08.10.2013 Aufrufe

Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

346 4. Verfassung<br />

begründer der Bibliothek und der gottesdienstlichen Ausstattung angesehen<br />

werden (s. § 8) . <strong>Die</strong> Erzbischöfe behandelten die Abtei als ihre Eigenkirche und<br />

ernannten Äbte oder ließen sie nach ihrem Wunsche wählen, z. B. die Äbte<br />

Gother, Bertulf 1., Reginhard, Eberhard I. von Kamberg, später etwa Johannes<br />

11. Rode, Johannes IV. Donre (s. § 14,1 und § 28). Es war denn auch bis in die<br />

Bursfelder Zeit hinein immer der Erzbischof, der die Abtswahl bestätigte und<br />

vor dem der Obödienzeid geleistet wurde (MrhR 1 Nr. 1992); die Bursfelder<br />

Kongregation strebte übrigens nie nach einer Exemtion von der bischöflichen<br />

Gewalt. Daß sich der Konvent oft dem Klosterherrn und seiner Kirchenpolitik<br />

anpaßte, zeigt beispielsweise die Produktion des Skriptoriums von <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong><br />

unter Erzbischof Egilbert (vgl. § 23,2), der im Investiturstreit die antipäpstliche<br />

Partei ergriff (s. § 16,1).<br />

<strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong> war in seinem <strong>St</strong>atus als bischöfliches Kloster auch nie umstritten.<br />

Als zweitwichtigste Trierer Abtei suchten die Erzbischöfe sie zu ihren Gunsten<br />

gegen die Reichsabtei <strong>St</strong>. Maximin aus- und aufzubauen, wie die Schenkungen<br />

bzw. Restitutionen von Egbert bis Egilbert zeigen. Unter den Bischofsurkunden<br />

hat die Restitution von 1038 durch Erzbischof Poppo eine besondere<br />

Bedeutung: sie ist in ihrer Echtheit, soweit zu sehen, weder von Otto Oppermann<br />

noch einem anderen Historiker bestritten worden. In ihr wird dem Abt<br />

und dem Konvent von <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong> die volle Rechtsgewalt über die familia des<br />

Klosters und das Jahrgeding (placitum) gegeben, wobei nur der Marktzoll am<br />

<strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong>fest und die Banngewalt bei homicidium ausgenommen sind, und<br />

kein Zender (centurio) (also der städtische) darf hierbei ohne des Abtes und des<br />

Konventes Zustimmung mitwirken. <strong>Die</strong>s gilt offenbar für die Grundherrschaft<br />

um die Abtei in den in der Urkunde von 1038 genannten Begrenzungen<br />

(MrhUB 1 S. 365 Nr. 310). Noch 1190 kurz vor dem Ende der pfalzgräflichen<br />

Vogtgewalt im E rzstift nahm der Abt mit dem Vogt am placitum teil, nicht der<br />

städtische Zender (centurio) . Hier liegt wohl die Wurzel für das grundherrschaftliche<br />

Obergericht mit Berufungsinstanz für ziemlich alle abteilichen Herrschaften;<br />

Villmar allerdings ist eine Ausnahme (s. § 16,5). <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong> stand also<br />

sicher unter der fördernden Gunst des bischöflichen Oberherrn, der hier seine<br />

herrschaftliche <strong>St</strong>ellung rings um die <strong>St</strong>adt ausbaute.<br />

Für den Erzbischof und seine <strong>St</strong>ellung im <strong>St</strong>ift und in der <strong>St</strong>adt Trier brachte<br />

die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts insofern eine gefährliche Situation, als die<br />

schon längst aufsässigen erzbischöflichen Ministerialen die Herrschaft an sich<br />

zu reißen begannen und auch tatsächlich ihre Macht bedrohlich wuchs.<br />

<strong>Die</strong> E rzbischöfe mußten gegen diese übermächtige Gruppe der <strong>Die</strong>nstmannschaft<br />

und der ihnen nahestehenden erzbischöflichen Vasallen eine feste, zuverlässige<br />

<strong>St</strong>ütze finden (vgl. Kentenich, Trier S. 133-138). Hier liegt ein wichtiger<br />

Spannungspunkt, und wie schon gesagt, boten sich die bischöflichen Abteien<br />

rings um die <strong>St</strong>adt als Rückhalt an, den die Bischöfe fördern mußten. Äußere

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!