Kriegsvortrage \&}, Friesland und die Friesen in den Niederlanden
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<strong>Kriegsvortrage</strong> \&},<br />
der Rhe<strong>in</strong>isehen Friedrich-Wilhchns-Uui versitiit Bonn tt.Rh.<br />
Aus der Vortragsreihe:<br />
„Holland <strong>und</strong> Flandern"<br />
<strong>Friesland</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Friesen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> Niederlan<strong>den</strong><br />
von Prof. Dr. J. M. N. Kapteyn-Gron<strong>in</strong>gen<br />
Bonn 1942<br />
Heft 71<br />
Verlag Gebr. Scheur (Bomer Universitats-Buckdruckcrei), Bonn
<strong>Kriegsvortrage</strong><br />
der Rhe<strong>in</strong>ischen Friedrieh-Wilhel<strong>in</strong>s-Universitat Bonn a. Rh„<br />
berausgegeben vom Gaudozentenfiihrer <strong>und</strong> dit. Rektor<br />
Prof. Dr. Karl F. Chudoba
<strong>Kriegsvortrage</strong><br />
derRhe<strong>in</strong>isehen Friedrich-Wilhelnis-Universitat Bonna.Rh.<br />
Heraus Sel.cr: Gandozentenführcr u. dzt. Roktor Prof. Dr. Karl F. C h u d o I) a<br />
Aus «Ier Vortragsreihe:<br />
,HolIand <strong>und</strong> Flandern"<br />
<strong>Friesland</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> FrMèn<br />
Heft 71<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> Niederlan<strong>den</strong>^<br />
von Prof. Dr. J. M. N. Kapteyn-Gron<strong>in</strong>gen<br />
Bonn 19t2<br />
Verlag Gebr. Scheur (Bonner l' n i v e r s i t a t s - B u c h d r u c k c r e i), Bonn
<strong>Kriegsvortrage</strong><br />
der Rhe<strong>in</strong>ischen Frieclricli-Wilhelms-Universitat Bonn a. Rh.<br />
lierausjïe^ebcn vom (ïaudnzenlenführer <strong>und</strong> dzt. Rektor<br />
Prof. Dr. Karl F. Chudoba
Verohrle Anwesende!<br />
*) Als <strong>die</strong> E<strong>in</strong>ladung zu e<strong>in</strong>er Gaslvorlesung an Ihrer l niversitat<br />
au mieh erg<strong>in</strong>g. habe ieh <strong>die</strong>se ehrende Aufforderung freudig be-<br />
grüBt. Alte Beziehungen aus <strong>den</strong> zwanziger Jahren b<strong>in</strong><strong>den</strong> mieh an<br />
lhrc Hoehsehulo. Es goreiehl mir zu besonderer Freude, daE ieh<br />
sie lieule wiedersehe. Als ieh Bonn zur Zeit der Rulirbesegungr, be<br />
slichte, da sland es urn <strong>die</strong> Universitat, um <strong>die</strong> Rlie<strong>in</strong>landc <strong>und</strong> um<br />
das gesamte deulsehe Reieh scldi<strong>in</strong>m. <strong>die</strong> Lage seliien aussiehtslos.<br />
Heute, naeh gut siebzehn Jahren. stebt Ihr Vaterland im Entschei-<br />
dungskampf, <strong>den</strong> es, nieht uur fiir sieh. sondern für das ganze Ger-<br />
nianentu<strong>in</strong>, ja für Europa siegreich bestehen wird. Die Idee des<br />
grotten Reiehes der (hermanen, <strong>die</strong> Kaiser He<strong>in</strong>rieli dem Erslen<br />
vorgesehwebt hat, <strong>und</strong> <strong>die</strong> se<strong>in</strong>e Nachfolger vertreten liaben. <strong>die</strong><br />
alte aueli im Volke lebendige Sehnsurht wird sieb erfüllen.<br />
leb miielite mit Ihnen e<strong>in</strong>en Bliek auf <strong>die</strong> Niederlande im allge-<br />
me<strong>in</strong>en <strong>und</strong> auf <strong>Friesland</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Friesen</strong> <strong>in</strong>sbesondere werfen,<br />
auf <strong>die</strong> konstitutiven Faktoren. <strong>die</strong> Land <strong>und</strong> Leuten ibr Gepriige<br />
verhellen baben, <strong>die</strong> geme<strong>in</strong>samen Ziige beleuehten <strong>und</strong> darm e<strong>in</strong><br />
wenig ausfiibrlieber auf <strong>die</strong> <strong>Friesen</strong> e<strong>in</strong>gehen. auf ihre Gesebiebte<br />
<strong>und</strong> ibre beutige Lage, mit e<strong>in</strong>em Ausbliek auf ibre Zukunft.<br />
Vor e<strong>in</strong>igen Monaten bat Ibr beriibmter Landsmann. der %elt-<br />
reisende Dr. Col<strong>in</strong> RoB. <strong>in</strong> <strong>den</strong> iNiederlan<strong>den</strong> e<strong>in</strong>e Reibe von N or-<br />
tragen vor <strong>den</strong> Ortsgruppeu der Niederli<strong>in</strong>diseb-Deutseben Kultur-<br />
ge<strong>in</strong>e<strong>in</strong>schaft gehalten. Er spraeh i,ueh <strong>in</strong> Gron<strong>in</strong>gen, <strong>und</strong> zwar iiber<br />
das Thema: der Eurasiatisebe Stepj)enkonl<strong>in</strong>ent von Dseb<strong>in</strong>giskan<br />
bis Stal<strong>in</strong>. Der Titel ist bezeiehnend. Dr. Col<strong>in</strong> RoB (<strong>in</strong>g mit der<br />
ül)erraseben<strong>den</strong> Bemerkung an, er babe sieb bei der Erforsehung<br />
geograpbiseber Verbaltnisse von der berkömmliehen Betraebtungs-<br />
weise befreit, er betraebte immer <strong>den</strong> ganzen Erdglobus, d. b., er<br />
<strong>den</strong>ke nur noeb <strong>in</strong> Riiumen. <strong>die</strong> ïiaeb ke<strong>in</strong>er Seite vollkommen ab-<br />
*) Anm.: Me<strong>in</strong>e Darstellan? schliet.il sich stellenwcise an Hielkrma <strong>in</strong> de<strong>in</strong><br />
Sarnmelwerk ..<strong>Friesland</strong>" an.<br />
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gcriegelt <strong>und</strong> nirjjeiids ohne weitere Zusammonhi<strong>in</strong>ge für sieh da<br />
seien. i\ur e<strong>in</strong>e solehe Betrachlungsweise eiilspreche <strong>den</strong> wirklielien<br />
\ erhaltnissen.<br />
Sie entsprieht je<strong>den</strong>falls der hemigen Lage. Col<strong>in</strong> RoB sieht z. B.<br />
<strong>den</strong> l ral nicht als e<strong>in</strong>e naliirliehe Gronzc an. <strong>die</strong> Europa von Asien<br />
trennt: unser Weltteil bilde! sozusagen uur e<strong>in</strong>e Halb<strong>in</strong>sel. e<strong>in</strong>en<br />
Auhaiig zum groBasiatischen Kaum <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Steppen, deren Be-<br />
wohner eben auch, wei<strong>in</strong>sebon anders, <strong>in</strong> luigemessonon Raumen<br />
<strong>den</strong>ken. Diese Perspektiven e<strong>in</strong>es beiühmten Geographen l<strong>in</strong><strong>den</strong><br />
sieh <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erm AusmaB <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuerd<strong>in</strong>gs gehaltenen Rede des<br />
Führers der nationalsozialistiseheii Bewogung <strong>in</strong> <strong>den</strong> INiederlan<strong>den</strong>,<br />
des Ingenieurs Mussert. «ieder. Er bemerkte: ..Am 10. Mai des<br />
jabres 19H) bildete <strong>die</strong> Grebbe l<strong>in</strong>ie unsere Ostgrenze. heute liegt<br />
sie im Ural". Sollte Ihnen <strong>die</strong> Frage kommen, ob <strong>den</strong> <strong>die</strong> Nieder<br />
lande. oder gar uur e<strong>in</strong> Bruebteil <strong>die</strong>ser ÏNiederlande. <strong>die</strong>ses kle<strong>in</strong>en<br />
Fleekebens Frde, noch e<strong>in</strong>er besondern Betraehluiig wert sei. «o<br />
hitte ieb Sie zu 1iherlegen, ob es sieb bier nieht um e<strong>in</strong>en Gedanken-<br />
gang handelt, der. obgleieh <strong>in</strong> viel kle<strong>in</strong>erm AusmaB, doch der An-<br />
sehauung e<strong>in</strong>es Col<strong>in</strong> RoB wesentlieh verwandt ist, uur daB Mussert<br />
zwangslauli» vom engen Kaum <strong>in</strong> weite Raume gedrangl wurde.<br />
wo das Kle<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>en Anleil am (; roBen orhalt. Und wenn man<br />
<strong>die</strong>s nicht geiten lassen will. so sebe man <strong>die</strong> Niederlande doch<br />
j.<strong>den</strong>ialls an als das Land zw isehen <strong>den</strong> eigenen deutseheu West<br />
grenzen <strong>und</strong> dom Ozean. am l fer der auch für Deutschland so<br />
wichtigen Nordseo, das alte Dellagebiet des Rhe<strong>in</strong>s mit se<strong>in</strong>en<br />
Zwelgstró<strong>in</strong>en Lek. Waal <strong>und</strong> Ysel. <strong>und</strong> im Sü<strong>den</strong> das Delta der<br />
Maas <strong>und</strong> der Schelde, auch das heutige <strong>Friesland</strong> gehorte e<strong>in</strong>mal<br />
dazu. Für Holland bcdeutet <strong>die</strong> Nordsee eher e<strong>in</strong>e Biunensee. sie<br />
ist es von jeher für <strong>die</strong>se Lande gewesen. E<strong>in</strong>e Di<strong>in</strong>enreihe er-<br />
slreckt sieh an der Kiisfe entlang. von <strong>den</strong> soelandischen Inse<strong>in</strong> im<br />
Sü<strong>den</strong> bis zu <strong>den</strong> Watten<strong>in</strong>seln <strong>in</strong> der deutschen Bucbt. Wo <strong>die</strong><br />
MeeresHuten <strong>die</strong>se Dünen durehbrechen. bef<strong>in</strong><strong>den</strong> sieh <strong>die</strong> Mün-<br />
dungen der breiten Flüsse. <strong>die</strong> sieb zu Seegatten, Seegaten erweitern<br />
l(;at heiBt hier E<strong>in</strong>gangs-. bzw. Ausgangstor): auch das Flie, der<br />
Strom Flevo <strong>in</strong> der alten Überlieferung. der sieh durch <strong>den</strong> zor-<br />
stören<strong>den</strong> Ansturm der Elemente naebber zu der Siidersee ausge-<br />
weitet bat, war e<strong>in</strong>e solche Mi<strong>in</strong>dung; im Nor<strong>den</strong> bat das e<strong>in</strong>-<br />
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flutende Wasser zwisehen <strong>den</strong> Inse<strong>in</strong> <strong>und</strong> de<strong>in</strong> Festland <strong>die</strong> seichten<br />
Watten gebildet. In <strong>die</strong>se Gewisser staut sieh das Meerwasser <strong>und</strong><br />
flieBt wiederum zurüek <strong>in</strong> ewigem Rhythmus, aher aueh im ewigen<br />
Kampf mit <strong>den</strong> Bewohnern des Landes. Wo <strong>die</strong> Düneureihen<br />
durehbroehen s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> an <strong>den</strong> Ufern der FluBmündungen gehieten<br />
sehwere Deiehe, imponierende Monumente der dureh <strong>die</strong> Erfahrung<br />
von Jahrh<strong>und</strong>erten hochentwiekelten, zuerst friesischen, daim auch<br />
hollandischcn Wasserbaukunst dem fliissigen Element E<strong>in</strong>halt.<br />
Alle<strong>in</strong> nicht nur <strong>die</strong>se bil<strong>den</strong> <strong>die</strong> notwendigen Wasserwehren des<br />
Landes. aueh im Innern wird es dureh FluB- <strong>und</strong> Polderdeicbe vor<br />
Uberschwemmung gesehiitjt. —<br />
lm fernen Osten also, wo <strong>die</strong> endlose. wasserarme Steppe sieh<br />
ausdehnt, soll <strong>die</strong> gefiihrdete politische Grenze <strong>die</strong>ses Landes der<br />
kle<strong>in</strong>en AusmaBe se<strong>in</strong>, raumlieh kle<strong>in</strong>, aher auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em orga<br />
nisch dadureb bed<strong>in</strong>gten, vielleicbt nieht groBzügigen, jedoeh fe<strong>in</strong>cn<br />
Kulturgestaltung. Wer <strong>die</strong> Niederlande, Land <strong>und</strong> Leute, <strong>in</strong> ihrem<br />
Wesen zu verstenen sueht, soll vor allen D<strong>in</strong>gen festhalten, daB<br />
sie, wie gesagt, vorwiegend e<strong>in</strong> Deltaland mit Deltabewohnern s<strong>in</strong>d.<br />
Naeh Westen <strong>und</strong> Nor<strong>den</strong> e<strong>in</strong> Küstenland. nach <strong>in</strong>nen von un-<br />
zabligen breiten <strong>und</strong> schmalen Wasserliiufen durchfurcht, <strong>die</strong> sieh<br />
