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Die Münzen der Grafen von Ostfriesland (1464-1540)

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<strong>Die</strong> <strong>Münzen</strong> <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Ostfriesland</strong><br />

(<strong>1464</strong>—<strong>1540</strong>)<br />

<strong>von</strong> f Dr. P. Tergast.<br />

Nach <strong>der</strong> Handschrift des Verfassers neu bearbeitet und herausgegeben<br />

<strong>von</strong><br />

Ortwin Meier,<br />

Leiter des Münzkabinetts am Provinzial-Museum zu Hannover.<br />

Vorwort.<br />

Bei W. Haynel in Emden erschien im Jahre 1883 <strong>der</strong> <strong>von</strong> dem<br />

spätem Geheimen Medizinalrat Dr. Tergast bearbeitete erste Teil <strong>der</strong><br />

„<strong>Münzen</strong> <strong>Ostfriesland</strong>s". Das mit reichem Quellenmaterial versehene<br />

Werk hat überall in <strong>der</strong> numismatischen Welt freundliche Aufnahme<br />

gefunden, was schon dadurch, daß die erste Auflage schon lange vergriffen<br />

ist, bewiesen sein dürfte. Daß aber Tergast die Absicht hatte, die<br />

<strong>von</strong> ihm begonnene Arbeit weiterzuführen, geht aus einem hinterlassenen<br />

Manuskript hervor, das die Zeit <strong>von</strong> <strong>1464</strong>—<strong>1540</strong> umfaßt.<br />

Schon mehrere Jahre vor seinem Ableben am 25. März 1912 hat<br />

er sich mit <strong>der</strong> Absicht <strong>der</strong> Drucklegung dieses hinterlassenen<br />

Manuskriptes getragen; so ist denn auch <strong>der</strong> überwiegend größte<br />

Teil <strong>der</strong> in <strong>der</strong> nachstehenden Abhandlung verwandten Klischees<br />

noch auf Tergasts Veranlassung angefertigt worden, eine Maßnahme,<br />

die das Erscheinen <strong>der</strong> Arbeit in heutiger Zeit nicht unwesentlich<br />

erleichtert. Wenn man berücksichtigt, daß Tergast ein<br />

vielbeschäftigter Kreisarzt war und in einer Stadt wie Emden lebte,<br />

wo er die Fortschritte <strong>der</strong> Wissenschaft, beson<strong>der</strong>s auch <strong>der</strong> numismatischen,<br />

nur schwer verfolgen konnte, so muß man anerkennen,<br />

daß er für seine ostfriesische Heimat in münzgeschichtlicher Hinsicht<br />

Treffliches geleistet und sich durch seine Forscherarbeiten für


alle Zeiten ein bleibendes Denkmal gesetzt hat. In pietätvoller Weise<br />

ist daher auch Tergast's hinterlassenes Manuskript im nachstehenden<br />

fast wörtlich zum Abdruck gekommen. <strong>Die</strong> Beiträge o<strong>der</strong> Zusätze des<br />

Herausgebers sind durch * — * eingeschlossen.<br />

Nicht zuletzt sei aber <strong>der</strong> Leitungen des Berliner und des Wiener<br />

Kabinetts gedacht, die dem Herausgeber in entgegenkommendster<br />

Weise Auskünfte o<strong>der</strong> Material zur Verfügung gestellt haben. Durch<br />

gütige Vermittlung des Herrn Bibliotheksrats Buck in Gmunden konnte<br />

ich gleichfalls die noch unveröffentlichten Bestände an ostfriesischen<br />

<strong>Münzen</strong> in <strong>der</strong> Sammlung Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs<br />

<strong>von</strong> Cumberland, Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg, bei <strong>der</strong><br />

<strong>von</strong> mir vorgenommenen Neubeschreibung aller Prägungen benutzen.<br />

Den Staatsarchiven in Bremen und Aurich, dem Ratsarchiv <strong>der</strong> Stadt<br />

Emden und <strong>der</strong> Direktion <strong>der</strong> Staatsmünze in Berlin, die mir zahlreiche<br />

Urkunden und Akten zur Verfügung stellten, bin ich zu herzlichem Dank<br />

verpflichtet. Auch möchte ich Herrn Prof. Dr. Ritter in Emden, <strong>der</strong> die<br />

Herausgabe anregte, für die mannigfachen Winke, die er mir in Bezug<br />

auf die Geschichte und das Wirtschaftsleben des ostfriesischen Landes<br />

gegeben hat, nicht unerwähnt lassen. Mehrerer Herren, die auch in<br />

geldlicher Hinsicht diese Arbeit geför<strong>der</strong>t haben, aber nicht genannt<br />

sein möchten, sei ebenfalls an dieser Stelle gedacht. <strong>Die</strong> Zeichnungen<br />

zu den Siegelabbildungen und einigen neueren Klischees rühren <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> kunstfertigen Hand des Herrn Wilhelm Redemann in Hannover<br />

her. All' den För<strong>der</strong>ern dieses Buches sei herzlich Dank dafür gesagt.<br />

Hannover, im Februar 1923.<br />

I.<br />

Ulrich Cirksena I.,<br />

Graf <strong>von</strong> <strong>Ostfriesland</strong>, <strong>1464</strong>—1466.<br />

Ortwin Meier.<br />

Unter den ostfriesischen Häuptlingsgeschlechtem ragte um die<br />

Mitte des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts vor allen an<strong>der</strong>en das Haus Cirksena<br />

hervor. <strong>Die</strong> Häuptlinge <strong>von</strong> Greetsiel, die Brü<strong>der</strong> Edzard und Ulrich,<br />

waren die Repräsentanten des Hauses, <strong>der</strong>en eifrigstes Bestreben dahin<br />

ging, das Erbe ihrer Väter dem eigenen Geschlechte zu sichern.<br />

Bald ließen sie ihre Blicke über die Grenzmarken ihres eigenen Län-


<strong>der</strong>gebietes hinweg schweifen und trachteten danach, ihr Machtbereich<br />

weiter auszudehnen und zu festigen. Dabei ließ ihr Ehrgeiz jedes<br />

Mittel gerecht erscheinen, um entwe<strong>der</strong> durch Waffengewalt o<strong>der</strong><br />

auf legalem Wege, durch Kauf, Tausch o<strong>der</strong> durch Schenkung, zum<br />

Ziele zu kommen.<br />

Gegen Ende des Jahres 1430 wußte Edzard die Verwaltung des<br />

Brokmerlandes an sich zu reißen und zeichnete <strong>von</strong> da an als Häupt-<br />

ling <strong>von</strong> Greetsiel und Vormund des BrokmerlandesDem Brok-<br />

merlande folgten einige Jahre später die neuen und alten Nor<strong>der</strong>-<br />

lande-'). Im Jahre 1438 kam außerdem noch das Auricherland hin&u 3 ).<br />

Von dieser Zeit an führten nun die Häuptlinge <strong>von</strong> Greetsiel den Titel<br />

„hovetling tho Emeden unde Nor<strong>der</strong>lande". Edzard hat während seiner<br />

Regierungszeit nur für Norden <strong>Münzen</strong> schlagen lassen; er starb im<br />

Jahre 1441')• Sein Nachfolger war sein Bru<strong>der</strong> Uirich, dessen Haupt-<br />

augenmerk auf die Festigung des lockeren Erwerbes <strong>der</strong> letzten Jahre<br />

gerichtet war, um die neu erworbenen Landesteile für immer mit dem<br />

Hause Cirksena zu verbinden. Wir wissen aus <strong>der</strong> Geschichte seiner<br />

Häuptlingszeit, mit welchem Erfolge sein unermüdliches Streben ge-<br />

krönt wurde. Durch die Befriedigung <strong>der</strong> Erbansprüche verschiedener<br />

Häuptlinge brachte er das Auricher- und Brokmerland und die Nor<strong>der</strong>-<br />

lande unter seine Botmäßigkeit und fügte durch seine Heirat mit Theda,<br />

<strong>der</strong> Enkelin des Häuptlings Fockc Ukena <strong>von</strong> Leer 6 ), auch noch das<br />

Moormerland hinzu. Im Jahre 1453 waren Emden und Leerort wie<strong>der</strong><br />

aus <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> Hamburger in Ulrichs Besitz übergegangen' 5 ), so-<br />

daß ihm nun tatsächlich die Landeshoheit über ganz <strong>Ostfriesland</strong><br />

zustand. Seine nächste Aufgabe mußte es nun sein, dem jungen<br />

Reiche eine rechtliche Unterlage zu geben. Deshalb unterstellte er<br />

sich und "seine Schöpfung dem Schutze des deutschen Kaisers und<br />

empfing aus dessen Hand sein Land als Reichsgrafschaft zu Lehen<br />

zurück.<br />

<strong>Die</strong>ser Schritt Ulrichs war für die politische Zukunft <strong>Ostfriesland</strong>s<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> größten Bedeutung, denn mit ihm hob die staatsrechtliche<br />

Stellung des Landes zum Heiligen römischen Rciche deutscher Nation<br />

an. Der Lehnsbrief datiert vorn 30. September 1454 '")• In ihm über-<br />

gibt Kaiser Friedrich dem <strong>Grafen</strong> Ulrich die „Schlosser, Stetten Embden,<br />

') Vergl. Tergast, <strong>Die</strong> <strong>Münzen</strong> <strong>Ostfriesland</strong>s, 1. Teil, Emden 1883, S. 118,<br />

und Ostfriesisches Urkundenbuch Nr. 396. — 2 ) Vergl. Te. a.a.O. S. 130/131.—<br />

3 ) Vergl. Te. a.a.O. S. 118. — 4 ) Vergl. Te. a.a.O. S. 133. — B ) Vergl. Te.<br />

a.a.O. s. 151. — «) Vergl. Te. a.a.O. S. 74. - 7 ) 0. U.-B. Nr. 677.


Norden, Gredziel, Berumb, Esens, Jever, Friedburg, Auwerich, Lehrort,<br />

Stickhausen und Lengen" als Grafschaft zu Lehen und bewilligt ihm<br />

und seinen Nachkommen „alle und jegliche recht, wirdigkait, freihait,<br />

gewonhait, zoll, accise, muntz, beide des golts und silbers"*). Das<br />

kaiserliche Diplom trat aber nicht sofort in Kraft, denn ihm fehlte<br />

die Voraussetzung, unter <strong>der</strong> es ausgefertigt war: „<strong>der</strong> obgenant graff<br />

Ulrich hat auch uns und dem hailigen reich gev<strong>von</strong>lich gelubd und<br />

ayd gethan, als sich das <strong>von</strong> solcher lehen wegen zu thuen gebuert" 2 ).<br />

Mit diesem vorläufigen Verzicht auf die neue Würde trug Ulrich den<br />

ungünstigen politischen Verhältnissen seiner Zeit Rechnung. Wie klug<br />

er daran getan hatte, zeigten die Ereignisse <strong>der</strong> folgenden Jahre. Der<br />

Bischof Johann III. <strong>von</strong> Münster (1457—1466) machte seine alten<br />

Erbansprüche auf die Grafschaft Emesgonien, insbeson<strong>der</strong>e auch auf<br />

Schloß und Stadt Emden, Rei<strong>der</strong>land, Overledingerland und das neu<br />

erbaute Schloß Stickhausen, gegen Ulrich geltend und verbündete sich<br />

gegen ihn im Jahre 1461 mit dem <strong>Grafen</strong> Gerhard <strong>von</strong> Oldenburg<br />

(1440—1483) mittelst Vertrages, in dem Protest dagegen erhoben wird,<br />

daß <strong>der</strong> Häuptling Ulrich sich Landesteile anmaße, die dem bischöflichen<br />

Stuhle zu Münster gehörten 3 ). Wenn sie ihren Zweck, die<br />

Grafschaft Emesgonien an sich zu reißen, auch nicht erreichten,<br />

so war doch eine Folge des Bündnisvertrages, daß Ulrich sich beim<br />

Kaiser um ein neues Diplom bewarb, das dann unterm 14. Juni 1463<br />

auf seine „wonung und wesen genant Norden" beschränkt wurde,<br />

»,also daz sy sich nu hinfür ewiclich grafen und grefin zu Norden<br />

schreiben, nennen und <strong>von</strong> meniclich also genant sollen werden" 4 ).<br />

Auch dieses Diplom harrte vergeblich auf Vollziehung des Lehnseides.<br />

In <strong>der</strong> vorläufigen Verzichtleistung auf das ganz <strong>Ostfriesland</strong> umfassende<br />

Lehen des <strong>Grafen</strong>diploms vom Jahre 1454, inson<strong>der</strong>heit auf das<br />

in <strong>der</strong> Diözese <strong>von</strong> Münster gelegene Emesgonien und Emden mit<br />

dem bereits erwähnten Zubehör, offenbarte <strong>der</strong> neu ernannte Graf zu<br />

Norden die ganze Schärfe seines staatsmännischen, weiten Blickes,<br />

indem er <strong>der</strong> ungünstigen Konstellation <strong>der</strong> politischen Verhältnisse<br />

volle Rechnung trug. Es würde aber verfehlt sein, aus dieser Verzichtleistung<br />

den Schluß ziehen zu wollen, daß Ulrich <strong>von</strong> nun an<br />

aller ehrgeizigen Pläne entraten habe. Unverrückt das eine Ziel im<br />

Auge, die Landeshoheit über ganz <strong>Ostfriesland</strong> seinem Geschlechte<br />

zu erringen, wartete er nur auf eine günstige Gelegenheit, die alten<br />

Ansprüche unter kaiserlichem Schutze aufs neue zu erheben, und dazu<br />

') 2 ) O. U.-B. Nr. 677. — 3 ) 0- U.-B. Nr. 770. — 4 ) O. U.-B. Nr. 790.


schien im folgenden Jahre die beste Aussicht vorhanden zu sein. Am<br />

1. Oktober <strong>1464</strong> ward ihm abermals vom Kaiser Fiiedrich ein neuer<br />

Lehnsbrief ausgestellt, laut dessen er sowohl wie auch seine Leibeseiben<br />

zu Reichsgrafen erhoben wurden „also das sy sich nu hinfur<br />

ewigelichen graven und grefin zu Norden, Emeden, Emesgonien in<br />

<strong>Ostfriesland</strong> schreiben und nennen und <strong>von</strong> meniclich also genant<br />

sollen werden" 1 ). Trotz Verleihung dieses Diploms trat Ulrich auch<br />

jetzt noch nicht als Graf auf, son<strong>der</strong>n noch weiter als Häuptling.<br />

Selbst <strong>der</strong> Kaiser nennt ihn noch in einer Urkunde vom 5. Oktober<br />

desselben Jahres „Ulricus heuptling, cotnes in Norden" 2 ). Auch in<br />

einem am 15. Oktober <strong>1464</strong> ausgestellten Dokumente wird er vom<br />

Kaiser noch „grave zu Norden in <strong>Ostfriesland</strong>e" genannt 8 ). Endlich,<br />

am 23. Dezember <strong>1464</strong>, war Ulrichs Ziel erreicht. An diesem Tage<br />

schwor er auf seinem Schlosse zu Emden dem Kaiser und Reich den<br />

Eid <strong>der</strong> Treue und empfing den Ritterschlag 4 ). Von diesem Zeitpunkte<br />

an führte er — urkundlich — den Titel „Graf <strong>von</strong> <strong>Ostfriesland</strong>"<br />

B ).<br />

Mit <strong>der</strong> Erhebung des mächtigsten ostfriesischen Häuptlings zum<br />

<strong>Grafen</strong> wurde die Häuptlingswürde in den ostfriesischen Landen rasch<br />

zu Grabe getragen. <strong>Die</strong> kleineren Regenten begaben sich willig<br />

ihrer Herrschaft und stellten sich unter die Botmäßigkeit Ulrichs. Am<br />

26. April 1465 leisteten Snelgher, Häuptling <strong>von</strong> Uphusen, sowie Haro<br />

und Hayko, Häuptlinge <strong>von</strong> Ol<strong>der</strong>sum, dem neuen <strong>Grafen</strong> den Treuschwur<br />

und erhielten dann ihre Herrlichkeiten als Lehen <strong>von</strong> ihm<br />

zurück 6 ). Am 10. Mai desselben Jahres folgten ihnen die Häuptlinge<br />

Ocko <strong>von</strong> Loquard, Ailt <strong>von</strong> Grimersum, Ailt <strong>von</strong> Hinte, Gerd <strong>von</strong><br />

Petkum, Haie tor Papenborch, Beno <strong>von</strong> Uttum, Eger, <strong>der</strong> Sohn Tanno<br />

Kankena's, und Hero Mauritz <strong>von</strong> Dornum 7 ).<br />

* Es erscheint auffällig, daß in den beiden letzten kaiserlichen Diplomen<br />

<strong>von</strong> 1463 und <strong>1464</strong> die Verleihung des Münzrechtes nicht<br />

beson<strong>der</strong>s hervorgehoben wird, während die Urkunde <strong>von</strong> 1454 die<br />

Übertragung <strong>der</strong> Münzgerechtsame „beide des golts und silbers" 8 )<br />

ausdrücklich anerkennt. Es ist aber wohl zweifellos, daß das dritte<br />

Diplom <strong>von</strong> <strong>1464</strong> nur eine Erneuerung des ersten <strong>von</strong> 1454 darstellte,<br />

in dem die Verleihung des Münzregals ohne weiteres eingeschlossen<br />

') O. U.-B. Nr. 807. — 2 ) O. U.-B. Nr. 809. — 3 ) 0. U.-B. Nr. 814. — 4 ) 0. U.-B.<br />

Nr. 817. - 5 ) Vergl. v. Richthofen, Friesische Rechtsgeschichte, Band I, S. 363 ff.,<br />

und Herquet, Jahrbuch d. Gesellschaft f. bild. Kunst u. vaterl. Altert, in Emden,<br />

Band V, S. 1 —13. — O. U.-B. Nr. 824. — ') O. U.-B. Nr. 825. — 8 ) 0. U.-B. 677


war Man könnte auch wohl unbedenklich eine Bestätigung des 1454<br />

zuerkannten Rechtes aus den Zugeständnissen des Kaisers im Diplom<br />

vom 1. Okt. <strong>1464</strong> lesen, zumal wenn es da heißt, daß die neuernannten<br />

Reichsgrafen „alle und jeglich recht, wirdikeit, freyheit, gewonheit und<br />

vorteil inner und ausser gerichts an allen enden haben und gebrauchen<br />

und geniessen sollen und mögen, <strong>der</strong> ann<strong>der</strong> unser und des<br />

heiligen reichs graven und grefin <strong>von</strong> recht o<strong>der</strong> gewonheit haben".<br />

Das Münzregal gehörte aber zu jener Zeit fast durchweg zu den verbrieften<br />

Rechten <strong>der</strong> Lehnsgrafen. Es wäre deshalb nicht zu verstehen,<br />

warum Ulrich bei seiner Erhebung zum Lehnsgrafen dieses Recht nicht<br />

ebenfalls verliehen bekommen hätte. Eine an<strong>der</strong>e Frage ist es, ob Ulrich<br />

<strong>von</strong> ihm Gebrauch gemacht hat. Tergast führt bei Beschreibung') <strong>der</strong><br />

Häuptlingsmünzen Ulrichs unter Figur 59 einen Goldgulden o. J. (vergl.<br />

Nr. 1 <strong>der</strong> Münzbeschreibungen) auf, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite den heiligen<br />

Petrus mit Buch und Schlüssel und zwischen seinen Füßen einen schräg<br />

liegenden Harpyenschild zeigt. <strong>Die</strong> Umschrift <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite heißt:<br />

MONETA* NOV-A* EMDENIS 3 ). <strong>Die</strong> Rückseite zeigt einen Reichsapfel<br />

im Dreipaß und trägt die Umschrift: FREDR1CVS * RONOR' * REX * .<br />

Auch in seinem hinterlassenen Manuskripte erwähnt Tergast keine<br />

gräflichen Prägungen Ulrichs. So rechnet er auch nicht den vorstehend<br />

erwähnten Goldgulden dazu — <strong>von</strong> dem übrigens das Provinzial-Museum<br />

Hannover einen zweiten Stempel besitzt (vergl. Nr. 2 <strong>der</strong> Münzbeschreibungen)<br />

—. son<strong>der</strong>n legt alle <strong>Münzen</strong> Ulrichs in dessen Häuptlingszeit<br />

<strong>von</strong> 1441 bis zum Ende d.J. <strong>1464</strong>. Wenn <strong>der</strong> Herausgeber bezüglich dieser<br />

Zeitzuteilung an<strong>der</strong>er Ansicht ist, so möchte er zu dieser Annahme folgende<br />

Begründung geben. Es mag allerdings im ersten Augenblick gewagt<br />

erscheinen, die Goldgulden Ulrichs <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>zeit des Herrschers zuzuschreiben,<br />

zumal wenn man berücksichtigt, daß keine seiner Prägungen<br />

die für diese Behauptung nötige Umschrift: „COMES • FRISIE •<br />

ORIENTALIS." trägt. Ein an<strong>der</strong>er Grund könnte diese Annahme noch<br />

hinfälliger machen, wenn man nämlich in Betracht zieht, daß <strong>der</strong> erste<br />

kaiserliche Lehnsbrief vom 30 September 1454, <strong>der</strong> <strong>von</strong> verschiedenen<br />

Forschern*) als gefälscht erkannt wurde, in dem aber die Ausübung<br />

J ) Tergast a. a. O., Teil 1, S. 78. — 2 ) Auf gotische Lettern für die Münzschrift<br />

haben wir, da sie trotz aller Bemühungen ohne ungeheuere Kosten nicht zu be-<br />

schaffen waren, lei<strong>der</strong> verzichten müssen.<br />

s ) Vergl. v. Sybeis Historische Zeitschrift XLIV (N. F. VIII, 1880) S. 302 ff.;<br />

W. v. Bippen, <strong>Die</strong> Erhebung <strong>Ostfriesland</strong>s zur Reichsgrafschaft, Hansische Geschichtsblätter<br />

1883, S. 69 ff.; Bernhard Hagedorn, <strong>Ostfriesland</strong>s Handel und Seeschiffahrt<br />

im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t, 1910, S. 80 fr. Zuletzt ist Wotfgang Selio. <strong>Die</strong> Häuptlinge <strong>von</strong><br />

Jever (Göttingen 1920), S. 52 ff., noch einmal kurz auf die Frage eingegangen.


