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Produktportfolioanalyse - The Performance Portal

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<strong>Produktportfolioanalyse</strong>:<br />

Das Instrument für eine<br />

fundierte Unternehmensstrategie<br />

Die <strong>Produktportfolioanalyse</strong> ist bei der Beurteilung des Risiko-<br />

Rendite-Profils verschiedener Produktlinien ein wertvolles<br />

Hilfsmittel. Zudem unterstützt sie Unternehmen dabei, fundierte<br />

unternehmensstrategische Entscheidungen zu treffen.<br />

88 <strong>Performance</strong> Doppelausgabe 2.2009 | 1.2010


Fallstudie / <strong>Produktportfolioanalyse</strong><br />

<strong>Performance</strong> Doppelausgabe 2.2009 | 1.2010 89


Unternehmen mit mehreren<br />

Produktlinien versuchen<br />

häufig zu verstehen, wie eine<br />

einzelne Produktlinie mit<br />

anderen Produkten inter agiert<br />

und was die daraus entstehenden<br />

Konsequenzen für Profitabilität<br />

und Risikoprofil sind.<br />

Es handelt sich hierbei um<br />

eine wichtige Überlegung zur<br />

Unternehmensstrategie, da<br />

vollstän dige Daten zum Risiko-<br />

und Renditeprofil der einzelnen<br />

Produktlinien einen sach -<br />

kundigeren Entscheidungs -<br />

fin dungsprozess in folgenden<br />

Strategiebereichen flankieren.<br />

„Bei einem schlauen<br />

Hasen hat der<br />

Bau drei Ausgänge.“<br />

Sprichwort aus China<br />

90 <strong>Performance</strong> Doppelausgabe 2.2009 | 1.2010<br />

Vertriebs- und<br />

Marketingkampagnen<br />

Volatilität und Marge stellen bezüglich des Vertriebsergebnisses einer Produktlinie<br />

zwei zentrale Faktoren für die Profitabilität und Marketingstrategie dar,<br />

weil sie die Risiko-Ertrags-Relation in jedem einzelnen Geschäftsbereich verdeutlichen.<br />

Anhand von detaillierten Informationen zu Volatilität und Marge<br />

innerhalb einer Produktlinie lässt sich berechnen, wie hoch der tatsächliche<br />

Ertrag eines Geschäftsbereichs in Relation zu den eingegangenen Risiken ist.<br />

Dies unterstützt das Unternehmen bei der Entscheidung über die besten<br />

Vertriebs- und Marketingbedingungen.<br />

Bestandsmanagement<br />

Volatile Umsätze sind eine ernsthafte Bedrohung für eine kostengünstige Vorratsverwaltung.<br />

Darunter leidet auch die Profitabilität, da die Erträge schwanken<br />

und die Lagerhaltungskosten massiv beeinflusst werden. Der „Worst Case“<br />

wäre ein potenzieller Liquiditätsengpass, der die finanzielle Stabilität des Unternehmens<br />

bedroht.<br />

Kostensenkung<br />

Unternehmenslenker lassen sich bei ihren Entscheidungen über die mögliche<br />

Veräußerung einer Produktlinie häufig von den zugrunde liegenden Gewinnmargen<br />

leiten. Doch dies kann unterm Strich zu weniger effizienten Ergebnissen<br />

führen, wenn dabei die mit der Marge verbundenen Risiken außer Acht<br />

gelassen werden. Risiko und Ertrag stehen in einer positiven Beziehung zueinander.<br />

Im Idealfall sollte das Unternehmen eine Produktlinie abstoßen, wenn<br />

sie geringe Margen bei hoher Volatilität aufweist und das Unternehmen deutlich<br />

zu hohen Risiken aussetzt, ohne ausreichende Erträge zu generieren. Produktlinien<br />

mit geringen Margen und geringer Volatilität bergen für das Unternehmen<br />

zwar keine exzessiven Risiken, sollten jedoch ebenfalls hinsichtlich einer<br />

Desinvestition überprüft werden, falls sich dadurch die Profitabilität erhöht.<br />

