08.10.2013 Aufrufe

Verschwundene Wege - Heimatverein Stadt Teltow 1990 e.V.

Verschwundene Wege - Heimatverein Stadt Teltow 1990 e.V.

Verschwundene Wege - Heimatverein Stadt Teltow 1990 e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Verschwundene</strong> <strong>Wege</strong><br />

von Rudolf Jaeckel<br />

<strong>Teltow</strong> war einst ein wichtiges Zentrum der Verwaltung in der Mark Brandenburg. Die Lehnrichter<br />

hatten seit dem späten Mittelalter ihren Sitz in <strong>Teltow</strong>. <strong>Teltow</strong> wurde nach Einführung der Stein-<br />

Hardenberg'schen Reformen Kreisstadt, und die Landräte residierten bis 1871 in der <strong>Stadt</strong>. Danach<br />

blieb <strong>Teltow</strong> zwar Kreisstadt, das Landratsamt befand sich aber in Berlin, und seit 1953 hat der<br />

Kreis <strong>Teltow</strong> aufgehört zu existieren. Im Zuge der damaligen Gebietsreform entstand zunächst der<br />

Kreis Potsdam-Land. Nach <strong>1990</strong> erfolgte abermals eine Neugründung, und der Kreis Potsdam-<br />

Mittelmark entstand. Der Verwaltungssitz ist nun Bad Belzig. <strong>Teltow</strong> ist nur noch ein<br />

Ballungsgebiet am Rande der Bundeshauptstadt Berlin.<br />

Im frühen 19. Jahrhundert und davor war <strong>Teltow</strong> auch geographisch ein Zentrum, das mit den<br />

umliegenden Gemeinden viel direkter verbunden war, als das heute der Fall ist. Das Reisen und<br />

Transportieren von Gütern erfolgte noch mit Muskelkraft, da suchte man immer möglichst kurze<br />

und günstige <strong>Wege</strong>, die zum gewünschten Ziel führten. Es entstanden im Laufe der Zeit möglichst<br />

geradlinige <strong>Wege</strong>, die z. T. später zu festen Straßen umgebaut wurden. Ein großer Teil der alten<br />

<strong>Wege</strong> war aber nicht wichtig genug, umgebaut zu werden. Neue Bauwerke wie Eisenbahnlinien,<br />

Kanal und Schnellverkehrsstraßen kreuzten die alten, kurzen <strong>Wege</strong>, und die Nutzer waren<br />

gezwungen, nun auf Umwegen an ihr Ziel zu kommen (siehe Seite 8 und 9).<br />

Rund um <strong>Teltow</strong> gibt es einige solcher <strong>Wege</strong>, die noch mehr oder weniger gut zu erkennen sind.<br />

Einige sind auch abschnittsweise noch erhalten, werden aber nur noch für den lokalen Verkehr<br />

benutzt. Folgende Ziele waren in alten Zeiten anders als heute zu erreichen:<br />

Dahlem<br />

Vor dem Bau des <strong>Teltow</strong>kanals (1901 – 1906) hat es am Westende des <strong>Teltow</strong>er Sees eine Brücke<br />

über die Bäke gegeben (siehe Karte von 1850 oben). Auch eine <strong>Teltow</strong>kanal-Brücke mit dem<br />

Namen Fritz-Schweitzer-<br />

Brücke existierte bis zum<br />

April 1945. Dann wurde sie im<br />

Rahmen von<br />

Verteidigungsversuchen<br />

gesprengt und später nicht<br />

wieder errichtet. Die von der<br />

Lichterfelder Allee abgehende<br />

Wupperstraße, die über die<br />

Brücke führte, ist jetzt auf der<br />

Berliner Seite in ein Industrieareal<br />

einbezogen und bildet<br />

keine Verbindung mehr zum<br />

Dahlemer Weg in Zehlendorf,<br />

der bis zu dem damaligen<br />

Rittergut führte (heute<br />

Domäne Dahlem), in dem die<br />

letzten Lehnrichter und ersten<br />

Landräte saßen. Es war früher<br />

also eine wichtige<br />

Wegverbindung.<br />

Marienfelde<br />

An der Lichterfelder Allee, an der Stelle, an der der Zehnrutengraben die Straße kreuzt, begann der<br />