des Münzreclites durch den <strong>Grafen</strong> einzig und allein erwähnt wird,<br />

bezüglich <strong>der</strong> Münzgerechtsame auszuschalten ist.<br />

Wenn Tergast aber nur Häuptlingsmünzen kennt, dann muß man annehmen,<br />

daß er damit auch die Ansicht vertritt, daß Ulrich nur bis zum<br />

Schlüsse des Jahres <strong>1464</strong> <strong>Münzen</strong> hat schlagen lassen, nicht aber mehr<br />

für die 1 1 /2 Jahre — er starb am 27. Sept. 1466 —, die er als Graf <strong>von</strong><br />

<strong>Ostfriesland</strong> regiert hat. Kann man nun die Echtheit des Briefes <strong>von</strong> 1454<br />

nicht anerkennen, so ist doch mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen,<br />

daß die fragliche Fälschung schon damals vorhanden gewesen ist. Der<br />

als sehr gewissenhaft bekannte Hagedorn hat diese Auffassung wohl ebenfalls<br />

geteilt, denn a. a. 0. S. 80 führt er aus, daß sich „die Ostfriesen<br />

lediglich auf den uralten Gebrauch ihrer Rechte und den kaiserlichen<br />

Lehnsbrief <strong>von</strong> 1454 gestützt haben." Er nimmt danach an, daß <strong>der</strong> gefälschte<br />

Brief schon damals vorhanden war. Ist das aber <strong>der</strong> Fall, dann<br />

ist auch anzunehmen, daß er als Unterlage für die echte Urkunde vom<br />

23. Dez. <strong>1464</strong> gedient hat, wie denn auch Sello a. a. 0. bemerkt, daß<br />

sich <strong>der</strong> echte Lehnsbrief <strong>von</strong> <strong>1464</strong> inhaltlich nicht wesentlich <strong>von</strong> dem<br />

unechten unterscheidet. In <strong>der</strong> Fälschung wird dem <strong>Grafen</strong> Ulrich die<br />

„Müntz, beide des golts und silbers 2 )" ausdrücklich übertragen, und<br />

in <strong>der</strong> echten Urkunde <strong>von</strong> <strong>1464</strong> werden ihm alle einem Lehnsgrafen<br />

zustehenden Rechte zuerkannt. Es wäre deshalb nicht zu verstehen,<br />

warum man gerade nach <strong>der</strong> Erhebung <strong>Ostfriesland</strong>s zur Reichsgrafschaft<br />

die Ausprägung <strong>von</strong> <strong>Münzen</strong> eingestellt hätte, was man<br />

nach <strong>der</strong> Ansicht Tergast's voraussetzen muß. Nun könnte man<br />

allerdings einwenden, daß die echte Urkunde nichts <strong>von</strong> <strong>der</strong> Übertragung<br />

des Münzregals an den <strong>Grafen</strong> erwähnt. Wäre dieses aber<br />

nicht in <strong>der</strong> echten Urkunde als ganz selbstverständlich mit eingeschlossen<br />

gewesen, dann hätte doch später einem <strong>der</strong> Nachfolger<br />

des <strong>Grafen</strong> Ulrich, die bis zu ihrem Ausgange im Jahre 1744 die<br />

Ausprägung ostfriesischer Landesmünzen gepflegt haben, das Münzrecht<br />

nochmals beson<strong>der</strong>s verliehen werden müssen, wenn nicht eine<br />

solche Urkunde im Laufe <strong>der</strong> Zeit verloren gegangen ist.<br />

Läßt man das letzte, unwahrscheinliche Bedenken fallen,<br />

dann können wir annehmen, daß ihm auch die Ausübung<br />

des Münzrechtes mit <strong>der</strong> Erhebung in den <strong>Grafen</strong>stand verliehen<br />

worden ist. Als Häuptling prägte Ulrich <strong>Münzen</strong> auf Grund<br />

eines in früheren Zeiten angemaßten und allmählich zur Gewohnheit<br />

gewordenen Rechtes, das ihm zwar keiner streitig gemacht haben<br />

') O. U.-B. Nr. 677.


wurde, für das er aber auch keinen Verleihungsbrief vorzulegen vermochte.<br />

Nachdem er jetzt aber in den Reichsgrafenstand versetzt<br />

war und ihm alle einem Lehnsgrafen zustehenden Rechte zuerkannt<br />

waren — wozu, wie oben ausgeführt, auch das Miinzrecht zu zählen<br />

war —, konnte er in je<strong>der</strong> Weise unbeschadet und ungehin<strong>der</strong>t da<strong>von</strong><br />

Gebrauch machen. Und dieses Recht wird er auch nach wie vor<br />

<strong>von</strong> Ende <strong>1464</strong> bis zu seinem 1466 erfolgten Tode ausgeübt haben.<br />

Nicht eine <strong>von</strong> allen bekannten Häuptlingsmünzen <strong>der</strong> Ostfriesen<br />

trägt außer den beiden <strong>von</strong> Ulrich bekannten Goldmünzen, <strong>von</strong> welchen<br />

Tergast 1 ), wie gesagt, nur eine kennt, die er Ulrichs Häuptlingsmünzen<br />

zulegt, den Namen des seiner Zeit regierenden Kaisers. Vielmehr<br />

führen sie zum überwiegend größten Teile den Namen <strong>der</strong> für<br />

sie in Frage kommenden Landes-Häuptlinge, also den <strong>der</strong> Miinzherren,<br />

o<strong>der</strong> auch manchmal den Namen eines Heiligen. <strong>Die</strong>se beiden Ulrichschen<br />

Goldmünzen machen allein eine Ausnahme, die sich am<br />

natürlichsten eben aus dem Umstand erklärt, daß Ulrich die Stücke<br />

nicht mehr als Häuptling, son<strong>der</strong>n als Graf <strong>von</strong> <strong>Ostfriesland</strong> hat<br />

schlagen lassen. In <strong>der</strong> ersten Zeit seiner gräflichen Regentschaft<br />

hatte Ulrich einen schweren Stand, sich als Graf den an<strong>der</strong>en Häuptlingen<br />

gegenüber durchzusetzen -). Er sah sich genötigt, zur Festigung<br />

seiner jungen Machtstellung, kein Mittel unversucht zu lassen, das in<br />

irgend einer Weise seinem Ansehen und seiner Person Nutzen bringen<br />

konnte. Dazu haben auch sicherlich die <strong>Münzen</strong> mit dem kaiserlichen<br />

Namen gehört, welcher <strong>der</strong> Bevölkerung seines Landes einmal kundtun<br />

sollte, daß er sie mit ausdrücklicher Genehmigung und im Auftrage<br />

des Kaisers präge, zum an<strong>der</strong>n aber auch — und das war für<br />

Ulrich nicht unwesentlich — das Volk immer wie<strong>der</strong> daran erinnern<br />

sollte, daß er in den ostfriesischen Landen an Kaisers Statt regiere<br />

und <strong>von</strong> ihm als oberster Herr eingesetzt sei.<br />

Es scheint allerdings im ersten Augenblick psychologisch undenkbar,<br />

daß ein Mann wie Ulrich, <strong>der</strong> das Ziel seines Lebens mit<br />

<strong>der</strong> Erhebung in den <strong>Grafen</strong>stand erreicht hatte, nicht auf seine <strong>Münzen</strong><br />

das ihm zustehende COMES FRISIE ORIENTALIS setzte. Doch Klugheit<br />

und Besonnenheit werden es ihm bei seiner noch durchaus ungefestigten<br />

Herrschaft verboten haben, und er wird eine allzu plötzliche<br />

Umwälzung und Abän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> lange Zeiten üblich gewesenen<br />

') Tergast a. a. O. S. 78, Fig. 59 — '-) Vergl. dazu neuerdings Freisenliausen,<br />

<strong>Die</strong> Grafschaft <strong>Ostfriesland</strong> und ihr Verhältnis zum Stifte Münster in <strong>der</strong> zweiten<br />

Hälfte des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts, Hildesheim 1918, S. 42 ff.


Dinge nicht für vorteilhaft gehalten haben. Nur so läßt es sich erklären,<br />

daß er auf den Rückseiten <strong>der</strong> <strong>von</strong> ihm als Graf geprägten <strong>Münzen</strong> nur<br />

den Namen <strong>der</strong> Münzstätte brachte, wie es das Volk <strong>von</strong> den<br />

Häuptlingsmünzen her gewohnt war. Zum an<strong>der</strong>n muß man bedenken,<br />

daß Ulrich seit Annahme <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>würde bis zu seinem Tode nur<br />

noch etwas länger als 1 1 /2 Jahre die Regierung inne hatte. In dieser<br />

kurzen Zeit wird er infolge <strong>der</strong> Umwälzung so sehr mit Staaisgeschäften<br />

in Anspruch genommen sein, daß er sich außerdem mit<br />

<strong>der</strong> Reform seiner Landesmiinzen nicht gründlich befassen konnte.<br />

Es wird hier — wie es des öfteren geschah — dem zuständigen<br />

Münzmeister die selbständige Verwaltung <strong>der</strong> Münze übertragen sein.<br />

<strong>Die</strong>ser ließ dann die Stempel für die Goldgulden nach dem Muster<br />

einer <strong>der</strong>zeit umlaufenden Münze schneiden und benutzte ihn für die<br />

<strong>von</strong> ihm auftragsgemäß zu prägenden <strong>Münzen</strong>. Daß sich übrigens die<br />

ersten ostfriesischen <strong>Grafen</strong> nicht sehr eingehend mit ihrer Landesmünze<br />

befaßten, erhellt daraus, daß erst Graf Edzard I. die erste<br />

bekannte Münzordnung für sein Land schuf, durch welche die eigenen<br />

Werte zu an<strong>der</strong>en <strong>Münzen</strong> des Deutschen Reiches festgelegt wurden.<br />

Noch ein an<strong>der</strong>er Umstand scheint für die Prägung <strong>der</strong> Goldmünzen<br />

während <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>zeit Ulrichs zu sprechen. Bei sämtlichen<br />

ostfriesischen Häuptlingsmünzen — also nicht nur denjenigen Ulrichs —<br />

ist entwe<strong>der</strong> auf beiden Seiten das Wappen des in Frage kommenden<br />

Häuptlingsgeschlechts dargestellt, o<strong>der</strong> aber, die Vor<strong>der</strong>seite allein<br />

zeigt dieses Wappen, während dann die Rückseite das für <strong>Ostfriesland</strong><br />

typische und fast immer die Umschrift trennende befußte Kreuz trägt.<br />

<strong>Die</strong> beiden hier in Betracht kommenden Goldgulden Ulrichs führen<br />

entgegen seinen Em<strong>der</strong> Häuptlingsmünzen dieses große Geschlechtswappen<br />

nicht, son<strong>der</strong>n zeigen — wie schon bemerkt — auf <strong>der</strong><br />

Vor<strong>der</strong>seite den schlüsseltragenden Petrus und auf <strong>der</strong> Rückseite den<br />

Reichsapfel im Dreipaß. Wenn auch erst die im Jahre 1559 <strong>von</strong><br />

Kaiser Ferdinand 1. (1531—1564) auf dem Reichstage zu Augsburg<br />

vorgelegte Münzordnung die Führung des Reichsapfels für eine gewisse<br />

Münzgattung auf <strong>der</strong> einen Seite <strong>der</strong> Münze vorschrieb, so war es<br />

doch nicht ungewöhnlich, daß schon vor dem Inkrafttreten <strong>der</strong> obigen<br />

Verordnung solche Münzherren, denen vom Kaiser das Münzrecht ausdrücklich<br />

verliehen war, auf ihren Prägungen den Reichsapfel führten.<br />

Mannigfache Beispiele lassen sich dafür beibringen. Ich glaube daher<br />

den Standpunkt vertreten zu können, daß man den <strong>von</strong> Ulrich auf<br />

seinen Goldgulden verwandten Reichsapfel als eine <strong>von</strong> ihm im


Interesse seiner jungen Grafschaft beabsichtigte Maßnahme ansehen muß.<br />

Ulrich wollte mit <strong>der</strong> Führung dieses kaiserlichen Hoheitszeichens auch<br />

hier wie<strong>der</strong> kund tun, daß er vom Kaiser als Herr über die Grafschaft<br />

<strong>Ostfriesland</strong> gesetzt war.<br />

Es ist eigenartig, daß sich unter den Goldmünzen, die Ulrich<br />

für das Nor<strong>der</strong>land hat schlagen lassen, ein Gegenstück zu den<br />

obigen befindet 1 ). <strong>Die</strong>se Münze zeigt auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite wie<strong>der</strong> den<br />

schlüsseltragenden Petrus und die Umschrift: SANDTUS* — PETRVS*,<br />

während die Rückseite auch den Reichsapfel im Dreipaß mit <strong>der</strong><br />

Umschrift f MON • VLRICI • CAP' • IN • NORDA • 2 ) trägt. Wie<br />

wir nun gehört haben, ist Ulrich laut Urkunde vom 14. Juni 1463 :i )<br />

<strong>von</strong> Kaiser Friedrich III. auch zum <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Norden erhoben<br />

worden. Den Lehnseid als solcher hat er aber nicht geleistet, trotzdem<br />

wird er vom Kaiser selbst vor <strong>der</strong> Ablegung des Eides<br />

als ostfriesischer Reichsgraf am 23. Dezember <strong>1464</strong> — also zu einer<br />

Zeit, da er noch Häuptling war — in zwei Urkunden, und zwar einmal<br />

am 5. Oktober <strong>1464</strong> 4 ) mit „Ulricus heuptling, comes in Norden"<br />

und zum zweiten Male am 18. Oktober <strong>1464</strong> 5 ) mit „grave zu Norden<br />

in <strong>Ostfriesland</strong>e" bezeichnet. Wenn sich nun Ulrich auf <strong>der</strong> zuletzt<br />

beschriebenen Münze seines alten Titels „capitalis in Norda", also<br />

Häuptling in Norden, bedient, dann deckt sich diese Bezeichnung mit<br />

<strong>der</strong> ersteren des Kaisers in <strong>der</strong> Urkunde vom 5. Oktober <strong>1464</strong>. Daneben<br />

wird er allerdings in jener Urkunde auch mit „comes" (Graf)<br />

bezeichnet, was dann in <strong>der</strong> Urkunde vom 18. Oktober <strong>1464</strong> allein<br />

in Anwendung kommt. Nach meinem Dafürhalten hat es Ulrich zwar<br />

nicht gewagt, die Bezeichnung „comes in Norden" auf jene Münze<br />

zu setzen, weil er eben dem Kaiser den Eid noch nicht geleistet<br />

hatte. Dennoch sah er das sich gesteckte Ziel so nahe vor Augen<br />

gerückt, daß er es für unbedenklich und zugleich auch für sein<br />

Nor<strong>der</strong>land als zweckmäßig ansah, den Reichsapfel — das kaiserliche<br />

Hoheitszeichen — auf die Münze zu setzen, um auch hiermit<br />

wie<strong>der</strong>um seine nahen Beziehungen zum Reichsoberhaupte anzudeuten.<br />

Will man meinen Ausführungen beipflichten, dann läßt sich auch<br />

die Prägezeit dieses Nor<strong>der</strong>ländischen Goldguldens näher umgrenzen.<br />

Er muß in <strong>der</strong> Zeit vom 14. Juni 1463, d. i. <strong>der</strong> Tag, an dem Ulrich<br />

zum <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Norden erhoben ward, bis zum 23. Dezember <strong>1464</strong>,<br />

d. i. <strong>der</strong> Tag, an dem er den Eid als Reichsgraf <strong>von</strong> <strong>Ostfriesland</strong><br />

Tergast a. a. 0., S. 136, Fig. 83. - 2 ) Tergast a. a. 0., S. 44 ff. —<br />

3 ) 0. U.-B. Nr. 790. — ") 0. U.-B. Nr. 809. — 6 ) 0. U.-B. Nr. 814.


Lfd. Nr.<br />

Präge-<br />

jahr<br />

o. J.<br />

o. J.<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

In einem feinen, oben und<br />

unten durchbrochenen Per-<br />

lenkreise: <strong>der</strong> heilige Petrus<br />

mit Schlüssel und Buch und<br />

einem Schein um das Haupt.<br />

Zwischen seinen Füssen<br />

ein schrägliegen<strong>der</strong> Harpyeu-<br />

schild. Der Umschrift ist nach<br />

außen zu ebenfalls ein Per-<br />

lenreif vorgelegt. Umschrift:<br />

MONETA * NOV - A *<br />

EMDENIS*<br />

Goidguiden (Gräfliche Prägung)<br />

In einem D'reipasse, <strong>der</strong> <strong>von</strong><br />

einem feinenPerlenkreise ein-<br />

geschlossen ist: <strong>der</strong> Reichs-<br />

apfel. Der Umschrift ist nach<br />

außen zu ebenfalls ein Pelen-<br />

kreis vorgelegt. Umschrift:<br />

t FREDRICVS * RONOR<br />

* REX *<br />

Durchmesser: 0,0213 m. Gewicht: 3,342 g.<br />

In einem oben u. unten durch-<br />

brochenen glatten Kreise,<br />

dem nach außen zu ein feiner<br />

Perlenreif vorgelegt ist: <strong>der</strong><br />

stehende St.Johannes mit dem<br />

Lamm und einem Schein um<br />

das Haupt. Zwischen seinen<br />

Füssen ein sechsstrahliger<br />

Stern. Umschr.: FREDRICUS<br />

• R- ONOR • REX •<br />

(Provinzial-Museum Hannover.)<br />

Goldgulden (Gräfliche Prägung)<br />

In einem verzierten Vierpaß,<br />

<strong>der</strong> <strong>von</strong> einem feinen Perlen-<br />

kreis umschlossen wird: <strong>der</strong><br />

Reichsapfel. Umschrift:<br />

MONETA * NOVA *<br />

EMDENSIS *<br />

D.uchmesser: 0,0211 m. Gewicht: 3,275 g.<br />

(Provinzial-Museum Hannover.)


geleistet hat, geschlagen worden sein. <strong>Die</strong>ser Nor<strong>der</strong>ländische Goldgulden<br />

ist also wohl ein Vorläufer <strong>der</strong> beiden <strong>von</strong> Ulrich als Graf geprägten<br />

Goldstücke gewesen, ist doch auf diesen nur die Umschrift eine<br />

an<strong>der</strong>e, während die Münzbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> drei Stempel sich völlig gleich sind*<br />

Welche Münzsorten außerdem zur Zeit <strong>der</strong> gräflichen Herrschaft<br />

Ulrichs im Lande im Umlauf gewesen sind, darüber gibt uns eine Verordnung<br />

des <strong>Grafen</strong> vom Jahre 1465, mittelst welcher er <strong>der</strong> Stadt<br />

Emden allgemeine Statuten gab, interessante Aufschlüsse 1 ).<br />

Im Artikel 3 dieser Verordnung wird besagt:<br />

,,Welck man syn mes up den an<strong>der</strong>en uththuet in tornighen moede<br />

und steket den an<strong>der</strong>en nae den live und densulven nicht en wondet,<br />

de sal ein geven enen Arnnsgulden unde enen Rynnsgulden to broke".<br />

Arensgulden finden wir bereits in einer Urkunde vom 20. August 1449<br />

erwähnt 2 ), nach welcher Reynst, die Tochter des Propstes Hisko <strong>von</strong><br />

Emden, dem „erberen manne Enno Edzards van Norden, hovetling tho<br />

Greetsyel, mynen neven, dree und vyfftich grasen landes gelegen in<br />

Viskwer<strong>der</strong> hammerick, gheheten Hyskenge erve und landt, vor eyn<br />

summe geldes, also negen stigen :! ) Arensgulden, vyfftheyn krumstert<br />

to rekenen vor einen Arensgulden, als do genck und geve weren<br />

und noch sint in den lande". Der Arens- o<strong>der</strong> Arnem'sche Gulden<br />

war eine gel<strong>der</strong>n'sche Münze, die zu Arnheim geschlagen wurde. Sie<br />

wird bereits im Groninger „Stads-Bock" im Jahre 1383 erwähnt 1 )<br />

und gehörte immer zu den in Friesland umlaufenden <strong>Münzen</strong>..<br />

Artikel 4 besagt:<br />

„We dem an<strong>der</strong>en in syns sulves huse hoemoeth, overlast ofte<br />

gewalth doet, de breket achtehalb Emb<strong>der</strong> marck int recht, unde we<strong>der</strong><br />

den genen, den mysdaen wort, oeck also voelle. De ghewalt sal<br />

staen tho erkentnis <strong>der</strong> overicheit".<br />

Artikel 8 behandelt die Erwerbung des Bürgerrechts. Wer Em<strong>der</strong><br />

Bürger werden wollte, <strong>der</strong> hatte eine Abgabe <strong>von</strong> drei Postulatsgulden<br />

s ) zu entrichten. Gleichzeitig lag aber dem neuen Bürger die<br />

') O. U.-B. Nr. 831. Katsarchiv zu Emden, Stadtbuch S. 11. Jahrbuch d. Emd.<br />

Gesellschaft, I.,3. Heft, 1874,S.45; desgl. II., 1. Heft, 1875, S.103. — ') O.U.-B.Nr.619.<br />

3 ) Eine Stige waren 20 Stück, danach hat Edzard für die 53 Grasen Landes 180 Arens-<br />

gulden zahlen müssen. — ') P. O. van <strong>der</strong> Chijs, Munten <strong>von</strong> Friesland, Groningen<br />

en Drente, Haarlem 1855, S. 494. — r> ) Der Postulatsgulden Ulrichs ist zuerst in <strong>der</strong><br />

„Numismatischen Zeitung" <strong>von</strong> 1848, S. 91, abgebildet, dann <strong>von</strong> Dr. Hermann<br />

Grote in seine unveröffentlicht gebliebene Abhandlung über ostfriesische <strong>Münzen</strong><br />

auf Tafel IV, Nr. 2, abermals aufgenommen und endlich <strong>von</strong> Dr. Tergast in sein<br />

Werk über die <strong>Münzen</strong> <strong>Ostfriesland</strong>s, I. Teil, S. 135 übernommen. Tergast nennt


Verpflichtung ob, „syn harnasch unde gevveer tho holden unde veer<br />

jaer lanck daer binnen tho woenen".<br />

Artikel 13 spricht <strong>von</strong> „olde Vleemschen". Es heißt da wörtlich:<br />

„We vissche ed<strong>der</strong> voeghelen koft to Enibden, eer se upt marcket<br />

und up de vischbancke sint gebracht, de breket ses olde Vleemschen".<br />

Artikel 16 erwähnt den, wie erwähnt, bereits 1449') genannten<br />

K rumsteert:<br />

„Weert oick datter schone broedt to kope queme binnen Enibden<br />

van buten tho, dat sal veer loet swaer wesen up enen halven krunistert,<br />

unde dat grove broet een half punt swaer up enen krumstert,<br />

unde de koepmann van den broede mach twe daghe lank syn mar-<br />

.cket holden, waneer he komt".<br />

In allen übrigen Artikeln <strong>der</strong> Verordnung wird die Buße in<br />

„Rinsgulden" angegeben. Es hat danach den Anschein, als ob <strong>der</strong><br />

Rheinische Gulden zu jener Zeit in <strong>Ostfriesland</strong> entschieden den Geldmarkt<br />

beherrschte. Auch in den sonst auf uns überkommenen Urkunden<br />

geschieht die Bezahlung am häufigsten in dieser Münze. So ward im<br />

Jahre 1475 <strong>der</strong> Brautschatz <strong>der</strong> Tochter Ulrichs, <strong>der</strong> Gräfin Heba,<br />

bei ihrer Vermählung mit dem <strong>Grafen</strong> Erich <strong>von</strong> Holstein und<br />

Schauenburg (1474—1492) <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gemahlin Ulrichs, <strong>der</strong> Gräfin<br />

Theda, auf „achtedusent gude vulwichtige Rinsche gülden"'-) angesetzt.<br />

Aus alledem geht aber hervor, daß die Ausprägung <strong>der</strong> Ulrichschen<br />

<strong>Münzen</strong> nicht bedeutend war und mehr fremdländisches Geld<br />

als eigenes in <strong>Ostfriesland</strong> im Umlauf gewesen sein muß.<br />

Der letzte urkundliche Bericht aus <strong>der</strong> Regierungszeit des ersten<br />

ostfriesischen <strong>Grafen</strong> datiert vom 24. September 1466 3 ). Es handelt<br />

sich in dieser Urkunde um ein Schutz- und Trutzbündnis, das Ulrich<br />

mit verschiedenen ostfriesischen Edlen gegen die Butjadinger eingeht.<br />

Unter Hinterlassung einer Witwe mit 3 unmündigen Söhnen,<br />

Enno, Edzard und Uko, und einer Tochter namens Heba, starb er<br />

atn 27. September 1466 ').<br />

den Gulden kurzweg Postulatsgulden. Ich halte es für richtiger, ihm die Bezeich-<br />

nung „Goldgulden nach Art <strong>der</strong> Utrechter Postulatsgulden" beizulegen, weil er nach<br />

dem Vorbilde des Goldguldens des postulierten Bischofs <strong>von</strong> Utrecht, Rudolf <strong>von</strong><br />

<strong>Die</strong>pholz, geprägt ist. Rudolf wurde 1423 gewählt, kam aber erst 1433 auf den<br />

bischöflichen Stuhl zu Utrecht. <strong>Die</strong> Ulrich'sche Nachahmung des Postulatsgulden<br />

führt auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite die Umschrift: * MON' * VLRICI * CAP' * IN *<br />

NORDA. Ein Exemplar befindet sich jetzt in <strong>der</strong> Em<strong>der</strong> Sammlung.<br />

') O. U.-B. Nr. 608. — 2 ) O. U.-B. Nr. 959.- — 3 ) O. U.-B. Nr. 842. —<br />

4 ) Emmius, Ausg. Leiden 1616, S. 391.


