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5. Gewässergütekartierung (T.O. Eggers, Institut für Geoökologie ...

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<strong>5.</strong> <strong>Gewässergütekartierung</strong> (T.O. <strong>Eggers</strong>, <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Geoökologie</strong>)<br />

- Saprobienindex <strong>für</strong> Makro-Saprobien<br />

- Bewertung der Komponente Makrozoobenthos gemäß EU-WRRL<br />

28. Mai 2010 Probennahme im Freiland<br />

09. Juli 2010 Bestimmung und Auswertung der Proben<br />

Inhalte:<br />

• Auswahl eines geeigneten repräsentativen Gewässerabschnittes<br />

• Auswahl der Probennahmestellen<br />

• Protokollierung der Gewässerstruktur<br />

• Kartierung der Gewässerstrukturgüte<br />

• Dokumentation im Gelände<br />

• Einsatz verschiedener Probennahmegeräte in Abhängigkeit von Gewässertyp und<br />

Substrat<br />

• Lebendbestimmung<br />

• Fixierung und Laborbestimmung der Organismen<br />

• Bewertung der Gewässer anhand biologischer Komponenten<br />

Der erste Geländetag sollte der Erfassung der Zönose an einem oder mehreren Gewässern im<br />

Norden Braunschweigs dienen. Am zweiten Tag sollten die fixierten Proben, soweit möglich,<br />

bestimmt werden und mit Hilfe der gängigen Auswertungsverfahren (DIN 38410,<br />

Perlodes/ASTERICS) die untersuchten Gewässerabschnitte bewertet werden.<br />

Anzahl GT: 2<br />

Im Vorfeld kann bei mir eine CD mit weiteren Kursunterlagen (Auswertprogramm (Asterics<br />

3.11) und Methodenhandbuch <strong>für</strong> Bewertung nach EU-WRRL, ergänzende Literatur) abgeholt<br />

werden. Ich bitte um Weitergabe im Teilnehmerkreis.<br />

Geländetag 1 28. Mai 2010: Probennahme im Freiland, Treffen: 9.30 MESZ am Übergang der<br />

Straße Steinhorstwiese (BS-Schuntersiedlung) zur Schunteraue (52,29649 °N, 10,54549 °E,<br />

WGS84). Probennahme über Mittag (Verpflegung). Materialliste siehe unten.<br />

Durchführung der praktischen Übung in Schunter und Mittelriede in Gruppen (max. 6<br />

Teilnehmer pro Gruppe)<br />

Geländetag 2 09. Juli 2010: Bestimmung und Auswertung der Proben. Treffen 9.00 MESZ im<br />

Eingangsbereich des <strong>Institut</strong>es <strong>für</strong> <strong>Geoökologie</strong>, Langer Kamp 19c. Die Bestimmung der Proben<br />

erfolgt im Gebäude der <strong>Geoökologie</strong> (voraussichtlich LK 19c.1), mittags besteht die Möglichkeit<br />

in die Mensa zu gehen.<br />

Einleitung<br />

Viele Tierarten können nur unter bestimmten Habitatbedingungen leben und sich gegen die Konkurrenz<br />

durch andere Arten behaupten. Somit eignet sich die an einem Ort vorgefundene Artengemeinschaft<br />

gut zur Charakterisierung fast aller Habitateigenschaften des Lebensraumes. Das


Makrozoobenthos, wirbellose aquatische Tiere mit einer Körpergröße über 1 mm, eignet sich so<br />

insbesondere zur mittelfristigen Beurteilung der Veränderung der Gewässerfauna. Im Vergleich<br />

etwa zu auch über weite Flussstrecken mobilen Fischen, zeigen die oft relativ gering mobilen<br />

Arten mit oft länger andauernder Larvalphase im Wasser, wie Libellen, Eintagsfliegen, Köcherfliegen,<br />

Steinfliegen oder Mücken oder dauerhaft immobile bzw. im Wasser lebende Tiergruppen<br />

wie Schwämme, Krebse oder Weichtiere den Zustand eines kleineren Gewässerabschnittes auch<br />