Marienfelder Anger. Diese Straßenbezeichnung gibt es heute noch in <strong>Teltow</strong>-Seehof, aber sie findet


sich erst ab Fritz-Reuter-Straße. Das Stück des alten <strong>Wege</strong>s bis zum ehemaligen Gut Seehof heißt<br />

jetzt Roseggerstraße. Der Weg führt weiter durch den früheren Gutspark und geht dann über in eine<br />

allerdings nicht befahrbare, durch Poller geschlossene Straße. Ab Hauffstraße kann der<br />

Marienfelder Anger auch befahren werden. Hinter der <strong>Stadt</strong>grenze zu Berlin-Lichterfelde heißt die<br />

Straße „Holtheimer Weg“. Sie endet am S-Bahnhof Lichterfelde-Süd und findet hinter der Bahn<br />

eine Fortsetzung im so genannten „Thermometer-Viertel“ als „Réaumurstraße“. Auch der<br />

„Lichterfelder Ring“ kann noch als Fortsetzung angesehen werden.<br />

Osdorf<br />

Hier kommen mehrere Veränderungen in Betracht. Das Dorf Osdorf ist in den sechziger Jahren des<br />

20. Jahrhunderts abgerissen worden, um auf dem Areal Grenzsicherungsanlagen zu bauen, denn die<br />

<strong>Stadt</strong>grenze zu Berlin war unmittelbar am Ort. Die <strong>Teltow</strong>er Osdorfer Straße (es gibt in Lichterfelde<br />

eine andere gleichen Namens) begann am Ruhlsdorfer Platz an den Scheunen, die früher dort<br />

standen und führt als unbefestigter Weg hinter dem Diakonissenhaus entlang. Ab Kleiststraße geht<br />

die Osdorfer Straße weiter in Richtung Osdorf, ab Hannemannstraße hat sie sogar noch ein uraltes<br />

Kopfsteinpflaster. Sie endet jetzt vor dem S-Bahn-Gleis (nach <strong>Teltow</strong>-<strong>Stadt</strong>). Wenige Meter weiter<br />

liegt auch der Fernbahndamm, der vor dem Bau der S-Bahn das Ende markierte. Hinter der Bahn<br />

hatten US-amerikanische Militärstreitkräfte ihr Übungsgelände. Da die Straße kein Ziel mehr hat,<br />

gibt es auch keine Verlängerung. Die Haupt-Bahnlinie wurde 1841 gebaut, seitdem ist die Straße<br />

unterbrochen.<br />

Heinersdorf<br />

„Heinersdorfer Weg“ heißt eine Straße, die noch in der Nähe des Ruhlsdorfer Platzes von der<br />

Osdorfer Straße schräg östlich abgeht. Der frühere Fahrweg nach Heinersdorf führte lange Zeit<br />

durch unbebautes Landwirtschaftsgebiet. In der Nähe des Siedlerrains stehen einige ältere Häuser.<br />

Auf dem Abschnitt vom Ruhlsdorfer Platz bis dorthin ist eine Neubausiedlung entstanden. Der<br />

Heinersdorfer Weg endet ebenfalls an der S-Bahn-Trasse. Eine kleine Brücke ermöglicht aber das<br />

Überschreiten der Bahnlinie. Dahinter beginnt die Straße „An den Koppeln“ mit ihrer Fortsetzung<br />

„Am Anger“, die ihrerseits vor dem Fernbahndamm endet. Hinter der Bahnlinie, im <strong>Teltow</strong>er<br />

Ortsteil Sigridshorst, verläuft ein unbefestigter Weg durch eine Kleingartenkolonie und in der<br />