Gräfin Theda.<br />

Vormundschaftliche Regierung 1466—1481.<br />

Theda und Enno I. gemeinsam 1481—1483.<br />

Auf seinem Sterbebette hatte Graf Ulrich neben seiner Gemahlin<br />

den Ritter Sibo Attena <strong>von</strong> Esens zum Sachverwalter des jungen<br />

<strong>Grafen</strong>hauses und seiner unmündigen Kin<strong>der</strong> bestimmt. Sibo's Einfluß<br />

gelang es nach mancherlei Schwierigkeiten, daß <strong>der</strong> kaiserliche Lehnsbrief<br />

vom Jahre <strong>1464</strong> am 27. Juli 1468') vom Kaiser Friedrich III.<br />

für die Söhne Ulrichs erneuert wurde. In dieser neuen Belehnungsurkunde<br />

wird Sibo „an stat <strong>der</strong> genanten gebru<strong>der</strong>e (nämlich: Enno,<br />

Edzard und Uko) und als ir lehentrager" bestellt. Trotzdem Sibo<br />

kraft dieser Urkunde zum kaiserlichen Lehnsträger ernannt war, hatte<br />

er doch in den Regierungsgeschäften nur eine beratende Stimme.<br />

Gräfin Theda trat überall als alleinige Regentin auf und zeichnete<br />

auch als solche. Ausdrücklich for<strong>der</strong>te Kaiser Friedrich III. am<br />

17. März 1475") die Häuptlinge <strong>von</strong> Oestringcn und die „Ratgeber"<br />

<strong>von</strong> Rüstringen und Butjadingerland, sowie alle Untertanen <strong>der</strong><br />

Gräfin Theda bei seinem Aufgebot wi<strong>der</strong> den Herzog <strong>von</strong> Burgund<br />

auf: „das ir <strong>der</strong> genanten Theda grefin zu Oestfriessland euer frawen<br />

in solichem nach allem eurem vermugen hilf, zuschub und bistand<br />

thut und darinn keinerlei aufzug noch ungehorsam gebrauchet, inmassen<br />

ir des <strong>der</strong>selben greffin, als euer frawen, auch dem heiligen<br />

reich, euch selbs und gemeiner deutschen nacion zu ere, rettung und<br />

behaltung zu thunde schuldig seid."<br />

In numismatischer Beziehung ist aus den Regentschaftsjahren<br />

<strong>der</strong> Gräfin <strong>von</strong> beson<strong>der</strong>er Wichtigkeit ein mit dem Häuptling Edo<br />

Wiemken dem Jüngeren <strong>von</strong> Jever (1468—1511) am 10. Juni 1473 3 )<br />

abgeschlossener Münzvertrag. <strong>Die</strong>ser bestimmte, daß das Geld, „dat<br />

tho Jever ghemuntet ys by zelygen Tannen Düren 4 ) tyden", Gültigkeit<br />

im Gebiete <strong>der</strong> Gräfin Theda haben sollte „yn <strong>der</strong> weerde, alse<br />

zelygen greve Olrikes 5 ) ganghe und werdych ys." In dem Vertrage<br />

gibt Edo ferner das Versprechen „neyne munte bynnen synen landen<br />

in dessen negesten teyn jaren" prägen zu lassen.<br />

Danach scheint die Münze zu Jever das Land mit Geld versorgt<br />

und den Wert <strong>der</strong> gräflichen Münze herabgedrückt zu haben.<br />

') O. U.-B. Nr. 862. — 2 ) O. U.-B. Nr. 946. — 3 ) O. U.-B. Nr. 915.<br />

J ) Tanno Düren war Häuptling <strong>von</strong> Jever <strong>von</strong> 1442—1468.<br />

5 ) Damit ist <strong>der</strong> f Gemahl <strong>der</strong> Gräfin Theda gemeint.


Lag es nun in <strong>der</strong> Absicht <strong>der</strong> Gräfin, die eigene Münze in diesen<br />

10 Jahren des getroffenen Abkommens fleissig in Tätigkeit zu setzen,<br />

so hat sie, nach den auf uns gekommenen <strong>Münzen</strong> zu urteilen,<br />

nur wenig Gebrauch da<strong>von</strong> gemacht. Nur ein einziges Stück, ein<br />

halber Silbergroschen <strong>von</strong> verschiedenen Jahren, ist, soweit bis jetzt<br />

Funde vorliegen, <strong>von</strong> Theda geschlagen worden.<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

Halber Silbergroschen.<br />

3 1473 In einein feinen Perlenkreise: Ein durchgehendes, befußtes<br />

4 1474<br />

5 1475<br />

ein gera<strong>der</strong> Schild mit einem<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> linken Seite steigen-<br />

den Löwen. Der Umschrift<br />

ist nach außen zu ebenfalls<br />

ein Perlenkreis vorgelegt.<br />

Kreuz, in dessen Winkeln je<br />

ein sechsstrahliger Stern<br />

(Spornrad). Der Umschrift<br />

ist nach außen und innen zu<br />

ein feiner Perlenreif vorge-<br />

Urnschrift: MO : TEDE • legt. Umschrift:<br />

COITIS • OSTFRISIE<br />

AN- D


Der Löwe ist <strong>der</strong> Ukena'sche, den Theda als Enkelin des<br />

Häuptlings Focko Ukena <strong>von</strong> Moormerland im Wappen führte. Focko<br />

siegelte mit einem <strong>von</strong> <strong>der</strong> rechten Seite steigenden Löwen, <strong>der</strong> eine<br />

umgekehrte Krone um den Hals trug (siehe Abbildung A); so auch<br />

Theda (siehe Abbildung B.).<br />

Siegel des Häuptlings Focko Ukena<br />

<strong>von</strong> Leer an einer Urkunde vom<br />

5. Mai 1426.<br />

Umschrift:<br />

S'FOCK'ONIS = CAPITALIS = IN<br />

LEER.<br />

(Vergl. Ostfriesisches Urkunden-<br />

Buch Nr. 336.)<br />

Siegel <strong>der</strong> Gräfin Theda <strong>von</strong> Ost-<br />

friesland an einer Urkunde vom<br />

1. August 1467.<br />

Umschrift:<br />

SECRETU(M) TEDE COMITISSE<br />

OSTFRIS1E. (Vergl. Ostfriesisches<br />

Urkundenbuch Nr. 852.)<br />

Der Löwe auf Theda's <strong>Münzen</strong> hat dagegen keine Krone. Der<br />

Löwenschild ist <strong>der</strong> nämliche, den <strong>der</strong> Häuptling Udo <strong>von</strong> Norden,<br />

Löwenschild des Häuptlings Udo <strong>von</strong> Norden<br />

auf den <strong>von</strong> ihm geschlagenen Goldgulden.


Focko Ukena's Sohn und Oheim <strong>der</strong> Gräfin Theda, auf seinen<br />

Goldgulden führte 1 ).<br />

<strong>Die</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gräfin Theda geprägten <strong>Münzen</strong> werden in keiner<br />

Urkunde erwähnt. Dagegen erfahren wir aus einem Brüchteregister<br />

des Amtes Emden aus <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />

welche <strong>Münzen</strong> zur Zeit Theda's in ihren Landen hauptsächlich im<br />

Umlauf waren' 2 ). <strong>Die</strong> in diesem Brüchteregister gefällten Rechtssprüche<br />

gehören den Jahren 1467—1476 an. <strong>Die</strong> Bußen werden überall in<br />

Rheinischen-, Arens-, Postulats- und „olde Postulatsgulden" angegeben,<br />

zum größten Teil aber in „lichten gülden". <strong>Die</strong>se leichten<br />

Gulden werden in einer Handschrift des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts „Nor<strong>der</strong><br />

Gulden" genannt und hatten den Wert <strong>von</strong> 6 Krumsterten — „de<br />

lichte Gulden, die men noemett die Nor<strong>der</strong> Gulden, gerekent up<br />

6 Krumsterde 3 )." — Man könnte darin die Nor<strong>der</strong> Goldgulden <strong>der</strong><br />

Häuptlinge Udo 4 ) und Ulrich 5 ) vermuten. Der Zusatz zwingt aber<br />

zu <strong>der</strong> Annahme, daß mit „lichten Gulden" eine Münze <strong>von</strong> geringerem<br />

Wert gemeint sei, da die Goldgulden nach S. 12 einen weit höheren<br />

Wert hatten.<br />

Aus dem oben angeführten Brüchteregister erfahren wir auch<br />

ferner, daß an Silbermünzen <strong>der</strong>zeit die sog. „Krumsterte" in Umlauf<br />

waren, <strong>von</strong> denen nach verschiedenen Aufzeichnungen 15 Stück auf<br />

einen Arensgulden gingen. So heißt es an einer Stelle des besagten<br />

Registers: „Eglo lieft gewundet Poppo tho Pawyngh, davor mach<br />

eine werden tho boete 25 Arensgld., den gülden to 15 krumstert to<br />

rekenen 6 )." Auch in einem am 9. November 1474 zwischen <strong>der</strong><br />

Gräfin Theda nebst ihren Kin<strong>der</strong>n und den Häuptlingen Poppo, Dido<br />

und Edzard Manninga wegen <strong>der</strong> Hinterlassenschaft <strong>der</strong> Tyaetque<br />

') Vergl. auch Tergast a. a. O., Seite 128, Fig. 80.<br />

2 ) Jahrbuch <strong>der</strong> Em<strong>der</strong> Gesellschaft, Band VII, Heft 1, Seite 19.<br />

3 ) Bibliothek <strong>der</strong> ostfriesischen Landschaft, Papierhandschrift Nr. 213 in Fol. II,<br />

Pag. 76 a und 76 b. Veröffentlicht im Jahrbuch <strong>der</strong> Em<strong>der</strong> Gesellschaft, IV. Band,<br />

1880/81, 2. Heft, S. 106. — Krumsteert, Cromstaert (Krummschwanz), war die im<br />

15. Jahrhun<strong>der</strong>t in <strong>Ostfriesland</strong> und den Nie<strong>der</strong>landen volkstümliche Benennung<br />

groschenartiger <strong>Münzen</strong>. <strong>Die</strong> Ableitung des Namens ist unbekannt, doch ist er<br />

wahrscheinlich auf den gebogenen Schweif des den <strong>Münzen</strong> ursprünglich auf-<br />

geprägten Löwen zurückzuführen und dann beibehalten worden, auch nachdem<br />

das Münzbild längst geän<strong>der</strong>t war. (Vergl. auch Halke, Handwörterbuch <strong>der</strong> Münz-<br />

kunde, Berlin 1909, S. 173.)<br />

4 ) Tergast a. a. O., Seite 127, Fig. 76—80. — 5 ) Vergl. oben Seite 10 u. 11.<br />

6 ) Jahrbuch <strong>der</strong> Emd. Gesellschaft, Bd. VII, 1, 1886, S. 74, Nr. 498 des Registers.<br />

Jahrbuch <strong>der</strong> Gesellschaft f. b. Kunst u. v. Altertümer in Emden, Bd. XXI, 1923-24. 2


abgeschlossenen Vertrage 1 ) heißt es: „gheven unde betalen dredusende<br />

unde vier unde twintich Arnsgulden in ghelde, den gülden to<br />

15 krumstert nu ter tyd ghenghe." Wir sehen also auch hier, daß <strong>der</strong><br />

Arensgulden zu 15 Krumstert gerechnet ward.<br />

Im Jahre 1475 begegnen wir zum ersten Male dem Stüber. Es<br />

muß Wun<strong>der</strong> nehmen, daß diese für das ostfriesische Gebiet in<br />

späterer Zeit so viel ausgeprägte Münzgattung vor dem genannten<br />

Jahre in keiner Urkunde erwähnt wird. Im Brüchteregister tritt diese<br />

Scheidemünze zuerst auf; an <strong>der</strong> betreffenden Stelle heißt es: „Item olde<br />

Tydke to Hatsum zall geven tho böte Syen tho Nyantorpe 9 lichte gld.<br />

voir hovetroeff unde 5 l /s lichte gld. voir 2 vuestslage, noch 12 lichte gld.<br />

voir dat he ere de hant uppe de kelen zettede unde de schemede<br />

ondeckede. Item ontfangen hyran 7 lichte gld. ende 1 stuver, behalven<br />

dat leste, dat ze noch bewysen zall' 2 )." Über das Wertverhältnis des alten<br />

Postulatsgulden zu den Arensgulden erhalten wir ebenfalls eine Aufklärung<br />

durch das Brüchteregister: „Feyke (<strong>von</strong> Hinte) sal gheven to<br />

brocke den heren 26 Postulatsgld. voir dat he nachtes Remet uppe <strong>der</strong><br />

vrygen Straeten anvocht und sloech ende wundede :i )." Danach soll also<br />

Feyke <strong>von</strong> Hinte wegen einer nächtlichen Schlägerei auf freier Straße<br />

an Remet (Harena zu Osterhusen) als Busse 26 Postulatsgulden geben.<br />

Von diesen 26 Postulatsgulden werden dann nach Nr. 223 des<br />

Registers <strong>von</strong> einem gewissen Tyard für Feyke „24 olde Postlasche<br />

gülden" bezahlt „unde blifft schuldig 6 Arensgulden 4 )." Hieraus ist<br />

zu ersehen, daß <strong>von</strong> Feyke's Busse <strong>von</strong> 26 Postulatsgulden 24 solcher<br />

Gulden getilgt wurden. Es blieben also noch rückständig 2 Postulatsgulden.<br />

In dem Brüchteregister steht aber nun nicht, daß 2 Postulatsgulden<br />

ungetilgt bleiben, son<strong>der</strong>n dafür sind als restierende Schuld<br />

6 Arensgulden eingestellt. Es müssen danach also 3 Arensgulden<br />

dem Werte eines Postulatsgulden entsprochen haben.<br />

Aber nicht allein in Geld wurden die Bußen o<strong>der</strong> sonstige<br />

Zahlungen geleistet, son<strong>der</strong>n auch in Vieh, namentlich in Kühen.<br />

Eine fette Kuh wird danach auf 10 Arensgulden — o<strong>der</strong> legen wir<br />

unsere vorstehende Rechnung zu Grunde — auf 3 Postulatsgulden<br />

und 15 Krumstert geschätzt. In Nr. 336 des Registers 6 ) heißt es:<br />

„Item Ubbe Liubbena ende Folkerth Ippen zint borghe voir 10 Arensgld.<br />

ofte ene vette koe tho betalen tho sunte Michele 6 )." Unter<br />

') O. U.-B. Nr. 940.<br />

2 ) A. a. O., S. 76, Nr. 517 des Registers. — 3 ) desgl. S. 47, Nr. 221.<br />

4 ) desgl. S. 47, Nr. 223. - ") desgl. S. 58. — 6 ) 29. September 1476.


Nr. 451'), 511 2 ) und 614 3 ) des Registers finden wir gleiche Angaben,<br />

während es bei Nr. 508 4 ) des Registers heißt: Hermann to Hatsum<br />

sal Aelrike to Dytsum betalen 7 Arensgulden voir 1 koe tuschen<br />

hyr und paeschen by pena van 1 vette koe." Daraus geht zweifellos<br />

hervor, daß <strong>der</strong> Preis <strong>von</strong> 7 Arensgulden nur für min<strong>der</strong>wertige<br />

Kühe in Betracht kam. Endlich lernen wir aus dem Brüchteregister<br />

auch noch den Kaufpreis eines Pferdes kennen. Im Jahre 1473 bezahlte<br />

„Hayke Tytkena to Hatsum den heren to broke vyff Rinsgld.<br />

voir gewalt, dat he jegen her Heren to Koldenborg bewisede in<br />

synes sulves huse. Item entfangen 1 pert vor 9 gld. 5 ). Danach wurde<br />

also <strong>der</strong> Wert eines Pferdes auf 9 Rheinische Gulden geschätzt.<br />

Im Jahre 1483 — also zu einer Zeit, als schon Enno, Theda's<br />

ältester Sohn, wie wir unten sehen werden, Mitregent des gräflichen<br />

Hauses war — trat infolge einer Mißernte eine große Teuerung ein.<br />

Danach kostete die „Last Rokken" in jenem Jahre 75 Gulden, die<br />

Tonne rote Butter 26 und weisse Butter 24 Arensgulden o<strong>der</strong><br />

9 Reichstalei 17 Stüber 6 ).<br />

* Wir sind aber auch in <strong>der</strong> Lage, die Preise <strong>von</strong> Lebensmitteln<br />

aus besseren Jahren nachweisen zu können, so daß es uns leichter<br />

fällt, ein richtiges Bild <strong>von</strong> <strong>der</strong> großen Teuerung des Jahres 1483<br />

zu gewinnen. So galten im Jahre 1495 eine Tonne Roggen == 21<br />

Krumstert, 3 Tonnen Gerste = 1 Rheinischen Gulden, 1 Tonne<br />

Hafer = 6 Krumstert, 1 Tonne Butter = 4 Rheinische Gulden 7 ).<br />

Vergleicht man nun die Preise <strong>von</strong> 1483 und 1495 miteinan<strong>der</strong>,<br />

so springt die Teuerung des Jahres 1483 ohne weiteres in die Augen.<br />

Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, daß während <strong>der</strong> Zeit <strong>von</strong><br />

1483—1495 eine erhebliche Verschiebung des Geldwertes eintrat, die<br />

bei dem Vergleich berücksichtigt werden muß. Nach <strong>der</strong> Münzordnung<br />

Edzard I., auf die später noch näher eingegangen werden wird, galt<br />

ein Rheinischer Gulden im Jahre 1495 = 36 neue Krumsterte,<br />

während ein solcher 1483 nur 24 Krumsterte wert war. Es ist also<br />

höchstwahrscheinlich, daß <strong>der</strong> alte Krumstert schwerer als <strong>der</strong> neue<br />

war. Danach hatte also auch die alte Währung dieser Münzgattung<br />

gegenüber <strong>der</strong> neuen einen höheren Wert, was bei <strong>der</strong> Teuerung des<br />

Jahres 1483 ebenfalls ins Gewicht fällt. Legt man nun bei einer<br />

Tonne Butter des Jahres 1483 — wir nehmen die billigste Sorte<br />

*) A. a. O. S. 69. — 2 ) desgl. S. 76. — 8 ) desgl. S. 89. — 4 ) desgl. S. 75.<br />

6 ) S. 76, Nr. 512 des Reg. — 6 ) Beninga, her. v. Harkenroht, Emden 1723,<br />

381, 382. — •) Beninga a. a. O. S. 424.


an — den Preis <strong>von</strong> 24 Arensgulden zu Grunde, und lösen wir diese<br />

Gulden in alte Krumsterte auf — den Arensgulden zu 15 Krumsterte<br />

gerechnet (vergl. S. 17) —, so kommen wir auf die Summe <strong>von</strong><br />

(24X15) = 360 alten Krumsterten. Rechnen wir diese wie<strong>der</strong> in<br />

Rheinische Gulden um — sein Wert wurde auf 24 alte Krumsterte<br />

geschätzt —, so kostete die Tonne Butter billigster Sorte im Jahre<br />

1483 (360 : 24) = 15 Rheinische Gulden. Danach war also 1 Tonne<br />

Butter im Jahre 1483 um (15—4) == 11 Rheinische Gulden teurer als<br />

im Jahre 1495.*<br />

Es ist schwer zu sagen, bis zu welchem Jahre die Gräfin Theda<br />

alleinige Regentin in den ostfriesischen Landen war. Zwar schloß<br />

ihr Sohn Enno — <strong>der</strong> unmittelbare Nachfolger in <strong>der</strong> Regierung —<br />

im Jahre 1477 ohne sie einen Vertrag mit dem Häuptling Edo Wiemken<br />

d. J. <strong>von</strong> Jever (1468-1511). In diesem Abkommen offenbart sich<br />

aber die große Unselbständigkeit des jungen <strong>Grafen</strong> bei Erwähnung<br />

<strong>der</strong> auf seiner Seite stehenden „tosten<strong>der</strong>en, frunden unde reden"*)•<br />

Auch zu Anfang des folgenden Jahres stand die Gräfin noch als unumschränkte<br />

Herrscherin in den Augen des Kaisers Friedrich III. da.<br />

Er for<strong>der</strong>te <strong>von</strong> ihr unterm 31. Januar 1478, ohne mit einem Worte<br />

des jungen <strong>Grafen</strong> zu gedenken, Reichshilfe gegen den König <strong>von</strong><br />

Frankreich, <strong>der</strong> Verdun und Cambrai überfallen und zur Erbhuldigung<br />

gezwungen hatte. 2 ). Allerdings mußte Theda allmählich darauf Bedacht<br />

nehmen, den ältesten ihrer drei Söhne in die Regierungsgeschäfte einzuweihen.<br />

Im Jahre 1480 machte sie damit den Anfang. Sie zog<br />

aber zu einem vorzunehmenden Regierungsakt nicht ihren ältesten<br />

Sohn Enno allein heran, son<strong>der</strong>n ließ alle drei Söhne daran teilnehmen.<br />

Es handelte sich um einen Vertrag zwischen dem gräflichen<br />

Hause und dem Häuptling Hero Mauritz <strong>von</strong> Dornum wegen Übergabe<br />

<strong>der</strong> Friedeburg. In demselben werden neben Theda auch <strong>der</strong><br />

Junker Enno „undt sine broe<strong>der</strong>en" genannt/ 1 ) Da dieser Vertrag<br />

aber keine weiteren Folgen gehabt hatte, setzten die Vertragschließenden<br />

nochmals einen gleichlautenden unterm 8. Januar 1481 4 ) auf,<br />

<strong>der</strong> dann endlich am 10. Alärz 1481 5 ) zum Abschluß kam. <strong>Die</strong>ser<br />

letztere Vertrag ward <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gräfin Theda und ihrem Sohne Enno<br />

für sich und seine Brü<strong>der</strong> untersiegelt. Man muß — will man dem<br />

Anteil Ennos an <strong>der</strong> Vertragshandlung Rechnung tragen — annehmen,<br />

») O. U.-B. Nr. 996. - 2 ) 0. U.-B. Nr. 998. — 3 ) 0. U.-B. Nr. 1036. —<br />

*) 0. U.-B. 1049. — 6 ) 0. U.-B. Nr. 1054.