Investitionsentscheidungen<br />

Die Analyse des jeweiligen Risiko-Ertrags-Profils der Produktlinien im Unternehmen<br />

unterstützt künftige Investitionsentscheidungen und untersucht, wie sich<br />

diese auf die Gesamtrisiken auswirken und die Finanzierungskosten im Hinblick<br />

auf einen Anstieg der Kapitalkosten beeinflussen.<br />

Investitionsbewertungen<br />

Da die einzelnen Produktlinien in der Regel unterschiedliche Risiko-Ertrags-Profile<br />

aufweisen, würde die Anwendung eines einheitlichen Kapitalkostenansatzes<br />

(Common Cost of Capital) für die Investitionsbewertung aller Produktlinien zu<br />

einer bestimmten Tendenz bei der Projektbeurteilung führen. So ist es möglich,<br />

dass die Risiken im Zusammenhang mit einigen Produktlinienprojekten überschätzt<br />

werden. Daraus könnte ein Projekt resultieren, das die Wertvorteile des<br />

Unternehmens letztlich nicht angemessen berücksichtigt. Gleichzeitig würde<br />

man die Risiken in anderen Produktlinien unterschätzen und dadurch eventuell<br />

in Projekte mit zu hohen Risikoprofilen investieren. Projekte, die auf diesen Voraussetzungen<br />

basieren, schaffen keine Wertvorteile, sondern begünstigen vielmehr<br />

eine Werterosion oder lassen sich mit der vom Unternehmen gewählten<br />

Risikostrategie nicht vereinbaren.


Verkaufsspanne<br />

1<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Abbildung 1: Portfolioanalyse<br />