stellenweise zu kle<strong>in</strong>en Seen erweitern; das Klima feueht ohne<br />
über<strong>in</strong>aBige Hi§e oder Kiilte: ke<strong>in</strong>e Berge <strong>und</strong> mith<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Taler,<br />
wohl aber Niederungen <strong>und</strong> Polder, der diluviale Geestbo<strong>den</strong> im<br />
Osten, der alluviale im Westen <strong>und</strong> Nor<strong>den</strong> fiach; primarer <strong>und</strong><br />
tertiarer Bo<strong>den</strong> nur <strong>in</strong> dem südlichsten Teil der Prov<strong>in</strong>z Limburg;<br />
<strong>die</strong> Geest <strong>und</strong> <strong>die</strong> blanken Di<strong>in</strong>en blonder Sand, streekenweise iiber-<br />
deekt mit hrauner Heide, oder <strong>in</strong>tensiv kultiviertes Aekerland; <strong>die</strong><br />
alluvialen Niederungen grünhewachsen oder hleigraues Bauland;<br />
<strong>die</strong> Atmosphare überaus zart abgetönt. Und darüber sieh wölbend<br />
der Himrnel mit se<strong>in</strong>em ewig wechseln<strong>den</strong> Wolkenspiel, deun:<br />
„Holland is het land der luchten". Wer unsere Malerei verstellen<br />
will, soll <strong>die</strong> niederlandisehe Landschaft aus eigener Anschauung<br />
kennen.<br />
Dieses Land ist, naeh Belgien, das am dichtesten bevölkerte der<br />
Welt, auch <strong>die</strong>s ist e<strong>in</strong> bestimmender Faktor <strong>in</strong> der niederlandischen<br />
Landschaft, fast überall ist der Bo<strong>den</strong> besiedelt, <strong>die</strong> Umrisse von<br />
Stadten <strong>und</strong> Dörfern mit ihren Turmspiljen am Horizont, ihren<br />
Heft 71 5
Ilauserii <strong>und</strong> Gehöften geliören schr wesentlich <strong>in</strong> das Landschafts-<br />
bild. Im iibrigen Wasser <strong>und</strong> immer wieder Wasser, man darf mit<br />
Reeht behauptcn, daB das Wasser vielfaeh <strong>die</strong> gröBere. sogar <strong>die</strong><br />
bestimmende Rolle <strong>in</strong> <strong>den</strong> Miederlan<strong>den</strong> spielt, <strong>die</strong> Siedlungen s<strong>in</strong>d<br />
fast durehweg dureh <strong>die</strong> Gewiisser bed<strong>in</strong>gt, sowobl was ibre Lage,<br />
wie <strong>die</strong> Siedlungsformen betrifft. Wie überall, verleiben Bo<strong>den</strong>-<br />
beschaffenheit <strong>und</strong> Klima dem Volke zi<strong>in</strong>i nieht ger<strong>in</strong>gen Teil das<br />
(ieprage <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e charakteristisohe Eigenart. E<strong>in</strong> Küstcnland <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong> Kiistenvolk. Froilieh, im Osten bedeuten <strong>die</strong> Landesgrenzen<br />
nur e<strong>in</strong>e politisehe Sebeide zwisehen <strong>den</strong> Niederlan<strong>den</strong> <strong>und</strong> dem<br />
Deutsehen Reieh: landsebaftlieh, naeh der Besehaffenheit des Bo<br />
llens, ist sie kaum. bzw. überhaupt nieht vorhan<strong>den</strong>. <strong>und</strong> was <strong>die</strong><br />
Bevölkerung betrifft. so bat <strong>die</strong> zentralisierende Verfassung des<br />
modernen niederlandisehen Staales vielfaeh Beziohungen naeh<br />
Westen gesehaffen. wo man sieh friiber naeh Osten verbl<strong>in</strong><strong>den</strong><br />
wuBte. Das Gefiihl dor alten, natürliehen Verb<strong>und</strong>enheit der<br />
<strong>Friesen</strong> mit <strong>Friesen</strong>, der Saehsen mit Sacbsen <strong>und</strong> der Franken<br />
mit Franken <strong>die</strong>s- <strong>und</strong> jenseits der Grenze ist damit jedoob nieht<br />
erlosehen, wenn aueh zurüekgedrüiigl <strong>und</strong> versteekt, oder als Uber-<br />
lieferung aus der Vergangenbeit vorhan<strong>den</strong>.<br />
Naeh Westen b<strong>in</strong> senkt sieh der alluviale Bo<strong>den</strong> <strong>und</strong> verliert sieh<br />
unter <strong>den</strong> Di<strong>in</strong>en b<strong>in</strong>dureh <strong>in</strong> <strong>die</strong> iNordsee, <strong>und</strong> damit audert sieh<br />
aueh <strong>die</strong> Gesamtansicht der Niederlande. Die Gestaltung <strong>die</strong>ses<br />
Bo<strong>den</strong>s <strong>und</strong> <strong>die</strong>ser Landschaften, wie sie sieh heute darbietet, ver-<br />
gegenwartigt man sieh am besten dureh e<strong>in</strong>e Betraebtung der Ge<br />
wiisser an Hand historiseber Karten dureh <strong>die</strong> Jabrh<strong>und</strong>erte. Deun<br />
das Wasser gibt <strong>und</strong> nim<strong>in</strong>t. dureh Ansebwemmung von
Wie selion bemerkt, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> .Niederlander im alten Westfries-<br />
Iand, <strong>in</strong> Nordholland <strong>und</strong> südwiirts ke<strong>in</strong> Volk, das <strong>in</strong> groBcn Aus-<br />
maBeu <strong>den</strong>kt. Sogar <strong>die</strong> Seefabrt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Koloniën i<strong>in</strong>dern daran<br />
wenig. Freilieb: das niederlandisolte Küstenvolk besaB e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en<br />
mit kühnem Wagetnut verb<strong>und</strong>enen unternebmen<strong>den</strong> Handelsgeisl<br />
<strong>und</strong> besi^t ibn wobl noeb, wennsebon es seit lange <strong>die</strong> alte ge-<br />
sebiebtsbil<strong>den</strong>de Kraft e<strong>in</strong>gebiiBt bat. Die Zeit der Seebel<strong>den</strong> <strong>und</strong><br />
der Kolonisierung über See jedoeb ist langst vorbei. Der englisebe<br />
Sprueh: sailors go ro<strong>und</strong> the world without go<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to it. Seefabrer<br />
umkreisen <strong>die</strong> Welt ohne <strong>in</strong> sie h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zugehcn, bat e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Bereehtigung <strong>und</strong> aueh der niedorlandisohe Trop Mtganger, mag er<br />
aueh se<strong>in</strong>en Horizont dureh <strong>die</strong> Berührung mit frem<strong>den</strong> Vólkern<br />
erweitert haben, ist ke<strong>in</strong> Weltbiirger. Ehensowenig liist er sieh <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er farbigen Basso auf, sondern er bleibt Niederlander: se<strong>in</strong>en<br />
Aufenthalt <strong>in</strong> <strong>den</strong> Tropen betraehtet er als e<strong>in</strong>e Episode, naeh<br />
deren Vollendung er <strong>in</strong> <strong>die</strong> Heimat wiederkehrt, genie an „Patria'%<br />
wie es beiBt, an deren Klima <strong>und</strong> <strong>den</strong> Feuten e<strong>in</strong>e miBlalIige<br />
Kritik übt, aher sie <strong>den</strong>noeh aufriehtiger licht als zuvor. Es ist nur<br />
natürlich, daB das seefabrende Niederland sieh heute, naehdem <strong>die</strong><br />
alten, e<strong>in</strong>mal sebr bedeuten<strong>den</strong> Hiifen an <strong>den</strong> nordhollandischeii<br />
<strong>und</strong> friesiscben Kusten der ehemaligen Siidersee. heute Ysehneer<br />
(=-see) versandet s<strong>in</strong>d, noch immer am s<strong>in</strong>nfalligsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
groBen Handelshafenplatjen offenbart, nl. <strong>in</strong> Amsterdam <strong>und</strong><br />
Rotterdam. Auch das alte friesische Kerngebiet des Nor<strong>den</strong>s bat<br />
se<strong>in</strong>e Handelsbafen besessen, nur noch <strong>die</strong> Sage er<strong>in</strong>nert an <strong>die</strong><br />
ehemalige Herrliehkeit der Königstadt Staveren: von H<strong>in</strong>delopens<br />
friiberer „groBer Fabrf naeh Nor<strong>den</strong> <strong>und</strong> Westen zengt noch das<br />
dortige Museum: <strong>die</strong> iibrigen Hansestadte: Bolsward. Snoek, haben<br />
ibre weitverzweigten Beziehuiigen zum alten Hansiscben Raura<br />
langst verloren <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d dem alles an sieb ziehen<strong>den</strong> E<strong>in</strong>fluB des<br />
hereits im 15. Jabrh. emi>orbliiben<strong>den</strong> Amsterdam erlegen. Nur<br />
Harl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z <strong>Friesland</strong> an der Nordseeküste <strong>und</strong><br />
Delfzyl im ehemaligen ostfriesischen, heute Gron<strong>in</strong>ger Uferland<br />
der Emsmümlung s<strong>in</strong>d Hafenpliitje von e<strong>in</strong>iger übcrnationaler Be-<br />
deutung. Diese bei<strong>den</strong> jedoeb wer<strong>den</strong> voraussichtlich dureb e<strong>in</strong>e na-<br />
türliche goopolitisrh-ökonomisclie Plant<strong>in</strong>g naeh dem Kriege e<strong>in</strong>en<br />
neucn groBen Auf schwung erfahren. Heute aher s<strong>in</strong>d Amsterdam<br />
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<strong>und</strong> Rotterdam nicht mehr typisch hollandische Stadte, Rotterdam<br />
am wenigsten, sondern GroBstadtc im modernen S<strong>in</strong>ne mit Welt-<br />
hafen. Aber sie tragen nicht <strong>die</strong>selbe Signatur. Amsterdam ist<br />
nicht nur Welthafenplatj, sondern auch der Sitj e<strong>in</strong>es Welthandels,<br />
Rotterdam, mit dem deutschen <strong>und</strong> mitteleuropaischen Kont<strong>in</strong>ent<br />
als H<strong>in</strong>terland Durchgangs- <strong>und</strong> Umsohlagshafenplatj. Amsterdam<br />
bat dureh sc<strong>in</strong>e Lage e<strong>in</strong>e weite <strong>und</strong> tiefgreifende kulturelle Wir-<br />
kungssphare über <strong>den</strong> ganzen Siiderseeraum <strong>und</strong> <strong>die</strong> nördliehen<br />
Landschaften geschaffen, bereits seit ungefahr 1400, als es anf<strong>in</strong>g<br />
<strong>die</strong> Hansestadte zu verdrangen. Dieser E<strong>in</strong>fluB bat sieh auch über<br />
<strong>Friesland</strong> erstreckt. E<strong>in</strong>e solche Expansionskraft kann Rotterdam<br />
nicht e<strong>in</strong>mal über <strong>die</strong> Prov<strong>in</strong>z Südliolland aufweisen. Der Amster-<br />
damer Kaufrnann alten Schlages fühlt sieh als Kulturtrager <strong>und</strong><br />
Hiiter alter Werte, ibm gilt der Rotterdamer nur als „Neuer". In<br />
<strong>die</strong>sem BewuBtse<strong>in</strong> ist der Amsterdamer dem Hamburger <strong>und</strong> Bre-<br />
<strong>in</strong>er Patrizier verwandt; er ist übrigens überhaupt der typische \ er-<br />
treter des GroBkaufmannsstolzes, <strong>den</strong> man <strong>in</strong> <strong>den</strong> Landstadten<br />
nicht f<strong>in</strong>det. Amsterdam fühlt sieh dem Staat gegenüber als e<strong>in</strong>en<br />
Stadtstaat für sieb; der riebtige Amsterdamer ist Chauv<strong>in</strong>ist, er<br />
mag zu <strong>den</strong> Kreisen der altangesessenen Handels- <strong>und</strong> Regenten-<br />
gesehleehtern geboren, oder nur e<strong>in</strong> kie<strong>in</strong>bürgerlieher SpieBer se<strong>in</strong>.<br />
Freilich niramt <strong>die</strong> Stadt seit <strong>den</strong> lekten Dezennien <strong>in</strong> zunehmen-<br />
dem MaBe e<strong>in</strong>e Menge auswartiger, fremdartiger Elemente auf,<br />
<strong>die</strong> ihr, wie überall, <strong>den</strong> unangenehmen Charakter e<strong>in</strong>er modernen<br />
GroBstadt verleihen. Wo Joost van <strong>den</strong> Vondel sang:<br />
„Aen d'Aemstel en aen 't Y<br />
Daer gaet bet heerlijk ope\<br />
Zij, <strong>die</strong> als keyser<strong>in</strong><br />
De kroon draegt van Europe,"'<br />