- 2l -<br />

daß diese Vertragsmitunterzeichnung gleichbedeutend ist mit <strong>der</strong><br />

Teilung <strong>der</strong> Regentschaft zwischen Mutter und Sohn. Somit<br />

wäre es also wahrscheinlich, daß Enno vom Jahre 1481 an<br />

Mitregent war. In dieser Annahme werden wir noch dadurch<br />

bestärkt, daß <strong>der</strong> junge Regent einige Zeit später auch nach außen<br />

hin seinen Rechten Geltung zu verschaffen suchte. So wandte sich<br />

unterm 22. Februar 1483 Bischof Heinrich III. <strong>von</strong> Münster (1466—<br />

1496) mit einem Gesuch um freie Passage seiner Waren auf <strong>der</strong> Ems,<br />

nicht wie sonst an die Gräfin Theda allein, son<strong>der</strong>n an beide<br />

Regenten des gräflichen Hauses, „den edelen unsen leven nichten<br />

unde neven, Theden greffynnen unde Ennen, greven in Oestvrieslandt<br />

1 )-" Emmius berichtet beim Jahre 1486: „habenas a matre nuper<br />

acceperat Enno, egregiae indolis juvenis, annos natus XXVII' 2 )." (<strong>Die</strong><br />

Zügel (<strong>der</strong> Regierung) hatte <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mutter jüngst Enno, ein Jüngling<br />

<strong>von</strong> ausgezeichneter natürlicher Veranlagung im Alter <strong>von</strong><br />

27 Jahren, übernommen.)<br />

Wenn sich auch Theda in gewissen Staatsaktionen freie Hand<br />

vorbehielt, was durch spätere Urkunden belegt wird, so hat sie doch<br />

schwerlich länger als bis zum Jahre 1483 die endgültige Übergabe<br />

<strong>der</strong> Regierung an ihren Sohn Enno hinausschieben können. Ein<br />

schlagen<strong>der</strong> Beweis dafür ist ein Brief Ennos vom 26. Juni 1483 an<br />

den „vorsichtigen vromen borghemestern uud amptman Haren Wyneken<br />

tho Emeden, unsen besun<strong>der</strong>n leven getreuwen." Hier tritt Enno als<br />

<strong>der</strong> regierende Graf auf, <strong>der</strong> seinem Untertan bekannt gibt, daß er<br />

dein <strong>Grafen</strong> Erich <strong>von</strong> Holstein gestattet, <strong>von</strong> Hildesheim aus 40 Last<br />

Roggen durch <strong>Ostfriesland</strong> und bei Emden vorüber führen zu lassen,<br />

unter Vorbehalt <strong>der</strong> üblichen Zollabgabe zu Emden. Ausschlaggebend<br />

für unsere Annahme ist auch <strong>der</strong> Schluß des Briefes, wo es heißt:<br />

„Ghegeven toe Auwrick des dunerdages voer Petri et Pauli apostolorum,<br />

anno LXXXIll 0 ." Enno siegelt diesen Brief mit seinem Harpyensiegel,<br />

das die Umschrift „S. Ennonis comitis Oestfrisie 8 )" trägt.<br />

Danach scheint es unbedenklich, den Beginn <strong>der</strong> Alleinherrschaft<br />

des <strong>Grafen</strong> Enno I. in das Jahr 1483 zu setzen. <strong>Die</strong>se Annahme ist um<br />

so mehr gerechtfertigt, als auch die ältesten <strong>Münzen</strong> Ennos aus dem<br />

Jahre 1483 stammen und in dem später erwähnten Münzedikt seines<br />

Bru<strong>der</strong>s und Nachfolgers, Edzard I., vom Jahre 1491 alle Bestimmungen,<br />

die auf die Regierungszeit Enno's zurückgreifen, nicht über<br />

1483 hinausgehen.<br />

») O. U-ß. Nr. 1111. — 2 ) Emmius, Seite 423. — 3 ) O. U.-B. Nr. 1116.


Enno I., 1483-1491.<br />

Aus <strong>der</strong> Regierungszeit Enno's I. ist fast gar kein urkundliches<br />

Material 1 ) über das Münzwesen <strong>der</strong> jungen Reichsgrafschaft vorhanden.<br />

Erst <strong>von</strong> seinem Bru<strong>der</strong> und Nachfolger, dem <strong>Grafen</strong> Edzard I., wird<br />

uns durch ein <strong>von</strong> diesem im Jahre 1491 erlassenes Münzedikt Aufschluß<br />

über Enno's I. Münztätigkeit, wie auch über die Benennung und<br />

die Wertverhältnisse seiner <strong>Münzen</strong> gegeben. * Bevor wir aber auf<br />

dieses Edikt zu sprechen kommen, ist es notwendig, auf einen an den<br />

Kaiser erst im Jahre 1551 gerichteten Bericht über den Valvationstag zu<br />

Nürnberg einzugehen. In diesem Bericht werden die Wertverhältnisse<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Münzsorten <strong>der</strong> Reichskreise behandelt und auch<br />

die „Emb<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Vhresischen" <strong>Münzen</strong> erwähnt' 2 ). Nach den vom<br />

Herausgeber vorgenommenen Ermittlungen handelt es sich in dem<br />

Bericht um Goldgulden Ennos I., Edzards I. und Ennos II. An <strong>der</strong> betreffenden<br />

Stelle heißt es, daß die Probe „mit allen fleiß zu erkundigen<br />

fürgenommen, und den Gulden Müntz in Reich und teuscher Nation<br />

geschlagen folgende Unterschiedt erfunden 8 )." Es folgen dann die<br />

Namen <strong>der</strong> vollwertigen Gulden, ferner die 18 Karat enthaltenden<br />

Gulden, drittens die 17 Karat 9 Gren '*) wertigen Gulden und<br />

viertens die auf 17 Karat 3 Gren festgestellten Gulden. Unter<br />

*) Wenn <strong>der</strong> frühere Archivrat Dr. Sauer in Aurich in seinen „Beiträgen zur<br />

Münzgeschichte <strong>Ostfriesland</strong>s" (Ein<strong>der</strong> Jahrbuch, III. Band, 1. Heft, 1878, S. 48)<br />

<strong>Münzen</strong> Ennos vom Jahre 1475 erwähnt, so irrt er sich darin, weil er seine An-<br />

gaben offenbar auf einen im Katalog <strong>der</strong> Münz-Sammlung des <strong>Grafen</strong> Knyphausen<br />

(die Sammlung befindet sich jetzt im Provinzial-Museum zu Hannover) unter<br />

Nr. 6336 beschriebenen halben Groschen <strong>von</strong> 1475 stützt, <strong>der</strong> aber an jener Stelle<br />

dem <strong>Grafen</strong> Enno fälschlich zugewiesen wird. <strong>Die</strong> Umschrift des an besagter Stelle<br />

beschriebenen Exemplares ist allerdings wegen geringer Erhaltung schwer zu ent-<br />

ziffern. Bei einer nochmaligen, <strong>von</strong> dem Herausgeber vorgenommenen Nachprüfung<br />

sind aber <strong>von</strong> dem Namen <strong>der</strong> Gräfin Theda die Buchstaben T.. E — wenn auch<br />

nur schwach — zu erkennen. Über diese Münze vergl. auch Zeitschrift für Nu-<br />

mismatik Band 1, 1874, S. 260, Tafel VII, Nr. 7. Wenn dann ferner <strong>der</strong> Herausgeber<br />

des Ostfriesischen Urkundenbuches, Dr. Ernst Friedlaen<strong>der</strong> (vergl. O. U.-B. Nr. 831,<br />

Fußnote 11), die Auffassung Sauer's teilt, so läßt er sich durch dessen unrichtige<br />

Angaben irreführen.<br />

2 ) Hirsch, Johann Christoph, Des Teutschen Reichs Miinz-Archiv, I. Teil,<br />

Nürnberg, 1756, S. 323, 326, 328, 330. — 3 ) Hirsch a. a. 0., S. 324.<br />

4 ) <strong>Die</strong> Cölnische Mark Gold im Gewicht <strong>von</strong> 233,856 Gramm zerfiel in<br />

24 Karat <strong>von</strong> je 9,744 Gramm. 1 Karat hatte 12 Grän (auch Gren) <strong>von</strong> je<br />

0,812 Gramm Gewicht. Eine Mark Gold hatte also 24 Karat o<strong>der</strong> 288 Grän,


dieser zuletzt erwähnten Eingruppierung befindet sich auch ein Goldgulden<br />

Ennos I., <strong>der</strong> wie folgt beschrieben wird:<br />

„Emb<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Vhresisch, auff <strong>der</strong> ein saitten sant Johan<br />

Baptista, zun füssen ein quadrirter schildt, darinn 2. Löwen und<br />

2. Adler, Umbschrifft: ENNO CO PHRISIE oriental., auff <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>n seitten des Reichs Apfell, Umbschrifft: FRIDERICVS<br />

ROMANORVM imperat:"<br />

Unter <strong>der</strong> achten Gruppe sind dann wie<strong>der</strong> Goldgulden aufgeführt,<br />

<strong>der</strong>en Feingehalt sich nur auf 15 Karat beläuft. Hierunter<br />

befindet sich ein Goldgulden Edzards I. und ein solcher Ennos II. Das<br />

Stück Edzards I. wird folgen<strong>der</strong>maßen beschrieben:<br />

„Emb<strong>der</strong>, Uff <strong>der</strong> ein seitten Sant Johannes baptista, zwischen<br />

Füssen ein E. Umbschrifft: et Qurl. (wahrscheinlich verlesen aus<br />

Edzard) Co. E. orien. phri., auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n seytten des Reichs Apfell,<br />

Umbschrifft: Fri<strong>der</strong>ic. Romanorum imperat." 1 )<br />

Unter <strong>der</strong> neunten Gruppe, die nur Goldgulden <strong>von</strong><br />

14 Karat 2 Gren aufweist, befindet sich je ein Stück Edzards I. und<br />

Ennos II. Von <strong>der</strong> Prägung Edzards I. heißt es:<br />

„Embden o<strong>der</strong> phriesische, uff einer Seiten ein Kayser in<br />

einem stuhl, in den Henden ein Scepter und Apfell haltendt,<br />

zuen Füssen ein Adler in einem schildt, Umbschrifft: Sanct.<br />

Carol. Magn., uff <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n seitten 4. schildt mit zweyen Adlern<br />

und zweyen Löwen, Umbschrifft: mo. no. aure. phrisie oriental."<br />

Wir sehen, daß die Goldgulden Ennos I. und seines Bru<strong>der</strong>s<br />

und Nachfolgers, des <strong>Grafen</strong> Edzards I., nicht den Feingehalt besaßen,<br />

den sie nach <strong>der</strong> damaligen Reichsmünzordnung haben sollten. Denn<br />

<strong>der</strong> Feingehalt <strong>der</strong> Gulden sollte <strong>der</strong>maßen beschaffen sein, daß „sie<br />

für gut Reinisch Gulden des Gehalts halben am feinen <strong>der</strong> Ordnung<br />

gemees gegeben und genommen werden mögen." 2 )<br />

<strong>Die</strong> Folge da<strong>von</strong> war, daß das Augsburger Reichsmünzedikt<br />

des Kaisers Ferdinand I. (1558— 1564) vom 19. August 1559 folgende<br />

Goldgulden Ennos I. und Edzards I. als verrufen erklärte und sie<br />

außer Umlauf setzen ließ 8 ):<br />

1. Emb<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Phrischschs, auf <strong>der</strong> ein Seiten S. Johan<br />

Baptista, zue desselben Fuessen ein quartierten schilt, darin<br />

zwen Löwen und zwen Adler, Umbschrifft: Enno co. Frisiae<br />

') <strong>Die</strong> Umschriften sind <strong>von</strong> Hirsch fast alle unrichtig gelesen, wodurch die<br />

sinnverwirrenden Abkürzungen entstanden sein dürften.<br />

2 ) Hirsch a. a. O., S. 324. - 3 ) Hirsch a. a. O., S. 383, 392, 394, 396,


oriental. Auff <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seiten des Reichs apfel, Umbschrifft:<br />

Fri<strong>der</strong>icus Romanoru. imperat.<br />

2. Emb<strong>der</strong> Postulat. Auf <strong>der</strong> ein Seiten ein Bischoff, Umbschrift:<br />

Sanctus Lu<strong>der</strong>us (Ludgerus). Auff <strong>der</strong> An<strong>der</strong>n seilen ein schilt in<br />

einem Creutz, darin das ostphrisischs wapen. Umbschrift: Enno<br />

Co. et Dns. phrise.<br />

3. Emb<strong>der</strong> o<strong>der</strong> phrysischs, auff <strong>der</strong> ein Seiten eines keissers<br />

bilt sizent in seiner Maiestat, haltent in seiner rechten ein<br />

Scepter, an <strong>der</strong> linckh dess Reichs Apfel, zue sein fressen ein<br />

Adler in einem schilt, Umbschrift: Sanct. Carol. Magn. Auff<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seiten vier schilt mit zweien Adlern und zwey<br />

Löwen, Umbschrift: Mo. No. Aure. Orientalis Frisiae.<br />

Das unter Nr. 1 als verrufen aufgeführte Stück deckt sich mit<br />

dem unter Gruppe 4 in dem Bericht an den Kaiser <strong>von</strong> 1551, <strong>der</strong><br />

unter Nr. 2 vermerkte Goldgulden wird in dem besagten Bericht<br />

nicht genannt. Danach scheint diese Münzsorte — also die sog.<br />

Postulatsgulden 1 ) — dem Nürnberger Valvationstag zur Feststellung<br />

des Feingehalts nicht eingesandt zu sein. Das unter Nr. 3 beschriebene<br />

Stück ist eine Prägung Edzards I — die unter 1 und 2 genannten<br />

Gulden sind <strong>von</strong> Enno I. geschlagen — und ist das gleiche, das in<br />

dem Bericht unter <strong>der</strong> neunten Gruppe erscheint. An<strong>der</strong>erseits muß<br />

aber <strong>der</strong> in dem Bericht <strong>von</strong> 1551 unter <strong>der</strong> 8. Gruppe genannte<br />

Goldgulden weiter im Umlauf geblieben sein, denn er wird nicht<br />

unter den verrufenen Goldgulden des Augsburger Münzedikts <strong>von</strong><br />

1559 erwähnt. Immerhin kann man aber annehmen, daß die ostfriesischen<br />

Goldgulden Ennos I. und Edzards I. den damaligen Feingehaltsvorschriften<br />

nicht entsprochen haben. <strong>Die</strong>se nach dem Erlaß<br />

') Hirsch schreibt die Münze dem <strong>Grafen</strong> Enno zu — wahrscheinlich meint<br />

er damit Enno I. —, denn nach seinen Aufzeichnungen heißt die Legende <strong>der</strong><br />

Münze: Enno Co. et Dns. phriae. Es ist aber mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen,<br />

daß Hirsch die Umschrift <strong>der</strong> Prägung falsch gelesen und an Stelle <strong>von</strong><br />

Edzard den Namen Enno gesetzt hat. <strong>Die</strong>se Verwechselung <strong>der</strong> Prägeherren durch<br />

Hirsch wird noch wahrscheinlicher, wenn man in Betracht zieht, daß <strong>von</strong> Edzard I.<br />

ein halber Goldgulden (siehe unten) mit <strong>der</strong> Darstellung des heiligen Ludgerus<br />

auf <strong>der</strong> Rückseite bekannt ist, <strong>der</strong> also im Münzbilde dem <strong>von</strong> Hirsch beschriebenen<br />

Stücke gleicht. Allerdings hält Hirsch nach seiner Beschreibung die Seite<br />

mit dem heiligen Ludgerus irrtümlich ftir die Vor<strong>der</strong>seite. Nach alledem dürfte<br />

meine Zuweisung <strong>der</strong> Münze an Edzard I. außer Frage stehen und Enno I. für sie<br />

nicht in Erage kommen — vorausgestetzt, daß die Hirsch'schen Angaben unrichtig<br />

sind. Danach käme als alleiniger Prägeherr nur Edzard I. für das fragliche Stück<br />

in Betracht.


<strong>der</strong> Münzordnung Edzards i. J. 1491 verbotenen Goldgulden müssen<br />

schon bald nach ihrer Prägung als min<strong>der</strong>wertig angesehen sein,<br />

denn Edzard I. bestimmte in seiner Münzordnnng (vergl. unten), daß<br />

die Einwohner Gulden „uthgeven noch upboeren hemelick noch openbar<br />

hoger dan 35 unser nyer Krumsterten, by ener poena van tein golden<br />

Rinschen gülden." Der Münzherr verbietet also seinen Untertanen, für<br />

einen <strong>von</strong> den als min<strong>der</strong>wertig angesehenen Goldgulden we<strong>der</strong> heimlich<br />

noch öffentlich mehr als 35 (36?) seiner neuen Krumsterten auszugeben<br />

noch zu erheben. Wenn nun zu Anfang des Edikts gesagt wird,<br />

daß ein Rheinischer Golden 36 neue Krumsterte wert sein soll, dann<br />

nimmt <strong>der</strong> Prägeherr schon Rücksicht auf die min<strong>der</strong>wertigen Goldgulden<br />

des eigenen Landes, wenn er sie nur mit 35 Krumsterte bewertet.<br />

Wie schon oben bemerkt, sind wir durch das Münzedikt Edzard I.<br />

in <strong>der</strong> Lage, über Ennos I. Münztätigkeit, wie auch über die Benennung<br />

und die Wertverhältnisse seiner <strong>Münzen</strong> Aufschluß zu geben.<br />

<strong>Die</strong>ses Edikt war bisher nur auszugsweise bekannt, und zwar kennen<br />

wir diesen Auszug durch Beninga 1 ). Es ist Tergast's Verdienst, daß<br />

wir nunmehr diese Münzordnung des <strong>Grafen</strong> Edzards 1. in ihrem<br />

ganzen Umfange kennen lernen. Tergast hat eine alte Kopie aus<br />

dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t im Ratsarchive zu Emden, Münzakten Nr. 304,<br />

unter den ungedruckten Urkunden des Em<strong>der</strong> Ratsarchivs aufgefunden.<br />

Bevor wir auf ihre Auswertung näher eingehen, soll sie zuvör<strong>der</strong>st<br />

zur Kenntnis <strong>der</strong> Leser gebracht werden. *<br />

') Beninga a. a. 0. S. 391.<br />

Muntordnunge des olden herrn <strong>Grafen</strong> Edtzardts<br />

zu Oistfrießlandt Ao. 1491 1 ).<br />

Wir (!) Edzardt Grave tlio Oistfrießzlandt etc. hebben umme fraem und oerbaer 2 )<br />

unde nutticheit unses und des genieinen unses landes un<strong>der</strong>saten mit rade unser<br />

leven unde getreuwen Rede unde guede Mannen dorch <strong>der</strong> groten risinge 3 ) des<br />

geldes geordineret, angestelt und ingeset ene nye munte, tho weten, dat unser<br />

36 nye Krumstert Scholen gelden enen golden Rinschen • gülden und viftein Krum-<br />

stert vor ene Arensch gülden, gewoenheit van oldes in <strong>der</strong> kopenschup, noch<br />

24 stuvers vor enen Rensche gülden. Noch 12 dubbelde stuvers vor enen Rinß-<br />

gulden und 72 unser nye halve Krumstert vor einen Rinßgulden und veer Witte<br />

vor enen unser nyer Krumstert 1 ).<br />

') [Auf <strong>der</strong> Rückseite des letzten Blattes verraten die Worte: „des olden — Ostfrießlandt"<br />

die Hand des bekannten Stadtsekretärs Henricus Paulinus (Stadtsekretär 1568—1595.';<br />

die übrigen 3 Worte und <strong>der</strong> ganze Text scheinen aus nicht viel älterer Zeit zu stammen.<br />