Produktlinie 5<br />

Wachstum<br />

Produktlinie 4<br />

Bedingungen<br />

nachbessern<br />

Nicht optimal<br />

Produktlinie 7<br />

<strong>Produktportfolioanalyse</strong><br />

Die Analyse des Produktportfolios ist ein<br />

sehr nützliches Instrument, um das Risiko-<br />

Ertrags-Profil von Produktlinien zu beurteilen<br />

und eine fundierte Entscheidungsfindung<br />

zu unterstützen, auf der die Unternehmensstrategie<br />

basiert. Unternehmen<br />

verfügen häufig über mehrere Produktlinien,<br />

die ein Portfolio aus verschiedenen<br />

Vermögenswerten bilden. Jeder Vermögenswert,<br />

d. h. jede Produktlinie, besitzt individuelle<br />

Risiko- (Volatilität) und Ertragsmerkmale.<br />

Letztere lassen sich anhand<br />

von Finanzkennzahlen wiedergeben, die sich<br />

Unternehmen sind traditionell ausschließlich<br />

auf die Profitabilität ihrer Produktlinien<br />

fokussiert. Die Beurteilung der mit einer<br />

Produktlinie verbundenen Risiken ist jedoch<br />

eine wesentliche Voraussetzung für einen<br />

präzisen und aussagekräftigen Vergleich<br />

der Produktlinienportfolios. Hohe Renditen<br />

bergen in der Regel hohe Risiken. Dies ist<br />

eine Maxime aus der Finanztheorie, da die<br />

Aussicht auf hohe Renditen als Anreiz<br />

dient, gleichzeitig höhere Risiken einzugehen.<br />

Im Idealfall ist ein hoher Ertrag<br />

Produktlinie 1<br />

Produktlinie 2<br />

Produktlinie 3<br />

Produktlinie 6<br />

0 5.000 10.000 15.000 20.000<br />

Volatilität<br />

Desinvestition<br />

Nicht optimal<br />

/ Fallstudie / <strong>Produktportfolioanalyse</strong><br />

Strenge<br />

Lagerkontrolle<br />

am jeweiligen Analysezweck orientieren.<br />

Im Allgemeinen werden Kennzahlen wie<br />

Verkaufsspanne, Bestandsmarge, Gesamtkapitalrendite<br />

(ROA) oder Gewinnmarge<br />

berücksichtigt. Die Analyse von Produktlinien<br />

nach Risiko- und nicht nur nach Ertragskriterien<br />

führt eine weitere Dimension<br />

ein, die sich für die Ausrichtung der Unternehmensstrategie<br />

als außerordentlich hilfreich<br />

erweist. Mit diesem Ansatz sind eine<br />

Reihe von Implikationen verbunden, die<br />

den Entscheidungsprozess auf der obersten<br />

Führungsebene unterstützen.<br />

Vertriebs- und Marketingkampagnen,<br />

Bestandsmanagement<br />

mit einer niedrigen Volatilität verknüpft. Im<br />

Gegensatz dazu schürt ein niedriger Ertrag,<br />

verknüpft mit einer hohen Volatilität, ernsthafte<br />

Zweifel an der Fähigkeit der fraglichen<br />

Produktlinie, für das Unternehmen echte<br />

Wertvorteile zu generieren, ohne gleich zei -<br />

tig das Gesamtrisikoprofil zu er höhen.<br />

Abbildung 1 zeigt die Analyse eines Unternehmens<br />

mit mehreren Assetklassen und<br />

veranschaulicht die umsatzbezogene Marge<br />

und Volatilität bei sieben Produktlinien.<br />

<strong>Performance</strong> Doppelausgabe 2.2009 | 1.2010 91


Abbildung 2: Cash-Analyse in den Produktlinien<br />

Verkaufsspanne<br />

1<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Gewinntreiber<br />

Produktlinie 5<br />

Auslaufprodukt<br />

Produktlinie 4<br />

Produktlinie 7<br />

Die Produktlinien 4 und 5 schneiden dabei<br />

hinsichtlich ihres Risiko- und Ertragsprofils<br />

am besten ab. Im Vergleich zu den anderen<br />

Produktlinien des Unternehmens ist ihre<br />

Volatilität (Risiko) relativ gering, während<br />

die Margen (Ertrag) sehr hoch sind. Wir<br />

haben es hier mit einer idealen Situation<br />

zu tun und empfehlen daher dem Unternehmen,<br />

seine Marktanteile in diesen beiden<br />

Produktlinien auszuweiten. Die Produktlinien<br />

1, 3 und 6 stimmen mit dem allgemeinen<br />

Risiko-Ertrags-Profil überein: Hohe<br />

Volatilität trifft auf hohe Erträge. Die hohe<br />

Volatilität kann sich jedoch negativ auf das<br />

Bestandmanagement auswirken. Wir ra -<br />

ten daher zu einer strengen Lagerkontrolle.<br />

Produktlinie 2 ist nicht optimal: Der hohen<br />

Volatilität, vergleichbar mit den Produktlinien<br />

1, 3 und 6, stehen keine ähnlich<br />

hohen Margen gegenüber. Wir empfehlen<br />

eine Desinvestition der Produktlinie 2,<br />

da diese lediglich das Gesamtrisikoprofil erhöht,<br />

aber keine angemessenen Erträge<br />

für das Unternehmen generiert. Produktlinie<br />

7 ist ebenfalls nicht optimal. Doch trotz<br />

der niedrigsten Marge von allen Produktlinien<br />

ist die niedrige Volatilität ein positives<br />

Merkmal. Das Unternehmen sollte deshalb<br />

seine Vertriebsbedingungen nachbessern,<br />

um die Profitabilität zu verbessern.<br />

92 <strong>Performance</strong> Doppelausgabe 2.2009 | 1.2010<br />

Produktlinie 1<br />

Produktlinie 2<br />

Produktlinie 6<br />

0 2.000 4.000 6.000 8.000<br />

Gesamtumsatz in Tsd.<br />

Stars<br />

Cash-Treiber<br />

Produktlinie 3<br />

Die Bestandsmarge stellt eine weitere<br />

nützliche Finanzmatrix für die Analyse des<br />

Risiko-Ertrags-Profils von Produktlinien<br />

dar. Sie gibt die Vertriebsspanne im Hinblick<br />

auf die Gesamtinvestitionen für Vorräte<br />

wieder und unterstützt das Unternehmen<br />

dabei, die Effizienz seines Bestandsmanagements<br />

zu beurteilen.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Fähigkeit<br />