da spürt man von der kaiserlichen Würde <strong>die</strong>ser Krone, <strong>die</strong> Kaiser<br />
Maximilian ihr e<strong>in</strong>st verlieh, immer weniger.<br />
Im übrigen jedoeb s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Niederlande, tro^ e<strong>in</strong>er sehr beacht-<br />
lichen Industrie, e<strong>in</strong> vorwiegend agrarisch es Land, <strong>den</strong>n<br />
aueh <strong>die</strong> Industrie ist, mit wenigen Ausnahmen, wie <strong>die</strong> Textil-<br />
<strong>in</strong>dustrie, meist e<strong>in</strong>e Begleitersche<strong>in</strong>ung der Landwirtschaft. Die<br />
Stadte s<strong>in</strong>d Lamïstadte mit landlichem Charakter <strong>in</strong> agrarischer<br />
8
Umgebuug. Und zwar tritt <strong>die</strong>s nirgends klarer <strong>und</strong> e<strong>in</strong>deutiger<br />
hervor als <strong>in</strong> <strong>Friesland</strong> <strong>und</strong> Gron<strong>in</strong>gen, dem saxonisierten altfriesi-<br />
selien Raum. Im Gegensag zu <strong>den</strong> erwahnten Seestadten mit ak-<br />
tivem Fern- <strong>und</strong> Zwischenhandel, treibcn <strong>die</strong> Landstadte, <strong>und</strong> erst<br />
recht <strong>die</strong> friesisclien, <strong>den</strong> passiven Handel mit <strong>den</strong> Erzeugnissen<br />
des eigenen Bo<strong>den</strong>s; <strong>die</strong>se jedoeb führen sie naeh allen Teilen der<br />
Erde aus. Ihr besonderes Ver<strong>die</strong>nst ist es, daB sie <strong>die</strong>sen Erzeug<br />
nissen dureh e<strong>in</strong> fortgesetjtes Veredelungsverfahrcn e<strong>in</strong>en Weltruf<br />
versehafft haben. In Leeuwar<strong>den</strong>, der Hauptstadt der Prov<strong>in</strong>z<br />
<strong>Friesland</strong>, wie <strong>in</strong> Gron<strong>in</strong>gen, der Hauptstadt der Prov<strong>in</strong>z gleiehen<br />
Namens, klopft das Herz <strong>die</strong>ser Prov<strong>in</strong>zen. In <strong>Friesland</strong> überwiegt<br />
<strong>die</strong> Viehzucht, <strong>in</strong> Gron<strong>in</strong>gen heute der Aekerbau, sie tragen nieht<br />
mehr dasselbe Geprage.<br />
Der friesisehe Bauer wohnt auf se<strong>in</strong>em sauber gehaltenen E<strong>in</strong>zel-<br />
hof: der Bau ist <strong>in</strong> allen Teilen des alten <strong>Friesland</strong> wesentlieh<br />
derselbe, nur mit wenigen Varianten, je naehdem er „Greidboer",<br />
d. h. Viehweidebauer oder „Bouwboer", Aekerbauer, ist. Die bei<br />
<strong>den</strong> Typen, das dreigeteilte Haus, der sogen. Kopf-, Hals-, Rumpf-<br />
Typ, wie der ji<strong>in</strong>gere, <strong>die</strong> sogen. Stelp, Stolp, mit Walmdachern<br />
s<strong>in</strong>d aus e<strong>in</strong>er Urform hervorgegangen, <strong>die</strong> allgeme<strong>in</strong> friesiseh<br />
war, <strong>und</strong> sieh also auch über Ost- <strong>und</strong> Nordfriesland <strong>in</strong> <strong>den</strong> jüngern<br />
örtlich versehie<strong>den</strong>en Entwicklungsformen erstreekt. Diese Stelp-<br />
höfe f<strong>in</strong><strong>den</strong> sieb aueh vere<strong>in</strong>zelt <strong>in</strong> <strong>den</strong> Prov<strong>in</strong>zen Holland <strong>und</strong> bis<br />
<strong>in</strong> Seeland h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, zweifellos von <strong>Friesland</strong> her bee<strong>in</strong>fluBt. Die<br />
friesisclien Bauernhoftypen gehören wesentlieh <strong>in</strong> <strong>die</strong> friesisehe<br />
Landschaft, sie s<strong>in</strong>d zurüekzuführen auf <strong>die</strong> Urbesiedelung auf <strong>den</strong><br />
Terpen oder Warften. Charakteristiseh für <strong>die</strong> Landschaft s<strong>in</strong>d<br />
aueh <strong>die</strong> alten Kirehspieldörfer, mit <strong>den</strong>en das flache Land dicht<br />
besiedelt ist; <strong>die</strong> Spitsen ihrer Türme schmücken. weith<strong>in</strong> siehtbar,<br />
<strong>den</strong> Horizont. Verstreut, jedoeh meist <strong>in</strong> der Nahe der Dörfer,<br />
liegen <strong>die</strong> noch iibrigen, freilieh mit nur wenigen Ausnahmen um-<br />
gebauten, friiher hefestigten, stattliehen Sige der friesisclien ad-<br />
ligen Gescbleehter, Naehkonimen der spatmittelalterlichen GroB-<br />
hauern, demi e<strong>in</strong>en feudalen Adel, wie er z. B. <strong>in</strong> Gelderland he-<br />
sonders vertreten ist, bat <strong>Friesland</strong> nie gekannt.<br />
Die gröBeren Zentren bil<strong>den</strong> naturgemaB <strong>die</strong> Stadte, an erster<br />
Stelle <strong>die</strong> heutige Hauptstadt Leeuwar<strong>den</strong>, ohgleieh sie nicht <strong>die</strong><br />
9
alteste ist. Auch sie tragen e<strong>in</strong> eigenes Geprage <strong>und</strong> er<strong>in</strong>nern <strong>in</strong><br />
ihren alten Gebau<strong>den</strong> noch vielfaeh an <strong>die</strong> Hansezeit. Ihre ehe<br />
maligen ma. Stadt- <strong>und</strong> Marktreehte aus de<strong>in</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>ert, <strong>die</strong><br />
uns <strong>in</strong> Hss. erhalten s<strong>in</strong>d. zeugen von der ausgesproehen agrarisehen<br />
Struktur des Landes. Diese alten Gehaude. Privathiiuser der Pa-<br />
trizier. oder iiffentliehe, wie Ratliauser. Wagehauser. Verwallungs-<br />
gehaude der Deich- <strong>und</strong> Poldergenossensehaften u. dgl. mehr s<strong>in</strong>d<br />
meist im Renaissancestil aus friesischem Backste<strong>in</strong> erhaut. In ihrer<br />
L<strong>in</strong>ienfiilirung wie im Ornament s<strong>in</strong>d sie nirgends von groBem<br />
monumentalen Stil <strong>und</strong> AusmaB. jedoch von fe<strong>in</strong>er. warmer arehi-<br />
tektoniseher Schönheit. Exponente des Formgefiihls e<strong>in</strong>er reiehen<br />
Biirgerschafl. der das Behagliche. Vertranliche <strong>in</strong> engen Verluilt-<br />
nissen Hebt. Entspreebend war auch <strong>die</strong> <strong>in</strong>nere Ausstattung, heute<br />
vielfaeh Museumstiicke. Nicht wesentlieh jedoch verscbie<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d<br />
<strong>die</strong>se Gehande von <strong>den</strong>en unserer holiandiseheii <strong>und</strong> seelündisehen<br />
Sliidte, deutlieh spricbt sieb bier e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Verw andtscbaf t des<br />
ganzen Westens aus. <strong>die</strong> alleren Gehaude Amsterdams nicht ausge-<br />
sehlossen. E<strong>in</strong> Auslander bal sie e<strong>in</strong>mal als eh<strong>in</strong>esiseh hezeicbnet.<br />
e<strong>in</strong> Vergleicb. der vollkommen verfeblt ist. Die ji<strong>in</strong>gem biirger-<br />
licben Wolmungen. F<strong>in</strong>famillonhauser. mit ibrem P(lasterornament<br />
<strong>und</strong> Mauerbewurf haben unverkennbar <strong>den</strong> E<strong>in</strong>fluB e<strong>in</strong>er Kultur-<br />
strömung vom Niederrhe<strong>in</strong> her. dureh <strong>den</strong> NehenfluB <strong>die</strong> Ysel er-<br />
fahren. <strong>die</strong>ser E<strong>in</strong>lluB zeigt sieb <strong>in</strong> allen niirdlicben <strong>und</strong> nordiist-<br />
licben Proviuzen. nicht aher im AXesten: so wie man sie bier <strong>in</strong><br />
Bonn erblickt. fimlcn sie sieh <strong>in</strong> allen Y'selsladten <strong>und</strong> <strong>in</strong> uuserm<br />
Nor<strong>den</strong>. nur meistens etwas kle<strong>in</strong>er, da man im allgeme<strong>in</strong>en noch<br />
immer das E<strong>in</strong>familienbaus bevorzugt. Der modern demokratische<br />
Massenbau bat daim auch <strong>die</strong>se Wohnungen mit se<strong>in</strong>en gesebmack-<br />
losen e<strong>in</strong>fiirmigen Hauserrciben baufig verdri<strong>in</strong>gt. Sie f<strong>in</strong><strong>den</strong> sieh,<br />
wie allge<strong>in</strong>eiii, <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Vierteln.<br />
Für Malerei <strong>und</strong> plastische Kunst ist der Friese wenig veran-<br />
lagt: was <strong>die</strong> erstere betrifft. steht das Volk h<strong>in</strong>ter <strong>den</strong> holli<strong>in</strong>-<br />
diseben Volksgenossen zurück. e<strong>in</strong>e eigene musikaliscbe Seböjifer-<br />
kraft ist kaum vorhan<strong>den</strong>.<br />
Bo<strong>den</strong>. Klima. Siedlung, Bauart. Erwerbsquellen <strong>und</strong> Industrie<br />
verleiben also dem Lande der <strong>Friesen</strong> zwar e<strong>in</strong> eigenartiges Ge<br />
prage, alle<strong>in</strong> <strong>die</strong>s alles bedeutet noch ke<strong>in</strong>e Sonderstellung, nur<br />
10
e<strong>in</strong>e dureh <strong>die</strong> geographisohe, melir oder wenigor isolierte Lage<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> Besehaffenheit des Bo<strong>den</strong>s bed<strong>in</strong>gte Abtönung gegenüber<br />
<strong>den</strong> andern Teilen des Landes, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en <strong>die</strong>selben Züge <strong>in</strong> weeh-<br />
selndem Verhaltnis allerd<strong>in</strong>gs vorban<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d.<br />
l'nd doeh bedeutet <strong>die</strong>se Frage: ni<strong>in</strong>mt <strong>Friesland</strong> e<strong>in</strong>e Sonder-<br />
stellung e<strong>in</strong>, <strong>und</strong>. wenu sie niebt zu leugnen ist, <strong>in</strong>wieweit ist <strong>die</strong>s<br />
der Fall <strong>und</strong> wodureb ist <strong>die</strong>se Sonderstellung dann bed<strong>in</strong>gt?,<br />
<strong>den</strong>noeb bedeutet <strong>die</strong>se Frage e<strong>in</strong> Probleni. utul zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeil<br />
historiseber Entsebeidungen, wie wir sie heute erleben. für <strong>die</strong><br />
<strong>Friesen</strong> wie für unser Volk als Ganzes e<strong>in</strong> sebr wiebtiges Probleni.<br />
Niebt nur e<strong>in</strong> politisebes. Denn friesisehes Blut bat im Lauf der<br />
Gesebiehte das siiehsisehe wie das fri<strong>in</strong>kisehe durebse^t. der Ge-<br />
samteharakter unseres Volkes tragt für <strong>den</strong> genauen Beobaehter<br />
davon <strong>die</strong> unverkennbaren Spuren, <strong>und</strong> noch heute gehort das<br />
<strong>Friesen</strong>volk, trog manches Problematisehen. zu <strong>den</strong> begablesten<br />
Elementen der niederlaudiscbeii Bevölkerung. Man kann <strong>die</strong>ses<br />
Probleni kurz ('assen dureh <strong>den</strong> Aiisdruck: ..de Friesche beweg<strong>in</strong>g",<br />
oder was auf dasselbe b<strong>in</strong>ausgeht: ..de vrije Fries"".<br />
Herkunft <strong>und</strong> Rasse. Gesebiehte <strong>und</strong> Spraehe der <strong>Friesen</strong> kom<br />
men hier <strong>in</strong> Betracht. Über <strong>die</strong> Herkunft ist man noch nicht e<strong>in</strong>ig,<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfragen ebensowenig über <strong>die</strong> rassisebe Zusammensetsung<br />
des Volkes. Fest stebt nur. daB der nordisehe Sehadel, besonders <strong>in</strong><br />
iilterer Zeit, weitaus üherwiegt. Die Zusammensetsuiig: demi auch<br />
dem oberflaohliehen Betraehter muB es auffallen, daB es e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>-<br />
beitliehen Typus <strong>in</strong> <strong>Friesland</strong> nicht gibl. Die Frage der Herkunft<br />
