gegenfinanzierung der gemeinsamen<br />
Großvorhaben Hochschulpakt 2020 und Pakt für Innovation und Forschung zu schaffen. Aus<br />
den Mitteln für die Exzellenzinitiative, die aus unserer Sicht auslaufen sollte, können außerdem eine<br />
bessere Ausstattung des Hochschulpakts sowie Förderprogramme zur Sicherung des wissenschaftlichen<br />
Mittelbaus finanziert werden.<br />
57
<strong>Die</strong> Mehrausgaben für Forschung und Wissenschaft dürfen nicht auf Kosten der dringend benötigten<br />
Mehrausgaben für die allgemeine Bildung finanziert werden. <strong>Die</strong> Ziele des Bildungsgipfels müssen für<br />
beide Bereiche Bildung und Forschung in vollem Umfang umgesetzt werden und können auch<br />
dann nur den Ausgangspunkt für weitere Qualitätsverbesserungen in Bildung und Forschung bilden.<br />
<strong>Die</strong>s alles ist nur möglich, wenn der Bund seine Ausgaben für Bildung und Forschung weit über das im<br />
Koalitionsvertrag anvisierte Niveau hinaus steigert. <strong>Die</strong> Steuersenkungen der neuen Bundesregierung<br />
drohen in Verbindung mit der von der LINKEN abgelehnten so genannten Schuldenbremse jegliche<br />
Entwicklungsmöglichkeiten für die Hochschul- und Wissenschaftslandschaft zu blockieren. Bund und<br />
Länder können nur dann deutliche Mehrausgaben für Bildung und Forschung zu tätigen, wenn eine<br />
verantwortungsvolle Steuerpolitik die Räume dafür schafft.<br />
Für die praktische und programmatische Arbeit LINKER Wissenschaftspolitik sehen wir in den kommenden<br />
zwei bis drei Jahre folgende Schwerpunkte:<br />
Für mehr gute Studienplätze<br />
<strong>Die</strong> Proteste im Rahmen des bundesweiten Bildungsstreiks, die im Sommer 2009 über 200.000 Menschen<br />
auf die Straße gebracht haben und auch in den vergangenen Tagen mit großen Demonstrationen<br />
sowie zahlreichen Besetzungen von Hochschulräumen in der Öffentlichkeit unübersehbar waren,<br />
richten sich nicht zuletzt gegen schlechte Studienbedingungen in den Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
sowie gegen die soziale Schließung der Hochschulen. Bund und Länder sind gefordert, die<br />
neuen Studiengänge gemeinsam mit den Hochschulen auf den Prüfstand zu stellen und von Grund auf<br />
neu zu gestalten. Als Maßstab muss eine flexible Studienorganisation dienen, die eine selbstbestimmte<br />
Studiengestaltung ermöglicht, Interdisziplinarität fördert und Mobilität erleichtert. DIE LINKE<br />
muss sich verstärkt der Umsetzung einer emanzipatorischen Studienreform widmen, die von der Idee<br />
des sozial ausgeglichenen Zugangs zur Hochschulen untermauert wird. Hochschulbildung soll wieder<br />
überall gebührenfrei sein. Es muss geprüft werden, ob nach der Föderalismusreform die Voraussetzungen<br />
für ein Gebührenverbot auf Bundesebene im Grundgesetz gegeben sind. Wir fordern zudem die Schaffung<br />
eines Bundesgesetzes zu Hochschulzulassung und -abschlüssen. Der Master muss grundsätzlich<br />
allen Absolventinnen und Absolventen von Bachelorstudiengängen offen stehen. Ein solches Gesetz<br />
muss zudem Menschen mit Berufserfahrung ohne Abitur den Hochschulzugang öffnen.<br />
Eine qualitative Studienreform kann nur durch die gleichberechtigte Beteiligung von Hochschullehrerinnen<br />
und -lehrern, beschäftigten und Studierenden gelingen und ist auf eine bessere Ausfinanzierung<br />
des Hochschulpaktes sowie der Hochschulen selbst angewiesen. DIE LINKE bekräftigt ihre Position,<br />
dass ein deutlicher Ausbau der Studienplatzkapazitäten von heute knapp 2 auf mindestens 2,5<br />
Millionen im Jahr 2014 nötig ist. <strong>Die</strong> Vergabe der Hochschulpaktmittel sollte hierüber hinaus an qualitative<br />
Kriterien gebunden werden.<br />
Nicht zuletzt werden wir uns in den laufenden Debatten um die Struktur des Wissenschaftssystems<br />
dafür einsetzen, dass das prägende Merkmal einer akademischen Ausbildung ihre Anbindung an<br />
den Forschungsprozess sowohl bei der Weiterentwicklung des Profils der Fachhochschulen zum<br />
Tragen kommt, wie auch bei Projekten zur Zusammenarbeit von außeruniversitären und hochschulischen<br />
Wissenschaftseinrichtung eine stärkere Rolle spielt.<br />
Zudem wird DIE LINKE allen Bestrebungen entgegentreten, die Studienfinanzierung durch Kredit-, Gutschein-<br />
oder Sparmodelle zu privatisieren. Vor uns liegt hingegen die Aufgabe, ein sozial ausgleichendes,<br />
bedarfsgerechtes Studienfinanzierungsmodell zu konzipieren und in die Debatte zu bringen, das zudem<br />
erste Schritte in Richtung einer elternunabhängigen Förderung eröffnet.<br />
58
Wissenschaft <strong>als</strong> Beruf für mehr Partizipation, gute Arbeitsbedingungen und eine aufgabengerechte<br />
Person<strong>als</strong>truktur<br />
Keine der jüngst gebildeten Regierungen auf Landes- und Bundesebene hat eine Verbesserung der Situation<br />
des wissenschaftlichen Mittelbaus zum Schwerpunkt gemacht. Dabei werden die Bedingungen wissenschaftlicher<br />
Tätigkeit vieler WissenschaftlerInnen und Wissenschaftler immer prekärer: fast alle neu<br />
entstehenden Stellen in Hochschulen sind befristet. Das Verhältnis von befristeten zu unbefristeten<br />
Beschäftigungsverhältnissen an Hochschulen beträgt mittlerweile 5 : 1. Unklare Karriereaussichten<br />
und mangelnde wissenschaftliche Selbständigkeit hierzulande schränken die Entscheidungsautonomie<br />
zur Lebens- und Karriereplanung über Gebühr ein. Für viele sind diese Umstände Grund genug für den<br />
Gang ins Ausland.<br />
DIE LINKE wird die Absicherung des wissenschaftlichen Mittelbaus, der inzwischen drei Viertel des<br />
wissenschaftlichen Person<strong>als</strong> an öffentlichen Hochschulen und Forschungsinstituten stellt, zum<br />
Schwerpunkt ihrer fachpolitischen Programmatik und ihrer praktischen Politik machen. Wir halten für<br />
angemessen, dass Stellen, deren Profil die Promotion umfasst, auf einen angemessenen Zeitraum<br />
befristet werden. Hierneben allerdings sollten angestellte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
auf Dauerstellen mit entsprechend differenzierten Profilen die Regel werden. Wir werden uns für die<br />
Überarbeitung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes auf Bundesebene und eine Wiederherstellung<br />
der Tarifautonomie für den Wissenschaftsbereich einsetzen.<br />
Auf Landesebene müssen aufgabengerechte Person<strong>als</strong>trukturen und wirksame Maßnahmen zur Förderung<br />
von Frauen im Wissenschaftsbetrieb verankert werden. Eine strukturelle Trennung von Forschung<br />
und Lehre durch die Einführung von einseitig profilierten Personalkategorien an Hochschulen lehnen wir<br />
ab. Wir werden Konzepte für die flächendeckende Durchsetzung des Tenure-Track-Prinzips für Post-Doc-<br />
Stellen und Juniorprofessuren erarbeiten. Der Bund steht in der Verantwortung, die Einrichtung entsprechender<br />
Dauerstellen für NachwuchswissenschaftlerInnen und von Juniorprofessuren mit Tenure<br />
Track mit zielgenauen Förderprogrammen zu unterstützen. DIE LINKE setzt sich für eine Änderung von<br />
Strukturen und Bedingungen ein, die den Wissenschaftsbetrieb für Frauen unattraktiv halten. Dazu<br />
gehören die lange Abhängigkeit von meist männlichen Lehrstuhlinhabern, diskriminierende Berufungs-<br />
und Begutachtungsverfahren und ein Festhalten am überkommenen Ideal des aus Berufung rund um die<br />
verfügbaren (männlichen) Wissenschaftlers. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse schrecken Frauen stärker<br />
<strong>als</strong> Männer von einem Einstieg in die Wissenschaft ab. Eine individuelle Förderung und entsprechende<br />
Zielvereinbarung für die Gleichstellung von Frauen in der Wissenschaft sind richtig. Ohne die<br />
Wurzel der Probleme anzugehen, wirken sie jedoch nur langsam.<br />
In der mittel- und langfristigen Perspektive diskutieren wir auch den Abbau überkommener hierarchischer<br />
Strukturelemente wie des Beamtenstatus für ProfessorInnen und des Lehrstuhlprinzips zugunsten<br />
teamorientierter Arbeitsstrukturen. Zudem muss im Zuge der weiteren Durchsetzung kollektiver<br />
Arbeitsprozesse in der Wissenschaft eine professionelle Personalentwicklungsplanung Bestandteil der<br />
Aufgaben von Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden. Mit dem Abbau der strengen Grenzen<br />
zwischen ProfessorInnen und dem übrigen wissenschaftlichen Personal ginge dann auch eine<br />
Demokratisierung von akademischer Selbstverwaltung einher, in deren Folge auch neue Strukturprinzipien<br />
für die akademischen Gremien denkbar sind. Zunächst steht jedoch die Sicherung und Erweiterung<br />
der Partizipation im Vordergrund, die durch eine trennscharfe Kompetenzzuweisung sowohl an die<br />
Gremien der Selbstverwaltung, wie auch an die öffentliche Hand <strong>als</strong> Träger der Wissenschaftseinrichtungen<br />
und Hochschulen unterstützt werden muss.<br />
59
