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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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§ 14. Klosterämter, Ko nvent und fan/dia 299<br />

zweckgebundene Vermögen für einzelne Offizien. Aber andere Quellen lassen<br />

auch wieder vermuten, daß sich schnell, schon 1364, besondere Fonds für den<br />

Konvent und für den Abt zu bilden begannen, so wenn der Abt aus dem gesamten<br />

von ihm verwalteten Abteigut etwa den Hof Polch als "Konventsgut" bezeichnete<br />

(K Best. 210 Nr. 316; 370; vgl. ebd. 302 und 2202 S. 194). Abt Rode<br />

stellte die ursprüngliche, benediktinische Ordnung wieder her.<br />

Das Ansehen des Abtes wuchs bis in die Neuzeit hinein durch Gebrauch<br />

äußerer Zeichen. Das persönliche Siegel ist vom 11 . Jahrhundert an bezeugt,<br />

später verbunden mit dem persönlichen Wappen (vgl. § 18). <strong>Die</strong> Pontifikalien<br />

(Mitra) ließ Abt Joffrid II. Dunne von Leiningen von Papst Bonifatius IX. am<br />

14. November 1389 verleihen (s. § 28). Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts<br />

nahm der repräsentative Aufwand für den Abt bei Festen und dergleichen zu;<br />

die allgemeine Lebenshaltung der Barockzeit machte sich bemerkbar 1 ) . Bei all<br />

dem mag mitgespielt haben die <strong>St</strong>ellung des Abtes innerhalb des Klerus im<br />

Trierer Oberstift (s. § 16,3, 7, 8).<br />

Von Abt Johannes Rode haben wir eine Beschreibung des Abtsamtes. Besonders<br />

ausgedehnt ist neben der schon erwähnten Wahlordnung die Schilderung<br />

der äbtlichen Liturgie, die gegenüber der bisherigen Ausformung schlichter ist,<br />

aber betont den Abt als ersten Liturgen des Klosters hervorhebt (CCM 5<br />

S. 128-161; vgl. Becker XV S. 103 f.). Rode ist hier offenbar von der pseudodionysischen<br />

Auffassung der kirchlichen Hierarchie beeinflußt, vielleicht mittelbar<br />

über Nikolaus von Kues und seine Concordantia catholica (vgl. Becker XXV<br />

S. 35 - 38). Charakteristisch dürfte sein, daß er in einer aus dem Liber ordinarius<br />

von Lüttich übernommenen Formulierung das Wort tamquam architector einfügt:<br />

Est igitur in monasterio abbas tamquam architector curam germs de spiritualibus et temporalibus<br />

rebus monasterii universam ... (CCM 5 S. 93 18 f.) . Hier zeigt sich die starke<br />

Herausstellung des Ordnungsgedankens, zu der Rode als Jurist sehr neigt. Dennoch<br />

übersieht er nicht, daß die Kirche - und damit auch eine Klostergemeinschaft<br />

- ein Organismus ist und fügt in seinen geistlichen Schriften theologische<br />

Betrachtungen über die Kirche als mater ecclesia und sponsa Christi bei, in denen<br />

die geistliche Seite des Abtsamtes klar zum Ausdruck kommt (vgl. Becker XV<br />

S. 155-160). Insgesamt stellt er in seinen Anweisungen und Schriften das Amt<br />

des Abtes als eines Hirten und Vaters wieder her, das im Mittelalter weithin zu<br />

einer vom Konvent getrennten Prälatur geworden war. Bezeichnend ist sein<br />

Eingehen auf die individuelle, seelische Beschaffenheit und Situation der Brüder.<br />

Obwohl der Prior für gewöhnlich der Beichtvater der Mönche ist, bleibt die<br />

geistliche Führung des Abtes unbestritten; "der Abt selbst (ist) der alleinige<br />

Hirte, der das Antlitz seiner Schafe kennen und über die ihm anvertraute Herde<br />

1) KPr BI. 141 t v , 144\ 185 t -189 t ; S Hs. 26 Rez. 1752: Mahnung zu größerer Einfachheit<br />

beim Tisch des Abtes.

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