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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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252 3. Historische Übersicht<br />

allem den Bau der neuen Kirche auf diesem Hintergrund des Ringens zwischen<br />

Erzbischof und Reichsabtei <strong>St</strong>. Maximin zu überdenken, ist sicherlich angemessen.<br />

Zwar gibt es kaum eine Nachricht über eine besondere Anregung oder eine<br />

persönliche Teilnahme des Erzbischofs zu Beginn des Kirchenneubaus. Der<br />

erste Bericht über Baurnaßnahmen (MGH SS8 S.227-231) handelt über das<br />

Jahr 1127, als Erzbischof Bruno schon seit etwa zwei bis drei Jahren verstorben<br />

war, aber Abt Eberhard hatte inzwischen den groß geplanten Bau begonnen.<br />

Überraschend und vielleicht auch vielsagend ist die offenherzige Erklärung über<br />

den eigentlich fehlenden Beweggrund des riesigen Unternehmens: Quaeumque<br />

oeeasione opus istud ineeptum sit, Jaetum non est absque divina dispensatione, maxime eum<br />

nulla veterum aedificiorum urgente ruina tale sit opus exorsum, quod tam sumptuosum tamque<br />

inaestimabile postulmit impendium ... Also man weiß nicht recht, warum man nach<br />

etwa 100 Jahren schon wieder neu baut. Man kann nur vermuten, daß mit dem<br />

Neubau nicht nur ein erhöhtes Ansehen der erzbischöflichen Abtei, sondern<br />

auch des Erzbischofs selbst beabsichtigt war. Außerdem muß der Kirchbau im<br />

Zusammenhang mit der "Auffindung" der maiora eorporis ossa (MGH 8 S. 229)<br />

des Apostels <strong>Matthias</strong> gesehen werden, die schon vor Regierungsbeginn Erzbischof<br />

Alberos "wiedergefunden" wurden (vgl. dazu § 19,3). Hatte <strong>St</strong>. Maximin<br />

bisher den hl. Johannes, den Evangelisten, als besonderen Patron seiner Kirche<br />

und als Zeugnis seiner alten Bedeutung für <strong>St</strong>adt und Bistum Trier (vgl. Kölzer<br />

S. 65-67 Anm. 210), so konnte der Erzbischof jetzt auf das "Grab" eines Apostels<br />

in seinem konkurrierenden Bischofskloster verweisen. <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> wurde<br />

so ein Gegengewicht gegenüber der Rechtsabtei <strong>St</strong>. Maximin, die allerdings 1139<br />

wieder in die Hände des Erzbischofs Albero (1131 -1152) gelangte.<br />

Das bischöfliche Kloster <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong>, bisher Grabstätte der "Aposteljünger"<br />

und Gründerbischöfe <strong>Eucharius</strong> und Valerius, - jetzt zusätzlich "Grabstätte"<br />

eines Apostels -, das erhöhte das Ansehen und die Geltung des Erzbischofs<br />

auch als <strong>St</strong>adtherrn in seiner Residenzstadt außerordentlich. Eine kleine<br />

Episode während eines Brandes der Kirche im Jahre 1131 erhellt, wie argwöhnisch<br />

die <strong>St</strong>adtbevölkerung den neuen Besitz der Apostelreliquien beurteilte.<br />

Während eines Brandes kam der <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong>-Sarkophag in Gefahr, und man<br />

suchte, ihn aus der Kirche zu zerren, was nur mit Mühe und durch wunderbares<br />

Eingreifen gelang. Dabei halfen auch Bürger, aber malignae mentis in unum eongregati,<br />

eommuni traetabant eonsilio, qualiter idem (1) sareophagum Joras extractum arte qua<br />

possent laborarent ut inde subtraetum urbi inferrent; dieentes, manifestis indieiis declarasse,<br />

non esse ipsius voluntatis amplius ibi eommorari, euius protectionis omnimodis monaehi indigni<br />

Juissent (MGH SS 8 S. 230; Kloos S. 159 f.). Es ging also darum, den Mönchen<br />

und damit auch dem Erzbischof die kostbare Reliquie zu entreißen und sie in<br />

die Verfügung der <strong>St</strong>adt zu bringen. Wenn, wie noch darzulegen sein wird (s.<br />

§ 19,3), die "Auffindung" historisch nicht zu halten ist, aber doch einen begründeten<br />

Anlaß gehabt haben muß, dann war dies in letzter Instanz höchstwahr-

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