Öffentliche Forschungs- und Innovationsförderung gesellschaftlicher Nutzen vor privater<br />
Wertschöpfung<br />
Ursprung neuen Wissens ist zuerst eine freie und leistungsfähige Forschung im Grundlagenbereich. DIE<br />
LINKE setzt sich für die Stärkung der grundständigen Forschungskapazitäten in der ganzen Breite<br />
des deutschen Wissenschaftssystems ein, die über eine angemessene grundständige Ausfinanzierung<br />
durch die öffentliche Hand abzusichern ist. <strong>Die</strong> zunehmende Ausrichtung aller wissenschaftlichen Prozesse<br />
und Strukturen auf ihre Marktgängigkeit lehnen wir ab. <strong>Die</strong>s betrifft sowohl den immer stärkeren<br />
Einfluss privater Drittmittel <strong>als</strong> auch marktähnliche Steuerungs- und Finanzierungsmodelle durch<br />
die öffentliche Hand. Staat und Wirtschaft haben sich einer Einflussnahme auf die Wissenserarbeitung<br />
im Grundlagenbereich weitgehend zu enthalten. <strong>Die</strong> High-Tech-Strategie der bisherigen Bundesregierung<br />
hat in der Summe nicht die selbst proklamierten Ziele erreicht. Weder sind 1,5 Millionen neue<br />
Arbeitsplätze in wissensintensiven Bereichen aufgebaut worden, noch hat Deutschland seine Positionen<br />
auf den Weltmärkten für High-Tech-Produkte signifikant verbessert. DIE LINKE hat diese einseitige<br />
Ausrichtung der Forschungs- und Innovationsförderung auf die Ansprüche privatwirtschaftlicher Unternehmen<br />
kritisiert und wird sich ihrer verstärkten Fortsetzung unter SchwarzGelb entgegenstellen.<br />
Wir werden uns der weiteren Erarbeitung und Umsetzung einer Innovationspolitik widmen, die sozialer<br />
und ökologischer Nachhaltigkeit dient. Dazu gehört grundsätzlich die Innovation in öffentlichen Bereichen<br />
etwa der Verwaltung, des Verkehrs, der Sozial- und Jugendarbeit, der Gesundheitsversorgung,<br />
der Bildung oder im Klima- und Umweltschutz. Wir wollen, dass die öffentlichen Institutionen und gemeinnützige<br />
Träger stärker mit Wissenschaft und Forschung zusammenarbeiten und auch aktive Nachfrager<br />
von Forschungsleistungen werden.<br />
Daneben kann auch der Wissens- und Technologietransfer in die private Wirtschaft durch die öffentliche<br />
Hand gefördert werden, wenn dieser nachhaltigen Zwecken dient. Innovationen für Umwelt-<br />
und Klimaschutz, eine bessere Ressourceneffizienz, eine modernere Gesundheitsversorgung, aber auch<br />
die Stärkung strukturschwacher Regionen liegen im gesellschaftlichen Interesse.<br />
<strong>Die</strong> Setzung der Schwerpunkte in der Forschungs- und Innovationsförderung muss mehr <strong>als</strong> bisher Gegenstand<br />
transparenter und namentlich auch parlamentarischer Diskussionsprozesse sein. Haushaltsdebatten<br />
reichen nicht aus. Wir wollen, dass Beratungsgremien zur Innovationspolitik öffentlich<br />
tagen und die Parlamente über die Leitlinien der Prioritätensetzung in der Forschungs- und Innovationsförderung<br />
bestimmen.<br />
Wissen, das mit öffentlichen Mitteln erarbeitet wurde, soll öffentlich zugänglich sein. DIE LINKE unterstützt<br />
die Open-Access-Bewegung in Universitäten und Forschungsorganisationen. Wissenschaftliche<br />
Bibliotheken müssen materiell in die Lage versetzt werden, die erweiterten Aufgaben <strong>als</strong> Wissensagenturen<br />
zu erfüllen. Nicht zuletzt wird sich DIE LINKE für ein bildungs- und wissenschaftsfreundlicheres<br />
Urheberrecht einsetzen, das den einzelnen Forscherinnen und Forschern mehr Rechte bei der Publikation<br />
wie auch einen besseren Zugang zum gedruckten kulturellen Erbe sichert. DIE LINKE unterstützt<br />
zudem alle Initiativen, das in Bibliotheken, Archiven und Museen gesammelte kulturelle Erbe, das eine<br />
wesentliche Quelle für die Kultur-, Sozial-und Geisteswissenschaften darstellt, in seinem materiellen<br />
Bestand zu sichern sowie in öffentlicher Verantwortung mittels digitaler Technologien allgemein zugänglich<br />
zu machen. Zum Erbe gehören neben dem gedruckten Kulturerbe auch naturwissenschaftliche<br />
und kulturhistorische Exponate.<br />
60
www.lebenshilfe.de<br />
Offenbacher Erklärung<br />
Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zur Inklusion<br />
<strong>Die</strong> Teilnehmer/innen fordern die Weiterentwicklung eines inklusiv gestalteten Lebens und<br />
Lernens in unserem Land. <strong>Die</strong>s beinhaltet die barrierefreie Gestaltung der Gesellschaft und<br />
die Überwindung des selektiven Schulsystems. Eine inklusive Schule ist für alle Kinder zu-<br />
Behinderun<br />
-Konvention über die Rechte von Menschen mit<br />
Bisher werden Kinder nicht integriert, wenn sie den in der Schule vorhandenen Bedingungen<br />
und Anforderungen nicht entsprechen. Das muss sich ändern: <strong>Die</strong> Allgemeine Schule muss<br />
sich konsequent auf die Möglichkeiten und Bedürfnissen aller Schüler/innen einstellen, unabhängig<br />
von deren persönlichem Profil und eventuellen Hilfebedarfen. Sie muss entsprechend<br />
personell und sächlich ausgestattet sein. Sie benötigt Lehrpersonen, die dafür ausgebildet<br />
sind, Lerngruppen aus unterschiedlichen Schülern (Heterogenität/Diversity) so zu unterrichten,<br />
dass alle Kinder und Jugendlichen erfolgreich lernen und zusammenarbeiten können. Bei<br />
Bedarf muss auch auf weitere Fachkompetenz, Beratung und Fortbildung zurückgegriffen<br />
werden können. Dazu sind schul-, sozial- und sonderpädagogische Kompetenzen zu erhalten,<br />
s-<br />
Weiterentwicklung<br />
Gemeinsamen Unterrichts zur inklusiven Schule auch für Schüler/innen mit dem<br />
Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zu erreichen.<br />
Dem in der UN-Konvention garantierten Recht auf inklusive schulische Bildung entspricht eine<br />
Verpflichtung der Unterzeichnerstaaten zur schrittweisen Umsetzung dieser Vorgabe. Wir fordern<br />
eine umgehende Überarbeitung der Schulgesetze in allen Bundesländern und inklusive<br />
Bildungs- und Lehrpläne. Wir werden uns an dieser Entwicklung aktiv beteiligen.<br />
Wir wehren uns entschieden gegen Versuche, Inhalte und Reichweite der UN-Konvention mit<br />
-)politisch zu unterlaufen, wie dies beispielsweise bei der<br />
inkorrekten Übersetzung von<br />
zu erkennen ist. Der neue Leitbegriff der Inklusion darf in Politik und Verwaltung nicht für gegenläufige<br />
Interessen oder für sozial- oder bildungspolitische Sparprogramme genutzt werden.<br />
Beim Recht auf inklusive Bildung darf niemand zurückgelassen werden. Insbesondere Menschen<br />
mit hohem Hilfebedarf müssen in den Schulen alle Bedingungen und Hilfen vorfinden,<br />
die sie für ihre inklusive Beschulung und für die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft benötigen.<br />
Inklusion bedeutet nichts anderes <strong>als</strong> freien Zugang zu und das Recht auf dauerhaften<br />
Verbleib in allen Schulformen für alle Schülerinnen und Schüler.<br />
Eine inklusive Schule muss eingebettet sein in eine alle Lebensbereiche umfassende Inklusion.<br />
<strong>Die</strong> Behindertenrechtskonvention der UN verpflichtet dazu, künftig allen Kindern in ihrer Vielfalt<br />
unbehinderten Zugang zu inklusiver Bildung in Kindertagesstätten und Schulen zu ermöglichen.<br />
<strong>Die</strong> Gesellschaft hat zukünftig für jeden Menschen ein Recht auf inklusive allseitige<br />
61
schulische und lebenslange Bildung in Kindertagesstätten, Schule und Erwachsenenbildung zu<br />
sichern. Vereine, Nachbarschaften und Gemeinwesen sowie kulturelle Veranstaltungen müssen<br />
sich immer mehr für alle Menschen öffnen, unabhängig von ihrer Persönlichkeit, eventuellen<br />
Beeinträchtigungen und ihrem Unterstützungsbedarf.<br />
Offenbach, am 14. November 2009<br />
auf dem Weg zur Inklusion 12.-14. November 2009, Offenbach<br />
Veranstalter: Bundesvereinigung Lebenshilfe<br />
62<br />
Schülerinnen und Schüler<br />
Kooperationspartner: Bundesarbeitsgemeinschaft Gemeinsam leben -Gemeinsam lernen e.V.,<br />
Bundesverband Aktion Humane Schule e.V., Bundesverband evangelische Behindertenhilfe,<br />
Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte Menschen e.V., Caritas Behindertenhilfe<br />
und Psychiatrie, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Grundschulverband, Inclusion<br />
Europe , Mensch zuerst Netzwerk People First Deutschland e.V., Verband für anthroposophische<br />
Heilpädagogik, Sozialtherapie und soziale Arbeit e.V., Verband Sonderpädagogik e.V.<br />
(VDS)<br />
© Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung<br />
e.V. Raiffeisenstr. 18, 35043 Marburg, Tel.: 0 64 21/4 91-0, Fax: 0 64<br />
21/4 91-1 67 E-Mail: Bundesvereinigung@Lebenshilfe.de, Internet:<br />
www.lebenshilfe.de
Offener Brief: Betreuungsgeld ist ein sozial- und gleichstellungspolitischer<br />
Rückschritt<br />
Um Wahlfreiheit zu anderen öffentlichen Angeboten und Leistungen zu ermöglichen, soll ab<br />
