18. § 107 GWB - Einleitung, Antrag Einleitung, Antrag (1) Die ...
18. § 107 GWB - Einleitung, Antrag Einleitung, Antrag (1) Die ...
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Weyand, Praxiskommentar Vergaberecht, 3. Auflage 2009 – Stand: 17.08.2009<br />
Trägt ein <strong>Antrag</strong>steller vor, die Verdingungsunterlagen erst zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
erhalten zu haben und legt er zum Nachweis Auszüge seines PC-geführten Postbuches vor, so<br />
entspricht eine postalische Beförderungsdauer von z.B. 12 Tagen nicht der gemeinhin<br />
üblichen Beförderungsdauer von Postsendungen, andererseits können derartige<br />
Zeitspannen aber auch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Im Rahmen einer derartigen<br />
Sachverhaltskonstellation, bei der sich der Auftraggeber darauf beruft, die Rüge sei nicht<br />
rechtzeitig erfolgt, obliegt dem Auftraggeber die Darlegung weiterer Tatsachen im<br />
Nachprüfungsverfahren. Wird hierzu nicht weiter vorgetragen, ist zugunsten des<br />
<strong>Antrag</strong>stellers davon auszugehen, dass er die Verdingungsunterlagen erst später erhalten hat<br />
(1. VK Bund, B. v. 24.03.2004 - Az.: VK 1 - 135/03).<br />
GliederungsNR: <strong>18.</strong>5.22.1.8<br />
Gliederungstext: Positive Kenntnis bei einem fachkundigen Unternehmen<br />
RZ 3037<br />
Dass eine positive Kenntnis vorliegt, lässt sich nicht schon daraus ableiten, dass ein<br />
<strong>Antrag</strong>steller erhebliche praktische Erfahrung mit einschlägigen<br />
Ausschreibungsverfahren des Auftraggebers hat. Denn aus der lediglich praktischen<br />
Beteiligung an einschlägigen öffentlichen Vergabeverfahren kann nicht gefolgert werden, der<br />
<strong>Antrag</strong>steller habe z.B. die Ergänzungsbedürftigkeit von Bewertungskriterien als<br />
vergaberechtswidrig gewertet (1. VK Bund, B. v. 03.01.2007 - Az.: VK 1 - 142/06; B. v.<br />
30.05.2006 - Az.: VK 1 - 31/06; anderer Ansicht VK Südbayern, B. v. <strong>18.</strong>06.2008 - Az.: Z3-<br />
3-3194-1-17-04/08) oder z.B. rechtliche Detailfragen beherrscht, welche die<br />
Zuschlagskriterien betreffen (OLG Düsseldorf, B. v. 21.05.2008 - Az.: VII - Verg 19/08).<br />
GliederungsNR: <strong>18.</strong>5.22.1.9<br />
Gliederungstext: Positive Kenntnis bei einer mehrstufigen Vergabeentscheidung<br />
RZ 3038<br />
Vollzieht sich z.B. auf Seiten einer kommunalen Vergabestelle der Prozess zur Auswahl<br />
eines Bieters in einem Verhandlungsverfahren in mehreren aufeinander aufbauenden<br />
Stufen (z.B. Verabschiedung einer Beschlussvorlage durch die Verwaltungsspitze der<br />
<strong>Antrag</strong>sgegnerin und spätere Beschlussfassung des Stadtrats hierüber), so wird die<br />
Rügeobliegenheit des <strong>§</strong> <strong>107</strong> Abs. 3 <strong>GWB</strong> nicht erst durch den Abschluss des<br />
Auswahlverfahrens auf der letzten Stufe bestimmt, sondern bereits durch zur Kenntnis<br />
des Bieters gelangtes fehlerhaftes Vergabeverhalten auf der früheren Stufe ausgelöst<br />
(OLG Dresden, B. v. 21.10.2005 - Az.: WVerg 0005/05; anderer Auffassung 2. VK<br />
Sachsen-Anhalt, B. v. 23.07.2008 - Az.: VK 2 LVwA LSA - 07/08).<br />
GliederungsNR: <strong>18.</strong>5.22.1.10<br />
Gliederungstext: Positive Kenntnis bei unzureichend beantworteten Fragen<br />
RZ 3039<br />
Trägt ein <strong>Antrag</strong>steller vor, der Auftraggeber habe ihm in der Phase der<br />
Angebotserarbeitung seine Fragen zu den Ausschreibungsunterlagen nicht oder nicht<br />
hinreichend beantwortet und er habe daher bei der Kalkulation des Angebotspreises<br />
aufgrund der Unklarheiten und Widersprüche sicherheitshalber in verschiedenen<br />
Positionen einen Mehraufwand einberechnen müssen, hat er diese behaupteten<br />
Vergaberechtsverstöße nicht unverzüglich im Sinne des <strong>§</strong> <strong>107</strong> Abs. 3 <strong>GWB</strong> gerügt, wenn<br />
die Rüge nicht spätestens zum Zeitpunkt der Angebotsabgabe erfolgt ist (1. VK Bund, B.<br />
v. 29.07.2008 - Az.: VK 1 - 78/08).