der Produktlinien zur Cashgenerierung.<br />

Dieser Aspekt ist insbesondere angesichts<br />

der aktuellen Marktbedingungen von<br />

Bedeutung, da Kredite nur eingeschränkt<br />

verfügbar sind und die Cashgenerierung<br />

für die Unternehmen eine zentrale Herausforderung<br />

darstellt, um ihre ausstehenden<br />

Verbindlichkeiten zu reduzieren und eine<br />

mögliche finanzielle Schieflage aufgrund<br />

der gestiegenen Finanzierungskosten<br />

zu vermeiden. Abbildung 2 untersucht dieselben<br />

Produktlinien wie Abbildung 1,<br />

allerdings aus einer anderen Perspektive.<br />

Hier haben wir die Marge und den Gesamtumsatz<br />

der Produktlinien als zentrale Variablen<br />

eingefügt, um jene Produktlinien


herauszufiltern, die potenziell mehr Cash<br />

(liquide Mittel) generieren und die Profitabilität<br />

im Unternehmen erhöhen könnten.<br />

Die Produktlinien 4 und 5 weisen zwar auf<br />

einen niedrigen Gesamtumsatz hin. Gleichwohl<br />

zählen sie aufgrund ihrer hohen Margen<br />

zu den „Gewinntreibern“ im Unternehmen.<br />

Die Produktlinien 1, 3 und 6 sind die<br />

besten Performer – die „Stars“ – gemessen<br />

an ihrer Fähigkeit zur Cashgenerierung:<br />

Hohe Umsätze treffen auf angemessen<br />

hohe Margen. Deshalb erzielen diese Produktlinien<br />

die höchsten Wertvorteile für<br />

das Unternehmen. Bei Produktlinie 2 ist<br />

die Marge gering, der Umsatz jedoch hoch,<br />

wodurch sich diese Produktlinie als „Cashtreiber“<br />

qualifiziert. Produktlinie 7 kennzeichnen<br />

eine niedrige Marge und ein ebenso<br />

niedriges Umsatzvolumen.<br />

Die Produktlinien 4 und 5 schneiden dabei<br />

hinsichtlich ihres Risiko- und Ertragsprofils<br />

am besten ab. Im Vergleich zu den anderen<br />

Produktlinien des Unternehmens ist ihre<br />

Volatilität (Risiko) relativ gering, während<br />

die Margen (Ertrag) sehr hoch sind. Wir<br />

haben es hier mit einer idealen Situation<br />

zu tun und empfehlen daher dem Unternehmen,<br />

seine Marktanteile in diesen beiden<br />

Produktlinien auszuweiten. Die Produkt<br />

linien 1, 3 und 6 stimmen mit dem allgemeinen<br />

Risiko-Ertrags-Profil überein:<br />

Hohe Volatilität trifft auf hohe Erträge. Die<br />

hohe Volatilität kann sich jedoch negativ<br />

auf das Bestandmanagement auswirken.<br />

Wir raten daher zu einer strengen Lagerkontrolle.<br />

Produktlinie 2 ist nicht optimal:<br />

Der hohen Volatilität, vergleichbar mit<br />

den Produktlinien 1, 3 und 6, stehen keine<br />

ähnlich hohen Margen gegenüber. Wir empfehlen<br />

eine Desinvestition der Produktlinie<br />

2, da diese lediglich das Gesamtrisikoprofil<br />

erhöht, aber keine angemessenen Erträge<br />

für das Unternehmen generiert. Produktlinie<br />

7 ist ebenfalls nicht optimal. Doch trotz<br />

der niedrigsten Marge von allen Produktlinien<br />

ist die niedrige Volatilität ein positives<br />

Merkmal. Das Unternehmen sollte deshalb<br />

seine Vertriebsbedingungen nachbessern,<br />

um die Profitabilität zu verbessern.<br />

Die Bestandsmarge stellt eine weitere<br />

nützliche Finanzmatrix für die Analyse des<br />

Risiko-Ertrags-Profils von Produktlinien dar.<br />

Sie gibt die Vertriebsspanne im Hinblick auf<br />

die Gesamtinvestitionen für Vorräte wieder<br />

und unterstützt das Unternehmen dabei,<br />

die Effizienz seines Bestandsmanagements<br />

zu beurteilen.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Fähigkeit<br />

