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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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§ 23. Ausbildung und geistiges Leben 469<br />

Konvent wird durch spätere Handschriften deutlich (s. z. B. § 5,2 a Nr. 204, 227).<br />

Wichtig für die Edition dürfte sein die Florentiner Handschrift Liber subtilitatum<br />

(Causae et curae) (ebd. Nr. 134), die im 15. Jahrhundert den Mönchen in Vil1mar<br />

als Gesundheitsbuch diente. Der Briefwechsel}) zeigt, daß die Heilige sehr oft<br />

von den Äbten oder Mönchen des Klosters um Rat angegangen wurde und<br />

darauf einging. Der früheste Korrespondent war Abt Bertulf II., der wohl bei<br />

Hildegards Aufenthalt in Trier mit ihr bekannt wurde. An ihn richtete sie als<br />

Antwort eine Mahnung zu größerer Gelassenheit und "mütterlicher Zärtlichkeit"<br />

für die Seinen. Ein zweites Mal warnte sie ihn, seinen "Sohn" Gerwin<br />

(Gerwich) mit der Bürde eines Abtsamtes zu belasten, da Gott "diese Wahl<br />

nicht mit seiner Liebe" umfange. An Gerwin selbst, der die Seherin um Rat<br />

gefragt hatte, ging ein Brief mit gleicher Mahnung, und als er dennoch das<br />

Amt in <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong> annahm - wohl nach einer Resignation Bertulfs oder als<br />

Koadjutor -, erhielt er einen tröstenden Brief, der zugleich zu Geduld und<br />

ruhiger Festigkeit in dem unruhigen Konvent aufforderte. Der Konvent richtete<br />

schließlich ein sehr schönes Schreiben an Hildegard, in dem er auf den Liber<br />

Scivias Bezug nahm. <strong>Die</strong> Meisterin antwortete ausführlich und gab in ihrer Schau<br />

ein Bild des inneren Lebens dieser Gemeinschaft: "Jetzt aber spricht das Lebendige<br />

Licht zu den Söhnen dieser Gemeinschaft: Ihr seid die Tempelrnauern, weil<br />

die frühe Kirche euch gepflanzt hat. Flieht daher die eitle Ruhmsucht, den<br />

Hochmut und den <strong>St</strong>urm häufiger Unruhen. Schaut jetzt mit lebendigen Augen<br />

und hört mit inneren Ohren folgendes: Ich sehe nicht, daß eure <strong>St</strong>ätte dem<br />

Untergang anheimfällt, obwohl sie viele Geißelschläge erleiden wird. Lebt also<br />

und seid wachsam in Gott." Sie sieht vier verschieäene Gruppen im Konvent,<br />

von denen drei in ihrem guten Wandel "wie das Morgenrot leuchten, andere<br />

wie Saphir glänzen, wieder andere wie das Licht der <strong>St</strong>erne strahlen", eine vierte<br />

aber "unsauberen Wandels in der Schwärze bitteren Rauches wegen des Eigenwillens"<br />

und der Liebe zu irdischen Gütern und ohne Liebe zu geistlichem<br />

Wandel. "Und ich höre eine <strong>St</strong>imme, die vom Himmel rief: ,Solange diese Gemeinschaft<br />

an diesen drei Lebensweisen festhält, wird sie von Gott nicht verlassen<br />

werden'." Der auf Gerwin folgende Abt Ludwig war Hildegard in ganz<br />

besonderer Weise verbunden und erhielt von ihr, als es sich um die Annahme<br />

der Abtswürde in Echternach handelte und er selbst erkrankt war, die ermunternde<br />

Aufforderung, dieser Wahl zuzustimmen. Aus den Briefen von Ludwig<br />

ergibt sich aber auch, daß er nach dem Tode des Mönchs und Sekretärs Vollmar<br />

1173 Hildegard sehr treu half. Ihm und seinem Nachfolger Godfried wurde<br />

auch die Vita der heiligen Hildegard gewidmet (vgl. Herwegen S. 313; s. § 8).<br />

1) Hildegard, Epistolarium (CCCM 91 A S. 466-485); vgl. § 28: Äbte Bertulf H. bis<br />

Godfried 1.

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