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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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350 4. Verfassung<br />

Schäden der Abtei auf (K Best. 210 Nr. 2223 S. 75). Auch um Rückgabe der von<br />

dem Markgrafen geraubten elf Giockenstücker, die im kurfürstlichen Palast sein<br />

sollten, bat er 1556 den Kurfürsten und 1560 das Domkapitel um einige Zentner<br />

Glockenspeise zum Neuguß (K Best. 210 Nr. 2223 S.77, 157). Sachleistungen<br />

wurden bei bestimmten Anlässen begehrt, so zum 1. Juli 1550 zwei Wagenpferde<br />

und ein Wagenknecht für die Reise zum Reichstag in Augsburg ([BA Abt. 95<br />

Nr. 269 S. 7) .<br />

Unter den Landständen im Oberstift des Kurstaates war <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> eine<br />

der wirtschaftlich stärksten Institutionen. Es war daher zu erwarten, daß der Abt<br />

dieses Klosters im Klerus der Landstände eine bevorzugte <strong>St</strong>ellung einnahm; er<br />

gehörte zum Vorsitz. Das hatte sich unter Abt Johannes Il. Rode eindrucksvoll<br />

gezeigt, als dieser 1431 im Bistumsstreit als Prokurator des Trierer <strong>St</strong>iftsklerus<br />

in Würzburg und 1432 mit dem jungen Nikolaus von Kues und Helwig von<br />

Boppard, dem Dekan des Oberweseler Liebfrauenstifts, für den erwählten Ulrich<br />

von Manderscheid tätig war (vgl. Becker XV S. 21-24). Der Abt von <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong><br />

war bis 1669, als <strong>St</strong>. Maximin endgültig seinen Anspruch auf Reichsunmittelbarkeit<br />

verlor, der Primas des oberstiftischen Klerus im Landtag, nachher der<br />

Abt von <strong>St</strong>. Maximin. 1 ) Doch bleibt hier eine Unklarheit, da schon um 1547<br />

der Abt von <strong>St</strong>. Maximin an erster und derjenige von <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> an zweiter<br />

<strong>St</strong>elle als Vertreter der Geistlichkeit genannt werden. 2 ) Es bestand allem Anschein<br />

nach auch hier eine gewisse, ungeklärte Konkurrenz zwischen den beiden<br />

Abteien, die auf den nie verwundenen Verlust der Reichsunmittelbarkeit der<br />

mächtigsten Trierer Abtei zurückgeht.<br />

Wie allgemein in den europäischen <strong>St</strong>aaten setzte sich im 17./ 18. Jahrhundert<br />

auch im Kurstaat Trier ein absolutistischer und zentralistischer Regierungsstil<br />

durch. Ein extremes Beispiel lieferte Kurfürst Philipp Christoph von Sötern mit<br />

seiner frankreichfreundlichen Politik, die in ihren Auswirkungen sich auch nach<br />

der Rückkehr aus seiner Gefangenschaft auf die Abtei <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> richtete. Er<br />

widerrief die von dem mitregierenden Domkapitel während seiner Abwesenheit<br />

gewährte Rückerstattung des Ortes Villmar und ließ seinen Zorn vor allem an<br />

Abt Nikolaus Trinckeler aus (s. § 25,10 und 28).<br />

<strong>Die</strong> erzbischöflichen Eingriffe betrafen vor allem die Wahlen. Das Nonnenkloster<br />

Marienberg vor Boppard unterstand seit seiner Gründung der Aufsicht<br />

des Abtes von <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong>, aber seit dem 16. Jahrhundert gibt es Anzeichen,<br />

daß der Erzbischof dieses Kloster ganz und unmittelbar in seine Hand zu nehmen<br />

suchte. Als Abt Cyrill Kersch (1675 -1700) bei der Äbtissinnenwahl am<br />

I ) R. LAuFNER, <strong>Die</strong> Landstände von Kurtrier im 17. und 18. Jahrhundert (Rhein Vjbll<br />

32. 1968) S. 298.<br />

2) V gl. 0. Graf von LoOZ-CORSWAREM, Ein Entwurf zu einer kurtrierischen Landesvereinigung<br />

vo n 1547 und seine Vorlagen (RheinVjb1l38. 1974) S.246f.

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