der Produktlinien zur Cashgenerierung.<br />

Dieser Aspekt ist insbesondere angesichts<br />

der aktuellen Marktbedingungen von<br />

Bedeutung, da Kredite nur eingeschränkt<br />

verfügbar sind und die Cashgenerierung für<br />

die Unternehmen eine zentrale Herausforderung<br />

darstellt, um ihre ausstehenden<br />

Verbindlichkeiten zu reduzieren und eine<br />

mögliche finanzielle Schieflage aufgrund<br />

der gestiegenen Finanzierungskosten zu<br />

vermeiden. Abbildung 2 untersucht dieselben<br />

Produktlinien wie Abbildung 1, allerdings<br />

aus einer anderen Perspektive. Hier<br />

haben wir die Marge und den Gesamtumsatz<br />

der Produktlinien als zentrale Variablen<br />

eingefügt, um jene Produktlinien herauszufiltern,<br />

die potenziell mehr Cash<br />

(liquide Mittel) generieren und die Profitabilität<br />

im Unternehmen erhöhen könnten.<br />

Die Produktlinien 4 und 5 weisen zwar auf<br />

einen niedrigen Gesamtumsatz hin. Gleichwohl<br />

zählen sie aufgrund ihrer hohen<br />

Margen zu den „Gewinntreibern“ im Unternehmen.<br />

Die Produktlinien 1, 3 und 6 sind<br />

die besten Performer – die „Stars“ – gemessen<br />

an ihrer Fähigkeit zur Cashgenerierung:<br />

Hohe Umsätze treffen auf angemessen<br />

hohe Margen. Deshalb erzielen diese Produktlinien<br />

die höchsten Wertvorteile für<br />

das Unternehmen. Bei Produktlinie 2 ist<br />

die Marge gering, der Umsatz jedoch hoch,<br />

wodurch sich diese Produktlinie als „Cashtreiber“<br />

qualifiziert. Produktlinie 7 kennzeichnen<br />

eine niedrige Marge und ein ebenso<br />

niedriges Umsatzvolumen.<br />

<strong>Performance</strong> Doppelausgabe 2.2009 | 1.2010 93


Kostensenkung und<br />

Investitionsentscheidungen<br />

Die Kostensenkungs- und Investitionsstrategie<br />

sind zentrale Stellhebel der mittel- bis<br />

langfristigen Profitabilität. Sie werden von<br />

mehreren Faktoren beeinflusst. Die Portfolio<br />

analyse ist deshalb ein wertvolles Instrument<br />

zur Unterstützung der Entscheidungsfindung<br />

im Unternehmen.<br />

Abbildung 3 illustriert das potenzielle Szenario<br />

eines Unternehmens mit zahlreichen<br />

Produktlinien. Diese haben wir in drei Kategorien<br />

unterteilt: niedrige, mittlere und<br />

hohe Marge. Die Produktlinien A und E gleichen<br />

sich in ihren Margen. Wenn man beide<br />

Produktlinien nur aus dieser Perspektive<br />

heraus betrachtet, scheinen sie den gleichen<br />

Grad an Wertschöpfung zu erreichen.<br />

Allerdings ist die Volatilität der Produktlinie<br />

E bedeutend höher. Von daher ist die Produktlinie<br />

A vorzuziehen, da sie bei gleicher<br />

Marge (Ertrag) eine wesentlich geringere<br />

Volatilität (Risiko) aufweist. Das Unternehmen<br />

sollte die Produktlinie E abstoßen und<br />

auch über eine Desinvestition der Produktlinie<br />

C nachdenken, da Letztere eine ähnliche<br />

Volatilität wie die Produktlinien A und<br />

D besitzt, aber die Marge geringer ist.<br />

Idealerweise sollte das Unternehmen eine<br />

<strong>Performance</strong> erreichen, die in der Abbildung<br />

als sogenannte Effizienzlinie orange<br />

eingefärbt ist. Die Effizienzlinie markiert<br />

den optimalen Trade-off aus Risiko und<br />

Ertrag für das Produktlinienportfolio. Die<br />

