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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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468 5. Religiöses und geistiges Leben<br />

auf die in Trier herrschenden Kreise, nämlich die erzbischöfliche Ministerialität,<br />

als "mögliches Publikum" zu, so daß auch die Verfasser der Gesta in <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong><br />

diesen herrschenden Kreisen nahestehen müssen. Andererseits steht auch<br />

fest, daß das Skriptorium der Abtei unter dem kaiserlich eingestellten Erzbischof<br />

Egilbert (1079 -11 01 ) und auch noch unter Bruno (11 02 -1124), der als Vermittler<br />

zwischen der päpstlichen und der kaiserlichen Partei betrachtet werden<br />

kann, eine Art literarischer Waffenkammer gegen die Gregorianer war (vgl. Bekker<br />

XXX S. 186-189). <strong>Die</strong>se Position der Abtei zu klären, erfordert zuerst wohl<br />

noch Einzelstudien in prosopographischer und literarischer Hinsicht wie auch<br />

ganz besonders über die Veränderungen, die die Hinwendung der Abtei zur<br />

hirsawschen Reform im Konvent seit 1111 ausgelöst haben mag.<br />

Das Skriptorium von <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong> weist zu dieser Zeit auch Interesse an<br />

anderen profanen Themen auf. Nimmt man die Gruppe der durch Nikolaus<br />

von Kues entfremdeten Handschriften als Erzeugnis des Skriptoriums von<br />

<strong>St</strong>. E ucharius, so spiegelt sich darin eine vermehrte Hinwendung zu weltlicher<br />

Wissenschaft und Kultur: lateinische Klassiker, technische Literatur, Dichtung,<br />

Geschichte profaner Art, auch ein frivoles Thema wie das Liebeskonzil von<br />

Remiremont (s. § 5,2a Nr. 28; 2b Nr. 372-381; vgl. Becker XXX S. 189-194).<br />

Im Rahmen der historischen Entwicklung der Abtei wäre dies nur Ende 11 ./<br />

Anfang 12. Jahrhundert möglich, also vor der hirsawschen Reform unter Abt<br />

Eberhard 1. von Kamberg (1111 -1135), auch wenn solche literarischen Interessen<br />

nach der Reform noch eine zeitlang weiterwirken und ihren Niederschlag in<br />

den Erzeugnissen des Skriptoriums finden können.<br />

Eine persönliche Beziehung von Bernhard von Clairvaux zur <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong>-<br />

Abtei ist nicht bekannt, und für die bisweilen behauptete Anwesenheit bei der<br />

Kirchweihe am 13. Januar 1148 gibt es keinen Beleg. Heute noch vorhanden<br />

sind aus der alten Bibliothek von <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> frühe Textzeugen (12./13. Jh.) aus<br />

Bernhards D e diligendo D eo, D e praecepto et dispensatione, D e laude novae militiae und<br />

Sermones super Cantica canticorum nebst anderen Sermones (s. § 5,2 a Nr. 44, 48, 82).<br />

Daß der Einfluß des Heiligen auch später lebendig blieb, zeigen die Rodeschen<br />

Consuetudines im 15. Jahrhundert (CCM 5 S. 288, Autorenreg.).<br />

Demgegenüber ist das Schrifttum der hl. Hildegard ganz bedeutend vertreten,<br />

darunter ihre Trilogie: L iber Scivias, im Vollexemplar zwar nur von 1210 durch<br />

den Schreiber Otto, L iber divinorum operum und L iber vitae meritorum aber als zeitgleiche<br />

Zeugen (s. § 5,2 a Nr. 92, 41, 42, 46). Ihre Briefe dürften nach Ausweis<br />

der Korrespondenz mit der Abtei weitgehend vorhanden gewesen sein, aber<br />

in ihrer Mehrzahl sind sie heute verschollen; unter den von Josef Montebaur<br />

angeführten Exemplaren war die Nr. 329 (S. 82) mit ziemlicher Gewißheit eine<br />

frühe Sammlung, und der Konvent weist in seinem Schreiben an die heilige<br />

Hildegard auf die eigene Lektüre des Liber Scivias hin (Hildegard, E pistolarium:<br />

CCCM 91 A S. 480). Das Weiterwirken ihrer Schriften und das Interesse im

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