So erklären sich die vielen Ungenauigkeiten <strong>der</strong> Abschrift. Anm. <strong>der</strong> Schriftleitung.]<br />

") Nutzen und Vorteil. — 3 ) Steigen. — 4 ) Im Texte steht: „neye unser". —


Unses edelen und wolgeborenen frundtlichen leben bro<strong>der</strong>s saliger gedachten<br />

dubbelde Qroten van den datum 83 gemuntet Scholen gelden unde ganck hebben<br />

elck stucke 2 unser nyer Krumstert, unde 18') <strong>der</strong>selven dubbelde Qroten sollen<br />

gelden enen golden Rinßgulden, in sodaner maten, dat de dubbelde Groten sollen<br />

ersten geteckenet 2 ) werden mit enen teckene, dat wy dartho geordineret hebben,<br />

by unsen muntemeister binnen Emeden, dar men van geven sali vor 18 stucke<br />

enen unser nyer Eme<strong>der</strong> Witten, elck vor<strong>der</strong> nha belope.<br />

Item worde dar eimandt 3 ) befonden, de alsolliche penningen ofte an<strong>der</strong>e<br />

penningen teckenden und dat tecken contrafeitede up enen penninck ofte mher, de<br />

sali vor elcken penninck vorboret hebben tein golden Rinsche gülden. Noch sollen<br />

gelden unde ganck hebben alle enkele Qroten, de gemuntet worden by des edelen<br />

und wolgeborenen unses leven bro<strong>der</strong>s saliger gedachten tyden binnen unser Stadt<br />

Emeden, welcke vorg. enckele Groten Scholen 36 vor enen golden Rinschen gülden<br />

unde itlich vor enen unser nyer Krumstert.<br />

Item de nye Qronninger Jagers und de enckelen nye Stuvers, de nhu thor tydt<br />

gemuntet werden tho Gronningen, sollen gelden unde ganck hebben elck nha beloep<br />

unses nyen vorschreven geldes.<br />

Item als dan gemuntet is drie maent tydes unde de dan vorlopen sin, so<br />

Scholen binnen allen unsen landen unde herlicheiden geine gemuntede penningen<br />

van sulver ganck hebben, uthgescheiden de hirvoir geroret sin, und dat umme<br />

son<strong>der</strong>liche reden, dat men darmede gene rekeninge unser nyer munte vor dat ge-<br />

meine volck unses landes holden kan. So hebben wy darumme geordineret een<br />

openbaer weßell by unser muntemeister binnen Emeden, de dat untfangen sali<br />

binnen den dren vorbenombden manten, und en idzlichen geven, so hir nha-<br />

beschreven steit.<br />

Int erste de dubbelde Groten van den datum 86: vor 24 [dubbelde Groten 36] 4 )<br />

unser nye Krumstert ofte 24 unser nye Stuvers ofte 12 dubbelde. De dubbelde<br />

van 88 unde alle halve Groten unde Ortkens, elck nha beloep 28*/2 dubbelde vor<br />

26 (36?) unser Krumstert, Stuvers, Gulden. (?)<br />

Item wy hebben geordineret, dat sich gein borger, goltsinidt noch kopman,<br />

van binnen offte van buten, binnen allen unsen landen und herlicheiden sali un<strong>der</strong>-<br />

finden ofte enige weßele van golde ofte van sulvergelde, hemelick ofte openbar,<br />

uth tho bicketeren (!) ofte tho wegen mit schalen ofte <strong>der</strong>gelicken by ener [poena]<br />

van 40 golden Rinßgulden und by vorlues des geldes. Noch sali borger, golt-<br />

smidt noch koepman, van binnen noch van bueten, bernen ofte bernen laten up<br />

testen 5 ) gene gemuntede penningen, de 20 jaren herwerts gemuntet ed<strong>der</strong> geschlagen<br />

sint, bei ener poena van 40 golden Rinßgulden unde vorlues des geldes ofte sulvers,<br />

dat dar van gebrandt.<br />

4 ) Im Texte steht „unde wns <strong>der</strong>selben". Daß <strong>der</strong> Abschreiber verkehrt gelesen<br />

geht aus <strong>der</strong> nachherigen Bestimmung <strong>der</strong> enckelen groten hervor. (R.)<br />

2 ) Im Texte steht „gereckenet". — 3 ) jemand. — 4 ) „dubbelde Qroten 36"<br />

ist <strong>von</strong> Tergast ergänzt. Aus dem ersten Absatz <strong>der</strong> Münzordrung geht hervor,<br />

daß 36 ganze o<strong>der</strong> 72 halbe neue Krumsterte einen Rheinischen Gulden,<br />

24 Stüber aber gleichfalls einen Rhein. Gulden wert sind. Nun scheint Tergast mit<br />

Recht angenommen zu haben, daß 24 doppelte Groten = 36 neue Krumsterte<br />

waren, weil, wie oben gesagt wurde, 24 doppelte Groten 24 neue Stüber o<strong>der</strong><br />

nach dem ersten Absatz <strong>der</strong> Verordnung einen Rheinischen Gulden gelten.<br />

6 ) Tiegel.


Item noch gebeden wy ernstlich unde strengelichen allen inwohners duBes<br />

landes [ofte] copmann van binnen ofte van bueten, alle Rinsche golden gulden, de tho<br />

<strong>der</strong> werde 1 ), waer de ock gemuntet sint, uthgeven noch upboeren, hemelick noch<br />

openbaer, hoger dan 35 (36?) unser nyer Krumsterten, by ener poena van tein golden<br />

Rinschen Gulden und verlues des geldes ahn beiden zyden.<br />

Des Romischen Koninges hele Realen*) 6 golden RinBgulden.<br />

De Sunnen-Nobelen 2 ) 72 unser nyer Stuvers.<br />

De halve und dat verndeell.<br />

De Hinricus-Nobelen 3 ) 60 nye Stuvers.<br />

De viaemsche Nobelen 4 ) 58 nye Stuvers.<br />

Des Romischen Koninges dubbelde RinBgulden 5 ) 50 nye Stuvers.<br />

De Engele van Engelandt 6 ) 48 Stuvers.<br />

De Lewen van veer Landen') 36 Stuvers.<br />

Hollandische Ri<strong>der</strong>s 8 ) 31 nye Stuvers.<br />

Ungerische guldens 9 ).<br />

Ducaten 10 ) und Saluyten 11 ).<br />

De nye Kronen mit <strong>der</strong> Sunne 12 ) 30 nye Stuvers.<br />

De Schuetkens 13 ) und Kronen sun<strong>der</strong> Sunne 14 ) 29 Stuvers.<br />

SaphoeBke Kronen 15 ), Bartonsche Ri<strong>der</strong>s 16 ).<br />

De Burgonsche Andries Rinsche Guldens 1 ').<br />

Unsche (?) nye Rinsche Guldens 18 ) und alle Rinsche Guldens, war de ock van<br />

rechter werde gemuntet sint, und Wilhelmus-Schilde 19 ) 34 Stuvers.<br />

Davidts Rinsche Guldens 20 ), Petermans 21 ) 21 nye Stuvers.<br />

Franicker (?) Rinsche Guldens 22 ).<br />

Gel<strong>der</strong>sche Ri<strong>der</strong>s 23 ) 20 Stuvers.<br />

Davidt mit <strong>der</strong> herpen 24 ).<br />

Luysche Engelen 25 ) 19 nye Stuvers.<br />

Griffonen und Barbonen 26 ).<br />

Reinaldus-Gulden 27 ) 18 nye Stuvers.<br />

Philips-Schilde 28 ).<br />

Beyers- 29 ) und Frerickx-Guldens 30 ) 17 nye St.<br />

De Rodolphus-Postulaten 31 ) unbesneden 15 nye St.<br />

Colnische Postulatus 32 ) Gl. 14 St.<br />

Ludische Postulatus 33 ) Gl. 13 St.<br />

Arnoldus 34 ) und Hornken 35 ) Gl. 12 St.<br />

Item noch hebben wy laten maken einen gulden penninck, darup steit<br />

Sanctus Ludgerus Episcopus mit unsen namen unde wapen, geheten een 2 ) half<br />

Oistfriesch gulden, und <strong>der</strong> thwee vorbenombten vor enen golden RinBgulden, elck<br />

stucke twalf unser nyer Stuver, und dit alle tho holden by poena vorgeschr.<br />

Item wy hebben geordineret unde ingesett, dat alle renten, wed<strong>der</strong>kope,<br />

gelenede penningen und alle schulde herkoemende van kopenschuppen, wo de<br />

gelegen sinnen, ock van alle vorsetene') landthuera, hueshuere, werfhure, wo de<br />

4 ) „de" scheint das voraufgehende „Rinsche gulden" zu wie<strong>der</strong>holen, und<br />

„tho <strong>der</strong> werde" gehort wahrscheinlich mit „hoger dan 35" enger zusammen:<br />

„wir verbieten Rheinische Gulden zum Werte <strong>von</strong> höher als 35 (36?) Krumsterten<br />

auszugeben" usw. (R.)<br />

* <strong>Die</strong> folgenden Ziffern 1—35 beziehen sich auf die Seite gegebenen Erlauterungen.<br />

— 2 ) lm Manuskript steht eca. — 3 ) Manuskript: vorsetens.


alle achterstallich geworden sinnen unde sin') Und gewest vor den jare unses<br />

heren 1483 vor Paschen, de sali men betalen elck Arenßgulden mit twalff unser<br />

nyer Krumsterten.<br />

Noch alle renten, we<strong>der</strong>kope, gelenede penningen und alle schulde etc., wo<br />

de achterstallich geworden sint, so vorschreven is, de ingesettet sint van Paschen ofte 2 )<br />

in dem jare 1483 went tho dem jare 86 vor Nyejaersdach, sali men betalen elcken<br />

Arnßgulden mit tein unser nyer Krumsterten und elck Merck mit twalff unser<br />

nyer Krumsterten.<br />

Noch alle renten, we<strong>der</strong>kope, gelenede penningen und alle schulden etc.<br />

wo de gelegen sint, alle |de?j achterstallig geworden sint und angesettet in dem Jahre<br />

1486 nha Nye Jaersdach went tho dem jähre 88 up Paschen, sali men betalen vor<br />

elcken Merck elven unser nyer Krumstert und vor elcken Arenßgulden negen<br />

unser nyer Krumsterten.<br />

Noch van dem Jare 1488 nha Paschen went tho deßen Jare 91 up Pinxteren<br />

allent, dat achterstallich geworden is, binnen deßer tydt van allen schulden, so<br />

vorgeschreven is, sal men betalen vor elken Merck negen unser nyen Krumsterten<br />

und vor elken Arnßgulden achtehalf <strong>der</strong> vorg. nyen Krumsterten.<br />

Allent dat ingesat is van we<strong>der</strong>kope, schulden ofte gelenden penningen van<br />

deßen tegenwordigen jare nha Pinxteren tho deße tegenwordige tydt dußer unser<br />

vorkundigunge sal men betalen vor elcken Marek achtehalff unser nyen Krum-<br />

sterten unde elken Arnßgulden mit seße unser nyen Krumsterten.<br />

Item wat renten ofle schulden, de gekoft ofte genraket sint mit golden<br />

penningen, de sali men betalen, als in den breven begrepen sin ofte in vorwoerden<br />

geniaket, Rinßguldens mit Rinßguldens, Postulaet mit Postulaet etc. und <strong>der</strong>gelicken.<br />

Vor<strong>der</strong> gebeden wy allen inwoners unses landes und allen kopmannen van<br />

binnen ofte van bueten, dat sie uthgeven und upboeren sollen de golden gülden,<br />

de unse edele frundliche leve bro<strong>der</strong> saliger gedachten lieft laten munten, und den<br />

wy ock nhu thor tydt tho munten bevolen hebben, gelick als an<strong>der</strong> golden Rinß-<br />

guldens, in allen renten, we<strong>der</strong>kopen, landthueren, hueßhueren etc., ock in wat<br />

kopenschuppen ofte vorwoerden dat geschien were. Bey ener poena van tein<br />

golden Rinßguldens.<br />

Noch gebeden wy, dat alle handtwerckers und alle, [de] veilinge holden,<br />

gelick wantscher<strong>der</strong>s 3 ), kremers, vleeschhowers unde vischevorkopers, herbergerers<br />

und <strong>der</strong>gelicken und alle de gene, de kopenschup driven in allen unsen landen<br />

und herlicheiden, dat sin inwoneren ofte kopmannen, van binnen ofte van bueten,<br />

dat se stellen und setten sollen nha deßen swaren gelde unser nyer munten oire<br />

kopenschup, und dat mit sollichen beschede, allent dat gegolden hefft tuschen dit<br />

unde Pinxteren wendt tho deßen dage, nha rechte werde, enen oirth 4 ) van enen<br />

Arnßgulden, dar geboirt nhu vor tho geven enen unser nyen Stuveren ofte an<strong>der</strong>-<br />

halff Krumstert ofte <strong>der</strong>gelicken, up dat de gemeine man nicht behalet 5 ) werde, und<br />

dat also tho vorsthane, dat sie ehr guedt wolden laven") ofte darvoir esken'), elck<br />

nha den sinen, nye Krumsterlen und nye Stuvers, dat sie tho voeren Krumsterten,<br />

Stuvers und halve Stuvers des vorgeschreven geldes gehatt ofte gelavet hebben.<br />

Wie daranne befunden wert in <strong>der</strong> wurheit, de schall verbroecken hebben tein<br />

golden Rinßguldens.<br />

') Manuskript: und de sin. — 2 ) Manuskript: oft. — s ) Ms.: wanschei<strong>der</strong>s.<br />

— 4 ) = ein Viertel. — 6 ) = betrogen. — ") ausbieten. — ') for<strong>der</strong>n, heischen.


Item wert dar jenich van deßen vorbenombten puncten und artikelen ge-<br />

schegen binnen unser Stadt Emeden 1 ), so schall de gene, de brockhaftig befunden<br />

wert, de pena ahn uns, so de In elcken puncten beroret is, gebroecken und vor-<br />

boeret hebben thwee duesens steens tho <strong>der</strong> tlmmeringe unser Stadt Emden in<br />

<strong>der</strong> Burgemelsteren handen, so vaken datt geschutt etc.<br />

*) in <strong>der</strong> Handschrift scheint hier ein Wort in <strong>der</strong> Bedeutung „Ubertreten" ausgelassen<br />

zu sein-<br />

*) <strong>Die</strong> folgende Münzliste erinnert lebhaft an die zahlreichen nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Münzverordnungen, die van <strong>der</strong> Chijs in seinem großen Werk über die nie<strong>der</strong>ländischen<br />

<strong>Münzen</strong> aus dem Jahre 1483 bis gegen Ende des XVI. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

abdruckt. Immer wie<strong>der</strong> erscheinen dort die gleichen Miinzsorten in fast gleicher<br />

Reihenfolge mit verhältnismäßig wenigen neuen. Jedes folgende Edikt kannte die<br />

früheren. So muß Edzards I. Edikt in den Miinznamen und ihrer Reihenfolge auf<br />

seinen nie<strong>der</strong>ländischen Vorgängern aus dem Jahre 1483—1491 gefußt haben. (R.)<br />

Hele (ganze) Realen, auch „Golden" o<strong>der</strong> „Grote Realen van Oostenrijk" genannt,<br />

zuerst zwischen 1482 u. 1488 in Brügge ungesetzlicherweise auf Maximilians<br />

Namen geprägt, s. van <strong>der</strong> Chijs I (Brabant und Limburg) S. 180, II (Gel<strong>der</strong>land)<br />

404, IV (Overijsset) 187, 193, 199, 214, VI (Holland und Zeeland) 472, 503.<br />

") Sunnen-Nobel, auch Rosenobels, Nobels mitter Rose, Rosenobel van<br />

Engeland. Sie trugen auf <strong>der</strong> einen Seite über einem Schiff eine Rose, auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>n eine Figur, die einer Sonne glich. Nobel ist Goldmünze. <strong>Die</strong> Rosennobel<br />

wurden zuerst unter Eduard III. v. England (gest. 1377) geschlagen und bald darauf<br />

auf dem Festlande nachgeprägt, v. d. Chijs II 222, IV 178, 193, 199, 214,<br />

V (Groningen) 483, VII (Utrecht) 306. In Frankreich wurde auch ein Sonnennobel,<br />

auch Sonnenkrone (ecu de soleil) unter Ludwig XI. um 1475 geprägt. <strong>Die</strong> <strong>Münzen</strong><br />

waren 23 Karat fein, es gingen da<strong>von</strong> 70 Stück auf die Mark. Der Name ist dem<br />

Miinzbild entnommen. „Der gekrönte Lilienschild, über <strong>der</strong> Krone ein Stern", wurde<br />

<strong>von</strong> dem schmeichelnden Volk als „Sonne" bezeichnet.<br />

3 ) Hin ri cus-Nobel, so genannt nach den englischen Königen Heinrich IV.—VI.<br />

aus dem Hause Lancaster (1399—1461), v. d. Chijs IV 178, 188, 194, 199, 214,<br />

V 483.<br />

4) Vlaemsche Nobelen, ursprünglich Goldgulden Philipps des Stolzen<br />

v. Burgund (1384-1404), s. v d. Chijs IV 178. 188, 194, 199, 214, V 483, vgl. S. 499.<br />

6 ) Des Romischen Koninges dubbelde Rinßgulden können wir<br />

nicht erklären, sie finden sich bei v. d. Chijs und an<strong>der</strong>en nicht<br />

6 ) Engele van Engeland o<strong>der</strong> Angelot, eine ursprünglich englische Münze<br />

mit dem Bilde des Erzengels Michael, <strong>der</strong> den Drachen erschlägt, v. d. Chijs II<br />

223, IV 188, 194, 199, 214, VI 545.<br />

') Lewen van veer Landen, auch Golden Leeuwen, <strong>von</strong> Philipp dem<br />

Guten <strong>von</strong> Burgund (1433—1467) für Brabant. Flan<strong>der</strong>n, Hennegau, Holland geschlagen,<br />

s. v. d. Chijs IV 178, 189, 214, V 483, VI 446.<br />

8 ) Holland ische Rij<strong>der</strong>s. Rij<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Cavalier ist <strong>der</strong> Name einer Goldmünze<br />

Philipps des Guten <strong>von</strong> Burgund für Flan<strong>der</strong>n, Brabant, Gel<strong>der</strong>n und<br />

Holland mit dessen Reiterbild, s. v. d. Chijs IV S. 179, 200. V 483, VI 444. Einen<br />

Rij<strong>der</strong> nach dem Typus König Johanns v. Frankreich (1350—1364) nennt v. d. Ch.<br />

VIII (Brabant u. Limburg) S. 257. Vgl. u. Bartonsche u. Geldrische Rij<strong>der</strong>s.<br />

9 )Ungerische Gulden o<strong>der</strong> Ducaten <strong>von</strong> Ungarn, v. d. Ch. IV 179,<br />

188, 200, V 483. In den Münzlisten werden sie wie hier meist hinter den holländischen<br />

Rij<strong>der</strong>s genannt. — Goldgulden, meistens nur Gulden genant, wurden<br />

zuerst 1252 zu Florenz mit dem Stadtwappen, <strong>der</strong> Lilie, und <strong>der</strong> Umschrift<br />

FLORENTIA auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite, dem Bildnis Johannes des Täufers und <strong>der</strong><br />

Umschrift S. JOANNES B(aptista) auf <strong>der</strong> Rückseite geprägt. Sie bekamen nach<br />

<strong>der</strong> Prägestätte o<strong>der</strong> nach dem Bilde <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite — a flore (lilli) — den Namen<br />

Floren, abgekürzt: fl. <strong>Die</strong> größte Bedeutung inDeutschland, wo die Florenen nach<br />

ihrem*Metall auch den Namen Gülden" (Gulden) erhielten, erlangten die Gulden


<strong>der</strong> Rheinischen Kurfürsten <strong>von</strong> Mainz, Trier ,Cöln, Pfalz, die sog. Rheinisch. Gulden<br />

(s. u. 18). Nach dem Rheinischen Münzverein <strong>von</strong> 1409 wurden 66 Gulden aus einer<br />

22karätigen Mark geprägt. Schrot und Korn unterlag vielfachen Aen<strong>der</strong>ungen.<br />

Der Wert des Guldens schwankte, je nachdem das Wertverhältnis des Goldes<br />

in den verschiedenen Zeiträumen zum Silber stand. (Teilweise nach Dr. Engelke's<br />

Sach- und Wortregister zur Münzgeschichte <strong>der</strong> Stadt Hannover, Hannov. Geschichtsblätter<br />

1915 S. 422 u. f.)<br />

10 ) Ducaten, auch „Ducaten v. Italien", v. d. Chijs IV 179 usw., V 483.<br />

Der Dukat war eine Goldmünze aus sehr feinem Gold (900/1000-teilig), zuerst<br />

1284 in Venedig <strong>von</strong> dem Dogen Johannes Dandolo geprägt mit folgen<strong>der</strong> Inschrift:<br />

„SIT TIBI CHRISTE DATVS, QVEM TV REGIS, ISTE DVCATVS" (<strong>Die</strong>ses Herzogtum,<br />

das du regierst, sei dir, Christus, geweiht). Von dieser Inschrift ist die Bezeichnung<br />

Dukat entlehnt. (Nach Engelke a. a. O.)<br />

u ) Sal uyte n (Salut, Salviet) sind goldene französisch-englische Gemeinschaftsmünzen,<br />

die Heinrich V. u. VI. <strong>von</strong> 1421 — 1430 in Frankreich ausprägen ließen. Es<br />

gibt <strong>von</strong> ihnen verschiedene Stempel in Dukatengröße. Anfänglich waren sie <strong>von</strong><br />

ganz feinem Golde, d. h. wohl 900/1000-teilig, und 72 gingen auf die Mark, auch<br />

gab es Doppelstücke, wo<strong>von</strong> 36 Stück eine Mark ausmachten. <strong>Die</strong> Vor<strong>der</strong>seite zeigt<br />

den französischen und den englischen Schild nebeneinan<strong>der</strong> und als Schildhalter die<br />

Mutter Gottes und den Erzengel Gabriel, <strong>der</strong> Maria zu grüßen scheint, wie auch<br />

des öfteren auf einem Bande „Ave" zu lesen ist, wonach die Münze benannt ist.<br />

