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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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284 3. Historische Übersicht<br />

jungen Mönchen eine Wunde hinterließ, die kaum mehr verheilte, während die<br />

älteren Mönche und auch einsichtige junge (Hubert Becker) dieses Erlebnis<br />

verkraften konnten. Unter den 67 Professen seit 1712 findet sich nur ein einziger<br />

Apostat, Adalbert Reinarts, und dieser scheint ein Psychopath gewesen zu sein.<br />

Es gilt, dies alles zu bedenken, um das Verhalten des Konvents und auch der<br />

einzelnen Mitglieder unter den tief eingreifenden erzbischöflichen Maßnahmen<br />

und Reformversuchen der 80er Jahre zu verstehen.<br />

<strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> war schon an die erzbischöflichen Eingriffe und Verwaltung<br />

gewöhnt. Außerdem waren bestimmte Vorgänge und Bräuche schon lange gang<br />

und gäbe: durch die Wahl kapitulationen seit Beginn des Jahrhunderts die Wahl<br />

des Priors durch den Konvent, ebenso die Wahl des Hausarztes, die Einsetzung<br />

eines besonderen Archivars, Konventswünsche zur Besserung der Mahlzeiten<br />

und des Tischweins und dergleichen mehr (s. § 14,2). Durch die Administration<br />

von 1783 war auch die Bursfelder Kongregation, die 1780 ihr letztes Generalkapitel<br />

gehalten hatte, völlig ausgeschaltet. Obgleich die Visitatoren der Kongregation<br />

noch 1752 und 1764 streng auf die Wahrung der klösterlichen paupertas<br />

gedrängt hatten (s. § 14,2: Abschnitt über peculium) , war der Brauch eines "Spielpfennigs'(1)<br />

(Taschengeld) in größerem Ausmaß in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts<br />

wieder in das Kloster eingekehrt, obwohl in verschleiert legitimer<br />

Form, zumal bei den Mönchen in Pfarreien und sonst beim Aufenthalt außerhalb<br />

des Klosters. So ist auch die großzügige Anschaffung aktueller Literatur zu<br />

erklären, etwa bei P. Hubert Becker (s. § 5,le). <strong>Die</strong> Sorge um zeitgemäße Bildung<br />

in den Ordinaten des Erzbischofs dürfte im Hinblick auf <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> überflüssig<br />

gewesen sein, eher gab es ein Zuviel, wie es P. Prior Quintin Werner zu verstehen<br />

gab 2 ) und der Erzbischof 1794 in später Einsicht selbst gestand.<br />

Bei diesem Zustand des Gemeinschaftslebens ist es verständlich, daß bei den<br />

Brüdern mittleren und jüngeren Alters kaum Vorbehalte gegenüber den Ordinaten<br />

bestanden, weil vieles von all dem schon üblich war. Aber ein Verlangen zur<br />

Umwandlung des Klosters in ein weltliches <strong>St</strong>ift war im Konvent im allgemeinen<br />

nicht vorhanden, höchstens eine Bereitschaft, sich in das Unvermeidliche zu<br />

fügen. 3 ) Ein anonymes Schreiben an Herr Geheimer Rath und Offtzia" Hoch Zu<br />

verehrender Herr (auch: unseres hochverehrten Batrons = Geheimer Rat und Offizial<br />

Ludwig Joseph Beck ?), das aus der Kommunität von <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> nach März<br />

1789 geschrieben wurde, ist voll Lobes über die erzbischöflichen Maßnahmen<br />

für die Abtei, die den Frieden wiedergebracht hätten. Voll und ganz wird die<br />

1) S. § 30: Maurus Ehlen, zu 1768; vgl. MARX, Gesch. Erzstift Trier 5 S. 196 -198;<br />

RESMINI, Klöster S. 261 - 263.<br />

2) V gl. RESMI NI, Klöster S. 266 Anm. 88: afteraufklärung.<br />

3) V gl. MARX, Gesch. Erzstift Trier 5 S. 200 f.; im Gegensatz dazu <strong>St</strong>. Maximin, wo<br />

der Konvent mehrheitlich für die Umwandlung bereit war, s. BEC KER XlV.

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