Unternehmensstrategie muss das bestehende<br />

Risiko-Ertrags-Profil entsprechend<br />

berücksichtigen und beurteilen, ob neue<br />

Investitionsentscheidungen zu den Produktlinien<br />

das Gesamtrisikoprofil eventuell<br />

verändern und letztlich die Finanzierungskosten<br />

in die Höhe treiben. So wird sich<br />

das Gesamtrisikoprofil wahrscheinlich in<br />

Richtung der Effizienzlinie erhöhen, wenn<br />

sich das Unternehmen beispielsweise entschließt,<br />

in eine Produktlinie mit sowohl<br />

hohen Margen als auch einer hohen Volatilität<br />

zu investieren.<br />

94 <strong>Performance</strong> Doppelausgabe 2.2009 | 1.2010<br />

Abbildung 3: Portfolioanalyse – Kostensenkung und Investitionsentscheidungen<br />

Marge<br />

(in Prozent)<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

Hohe<br />

Marge<br />

Mittlere<br />

Marge<br />

Niedrige<br />

Marge<br />

Produktlinie 1<br />

Produktlinie B<br />

Investitionsbwertung<br />

Eine sachgerechte Investitionsbewertung<br />

ist für viele Unternehmen der Königsweg<br />

zur Wertschöpfung. Doch häufig sind sie<br />

nicht in der Lage, das tatsächlich in ihren<br />

Produktlinien vorhandene Risikoniveau<br />

vollständig einzuschätzen. Stattdessen evaluieren<br />

sie die verschiedenen Investitionen<br />

in den einzelnen Produktlinien mithilfe ihres<br />

einheitlichen Kapitalkostenansatzes. Die<br />

große Gefahr dieses Ansatzes besteht darin,<br />

die echten Produktlinienrisiken entweder<br />

zu unter- oder zu überschätzen. Investitionen,<br />

die nicht mit der Unternehmensstrategie<br />

und -politik in Einklang stehen,<br />

weil das Risikoniveau und die zugehörigen<br />

Kapitalkosten zu niedrig sind, könnten<br />

aufgrund der zugrunde gelegten einheitlichen<br />

Kapitalkosten ebenso abgelehnt werden<br />

wie Projekte, die über das Potenzial zur<br />

Wertschöpfung verfügen, bei denen aber<br />

der Risikofaktor als zu hoch befunden wird.<br />

Die Portfolioanalyse lässt sich mithilfe<br />

ökonometrischer Methoden ausweiten, um<br />

Produktlinie D<br />

Produktlinie A<br />

Produktlinie C<br />

Effizienzlinie<br />

Produktlinie E<br />

0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35<br />

Volatilität<br />

das Risikoniveau in den einzelnen Produktlinien<br />

zu bestimmen. Dabei ist das Unternehmens-Beta<br />

die am häufigsten verwendete<br />

Kennzahl zur Risikomessung. Ausgehend<br />

von der Annahme, dass ein Unternehmen<br />

mit mehreren Produkten ein Portfolio<br />

aus Vermögenswerten darstellt, besitzt jeder<br />

einzelne Vermögenswert ein Risikoprofil,<br />

das anhand dieses Beta-Faktors messbar<br />

ist. Daraus folgt, dass das Unternehmens-<br />

Beta dem gewichteten Durchschnitt der<br />

Produktlinien-Betas entspricht. Die Gewichtungen<br />

spiegeln sich im jeweiligen Umsatzanteil<br />

der Produktlinie wider oder im Anteil<br />

der Unternehmensaktiva, die pro Produktlinie<br />

investiert wurden. Historische Daten<br />

zum Unternehmens-Beta sowie zu den<br />

Gewichtungen der einzelnen Produktlinien<br />

dienen als Basis, um das Beta für jede Produktlinie<br />

zu berechnen. Abbildung 4 zeigt<br />

die Wertpapiermarktlinie (Security Market<br />

Line) für das Unternehmen und sämtliche<br />

Produktlinien.


