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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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§ 21 . Reliquien und Reliquienverzeichnisse 437<br />

Spitze des Aufbaus das <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong>-Brustreliquiar, seitwärts die beiden Armreliquiare,<br />

auf dem Altartisch Schreinreliquiare. Ein bis heute geschätztes Andenken<br />

ist das Buchreliquiar mit den Teilreliquien der <strong>St</strong>. Mattheiser Hauptpatrone,<br />

unter denen das kostbare Treuedokument der Mönche des aufgelösten<br />

Klosters verborgen war, und das in der Hand der <strong>Matthias</strong>statue 1) auf dem<br />

letzten Apostelaltar lag (vgI. oben § 12).<br />

Erwartungsgemäß stehen die Reliquien der Klosterheiligen, die hier ihre<br />

frühe Ruhestätte hatten, und andere Trierer Heilige in Kult und Verehrung an<br />

erster <strong>St</strong>elle; sie sind gleichsam die älteste Generation. Mit der Übernahme der<br />

römischen Liturgie lange vor der Jahrtausendwende gerieten aber auch römische<br />

Heilige in das Interessenzentrum, so daß die von Papst Eugen III. zur Kirchweihe<br />

von 1148 aus Rom mitgebrachten Reliquien höchst willkommen waren:<br />

Omnes fere reliquias predictas tulit dominus Eugenius papa de Urbe (MGH SS 15,2<br />

S. 1279). <strong>Die</strong> beiden frühen Reliquienkataloge von 1148 (s. § 3,2c) und um<br />

1243/ 1246 (s. unten S. 63 und 436) zeigen aber auch eine Gruppe von Sachreliquien,<br />

die man wohl ohne Bedenken als Mitbringsel von Kreuzzügen und Pilgerfahrten<br />

ansehen kann, etwa de petra supra quam natus est Dominus, de presepio Domini,<br />

... de sudario Domini, ... sanctorum lnnocentum ... usw. Schon 1148 wird der König<br />

und Martyrer Oswald genannt, aber von seinem Gürtel hören wir erst unter Abt<br />

Johannes IV. Donre (pulch S. 92 f.); es ist nicht bekannt, wann diese Reliquie<br />

erworben wurde.<br />

In einer capside s. Mathie, die ich jetzt ins 13./14. Jahrhundert oder gar noch<br />

später, nicht aber zu 1287 datieren möchte (s. unten S. 438), waren unter vielen<br />

anderen Reliquien auch Kranz und Grabschleier der heiligen Hildegard enthalten.<br />

Sie werden noch in dem unter Abt Gangolf Alderborn 1627 gedruckten<br />

Heiltumsbüchlein "Ad maiorem Dei gloriam ... index sanctorum lipsanorum"<br />

(S. 12) aufgeführt, sind aber jetzt verschollen 2).<br />

Eine besondere Verehrung wurde dem heiligen Quirinus in Verbindung mit<br />

dem heiligen Quintinus entgegengebracht, doch hatte dies einen verhältnismäßig<br />

späten Ursprung (13. Jh.) und war an die Quirinuskapelle auf dem Friedhof<br />

gebunden; bis in das 18. Jahrhundert und darüber hinaus kamen Pilger und<br />

suchten Heilung von Krankheiten, besonders von Kopfweh und Schwindel (s.<br />

§ 3,3 d; Mesenich S. 136 f.; KPr BI. 1). Der Brauch, Reliquien zur Heilung von<br />

Kranken zu verwenden, ist im übrigen oft zu beobachten, z. B. wurde einer<br />

1) Abgebildet in: o. V, Der letzte Apostelaltar in <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> (ebd. 1. 1927 S. 22 ff.).<br />

2) Meine frühere Zuweisung der capsis zur Weihe der Quirinuskapelle beruht auf<br />

einer mißverständlichen Textanordnung in den MGH SS 15,2 S. 1280, wo sie unmittelbar<br />

an den Weihebericht angehängt ist. Daher stammt meine irreführende Auskunft an<br />

Schwester Adelheid SIMON in E ibingen, s. DI ES., <strong>Die</strong> Reliquien der hl. Hildegard und ihre<br />

Geschichte (Hildegard von Bingen. 11 79 -1979. Festschr. z. 800. Todestag der Heiligen.<br />

Hg. v. A. Ph. BRüc K = QAbhhMittelrhKG 33) 1979 S. 371-383, hier 372.

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