ist für meiiien Yortrag nicht sehr wichtig. Die Rassenzusammeii-<br />
sctjuug oder -misehung dab<strong>in</strong>gegen ver<strong>die</strong>nt wohl kurz erörlert zu<br />
wer<strong>den</strong>. Allmers hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Marscbenbiich e<strong>in</strong>en IJnlerschied<br />
zwisehen <strong>den</strong> <strong>Friesen</strong> <strong>und</strong> <strong>den</strong> niedersacbsiscben Geesthewohnern<br />
feststellen wollen. Se<strong>in</strong>e Cbarakteristik des friesisclien Typs ist<br />
allgeme<strong>in</strong> bekannt: ..E<strong>in</strong>e derbe. breitschulterige, fleischige, oft<br />
stark <strong>in</strong>s Korpulente geilende Gestalt, mehr groB als kle<strong>in</strong>, Hande<br />
<strong>und</strong> F<strong>in</strong>ger stark <strong>und</strong> breit, ... das gerötete Gesioht von r<strong>und</strong>-<br />
lichem Schnitte — das ist der echte <strong>Friesen</strong>lypus .. . Der nieder-<br />
saehsische Geestmann ist dagegen durrbgehend mager, schmaeh-<br />
tiger <strong>und</strong> aufgesehossener, von kurzem Oberbau <strong>und</strong> langen,<br />
sehmalen Be<strong>in</strong>en. wenn auch mitunter starkknochig <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Ge<br />
il
sioht haufig von scharferen <strong>und</strong> eckigeren Umrisscn.'" Und Günther<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rassenk<strong>und</strong>e des deutsehen Volkes ' 4<br />
, S. 274, bemerkt<br />
dazu: „Diese Unterschiede mögen heute schon mehr verwischt<br />
se<strong>in</strong>". Niemand jedoch, der sieh <strong>die</strong> Bevölkerung unserer Prov<strong>in</strong>z<br />
<strong>Friesland</strong> ansicht, wird mit Allmers e<strong>in</strong>verstan<strong>den</strong> se<strong>in</strong>. Fragt man<br />
<strong>die</strong> nieht-friesischen Niederlander. woran sie <strong>den</strong> richtigen, echten<br />
<strong>Friesen</strong> erkennen, so wird man e<strong>in</strong>stimmig hören: Der eigentliche<br />
I'riese ist hochgewaehsen, mager, schmachtig, haufig mit gesenkten<br />
Schultern, fe<strong>in</strong>en Knoohen, das Gesieht schmal, tatsadilich alles<br />
schmal. Die Farbe der Haare <strong>und</strong> der Augen ist dureh Rassen-<br />
miscbung weehselnd, <strong>die</strong> sehmalen wie <strong>die</strong> fleisehtgen s<strong>in</strong>d sowohl<br />
Blonde wie Brunetten. Umstritten ist eben <strong>die</strong> Herkunft <strong>die</strong>ser<br />
brunetten R<strong>und</strong>köpfe oder wenigstens Kurzsehiidel. DaB es e<strong>in</strong><br />
nichtgermanischer E<strong>in</strong>sclilag ist. darf als sicher angenommen wer<br />
<strong>den</strong>. Man hat ihn auf Gr<strong>und</strong> der Schadelmessi<strong>in</strong>gen der Warften-<br />
skelette als jung heurteilt, so Recke, Nyèssen u. a., <strong>und</strong> geglauht<br />
feststellen zu mussen, daB er immer mehr überhand nirnmt, was<br />
zum Untergang der rassischen <strong>Friesen</strong> führen soll: ,.The pass<strong>in</strong>g<br />
of the Frisians". Die Herkunft <strong>die</strong>ser <strong>Friesen</strong> sehreibt man <strong>den</strong><br />
neuen Elementen zu, <strong>die</strong> von auswarts als Beamte u. dgl. kommen,<br />
daher <strong>die</strong> Mehrzahl von ihnen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Stadten wobnt. Diese Auf-<br />
fassung ersche<strong>in</strong>t mir nicht annehmbar. E<strong>in</strong>mal ist das untersuehte<br />
Sehiidelmaterial viel zu kle<strong>in</strong>, an spez. friesisehen Ursehadeln hat<br />
man bis jetjt noch nicht 50 gef<strong>und</strong>en, aher <strong>die</strong> SehluBfolgerung ist<br />
deswegen besonders übereilt, weil man <strong>die</strong> psycbisehen Eigen<br />
schaften zu wenig naeh der vergleiehen<strong>den</strong> Methode beaehtet <strong>und</strong><br />
<strong>Friesland</strong> zu sehr e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelbetrarhtung unterzogen bat. Die<br />
friesisehen Marsehen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Kiistenland, <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses Kiistenland<br />
liegt an der Nordsee, <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Nordsee ist e<strong>in</strong> Raum, anthro-<br />
pologisch, wie kulturell e<strong>in</strong>e „Ii<strong>in</strong>derverb<strong>in</strong><strong>den</strong>de StraBe", was man<br />
nie auBer Adit lassen soll. Zieht man das Ganze <strong>in</strong> Betracht, so<br />
kann ke<strong>in</strong> Zweifel se<strong>in</strong>, daB iihnlielie Verhaltnisse an der ganzen<br />
Kiiste nicht nur der Nordsee, sondern auch an der norwegisehen<br />
vorliegen. Der danisehe Gelehrte Axel Olrik hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buehe<br />
Nordisk Andsliv. Nordisehes Geistesleben. für <strong>die</strong> Nordleute der<br />
alten <strong>und</strong> heutigen Zeit zwei Volkstypen festgestellt. Er bemerkt<br />
über ihre körperliehen <strong>und</strong> seelischen Eigenschaften u. a. folgendes:<br />
12
„Der Volkstypus beweist noch heute, daB <strong>die</strong> Nordleute ïiieht ge-<br />
me<strong>in</strong>samen Ursprung haben, sondern ungleicher Herkunft s<strong>in</strong>d . ..<br />
Diejenigen Forseher haben wohl recht, welehe me<strong>in</strong>en, daB <strong>die</strong> Be<br />
völkerung im wesentliehen aus zwei vone<strong>in</strong>ander stark abweichen-<br />
<strong>den</strong> Völkerfamilien entsprungen sei. Der e<strong>in</strong>e Typus ist hochge<br />
waehsen, rotwangig, hlauaugig, hat oft blondes Haar, li<strong>in</strong>glicbes<br />
Antlity <strong>und</strong> langliehen Schadel; der andere, von m<strong>in</strong>der hohetn<br />
W'uehs, hat meist schwarzes oder braunes Haar, braune Augen,<br />
dunkle Hautfarbe, e<strong>in</strong> breites Gesicht <strong>und</strong> <strong>die</strong> kurze, r<strong>und</strong>e Hirn-<br />
sehale. Die Langschadel f<strong>in</strong>det man am meisten <strong>in</strong> <strong>den</strong> b<strong>in</strong>nen-<br />
landischen Bauernbezirken — wir pflegen sie als <strong>den</strong> „nordisehen<br />
Typus"' zu bezeiehnen —: <strong>die</strong> Kurzscbadel f<strong>in</strong>det man besonders<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> Küstengegen<strong>den</strong>, so fast an der ganzen Westküste Nor<br />
wegens <strong>und</strong> <strong>in</strong> Danemark am haufigsten auf <strong>den</strong> Inse<strong>in</strong> . . . Der<br />
Langschadel ist verstandig <strong>und</strong> willensstark. Er laBt sieh nicht leieht<br />
aus der Fassung br<strong>in</strong>gen; er ist weitbliekend <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Planen <strong>und</strong><br />
schnellentsehlossen bei der Ausführung; er ist niicbtern gegenüher<br />
religiösen <strong>und</strong> künstlerischen Strömungen .... Der Kurzscbadel ist<br />
mehr e<strong>in</strong> zaher Arheiter, aber kle<strong>in</strong>licher <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Denken, er<br />
gibt se<strong>in</strong> Spiel leieht verloren gegenüher e<strong>in</strong>er unerwarteten Situ-<br />
ation; er hangt immer fest an <strong>den</strong> altererhten Gewohnheiten se<strong>in</strong>es<br />
Bezirks, deshalb wird es ihm sehwer, sieh um gröBere Interessen<br />
der Gesamtbeit zu scharen oder weitreichende Plane zu entwerfen<br />
. .. er hat Empfanglichkeit für religiöse E<strong>in</strong>drücke <strong>und</strong> Aidage für<br />
Dichtkunst <strong>und</strong> Musik - kurz, er ist e<strong>in</strong> Stimmungsmensch, doch<br />
mit dunklerer oder hellerer Grnndfarhe"" . . .<br />
Was OIrik hier von <strong>den</strong> Nordleuten bemerkt, gilt sozusagen<br />
Wort für Wort für <strong>die</strong> westerlauwerschen <strong>Friesen</strong> von heute, nur<br />
daB Mischtypen haufig vorkommen, wie es auch gar nicht<br />
anders se<strong>in</strong> kann, <strong>und</strong> aueh e<strong>in</strong> falischer E<strong>in</strong>sehlag vom Osten her<br />
kommt noch h<strong>in</strong>zu. Daraus erklürt sieh wohl auch der proble<br />
matische Charakter des friesisehen Volkes, mehr als aus der geo-<br />
graphisehen Lage; <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesehiehte spielt es auch e<strong>in</strong>e Rolie.<br />
Über <strong>die</strong> Gesehiehte des friesisclien Volkes soit dem Anfang des<br />
S Jahrh<strong>und</strong>erts s<strong>in</strong>d wir im klaren. Damals erstreckte sieh ihr<br />
Gebiet nördlich der südhollandischen Ysel <strong>und</strong> naeh Osten, an der<br />
Meeresküste entlang bis zur Weser. E<strong>in</strong> Jabrb<strong>und</strong>ert spiiter bis<br />
13
zum S<strong>in</strong>cfal oder Zw<strong>in</strong> <strong>in</strong> Flandern, wahrend nördlieh <strong>die</strong> frie-<br />
sischc E<strong>in</strong>fluBsphïre sieh mit ziemlieh grotter Sieherheit als sehmaler<br />
Kiistenstrieh bis zur danisehen Insel Röm <strong>und</strong> über <strong>den</strong> holste<strong>in</strong>i-<br />
sehen Landrüeken bis zum hcutigen Sebleswig ausdehnle. Im<br />
V,. Jahrh. heherrsebt der friesisehe Seehandel <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sehiffabrt<br />
sowohl <strong>die</strong> baltisebe Ostseekiiste wie Süd- <strong>und</strong> Westcngland,<br />
Nordfrankreieh <strong>und</strong> <strong>den</strong> Rbe<strong>in</strong> h<strong>in</strong>auf, soweit er sebiffbar war. Die<br />
Zeit zwisehen 500 bis 900 hezeiel.net Elis Wadste<strong>in</strong> geradezu als<br />
<strong>die</strong> friesisehe Periode <strong>in</strong> der Gesehiehte der westgermanisehen See-<br />
fahrt. Die um 800 kodifizierte Lex Frisionum trennt <strong>Friesland</strong> <strong>in</strong><br />
drei ïeile, <strong>den</strong> zwisehen Zw<strong>in</strong> <strong>und</strong> Flie, <strong>den</strong> vom Flie bis zum FluB<br />
<strong>die</strong> Lauwer», drittens <strong>den</strong> zwisehen Lauwers <strong>und</strong> Weser. Von <strong>die</strong>sen<br />
dreien darf man <strong>den</strong> mitlleren als Stamm- <strong>und</strong> Kernland be<br />
trachten: <strong>die</strong> bei<strong>den</strong> Fliigel als Ausbreitungsgebiete. wo das Friesi<br />
sehe hald mehr. bald weniger vorherrsehte. Germaniseher Sitte ge-<br />
miiB lebten <strong>die</strong>se <strong>Friesen</strong> unter selbstgewahlten Königen. Besonders<br />
treten <strong>in</strong> der volkstiimliehen Überlieferung der heutigen <strong>Friesen</strong> <strong>die</strong><br />
Ki<strong>in</strong>ige Ablgillis <strong>und</strong> Redbad hervor: leRteror als der Verteidiger<br />
des <strong>Friesen</strong>tums gegenüher <strong>den</strong> von Osten aiidrangen<strong>den</strong> Franken.<br />
Es ware verfeblt. <strong>die</strong>ses ausgedebnte <strong>Friesland</strong> von damals als<br />
emen Staat zu betrachten: sogar e<strong>in</strong>en geseblossenen Stamm bil-<br />
deten sie kaum: eber koimte man sie noch e<strong>in</strong>e friesisehe Viïlker-<br />
scbafl neniien. Die Ausdebnung war e<strong>in</strong>e iikonomisehe Durch-<br />
dr<strong>in</strong>gung. ibr Handel <strong>und</strong> ibre Sehiffabrt beberrsehten das Land<br />