<strong>Die</strong> Saluyten werden, wie hier, oft mit den Ducaten zusammen genannt; v. d. Ch.<br />

erwähnt sie nur ganz kurz IV 179 usw., V 483.<br />

ia ) Nye Kronen mit <strong>der</strong> Sunne waren dem £cu ä la couronne (scutum<br />

cum corona, Schildkrone) Ludwigs XI. (um 1475) nachgebildet, vgl. v. d. Chijs IV.<br />

179 usw., V 484.<br />

13 ) Schuytkens. Nach v. d. Chijs I 185 war ein halber Nobel o<strong>der</strong> Schuytken<br />

zufolge Ordonnanz v. 26. Okt. 1488 eine zu Mecheln geschlagene Münze mit dem<br />

Bilde des Römischen Königs in einer Kogge. Schuyte ist ein kleines Schiff. Vgl.<br />

v. d. Chijs II 222, VI 504.<br />

u ) Kronen sun<strong>der</strong> Sunne. v. d. Chijs IV 179 sagt <strong>von</strong> ihnen nichts<br />

weiter als „waarschijnlijk Ne<strong>der</strong>landsche munten." Unter dem Namen „Olde<br />

Kronen" stehen sie aber offenbar im Gegensatz zu den soeben genannten „Nye<br />

Kronen mit <strong>der</strong> Sunne". Vgl. v. d. Chijs IV 200, V 484.<br />

15 ) Saphoeßke Kronen = Savoyische Kronen o<strong>der</strong> Ducaten. v. d. Chijs<br />

sagt <strong>von</strong> ihnen nichts Näheres, s. IV 179 etc.<br />

ie ) Bartonsche Ri<strong>der</strong>s, <strong>Münzen</strong> <strong>der</strong> Bretagne, zuletzt geprägt <strong>von</strong> Anna<br />

v. Bretagne, die 1499, als Erbtochter, das Land Ludwig XII. in die Ehe brachte,<br />

v. d. Chijs IV 179 usw.<br />

1! ) Burgonsche Andries Rinsche Guldens o<strong>der</strong> „Burgundische<br />

Gulden" mit dem Bilde des h. Andreas, des Patrons des Ordens vom Goldnen<br />

Vließ, meist unter Philipp dem Guten <strong>von</strong> Burgund (1436—1467) geprägt,<br />

v. d. Chijs I 147, IV 179 usw., V 483. Den Zusatz „Rinsche" haben die Ordonnanzen<br />

sonst nicht. Nach den Andreasgulden folgen in den Ordonnanzen oft<br />

„Overlandsche" o<strong>der</strong> „Olde Koerforster Gulden." <strong>Die</strong>se sind wahrscheinlich mit <strong>der</strong><br />

nunmehr erwähnten Münze gemeint.<br />

18 ) Unsche nye Rinsche Gulden. Wahrscheinlich vom Abschreiber verlesen<br />

für „Overlansche Gulden", die in den Ordonnanzen sonst gerade an dieser<br />

Stelle stehen. Sie wurden auch „Kurfürsten-Gulden" o<strong>der</strong> „Gouden (goldene)<br />

Gulden van Duytsland" bezeichnet. „Overland" ist für die Nie<strong>der</strong>lande Deutschland,<br />

vor allem die Rheinlande <strong>der</strong> 4 Kurfürsten <strong>von</strong> Köln, Trier, Mainz und <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Pfalz. v. d. Chijs II 276 (Geldrische Münzordnung v. 1402): „Overlensche<br />

gülden, die die 4 Koerforsten voertyds hebben doen (lassen) slaen, eer sy sich nu<br />

laetste tsamen verbonden", vgl. v. d. Chijs II 223, 395 (florins du Rhin des<br />

4 electeurs, 1474), IV 189, 200, V 145, 290, 433, VII 349, 362. Sie standen auch<br />

sonst, wie hier, in gleichem Werte mit den Wilhelmus-Schilden.<br />

19 ) Wilhelmus-Schilden, ursprünglich Gulden <strong>der</strong> holländischen <strong>Grafen</strong><br />

Wilhelm V. u. VI. (1346—1417) mit dem Schilde <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>,.auch Wilhelmus-


Klinkert genannt, v. d. Chijs II 406, VI 179 usw., V 483, VI 188 u. f.<br />

20 ) Davids Rinsche Gulden, Goldgulden des Utrechter Bischofs David<br />

v. Burgund (1455-1496), v. d. Chijs IV 180 etc., VII 186 u. f.<br />

21 ) Petermans, auch „gouden Peters", nach dem Bilde des h. Petrus, des<br />

Schutzheiligen <strong>von</strong> Löwen, aus <strong>der</strong> Zeit des Herzogs Wenceslaus und <strong>der</strong> Herzogin<br />

Johanna v. Brabant u. Limburg (1355-1405), v. d. Chijs IV 180, 190, 200 etc.<br />

22 ) FranickerRinsche Gulden werden bei v. d. Chijs (V) nicht erwähnt,<br />

wohl aber führt Hirsch, Des deutschen Reiches Münzarchiv, I. Tl. (Nürnberg 1756)<br />

S. 327, 356, 402 Gulden an, die auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite den h. Johannes mit dem Lamm,<br />

zwischen seinen Füßen einen Löwenschild zeigten und die Umschrift: MON • NOVA<br />

• AVR • FRAN trugen. <strong>Die</strong> Rückseite zeigte den Reichsapfel und die Umschrift:<br />

FRIDER1C • ROM • IMPERATOR. Sollte FRAN = Franeker sein? Es müßten,<br />

wenn dies zutrifft, westfriesische <strong>Münzen</strong> sein, die unter Friedrich III. (1440—1493)<br />

geprägt waren.<br />

23<br />

) Gel<strong>der</strong>sch« Ri<strong>der</strong>s, ursprünglich <strong>Münzen</strong> des Herzogs Arnold<br />

v. Gel<strong>der</strong>n (1423—1472) mit dem Bilde des Herzogs zu Pferde, s. o. Holländische<br />

und Bartonsche Rij<strong>der</strong>s und v. d. Chijs II 173, IV 180 etc.<br />

24<br />

) David mit <strong>der</strong> herpen, Goldgulden des obengenannten Utrechter<br />

Bischofs David v. Burgund, auf dem David mit <strong>der</strong> Harfe als Münzbild<br />

ist, v. d. Chijs IV 180 usw., VII 202.<br />

angebracht<br />

25<br />

) Luysche Engelen sind Luyksche Goldgulden des Lütticher Bischofs<br />

Joh. v. Heinsberg (1419—1459),<br />

Engels?)<br />

v. d. Chijs IV 180 usw. (mit Darstellung eines<br />

2e<br />

) Griffönen und Barbonen, wie die voraufgehende, Lüttichsche<br />

<strong>Münzen</strong> <strong>der</strong> Bischöfe Johann v. Bayern (1390—1418) und Ludwig <strong>von</strong> Bourbon<br />

(1456 — 1482), die erstgenannte mit einem das Wappen haltenden Greifen,<br />

v. d. Chijs IV 180 etc. Der Greif (frz. Griffon) ist auf zahlreichen nie<strong>der</strong>deutschen<br />

u. a. <strong>Münzen</strong> dargestellt, vgl. v. d. Chijs V 107.<br />

27<br />

) Reinaldus-Gulden, Goldgulden des Herzogs Reinaldus IV. <strong>von</strong><br />

Gel<strong>der</strong>n u. Jülich (1402-1423), v. d. Chijs II 65, 412, IV 180 usw.<br />

28<br />

) Philipschilde, wahrscheinlich Brabantsche <strong>Münzen</strong> Philipps des<br />

Guten v. Burgund (1433—1467) mit dem Schilde des Fürsten, auch Philippus-<br />

Klinkert genannt, v. d. Chijs I 147, II 406, IV 180 etc.<br />

29<br />

) Bayers Gulden, wahrscheinlich nicht <strong>Münzen</strong> <strong>der</strong> Kurfürsten v. Bayern<br />

(v. d. Chijs IV 180), son<strong>der</strong>n Herzog Johanns v. Bayern, Regenten <strong>von</strong> Holland<br />

(1419—1425), vgl. v. d. Chijs VI 319 u. f., 331, 359.<br />

30<br />

)Frerickx-Gulden, Goldgulden des Utrechter Bischofs Friedrich<br />

v. Blankenheim (1394-1427), s. v. d. Chijs IV 181 etc., VII 142 u. f.<br />

• 31 ) Rudolphus-Postulaten, nach Rudolf <strong>von</strong> <strong>Die</strong>pholz als postuliertem<br />

Bischof v. Utrecht (1426—1431) genannt, v. d. Chijs IV 181, VII 176 u. f.<br />

32<br />

) Colnische Pos tu latus, nach Erzbischof Hermann v. Cöln (1480—1501)?<br />

v. d. Chijs IV 181, V 484.<br />

33<br />

) Ludische Postulatus. Ludik o<strong>der</strong> Luik ist Lüttich. In einer<br />

Utrechter Ordonnanz v. 1483 (v. d. Chijs VII 350) treten, wie hier, „Arnoldusgulden<br />

ende nyewe Luicsche Gulden" gemeinsam auf, in einer an<strong>der</strong>n v. 1486<br />

(S. 354) stehen wie hier zusammen „Den Coelschen Postulatusgulden" und „Den<br />

Ludickgulden"<br />

a4<br />

) Arnoldus, <strong>Münzen</strong> des Herzogs Arnold v. Gel<strong>der</strong>n (1423—1472),<br />

v. d. Chijs II 76 u. f., IV 181 usw.<br />

3ä<br />

) Hornken, Goidgulden des Lüttichschen Bischofs Johann v. Hoorne<br />

(1482—1505), v. d. Chijs IV 181 etc. Sie fehlen noch in den Utrechter<br />

Ordonnanzen v. 1483 u. 1490 (v. d. Chijs VII 306, 349 u. f.), erscheinen aber<br />

1492 u. 1493 (v. d. Chijs VII S. 366 u. 371). Sie galten als sehr min<strong>der</strong>wertig<br />

und pflegen daher den Schluß <strong>der</strong> Listen zu bilden. In einer geldrischen Verordnung<br />

v. 1488 bei v. d. Chijs II 406 kommen min<strong>der</strong>wertige „Postulaten mitten hoerne",<br />

1488.-1567 (V 172, 216, 224, 263, 484) und 1493 (II 410) „Postulat oft Hornekesgulden,<br />

„Postulaten van Home", „Hoernkenspostulaten" und „Hoernpostulaten" vor.<br />

(<strong>Die</strong> Anmerkungen 1—35 rühren <strong>von</strong> Hrn. Dr. Ritter und vom Herausgeber her.)


In dem vorstehenden Edikt heißt es also <strong>von</strong> den ältesten<br />

<strong>Münzen</strong> „Unses edelen und wolgeborenen frundtlichen leben bro<strong>der</strong>s<br />

saliger gedachten dubbelde Groten van dem datum 83 gemuntet<br />

Scholen gelden unde ganck hebben elck (jedes) stucke 2 unser nyer<br />

Krumstert, unde 18 <strong>der</strong>selven dubbelde Groten sollen gelden enen<br />

golden Rinßgulden, in sodanner maten, dat de dubbelde Groten<br />

sollen ersten geteckenet werden mit enen teckene, dat wy dartho<br />

geordineret hebben, by unsen muntemeister binnen Emeden, dar men<br />

van geven sali vor 18 stucke enen unser nyen Eme<strong>der</strong> Witten, elk<br />

vor<strong>der</strong> nha belope." Danach ordnete Edzard I. an, daß die unter<br />

seinem Bru<strong>der</strong> geprägten Doppelgroschen <strong>von</strong> 1483 (siehe Abbildung<br />

Nr. 8 und 9') einen Wert <strong>von</strong> 2 neuen Krumsterten haben, dagegen<br />

18 Doppelgroschen einem Rheinischen Gulden gleich gerechnet werden<br />

sollten. Dabei traf er aber außerdem die ausdrückliche Bestimmung,<br />

daß diese Doppelgroschen mit einem <strong>von</strong> seinem Em<strong>der</strong> Münzmeister<br />

aufzuprägenden Zeichen versehen sein sollten, wofür eine Abgabe<br />

<strong>von</strong> einem Em<strong>der</strong> Witten für 18 Stück dieser <strong>Münzen</strong> aufgebracht<br />

werden mußte. Das Zeichen des Münzmeisters, <strong>von</strong> dem in dem<br />

Edikt gesprochen wird, ist bisher auf keinem Doppelgroschen nachgewiesen<br />

worden. Es ist wahrscheinlich, daß die Verordnung des<br />

<strong>Grafen</strong> zuerst keine Beachtung gefunden hat und dann später ganz<br />

in Vergessenheit geraten ist.<br />

Über die Doppelgroschen <strong>von</strong> 1486 (Abbildung Nr. 10) wird<br />

folgendes in <strong>der</strong> Verordnung <strong>von</strong> 1491 gesagt: Int erste de dubbelde<br />

Groten 2 ) van den datum 86: vor 24 dubbelde Groten 36 unser nye<br />

Krumstert ofte 24 unser nye Stuvers ofte 12 dubbelde." Der Doppel-<br />

') Da die einzelnen Jahrgänge im Münzbilde keine Abweichungen bringen<br />

und sich nur die Jahreszahlen än<strong>der</strong>n, ist <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe aller Stücke Abstand<br />

genommen und nur ein Stück des Jahres 1483 abgebildet.<br />

2 ) Schon vor dem Erlaß des Münzedikts <strong>von</strong> 1491 wird die Bezeichnung<br />

„groten" urkundlich erwähnt. In <strong>der</strong> notariellen Aufzeichnung über den Erfolg<br />

eines zu Emden bei Gelegenheit des Jubiläums <strong>der</strong> Kirche zu Xanten am Rhein<br />

abgehaltenen Ablaßverkaufes im Jahre 1486 (vergl. O. U.-B. Nr. 1175) werden unter<br />

den eingekommenen Silbermünzen 70 Gulden „in denariis Frisonibus simplicibus,<br />

dictis groten" und 101 Gulden „in duplicibus, dictis dubbelde groten" aufgeführt.<br />

„Körte groten" werden schon in einer Urkunde <strong>von</strong> 1409 (vergl. O. U.-B. Nr. 219)<br />

erwähnt, während am 27. August 1452 (vergl. O. U.-B. Nr. 645) die Bauern <strong>von</strong><br />

Filsum dem <strong>Grafen</strong> Gerd <strong>von</strong> Oldenburg eine jährliche Abgabe <strong>von</strong> „achte grote<br />

to knechtgelde" versprechen. Bei dieser Gelegenheit sei auch noch darauf hin-<br />

gewiesen, daß beim Jahre 1424 schon sog. „Ockengrooten" des Häuptlings Ocko II.<br />

<strong>von</strong> Brokmerland erwähnt werden. (Vergl. Tergast I, S. 108.)


groschen <strong>von</strong> 1486 war also um einen halben Krumstert gesunken.<br />

Er galt danach 1 1 /3 Krumstert o<strong>der</strong> 1 Stiiver.<br />

Eine unverhältnismäßig hohe Entwertung erfahren dagegen die<br />

Doppelgroschen <strong>von</strong> 1488 (siehe Abb. Nr. 11 und 12.) Ein solcher<br />

Doppelgroschen kam nach <strong>der</strong> Verordnung noch nicht einmal einem<br />

Krumstert gleich: „De dubbelde van 88 unde alle halve groten unde<br />

ortkens, elck nha beloep 28V2 dubbelde vor 26 (36?) unser krumstert."<br />

Nachdem sie dann innerhalb <strong>der</strong> nächsten 3 Monate zu dem obigen<br />

Kurse vertrieben waren, wurden sie <strong>von</strong> Edzard I. außer Umlauf gesetzt.<br />

<strong>Die</strong> Einzelgroschen (siehe Abbildung Nr. 13) aus allen Jahrgängen<br />

werden einan<strong>der</strong> gleich gerechnet. Es gingen danach 36<br />

auf einen Rheinischen Gold-Gulden „unde itlicli vor enen unser nyer<br />

krumstert." Aus einer Aufzeichnung _vom Jahre 1489 1 ) geht hervor,<br />

daß <strong>der</strong> Einzelgroschen um V3 im Wert gesunken war, denn es wird ein<br />

„koepmanns Rinsse gülden zu 24 groeten vor den gülden" gerechnet.<br />

Es ist auch interessant, einen Überblick über die Wertschätzung<br />

<strong>der</strong> ostfriesischen <strong>Münzen</strong> vor dem Erlaß des Ediktes <strong>von</strong> 1491 zu<br />

erhalten. Aus allen Urkunden, die uns darüber Aufklärung geben,<br />

geht hervor, daß stabile Verhältnisse nicht geherrscht haben.<br />

So finden wir, daß am 24. Juli 1484 2 ) <strong>der</strong> Arensgulden auf 11 Grote<br />

und am 12. September desselben Jahres ein solcher auf 10 Grote 8 )<br />

geschätzt wird. Am 16. September 1485 1 ) — also ein Jahr später —<br />

gilt <strong>der</strong> gleiche Gulden sogar 11 1 /2 Grote, um dann im Januar 1488 5 )<br />

wie<strong>der</strong> auf 10 Grote zu fallen. Bis zum Monat August 1490 blieb<br />

<strong>der</strong> Arensgulden auf <strong>der</strong> Höhe <strong>von</strong> 10 Groten") stehen; er muß aber<br />

dann im Kurs gefallen sein, denn in einer Nie<strong>der</strong>schrift des Jahres<br />

1490 lesen wir, daß „Ayteth Adden vorkofft an Geerke Lyuppen<br />

6 Arentsgulden, 9 grote vor den gülden, uth syn huis staende achter<br />

dat gasthuis liegest Gheert van Ghel<strong>der</strong>en kamer 7 )". Mithin hatte <strong>der</strong><br />

Arensgulden nur noch einen Wert <strong>von</strong> 9 Groten.<br />

Ennos 1. Vater, Graf Ulrich I., unterhielt drei Münzstätten, und<br />

zwar die zu Norden, Esens und die zu Emden. Enno dagegen ließ die in<br />

Norden nnd Esens eingehen und benutzte nur noch diejenige in Emden. Der<br />

') 0. U.-B. Nr. 1256. — 2 ) O. U.-B. Nr. 1138. — 3 ) 0. U.-B. 1142.<br />

4 ) O. U.-B. Nr. 1156. — 6 ) O. U.-B. 1206.<br />

6 ) O. U.-B. Nr. 1211, 1238, 1260, 1272.<br />

') Nach einer <strong>von</strong> Tergast als „Memoriale Nr. 7" bezeichneten Quelle, die trotz<br />

mannigfacher Nachforschungen nicht aufzufinden war, vgl. jedoch O. U.-B. Nr. 1260.<br />

Jahrbuch <strong>der</strong> Gesellschaft f. b. Kunst u. v. Altertümer in Emden, Bd. XX!, 1923M. 3


daselbst tätige gräfliche Münzmeister, namens Matthias Nykamer 1 )<br />

wird zuerst im Jahre 1486 erwähnt. Graf Enno I. bezeugt in einer<br />

Urkunde vom 31. Mai i486"), daß er aus <strong>der</strong> Kirchenkasse zu<br />

Emden entliehen habe: „agt styge stucke gemuntedes goldes in olden<br />

overlendischen goldguldens min twee stucke, lang voor dato deses<br />

breves gemuntet, Wilhelmusschilden, Davidengulden unde Blauwen,<br />

ook an<strong>der</strong>e golden penningen." Es heißt ferner in <strong>der</strong> Urkunde, daß<br />

das besagte Geld in Verwahrung <strong>der</strong> Kirche und <strong>der</strong> Kirchvögte in<br />

Emden gewesen ist „und is gewardeert 3 ) van Matthias de muntmeester<br />

op 100 Rynse gülden und seven en sestig und een halve<br />

Rinse gülden." Enno bezeugt weiter, daß er den genannten Betrag<br />

erhalten hat, und gelobt „datselve geld in golden enkelde guldens,<br />

so nu te Emeden of by den Ryne gemuntet werden, waneer se des<br />

van ons begeerende zyn, ook seggen wy haer goed vor alle last,<br />

die se des geldes wegen krygen muchten."<br />

Im Jahre 1489 unternahm Enno eine Wallfahrt in das gelobte<br />

Land und wurde daselbst zum Ritter des heiligen Grabes geschlagen.<br />

Wie uns bei Beninga 1 ) berichtet wird, kehrte er <strong>von</strong> dort 1491<br />

zurück. Seine Rückkehr wird aber bei den Chronisten zu spät angenommen,<br />

denn bereits am 15. August 1490 untersiegelt er wie<strong>der</strong><br />

einen Kaufvertrag 5 ). Im nächsten Jahre, am 19. Februar, starb Enno I.<br />

Ehe wir zu <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> <strong>von</strong> Enno I. geschlagenen<br />

<strong>Münzen</strong> übergehen, sei darauf hingewiesen, daß er die Harpye des<br />

Cirksena'schen Hauses, daneben aber auch <strong>von</strong> mütterlicher Seite<br />

her den Ukena'schen Löwen (Mormerland) im Wappen führte. Als<br />

Regent des Brokmerlandes übernahm er ferner den Adler <strong>der</strong> Familie<br />

tom Brök 6 ), den wir bereits auf einem Flindrich 7 ) seines Vaters<br />

Ulrich kennen gelernt haben. Außerdem waren es noch die 4 Lilien<br />

<strong>von</strong> Fai<strong>der</strong>n, die er in sein Wappen aufnahm. Hierzu berechtigte ihn<br />

die Unterwerfung <strong>der</strong> Häuptlinge Haro und Hayko <strong>von</strong> Ol<strong>der</strong>sum<br />

und Groß- und Klein-Fal<strong>der</strong>n im Jahre 1465, die <strong>der</strong>zeit seinem<br />

Vater Ulrich den Lehnseid schworen 8 ).<br />

') Über den Münzmeister Matthias Nykamer und die „Alte Münze" in Emden<br />

siehe die Anlagen. — 2 ) O. U.-B. Nr. 1108. - 3 ) und ist gewertet.<br />

4 ) Beninga a. a. O. pag. 387. — 5 ) O. U.-B. Nr. 1273. — °) Tergast I. S. 76.<br />

7 ) Tergast I. S. 77, Fig. 58. Tergast zählt den Flindrich irrtümlich den Em<strong>der</strong><br />

<strong>Münzen</strong> zu. <strong>Die</strong> Umschrift <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite heißt aber VLRICVS CAPITALIS IN<br />

EZENSE, die <strong>der</strong> Rückseite MONETA NOVA IN EZENSE, wodurch die Münz-<br />

stätte außer Frage gestellt ist. Der dem Flindrich aufgeprägte Adler ist <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Häuptlinge <strong>von</strong> Esens. (Vergl. Pauls, Em<strong>der</strong> Jahrb. XVII., S. 227.) — 8 ) O. U.-B. 824.