über mittelfristige Zeiträume an. Der Vorteil gegenüber chemischen und physikalischen Testverfahren<br />

ist etwa, dass diese nur den aktuell an der Messstelle vorgefundenen Zustand anzeigen.<br />

Über biotische Tests mit längerfristig an dieser Stelle lebenden Organismen können hingegen<br />

Aussagen über einen kumulierten Zeitraum getroffen werden.<br />

Im Laufe eines Fließgewässerverlaufs kommt es zu einer natürlichen Abfolge abiotischen Charakteristika<br />

aber auch der Artengemeinschaft (Zönose), von der Zönose der Quellregion bis zur<br />

Mündung ins Meer. Hierbei ändert sich nicht nur die Zusammensetzung der Arten, sondern auch<br />

der funktionellen Gruppen im Gewässer (Abb. 1 & 2).<br />

Abb. 1: Fischregionen und abiotische Charakteristik im Längsverlauf eines Fließgewässers (Klee 1991).


Abb. 2: Abfolge der funktionellen Gruppen im Längsverlauf eines Fließgewässers (Lampert & Sommer<br />

1993).<br />

Diese natürlich vorkommende Abfolge von Arten und funktionellen Gruppen kann man sich zur<br />

Bewertung des ökologischen Zustandes von Gewässern zunutze machen. Hierbei wird der<br />

Istzustand der Gewässerzönose mit dem Sollwert, also der potentiell natürlichen Zönose, verglichen<br />

und über Artenfehlbestände Defizite aufgezeigt und diese bewertet.<br />

Erstmalig wurde am Ende des 19. Jahrhunderts versucht über eine biologische Untersuchung<br />

der Gewässer eine schnelle und sichere Ermittlung der Gewässergüte zu erreichen. Zu der damaligen<br />

Zeit war die Hauptbelastung in den Gewässern die Einleitung zumeist stark organisch angereicherter<br />

Abwässer aus Haushalten und Industrie. Es wurde das bis heute eingesetzte Saprobiensystem<br />

entwickelt (MAUCH 2002), was in seiner modernsten Form als DIN 38410 (DEUTSCHES<br />

INSTITUT FÜR NORMUNG 2004) vorliegt. Das Saprobiensystem im vom Prinzip der natürlichen<br />

Selbstreinigung der Gewässer abgeleitet. Die Einstufung der Leitorganismen in das Saprobiensystem<br />

ist hierbei von den Nahrungsgewohnheiten der Tiere abgeleitet, nicht von deren Sauerstoffbedürfnis.<br />

Die Indikation erfolgt dabei durch das Vorhandensein und die Abundanz<br />

bestimmter Arten, nicht deren Fehlen. Hierbei wird die gesamte Biozönose des untersuchten<br />

Gewässerabschnittes betrachtet (Abb. 3). Über dieses Besiedlungsspektrum lässt sich die Belastung<br />

des Gewässers halbquantitativ erfassen und dann das Ergebnis als Mittelwert einer ordinalen<br />

Skala anführen (MAUCH 2002). Aufgrund des Systems kann aber keine Aussage über strukturelle<br />

Defizite des Gewässers getroffen werden. So können auch begradigte oder verschalte Gewässerabschnitte<br />

eine gute Gewässergüte aufweisen.<br />

Zusätzlich zum Saprobiensystem ist zur Ermittlung dieser Struktur-Defizite die Gewässerstrukturgütekartierung<br />

von der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) entwickelt worden<br />

(ZUMBROICH & MÜLLER 1999, NIEDERSÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR ÖKOLOGIE 2001).