wie <strong>die</strong> Gewiisser. <strong>und</strong> sogar <strong>die</strong>se hei<strong>den</strong> waren noch nicht e<strong>in</strong>mal<br />
prima r. ebensowenig wie <strong>die</strong> Haus<strong>in</strong>dustrie. Primiir waren <strong>die</strong> un-<br />
mittelbaren Erzeugnisse des Bo<strong>den</strong>s: B<strong>in</strong>der, Seliafe, Milch, Flaehs<br />
<strong>und</strong> Hanf. Die verarbeiteten Produkte: Tucbe. Molkereiprodukte.<br />
Botter <strong>und</strong> Kiise, Le<strong>in</strong>wand <strong>und</strong> Segeltuch. Schiffstaue u. dgl. Als<br />
naeh dem Jabre 1000 dureh <strong>die</strong> E<strong>in</strong>deichung das brache Uferland<br />
naeh der Seeseite abgetreimt wurde. verschwand naeh <strong>und</strong> naeh<br />
<strong>die</strong> Sebafzucht <strong>und</strong> damit <strong>die</strong> Tueh<strong>in</strong>dustrie. Im wesentliehen ist es<br />
noch so bis auf <strong>den</strong> heutigen Tag. Die fri<strong>in</strong>kische Ausdebnung naeh<br />
\X esten stieB beim friesisehen Ki<strong>in</strong>ig Redbad auf Widerstand, naeh<br />
se<strong>in</strong>em Tode war <strong>die</strong>ser Widerstand gebrochen. Bekanntlieh hat<br />
Karl Martell i. J. 734 <strong>die</strong> <strong>Friesen</strong> <strong>in</strong> ihrem Kernland gesehlagen<br />
<strong>und</strong> es bis zur Lauwers unter se<strong>in</strong>c BotmiiBigkeit gebracht; 801<br />
14
hat Karl der GroBe aueh das östliohe <strong>Friesland</strong> bis zur Weser<br />
unterworfen. Das zentrale <strong>Friesland</strong> wurde von Grafen verwaltet,<br />
<strong>Friesen</strong> oder Niehtfriesen. aus deren Gesehleebtern das hollandisohe<br />
Grafenhaus hervorgegangen ist. Das mittlere <strong>Friesland</strong> erfuhr <strong>die</strong><br />
weebseln<strong>den</strong> Sehieksale der fri<strong>in</strong>kiseben Kroidi<strong>in</strong>der, bis es 925<br />
ondgültig dem hl. Köm. Reieh deutseber Nation e<strong>in</strong>verleibt wurde.<br />
Es ist wichtig, aueh für <strong>die</strong> Be.urtcilung der heutigen Lage. daB<br />
<strong>die</strong> <strong>Friesen</strong> sieh hei der Verteidigung ibrer Rechte immer auf <strong>die</strong>se<br />
..Freiheil" berufen haben. <strong>die</strong> sie glaubten verbrieft zu bcsitjen<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> sieb allmiiblich zu e<strong>in</strong>er heiligen Mythe gestaltete: sie er-<br />
kannlen ke<strong>in</strong>en anderen Her<strong>in</strong> an. als nur <strong>den</strong> deutsehen Kaiser<br />
des hl. Römiseben Reicbes. Naeh e<strong>in</strong>er bekannten Sage sollte sogar<br />
der friesisehe Edelmann Gemma van Burmai<strong>in</strong>ia sieh geweigert<br />
babeu bei se<strong>in</strong>er Eidesleistung vor Philipp de<strong>in</strong> Zweiten zu knieën,<br />
<strong>den</strong>n ..Wy Friezen knibbelje all<strong>in</strong>ne foar God!" Jedesmal. wenn<br />
<strong>die</strong> zentrale Gewalt erseblaffte. regte sieb sofort wieder der alte<br />
Ansprueh auf Freiheit <strong>und</strong> Eigenverwaltung. bis <strong>in</strong>s 17. Jahrhun-<br />
dert h<strong>in</strong>eiii. S o ontsta n d d e r G e g e n s a t z F r i e s i s c b -<br />
Hol land is oh. In unser<strong>in</strong> <strong>Friesland</strong> erstarb allmahlieh <strong>die</strong><br />
griifliehe Gewalt: <strong>die</strong> Braunsebweiger Bruiionen erwarben sie dureh<br />
eheliehe Verwandtsebaft. sie beslichten jedoeb <strong>Friesland</strong> nur sollen<br />
<strong>und</strong> kümmerten sieb wenig um <strong>die</strong> <strong>Friesen</strong>. Westlich vom Flie be-<br />
bauptetcn sieh <strong>die</strong> westfriesiseben Grafen, aus <strong>die</strong>sen Teilen gebt<br />
<strong>die</strong> naebmalige Grafschaft Holland hervor. im Jahre 1076 hefreit<br />
Floris I. sieb endgiiltig vom friesisehen EhifluB.<br />
Seither entwiekelt sieh e<strong>in</strong> selbstaiidiges Holland, es gehort nieht<br />
mehr zu <strong>Friesland</strong>. Die bollündiseben Grafen müssen m<strong>in</strong> um <strong>die</strong><br />
Herrsebaft über das ganze friesisehe Land, <strong>die</strong> sie beansprueben.<br />
kiimpfen, was ihnen für <strong>den</strong> südlieben Teil. zwisehen Kenne<strong>in</strong>er-<br />
land <strong>und</strong> Flie, der heutigen Prov<strong>in</strong>z Nordholland. aueh gel<strong>in</strong>gt:<br />
<strong>die</strong>ser Teil, <strong>in</strong> <strong>den</strong> Niederlan<strong>den</strong> Westfriesland genannt. ergab<br />
sieb im Jahre 1289 dem Grafen IToris V. von Holland. Von mm<br />
an reioht <strong>Friesland</strong> von der Südersee bis zur Weser. Das Flie<br />
weitete sieh unter dem Andrang der herrschen<strong>den</strong> Stiirme aus Nord-<br />
wesl zu e<strong>in</strong>em Seearm aus <strong>und</strong> sebuf damit e<strong>in</strong>e ausgepriigte<br />
Grenze. Die <strong>Friesen</strong>. abgedrangt <strong>und</strong> sieh selbst üherlassen. e<strong>in</strong><br />
Volk von Bauern ohne Grafen. ohne 'Adel, obne bedeutende<br />
15
Stadte, organisieren ihre eigenen Angelegenheiten; zur Bildung<br />
e<strong>in</strong>es Stammesherzogtums, wie sonst im deutschen Reich, kam es<br />
nielit, es schlieBen sieh Doich- <strong>und</strong> Wasserbaugenossensehaften zu<br />
Geme<strong>in</strong>wesen mit eigenen Gesetjen zusammen, es entwiekelt sieli<br />
e<strong>in</strong> starkes BewuBtse<strong>in</strong> der Zusammengehörigkeit, das seither nicht<br />
erlosehen ist, <strong>und</strong> das sieh noch heute <strong>in</strong> der Gestalt moderner wirt-<br />
schaftlieher Genossenschaften auswirkt.<br />
Die Eroberungsgelüste der hollandischen Grafen wer<strong>den</strong> seil<br />
de<strong>in</strong> 26. September 1345, naeh der Schlacht bei Warns, wo Wil<br />
helm IV. mit e<strong>in</strong>er groBen Schar se<strong>in</strong>er Ritter <strong>den</strong> Tod fand, ond<br />
gültig preisgegeben.<br />
Die so eroberte Freibeit jedoch haben <strong>die</strong> <strong>Friesen</strong> politiseb nieht<br />
auszunügen verstan<strong>den</strong>. Innerer Zwist (<strong>die</strong> Scbier<strong>in</strong>gers <strong>und</strong> Vet-<br />
koopers) <strong>und</strong> Parteiung machten e<strong>in</strong>e geschlosscne slaatliehe Ord-<br />
nung unmöglicb. Erst e<strong>in</strong> Jabrh<strong>und</strong>ert spater, i. J. 1489 nabm <strong>die</strong>se<br />
<strong>in</strong>nere Zerrissenheit e<strong>in</strong> Ende, alle<strong>in</strong> nicht von <strong>in</strong>nen heraus, son<br />
dern <strong>in</strong>dem man fremde Hilfe anrief.<br />
Die Auflösung der Frisia magna schritt noch weiter. E<strong>in</strong> n e u e r<br />
Gegensatz entwickelte sieh zwisehen dem westerlauwerschen —<br />
der heutigen Prov<strong>in</strong>z — <strong>Friesland</strong>, <strong>und</strong> dem östl. Fliigel, <strong>und</strong> zwar<br />
dessen westlichem Teil, der heutigen Prov<strong>in</strong>z Gron<strong>in</strong>gen. Dieses<br />
ursprünglich ostfriesische Land orientierle sirh bald naeh dem<br />
Osten. naeh dem heutigen Ostfriesland, bald naeh dem westerlau<br />
werschen. E<strong>in</strong>e Sturmflut trennte i. J. 1362 das Gron<strong>in</strong>ger Fries<br />
land vom Osten <strong>und</strong> so zerfiel das alte groBe <strong>Friesland</strong> <strong>in</strong> d r e i<br />
T e i I e, von <strong>den</strong>en der mittlere, also Gron<strong>in</strong>gen, seit dem 15. Jahrh.<br />
allmahlieh saxonisiert wurde <strong>und</strong> mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e siichsische Enklave<br />
bildet. Kirclilich gehorte das Gron<strong>in</strong>gerland zum Bistum Munster,<br />
wiihrend westerlauwersch <strong>Friesland</strong> zu Utrecht gehorte. Um <strong>den</strong><br />
ewigen Zerwürfnissen, — e<strong>in</strong> zentrale Gewalt sie zu unterdrücken<br />
war nicht vorhan<strong>den</strong> —, e<strong>in</strong>igermaBen E<strong>in</strong>halt zu tun, batten <strong>die</strong><br />
ostfriesisehen Lande sieh bereits im 11. Jahrh. zu e<strong>in</strong>em B<strong>und</strong>e ver-<br />
e<strong>in</strong>igt. Der Zweek war <strong>die</strong> Rechtssioherheit naeh <strong>in</strong>nen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />
politisehe naeh auBen herzustellen. Man nannte ihn <strong>den</strong> Upstal-<br />
beam: bea<strong>in</strong>, Baum = gesAlossene Gruppe, Verband. Man kam<br />
16
alljahrlich am Dienstag naeh Pf<strong>in</strong>gsten zu geme<strong>in</strong>samer Beratung<br />
<strong>und</strong> Reehtsse^ung zusammen. Im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde <strong>die</strong><br />
von jeher sachsisrhe S t a d t Gron<strong>in</strong>gen, welche <strong>die</strong> „Ommelande""<br />
vollkommen unter ihre Gewalt gebraeht hatte, der Sitz des Upstal-<br />
heams. Er sollte nun <strong>die</strong> friesisehe Freihcit vor <strong>den</strong> Angriffen des<br />
hollandischen Grafen Wilhelm Hl. schihjen. Im J. 1338 schloB der<br />
Buud sogar e<strong>in</strong>en Vertrag mit Frankreich gegen <strong>die</strong> Koalition<br />
Holland, England <strong>und</strong> Deutsehland.<br />
Aueh der Upstalheam hat es nicht vermocht e<strong>in</strong>en friesisehen<br />
Staat zu grim<strong>den</strong>. Die Saxonisierung der Gron<strong>in</strong>ger „Ommelande"'<br />
führte abermals zu e<strong>in</strong>er Antithese, <strong>und</strong> zwar e<strong>in</strong>e, <strong>die</strong> noch heute<br />
nicht iiberw<strong>und</strong>en ist, aher jegt unhed<strong>in</strong>gt überhriickt wer<strong>den</strong> muB.<br />
— So warf westerlauwerseh <strong>Friesland</strong> sieh i. J. 1498 dem Herzog<br />
Albrecht von Sachsen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Arme. Man hatte nun e<strong>in</strong>e kraftige<br />
Regierung, aher man hatte sie bekommen auf Kosten der Selbst-<br />
behauptung naeh eigener friesiseher Art. Auch <strong>die</strong> friesisehe<br />
Spracbe, <strong>die</strong> bis dah<strong>in</strong> <strong>die</strong> allgeme<strong>in</strong>e, auch Urk<strong>und</strong>en-, Kanzlei-<br />
<strong>und</strong> Rechtssprache gewesen war, sank allmahlieh zu e<strong>in</strong>em Bauern-<br />
dialekt herab. Als Karl V. <strong>Friesland</strong> vom Herzog Albrecht ge-<br />
kauft hatte, trat saehsische Rechtsordnung <strong>und</strong> Verwaltungsrecht,<br />
<strong>die</strong> Karl von <strong>den</strong> Sachsen übernahm, an <strong>die</strong> Stelle des altheimi-<br />
schen. Ihn selbst haben <strong>die</strong> <strong>Friesen</strong> <strong>in</strong> ihrem Lande nie gesehen.<br />
<strong>Friesland</strong> war eben e<strong>in</strong> entferntes. unbeachtetes, abseits gelegenes<br />
Land.<br />
Seither ist von e<strong>in</strong>er eigenen politisehen Gesehiehte <strong>Friesland</strong>s<br />
kaum noch <strong>die</strong> Rede. sie ist dem machtig emporsteigen<strong>den</strong> Holland<br />
gegenüher nur von untergeordneter Bedeutung. Notgedrungen trat<br />
man i. J. 1579 der Utrechter Union bei, freilieh mit e<strong>in</strong>em eigenen<br />
Statthalter (Willem Lodewijk von Nassau), e<strong>in</strong>er eigenen Hoeh-<br />
schule <strong>in</strong> Franeker <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er eigenen Admiralitat. Erst <strong>die</strong> franzö-<br />
