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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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§ 23. Ausbildung und geistiges Leben 471<br />

Persolvierung des Offiziums zu begegnen, betont Rode entschieden clie geistliche<br />

Lesung, die über Meditation und affektives Gebet zur Kontemplation führen kann<br />

(vgl. Becker XV S. 136 f.). Hier zeigt sich die Notwendigkeit einer Bibliothek, clie<br />

ein weites Feld geistlicher Texte umfaßt, von den altkirchlichen Vätern bis zur zeitgenössischen<br />

Literatur aus der Kartause, der Devotio moderna und aus anderen<br />

Orden. Charakteristisch sind einige Kodizes, in denen das gesammelt ist, was Rode<br />

im besonderen für sein Consuetuclines-Werk als Grundlage brauchte, aber auch<br />

etwa ein Kodex aus Rodes <strong>St</strong>erbejahr, den der Mönch Adrian von Dordrecht kopiert<br />

hat und der Schriften von Johannes von Chrysostomus bis zu Johannes Nider<br />

enthält (vgl. Becker XI S. 292 f.; XVII S. 30 f.; XXXIII S. 57). Josef Montebaur<br />

(S. 54) gibt eine Aufrechnung des Bibliotheksbestandes um 1530, geordnet nach<br />

Sachgebieten. Unübersehbar groß ist der Anteil beim Buchstaben F (= geistliche<br />

Texte). Es folgen D (predigten usw.) und A - C (Bibel und Kommentare). Es legt<br />

der Abt aber großen Wert darauf, das Chorgebet als Meclitation zu verstehen, so<br />

daß die Spaltung zwischen "objektiver" und "subjektiver Frömmigkeit" keine Berechtigung<br />

findet. In dieser grundsätzlichen Einstellung unterscheidet sich die Rodesche<br />

Spiritualität von gewissen Formen der gleichzeitigen Devotio moderna<br />

(vgl. Becker XV S. 134-137). Ähnlich wird auch in der Reform Rodes eine Scheidung<br />

zwischen wissenschaftlicher Bildung und klösterlichen <strong>St</strong>udien vermieden.<br />

Das wissenschaftliche <strong>St</strong>udium baut auf einer vorausgehenden gediegenen monastischen<br />

Formung auf und wird grundsätzlich im Kloster weitergeführt, wozu clie<br />

Bibliothek eine Hilfe bietet. <strong>Die</strong>se kann kurz so formuliert werden: Im Kloster<br />

wird in erster Linie Theologie nicht gelehrt, sondern gelebt (s. § 23,1; vgl. Becker<br />

XV S. 117 Anm. 263). <strong>Die</strong>sem Grundsatz folgten -weiterhin die von Rodes Erneuerung<br />

beeinflußten Klöster, auch Trithemius, der ja sonst clie wissenschaftliche<br />

Bildung übertrieben hoch einschätzte (vgl. Becker XLIII). Als notwendig für eine<br />

solche Formung hält der Abt eine klare und feste Noviziatserziehung (vgl. Becker<br />

XV S. 127).<br />

<strong>Die</strong> Organisation der Bibliothek in der Erneuerungszeit unter Abt Johannes<br />

Rode wäre schwerlich denkbar, hätte nicht dahinter ein Einsatz geistiger und<br />

geistlicher Art gestanden, nämlich eine eifrige Liebe zum Buch. Erstaunlich ist<br />

schon die sofort einsetzende Verfassertätigkeit des Abtes selbst, aber auch später<br />

das Schrifttum des Abtes Eberhard IV von Kamp, des Priors Johannes Kuilenborg<br />

und etwa noch die Konferenzen des Paters Paulus de Gravia vor den Nonnen<br />

von <strong>St</strong>. Irminen, die er in mehreren Bänden niedergeschrieben hat. <strong>Die</strong>se<br />

Verfassertätigkeit ist jedoch - mit Ausnahme derjenigen Rodes - bescheiden<br />

und hatte keine besondere Wirkung über das Kloster hinaus; sie spielt sich vor<br />

allem gelegenheitshalber im seelsorgerlichen Bereich ab und ist eher kompilatorisch<br />

als selbstschöpferisch.<br />

Für keine Epoche in der Geschichte der Abtei <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> gibt es ein so genaues<br />

Bild der Bibliotheksentwicklung wie das 15. und das beginnende 16. Jahr-

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