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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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398 5. Religiöses und geistiges Leben<br />

dert zu leiden hatte, seien die Reliquien verborgen worden. Um 1050 habe Kaiser<br />

Heinrich 1I. den Erzbischof Eberhard um Reliquien des Apostels gebeten.<br />

<strong>Die</strong>ser wußte davon nichts, habe aber in Rom ein Buch gefunden, in dem geschrieben<br />

stand, die Gebeine seien von der Kaiserin Helena nach Trier überführt<br />

worden.<br />

Man habe dann in Trier nachgegraben und die Reliquien des Apostels gefunden,<br />

sie aber sogleich wieder vergraben, damit ein solcher Schatz nicht entwendet<br />

werde (vgl. Kloos S. 22 f.). Inzwischen ist diese sogenannte "Erstauffindung"<br />

von Michael Matheus auf ihre Historizität nachgeprüft worden, im besonderen<br />

auch auf die Frage hin, ob <strong>Matthias</strong>reliquien des 11. Jahrhunderts in verschiedenen<br />

Kirchen (z. B. Trier-Dom, Bamberg) mit dem "Fund" in <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> zusammenhängen<br />

und eine Bezeugung für die "Erstauffmdung" sein können. Ohne<br />

indes ein gesichertes Ergebnis zu haben, besteht doch eine begründete Vermutung,<br />

daß die "Erstauffindung" eine Legende ist, die nach der "zweiten Auffindung"<br />

zur <strong>St</strong>ützung der Echtheit der Reliquien erfunden wurde 1) . Bedenklich<br />

für die Zuverlässigkeit der Auffindungsberichte ist die schon von Rudolf Kloos<br />

festgestellte Tatsache, daß in der Hs S 98 genau an der <strong>St</strong>elle ein Blatt herausgeschnitten<br />

ist, das für die Umstände der Auffindungen weiteren Aufschluß hätte<br />

geben können. Der Verdacht besteht, daß hier einiges verheimlicht wurde, was<br />

Außenstehenden Anlaß zum Zweifel geben konnte.<br />

In der Bevölkerung stieß die "Auffindung" von 1127 bezeichnenderweise<br />

zunächst nicht auf einhellige oder gläubige Zustimmung. Beim Brande der Kirche<br />

1131 zeigte sich die Mißgunst von Bürgern, die den Mönchen den Leib des<br />

Apostels nicht gönnten und ihn in die <strong>St</strong>adt schaffen wollten (MGH SS 8 S. 230;<br />

s. § 8). Auch unter Pilgern, die nun von weither und in großer Zahl kamen,<br />

wurde über die Echtheit der Reliquien diskutiert. Eine heftige Kritik erlaubte<br />

sich quidam maligne mentis ... : Quidnam ... anilibus fabulis creditis? Nescitis clericos<br />

monachosque ad fingendum talia plurimum callere, questus gratia suisque prestigiis marsupiis<br />

nostris et apothecis laqueos ponere? Nimirum ut epulis vacent illi, ieiunandum nobis erit; ut<br />

illi superhabundent, nos egebimus. Und nach Hinweis auf bisherigen Heiligen- und<br />

Reliquienkult faßte er zusammen: Quasi vero haec non sufficiant, novum bis quodammodo<br />

de Mathia deunculun faciunt, ut patrium fundum penitus emungant. Redite itaque ad<br />

cor, et videte, quia deliramenta sunt haec anilia magis quam vera miracula (MGH SS 8<br />

S. 231 = Ex inventione et miraculis s. Mathiae). Ihm wurde indes von seinen<br />

eigenen Verwandten und anderen Pilgern widersprochen.<br />

<strong>Die</strong> Verehrung des Apostels <strong>Matthias</strong> setzte sich in den nächsten Jahren<br />

jedoch durch, vor allem bei dem einfachen Volk, das wohl in dem zuletzt berufe-<br />

1) Herr Professor Dr. Michael MATHEus hat seine Untersuchung vor längerer Zeit<br />

in einem Vortrag dargelegt. Er gedenkt, die Untersuchung in größerer Breite durchzuführen<br />

und dann zu publizieren. Ich danke ihm für die Einsicht in sein Manuskript.

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