sische Revolution jedoch hat gründlieh mit dem Pr<strong>in</strong>zip der „friesi<br />
sehen Freiheif' aufgeraumt. E<strong>in</strong>e ncue Staatsordnung trat, naeh<br />
e<strong>in</strong>er Zwischenzeit, wo <strong>Friesland</strong> noch föderalistiseh mit <strong>den</strong> iib<br />
rigen Landschaften verbl<strong>in</strong><strong>den</strong> war, an <strong>die</strong> Stelle der Union; seit<br />
der Bataviseben Republik v. J. 1798 <strong>und</strong> dem von Napoleon Bona<br />
parte gegründeten e<strong>in</strong>heitlichen Königreiche der Niederlande, ge<br />
hort <strong>Friesland</strong> zu <strong>die</strong>sem E<strong>in</strong>heitsstaat, ohne Sonderrechte.<br />
17
Alle<strong>in</strong>, dureh das ganze 19. Jahrh. <strong>und</strong> <strong>in</strong> starkerem Grade noch<br />
im 20sten liat es sieh gezeigt, daB der alte Mythos von der friesi<br />
sehen Freiheit zwar zurüekgedrangt, aher nieht erlosehen ist. Der<br />
AnstoB kam hereits zu Anfang des 19. Jahrh. aus Deutsehland, von<br />
<strong>den</strong> nationalistisehen Ten<strong>den</strong>zen der Romantik. Im Jahre 1827<br />
wurde e<strong>in</strong>e friesisehe Gesellsehaft für Gesehichts-. Altertums- <strong>und</strong><br />
Spraehk<strong>und</strong>e gegri<strong>in</strong>det. <strong>die</strong> zwar nur wissensehaftliehe Ziele ver-<br />
folgte, jedoch ausgesprochen im S<strong>in</strong>ne der BrüderGrimm. DieBrüder<br />
Halbertsma stan<strong>den</strong> mit ihnen <strong>in</strong> dauerndem Verkehr. Im Jahre<br />
1844 folgte das ..Selski]) for Fryske Tael en Skriftenkennisse".<br />
Der geistige V ater war bezeiehnenderweise e<strong>in</strong> Mann aus de<strong>in</strong> e<strong>in</strong>-<br />
fachen Volke: Harmeii Sytstra. Er riehtete se<strong>in</strong> Augemnerk auf das<br />
ehemalige groBe <strong>Friesland</strong>, er hekampfte seharf <strong>den</strong> hollandischen<br />
E<strong>in</strong>fluB auf <strong>die</strong> .Spraehe <strong>und</strong> Sitten der <strong>Friesen</strong> <strong>und</strong> versuehte <strong>die</strong><br />
alten Beziehungen mit <strong>den</strong> noch friesiseh sprechendeii Nurdfriesen<br />
wieder herzustellen. Zudem war er. ehenfalls im S<strong>in</strong>ne der Brüder<br />
Grimm. Sagenforscher <strong>und</strong> Volksk<strong>und</strong>ler überhaupt: <strong>die</strong> friesisehe<br />
Spraehe wieder zu Ebreu zu br<strong>in</strong>gen jedoch stand immer im Miltel-<br />
punkt se<strong>in</strong>er Bestrebungen.<br />
Naeh e<strong>in</strong>er Periode der Ersohlaffung ist <strong>die</strong> friesisehe Beweguug<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> achtziger Jahren wieder starker gewor<strong>den</strong>. Es war ke<strong>in</strong><br />
Friese, der <strong>die</strong>smal <strong>den</strong> Weckruf erbob, sondern der Hollander P.<br />
de Clercq (1900). Es wird nun als Programm u. a. <strong>die</strong> Forderung<br />
des Unterrichts im Friesisehen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Herstellung e<strong>in</strong>er friesi<br />
sehen Bibelübersetsung erhohen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> neuer Verhand „Jong<br />
Fryslan" gegri<strong>in</strong>det. W ahrend man sieb bis dah<strong>in</strong> nur zum Zeitver-<br />
treih mit dem Friesisehen bescbaftigt batte, entsteht nun e<strong>in</strong>e nach-<br />
drüekliche Spracbbewegung. Neben <strong>die</strong> bisherige Strömung, welehe<br />
<strong>die</strong> liberalen, antiklerikalen Kreise trugen, kommt nun auch das<br />
..Christlik Selski]» for Fryske tael- en skriftenkennisse"', das für<br />
<strong>die</strong> friesisehe Spraehe als Kirchensprache e<strong>in</strong>tritt. Merkwürdiger-<br />
weise aher wurde e<strong>in</strong>e solebe Predigung aueh von religiös-sozial-<br />
demokratiseher Seite gefordert. Auch <strong>die</strong> Katboliken s<strong>in</strong>d schlieB-<br />
lich gefolgt.<br />
Besomlers <strong>die</strong>se Strömungen auf religiöser Grumllage haben <strong>den</strong><br />
Bo<strong>den</strong> für e<strong>in</strong>e neue Phase der friesisehen Beweguug bereitet, <strong>in</strong><br />
der das Bestreben für <strong>die</strong> Erballung der alten Landessprache sieh<br />
18
steigerte zu e<strong>in</strong>em Kampfe für <strong>die</strong> Entwicklung des Friesisehen<br />
von e<strong>in</strong>er Bauernspraehe zu e<strong>in</strong>er literarischen <strong>und</strong> Kulturspraehe<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> Anerkennung des Friesisehen als offizielle, also aueh aml-<br />
liehe Spraehe.<br />
Der Entwicklungsverlaiif der friesisehen Beweguug erstreekt sieh<br />
also, wenn man mit de Clercq anfangt. über 10 Jahre. Heute<br />
gipfelt <strong>die</strong> Beweguug <strong>in</strong> dem Kampl' um <strong>die</strong> friesisehe Spraehe.<br />
nieht jedoeli nur um <strong>die</strong> Spraehe als solehe alle<strong>in</strong>. sondern um <strong>die</strong><br />
Spraehe als Trager<strong>in</strong> <strong>und</strong> Iuhalt des friesisehen Nationalismus auf<br />
jedem Gebiet, auf dem der materiellen. wie auf dem der geistigen<br />
Eigenart: ökonomiseh, sozial, religiös, iisthetiseb. Aueh politiseb?<br />
Hier berührl man e<strong>in</strong>e auBerst beikle Frage. Deun. <strong>die</strong>s soll vor-<br />
greifend sehon jetjt betont se<strong>in</strong>: naeh alle<strong>in</strong>, was ieh bis jetjt ber-<br />
vorgehoben habe. wird es niebt w<strong>und</strong>er nebmen. das das friesisehe<br />
Volk weder dureh se<strong>in</strong>e rassiseben, aueh seelisehen Eigenschaften 1<br />
,<br />
noeb dureh se<strong>in</strong>e geograpbisebe Lage, noeh aueh dureh se<strong>in</strong>e Ver-<br />
gangenheit, <strong>die</strong> von e<strong>in</strong>er straffen Herrsebaft <strong>und</strong> Verwaltung unter<br />
eigenen Herrsehern kaum etwas weiB, dureh e<strong>in</strong>e politisehe Sebule<br />
gegangen ist. Polilische Zueht <strong>und</strong> E<strong>in</strong>siebt <strong>und</strong> friesisehe Freiheit<br />
vertragen sieb nur zu oft sebleeht. Diese Tatsaebe zeigt sieli immer<br />
<strong>und</strong> immer wieder, wo das Volk <strong>in</strong> ehrliehem. aufriebtigem Be-<br />
streben sieb abmiibt. <strong>in</strong> sieh e<strong>in</strong>ig zu wer<strong>den</strong> <strong>und</strong> mit klarem Auge<br />
der Wirkliehkeit. dem für es Erreiebbaren <strong>in</strong>s Auge zu sehauen.<br />
Sollte ihm das niebt gel<strong>in</strong>gen, so könnte der Ausgang tragisch<br />
wer<strong>den</strong>, da eben <strong>die</strong>ses Volk zu <strong>den</strong> begahtesten Elementen des<br />
niederlandiscben Volkes geziihlt wer<strong>den</strong> muB. e<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> zum<br />
Ganzen, <strong>den</strong> es nicht entbehren kann.<br />
Wie stebt es nun um <strong>die</strong>se Spraehe <strong>in</strong>nerhalb der westgermani-<br />
sehen Gruppe? Was verstellen wir unter dem Wort friesisch? Die<br />
Spraehe, <strong>die</strong> noch heute, oder früher e<strong>in</strong>mal. gesproeheii wird, hzw.<br />
wurde. Als <strong>Friesen</strong> jedoeb empf<strong>in</strong>deii sieJi <strong>die</strong>jeiiigen, <strong>die</strong> sieh e<strong>in</strong>er<br />
geschiehtlichen. geme<strong>in</strong>samen. eigenen Konl<strong>in</strong>uilat. <strong>und</strong> zwar, ob-<br />
gleieb ke<strong>in</strong>eswegs aussehlicBlieb, doch an erster Stelle was ibre<br />
Spraehe anbetrifft. bewuBt s<strong>in</strong>d, neben <strong>und</strong> im Gegensat; zu anilern<br />
solcben Koiitiimitaten. Spracligemeiiiscbaften, Stammesgeme<strong>in</strong>-<br />
schaften, genie<strong>in</strong>sehaftliehe Raume irgendweleber Art, Volk, früher<br />
sagte man aueh Nation, decken sieh niebt immer, wenn sie aneb<br />
19
<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander übergreifen. Bei <strong>den</strong> westerlauwersclien <strong>Friesen</strong> jedoeb<br />
doeken sie sieh vollkoramen, e<strong>in</strong> seltener Fall, <strong>und</strong> <strong>die</strong>se <strong>Friesen</strong><br />
s<strong>in</strong>d sieh dessen sehr wohl bewuBt. Man soll dabei auch nieht ver-<br />
gessen, daB <strong>die</strong> Spraehe, wenn es vielleicht etwas paradox er-<br />
sehe<strong>in</strong>en mag, noch das zuverlassigste, <strong>und</strong> an materiellem wie<br />
geistigem Inhalt reichste Kriterium böherer, eigentlieh kultureller<br />
Zusammengehörigkeit ist, <strong>und</strong> das handgreifliehste, am praziseslen<br />
im Feststellen ilircr, der spracblichen, Verwandtschaften. Die<br />
eigene Stellung des Friesisclien <strong>in</strong>nerhalb der nachstvorwandten<br />
Dialekte ist unleugbar. Sie beschrankt sieh nicht auf das Laut-<br />
material, sondern erstreekt sieh aueh auf <strong>den</strong> Sa^bau <strong>und</strong> <strong>den</strong><br />
Wortsohats, <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> sog. <strong>in</strong>nere Sprachform.<br />
Für <strong>den</strong> nichtfriesisclien Niederlander ist das Friesisehe, wenn<br />
er nicht <strong>in</strong> <strong>die</strong> Spraehe e<strong>in</strong>gedrungen ist, e<strong>in</strong>e germanische Fremd-<br />
sprache. Erst bei fortgeseBtem Studium entdeekt man <strong>die</strong> Zusam-<br />
Hienbange mit <strong>den</strong> saehsischen <strong>und</strong> frankisehen M<strong>und</strong>arten <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />
Beziehungen zu <strong>den</strong> Gron<strong>in</strong>ger Dialekten, <strong>die</strong> sieh, wenigstens auf<br />
<strong>den</strong> Marsehen im Nor<strong>den</strong>, auf alter friesischer Gr<strong>und</strong>lage ent-<br />
wiekelt haben.<br />
Wie ieh vorh<strong>in</strong> bemerkte, ist <strong>die</strong> friesisehe Spraehbewegung zu<br />
e<strong>in</strong>er alles umfassen<strong>den</strong> nationalen Kulturbewegung ausgewaebsen,<br />
<strong>die</strong> sieh also auch über <strong>die</strong> Fragen ökonomisclier Art erstreekt<br />
<strong>und</strong> sogar gelegentlich e<strong>in</strong>e politisehe Note bekommt. Es gab elf,<br />
heute meist aufgelöste Verbande, <strong>die</strong> als Organe der Bewcgung zu<br />
betrachten waren: religiöse naeh <strong>den</strong> versehie<strong>den</strong>en konfessionellen.<br />
kircblicheii Verban<strong>den</strong>: politisehe: sozialdemokrarisch, antirevo-<br />
lutionar. Volkspartei; e<strong>in</strong>en Jonger-e<strong>in</strong> (d. h. <strong>die</strong> Flanke der,<br />
.fungeren): Akademiker von allen Hoehschulen des Reiehes; <strong>die</strong><br />
friesisehe Unterrichtsliga; <strong>den</strong> Verband friesischer Ve.re<strong>in</strong>igungen<br />
aufierhalh <strong>Friesland</strong>s. Weiter <strong>den</strong> von der Prov<strong>in</strong>z unterstütjten<br />
prov<strong>in</strong>ziellen friesisehen Unterrichtsrat. Und neuerd<strong>in</strong>gs „De fryske<br />
Rie", d. b. <strong>den</strong> friesisehen Rat auf neuer völkiseher Gr<strong>und</strong>lage, als<br />
Abteilung der Stiftung ,.Saxo-Frisia'\<br />
Es ist e<strong>in</strong> allbekannter Zug des westerlauwersclien Volkscharak-<br />