Verlängerung nach Heinersdorf. Aber eine durchgehende Verbindung ist das nicht. Der<br />

Heinersdorfer Weg war in dem Abschnitt Ruhlsdorfer Platz/Kleiststraße zur DDR-Zeit schon<br />

einmal aufgegeben, zugepflügt und landwirtschaftlich genutzt worden. Erst nach <strong>1990</strong> wurde die<br />

Straße neu trassiert.<br />

Großbeeren<br />

Der jetzt noch vorhandene Großbeerener Weg ist der letzte Rest der einst wichtigen<br />

<strong>Wege</strong>verbindung von <strong>Teltow</strong> nach Großbeeren. Ein altes Foto zeigt, dass am Anfang des 20.<br />

Jahrhunderts der Großbeerener Weg direkt von der Mahlower Straße abzweigte, ungefähr<br />

gegenüber der Hilbrecht'schen Windmühle. Der Weg war streckenweise zweispurig und ist es<br />

innerhalb der Komponisten-Siedlung immer noch. Die Wegverbindung, die mit Sicherheit von den<br />

Lehnrichtern von Beeren (von Berne) viel genutzt worden ist, wurde 1841 durch den Bau der<br />

Anhalter Bahn unterbrochen. Hinter der Bahn gab es noch lange einen unbefestigten Fahrweg nach<br />

Großbeeren. Die neue Bundesstraße 101 unterbricht diesen noch einmal. Das letzte Stück an der<br />

Großbeerener Schule heißt übrigens „<strong>Teltow</strong>er Straße“.<br />

Genshagen<br />

Eine Genshagener Straße gibt es im eingemeindeten Ruhlsdorf. Das ist die Verbindung nach<br />

Neubeeren, die aber auch auf das Areal des Autowerks Ludwigsfelde führt. Auch hier wurde der<br />

gerade Weg nach Genshagen 1841 durch die Anhalter Bahn durchtrennt. Um etwa 1950 wurde<br />

dann auch der Berliner Eisenbahn-Außenring über die Trasse gelegt. Die neue B 101 sperrt auch<br />

diese Verbindung.


Schenkenhorst<br />

Schenkenhorst hieß früher Schenkendorf. Es wurde in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts in<br />

„Schenkenhorst“ umbenannt, um die Verwechslung mit dem Schenkendorf bei Königs<br />

Wusterhausen zu ver-meiden. Die dorthin führende Straße in <strong>Teltow</strong> hat den Namenswechsel nicht<br />

mitgemacht, es gibt weiterhin den „Schenkendorfer Weg“. Dieser zweigt von der Ruhlsdorfer<br />

Straße ab und reicht aktuell bis zu der Verbindungsstraße von Stahnsdorf nach Ruhlsdorf, die<br />

verwirrenderweise auch „Ruhlsdorfer Straße“ heißt. Die dahinter noch erkennbare Verlängerung<br />

endet am Klärwerk Stahnsdorf, das 1908 zum Zwecke der Reinigung der Abwässer aus dem Süden<br />

Berlins gebaut worden ist. Auch in Schenkenhorst heißt ein kurzes Stück Siedlungsstraße „<strong>Teltow</strong>er<br />

Weg“.<br />

Kleinmachnow und Potsdam<br />

Bei dieser alten Wegverbindung ist man z. T. auf Vermutungen angewiesen. Ein Beweis durch<br />

Karten ist bisher nicht aufgetaucht. Im <strong>Teltow</strong>er Hohen Steinweg, am Heimatmuseum, beginnt die<br />

Alte Potsdamer Straße, die zunächst zum Machnow'schen Tor führte (etwa hinter dem Kino), das<br />

1816 abgerissen wurde.<br />

Die Alte Potsdamer Straße hieß vor 1929 „Potsdamer Straße“. 1929 erfolgte der Straßenbau entlang<br />

der Straßenbahntrasse. Ein Teil der Oderstraße könnte vielleicht der ehemalige Weg zur<br />