Graf Enno I. war <strong>der</strong> erste Regent, <strong>der</strong> seine <strong>Münzen</strong> mit einem<br />

Wahlspruch versah. „Da pacem Domine in diebus nostris" (Gib<br />

Frieden, Herr, in unsern Tagen) heißt die Devise. Sie hat sich auch<br />

auf den <strong>Münzen</strong> seiner Nachfolger bis zum vorletzten Fürsten Georg<br />

Albrecht (f 1734) erhalten.<br />

Lfd. Nr.<br />

Präge-<br />

jahr<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

Goldgulden.<br />

6 o.J. In einem oben und unten In einem geschlossenen<br />

durchbrochenen Perlenkrei- feinen Perlenkreise: ein<br />

se: <strong>der</strong> stehende heilige Jo-<br />

hannes (?), die Rechte zum<br />

Segen erhebend, in <strong>der</strong><br />

Linken das Lilienscepter.<br />

Rechts <strong>von</strong> seinem Haupte:<br />

die Harpye. Umschrift:<br />

MO' ® E'NO' o CO-I'-T' °<br />

F'SIE ® OI'E'<br />

Dreipaß. In demselben <strong>der</strong><br />

Reichsapfel. Umschrift:<br />

* FREDRICVS ®<br />

ROMANORV' ® IMPE'<br />

• B<br />

Durchmesser: 0,023 m. Gewicht: 3,185- 3,280g.<br />

(Je 1 Stück in <strong>der</strong> Sammlung des Herzogs <strong>von</strong> Cumber-<br />

Iand in Gmunden und des Provinzial-Museuins in Hannover,<br />

2 im Museum zu Emden. 1 )<br />

7 o. j. In einem oben und unten<br />

durchbrochenen feinen Per-<br />

lenkreise <strong>der</strong> stellende St.<br />

Johannes mit dem Lamm in<br />

<strong>der</strong> Linken. Zu seinen Füßen<br />

ein quadrierter Wappen-<br />

schild (1 u. 4 = Adler(?>, 2<br />

u. 3 = Löwe). Umschrift:<br />

* E'NO ® CO' o FRIS - IE ®<br />

Ol'GE'TAL'<br />

Goldgulden.<br />

In einem feinen geschlosse-<br />

nen Perlenkreise ein Drei-<br />

paß, in demselben: <strong>der</strong><br />

Reichsapfel. Umschrift:<br />

* FREDRICVS<br />

ROMANORV'® IMPE'<br />

') Bei den verschiedenen, in den einzelnen Sammlungen vorhandenen Stücken<br />

kommen in den Umschriften kleine Abweichungen vor, während die Münzbil<strong>der</strong><br />

— wenn nichts Gegenteiliges gesagt ist — alle gleich sind.


Lfd. Nr.<br />

Von<br />

Präge-<br />

jahr-<br />

Vor<strong>der</strong>seite<br />

Goldgulden.<br />

R ii c k s c i t e<br />

Durchmesser: 0,023 m. Gewicht: 3,200g durchschnittlich.<br />

(Je 1 Stiick im Provinzial-Museum Hannover und in <strong>der</strong><br />

Sammlung Cumberland, 3 im Museum zu Emden.)<br />

(<strong>Die</strong>ser Gulden gehört zu den 1559 verrufenen Stücken.)<br />

den Silbernlünzen Ennos 1. sind folgende bekannt:<br />

1483<br />

Doppelgroschen (dubbelde grote).<br />

In einem feinen Perlen-<br />

kreise : die Harpye. Zu bei-<br />

den Seiten des Kopfes und<br />

unter den Fängen: je ein<br />

sechsstrahliger Stern (eigent-<br />

lich Spornrä<strong>der</strong>). Zwischen<br />

den Fängen: ein schräg-<br />

liegen<strong>der</strong> quadrierter Schild<br />

(1 u. 4 = Adler (?), 2 u.3 =<br />

Löwe) mit Harpyenschild als<br />

Mittelschild. Umschrift:<br />

* ENNO * CO' * F'SIE -<br />

* OI'GENTAL' 83<br />

Durchgehendes befußtes<br />

Kreuz, das die Umschrift,<br />

wie angegeben, teilt. In <strong>der</strong><br />

durchbrochenen Mitte des<br />

Kreuzes ein E. Umschrift:<br />

DA o PA - CE o DNI' -<br />

IN o D1E-B' NR' 83<br />

Durchmesser: 0,026 m. Gewicht: 2,410 g.<br />

(Durchschnitt <strong>von</strong> 3 Stücken in Emden.)<br />

(2 Stücke im Provinzial-Museum Hannover und<br />

3 im Museum zu Emden.)<br />

Feingehalt: 5 und 6-lötig<br />

(nach Angabe Tergast's, die aber wegen <strong>der</strong> Seltenheit <strong>der</strong><br />

Stücke nicht nachgeprüft werden konnte).


9<br />

Präge-<br />

jalir<br />

1483<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

Doppelgroschen (dubbelde grote)<br />

nach Art <strong>der</strong> Turnosen mit Gegenstempei.<br />

In einem feinen Perlen-<br />

kreise: die Harpye. Zu bei-<br />

den Seiten des Kopfes: je<br />

ein sechsstrahliger Stern<br />

(eigentlich Spornrä<strong>der</strong>). Un-<br />

ter den Fängen: zwei schräg-<br />

gestellte Schilde: links (vom<br />

Beschauer) Harpye, rechts<br />

Löwe. In dem Raum zwi-<br />

schen den Schilden: ein<br />

sechsstrahliger Stern zwi-<br />

schen 2 Ringen.<br />

Umschrift: * ENNO= CO®<br />

FRI-SIE ® OI'GE'TAL'<br />

Durchgehendes befußtes<br />

Kreuz, das die innere und<br />

äußere 'Umschrift wie an-<br />

gegeben teilt. In <strong>der</strong> Mitte<br />

des Kreuzes und umschlossen<br />

<strong>von</strong> einem feinen Perlen-<br />

kreise: ein quadrierter und<br />

•mit einem Mittelschild<br />

(Harpye) belegter Wappen-<br />

schild. Im quadrierten<br />

Schilde: 1. u. 4. Feld: <strong>der</strong><br />

Adler (?), 2. u. 3. Feld: <strong>der</strong><br />

Löwe. Durch den Eindruck<br />

des Gegenstempels in das<br />

zweite Feld des Wappen-<br />

schildes ist das Wappenbild<br />

dieses Feldes unkenntlich<br />

geworden. Der Gegenstempel,<br />

ein Adler, kommt vielleicht<br />

für Lübeck (?) o<strong>der</strong> Frank-<br />

furt a. M. in Frage.<br />

Äußere Umschrift:<br />

DA® PAC-EM ®DNI'-IN ®<br />

DIEB - VS o NRIS<br />

Innere Umschrift:<br />

AN'M-CCCC oLXX-XIII 8<br />

Durchmesser: 0,026 m. Gewicht: 2,730 g 1 ).<br />

(Museum Emden.)<br />

*) Durch ein Versehen <strong>der</strong> Klischee-Anstalt ist die Vor<strong>der</strong>- und Rückseite <strong>der</strong><br />

Abbildung verwechselt. Was in <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> Münze als Vor<strong>der</strong>seite er-<br />

scheint, ist in Wirklichkeit die Rückseite, und das als Rückseite Bezeichnete ist<br />

die Vor<strong>der</strong>seite.


Lfd. Nr.<br />

10<br />

Präge-<br />

jahr<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

1480 In einem feinen Perlenkreise:<br />

die gekrönte Harpye.<br />

Doppelgroschen (dubbelde grote)<br />

Zu beiden Seiten des Kopfes:<br />

ein sechsstrahliger Stern.<br />

Zwischen den Fängen: 2<br />

schräg aneinan<strong>der</strong> gestellte<br />

Wappenschilde (Harpye und<br />

Löwe). Im Zwischenraum <strong>der</strong><br />

Schilde: => *


Lfd. Nr.<br />

Präge-<br />

jahr<br />

11 1488<br />

12 1488<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

Doppelgroschen (dubbelde grote)<br />

Das gleiche Miinzbild wie<br />

vorher. Umschrift:<br />

* ENNO CO' FRI - SIE * Ol'<br />

ENTAL'<br />

nach Art <strong>der</strong> Turnosen.<br />

Das gleiche Münzbild wie<br />

vorher.<br />

Äußere Umschrift:<br />

DA PAC - EM * DNE - IN<br />

DIEB - VS NRIS'<br />

Innere Umschrift:<br />

ANNÜ - DOMI - M * CC -<br />

CC * 88<br />

Durchmesser: 0,026 m. Gewicht: 2,275 g.<br />

(Provinzial-Museum Hannover.)<br />

Doppelgroschen (dubbelde grote)<br />

Das gleiche Miinzbild wie<br />

vorher. Umschrift:<br />

* ENNO CO' FRI - SIE *<br />

OfGE'TAL'<br />

nach Art <strong>der</strong> Turnosen.<br />

Das gleiche Münzbild und<br />

die äußere Umschrift wie<br />

vorher.<br />

Innere Umschrift:<br />

ANN' - DOMI -<br />

M * CC - CC * 88<br />

Durchmesser: 0,025 in. Gewicht: 2,280 g.<br />

(Museum in Emden.)


Lfd. Nr.<br />

Präge-<br />

jahr<br />

13 1483<br />

14 o. J.<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

in einem feinen Perlenkreise:<br />

<strong>der</strong>Harpyenschild, über dem-<br />

selben ein sechsstrahliger<br />

Stern. Umschrift:<br />

* ENNO o COM' o FRISIE ®<br />

OI'GENTAL'<br />

Groschen (enkele grote)<br />

Auf einem durchgehenden<br />

befußten Kreuz: Wappenschild<br />

mit steigendem Löwen<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> linken Seite.<br />

Umschrift:<br />

DA ® PA-CE'= DNI-1N °<br />

DIE - B' e NR' 83<br />

Durchmesser: 0,021 m. Gewicht: 1,308 g. (Durchschnitt<br />

<strong>von</strong> 4 Stücken.) Feingehalt : vierlötig nach Angabe Tergast's.<br />

(Je ein Stück mit den Jahreszahlen 1483 und 1488 und 2<br />

mit 1486 im Museum zu Emden, je 1 mit 1483 und<br />

1488 im Provinzial-Museum zu Hannover. Bis auf die<br />

Jahreszahlen kommt bei den <strong>Münzen</strong> eine Stempelver-<br />

schiedenheit nicht vor.)<br />

Halber Groschen (halve grote).<br />

In einem feinen Perlenkreise:<br />

die Harpye. Zu den Seiten<br />

des Kopfes und unter den<br />

Fängen: je ein sechs-<br />

strahliger Stern.<br />

Umschrift:<br />

* ENNO o CO' = FRISIE =<br />

OI'GE'TAL'<br />

Durchgehendes, die Um-<br />

schrift teilendes Kreuz, das<br />

in <strong>der</strong> Mitte durchbrochen<br />

ist. Im Durchbruch: ein<br />

sechsstrahliger Stern. In<br />

jedem Winkel: eine Lilie.<br />

Umschrift:<br />

DA o PA - CE' o DN' -<br />

IN ® DIE - B' NR' =<br />

Durchmesser: 0,019 m. Gewicht: 0,773g. (Durchschnitt <strong>von</strong><br />

2 Stücken.) Feingehalt: vierlötig nach Angabe Tergast's.<br />

(Museum Emden.)


Lfd. Nr.<br />

Präge-<br />

jahr<br />

15 o. j.<br />

16 o. j.<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

Halber Groschen (halve grote).<br />

In einem Vierpaß, <strong>der</strong> <strong>von</strong><br />

einem Perlenkreis um-<br />

schlossen wird, die Harpye.<br />

Zu den Seiten des Kopfes<br />

und unter den Fängen: je<br />

ein Stern.<br />

Umschrift:<br />

* ENNO * COMES<br />

FRIORE (?)<br />

In einem feinen Perlenkieise:<br />

ein Kreuz. In seinen Winkeln:<br />

je eine Lilie.<br />

Umschrift:<br />

* DA PACE | DNE IN<br />

DI NRS<br />

Durchmesser: 0,018 m. Gewicht: 0,950 g.<br />

Feingehalt: vierlötig (Tergast).<br />

(Museum Emden.)<br />

Halber Groschen (halve grote).<br />

In einem feinen Perlenkreise:<br />

die gekrönte Harpye. Zu<br />

den Seiten des Kopfes und<br />

unter den Fängen (?) je ein<br />

sechsstrahliger Stern.<br />

Umschrift:<br />

* ENNO DIEB' = NR<br />

Durchmesser: 0,019 m. Gewicht: 0,850 g.<br />

Feingehalt: vierlötig (Tergast).<br />

(Mussum Emden.)


Edzard I., 1491-1528.<br />

Nach dem Ableben Ennos I. übernahm sein jüngerer Bru<strong>der</strong>,<br />

Edzard I., die Geschäfte <strong>der</strong> Regierung. Eine seiner ersten Maßnahmen<br />

war die Verbesserung des zerrütteten Münzwesens <strong>der</strong> jungen<br />

Reichsgrafschaft. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn man behauptet,<br />

daß mit Edzard I. eine neue Epoche in <strong>der</strong> Münzgeschichte<br />

<strong>Ostfriesland</strong>s begann. Waren bis dahin die Geldverhältnisse des<br />

Landes beständigen Schwankungen unterworfen gewesen, in denen<br />

die Wertbestimmung <strong>der</strong> <strong>Münzen</strong> <strong>der</strong> Willkür Einzelner überlassen<br />

blieb, so war es nun Edzards Bestreben, das Miinzwesen unter feste<br />

gesetzliche Normen zu bringen. Schon kurz nach seinem Regierungsantritt<br />

im Jahre 1491 erließ er die schon oben Seite 25 ff. mitgeteilte<br />

Münzordnung. Von Beninga 1 ) ist nur ihr Anfang und zwar nur lückenhaft<br />

wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

*) Beninga a. a. 0., pag. 391 f., führt aus: „dat unser 36 Krumstert Scholen<br />

gelden eenen Golden Rinschen gülden, nog 15 neje Krumsterts vor eenen Arens-<br />

gulden, nog 24 Krumstert vor eenen Rinssen gülden, nog tvvalf dubbelde Stuivers<br />

voor eenen Rinsen gülden, und veer vvitte vor eenen Krumstert." Im III. Bande<br />

des Em<strong>der</strong> Jahrbuchs (1878), Heft 1, Seite 49 u. f. verbreitet sich Sauer auch über<br />

diese Lesart Beninga's und nimmt danach an, daß Edzard einen neuen schweren<br />

Krumstert habe ausmünzen lassen, <strong>von</strong> welchen 24 gegen früher 36 auf einen<br />

Rheinischen Goldgulden gingen. In <strong>der</strong> <strong>von</strong> Tergast aufgefundenen voll-<br />

ständigen Münzordnung Edzards heißt es aber nicht wie bei Beninga „nog<br />

24 Krumstert", son<strong>der</strong>n „noch 24 stuvers vor enen Rensche gülden." Ferner steht<br />

gleich darauf, daß „12 dubbelde stuvers enen Rinsgulden" und „72 unser nye<br />

halve krumstert enen Rinsgulden" gelten. Nach Beninga's Auffassung würde auch<br />

1 Krumstert mit 1 Stüber gleichwertig sein, während in <strong>der</strong> Münzordnung später<br />

ausdrücklich hervorgehoben wird, daß l 1 /» Krumstert auf 1 Stüber gingen. —<br />

<strong>Die</strong> Münzordnung trägt übereinstimmend mit Beningas Datierung a. a. O. die<br />

Jahreszahl 1491. Dagegen setzt Emmius, S. 461, und nach ihm Wiarda, II, S. 115, die<br />

Verordnung in das Jahr 1493. <strong>Die</strong>se Annahme ist aber unrichtig, und ihr liegt<br />

vielleicht <strong>der</strong> Gedanke zu Grunde, daß Edzard eine so wichtige gesetzliche Ver-<br />

ordnung nicht kurz vor seiner Ausreise nach dem gelobten Lande im Februar 1491<br />

erlassen haben könnte. Im IV. Bande des Em<strong>der</strong> Jahrbuchs, 2. Heft, Seite 105, hat<br />

Deiter aus <strong>der</strong> oben Seite 17 erwähnten Handschrift des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts, die zum<br />

Besitzstande <strong>der</strong> Ostfriesischen Landschaft gehört, Bestimmungen über den Wert <strong>der</strong><br />

<strong>Münzen</strong> abgedruckt, die uns die Richtigkeit <strong>der</strong> Annahme, daß die Münzordnung<br />

Edzards aus dem Jahre 1491 stammt, bestätigen. Es heißt daselbst: „Ein golden<br />

Rinsch gülden is Anno 91 van Graue Edzardt op 36 Krumstert gesett" und weiter<br />

unten: „Ein Rynsse gülden is Anno 91 gesett van Graue Edzardt op 24 stuuer."


Wie schon oben bemerkt, haben wir es den Bemühungen Tergast's<br />

zu verdanken, daß wir in den Besitz <strong>der</strong> ungekürzten Urkunde gelangt<br />

sind. Um ein für den Leser unbequemes Nachschlagen zu vermeiden,<br />

bringen wir hin und wie<strong>der</strong> einige Sätze <strong>der</strong> Verordnung, je<br />

nachdem es bei Besprechung des Ediktes erfor<strong>der</strong>lich wird, nochmals<br />

zum Abdruck. Gleich zu Anfang <strong>der</strong> Verordnung heißt es:<br />

„Wir Edzardt Grave tho Oistfrieszlandt hebben umme fraem<br />

und oerbar unde nutticheit unses und des gemeinen unses landes<br />

un<strong>der</strong>saten mit rade unser lewen unde getreuwen Rede unde guede<br />

Mannen dorch <strong>der</strong> groten risinge des geldes geordineret, angestelt<br />

und ingeset ene nye munte, tho weten, dat unser 36 nye krumstert<br />

Scholen gelden enen golden Rinschen gülden, und viflein krumstert<br />

vor ene Arensch gülden, gewoenheit van oldes in <strong>der</strong> kopenschup,<br />

noch 24 stuvers vor enen Rensche gülden. Noch 12 dubbelde stuvers<br />

vor enen Rinsgulden, und 72 unser nye halve krumstert vor einen<br />

Rinsgulden und veer witte vor einen unser nyer krumstert."<br />

Danach galten also:<br />

36 ganze o<strong>der</strong> 72 halbe Krumstert 1 « . . , ^ , ,<br />

10 . „,.., r 1 Rheinischen Gulden<br />

12 Doppel- o<strong>der</strong> 24 einfache Stuber J<br />

15 Krumstert = 1 Arensgulden<br />

1 Krumstert = 4 Witte.<br />

Im Jahre 1450 finden wir in einer Urkunde 1 ) den Wert des<br />

Rheinischen Guldens noch auf 32 Krumsterte angegeben, während er<br />

bis zum Jahre 1482 auf 46 Krumsterte stieg' 2 ). Wie wir später noch<br />

sehen werden, ging er dann bis zum Regierungsantritte Edzards I.<br />

noch weiter in die Höhe. <strong>Die</strong> Wertverhältnisse zwischen Gold- und<br />

Silbergeld hatten sich also im Laufe <strong>der</strong> Zeit erheblich- zu Ungunsten<br />

des letzteren geän<strong>der</strong>t. <strong>Die</strong>ser „groten risinge des geldes" gegenüber<br />

suchte nun Edzard einen Ausgleich zu schaffen in <strong>der</strong> Ausprägung<br />

einer an<strong>der</strong>en schwereren Silbermünze. 36 Krumsterte o<strong>der</strong> 24 Stüber<br />

werden nun 1 Rheinischen Gulden gleich geschätzt, und 1 Krumstert<br />

wird zu 4 Witten gerechnet. Der Einzelstüber stellt sich danach auf<br />

l l /2 Krumstert o<strong>der</strong> 6 Witten: „dar geboirt nhu vor tho geven enen<br />

unser nyen stuveren ofte an<strong>der</strong>halff krumstert ofte <strong>der</strong>glicken."<br />

Der Wert des Arensguldens war in den Jahren 1449—1481<br />

überall stehen geblieben 3 ) und wurde — wie wir schon oben gesehen<br />

haben — zu 15 Krumstert gerechnet. Nur einmal, im Jahre<br />

») O. U.-B. Nr. 632. — 2 ) O. U.-B. Nr. 1091.<br />

3 ) O. U.-B. Nr. 619, 633, 688, 738, 895, 940, 1058.


