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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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286 3. Historische Übersicht<br />

ren, sei es auch zur Außenwelt (s. § 14,2), wirkte sich auf den Lebensstil der<br />

Gemeinschaften erheblich aus. Sowohl aus den Familien, aus denen Mitglieder<br />

in der kurfürstlichen Verwaltung tätig waren, wie aus dem <strong>St</strong>udium an der Universität,l)<br />

das im letzten Viertel des Jahrhunderts durch erzbischöfliche Verordnungen<br />

verpflichtet wurde, strömte die Gedankenwelt der Aufklärung und eine<br />

allgemein kritische Einstellung zur Autorität, im besonderen zum Gehorsam<br />

und zur Verfügung über den täglichen Lebensbedarf, in die Klöster ein. <strong>Die</strong><br />

schon erwähnten Konventsforderungen vor einer Abtswahl ("Wahlkapitulationen")<br />

sind Beispiele hierfür.<br />

Sind Mönche aus <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> namhaft zu machen, die in den späten 80er<br />

Jahren in dieser aufklärerischen Richtung eine führende Rolle spielten? Adalbert<br />

Reinarts darf ausscheiden, er war seit 1780 nicht mehr im Konvent. Es müssen<br />

einflußreiche Personen gewesen sein. Der Blick fällt zunächst auf P. Johannes<br />

D'Avis, der nicht nur eine gute theologische Ausbildung hatte, sondern auch<br />

seit 1773 eine bedeutende <strong>St</strong>ellung an der Universität besaß. Von 1780 bis 1782<br />

war er Dekan der theologischen Fakultät. Wichtiger für die <strong>St</strong>ellung und den<br />

Einfluß von 0' Avis ist sein sehr enges Verhältnis zu Erzbischof Klemens Wenzeslaus.<br />

Er gehörte zu dessen Vertrauten und wurde am 6. Februar 1784 zum<br />

iurisdictionarius seu procurator der Abtei bestellt. Als Pfarrvikar von <strong>St</strong>. Medard ging<br />

er so stark in seinen Pfarrpflichten auf, daß die Bursfelder Visitatoren von 1768<br />

rieten, ihn wegen der Vernachlässigung des Chors und seiner auffalligen auswärtigen<br />

Besuche vom Pfarramt zu absolvieren, es wurden ihm aber nur Auflagen<br />

gegeben, die ihn enger an das Klosterleben banden. Dem entspricht das Lob,<br />

das ihm die Sendschöffen der Pfarrei bei der Pfarrvisitation von 1778 wegen<br />

seiner guten Predigten und Katechese erteilten. Es ist klar, daß ein solcher Mann<br />

den Absichten des Erzbischofs, wie er sie schließlich in den Ordinaten von 1789<br />

ausdrückte, willkommen war, so daß er am 6. Februar 1784 vom Erzbischof<br />

zum Prokurator der Abtei bestellt und auch sonst, z. B. in den Angelegenheiten<br />

von <strong>St</strong>. Maximin, herangezogen wurde. Indes starb D'Avis am 31. August 1789,<br />

als gerade vier Monate vorher die Ordinaten in Kraft gesetzt waren, somit war<br />

der für die Durchsetzung der Ordinaten führende Mönch aus dem Konvent<br />

ausgeschieden. Eine zwielichtige Figur, die man wohl ohne Bedenken als empfänglich<br />

für die aufklärerischen Neuerungen charakterisieren darf, war P. Valerius<br />

Boudeler, doch weilte er in den entscheidenden 80er Jahren meist in Langsur<br />

und hatte wohl weniger Einfluß. Es läßt sich also nicht feststellen, wer von<br />

den Mönchen in <strong>St</strong>. Mattruas als führende Persönlichkeit den erzbischöflichen<br />

Bestrebungen entgegenkam. Für den bedachtsamen Prior Quintin Werner war<br />

nach dem Tode von P. Johannes D'Avis eine leichtere Möglichkeit gegeben, den<br />

1) V gl. die sehr differenzierende Arbeit von Guido GROSS, Trierer Geistesleben unter<br />

dem Einfluß von Aufklärung und Romantik (1750 -1850). 1956.

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