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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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§ 22. Ablässe, Wallfahrten, Bruderschaften, Anniversarien 449<br />

<strong>Die</strong> Wallfahrten blieben durch alle Jahrhunderte hindurch beständig. Es wird<br />

von 60000 Gläubigen berichtet, die zwischen 1727 und 1758 die heiligen Sakramente<br />

empfingen (Lager-Müller S. 188); ähnliches wurde schon 1694 festgestellt<br />

(Schüller, Relatio S. 87). Um 1668-70 befand der Konvent von <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong>, daß<br />

Pilger den Armen gleichgeachtet und im Hospital aufgenommen werden sollten<br />

(fBA Abt. 95 Nr. 260 BI. 31 r - 33), 1737 ließ er im Schiff der Kirche sedilia für<br />

die Pilger einrichten (ebd. BI. 63). Über die Wallfahrt nach Trier in der zweiten<br />

Hälfte des 18. Jahrhunderts gibt Guido Groß einen umfassenden Bericht,l ) bei<br />

dem jedoch zu beachten ist, daß er nicht nur <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong>-Wallfahrten betrifft,<br />

sondern auch die alten Pflichtprozessionen, d. h. Bannwallfahrten, Wallfahrten<br />

in den Tagen um <strong>St</strong>. Peter und Paul zur Kathedrale. Doch gingen diese Pilger in<br />

großer Zahl auch nach <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> hinaus. Unter dem Einfluß einer einseitigen<br />

AufkJärung unterband Erzbischof Klemens Wenzeslaus von Sachsen die Prozessionen<br />

und Wallfahrten in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts immer schärfer<br />

und verbot schließlich durch die Ordinatio vom 29. November 1784 (Blattau 5<br />

S. 396) alle Bittgänge von mehr als einer <strong>St</strong>unde Wegstrecke. <strong>Die</strong> Bevölkerung<br />

fügte sich dem nicht und geriet in starke Unruhe. Am 18. Januar 1790 hob der<br />

Kurfürst sein Verbot grundsätzlich auf (Blattau 6 S. 168), wobei er ausdrücklich<br />

die Wallfahrt nach <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> erwähnte. 2 ) <strong>Die</strong> Pilger setzten die Wallfahrten<br />

nach <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> auch unter französischer Herrschaft fort, sogar mit erbittertem<br />

Widerstand, wenn der Verbotsdruck sich brutal auswirkte (vgI. Bernard, Wallfahrten<br />

S. 70 - 73). Im Jahr 1801, als sich die Verhältnisse wieder normalisiert<br />

hatten, meldete ein Domänenempfänger zu Neuß dem Domänendirektor in<br />

Aachen, die Pilgerfahrt nach Trier habe zu einer großen Zahl von Paßanträgen<br />

geführt (Düsseldorf, HauptstaatsA Roerdepart. 3681).<br />

<strong>Die</strong> <strong>Matthias</strong>-Wallfahrt erhielt schon bald eine gewisse Organisation, indem<br />

sich die Pilger einzelner Orte als Bruderschaft zum heiligen <strong>Matthias</strong> zusammenschlossen<br />

und einen verantwortlichen Leiter wählten (s. § 22,3). <strong>Die</strong> Wallfahrt<br />

wurde zu Fuß in Wegstrecken von 40 oder mehr Kilometer täglich durchgeführt,<br />

von den flußnahen mittelrheinischen Orten teilweise zu Schiff. Aus den handschriftlichen<br />

und gedruckten Pilgerbüchlein haben Johannes Hau und später<br />

Birgit Bernard den Verlauf und das Brauchtum des Pilgerns beschrieben. 3 ). Aus<br />

den Fragmenten des Bruderschaftsbuches des 12./13. Jahrhunderts ergibt sich,<br />

I ) V gl. B ERNARD, Wallfahrten S. 16, wo von 40000 Personen im 18. Jahrhundert<br />

gesprochen wird.<br />

2) V gl. Guido GROß, Trier als Pilgerziel in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts (Corona<br />

Amicorum, Alois THOMAS zur Vollendung des 90. Lebensjahres ... H g. von Andreas<br />

HEINZ und Martin PERSCH. Als Ms. gedruckt. 1986 S. 112 -123); BERNARD, Wallfahrten<br />

S. 54-56, 67-69.<br />

:» HAu, Heilige S. 64 - 68; BERNARD, Wallfahrten S. 145 - 205, Wallfahrtsrouten im<br />

Kartenanhang.

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