dem Jahr 2013 ein Betreuungsgeld in Höhe von 150,- Euro, gegebenenfalls <strong>als</strong> Gutschein, für<br />
Kinder unter drei Jahren <strong>als</strong> Bundesleistung eingeführt werden. (Koalitionsvertrag, Kapitel III<br />
Sozialer Fortschritt)<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
die Verbände sind sich einig, dass ein Betreuungsgeld grundsätzlich kontraproduktiv ist und<br />
fordern daher dessen Streichung aus den Planungen der Regierungskoalition.<br />
1. Wahlfreiheit wird dadurch hergestellt, dass genügend qualitativ hochwertige und gebührenfreie<br />
bzw. kostengünstige Ganztagsbetreuungsplätze zur Verfügung stehen. Auch 2013 werden<br />
nach gegenwärtigem Stand des Ausbaus nicht ausreichend Kita Plätze für Unter Dreijährige<br />
vorhanden sein. Insbesondere die Tagesbetreuung wird den Bedarf nicht decken.<br />
2. <strong>Die</strong> Konzeption des Betreuungsgeldes verstößt gegen grundlegende Prinzipien der Elternautonomie:<br />
Eine Entscheidung, wie Eltern ihre Kinder betreuen, sollte nicht prämiert, honoriert<br />
oder bestraft werden. Genauso wenig darf der Staat über ein Gutscheinsystem andeuten,<br />
einkommensarme Eltern könnten nicht verantwortungsbewusst und im Interesse der Kinder<br />
haushalten.<br />
3. Populistische Äußerungen in Bezug auf arme Familien mit und ohne Migrationshintergrund<br />
sind menschenfeindlich, negieren die Anstrengungen vieler Familien und verhindern deren<br />
Förderung und Integration umso mehr. Ein flächendeckendes Angebot an Kita Plätzen für alle<br />
Kinder sowie Angebote der Familienbildung sind der richtige Schritt auch zu mehr Bildungs-<br />
und Chancengerechtigkeit.<br />
4. Das Betreuungsgeld setzt darüber hinaus auch für Frauen f<strong>als</strong>che Signale - nämlich nach<br />
der Geburt eines Kindes länger aus ihrer Erwerbstätigkeit auszusteigen. So verfestigen sich<br />
traditionelle Geschlechterrollen und der Wunsch der Familien auf eine gleichberechtigte Verteilung<br />
der Sorge- und Erziehungsaufgaben bleibt unberücksichtigt.<br />
Das Betreuungsgeld widerspricht den Prinzipien einer modernen Gesellschaft in hohem Maße.<br />
Es konterkariert die gleichstellungspolitischen, sozialpolitischen und familienpolitischen Ziele,<br />
für die sich die Interessenvertretungen seit vielen Jahren einsetzen. Der Ausbau der Kinderbetreuung<br />
muss höchste Priorität haben. Dabei geht es nicht nur um Plätze für unter Dreijährige,<br />
sondern auch um Ganztagsplätze für 3-6jährige Kinder, die vielerorts noch nicht vorhanden<br />
sind. Wir fordern die Bundesregierung auf, ihre Bemühungen darauf zu konzentrieren und<br />
das für das Betreuungsgeld vorgesehene Budget dafür zu verwenden.<br />
63
Offener Brief von<br />
* Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF)<br />
* Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratische r Frauen (ASF)<br />
* Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi)<br />
* Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen<br />
* Deutscher Frauenrat e.V.<br />
* DGB Bundesvorstand, Bereich Gleichstellungs- und Frauenpolitik<br />
* Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e.V.<br />
* Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen e.V. (eaf)<br />
* Familienberatungszentrum Balance Berlin e.V.<br />
* Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)<br />
* IG Metall Vorstand<br />
* pro familia Bundesverband e.V.<br />
* ver.di Bundesverwaltung, Bereich Frauen- und Gleichstellungspolitik<br />
* Verband alleinerziehender Mütter und Väter, Bundesverband e.V. (VAMV)<br />
* Verband binationaler Familien und Partnerschaften, (iaf) e.V.<br />
* Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF)<br />
Freitag, 4. Dezember2009<br />
Quelle: http://www.bdwi. de/show/3104616. Html<br />
64
Lehrende stehen bei Protesten europaweit an der Seite der Studierenden<br />
und Schüler<br />
GEW stellt Aufruf von 23 Bildungsgewerkschaften aus 19 Ländern vor<br />
Frankfurt a.M./Wien - 23 Bildungsgewerkschaften aus 19 Ländern haben sich in einem gemeinsamen<br />
Aufruf für die Unterstützung der europaweiten Bildungsproteste von Studierenden,<br />
Schülerinnen und Schülern ausgesprochen. "Höchste Zeit für eine Kehrtwende in der<br />
Bildungspolitik - Schülerinnen und Schüler, Studierende und Beschäftigte an Schulen und<br />
Hochschulen gemeinsam gegen die Bildungskatastrophe" heißt es in dem Aufruf, der von der<br />
deutschen Bildungsgewerkschaft Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und ihrer<br />
österreichischen Schwestergewerkschaft Gewerkschaft Öffentlicher <strong>Die</strong>nst (GÖD) vorgelegt<br />
worden ist.<br />
"1999 haben die europäischen Bildungsminister mit dem Bologna-Prozess den europäischen<br />
Hochschulraum ausgerufen. Zehn Jahre später haben Studierende den europäischen Hochschulraum<br />
selbstbewusst <strong>als</strong> politische Handlungsarena auch für ihre Bildungsproteste besetzt",<br />
erklärte das für Hochschule verantwortliche GEW-Vorstandsmitglied Andreas Keller mit<br />
Blick auf die Proteste und Hörsaalbesetzungen, die ausgehend von Österreich und Deutschland<br />
auf andere europäische Länder wie die Schweiz, Frankreich, Italien oder Ungarn übergegriffen<br />
hätten.<br />
"In Europa haben Lehrende und Lernende viele gemeinsame Interessen. 23 Bildungsgewerkschaften<br />
aus 19 Ländern haben jetzt erklärt, dass sie sich gemeinsam mit Studierenden,<br />
Schülerinnen und Schülern für eine bessere Finanzierung der Bildungseinrichtungen, für mehr<br />
Chancengleichheit in der Bildung, einen Kurswechsel im Bologna-Prozess, mehr Mitbestimmung<br />
sowie bessere Studien- und Arbeitsbedingungen einsetzen wollen", sagte Keller. "Gute<br />
Lern- und Studienbedingungen auf der einen, gute Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen<br />
für die in den Bildungseinrichtungen arbeitenden Menschen auf der anderen sind zwei Seiten<br />
einer Medaille und die Grundlage für eine politische Zusammenarbeit von Lehrenden und Lernenden."<br />
<strong>Die</strong> europäischen Bildungsgewerkschaften arbeiten in ihrem weltweiten Dachverband, der<br />
Bildungsinternationale (BI), intensiv zusammen. "Wir werden unsere Zusammenarbeit mit den<br />
Studierenden, Schülerinnen und Schülern auf europäischer Ebene 2010 weiter intensivieren.<br />
<strong>Die</strong> Feiern und Gipfelkonferenzen aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Bologna-<br />
Prozesses und der Lissabon-Strategie im März 2010 geben dafür im neuen Jahr weiteren Anlass",<br />
sagte Keller.<br />
GEW-Newsletter Hochschule und Forschung<br />
14.12.2009<br />
65
<strong>Die</strong> Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert eine Erhöhung des BAföGs um<br />
zehn Prozent. Sie unterstützt damit den Vorstoß des Deutschen Studentenwerks (DSW), das<br />
heute seine Position zur Weiterentwicklung des BAföGs vorgestellt hat. "<strong>Die</strong> BAföG-<br />
Fördersätze müssen um zehn Prozent erhöht werden, damit die schnell steigenden Studienkosten<br />
ausgeglichen werden und Studierende mehr Geld in der Tasche haben. Außerdem<br />
müssen die Elternfreibeträge um denselben Prozentsatz angehoben werden, damit deutlich<br />
mehr Studierende Anspruch auf Förderung erhalten", sagte das für Hochschulen verantwortliche<br />
GEW-Vorstandsmitglied, Andreas Keller, in Frankfurt a.M.<br />
Als "alarmierend" bezeichnete Keller die jüngsten Daten der amtlichen BAföG-Statistik: 2008<br />
hätten nur rund 333.000 Studierende BAföG-Leistungen bezogen - 12.000 weniger <strong>als</strong> 2005<br />
und gerade mal 17 Prozent der 1,919 Millionen bundesweit eingeschriebenen Studierenden.<br />
"<strong>Die</strong> 22. BAföG-Novelle von 2007 hat leider nicht zu der erhofften Verbesserung und Ausweitung<br />
der Förderung geführt. <strong>Die</strong> Bundesregierung muss -jetzt nachlegen: Wer es mit der sozialen<br />
Öffnung der Hochschulen ernst meint, muss junge Menschen finanziell absichern, damit<br />
sie sich für die Aufnahme eines Studiums entscheiden. Deutschland braucht in Zukunft deutlich<br />
mehr Akademikerinnen und Akademiker", erklärte der GEW-Hochschulexperte.<br />
Keller verlangte zudem, das BAföG endlich "bologna-tauglich" zu machen. <strong>Die</strong> Altersbeschränkung<br />
für die BAföG-Förderung müsse von derzeit 30 auf mindestens 35 Jahre angehoben<br />
werden, um Unterbrechungen zwischen Bachelor- und Masterstudium zuzulassen. <strong>Die</strong><br />
Förderdauer müsse den tatsächlichen Studienzeiten, die deutlich über den offiziellen Regelstudienzeiten<br />
liegen, angepasst werden. "<strong>Die</strong> GEW akzeptiert nicht, dass die jungen Menschen<br />
die Zeche für Fehler bei den Bologna-Reformen zahlen. Solange Studiengänge <strong>als</strong> 'nicht<br />
studierbar' gelten, dürfen Studierenden nicht mit einem Schlag mitten im Examen ihre Lebensgrundlage<br />