Die Wertpapiermarktlinie beschreibt die erwartete<br />

Rendite in Abhängigkeit vom Beta-<br />

Faktor. Das Unternehmens-Beta entspricht<br />

dem gewichteten Durchschnitt aus dem<br />

Beta mehrerer Produktlinien, wobei sich die<br />

Gewichtungen im Umsatzanteil widerspiegeln,<br />

den jede Produktlinie generieren<br />

kann.<br />

Darüber hinaus illustriert Abbildung 4 auch,<br />

dass die Anwendung des gleichen Risikos<br />

(des gleichen Beta-Faktors) im Hinblick auf<br />

das Investitionsbewertungsprojekt oder alle<br />

Produktlinien zu einem verzerrten Ergebnis<br />

führen kann, da fehlerhafte Kapitalkosten<br />

zugrunde liegen. In diesem Fall würde den<br />

Produktlinien A, F und G ein niedriges Risikoniveau<br />

zugeordnet, was letztlich zur Annahme<br />

eines Projekts führen könnte, das<br />

in Wirklichkeit ein höheres Risikoprofil aufweist,<br />

als im Rahmen der Unternehmensstrategie<br />

und -politik erlaubt. Gleichzeitig<br />

würde den Produktlinien C, D und E ein<br />

Abbildung 4: Wertpapiermarktlinie<br />

Return on equity<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

Unternehmen 1,26<br />

Produktlinie A: 1,1<br />

Produktlinie E: 1,1<br />

Produktlinie B: 1,7<br />

Produktlinie D: 1,4<br />

Produktlinie F: 2,0<br />

Produktlinie C: 0.7<br />

15<br />

0.5 0.7 0.9 1.1 1.3<br />

Beta<br />

1.5 1.7 1.9 2.1<br />

hohes Risikoprofil zugeordnet. Das Unternehmen<br />

könnte deshalb Projekte ablehnen,<br />

die bei näherer Betrachtung mit einer Wertschöpfung<br />

verbunden sind, da dies nicht<br />

erkannt wird, weil die geschätzten Kapitalkosten<br />

zu hoch angesetzt wurden. Die Portfolioanalyse<br />

und Disaggregation des Beta-<br />

Fazit<br />

Die Portfolioanalyse ist ein effektives und<br />

zeitnahes Instrument zur Verbesserung<br />

der Entscheidungsfindung in unterschiedlichen<br />

Bereichen der Unternehmensstrategie.<br />

Ihre hohe Flexibilität erlaubt eine<br />

breite Anwendung bei zahlreichen Herausforderungen<br />

des täglichen Geschäftsbetriebs.<br />

Aus Sicht der Unternehmenslenker<br />

ist die Portfolioanalyse deshalb<br />

ein wesentliches Instrument für eine fundierte<br />

Strategie. Nach unseren Erfahrungen<br />

konnten bereits viele erfolgreiche<br />

Unternehmen, die dieses Instrument bei<br />

ihren strategischen Entscheidungen<br />

einsetzen, eine höhere Wertschöpfung<br />

erzielen.<br />

Autor<br />

Fabrizio Jacobellis<br />

Ernst & Young United Kingdom<br />

Faktors unterstützen hingegen eine fundierte<br />

und solide Entscheidungs findung und<br />

wirken dem Risiko entgegen, Investitionen<br />

zu tätigen, die nicht in Einklang mit der Unternehmenspolitik<br />

stehen.<br />

<strong>Performance</strong> Doppelausgabe 2.2009 | 1.2010 95

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