Mittelmühle gewesen sein.<br />

Am letzten Stück, kurz vor der Einmündung in die Jahnstraße, stehen sehr starke alte Bäume. Alte<br />

Eichen stehen in der Oderstraße, jetzt noch an einer Seite der Straße, früher beidseitig. Wenn man<br />

sich den Park und den Sportplatz wegdenkt, könnte man sich vorstellen, dass die Alte Potsdamer<br />

Straße einst in die Oderstraße überging. Die Oderstraße geht in Kleinmachnow in die Siedlung am<br />

Weinberg über und trifft neben der Weinberg-Oberschule auf einen Weg, an dem auch sehr alte<br />

Eichen stehen. Verfolgte man diesen Weg weiter, kam man an dem Hake'schen großen Schafstall<br />

vorbei zur alten Kleinmachnower Kirche neben der Alten Hakeburg. An der Kirche beginnt die<br />

„Allee am Forsthaus“, die als Fortsetzung angesehen werden kann. Sie führt am Machnower See<br />

entlang bis zur heutigen Machnower Schleuse. Neben der Gaststätte „Waldschänke“ stößt man dann<br />

auf die „Alte Potsdamer Landstraße“, die z. T. asphaltiert, später aber unbefestigt ist und heute an<br />

der Stahnsdorfer Bahnhofstraße endet, nachdem sie mit einer kleinen Brücke die ehemalige S-<br />

Bahn-Strecke von Wannsee nach Stahnsdorf überquert hat. Die Alte Potsdamer Landstraße führt<br />

dann weiter zwischen dem Südwestkirchhof und dem Wilmersdorfer Waldfriedhof und wird bald<br />

durch die Autobahn 115 unterbrochen. Dahinter gibt es noch einen Waldweg, der an der Berliner<br />

Exklave Steinstücken endet. Von dort gibt es eine intakte Straße, die die Wetzlarer Bahn unterquert<br />

nach Babelsberg. Dort heißt sie dann übrigens „Stahnsdorfer Straße“. Der weitere Verlauf durch die<br />

Babelsberger Straße zur Langen Brücke und in das Potsdamer <strong>Stadt</strong>zentrum gehört heute zum<br />

ausgebauten Potsdamer Straßennetz.<br />

Wannsee<br />

Wenn man das westliche Ende des Machnower Sees erreicht hat, konnte man die Bäke<br />

überschreiten und kam auf den „Stahnsdorfer Damm“. Dieser führte durch den Wald (heute am<br />

Rand von Kleinmachnow) und kam bis an die Autobahn 115 und den an dieser liegenden<br />

ehemaligen DDR-Kontrollpunkt Dreilinden heran. Hinter dem Kontrollpunkt folgt noch ein Stück<br />

Stahnsdorfer Damm, der in der Nähe vom Bahnhof Wannsee in die Potsdamer Chaussee<br />

einmündet. Die Berliner Seite ist z. Z. nicht daran interessiert, diese gerade Verbindung wieder zu<br />

öffnen. (Die Straße ist auf der Kleinmachnower Seite wieder ausgebaut.)<br />

Spandau<br />

Spandau ist etwas älter als <strong>Teltow</strong>. Auch dorthin gab es einen ziemlich geraden Weg. Man verließ<br />

<strong>Teltow</strong> durch das Berliner Tor, passierte die Brücke über die Bäke in der Zehlendorfer Straße, fuhr


den <strong>Teltow</strong>er Damm entlang bis zur Potsdamer Chaussee in Zehlendorf. Etwa 100 m in Richtung<br />

Potsdam zweigt rechts die Onkel-Tom-Straße ab. Von dieser kommt man in den <strong>Teltow</strong>er Weg, der<br />

heutzutage die Autobahn 115 unterquert und ab Großer Stern schräg durch den Grunewald (nicht<br />

parallel zu den Gestellwegen) bis zur Einmündung in die <strong>Teltow</strong>er Straße im Spandauer Ortsteil<br />