entzogen bekommen, nur weil sie die Förderungshöchstdauer erreicht haben",<br />
betonte Keller.<br />
Er forderte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), die kürzlich eine Erhöhung des<br />
BAföG angekündigt hatte, auf, jetzt schnell einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen.<br />
Keller mahnte an, dass auch über die Wiedereinführung des Schüler-BAföG nachgedacht werden<br />
müsse, um mehr jungen Menschen den Weg zur Hochschule zu öffnen. Er machte deutlich,<br />
dass die BAföG-Förderstrukturen perspektivisch in Richtung eines elternunabhängigen<br />
und zuschussbasierten Studienhonorars weiter entwickelt werden müssten.<br />
GEW-Newsletter Hochschule und Forschung<br />
03.12.2009<br />
66
Bildungsgewerkschaft zum Bildungsfinanzbericht des Statistischen Bundesamtes<br />
Frankfurt a.M. -<br />
Schritt. Zwar sind die Investitionen in Euro und Cent gestiegen, ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) ist jedoch in den vergangenen Jahren gesunken: Priorität für Bildung, in vielen<br />
Sonntagsreden der Politiker beschworen, sieht anders aus. <strong>Die</strong> von Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel (CDU) ausgeru<br />
Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), mit Blick auf<br />
die heute veröffentlichten Daten des Bildungsfinanzberichts des Statistischen Bundesamtes<br />
in Wiesbaden.<br />
OECD-Schnitt her. In den Bildungsbereich müssen jährlich rund 40 Milliarden mehr <strong>als</strong> in der<br />
Vergangenheit investiert werden, um den Nachholbedarf zu decken, notwendige Reformen<br />
anzu<br />
Während die Politik Milliarden Euro bereitgestellt hat, um Spekulationsverluste auszugleichen,<br />
fehle der Wille, sich in ähnlichem Maße für die Bildung zu engagieren. <strong>Die</strong> Ministerpräsidenten<br />
stünden während des Merkelschen Bildungsgipfels in der kommenden Woche vor einer<br />
schwierigen Aufgabe: Sie müssen den Weg für eine deutliche Erhöhung der Ausgaben für Bildung<br />
frei machen.<br />
PM vom 9.12.2009<br />
67
Bibel statt Darwin? Offener Brief der Giordano-Bruno-Stiftung<br />
an Bundespräsident Köhler<br />
des Schreibens war ein Grußwort Köhlers, in dem es hieß, das Lesen der Bibel könne ein<br />
sein.<br />
68<br />
to<br />
Evolution nicht<br />
kreationistischen Vorstellungen zu konfrontieren und ihnen das wissenschaftlich akzeptierte<br />
Weltbild der Evolutionstheorie erst sehr viel später nahe zu bringen, schlägt die Stiftung vor,<br />
die Evolutionstheorie bereits in der Grundschule zu lehren. <strong>Die</strong> Schule solle den Kindern dabei<br />
i<br />
Dass das Problem der weltanschaulichen Manipulation nicht erkannt werde, führt die Stiftung<br />
stanti<br />
christlich-soziale, liberale, sozialdemokratische oder<br />
von CDU-Wählern das CDU-Grundsatzprogramm in der Grundschule vermitteln, so wie man<br />
Kindern von Katholiken katholischen Religionsunterricht erteilt, wäre jedem klar, dass es sich<br />
Quelle: Giordano-Bruno-Stiftung
Broschüre des DGB: Eine gute Schule für alle<br />
Eine gute Schule für alle das ist auch eine gemeinsame Forderung der Gewerkschaften. <strong>Die</strong><br />
gleichnamige DGB-Broschüre beschreibt Anforderungen an die Schule der Zukunft und Beispiele<br />
für eine gelungene Umsetzung bereits in der Gegenwart.<br />
Eine gute Schule für alle: Konkret bedeutet das Fördern statt Aussortieren, Inklusion statt<br />
Selektion, Berufsvorbereitung nachhaltig gestalten. Doch das sind nur einige Aspekte, die<br />
eine gute Schule für alle enthalten sollte. Was eine gute Schule für alle erfüllen muss und wo<br />
solche Schulen bereits gelingen, wird in der Broschüre klar herausgearbeitet.<br />
<strong>Die</strong> Broschüre ist das Produkt der Zusammenarbeit des DGB und der Einzelgewerkschaften.<br />
Sie steht im Infokasten zum <strong>Download</strong> zur Verfügung. In gedruckter Form ist die Broschüre<br />
über die meisten GEW-Landesverbände erhältlich. Sie kann aber auch über den DGB-<br />
Bestellservice bezogen werden.<br />
Inklusion: Leitlinien für die Bildungspolitik<br />
Inklusion: Leitlinien für die Bildungspolitik. Deutsche Ausgabe der Policy Guidelines on Inclusion<br />
in Education. Bonn: Deutsche UNESCO-Kommission, 2009. 36 Seiten<br />
ISBN 978-3-940785-12-1<br />
"Bildung für alle" ist das größte und wichtigste Programm der UNESCO im Bildungssektor.<br />
Damit setzt sich die Weltgemeinschaft ein wichtiges Ziel: Alle Menschen weltweit sollen Zugang<br />
zu qualitativ hochwertiger Bildung erhalten. Jeder muss in die Lage versetzt werden,<br />
seine Potenziale entfalten zu können. <strong>Die</strong>ser Anspruch ist universal und gilt unabhängig von<br />
Geschlecht, sozialen und ökonomischen Voraussetzungen oder besonderen Lernbedürfnissen<br />
eines Menschen.<br />
Internationale Bestätigung erfuhr dieses Konzept der Inklusion auf der UNESCO-<br />
Weltkonferenz der Bildungsminister im November 2008 in Genf: <strong>Die</strong> Teilnehmer aus mehr <strong>als</strong><br />
150 Ländern, darunter über 60 Bildungsminister aus aller Welt, fordern in der Abschlusserklärung<br />
inklusive Bildungssysteme, in denen Vielfalt <strong>als</strong> Ressource genutzt wird. <strong>Die</strong> deutsche<br />
Fassung der UNESCO-Publikation "Inklusion: Leitlinien für die Bildungspolitik" macht die Erkenntnisse<br />
der internationalen Beratungen über inklusive Bildung in Deutschland zugänglich<br />
und bietet einen Überblick über das Konzept der Inklusion sowie die relevanten völkerrechtlichen<br />
Instrumente.<br />
69
Ein Recht auf Schule für "Kinder ohne Papiere"<br />
Der Schulbesuch von Kindern und Jugendlichen ohne Aufenthaltsgenehmigung und ohne<br />
Ausweispapiere soll besser geschützt werden. Dazu fordert das Deutsche Institut für Menschenrechte<br />
(DIM) die Innenminister der Länder im Vorfeld der Innenministerkonferenz auf.<br />
Im Zentrum des Menschenrechtsinstituts steht der Appell, den Zugang zum Schulbesuch für<br />
Kinder ohne Papiere in rechtlicher und tatsächlicher Hinsicht zu gewährleisten. Derzeit besteht<br />
ein wesentliches Hindernis zum Schulbesuch für diese Kinder in einer Regelung des<br />
Aufenthaltsge - wozu<br />
auch Schulen zählen - die Ausländerbehörden unter bestimmten Umständen zu unterrichten,<br />
wenn sie Kenntnis von Menschen ohne Aufenthaltsstatus erlangen.<br />
<strong>Die</strong>se unsichere Situation trüge dazu bei, dass Eltern ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken,<br />
um möglichst nicht von den Ausländerbehörden bemerkt zu werden. Denn sie fürchten, dass<br />
die jeweilige Schulleitung den unrechtmäßigen Aufenthalt bei der zuständigen Ausländerbehörde<br />
meldet und sie dann abgeschoben werden.<br />
In seinen Umsetzungsempfehlungen (Policy Paper No. 14) beruft sich das DIM auf das Menschenrecht<br />
auf Bildung. Dazu zähle insbesondere das Recht auf Schulzugang für alle Kinder<br />
und Personen im Schulalter, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus.<br />
Ein weiterer Hinderungsgrund auf diesem Wege seien so genannte Schülerregister, die es<br />
teilweise in den Ländern schon gäbe oder eingeführt werden sollen. Sie konterkarierten das<br />
Menschenrecht auf Bildung für diese Kinder, wenn nicht sichergestellt werde, dass solche<br />
Register nicht zur Abschiebung von Familien genutzt werden können.<br />
Auch die Mittelzuweisungen, die auf den faktischen Schülerzahlen basieren, dürfen Schulen<br />
nicht in Bedrängnis bringen. Dazu sei es notwendig, dass auch Schülerinnen und Schüler ohne<br />
Papiere berücksichtigt werden. Nach Auffassung des Menschenrechtsinstituts sollte es<br />
ausreichen, wenn die Schule bei der zuständigen Behörde die Schülerzahlen melde. Daten<br />
über den Aufenthaltsstatus der Schülerinnen und Schüler gehörten nicht dazu.<br />
// Policy Paper No. 14: Das Recht auf Bildung für Kinder ohne Papiere - Empfehlungen zur<br />
Umsetzung<br />
www.gew.de 10.12.2009<br />
70
Veranstaltungen/Termine<br />
________________________________________________________________<br />
Schule und Erziehungswissenschaften<br />
Veranstaltungen des Berlin-<br />
1. Halbjahr 2010.<br />
Veranstaltungsort: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz- Mehring Platz 1, 10243 Berlin<br />
Zeit: 16.00 bis !8.00 Uhr<br />
27.1.<br />
Astronomieunterricht und seine Bedeutung für naturwissenschaftliche<br />
Allgemeinbildungskonzepte<br />
Mit: Dr. Peter Freudenberger (Potsdam)<br />
24.2.<br />
Abschied vom muttersprachlichen Prinzip? Oder was soll Deutschunterricht im Ensemble der<br />
Fächer leisten?<br />
Mit: Dr. Marina Kreisel (Zeesen)<br />
31.3.<br />
Braucht linke Bildungspolitik Traditionen und wenn ja, welche?<br />
Mit: Prof. Dr. Christa Uhlig (Berlin)<br />
28.4.<br />
Das KITA- Konzept der offenen Gruppenarbeit aus entwicklungspsychologischer Sicht<br />
Mit: Detlev Häuser (Woltersdorf)<br />
26.5.<br />