ters, daB se<strong>in</strong>e Trager nicht davon ahlassen können, sieh zu<br />
bekümpfen. Man hetraehtet ihn als e<strong>in</strong>en Beweis des friesisehen<br />
„Individualismus", alle<strong>in</strong> ganz zutreffend kar<strong>in</strong> <strong>die</strong>s doch nidit se<strong>in</strong>,<br />
20
<strong>den</strong>n - <strong>und</strong> hier er<strong>in</strong>nere ieh nochmals an <strong>den</strong> agrarischen Gr<strong>und</strong>-<br />
charakter des friesisclien Volkes - <strong>in</strong> ihrem landwirlschaftliclien<br />
Cenossonsohaftsw esen, <strong>den</strong> sog. kooperativen Verban<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d sie<br />
allen iibrigen Teilen des niederlïndischen Volkes %orangogangen.<br />
Hier zeigt sieb der iiüeliterne \\ irkliebkeitssii<strong>in</strong> von se<strong>in</strong>er besten<br />
Seite. Es s<strong>in</strong>d deun auch weniger <strong>die</strong> Bauern als <strong>die</strong> bürgorlicheii<br />
Kreise. <strong>in</strong> .lenen <strong>die</strong> Beweglichkeit <strong>und</strong> Lei<strong>den</strong>scbaften. verb<strong>und</strong>en<br />
mit Sentimentalilal <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em rationalistische!! Idealisuius, der<br />
genie aufs Ganze gehl, ibr Spiel treiben. Blickl man jedoeb. auch<br />
hei <strong>die</strong>sen Bewegungsfriesen. vveiui ieh so sagen (larf. lictor, so<br />
zeigt sieh, daB bei aller Verscbie<strong>den</strong>beit <strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>sation. Zielen <strong>und</strong><br />
Taktik, <strong>die</strong>se Verbande e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere E<strong>in</strong>beit b<strong>in</strong>det. Besonders <strong>in</strong><br />
dem Kampf für <strong>die</strong> gosetdiohe Zulassimg des Friesisehen als Lehr-<br />
faeh auf <strong>den</strong> Volksscholen trelen sie geschlossen e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> haben<br />
sie deun auch bei der Regieruiig scboii e<strong>in</strong>iges erreiebt.<br />
Die Friesisehe Spraehe <strong>in</strong> der i'redigl <strong>und</strong> im amtlieben Lebcn<br />
durcbzufübreii, ist allcrd<strong>in</strong>gs sehon als ldeal aufgestellt wor<strong>den</strong>,<br />
jedoch vorderhand noch ke<strong>in</strong>e brei<strong>in</strong>ende Frage.<br />
Es ist klar, daB angesichls der tiefen Bedeutung. welche <strong>die</strong><br />
Spraehe, <strong>und</strong> ersl recht <strong>die</strong> Spraehe der Valer im Lebcn des Volkes<br />
bat, e<strong>in</strong>e Gefahr wird, wenn man mit ibr e<strong>in</strong>en leideiiscbaftlichen<br />
Kultus treibt, <strong>und</strong> <strong>die</strong>se Gefahr zeigt sieh demi auch gelegentlicli.<br />
Die Extremisten s<strong>in</strong>d schuld, daB man bisweilen <strong>den</strong> E<strong>in</strong>druck ge-<br />
w<strong>in</strong>nt, <strong>die</strong> friesisehe Beweguug wiire separatistisch, <strong>und</strong> damit aus-<br />
gesprochen politiscb. Sie ist es aher, abgesehen \ielleicht von ver-<br />
e<strong>in</strong>zelteii AuBerilngeii, nicht. Die friesisehe Beweguug ist <strong>in</strong> ihrem<br />
Urspri<strong>in</strong>g wie <strong>in</strong> ibrer spütereu Entwieklung e<strong>in</strong>e liational-kultu-<br />
relle, ibre führen<strong>den</strong> Marnier wer<strong>den</strong> nicht miide. <strong>die</strong>s immer<br />
wieder zu betonen, <strong>und</strong> wenn sie Forderungen erhehen. <strong>die</strong> ohne<br />
e<strong>in</strong>e politisehe Autonomie überhaupt nicht zu erfiillen s<strong>in</strong>d, so ist<br />
das wiederum <strong>die</strong> Auswirkung ibrer Unreife <strong>in</strong> poliliscben D<strong>in</strong>gen.<br />
Der friesisehe Nationalisnuis war <strong>in</strong> ihren Anfaiigen romantisch<br />
<strong>und</strong> sie ist es heute noch. Gedichte wie Bragi von Schepers, <strong>die</strong><br />
ebemalige Zeitschrift Iduna u. dgl. hesagen auch genug. Der sozial-<br />
demokratisehe Piter Telles Troelstra überse^te Eddastrophen <strong>in</strong>s<br />
Friesisehe; se<strong>in</strong> Gedicht Redbads Dea (Radbods Tod) ist durebscBt<br />
21
von Walhalla. ..\\ „dan fen de hege Hlidskialf', Thors Hamuier<br />
<strong>und</strong> Walkyren:<br />
Aus <strong>den</strong> Havamal übersctjt er:<br />
Priizgje de dei net joar 'l joun (abend) is,<br />
Rtymje. tist' it suaeid hesl, dyn swird.<br />
Priizgje de breid nei de hrillojl.<br />
t' lïjier.
volk lebt <strong>in</strong> dor Verstreuung." Wenn <strong>in</strong> Osl-Friosland zwisehen<br />
E<strong>in</strong>s <strong>und</strong> Weser bereits seil Jahrh<strong>und</strong>erten, das kle<strong>in</strong>e Saterland<br />
ausgeiio<strong>in</strong>men, ke<strong>in</strong> Friesiseb mehr gosproohcn wird, bei <strong>den</strong> Ost-<br />
friescn lebt das BewuBtse<strong>in</strong> der . Stammcsverw andtschaft noeb<br />
kriiftig bis auf <strong>den</strong> heutigen Tag <strong>und</strong> e<strong>in</strong> groBer Teil des Vere<strong>in</strong>s-<br />
lebens ist dort auf <strong>die</strong> Erhaltung des friesisehen Volkstums ge-<br />
riehtel. Das Bestrehen. seit 1900 aktiv gewor<strong>den</strong>, das kulturelle<br />
Band zwisehen <strong>den</strong> drei <strong>Friesland</strong>en an der Nordseekiiste wieder<br />
herzustellen. fiibrte im Jahre 192,. zu dem Ergebnis, daB <strong>in</strong> .lever<br />
e<strong>in</strong> groBfriesischer KongreB staltl<strong>in</strong><strong>den</strong> komite. Seitber ist <strong>die</strong>se<br />
Form der Zusammenarbeit ausgebaut wor<strong>den</strong>. Im Jahre 1927 folgte<br />
der KongreB <strong>in</strong> Leeuwar<strong>den</strong>. 1930 <strong>in</strong> Husuni <strong>in</strong> Nordfriesland.<br />
1937 <strong>in</strong> Medemblik <strong>in</strong> \\ est friesland.
politisehen Verhïltnisse sieh naeh dem Kriege gestalten mögen.<br />
Es steht zu hoffen, daB aueh <strong>die</strong> Gron<strong>in</strong>ger Universitiit ihren Beruf<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong>ser sehieksalssehweren Zeit erkenne.<br />
Für <strong>die</strong>se Aufgahc <strong>in</strong> weiteren Kreiscn zu wirken, habe ieh <strong>die</strong><br />
Stiftung „Saxo-Frisia" gegri<strong>in</strong>det, mit e<strong>in</strong>er Zweigahteilung ,,De<br />
Fryske Rie". Die landsehaftliehen eigenen Werte zu aktivieren <strong>in</strong><br />
volkisebem S<strong>in</strong>ne, <strong>und</strong> <strong>die</strong> allgeme<strong>in</strong>en natürliehen B<strong>in</strong>dungen auf<br />
gesehiehtlicher Gr<strong>und</strong>lage zu fördern, ist ibre Aufgabe.<br />
Die <strong>Friesen</strong> mögen ihren Ansprucb auf ,,freie <strong>Friesen</strong>" behalten.<br />
Nur sollen sie dureh Selhstkritik <strong>und</strong> Wirkliebkeitss<strong>in</strong>n klar er<br />
kennen, was ibre Freiheil bedeuten soll. F<strong>in</strong><strong>den</strong> sie, naeh Jahr<br />
h<strong>und</strong>erten zaher Ausdauer <strong>in</strong> der Erbaltung ihres Volkstums dire<br />
eigene Form, ibr eigenes. bistorisebes Geseg. daim wer<strong>den</strong> sie<br />
erst recht e<strong>in</strong>e Perle unseres Volkes <strong>und</strong> e<strong>in</strong> wertvolles Element<br />
<strong>in</strong>nerbalb des farbenreiehen germanischen Ganzen se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>en<br />
nicht-nordiscben E<strong>in</strong>seblag haben sie nun e<strong>in</strong>mal, Problematiscbes<br />
ehenfalls, aher es handelt sieh hier um <strong>die</strong> Erziehung zu e<strong>in</strong>em ge-<br />
formten Ausgleieb. Damit erfüllt sieh dann aueh der friesisehe<br />
Freiheitstraum, dem e<strong>in</strong> nun sehou nieht mehr ganz junger Friese<br />
dichterisehen Ausdruek verliehen bat. In se<strong>in</strong>em Gedicht erkl<strong>in</strong>gen<br />
versebie<strong>den</strong>e Saiten. der Gr<strong>und</strong>ton jedoch zeugt von echt fricsi-<br />
sehem Nationalgefühl. Wie <strong>die</strong> Erzeugnisse der friesisehen Lite-<br />
ratur überhaupt, zeigt es <strong>die</strong> kennzeichnen<strong>den</strong> Züge: e<strong>in</strong> stolzes<br />
Gefühl der Verb<strong>und</strong>enbeit mit dem Bo<strong>den</strong>, nationale Eigenart,<br />
e<strong>in</strong>en ausgesprocbenen Idealismus. romantische Sehnsucht naeh dem<br />
Unendliehen. <strong>und</strong> doch wiederum durehsegt von nüebterner natio-<br />
naler Gesellschafts- <strong>und</strong> sozialer Kritik:<br />
24
Heft 7Ï<br />
Ik dreamde my <strong>in</strong> li<strong>in</strong>,<br />
IK DREAMDE MY.<br />
Del „iid him iependocht yn skienste priel:<br />
11 leit sa ryk en bliid yn 'l heg,. I jacht<br />
t<strong>in</strong> '( hal fjm v<strong>in</strong> as der 't de lummel met.<br />
De sjongers dourmje oer 'l jjild,<br />
lil, t<strong>in</strong>ei, de „„leen kl<strong>in</strong>kt al ierde' ram.<br />
Op blanke tsjilken trillel danuedrip,<br />
t l tüzen allers sliigl de uijreek op.<br />
Ik dreamde my <strong>in</strong> jolls,<br />
In lokkieh jolls /en Aid en ki-e/lich skaei,<br />
•** h<br />
''" r<br />
/
ICH TRAUMTE MIR.<br />
leb traumte mir e<strong>in</strong> Land,<br />
Das weith<strong>in</strong> sieh anflnl <strong>in</strong> sehóuster Pracht;<br />
Es liegt s„ relch <strong>und</strong> froli <strong>in</strong> hohcr l.uft<br />
Lnd es hal ke<strong>in</strong> Ende als da, wo es dem Himmei begegnel.<br />
Die Sïnger streifen übei's Feld,<br />
l nd dureh <strong>die</strong> Wolbung kl<strong>in</strong>g! der Pieis der ganzen Erde.<br />
Auf Manken keleheu zillert der Taulropfen.<br />
Aus lausend Altaren sleigt der Weihranch auf.<br />
Ieh triiumte mir e<strong>in</strong> Volk,<br />
E<strong>in</strong> gliieklieh Volk von altem nnd kiafligem Geblüt<br />
Als Herr des Bo<strong>den</strong>»; ihr rullig testes W esen<br />
Verlangt nieht «as nieht se<strong>in</strong> soll; <strong>und</strong> verzagl nieht.<br />
Ihr VVesen hat <strong>die</strong> Glut<br />
Der Morgenröle; das Mannervolk hochgew «ehsen <strong>und</strong> stark<br />
Aiahni dem Element se<strong>in</strong>e kraft, zwang <strong>die</strong> Erde zum Blühen<br />
l'nd hraehte <strong>in</strong> willigen Dienst alles freic Getier.<br />
Die l r<br />
rauen. amnutig <strong>und</strong> sanft.<br />
Tragen friedlieh <strong>und</strong> tien ihre w<strong>und</strong>erbaren Gahen heran.<br />
ke<strong>in</strong>e Zwielracht hrieht das lautere Band<br />
Bis dal! e<strong>in</strong>mal - das grolle Ituhen komml.<br />
E<strong>in</strong>en Diehter traumte ieh mir.<br />
Der Land <strong>und</strong> Volk l.esang. so fest <strong>und</strong> hoch<br />
Wie es je fiber <strong>die</strong> Erde erklang. Wer sah<br />
Se<strong>in</strong> eigen Volk so herrlieh <strong>und</strong> so grol.!?<br />
Ilire treue Kraft tragt es.<br />
Er s<strong>in</strong>gt von Tal <strong>und</strong> Tranm. von Glürk <strong>und</strong> Unglurk.<br />
Aher von Gliiek <strong>und</strong> Leheti am meisten: <strong>in</strong> niaehtige<strong>in</strong> Slrotu<br />
Fliel.it. was von der Zeit ist. naeh der ewigen See.<br />
So trauml' ieli mir.<br />
Aus: ,.Fr>>ke Lan en Fryske Libben."<br />
26<br />
Obe Postma.
