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Die Benediktinerabtei St. Eucharius - St. Matthias ... - Germania Sacra

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§ 8. Vom 10. Jahrhundert bis 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts 251<br />

kann es doch als gesichert gelten, daß Erzbischof Bruno den Mönch Eberhard<br />

aus der hirsauischen Abtei Großkomburg um 1111 nach <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong> als Abt<br />

holte und so dem Kloster eine neue Observanz gab, die c1uniazensisch bestimmt<br />

war. Organisatorisch waren die Hirsauer in keiner Weise mit Cluny verbunden,<br />

so daß sich die bisher wohl nur lockere Verbindung zu <strong>St</strong>. Maximin löste, obgleich<br />

die nachbarliche Nähe keine Entfremdung aufkommen ließ. <strong>Die</strong> kaiserfreundliche<br />

Bindung des Klosters (vgl. § 16,2) blieb weiter bestehen und läßt<br />

sich in der Produktion des Skriptoriums verfolgen. Eine Reihe Beobachtungen<br />

liturgischer Art selbst noch bis ins 15. Jahrhundert, architektonische Planeigenheiten<br />

an der in den 20er Jahren des 12. Jahrhunderts neu gebauten dritten<br />

Kirche und c1uniazensisches Brauchtum (prior-Verfassung, vgl. § 14,3 a), ja selbst<br />

das Vorhandensein der Hirsauer <strong>St</strong>atuten noch im Bibiliotheksverzeichnis des<br />

16. Jahrhunderts (heute verschollen) sind deutliche Hinweise dafür, daß nicht<br />

nur ein neuer Mann in den Konvent kam, sondern auch eine neue Observanz.<br />

Man kann mit Sicherheit annehmen, daß diese <strong>St</strong>atuten während der nächsten<br />

Jahrhunderte zumindest offiziell galten, obwohl sich allmählich, wohl schon im<br />

13. Jahrhundert, neue Verfallserscheinungen bemerkbar machten (s. Becker<br />

XXX).<br />

Ein sichtbares Denkmal der neuen Bedeutung der bischöflichen Abtei im<br />

Süden Triers ist der riesige Bau der heute noch stehenden dritten Kirche, die<br />

den Blick schon von den Höhen rings um das Moseltal auf sich zieht. <strong>Die</strong><br />

Faustregel "Reform ergibt Bautätigkeit", und umgekehrt "Reform setzt Bautätigkeit<br />

irgendwelcher Art voraus" stimmt sicher in diesem Fall, doch steckt wohl<br />

noch etwas mehr hinter diesem Vorgang in <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong>. Zwischen dem Regierungsbeginn<br />

des Abtes Eberhard und dem Beginn der neuen Kirche einige Zeit<br />

vor 1127 liegen etwa 15 Jahre. Von den vier benediktinischen Männerabteien<br />

rings um die <strong>St</strong>adt waren <strong>St</strong>. Martin und <strong>St</strong>. Marien ad martyres bischöflich, <strong>St</strong>.<br />

Maximin dagegen eine Reichsabtei, um deren Wiedergewinnung - sie war bis<br />

ins 8./9. Jahrhundert ebenfalls bischöflich gewesen - sich die Erzbischöfe bisher<br />

erfolglos bemüht hatten. <strong>Die</strong> bis heute noch währenden Forschungen über<br />

die Urkundenfälschungen von <strong>St</strong>. Maximin, mit denen sich das uralte, selbstbewußte<br />

Kloster gegen die Umarmung des Erzbischofs verzweifelt zu wehren<br />

gesucht hatte (vgl. Kölzer, Urkundenfälschungen), bezeugen, wie hart und mit<br />

welch unterschiedlichen Mitteln der Kampf um die Selbständigkeit geführt<br />

wurde. Aber 1139 unterlag das Reichskloster (vgl. Wisplinghoff, Untersuchungen<br />

S. 59 - 61 ), konnte aber diesen Schlag nie verwinden, trotz aller weiteren<br />

Niederlagen in seinen Berufungsprozessen. Trotzig blieben Reichsadler und<br />

Schwert bis ins 18. Jahrhundert die Wappenzier, selbst die Exemtion vom Trierer<br />

Erzbischof wurde immer neu bestritten und sogar - wissentlich oder unwissentlich?<br />

- von der päpstlichen Kurie bzw. dem Nuntius in Köln gedeckt (vgl.<br />

Becker XIV S. 173 f.). <strong>Die</strong> Vorgänge im <strong>St</strong>. <strong>Eucharius</strong> des 12. Jahrhunderts, vor

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