Lebenslanges Lernen zwischen Qualifikationsbedarf und recht auf Weiterbildung Entwicklungen,<br />
Zustände und Forderungen zur Veränderung<br />
Mit: Andreas Klepp (Braunschweig)<br />
30.6.<br />
Humanistische und demokratische Bildungsvisionen versus neoliberaler Pädagogischer Verordnungsbilder<br />
in der modernen Zwei-Klassen-Gesellschaft heute.<br />
Mit: Prof. Dr. Hans Georg Hofmann (Klausdorf)<br />
Ansprechpartner:<br />
Prof. Dr. Werner Lemm Heidekampweg 88<br />
12437 Berlin, Tel.: 030/ 5325276<br />
Prof. Dr. Horst Weiß Lindenpromenade 32<br />
15344 Strausberg, Tel.: 03341 422087<br />
71
In eigener Sache<br />
________________________________________________________________<br />
DIE LINKE. BUNDESARBEITSGEMEINSCHAFT BILDUNGSPOLITIK<br />
Wer wir sind und wie man bei uns mitarbeiten kann<br />
Wer wir sind<br />
<strong>Die</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik ist eine Arbeitsgemeinschaft der neuen Partei:<br />
<strong>Die</strong> <strong>Linke</strong>.<br />
Sie ist eine Gruppe von Mitgliedern und Sympathisanten, die sich mit bildungspolitischen<br />
Problemen befasst, aktuelle bildungspolitische Probleme analysiert, Erfahrungen in bildungspolitischen<br />
Auseinandersetzungen wertet und Vorschläge erarbeitet, in welcher Weise die<br />
Partei <strong>Die</strong> <strong>Linke</strong>. Einfluss auf notwendige Veränderungen im Bildungssystem nehmen kann.<br />
Viele ihrer Mitglieder kennen <strong>als</strong> Kindergärtnerinnen und Kindergärtner, Lehrerinnen und Lehrer,<br />
Erzieherinnen und Erzieher, Eltern- und SchülerInnenvertreter, in der Berufsbildung oder<br />
im Hochschulwesen <strong>als</strong> Lehrende und Studierende wie in der Wissenschaft Tätige, die aktuellen<br />
bildungspolitischen Probleme aus ihrer täglichen Erfahrung. Es gibt eine enge Zusammenarbeit<br />
mit Abgeordneten der Fraktionen <strong>Die</strong> <strong>Linke</strong>. im Bundestag und in den Landtagen, zwischen<br />
den verschiedenen Arbeitsgemeinschaften auf Bundesebene, mit den Gewerkschaften<br />
sowie mit Verbänden und Bewegungen, die Einfluss auf bildungspolitische Fragen nehmen.<br />
In den Bundesländern gibt es bei den Landesvorständen ebenfalls Landesarbeitsgemeinschaften<br />
Bildungspolitik, die mit der Bundesarbeitsgemeinschaft ein Netzwerk bilden und ihre Erfahrungen<br />
austauschen. Wir arbeiten auf internationaler Ebene im bildungspolitischen Netzwerk<br />
der Europäischen Linkspartei mit.<br />
Kurz: Wir sind eine Gruppe von Engagierten, die täglich sowohl mit dem Bildungswesen wie<br />
mit der Politik Kontakt hat. Wir halten das Bildungswesen in der Bundesrepublik für gründlich<br />
veränderungsbedürftig und wollen dazu eine Menge beitragen.<br />
Was wir wollen<br />
Grundlage unserer Tätigkeit sind die programmatischen Beschlüsse der Partei.<br />
Es ist unser Ziel, das Menschenrecht auf Bildung für alle auch in der Bundesrepublik zu verwirklichen.<br />
Wir fordern gleiche Bildungsmöglichkeiten für alle Kinder und Jugendlichen.<br />
Wir wollen, dass endlich Schluss gemacht wird, mit der extrem hohen Abhängigkeit der Bildungsmöglichkeiten<br />
und des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft.<br />
Eine grundlegende, sozial gerechte, demokratische Bildungsreform ist in diesem Lande notwendig.<br />
Wir treten für ein längeres gemeinsames lernen in einer Gemeinschaftsschule ein, <strong>als</strong> Alternative<br />
zum Bestehenden.<br />
Dazu arbeiten wir mit allen Reformwilligen zusammen und wirken in verschiedenen gemeinsamen<br />
Aktivitäten verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Initiativen auf diese Ziele<br />
hin.<br />
72
Das heißt für unsere konkrete Arbeit:<br />
Analyse der bildungspolitischen Entwicklungen,<br />
Diskussion bildungspolitischer Probleme,<br />
Ausarbeitung von bildungspolitischen Alternativen,<br />
Mitarbeit an Beschlüssen der Partei, Partei- und Wahlprogrammen,<br />
Einflussnahme auf programmatische wie aktuelle Debatten,<br />
Beteiligung an Demonstrationen und Protestveranstaltungen im Lande und auf internationaler<br />
Ebene.<br />
Wir veranstalten etwa viermal im Jahr eine bundesweite öffentliche Beratung - das Bildungsplenum<br />
- auf dem bildungspolitische Themen diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht werden.<br />
Rund alle zwei Jahre findet unsere Bildungspolitische Konferenz in einem größeren Rahmen<br />
statt.<br />
Wir unterstützen die Landesarbeitsgemeinschaften Bildungspolitik und weitere kommunale<br />
und regionale Gruppen.<br />
Unsere regelmäßige Publikation mit dem Titel „ Zukunftswerkstatt linke Bildungspolitik“ erscheint<br />
mindestens vierteljährlich.<br />
In regelmäßigen Abständen informieren wir über unserer aktuelle Arbeit und bildungspolitische<br />
Entwicklungen im Internet und in einem Newsletter linke Bildungspolitik.<br />
Wie man bei uns mitarbeiten kann<br />
Wir freuen uns über alle, die in unseren bundesweiten Zusammenschluss von an linker Bildungspolitik<br />
Interessierten mitarbeiten wollen. (siehe Teilnahmeerklärung)<br />
Jede kritische und konstruktive Meinung und Mitarbeit ist gefragt.<br />
Dazu kann man:<br />
An unseren Beratungen sowohl auf Bundes- <strong>als</strong> auf Landesebene teilnehmen; sich in Fragen<br />
der Vorschulerziehung, der Schulpolitik, der Berufsbildungspolitik oder der Hochschulpolitik<br />
wie der Weiterbildung einbringen; in einer der regionalen Gruppen mitarbeiten oder mit ihnen<br />
zusammenarbeiten; unsere Publikationsorgane abonnieren oder daran mitarbeiten, insbesondere<br />
<strong>als</strong> Autor von Beiträgen; bei verschiedenen Projekten und bildungspolitischen Kampagnen<br />
mitmachen; unsere Arbeit finanziell durch einmalige oder regelmäßige Spenden unterstützen.<br />
Kontakte über:<br />
AG Bildungspolitik Tel.: 030/ 24 009 615<br />
Maritta Böttcher Fax: 030/ 24 009 645<br />
Kleine Alexanderstr.28 Mail: maritta.boettcher@die-linke.de<br />
10178 Berlin<br />
73
DIE LINKE. BUNDESARBEITSGEMEINSCHAFT BIL-<br />
DUNGSPOLITIK<br />
Erklärung<br />
O Hiermit erkläre ich, dass ich in der<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik mitwirken<br />
will.<br />
O Ich möchte in den Verteiler aufgenommen werden<br />
Name:-----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Vorname:-------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Straße:-----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Ort:----------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
PLZ:---------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Tel.:---------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Fax:---------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
E-Mail:-----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Landesverband:----------------------------------------------------------------------------------------<br />
Gebiete der Mitarbeit:--------------------------------------------------------------------------------<br />
Datum: Unterschrift:<br />
An: Maritta Böttcher, Parteivorstand DIE LINKE. Kleine Alexanderstr. 28. 10178 Berlin,<br />
Tel.: 030/24009615, Fax: 030/24009645, Mail: maritta.boettcher@die-linke.de<br />
74
ZLB ZUKUNFTSWERKSTATT LINKE BILDUNGSPOLITIK<br />
Jahresübersicht 2009<br />
Thema:<br />
Deutschland bleibt bildungspolitisch ein Entwicklungsland 1/2009<br />
Lothar Bisky<br />
Der Bildungsgipfel war ein Flop<br />
Gregor Gysi, Nele Hirsch<br />
Merkels Bildungsgipfel auf der ganzen Linie gescheitert-<br />
Bildungspolitische Kernpunkte für den Wahlkampf 2009<br />
Nele Hirsch<br />
Grundproblem nicht gelöst<br />
Rosemarie Hein zur PISA-Länderstudie E<br />
Bildung und Gerechtigkeit<br />
Hans-Georg Hofmann<br />
Europaparteitag in Essen 28.Februar/ 1.März 2009 2/2009<br />
Chancen für junge Menschen eröffnen: Für kreativen Protest<br />
gegen Bildungsmisere und gegen Ausbildungsplatzmangel<br />
Beschluss Parteivorstand DIE LINKE vom 19.1.2009<br />
Zum 60.Jahrestag der Menschenrechtsdeklaration<br />
LV Hamburg<br />
Mit Lothar Bisky nach Brüssel 3/2009<br />
Gerd Sielski<br />
Eine bessere Bildung für ein anderes Europa ist nötig-<br />
wachsende Bewegung in europäischen Ländern<br />
Horst Bethge<br />
Manifest zur Europawahl<br />
EL Education Working Group<br />
Inklusion oder Exklusion durch Bildung?<br />
Anspruch und Wirklichkeit eines Menschenrechts<br />
Mona Motakef<br />
UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen<br />
(2006Zeichnung -2008Ratifizierung in Deutschland)<br />
GEW: Inklusive Bildung- Jetzt<br />
Offener Brief an alle Kultusminister und Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer,<br />
an die Bundeskanzlerin und die Bundesministerin für Bildung<br />
Appell baden-württembergischer Bildungsinitiativen anlässlich des<br />
8. deutschen Schulamoklaufs<br />
60 Jahre Grundgesetz 4/2009<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik tagte – ein Bericht<br />