Abb. 3: Zunahme der Diversität im Verlauf einer Selbstreinigungsstrecke (Brehm & Meijering 1990).<br />

Besonders im Zusammenhang mit der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (RAT DER<br />

EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT 2000), die sich zum Ziel gesetzt hat den Zustand der Gewässer<br />

der EU bis zum Jahr 2015 in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen, wurden weitere<br />

Anforderungen an die Bewertung von Fließgewässern gestellt. So sollen etwa auch strukturelle<br />

Defizite aufgrund der Zönose objektiv erkannt werden und in die Bewertung des Zustandes des<br />

Gewässers einfließen. Hierzu wird die vorgefundene Artengemeinschaft nicht wie beim Saprobiensystem<br />

in sich selbst bewertet, sondern es findet zudem ein Abgleich mit einer Referenzzönose<br />

eines vergleichbaren Gewässer, welches sich noch in einem möglichst natürlichen<br />

Zustand befindet, statt. Ein Hauptunterschied zum Saprobiensystem ist dabei dann auch, dass die<br />

Einstufung und Bewertung auch über das Fehlen von Arten oder funktioneller Gruppen in einem<br />

Gewässerabschnitt erfolgen kann.<br />

Um die Ergebnisse verschiedener Bearbeiter auch im Rahmen anderer Fragstellungen wirklich<br />

vergleichen zu können wurden standardisierte Erfassungsmethoden entwickelt und festgelegt.<br />

Methoden<br />

Quantititativ: Methoden, die einen genauen Bezug zu einer bestimmten Gewässeroberfläche<br />

erlauben und daher dann etwa in Individuen m -2 hochgerechnet werden können:<br />

Surber-Sampler, Kick-Sampling, Van-Veen-Greifer, Abbürsten von ausmessbaren Substrat-Oberflächen<br />

Qualitativ: Methoden die nur relative Abschätzung von Abundanzunterschieden erlauben. Zum<br />

Teil angewendet um in speziellen Mikrohabitaten gezielt nach einzelnen Arten zu suchen


Kescher, Küchensieb, aquatische Fallen, Handauflese von Steinen oder Aufsammeln von<br />

Exuvien<br />

Einsatzmöglichkeiten, z.B.:<br />

- Berechnung des Saprobien-Index (Gewässergüte)<br />

- Beurteilung eines Gewässers nach Ansprüchen der EU-WRRL<br />

- Beurteilung langfristiger Veränderungen der Gewässergüte<br />

- Beurteilung der Auswirkung baulicher Maßnahmen in und an Gewässern<br />

- Effizienzkontrolle von Renaturierungsmaßnahmen<br />

Neben der im Rahmen dieses Praktikums vorgestellten Bewertung mittels Arten des Makrozoobenthos<br />

werden auch andere aquatische Artengruppen zur Beurteilung eines Gewässers herangezogen<br />

werden. Dieses sind insbesondere Fische, Phytoplankton und Makrophyten. Oft würde erst<br />

eine Kombination der Ergebnisse aus mehreren Artengruppen eine wirklich verlässliche Bewertung<br />

eines Gewässers erlauben.<br />

Vorgehensweise<br />

Bei der Probennahme nach DIN gelten weitweniger restriktive Vorgaben als bei der Probennahme<br />

nach EU-WRRL (Perlodes-System)(s. entsprechende DIN-Vorschrift bzw. Methodenhandbuch<br />

Perlodes/ASTERICS). Eine Beprobung nach DIN ist ganzjährig möglich, eine Probennahme<br />

nach EU-WRRL sollte im Frühjahr (kleine Fließgewässer) bis Sommer (größere Fließgewässer)<br />

vorgenommen werden. Zur Beprobung muss ein charakteristischer Abschnitt des zu<br />

untersuchenden Gewässers ausgewählt werden. Durch eine Kartierung der Mikrohabitate wird<br />

erreicht, dass später alle Mikrohabitate mit mindestens 5% Flächenanteil erkannt werden und in<br />

die Bewertung mit einfließen können. Ähnliche Unterschiede gibt es auch bei der Wahl der<br />

möglichen Probennahmegeräte, wie auch bei der Durchführung der eigentlichen Beprobung<br />

Die Ergebnisse der faunistischen Erfassung werden dann mittels der Berechnungsformel in<br />

einen Gewässergütewert umgerechnet (DIN 38410) oder <strong>für</strong> die Erfassung nach EU-WRRL in<br />

das Programm ASTERICS eingelesen und dort nach den <strong>für</strong> diesen Gewässertyp möglichen<br />