Stresow reicht. Dort geht die Strecke über in die Ruhlebener Straße, die zur Spandauer Altstadt<br />

führt. Heute ist der Weg von <strong>Teltow</strong> nach Spandau sehr viel umständlicher.<br />

Zehlendorf<br />

In Zehlendorf gibt es die Seehof-Straße. Sie hat aber nie nach Seehof geführt, sondern sie gibt nur<br />

die Richtung an. Eine Brücke über die Bäke oder gar den <strong>Teltow</strong>kanal hat es nicht gegeben seit<br />

1856 das Gut Seehof bestanden hat. Vor allem der <strong>Teltow</strong>er See machte eine direkte Verbindung<br />

unmöglich.<br />

Oder hat es vielleicht doch in alten Zeiten eine Verbindung gegeben? Die Seehof-Straße endet<br />

aktuell am Osteweg. Dahinter liegt das ausgedehnte Gelände des ehemaligen Telefunken-Werks,<br />

später amerikanisches Hauptquartier „McNair Barracs“. Auf der Seehofer Seite führt der Jacobson-<br />

Steig, der am ehemaligen Gutshaus beginnt, zur Lichterfelder Allee. Hinter der Kreuzung mit dieser<br />

behält der Weg seine Schrägrichtung bei und bildet den letzten Abschnitt der Fritz-Reuter-Straße.<br />

Der Weg endet am ehemaligen Seeufer und hat beiderseitig alte Linden, wie sie auch in der Max-<br />

Sabersky-Allee stehen. Dieser Weg muss in früheren Zeiten eine Bedeutung gehabt haben.<br />

Eine Karte von 1850 zeigt (siehe Seite 2), dass am Ende der Fritz-Reuter-Straße eine Ziegelei<br />

gestanden hat. Ein altes Haus war noch in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts zu sehen; es<br />

wurde von dem Obstplantagenbesitzer Busse bewohnt. Die Straße könnte also Zufahrt zu der<br />

Ziegelei gewesen sein, aber auch Zufahrt zu einem Bootsanlegeplatz. In Seehof und auf der<br />

Lichterfelder Seite des ehemaligen <strong>Teltow</strong>er Sees gab es in Ufernähe Mergelgruben<br />

(Mgr.).Möglicherweise fuhr man in Trockenperioden bei Niedrigwasser auch schon mal mit dem<br />

Pferdewagen durch den dann flachen See; eine Lehmgrube gab es auch auf der Lichterfelder


Seeseite, wofür die Ziegelei Interesse gehabt haben könnte. Winterfahrten über das Eis waren sicher<br />

auch möglich. Das sind Vermutungen, eine Bedeutung hatte die Straße sicher, sie ging in der<br />

anderen Richtung übrigens weiter durch die heutige Klaus-Groth-Straße, Kantstraße und Gustav-<br />

Freitag-Straße bis zur Osdorfer Straße, sie ist also auch eine heute untergegangene Straße innerhalb<br />

des <strong>Stadt</strong>gebietes.<br />

Von einer ständig befahrenen Verbindung über den See kann man also nicht sprechen; ein Vortrag<br />

im <strong>Heimatverein</strong> vor etwa 20 Jahren hatte aber diesen Eindruck vermittelt.<br />

Kleinmachnow und Zehlendorf<br />

Eine weitere Straßenverbindung von <strong>Teltow</strong> nach Kleinmachnow und Zehlendorf hat seit Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts bestanden. An der Grenze zwischen Kleinmachnow und Zehlendorf, am<br />

Buschgraben, entstand im Rahmen des <strong>Teltow</strong>kanalbaus (1901 – 1906) die <strong>Teltow</strong>-Werft, die<br />

Binnenschiffe reparierte, aber auch Sportboote und andere Boote baute. Das Materiallager dieser<br />