red<br />
Zur Lage in der BAG-Bildungspolitik<br />
Gerd Sielski<br />
75
Eine Schule für alle – Wege zur Gemeinschaftsschule<br />
Präsentation von Matthias von Salvern<br />
Demokratische Bildungsreform Bildung für alle von Anfang an 5/2009<br />
Aus dem Bundestagswahlprogramm der Partei DIE LINKE<br />
Beschluss des Bundestags-Wahlparteitages am 20./21.Juni 2009 in Berlin<br />
Den Bildungsstreik ernst nehmen! DIE LINKE kämpft weiter für eine grundlegende<br />
Bildungsreform.<br />
Resolution des Bundestags-Wahlparteitages 2009 der DIE LINKE<br />
Geld für Bildung statt für Banken<br />
Sahra Wagenknecht<br />
Forsa-Umfrage. Situation im Bildungssystem kann für Eltern wahlentscheidend sein<br />
Gerhard Sielski<br />
Gratulation 6/2009<br />
Aufruf: Jetzt erst recht: mehr Geld für Bildung!<br />
Analphabetismus noch immer ein Tabu-Thema in Deutschland<br />
Zum Tag der Alphabetisierung<br />
Gerhard Sielski<br />
Endstation Sonderschule<br />
Anett Mängel<br />
Manfred Auerswald<br />
Fragen zum inklusiven Schulsystem<br />
Brigitte Schumann<br />
GEW Fachgruppe zu Inklusion<br />
FG Schulaufsicht und Schulverwaltung<br />
Bundesländer machen zu wenig Fortschritte bei inklusiver Bildung<br />
SoVD<br />
Inklusive Bildung für mehr Chancengleichheit<br />
Rosi Hein<br />
Bildungsgewerkschaft zur Verleihung des Jacob-Muths-Preises<br />
GEW<br />
Kommunique über eine Beratung der Bundesarbeitsgemeinschaft 7/2009<br />
Bildungspolitik in Göttingen<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik tagte<br />
Manfred Auerswald/ Gerhard Sielski<br />
Neuorientierung in der Bildungspolitik jetzt einleiten für ein inklusives Bildungssystem<br />
Erklärung der BAG Bildungspolitik<br />
Für eine radikale Kehrtwende in der Bildungspolitik- Druck machen!<br />
Horst Bethge<br />
UN-Konvention: Regierung in der Pflicht<br />
Pm<br />
Öffentlichkeit sensibilisieren und internationales Recht durchsetzen<br />
Pm<br />
Gemeinsames Leben braucht gemeinsames Lernen in der Schule<br />
Lebenshilfe e.V.<br />
76
Wie die KMK das Förderschulsystem retten will<br />
Elternwahlrecht - der Notnagel für den Erhalt des Förderschulsystems<br />
Brigitte Schumann<br />
<strong>Die</strong> Kritik der Wissensbewertung wird bei der Diskussion um die Inklusion vergessen<br />
Uwe Findeisen<br />
Curriculare Fabel<br />
Hans Wocken<br />
Aus den Bundesländern<br />
Sprecherberatung der Landesarbeitsgemeinschaften Bildungspolitik 1/2009<br />
am 15.11.2008 in Hannover<br />
red<br />
Thesen zur Auswertung d<br />
Karin<br />
9. Ombudsbericht 2007/2008 Hamburg<br />
Der Reporter und die Kinder<br />
Horst Bethge<br />
Hessenwahl - Auftakt und Folgerungen 2/2009<br />
Horst Bethge<br />
Hessen hat gewählt<br />
Inge Sturm<br />
Bremer Konsens zur Schulentwicklung<br />
Christoph Spehr<br />
Offener Brief an die Senatorin für Bildung und Wissenschaft und den<br />
Dezernenten für Schule und Kultur der Stadt Bremerhaven<br />
AG Bremerhavener Gesamtschulleitungen in der GGG Landesverband Bremen<br />
GGG Gemeinnützige Gesellschaft für Gesamtschulen-Verband für Schulen<br />
des gemeinsamen Lernens<br />
Unsere Grundforderung lautet: Längeres, gemeinsames lernen<br />
Annette Rudolf im Gespräch mit Michaele Sojka<br />
Alternatives Schulgesetz für Thüringen (2.Entwurf)<br />
Was ist anders <strong>als</strong> im 1.Entwurf?<br />
Fraktion DIE LINKE im Landtag Thüringen<br />
Zwischenbilanz der Errichtung neuer Gesamtschulen in Niedersachsen<br />
Eberhard Brandt<br />
Das Beste draus machen Soziale Selektion minimieren, Zementieren<br />
des Bildungsprivilegs zurückdrängen, Lern- und Arbeitsbedingungen verbessern<br />
Henning Feige<br />
Beschluss der LAG Bildung Hamburg zur Schulentwicklung<br />
(Klausurtagung am 30.1.2009 in Heideruh)<br />
Schulpolitische Konferenz der Fraktion DIE LINKE und der 3/2009<br />
Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-<br />
Peter Joseph<br />
77
Schul-Visionen: Welches schulpolitische Konzept verfolgt DIE LINKE<br />
in Sachsen-Anhalt?<br />
Jutta Fiedler<br />
Schul-Plan: Unter welcher finanziellen und personellen Situation werden<br />
wir in Zukunft eine gute Schule in Sachsen-Anhalt gestalten können?<br />
Matthias Höhn<br />
Grundprobleme der Bildungsfinanzierung in Deutschland<br />
Plädoyer für einen nationalen Bildungspakt<br />
Bodo Ramelow<br />
Eine gute Schule für Berlin<br />
DIE LINKE 2.Landesparteitag , 2,Tagung<br />
Streiklisten im Auftrag des Kultusministeriums?<br />
Michaele Sojka<br />
Lässt PISA wirklich grüßen? 4/2009<br />
Manfred Auerswald<br />
Zur schulpolitischen Situation in Schleswig-Holstein Mai 2009<br />
Heiko Winckel-Rienhoff<br />
Bildung mit dem Blick auf Europa<br />
Gerrit Große<br />
250 000 demonstrieren für ein emanzipatorisches Bildungssystem 5/2009<br />
Pm/red<br />
13.000 beim Bildungsstreik in Hamburg<br />
Horst Bethge<br />
Bildungsstreik in Hessen<br />
Inge Sturm<br />
Schluss mit Heuern und Feuern!<br />
Landesvorstand und LAG Bildung DIE LINKE. Hessen<br />
Horst Bethge<br />
Schule muss man sich leisten können<br />
Große Anfrage Fraktion DIE LINKE im Niedersächsischen Landtag<br />
Umsetzung in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Andreas Bluhm<br />
Heile CDU-Schulwelt- Zum Schuljahresanfang 6/2009<br />
Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag<br />
DIE LINKE fordert: Schulmilch und Schulobst für alle Kinder<br />
Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag<br />
Streik die richtige Antwort<br />
LAG Bildungspolitik Hamburg<br />
Erster Hamburger Bildungsbericht veröffentlicht<br />
Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB)<br />
Hessische Landesregierung ist blind für Erfordernisse der<br />
Lehrerinnen und Lehrer<br />
Barbara Cardenas, Hermann Schaus<br />
78
DIE LINKE: Land muss Fördermittel für Ganztagsschulen abrufen<br />
Christa Reichwald<br />
Bildungssystem: Bund und Länder müssen gemeinsam handeln<br />
Rosi Hein<br />
<strong>Die</strong> Bundeswehr-<br />
Flyer, Kreisverband Frankfurt am Main<br />
Schwarze Listen im Kultusministerium: 7/2009<br />
Ministerin Dorothea Henzler (FDP) muss im Landtagsausschuss<br />
Stellung nehmen.<br />
Pm<br />
Obst statt EBS Schluss mit der sozialen Auslese in der Bildungspolitik<br />
Barbara Cardenas<br />
Bildungspolitisch nahe beieinander LINKE und GEW in Rheinland - Pfalz<br />
Bernd Wittig<br />
GEW Berlin zum Schulstrukturgesetz<br />
Pm<br />
Springer und das große Geld in die Schranken weisen<br />
10 Thesen zum Volksbegehren und seine Folgen<br />
Horst Bethge<br />
Diskussion<br />
Wir brauchen die Debatte zur Reform der Lehrerbildung 1/2009<br />
Günter Wilms<br />
Positionen zur Lehrerbildung<br />
Dörte Putensen, Martin Neumann, Günter Wilms,<br />
Leitlinien linker Ausbildungspolitik (Entwurf)<br />
2/2009<br />
DIE LINKE. Berufsbildungspolitische SprecherInnen der Landtage<br />
Susanne Hennig u.a.<br />
Vorstellungen von einem Konzept schulischer Allgemeinbildung 2/2009<br />
unter heutigen Bedingungen<br />
Hans-Joachim Hausten<br />
Bemerkungen zu historischen und theoretischen Grundlagen humanistischer Gemeinschaftserziehung<br />
im Interesse ihrer weiteren Nutzung<br />
Werner Naumann<br />
Erfahrungen aus 40Jahren Einheitsschule in der DDR 3/2009<br />
Impulse für die Entwicklung der Gemeinschaftsschule<br />
Günter Wilms<br />
Gesamtschule oder Gemeinschaftsschule?<br />
Zur Perspektive zweier Reformmodelle nach PISA 2006<br />
Valentin Merkelbach<br />
Selbst verantwortete Schule selbst verwalteter Mangel<br />
Ulrik Ludwig<br />
79
<strong>Die</strong> gesellschaftliche Verantwortung der Wissenschaft 4/2009<br />
Klaus Ahlheim<br />
Krake Bertelsmann überall<br />
Horst Bethge<br />
Vernor Munoz: Bildung ist ein Recht und keine Ware 5/2009<br />
Für eine Bildung gleich hoher Qualität für alle<br />
Übersetzt von Ulf Riebau<br />
und Jugendlichen eine UNO-Konvention, die Folgen haben wird<br />
Valentin Merkelbach<br />
Mitgliederbrief des Parteivorstandes vom Oktober 2009 6/2009<br />
www.die-linke de.<br />
Wieso? Weshalb? Warum? Macht die Schule dumm?<br />
Über Unwissenheit und Dummheit <strong>als</strong> Produkt hiesiger Schulerziehung<br />
Freerk Huisken<br />
Zur verheerenden Rolle des Gymnasiums im deutschen Schulwesen<br />
Rolf Jüngermann<br />
Astronomie in zwei Welten<br />
Himmelskunde in der Schule Erfahrungen vor und nach der Wende in Deutschland<br />
<strong>Die</strong>ter B.Herrmann<br />
bildungspolitische Bananenrepublik<br />
Jens Wernicke<br />
Überlegungen und Vorschläge zur Jugendpolitik der Partei<br />
Günter Wilms<br />
Ein Streiflicht zur historisch- politischen Bildung<br />
Johannes Schillo<br />
Offener Brief an die Bundes- und Landesregierungen<br />
Warum die Astronomie in drei Bundesländern Pflichtfach ist und<br />
Warum sie es bundesweit noch werden sollte<br />
Aus dem Bundestag<br />
80<br />
7/2009<br />