<strong>Kriegsvortrage</strong><br />
der Rhe<strong>in</strong>ischen Friedrich-Wilhelms-Universitat Bonn am Rhe<strong>in</strong><br />
Herausgegeben vom GaudozenlenfShrer g. dzt. Reklor Prof. Dr. Karl F. Chudoba<br />
Was sollen wir vom Gegner wissen?<br />
Heft 1, Altmark. E<strong>in</strong> neiier UebergriH britis<strong>die</strong>r Heft 5, Der Korridor im englischen <strong>und</strong> fran-<br />
Arroganz. Von Prof. Dr. Wolfgang Schmidt. zösischen Urteil. Von Prof. Dr. Wilhelm Vleu-<br />
20 M. gels 35 Rpf.<br />
Heft 2: Frankreid, <strong>und</strong> das Reich im Wandel der<br />
H<br />
W e l , p<br />
°* ridPlchmi,, ° l i , i k V o n P r<br />
' ° f<br />
- R^-<br />
Jahrh<strong>und</strong>erte. Von Doz. Dr. Leo Just. 9 Korten H»f. , rr ? t'k " V "«..'• ' • ' T., f<br />
9 Kne<br />
60 Rof S'»' ri<br />
nS Grofibritanniens. Wehr-<br />
H<br />
• pohtische Betrachtungen zum gegenwartigen<br />
Heft 3, Trager <strong>und</strong> Metho<strong>den</strong> der britischen K<br />
'f 0^. Von Doz. Dr. Erid, Feldmann 45 Rpf.<br />
Aufienpolitik. Von Prof. Dr. Wolfgang Sdimidt Helt 8: Politisehe Gewalten <strong>in</strong> England. (Das<br />
50 Rpf Kab<strong>in</strong>eft Churchill.) Von Prof. Dr. Wolfgang<br />
Sdimidt 50 Rpf.<br />
Heft 4. Die Wandlung der englischen Wirtschafts- Heft 9, Der Kampf der Deuts<strong>die</strong>n um ihr Recht <strong>in</strong><br />
struktur. Von Dozent Dr. Th. Wesseis 30 Rpf. Böhmen. Von Prof. Dr. Adolf Zycha 40 Rpf.<br />
Allgeme<strong>in</strong>e Vortrage<br />
Heft 10, Friedrkh Nietzsche <strong>und</strong> <strong>die</strong> deutsche Ge- Heft 15: Die Siedlungsgesdiictite der deuts<strong>die</strong>n<br />
genwart. Von Prof. Dr. K. Justus Obenauer. Ostalpenldnder im Lichte der Ortsnamenfor-<br />
35 Rpf. schung. Von Dozent Dr. Simon Pirchegger.<br />
Heft 11. Friedrich des Gra<strong>den</strong> schlimmstes Jahr. u , „ 35 Rpf.<br />
Von Prof. Dr. Fritz Kern . . . 35 Rpf. Heft 16. Die deutsche Ernahrungswirtschaft. Von<br />
Dozent Dr. W. Busch 40 Rpf<br />
nung. Von Prof. Dr. Kur, Tackenberg. 40 Rpf. H e f, „, '^J^Z^ aus <strong>den</strong>" Kafonfe^<br />
Heft 13. Ueber <strong>die</strong> Stellung der Kohle im deut-<br />
V o<br />
u , " P r<br />
° f<br />
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* K<br />
°ernicke . . 50 Rpf.<br />
schen Wirtschaftskampf vom Standpunkt des<br />
M e<br />
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s Haus Savoyen <strong>und</strong> der Aufsfieg<br />
Chemikers aus betraditet. Von Prof. Dr. Otto Ital.ens. Von Prof. Dr. Leo Just . 1.— RM.<br />
Schmitz-Dumont 20 Rpf. Heft 20. Der geschichtliche S<strong>in</strong>n des Waffenstillstands<br />
mit Frankreich. Von Prof. Dr. Franz<br />
Heft 14. Ungenutzte Möglidikeiten zur Gew<strong>in</strong>- Ste<strong>in</strong>bach 35 Rpf<br />
nung der Nahrungsfreiheit unseres Volkes. Heft 20a. Von der sdiöpferischen Kraft H«, ic,;„'<br />
Von Prof. Dr. H. Blunck . . . 50 Rpf. ges. Von Stu<strong>den</strong>tenKhre* W. Iftel 30 Rpf!<br />
Vortragsreihe: Wissenschaft im Kampf für Deutschïand<br />
Heft 21. Die Kristallstrukturuntersuchung <strong>und</strong> ihre Heft 27, Rönlaenoloaie <strong>und</strong> Volt^«,„„^i,„-. v<br />
Aufgaben <strong>in</strong> der Technik. Von Dozent Dr. Prof. Dr Janter Volksges<strong>und</strong>heit. Von<br />
Willi Kleber 45 Rpf.<br />
Hef. 22, Der Stickstoff <strong>in</strong> unseren Diensten. Von ^taU^aXTrTW<br />
6 0<br />
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Prof. Dr. M. von Stackelberg . . 30 Rpf.<br />
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Heft 23, Kunststoffe als neue Werkstoffe. Von<br />
Dr. habil. Mart<strong>in</strong> . . . . 30 Rpf. Hef, 29,Erbpflege im Dritten Reich. Von Prof.<br />
Heft 24, Deutsche Wissenschaftier als Kolonialpio- ur. r,. rohlisch 50 Rpf.<br />
niere. Von Dozent Dr. Rudolf Lehmensick. p .... ^<br />
40 Rpf. Heft 30= Das Erb- <strong>und</strong> Ersche<strong>in</strong>ungsbild der Psv-<br />
Heft 25, Ueber <strong>die</strong> Erwei.erung der deutschen<br />
d 0 p a h e n<br />
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Erzbasis. Von Prof. Dr. K. F. Chudoba. 45 Rpf.<br />
- &>„„ 40 &<br />
Heft 26, Biologische Gr<strong>und</strong>lag.en für <strong>die</strong> Bevalkerungspolitik.<br />
Von Prof. Dr. H. Wurmbadi. 45 Rf.<br />
" ^ d w i m d t K<br />
Busch . . . / Uo2<br />
Haft 35: Ernst Moritz Arndt <strong>und</strong> der Rhe<strong>in</strong>. Von Heft 38. Die Sicherung der Westgrenze <strong>in</strong> der<br />
Prof Dr. K. J. Obenauer . . . 35 Rpf. deuts<strong>die</strong>n Wehrpolitik von 1870—1914. Von<br />
Prof. Dr. E. feldmann 60 Rpf.<br />
Heft 36: Der aeistige Kampf um <strong>den</strong> Rhe<strong>in</strong>. Von Heft 39: Der Ruhrkrieg. Umri6 <strong>und</strong> Er<strong>in</strong>nerung.<br />
Prof. Dr. L. Just . . 70 Rpf. Von Prof. Dr. F. Kern . . . 50 Rpf.<br />
Heft 40: Der politis<strong>die</strong> Kampf im Rhe<strong>in</strong>lande nadi dem Weltkrieg. Von Gauleiter Staatsrat<br />
Grohé 35 Rpf.<br />
Heft 41: Beethoven. Von Prof. Dr. Schiedermair. Heft 42: Verdun 1916—1940. Von General der In-<br />
40 Rpf. fanterie Weisenberger . . . . 40 Rpf.<br />
Heft 43: Wehrmacht / Jugenderziehung / Hochsdiulbildung. Von Generalmalor FriefJner.<br />
40 Rpf.<br />
f i f<br />
Vortragsreihe: Europa <strong>und</strong> <strong>die</strong> Koloniën<br />
Heft 45: Das spanischo Koloniaireich. Von Prof. Heft 49: Die Kolonisierung Nordamerikas dureh <strong>die</strong><br />
Dr. H. Trimborn 30 Rpf. europaischen Staaten. Von Prof. Dr. G.<br />
Heft 46: Die Gr<strong>und</strong>züge der deuts<strong>die</strong>n Kolonialp<br />
e<br />
« r<br />
politik vor dem Weltkriege. Von Prof. Dr.<br />
K. H. Dietzel 40 Rpf.<br />
2— RM.<br />
Heft 54: Rassen <strong>und</strong> Kuituren <strong>in</strong> Afrika. Von<br />
Prof. Dr. H. Trimborn 1.— RM.<br />
Vortragsreihe: Grle<strong>die</strong>nland<br />
Heft 56- Die Stellung des Griediischen <strong>in</strong>nerhalb Heft 60: Die griechis<strong>die</strong> Philosophie. Von Prof. Dr.<br />
der <strong>in</strong>dogermanis<strong>die</strong>n Spraehe. Von Prof. O. Beier 30 Rpf.<br />
Dr. G. Deeters 30 Rpf. Heft 61: Die Darstellung des Mens<strong>die</strong>n <strong>in</strong> der<br />
griediischen Kunst. Von Prof. Dr. E. Long-<br />
Heft 57: I. Die E<strong>in</strong>wanderung der Griechen. >° ,z<br />
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II. Die Götter der Griechen. Von Prof. Dr. Heft 62: Vom Heroon zur Martyrerbasihka. Neue<br />
H Herter . . . 50 Rpf. archaologische Balkanf<strong>und</strong>e <strong>und</strong> ihre Deutung.<br />
Von Prof. Dr. T. Klauser . . 65 Rpf.<br />
Heft 58: Homer. Von Prof. Dr. E. Bickei. 1- RM. Heft 63, Byzanz <strong>und</strong>I Neugriechenland. Von<br />
Heft 59, Die griechische Tragé<strong>die</strong>. Von Prof. Dr.<br />
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- G. Soyter-Leipzig . . 30 Rpf.<br />
E Bickei 1 — RM. Heft 64, Die Gesehiehte Neu-Grie<strong>die</strong>nlands. Von<br />
Beide Hefte zusammen . . . . 1.90 RM. Prof. Dr. H. Hallmann . . . . 55 Rpf.<br />
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Vortragsreihe: Holland gnd Ftandern<br />
Heft 65, M<strong>in</strong>nesang im Niederrhe<strong>in</strong>ischen Raum. Heft 69, Das deutsche Sprachgebiet um Arel, mit<br />
Von Prof. Dr. Hans Noumann . . 40 Rpf. 1 Karte. Von Prof. Dr. M. Zender 50 Rpf.<br />
Heft 66, Niederlandische Musik des Mittelalters<br />
<strong>und</strong> der Renaissance, von Prof. Dr J<br />
Schmidt-Gorg 40 Rpf.<br />
Heft 67, Schidtsal <strong>und</strong> Erfüllung der viamischen<br />
<strong>und</strong> hollandischen Kunst. Von Prof. Dr. Alfred<br />
Stange 1.75 RM.<br />
H e J a. D a mi n e a| s d 9„ Rohstoffe der Nieder-<br />
a„ d e u n d d e niederlandischen Koloniën.<br />
V o n m D % j o n. Wanner . . 75 Rpf.<br />
Heft 71, <strong>Friesland</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Friesen</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Niederlan<strong>den</strong>.<br />
Von Prof. Dr. J. M. N. Kapteyn-Gro-<br />
Heft 68, Die altniederlandischen Maler <strong>und</strong> Ita-<br />
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lien im XV. Jahrh<strong>und</strong>ert. Von Dozent Dr. Heft 72, Flamlsches Volkstum. Von Dozent Dr.<br />
G. Tröscher 1.40 RM. Erich Röhr 50 Rpf.<br />
Vortragsreihe: Kunst <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
Heft 81: Johcnnes Brahms <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Sendung. Heft 82: Die Kunst der Goethezeit. Von Prof. Dr.<br />
Von Prof. Dr. H. Osthoff . . . 40 Rpf. A. Stange 75 Rpf.<br />
Vortragsreihe: Führungsformen der Völker<br />
Heft 91, König, Volk <strong>und</strong> Gefolgschaft im n c " ~ "<br />
schen Altertum. Von Dozent Dr. B. Rehf<br />
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Heft 92, Platons Staatsideale. Von Prof.<br />
Hans Herter 50 Rpf. ^^^^^^^^^^^^^K^^^^^^^^^^H<br />
Heft 93, Kastenordnung <strong>und</strong> Führertum <strong>in</strong> In<strong>die</strong>n.<br />
Von Prof. Dr. G. Mensch<strong>in</strong>g . . . . 40 Rpf.<br />
Heft 80, Ernst Moritz Arndts Kampf für ,<br />
deutsche Bauerntum. Von Dr. Otfo Terstegen.<br />
60 Rpf. 40 Kpf.<br />
Heft 100, Das Nibelungenlied. E<strong>in</strong>e staufische Elegie oder e<strong>in</strong> deuts<strong>die</strong>s Nationalepos<br />
Von Prof. Dr. H. Naumann. Mit e<strong>in</strong>em Geleitwort zum 100. Knegsvortrag. Von Prof.<br />
Dr. Karl F. Chudoba<br />
5 0 R<br />
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