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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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§ 8. Vom 10. Jahrhundert bis 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts 253<br />

scheinlich von erzbischöflicher Seite geplant und vorbereitet und stand im <strong>Die</strong>nste<br />

erzbischöflicher Autoritätsdarstellung und -erhöhung. Das "Apostelgrab" in<br />

der bischöflichen Abtei blieb noch lange ein Pfand in der Hand des <strong>St</strong>adtherrn<br />

und wurde auch so gesehen.<br />

Es kann also mit Hinweis auf die noch eigens zu behandelnde Frage der<br />

Auffindung der Apostelreliquien davon ausgegangen werden, daß die Erzbischöfe<br />

an dem Bau der neuen Kirche und der damit verbundenen Darstellung<br />

ihres Ansehens und ihrer Macht ein großes Interesse hatten. <strong>Die</strong>s kam unter<br />

Erzbischof Albero auch darin zum Ausdruck, daß die Weihe der Kirche am 13.<br />

Januar 1148 durch Papst Eugen IH. zu einer großartigen Feier gestaltet wurde,<br />

an der der ganze päpstliche Hof mit vielen Kardinälen und Bischöfen teilnahm,<br />

der Erzbischof selbst aber mit dem Papst den Hauptaltar und den Altar ad<br />

tumbam beati Mathie apostoli konsekrierte (MGH SS 15 S. 1278 f.; 24 S. 378). Wenn<br />

der neue Abt von <strong>St</strong>. E ucharius, Bertulf 11., nun stets in der Umgebung des<br />

Erzbischofs erschien und unter den Urkundenzeugen fast immer nach den<br />

Reichsäbten an erster <strong>St</strong>elle genannt wurde und auch mit Abt Richard von Springiersbach<br />

am 16. Januar 1152 am <strong>St</strong>erbelager Alberos in Koblenz weilte, dann<br />

weist dies auf die Bevorzugung der alten Bischofsabtei hin. Allerdings ist zu<br />

beachten, daß der Abt von <strong>St</strong>. Maximin nach dem endlichen Rückerwerb des<br />

Klosters durch den Erzbischof unter den Urkundenzeugen auch weiterhin an<br />

erster <strong>St</strong>elle der Trierer Äbte stand. Unter Alberos Regierung gelangte <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong><br />

auf den Höhepunkt seiner mittelalterlichen Geschichte und seines über Trier<br />

weit hinausreichenden Ansehens, denn die Verehrung der Apostelreliquien löste<br />

eine Wallfahrt aus, deren Einzugsgebiet sich von der Nordsee bis zu den Alpen<br />

erstreckte, sich aber auf das deutsche Sprachgebiet beschränkte (vgl. § 22,2 - 3<br />

und 19,3). <strong>Die</strong> Abteikirche wurde also auch Wallfahrtskirche und war wohl von<br />

vornherein als solche geplant oder wurde während des Baues zu einer solchen<br />

umgeplant; der Wandel des Namens von <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong> zu <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> war die<br />

Konsequenz dieser Entwicklung. <strong>Die</strong> seit dem Ende des 11 ./ Anfang des 12.<br />

Jahrhunderts wachsende Machtstellung der bischöflichen Ministerialität in Trier,<br />

die sich mit den cives gegen die bischöfliche <strong>St</strong>adtherrschaft wandten 1), blieb<br />

nicht ohne Einfluß auf die stadttrierischen Klöster. <strong>Die</strong> Zusammensetzung des<br />

Konvents in <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong> wandelte sich entsprechend von einem rein edel freien<br />

zu einem gemischtadeligen, wobei bekanntlich die Grenze zwischen Ministerialität<br />

und cives bzw. scabini offen ist.<br />

Aus dieser sozialen <strong>St</strong>ellung der Abtei ist u. a. vielleicht auch die Unterstellung<br />

des 1123 von reichsministerialischen Familien gegründeten Frauenklosters<br />

Marienberg bei Boppard 2 ) unter den Abt von <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong> zu verstehen (vgl.<br />

1) G. K ENTENICH, Trier S. 133 - 137; SCHULZ, Ministerialität passim.<br />

2) H EYEN, 850 Jahre Marienberg (BoppardBeitrrHeimatkde 8) 1973; BECKER XXX<br />

S.200-203.

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