Bildung für alle heißt Gebührenfreiheit von der Kita bis zur Weiterbildung 1/2009<br />
Rede im Deutschen Bundestag<br />
Nele Hirsch<br />
Bildungspolitik im Hinterzimmer<br />
Nele Hirsch<br />
Nationaler Qualifikationsrahmen Auswirkungen für das Land Brandenburg<br />
Kleine Anfrage an den Landtag des Landes Brandenburg<br />
Kerstin Bednarsky
Förderflickwerk der Bundesregierung in der Weiterbildung 2/2009<br />
Volker Schneider<br />
Rede zur politischen Bildung<br />
Volker Schneider<br />
Kinderarmut per Gesetz ist verfassungswidrig<br />
Diana Golze<br />
Schavan schreibt bei der <strong>Linke</strong>n ab 3/2009<br />
Nele Hirsch<br />
Mehr Privat <strong>als</strong> Staat- FDP-Bildungspolitik auf dem Holzweg<br />
Bernd Schneider<br />
Im Ausland erworbene Bildungs- und Berufsabschlüsse anerkennen<br />
Sevim Dagdelen<br />
Aus dem Bundestag 4/2009<br />
Sonja Staack<br />
Schuldenbremse für die Länder ist eine f<strong>als</strong>che Weichenstellung<br />
Gemeinsame Erklärung von Vertretern der LINKEN<br />
Bildung <strong>als</strong> gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />
Volker Schneider<br />
Information über Ausbildungsmarkt und Berufsbildungsbericht<br />
Sonja Staack<br />
Strukturreform beim BAföG vorbereiten Hochschulen sozial öffnen 5/2009<br />
Rede im Bundestag von Nele Hirsch, bildungspolitische Sprecherin<br />
der Fraktion DIE LINKE<br />
Nichts <strong>als</strong> Stückwerk<br />
Volker Schneider<br />
Arbeitgeber gefährden Zukunft hunderttausender Jugendlicher<br />
Nele Hirsch, Pm<br />
Kleine Anfrage zur Ausbildungssituation in der Wirtschaftskrise<br />
Sonja Staack<br />
Chancengleichheit in der Bildung 6/2009<br />
Fraktion DIE LINKE im Bundestag<br />
Schulobstprogramm in Sack und Tüten<br />
Red<br />
Statistische Tricks statt Bildungsrepublik 7/2009<br />
Petra Sitte<br />
Linksfraktionen in Bund und Ländern unterstützen bundesweiten Bildungsstreik<br />
Nicole Gohlke<br />
News von Sonja Staack<br />
81
Aus dem Ausland<br />
Gemeinsame bildungs- und jugendpolitische Aktionen der 4/2009<br />
Sozialdemokraten, <strong>Linke</strong>n und Grünen Schwedens und ihrer<br />
Jugendverbände gegen die Krisenfolgen und die Rechtsregierung<br />
Übersetzung: Werner Kienitz<br />
EU warnt vor Lehrermangel 5/2009<br />
Bildungsklick<br />
Aus dem Aktionsprogramm 2005 - 2009 der Sozialistischen <strong>Linke</strong>n Norwegens (SV)<br />
Übersetzt von Werner Kienitz<br />
Information/Rezension<br />
Zusammenfassung der Ergebnisse des Bildungsgipfels 1/2009<br />
Marian Krüger<br />
Gewerkschaftliche Anforderungen an den Bildungsgipfel<br />
DGB-Bundesvorstand<br />
Pm<br />
Schulstreik: Bildungsblockaden einreißen!<br />
Bildungsgewerkschaft zur PISA--E Studie/Bundesländervergleich<br />
<strong>Die</strong> GGG öffnet sich<br />
GGG Grundsatzposition<br />
Beschluss November 2008<br />
<strong>Die</strong> finnische Schulphilosophie<br />
Flyer GEW<br />
Ulf Preuss- Lausitz (Hsg.)<br />
Gemeinschaftsschule Ausweg aus der Schulkrise?<br />
Konzepte, Erfahrungen, Problemlösungen<br />
Werner Naumann<br />
Sozialpädagogik. Umriss einer erziehungswissenschaftlichen Disziplin<br />
und Prinzipien ihrer praktischen Anwendung<br />
Notstand: Weiterbildung in Deutschland 2/2009<br />
GEW/ PM<br />
G<br />
Günter Wilms: Hohe Bildung für alle. Überlegungen zur Bildung in Deutschland<br />
Kindergrundsicherung und Chancengleichheit in der Bildung 3/2009<br />
Rosemarie Hein<br />
GEW: „<strong>Die</strong> Richtung stimmt – Ausgaben für Infrastruktur jetzt<br />
um ‚Investitionspaket Bildung’ ergänzen“<br />
Gemeinsame Pressemitteilung: BER – DPhV – Didacta Verband – GEW – VBE –<br />
VdS Bildungsmedien. Appell an Bund und Länder: Auch in Bildungsqualität investieren.<br />
82
Neuerscheinungen:<br />
Was war unsere Schule wert?<br />
Volksbildung in der DDR.<br />
Verlag Das Neue Berlin, 2009<br />
Eine Schule für alle. Schulpolitisches Konzept zum Schulreformgesetzentwurf<br />
der Fraktion DIE LINKE. im Landtag Sachsen-Anhalt,<br />
Hrsg.: DIE LINKE. Fraktion im Landtag Sachsen-Anhalt , Magdeburg 2009<br />
Karl-Heinz Braun: Wenn Bildung nicht ankommt: Schulversagen. Analysen und Alternativen<br />
Hrsg.: Fraktion im Landtag Sachsen-Anhalt, Magdeburg 2009<br />
Gewerkschaftstag beendet 4/2009<br />
Recht auf Bildung – Leitschnur bildungspolitischen Handelns<br />
Beschluss des GEW-Gewerkschaftstages<br />
www.gew.de<br />
GEW und die Bertelsmann -Stiftung<br />
Beschluss des Gewerkschaftstages der GEW<br />
www.gew.de<br />
Erste Schritte auf dem Weg zum inklusiven Schulsystem<br />
www.gew.de<br />
Bildungsgewerkschaft zum Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen<br />
Pm www.gew.de<br />
Wolfgang Eichler: Was war unsere Schule wert? Volksbildung in der DDR. Hrsg. Uwe Markus.<br />
Berlin: Das Neue Berlin, 2009. 256 S. ISBN 978-3-360-01965-3.-14.90€<br />
EU warnt vor Lehrermangel 5/2009<br />
Bildungsklick<br />
Aus dem Aktionsprogramm 2005 - 2009 der Sozialistischen <strong>Linke</strong>n Norwegens (SV)<br />
Übersetzt von Werner Kienitz<br />
Zur Programmdiskussion in der LINKEN 6/2009<br />
Horst Bethge<br />
Betreff: Aktionsbündnis gegen Studiengebühren<br />
Pressemitteilung<br />
Ver.di - Tagung: Zukunft der Bildung<br />
Gerhard Sielski<br />
70 Prozent der Abiturienten an Gesamtschulen in NRW 2009<br />
haben auch ohne Grundschulempfehlung das Abitur geschafft<br />
Rolf Jüngermann<br />
Mitglieder der Bildungsinternationale zum Weltlehrertag 2009<br />
www.gew.de<br />
Sozialer Dialog Bildung in Europa gegründet<br />
www.gew.de<br />
Defizite in allen Bildungsbereichen<br />
Rosi Hein<br />
OECD kritisiert hohe Armutsquote für Kinder in Deutschland<br />
AFP<br />
Große Worte Kleine Taten<br />
Ali Al Dailami<br />
83
Jugendliche ohne Berufsabschluss<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung<br />
Pm Bertelsmann-Stiftung<br />
Schu -Check-<br />
Horst Bethge<br />
Ohne Kommentar<br />
Klaus Ahlheim: Erneuern und Aufklären<br />
Interventionen zur historisch-politischen Bildung<br />
Alles Stasi, außer Mutti<br />
Reinhard Lakomy<br />
DGB: Mehr Geld für Bildung statt Steuersenkung<br />
GEW: „<strong>Die</strong> Qualität von Bildung zu verbessern, geht anders –<br />
Finanzminister disqualifizieren sich durch absurde Rechentricks selbst“<br />
strategische Ziel<br />
Erwartungen der Bildungsgewerkschaft an künftige Bundesregierung-<br />
Mehr Geld für Bildung<br />
GEW: Erhöhung der Kinderfreibeträge nicht das richtige bildungspolitische Signal<br />
GEW: 1 GOAL Bildung für alle<br />
Dreigliedriges Schulsystem wird weiter unter Druck geraten<br />
Online-Magazin AUSWEGE<br />
DGB Broschüre: Eine gute Schule<br />
Klartexte<br />
Beiträge zur Geschichtsdebatte<br />
Perspektive Menschenbildung<br />
Argumente und Anregungen für eine demokratische Bildungsreform<br />
Alternatives Unterrichtsmaterial: Finanzkrise<br />
ZLB Sonderheft 1/2009<br />
Thema: Kritisches Bildungsverständnis<br />
Ein anderes Bildungsverständnis ist nötig<br />
Demokratisierung statt Kommerzialisierung von Bildung<br />
Grundlagen einer demokratischen Bildungsreform<br />
Armin Bernhard<br />
Volle Dröhnung Halbbildung<br />
Zur Aktualität von Adornos Bildungstheorie<br />
Johannes Schillo<br />
Zur Notwendigkeit eines kritischen Bildungsbegriffs in Zeiten des Neoliberalismus<br />
Eva Borst<br />
Elemente eines kritischen Begriffs der Bildung<br />
Armin Bernhard<br />
Bildung <strong>als</strong> Aneignung<br />
<strong>Die</strong>ter Kirchhöfer<br />
84<br />
7/2009
<strong>Linke</strong>s Bildungsverständnis<br />
Bildungspolitische Leitlinien, 9.Bildungspolitische Konferenz in Weimar 2005<br />
Naturwissenschaftliche Bildung in einer modernen humanistischen Allgemeinbildung<br />
unter besonderer Berücksichtigung der Astronomie<br />
<strong>Die</strong>ter B. Herrmann<br />
Allgemeinbildung und Naturwissenschaften.<br />
Erfahrungen im Lernen und Lehren<br />
Lothar Kolditz<br />
Aufklärung und Allgemeinbildung<br />
Herbert Hörz<br />
Information/Rezension<br />
Günter Wilms:<br />
Hohe Bildung für alle!<br />
Überlegungen zur Bildung in Deutschland<br />
Verlag Wiljo Heinen, Berlin<br />
Werner Naumann:<br />
Sozialpädagogik. Umriss einer erziehungswissenschaftlichen Disziplin<br />
und Prinzipien ihrer praktischen Anwendung<br />
Logos-Verlag, Berlin<br />
Ulf Preuss-Lausitz (Hsg.)<br />
Gemeinschaftsschule Ausweg aus der Schulkrise?<br />
Konzepte, Erfahrungen, Problemlösungen<br />
Beltz-Verlag<br />
ZLB Sonderheft 2/2009<br />
Thema: Bildung zwischen Reform und Restauration<br />
zur Verdrängung demokratisch - emanzipatorischer Ideen<br />
Zur gesellschaftlichen Begründung der neuen Schule<br />
Robert Alt (1946)<br />
Statesments der grand old lady des deutschen Liberalismus,<br />
Dr. Hildegard Hamm Brücher über die Schule in der DDR<br />
Der kurze Herbst 1989 in der DDR und die beschleunigte Verdrängung<br />
emanzipatorischer Ideen<br />