Werft und auch ein Kohlelager befanden sich aus Platzgründen auf der <strong>Teltow</strong>er Kanalseite, was<br />

eine Brücke erforderlich machte. Da es sich z. T. um schwere, sperrige Werkstücke handelte, wurde<br />

ein Gleis der <strong>Teltow</strong>er Industriebahn über die Brücke verlegt und so die Versorgung mit Material<br />

gesichert. Diese schmale Brücke mit Holzbohlenbelag zwischen den Gleisen war für den<br />

Autoverkehr gesperrt, Fußgänger, Radfahrer und Motorradfahrer konnten sie aber benutzen. Die<br />

Brücke wurde, wie alle Kanalbrücken, im April 1945 gesprengt und nicht wieder aufgebaut.<br />

Der <strong>Teltow</strong>er Bürgermeister, Herr Schmidt, hat kürzlich angekündigt, dass die Brücke wieder<br />

aufgebaut werden soll. Diese Brücke wird auf Zehlendorfer Seite einen bequemen Zugang zur<br />

Sachtlebenstraße bieten (Buslinie 101); auf der Kleinmachnower Seite erreicht man auf kurzem<br />

Weg das Senioren-Wohnstift „Augustinum“.<br />

Die verkehrstechnische Entwicklung der Umgebung von <strong>Teltow</strong> in den letzten 160 bis 170 Jahren<br />

hat die <strong>Stadt</strong> in eine scheinbar andere geographische Position verschoben. Früher ein Zentrum, ist<br />

<strong>Teltow</strong> jetzt eher eine Rand-Vorstadt von Berlin mit Anbindung an die Nachbarorte über fünf<br />

Ausfallstraßen, von denen nun die neuen <strong>Wege</strong> in die Nachbarorte abgehen. Muskelkraft hat man in<br />

früheren Jahrhunderten wohl durch die kürzesten Strecken gespart, Kraftstoff ermöglicht viel eher<br />

die Wahl von Umwegen, die allerdings meist zwingend verursacht wurden durch den Bau von<br />

Eisenbahnlinien, Autobahnen und den <strong>Teltow</strong>kanal. Die alten <strong>Wege</strong> haben sicher viel mit dem<br />

früheren Leben der <strong>Teltow</strong>er zu tun; es waren die <strong>Wege</strong> der Lehnrichter von Großbeeren. Der<br />

angehende Lehnrichter von Schwanebeck ist sicher über Kleinmachnow, Stahnsdorf, Güterfelde,<br />

Saarmund, Michendorf nach Wittenberg zur Universität geritten. Der Weg nach Kleinmachnow war<br />

dem Lehnrichter Cuno Hans von Wilmersdorf sicher wichtig. Seine Ehefrau war eine Tochter aus<br />

der Familie von Hake. Nicht zuletzt führte einer der möglichen <strong>Wege</strong> vom Berliner Schloss nach<br />

Potsdam durch <strong>Teltow</strong>, was König Friedrich Wilhelm III. veranlasst haben dürfte, <strong>Teltow</strong> nach dem<br />

<strong>Stadt</strong>brand von 1801 durch Schinkel eine ansehnliche Kirche zu verschaffen.<br />

Der Autor dankt Mitarbeitern der <strong>Heimatverein</strong>e Zehlendorf und Steglitz für Hinweise und<br />

Kartenmaterial, insbesondere Herrn Carus in Zehlendorf und den Herren Stück und Holtz in<br />

Steglitz. R. Jaeckel<br />

Quelle der Karten:<br />

Seite 2 Meßtischblatt 1850, Sammlung Wolfgang Holtz<br />

Seite 8/9 „Reise Charte von Berlin über Potsdam nach Rekahne unweit Brandenburgs“ von<br />

Anton Friedrich Busching (1724-1793). Aus seiner „Beschreibung einer Reise von<br />

Berlin nach Potsdam ...s.o.“ 1775

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!