Stressoren (z.B. Degradation) hin ausgewertet.<br />

Material<br />

Zum ersten Geländetag sind mitzubringen:<br />

• Wasserfestes Schuhwerk, Gummistiefel, Watstiefel oder Wathose<br />

• Schreibzeug, ggf. Digitalkamera und GPS zur Probenstellendokumentation und -einmessung<br />

• ggf. je Gruppe eine Kopie der DIN 38410 (ist in der UB (TE N 100) vorhanden<br />

• ggf. je Gruppe ein Ausdruck des Methodenhandbuchs<br />

(www.fliessgewaesserbewertung.de oder als pdf auf der ausgehändigten CD)<br />

• soweit vorhanden: Kescher<br />

• Präparationsbesteck (Pinzette, etc.)<br />

• Verpflegung <strong>für</strong> den Tag<br />

Ort und Gewässer: Schunter und Mittelriede, voraussichtlich Bereich der Mündung der Mittelriede<br />

in die Schunter (52,29696 °N, 10,54871 °E, WGS84). BS-Schuntersiedlung.


Zum zweiten Geländetag sind mitzubringen:<br />

• Präparationsbesteck mit Federstahlpinzette<br />

• soweit vorhanden Bestimmungsbücher <strong>für</strong> aquatische Invertebraten<br />

• evtl. Laptop mit installierter Asterics-Software<br />

Gruppen-Protokolle (ausgedruckt oder per email) als Word-Dokument oder pdf-File (gerne<br />

Kombination) und die zur Auswertung benutzte Asterics-Excel-Datei (per email) spätestens bis<br />

Semesterende (SoSe2010) an unten angeführte Adresse.<br />

Inhalte:<br />

• Hinführung zum Thema Gewässergütebestimmung<br />

• Beschreibung der Gewässer<br />

• Methodik<br />

• Ergebnisse, Artenliste mit Abundanzzahlen, Asterics-Perlodes-Datei<br />

• Bogen mit der Strukturgütekartierung<br />

• Bewertung der Gewässer anhand der eigenen Erfassung<br />

Rückfragen an:<br />

Dr. Thomas Ols EGGERS<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Geoökologie</strong> der TU Braunschweig - Umweltsystemanalyse -<br />

Langer Kamp 19c<br />

D-38106 Braunschweig<br />

Tel: 0531-391-5916<br />

t.eggers@tu-braunschweig.de<br />

Raum 303C<br />

Zitierte Literatur:<br />

Brehm, J. & M. P. D. Meijering (1990): Fließgewässerkunde. - Biologische Arbeitsbücher 36, 2., 295 pp., (Quelle &<br />

Meyer) Wiesbaden<br />

Klee, O. (1991): Angewandte Hydrobiologie. Trinkwasser - Abwasser - Gewässerschutz. - 2., (Thieme) Stuttgart<br />

Lampert, W. & U. Sommer (1993): Limnoökologie. - 440 pp., (Thieme) Stuttgart<br />

Mauch, E. (2002): 100 Jahre Saprobiensystem. - Tagungsbericht der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Limnologie 2001<br />

(Kiel), 835-840, (Eigenverlag der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Limnologie) Tutzing<br />

Deutsches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Normung (2004): DIN 38410-1: Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser- und<br />

Schlammuntersuchung: Biologisch-ökologische Gewässeruntersuchung (Gruppe M). Teil 1: Bestimmung des<br />

Saprobienindex in Fließgewässern (M 1). - 80 pp., (Deutsches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Normung e.V.) Berlin<br />

Niedersächsisches Landesamt <strong>für</strong> Ökologie (2001): Gewässerstrukturgütekartierung in Niedersachsen : Detailverfahren<br />

<strong>für</strong> kleine und mittelgroße Fließgewässer. - 100 pp., (Niedersächsisches Landesamt <strong>für</strong> Ökologie)<br />

Hildesheim<br />

Rat der Europäischen Gemeinschaft (2000): Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom<br />

23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens <strong>für</strong> Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der<br />

Wasserpolitik. - Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L 327: 1-72<br />

Zumbroich, T. & A. Müller (1999): Strukturgüte von Fließgewässern : Grundlagen und Kartierung. - 283 pp.,<br />

(Springer) Berlin

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