<strong>Die</strong>ter Kirchhöfer/ Christa Uhlig<br />
Bildungschancen und Schulstrukturen:<br />
<strong>Linke</strong> Argumente im Streit um vertikal gegliederte oder Gesamtschulsysteme<br />
Marianne Berge/ Werner Kienitz<br />
Demontage des Bildungswesens der DDR und Bildungskrise<br />
Notizen eines Zeitungslesers - 10 Jahre Anpassung des Ostens an den Westen<br />
Bertold Günz-Minkler<br />
Jugend Ost nach wie vor ein aktuelles Thema<br />
Günter Wilms<br />
Bildungspolitische Forderungen 2009<br />
Bessere Bildung für alle! Fraktion DIE LINKE im Bundestag<br />
85
Fraktion DIE LINKE will Gemeinschaftsschule<br />
DIE LINKE. Wahlprogramm 2009, Teil Bildung<br />
Informationen/Rezensionen<br />
Im Gedenken an einen großen deutschen Pädagogen Edgar Drefenstedt den Wegbereiter<br />
des erfolgreichen pädagogischen Konzepts einer Schule für alle in der DDR<br />
H.G. Hofmann<br />
<strong>Die</strong> Wahrheit über einen großartigen Versuch im letzten Drittel des 20.Jahrhunderts- eine demokratische<br />
Alternative beim Zugang zu Bildung für alle<br />
Zur Schrift: Zur Schulentwicklung im Südthüringischen Raum in den Jahren 1949 1989.<br />
Hans-Georg Hofmann<br />
Historische und theoretische Reminiszenzen. Hefte zur DDR-Geschichte, 116, Berlin 2009<br />
Hannes Gerd<br />
War Pionier- und FDJ Arbeit wirklich nur politische Indoktrination?<br />
Wie ich die Pionier- und FDJ-Organisationen <strong>als</strong> Schülerin erlebte.<br />
Karin Sydow<br />
Aus abgehängtem Hinterland zu einer Modellregion für ganz Deutschland?<br />
Erika Hundt<br />
Neuerscheinung<br />
Wolfgang Eichler (Hrsg.)<br />
Erziehung <strong>als</strong> Moment der Gesellschaftsentwicklung<br />
Heidemarie Möllers Beitrag zur Theorie und Methodologie einer Allgemeinen Pädagogik der<br />
DDR<br />
86
Bunte Reihe/Sonderhefte<br />
________________________________________________________________<br />
<strong>Die</strong> BAG Bildungspolitik beim Parteivorstand der Partei DIE LINKE gibt in loser Folge Aufsätze<br />
(broschürt) von Wissenschaftlern, Praktikern, Schul- und Bildungspolitikern heraus mit dem<br />
Ziel, die offene Diskussion um linke Bildungsprogrammatik zu unterstützen und zu fördern.<br />
Bisher sind erschienen:<br />
Horst Adam<br />
Jugend und Konflikte - pädagogische Überlegungen zur gewaltlosen Konfliktbewältigung<br />
Horst Adam<br />
Gesellschaftlicher Bruch und Erziehungsverständnis<br />
Hans-Georg Hofmann<br />
Max Horkheimer und die Bildung - Das autonome Subjekt <strong>als</strong> Schöpfer seiner selbst?<br />
(Zum 100. Geburtstag von M. Horkheimer)<br />
Hans-Georg Hofmann<br />
Das Eigene im Fremden und das Fremde im Eigenen<br />
Hans-Georg Hofmann<br />
Zukunftsfähige Entwicklung von Bildung und Wissenschaft<br />
Gerhard Sielski<br />
Deutsches Bildungswesen zwischen Reform, Restauration und Alternativversuchen<br />
Hans-Georg Hofmann<br />
<strong>Die</strong> Ostdeutschen und der Weg zu mehr Demokratie<br />
<strong>Die</strong> Transformation in Ostdeutschland <strong>als</strong> Sonderfall der internationalen Transformation<br />
von historisch gewachsenen Gesellschaften<br />
Karl-Heinz Schimmelmann<br />
Schule und Arbeitswelt - zur Integration von Arbeit, Wirtschaft und Technik<br />
in die Allgemeinbildung<br />
Gerhard Sielski<br />
<strong>Die</strong> schulpolitische Landschaft im heutigen Deutschland und Ansätze<br />
einer linken Bildungspolitik<br />
Eberhard Mannschatz<br />
Gemeinschaftserziehung und Individualerziehung<br />
Wolfgang Altenburger / Ulrike Wend<br />
Erlebnispädagogik - Praxis gestern und heute<br />
Wolfgang Lobeda<br />
Politische Bildung - Historisches und Aktuelles<br />
Hans-Georg Hofmann<br />
Hat die Zukunft eine Zukunft? Bildung für das kommende Jahrhundert<br />
Edgar Drefenstedt<br />
Deutsche Pädagogen in der Zeit des Kalten Krieges<br />
Aus der Geschichte des gesamtdeutschen Schwelmer Kreises<br />
87
Hans-Georg Hofmann<br />
Globales Lernen - ein Beitrag zur Globalisierung des Lebens<br />
Alexander Bolz<br />
Gemeinschaftserziehung im Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />
Horst Kühn<br />
Chancengleichheit der Geschlechter und Koedukation<br />
Marianne Berge<br />
Das Bild von einer künftigen Gesamtschule für alle<br />
Eberhard Mannschatz<br />
Jugendhilfe und Heimerziehung in der DDR und über die Rolle im heutigen<br />
sozialpädagogischen Diskurs<br />
Eberhard Mannschatz<br />
A. S. Makarenko<br />
über den Zugang zu seinen pädagogischen Auffassungen<br />
Horst Kühn / Wolfgang Lobeda<br />
Blick auf die Jugend und die politische Bildung<br />
Peter Blankenburg<br />
150 Jahre Manifest der Kommunistischen Partei<br />
Reflexionen zur Bildungs- und Schulpolitik<br />
Bernhard Claußen<br />
Bernhard Claußen<br />
Bildung und Kultur <strong>als</strong> Politikum in der gesellschaftlichen<br />
Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus<br />
Bernhard Claußen<br />
Bildungspolitische Aspekte der Politischen Bildung in Deutschland<br />
AG Bildungspolitik<br />
88<br />
-Diskussion Ansatz einer Bildungsreform in Deutschland?<br />
AG Bildungspolitik<br />
Nationale Bildungsstandards ein Schritt zur Bildungsreform in Deutschland?<br />
Günter Wilms<br />
Das Bildungswesen der DDR Ein Rückblick mit Anregungen für eine Bildungsreform in Deutschland<br />
Lothar Gläser<br />
Das deutsche Bildungswesen im Abseits<br />
Hans-Georg Hofmann<br />
Freie humanistische Allgemeinbildung für alle contra verkaufte Bildung. Das neoliberale Bildungskonzept und<br />
Alternativen zur Erneuerung der Bildung<br />
Wolfgang Lobeda, Gerhard Sielski u.a.<br />
Schule in Europa zwischen PISA und Sparprogrammen Streiflichter Teil I<br />
Wolfgang Lobeda, Gerhard Sielski u.a.<br />
Schule in Europa zwischen PISA und Sparprogrammen Streiflichter Teil II -<br />
Zur Bildungsprogrammatik linker Kräfte in europäischen Ländern
INFORMATION DOKUMENTATION Bildungspolitik 1/2006<br />
Bildungspolitische Aussagen von CDU,CSU,SPD, FDP und Bündnis90/<strong>Die</strong> Grünen<br />
Werner Kienitz<br />
Für eine Schulreform von Skandinavien lernen? Ja, aber sehen, wie es dort anfing.<br />
Beihefte:<br />
Beiheft 1/2008<br />
Dokumente und Beschlüsse. Standpunkte und Forderungen. Bildungspolitische Texte.<br />
Beiheft 2/2008<br />
A.S.Makarenko.<br />
Beiheft 1/2009<br />
Ein anderes Bildungsverständnis ist notwendig. Zur Notwendigkeit eines kritischen Bildungsbegriffs in Zeiten des<br />
Neoliberalismus.<br />
Beiheft 2/2009<br />
60Jahre Bundesrepublik-40 Jahre DDR- 20 Jahre Transformation. Bildung zwischen Reform und Restauration-<br />
Zur Verdrängung demokratisch- emanzipatorischer Ideen.<br />
Erhältlich bei: DIE LINKE.BAG Bildungspolitik<br />
Maritta Böttcher<br />
Kleine Alexanderstraße 28<br />
10178 Berlin<br />
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Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />
90<br />
ZUKUNFTSWERKSTATT<br />
LINKE BILDUNGSPOLITIK<br />
die „Zukunftswerkstatt linke Bildungspolitik“ ist das Mitteilungsheft der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Bildungspolitik der Partei DIE LINKE.<br />
In ihm wird zu bildungspolitischen Themen Stellung genommen. Analysen, Positionen, Entwürfe,<br />
Streitpunkte und Informationen über Aktivitäten der Partei DIE LINKE, ihrer Abgeordneten<br />
in Bund und Ländern geben einen Einblick in bildungspolitische Diskussionen, Positionen und<br />
Forderungen sowie Erfahrungen in der Arbeit der auf bildungspolitischem Gebiet Tätigen,<br />
neuerlich auch in Zusammenarbeit mit anderen linken Gruppen.<br />
Wir wenden uns damit an einen breiten Leserkreis von Bildungsaktivisten, Pädagogen, Wissenschaftlern,<br />
Studenten, Eltern, Schülern und bildungspolitisch Interessierten.<br />
Unsere Leser sind aufgerufen, unser Blatt mit Artikeln, Kritiken und Verbesserungsvorschlägen<br />
mitzugestalten. Es erscheint mindestens 4x im Jahr.<br />
Unsere Bunte Reihe/Beihefte begleiten das Heft mit bildungspolitischen Themen aus der Feder<br />
von Bildungspolitikern und Erziehungswissenschaftlern.<br />
Das Heft wird von einer ehrenamtlichen Redaktion gestaltet, wie auch die Autoren auf ein<br />
Honorar verzichten.<br />
Unsere Anschrift:<br />
Parteivorstand der Partei DIE LINKE<br />
Ansprechpartnerin: Maritta Böttcher<br />
Kleine Alexanderstraße 28, 10178 Berlin<br />
Tel.: 030 / 24009615<br />
E-Mail: maritta.boettcher@die-linke.de<br />
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Ich möchte:<br />
o Ein Probe-Exemplar Ich spende für die<br />
o Alle Ausgaben Zukunftswerkstatt 10 € / 20 €<br />
Zusätzlich Exemplare zur Werbung<br />
Spendenkonto:<br />
Parteivorstand<br />
Name, Vorname: ............................................. der Partei DIE LINKE<br />
Konto - Nr.:4384840000<br />
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Berliner Bank AG<br />
PLZ: ...................... Ort: Kennwort: Bildungspolitik