1473 1 ), galt er 16 Krumstert. Bezüglich dieser Münzsorte blieb es<br />

in <strong>der</strong> Münzordnung Edzardt's I. bei <strong>der</strong> „gewoenheit van oldes in<br />

<strong>der</strong> kopenschup." Danach wurde also <strong>der</strong> Wert des Arensguldens<br />

nach wie vor zu 15 Krumstert angenommen. Hieraus darf man<br />

wohl unbedenklich den Schluß ziehen, daß schon zu jener Zeit <strong>der</strong><br />

Arensgulden mehr als Rechnungsmünze gebraucht wurde, wie es ja<br />

in späteren Zeiten zweifellos <strong>der</strong> Fall war. <strong>Die</strong>se Annahme erhält noch<br />

eine Stütze in <strong>der</strong> auffallenden Erscheinung, daß in den Wertbestimmungen,<br />

welche die Münzordnung weiterhin bezüglich <strong>der</strong><br />

Schuldfor<strong>der</strong>ungen aus früheren Jahren trifft, <strong>der</strong> Arensgulden mit<br />

einer wirklichen Rechnungsmünze, <strong>der</strong> Mark, zusammengestellt wird,<br />

ohne daß bei <strong>der</strong> Reduktion des Geldes irgend einer an<strong>der</strong>en Münze<br />

Erwähnung geschieht (vergl. oben S. 17 u. f.).<br />

Einen weiteren urkundlichen Beleg besitzen wir in einem Kaufvertrage<br />

vom 30. Mai 1491, nach welchem dem Kloster Langen<br />

Län<strong>der</strong>eien verkauft werden für „twentich enckele golden olde Rinsgulden<br />

ende voer acht Arensgulden sylvergheldes" 2 ). Der Arensgulden<br />

soll hier nicht als Goldmünze zur Zahlung gelangen, son<strong>der</strong>n als<br />

Rechnungsmünze in Silbergeld gelten zu dem einheitlichen Kurse <strong>von</strong><br />

15 Krumstert für den Gulden. An silberne Arensgulden ist selbstverständlich<br />

nicht zu denken, da Silbergulden überhaupt erst um die<br />

Mitte des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts auftreten.<br />

Im Jahre 1502 legen Bürgermeister und Rat <strong>der</strong> Stadt Emden<br />

vor dem Drosten Udo <strong>von</strong> <strong>der</strong> Koldeborch Rechnung ab mit einem<br />

Kassenbestande <strong>von</strong> 824 Arensgulden und 3 Krumstert 8 ). Der Bestand<br />

wird auch hier wie<strong>der</strong> auf „Rechnungs-Arensgulden" reduziert. Endlich<br />

spricht noch dafür die sonst unerklärliche Erscheinung, daß in<br />

dem später mitzuteilenden und 1506 erlassenen Münzedikte Edzards bei<br />

<strong>der</strong> Wertschätzung aller möglichen Münzsorten <strong>der</strong> Arensgulden nicht<br />

erwähnt wird.<br />

Wie wir oben bei Besprechung <strong>der</strong> <strong>Münzen</strong> Enno's I. bereits<br />

gehört haben, traf die Münzordnung <strong>von</strong> 1491 bezüglich <strong>der</strong> <strong>Münzen</strong><br />

des ebengenannten <strong>Grafen</strong> wichtige Bestimmungen. Nur die Einzelgroschen<br />

sämtlicher Jahrgänge und die Doppelgroschen <strong>von</strong> 1483<br />

hatten noch Gültigkeit, und zwar zu folgendem Kurse:<br />

1. vom Jahre 1483<br />

18 Doppelgroschen = 1 Rheinischen Goldgulden<br />

') O. U.-B. Nr. 925. — 2 ) O. U.-B. 1283.<br />

3 ) Em<strong>der</strong> Ratsarchiv, Ältere Registratur, Nr. 846, S. 61.


1 Doppelgroschen = 2 neue Krumstert<br />

2. aus allen Jahrgängen<br />

36 Einzelgroschen = 1 Rheinischer Goldgulden<br />

1 Einzelgroschen = 1 neuer Krumstert<br />

„Item als dan gemuntet is drie maent tydes unde de dan verlopen<br />

sin, so Scholen binnen allen unsen landen unde herlicheiden geine<br />

gemuntete penningen van sulver ganck hebben, uthgescheiden de<br />

hirvoir geroret sin, und dat umme son<strong>der</strong>liche reden, dat men darmede<br />

gene rekeninge unser nyer munte vor dat gemeine volck unses<br />

landes holden kan. So hebben wy darumme geordineret een openbaer<br />

weszell by unser Muntemeister binnen Emeden, de dat untfangen<br />

sali binnen den dree vorbenombden manten, und en idzlichen<br />

geven, so hir nhabeschreven steit." Danach sollte also, sobald<br />

die Münze mit <strong>der</strong> Prägung des schwereren Geldes drei Monate in<br />

Tätigkeit gewesen war, alles Silbergeld mit Ausnahme <strong>der</strong> vorhin<br />

erwähnten Doppel- und Einzelgroschen Ennos I. und <strong>der</strong> im Anfang<br />

<strong>der</strong> Münzordnung aufgezählten Münzsorten für ungültig erklärt werden.<br />

Innerhalb dieser Zeit aber konnte die ungültig werdende Münze bei<br />

dem Münzmeister in Emden zu folgendem Kurse gewechselt werden:<br />

1. vom Jahre 1486<br />

24 Doppelgroschen = 36 Krumstert o<strong>der</strong> 24 Stüber.<br />

2. vom Jahre 1488<br />

28 1 /2 Doppelgroschen = 26 (36?) Krumstert.<br />

Der Doppelgroschen verliert also mit den Jahren an Wert und gilt<br />

1483 = 2 Krumstert<br />

i486 = 17ä Krumstert<br />

1488 = etwas weniger als 1 Krumstert.<br />

In dem Münzedikte begegnen wir auch zum ersten Male einer<br />

ganz neuen Münzsorte, den „Ortekens" o<strong>der</strong> „Örtchen". Ort bedeutet<br />

ursprünglich nichts an<strong>der</strong>es als den vierten Teil einer Sache. In den<br />

Statuten, die Graf Ulrich I. im Jahre 1465') <strong>der</strong> Stadt Emden gibt,<br />

heißt es im vorletzten Absatz: „Item alle grote frombde schepe, de<br />

van buten inkomen, de sollen inkomen up oeren gewontlicken tollen<br />

und geven enen guden oert goldes to voertollen, so wat se oick<br />

geladen hebben, dat sy pyck, theer, holt, wagenschot, visch, koern<br />

ofte an<strong>der</strong>s." Einen weiteren Beleg für das Vorkommen des Örtchens<br />

finden wir in einer Urkunde vom 5. September 1473"), nach welcher<br />

') O. U.-B. Nr, 831. — -) 0. U.-B. Nr. 917.


Boldo Rikena, burman to Lopsum „vyftehalf gras medlandes inna<br />

Waltseter hamrik für 4 l /2 Stiege Arensgulden weniger ein Ort" verkauft.<br />

Hiernach war also <strong>der</strong> Arensgulden-Ort soviel wie 1 /i Arensgulden.<br />

Auch gegen Schluß <strong>der</strong> Münzordnung heißt es <strong>von</strong> dem Arensgulden<br />

ebenso: „enen oirth van enen Arensgulden." <strong>Die</strong> gegen das Ende des<br />

15. Jahrhun<strong>der</strong>ts aufkommenden kleinen Silbermünzen, die den Namen<br />

„Ortekens" führten, galten 1 /l Stüber. Im benachbarten Friesland<br />

waren sie schon einige Jahre früher in Umlauf gekommen. Unterm<br />

27. Oktober 1488 l ) schlössen die Städte Deventer, Kampen, Zwolle<br />

und Groningen einen Münzvertrag über das Prägen <strong>von</strong> Silbermünzen.<br />

Von den Örtchen heißt es daselbst: „Item noch sallmen maken op<br />

den golden Rynsgulden vorscreuen tachtentich stuck, genant Oertkens<br />

stuvers (Viertel-Stüber), die sullen holden drie penynge fyns tsiluers,<br />

en men sali <strong>der</strong> op die marck troys 2 ) albereyt snyden hon<strong>der</strong>t ende<br />

vierendetachtentich stucken."<br />

<strong>Die</strong> ursprüngliche Bedeutung <strong>von</strong> Ort für Viertel hat sich bis<br />

ins 17. Jahrhun<strong>der</strong>t erhalten. So betrug nach den Em<strong>der</strong> Kontraktenprotokollen<br />

(Bd. XXVI S. 585) i. J. 1620 die an den <strong>Grafen</strong> zu<br />

zahlende jährliche Grundpacht für 2 kleine Häuser in <strong>der</strong> Nähe des<br />

Neuen Kirchhofs auf Fai<strong>der</strong>n einen „schlechten ort dalers ad 7 l /2 Stüver"<br />

(1 Taler = 30 St.), und im Jahre 1639 heißt es in einem Rechnungsbuche<br />

<strong>der</strong> Clementiner-Brii<strong>der</strong>schaft zu Emden „noch is inkomen van<br />

5 bottertunnen 5 oert Rixdaler." 3 ) Mit Beginn des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

wurden die Örtchen aus Kupfer geschlagen. Dennoch behielten sie<br />

auch für die Folgezeit den Wert eines Viertelstübers.<br />

Ferner werden diejenigen in <strong>der</strong> Münzordnung Edzards mit<br />

schweren Strafen bedroht, die das Gold- o<strong>der</strong> Silbergeld beschneiden,<br />

nach dem Gewichte einwechseln o<strong>der</strong> gar einschmelzen, „by ener<br />

1855, S. 432 ff.<br />

van <strong>der</strong> Chijs, De Munten van Friesland, Groningen en Drenthe, Haarlem<br />

') Der Name rührt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Stadt Troyes in Frankreich her. <strong>Die</strong> Troymark<br />

war ein altes, ursprünglich Amsterdamer Silbergewicht, das im Handelsverkehr ge-<br />

braucht wurde und aus dem die cölnische Mark hervorgegangen ist. Letztere war<br />

= 10 !20 Troymark. Das Troypfund ist noch heute in England die Gewichtseinheit<br />

für Edelmetalle, v. d. Chijs, I. S. 101, V. S. 147, erwähnt, daß aus einer Troymark<br />

184 Stück geprägt werden sollten. Das Gewicht sei in den meisten nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Laudschaften üblich gewesen, während in Friesland und Groningen das alte<br />

cölnische Gewicht im Gebrauch geblieben sei.<br />

3 ) Nach Mitteilung <strong>von</strong> P. van Rensen und F. Ritter. Der Ausdruck ist auf<br />

dem Lande auch jetzt noch wohlbekannt, vgl. Doornkaats Wörterbuch u. d. W. ort.


poena <strong>von</strong> 40 golden Rinsgulden unde by verlues des geldes ofte<br />

sulvers, dat dar van gebrandt."<br />

Über den folgenden Absatz <strong>der</strong> Verordnung, nach dem <strong>der</strong><br />

rheinische Goldgulden nicht höher als 35 Krumstert ausgegeben o<strong>der</strong><br />

eingewechselt werden soll, während zu Anfang des Edikts <strong>der</strong><br />

rheinische Gulden zu 36 Krumstert angesetzt wird, ist oben Seite 25<br />

und 27 gesprochen worden.<br />

<strong>Die</strong> Schuldverträge aus <strong>der</strong> Regierungszeit des <strong>Grafen</strong> Enno <strong>von</strong><br />

1483—1491 regelt die Münzordnung in <strong>der</strong> Art, daß alle For<strong>der</strong>ungen<br />

ausgeglichen werden müssen, welche datieren<br />

vor Ostern 1483 = 1 Arensgulden mit 12 neuen Krumsterten,<br />

<strong>von</strong> Ostern 1483 bis Neujahr 1486 = 1 Arensgulden mit 10<br />

neuen Krumsterten und 1 Mark mit 12 neuen Krumsterten,<br />

<strong>von</strong> Neujahr 1486 bis Ostern 1488 = 1 Arensgulden mit 9<br />

neuen Krumsterten und 1 Mark mit 11 neuen Krumsterten,<br />

<strong>von</strong> Ostern 1488 bis Pfingsten 1491 = 1 Arensgulden mit 7 l /2<br />

neuen Krumsterten und 1 Mark mit 9 neuen Krumsterten,<br />

<strong>von</strong> Pfingsten 1491 bis zum Erlaß <strong>der</strong> Münzordnung = 1 Arensgulden<br />

mit 6 neuen Krumsterten und 1 Mark mit 7*/*<br />

neuen Krumsterten.<br />

Alle Schulden dagegen, die auf Gold lauten, sollen auch in<br />

Gold beglichen werden: „Item renten ofte schulden, de gekoft ofte<br />

gemaket sint mit golden penning, de sali men betalen als in den<br />

breven begrepen sin ofte in vorwoerden gemaket, Rinsgulden mit<br />

Rinsgulden, Postulaet mit Postulaet etc. und <strong>der</strong>gelicken."<br />

Daß in dieser Verfügung <strong>der</strong> goldene Arensgulden nicht erwähnt<br />

wird, ist zweifelsohne ein neuer Beweis dafür, daß er schon damals<br />

in <strong>Ostfriesland</strong> nur als Rechnungsmünze gebraucht sein muß. Am<br />

19. März 1493') verkaufte <strong>der</strong> Bauer Tyade Wiltetsna zu Grothusen<br />

dem Bürgermeister <strong>von</strong> Emden, Hompo Hayena, verschiedene Grundstücke<br />

für 60 Rheinische goldene Gulden. Von dieser Summe bezahlte<br />

er am 26. Juli desselben Jahres ') 20 goldene Rheinische Gulden und<br />

1 Arensgulden neuen Geldes zurück. Hier wird also <strong>der</strong> neuen Verordnung<br />

entsprechend <strong>der</strong> Goldgulden in Gold bezahlt, <strong>der</strong> Arensgulden<br />

jedoch nicht als solcher, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> neuen Münze Edzards I.,<br />

in schweren Krumsterten. So finden wir auch im ältesten Em<strong>der</strong><br />

Protokollbuch eine Nie<strong>der</strong>schrift vom Jahre 1489 y ), nach welcher <strong>der</strong><br />

>) O. U.-B. Nr. 1351. — J ) O. U.-B. Nr. 1366.<br />

3 ) Em<strong>der</strong> Ratsarchiv, Ä. Registr., Nr. 846, S. 59.


Em<strong>der</strong> Bürger Focko Backer und seine Ehefrau eine Hausrente <strong>von</strong><br />

„dorteyn arnesgulden Eme<strong>der</strong> payments" verkaufen.<br />

Wie oben bereits erwähnt, setzte die neue Münzordnung den Wert<br />

des Rheinischen Goldguldens auf ; 36 Krumsterte<br />

des Arensguldens auf - 15 Krumsterte.<br />

Danach würden 2 2 /s Arensgulden gleich 1 Rheinischen Gulden<br />

sein. Wir sahen ferner, daß im Jahre 1482 ^ <strong>der</strong> Rheinische Gulden<br />

mit 46 Krumsterten bezahlt wurde, während <strong>der</strong> Arensgulden beständig<br />

auf <strong>der</strong> Höhe <strong>von</strong> 15 Krumstert blieb Ein Vergleich mit den Wert<br />

bestimmungen des Münzedikts führt also zu dem Ergebnis, daß im<br />

Jahre 1482 drei Arensgulden dem Rheinischen Goldgulden im Werte<br />

gleichkommen, während man um 1491 nach <strong>der</strong> schweren Münze<br />

schon mit 2 2 /- Arensgulden einen Rheinischen Gulden begleichen<br />

konnte. Mit an<strong>der</strong>en Worten entsprachen 3 Arensgulden im Jahre<br />

1482 dem Werte <strong>von</strong> 2"/- Arensgulden des Jahres 1491, o<strong>der</strong><br />

15 Krumsterte aus dem Jahre 1482 waren gleich 12 neuen Krumsterten<br />

Edzards. <strong>Die</strong>sen Wertverhältnissen entsprechend mußte denn<br />

auch das Miinzedikt für For<strong>der</strong>ungen aus jener Zeit den Arensgulden<br />

<strong>von</strong> 15 auf 12 Krumsterten herabsetzen und dem <strong>von</strong> Jahr zu Jahr<br />

steigenden Kurse des Goldes ein verhältnismäßiges Steigen des Silbergeldes<br />

entgegenstellen, bis endlich zur Zeit des Regierungsantrittes<br />

Edzards <strong>der</strong> Arensgulden nur noch mit 6 Krumsterten berechnet<br />

wurde. <strong>Die</strong> „risinge des geldes" aber war eine so unerhörte geworden,<br />

daß <strong>der</strong> Rheinische Goldgulden die enorme Höhe <strong>von</strong> über<br />

90 Krumsterten erreicht hatte.<br />

Aus <strong>der</strong> Reduktionstabelle <strong>der</strong> Münzverordnung läßt sich unter<br />

Zugrundelegung des <strong>von</strong> Edzard angesetzten Wertes des Arcnsguldens<br />

in neuen Krumsterten umgekehrt auch <strong>der</strong> Stand des Rheinischen<br />

Goldguldens aus den verschiedenen Jahrgängen leicht berechnen. Bei<br />

<strong>der</strong> Abwickelung <strong>von</strong> Schuldverträgen aus <strong>der</strong> Zeit vor 1483 sollte<br />

<strong>der</strong> Arensgulden mit 12. neuen Krumsterten bezahlt werden. Von<br />

letzteren gingen auf den Rheinischen Gulden laut Münzverordnung 36,<br />

also 3 Arensgulden, und da dieser als Rechnungseinheit den stabilen<br />

Wert <strong>von</strong> 15 Krumsterten behielt, so muß <strong>der</strong> Rheinische Goldgulden<br />

gegolten haben:<br />

vor Ostern 1483 = 3 Arensgulden o<strong>der</strong> 45 Krumsterten<br />

<strong>von</strong> Ostern 1483 bis Neujahr 1486 = 3 8 /5 „ „ 54<br />

<strong>von</strong> Neujahr 1486 bis Ostern 1488 = 4 „ „60 „<br />

') O. U.-B. Nr. 1091.


<strong>von</strong> Ostern 1488 bis Pfingsten 1491 = 47sArensguld. o<strong>der</strong> 72 Krumsterten<br />

<strong>von</strong> Pfingsten 1491 bis zum Erlasse<br />

<strong>der</strong> Münzordnung =6 „ „ 90 „<br />

Nun entspricht in <strong>der</strong> Tat <strong>der</strong> in den Dokumenten angegebene<br />

Wert des Rheinischen Goldguldens <strong>der</strong> vorstehenden Berechnung. In<br />

dem Testamente des Häuptlings Imelo <strong>von</strong> Hinte und Osterhusen<br />

vom 30. Juni 1455 l ) wird bei einem Verkaufe <strong>von</strong> Län<strong>der</strong>eien bemerkt,<br />

<strong>der</strong> Rheinische Goldgulden sei „to rekende vor twe Arensgulden",<br />

das wären also 30 Krumsterten. <strong>Die</strong>s wäre ungefähr <strong>der</strong> Wert des<br />

Rheinischen Guldens aus dem Jahre 1450, wo er zu 32 Krumsterten<br />

gerechnet wurde 2 ). In einer Quittung <strong>der</strong> Gräfin Theda vom Jahre<br />

1482*) galt <strong>der</strong> Rheinische Gulden 46 Krumstert. <strong>Die</strong> Berechnung<br />

<strong>der</strong>selben vor 1483 ergab 45 Krumstert.<br />

In einem Dokumente vom 14. August 1490 werden „vyff Arensgulden<br />

gereckenet voir enen enkelen golden gülden" 1 ). Der Verkauf<br />

geschieht hierbei in Rheinischen Gulden. Es würde sich also <strong>der</strong><br />

Rheinische Gulden auf 75 Krumstert stellen, was etwa dem Wert desselben<br />

in <strong>der</strong> Tabelle zwischen 1488 und 1491 entsprechen würde.<br />

Endlich sei noch darauf hingewiesen, daß 1491 gelegentlich eines Verkaufes<br />

<strong>von</strong> „seven grase landes" an das Kloster Langen „sestenhalven<br />

Arensgulden voer enen enkelen golden Rinschen gülden" 5 ) gezahlt<br />

sind. Hier werden also 572 Arensgulden für einen Rheinischen Gulden<br />

gerechnet, was wie<strong>der</strong>um etwa seinem Wert in <strong>der</strong> Tabelle <strong>von</strong><br />

Pfingsten 1491 bis zum Erlasse <strong>der</strong> Münzordnung gleichkommen würde.<br />

Ferner bestimmte Edzard, daß alle <strong>von</strong> ihm geprägten Goldgulden,<br />

wie auch diejenigen seines Bru<strong>der</strong>s Enno dem Rheinischen<br />

Goldgulden an Wert gleich sein, also 12 Doppelstüber gelten sollten.<br />

Ein Jahr später folgt Groningen dem Beispiele Edzards. In einer<br />

Handschrift im Archive zu Groningen <strong>von</strong> 1492 heißt es: „In den<br />

iaer van XCII up sunte Georgius dach do wort Geert Hessels munte<br />

angelecht, en sloech twalff iagers up eenen golden gülden en<br />

XXIII stuver myt enen steerne int cruce up enen golden gülden, en die<br />

golden gülden was seer cleyn besneden, ende die Eem<strong>der</strong> gülden<br />

gingen al mede voer vul ende gingen mede inden iaer van XCII tot<br />

XCVIII." 6 )<br />

') O. U.-B. Nr. 689. — 2 ) O. U.-B. Nr. 632.<br />

3 ) O. U.-B. Nr. 1091. — 4 ) O. U.-B. Nr. 1272. — 5 ) O. U.-B. Nr. 1279<br />

Fußnote 2. — ") van <strong>der</strong> Chijs V., De munten v. Friesland usw., a. a. O. S. 488,<br />

Jahrbuch <strong>der</strong> Gesellschaft f. b. Kunst u. v. Altertümer in Emden, Bd. XXI, 1923124. 4


Der Schluß <strong>der</strong> Münzordnung bestimmt noch einmal genau den<br />

Wert des neuen schweren Geldes dahin, daß die Bewohner des<br />

Landes <strong>von</strong> nun an den Handel bestreiten sollen „nha dessen swaren<br />

gelde" und zwar in <strong>der</strong> Weise, daß alles, was bisher bezahlt worden<br />

war mit 1 /i Arensgulden o<strong>der</strong> 3 s /i alten Krumsterten, in Zukunft berechnet<br />

werden solle mit 1 Stüber o<strong>der</strong> 1 1 /2 neuen Krumsterlen; <strong>der</strong><br />

Wert des Krumsterts ist also um mehr als das Doppelte erhöht worden.<br />

Einen interessanten Einblick in die Verkehrsverhältnisse <strong>der</strong> damaligen<br />

Zeit gibt das Edikt in <strong>der</strong> Aufzählung und Wertschätzung<br />

<strong>der</strong> Mtinzsorten, welche unter Edzards Regierung den Geldmarkt beherrschten.<br />

<strong>Die</strong> in <strong>der</strong> Verordnung aufgeführten Münzsorten sind,<br />

soweit es angängig war, auf Seite 29 u. f. erläutert.<br />

Auffallend ist es, daß in dem Münzerlasse nirgends des falschen<br />

Geldes Erwähnung geschieht. <strong>Die</strong> Falschmünzerei muß aber bereits<br />

unter Edzards Vorgänger, dem <strong>Grafen</strong> Enno I., in voller Blüte gestanden<br />

haben. Das beweist ein Artikel <strong>der</strong> Gil<strong>der</strong>olle, die Graf<br />

Edzard <strong>der</strong> Goldschmiedezunft zu Emden am 11. November 1491<br />

verlieh. Es heißt daselbst: „Vor<strong>der</strong> offt imandt van den goldtschinede<br />

in Embden offt buthen Embden bequeme 1 ) einige valscke gemunte<br />

penninge, beide van golde und sulver, die zal solich valsck goldtofft<br />

sulvergeldt entwe sniden und lathen dess nicht umb freundtschafft<br />

gunst offte gave willen by vorlisinge seines ampts unde by poenen<br />

viertich goldenen Rinischen gülden, die eine helffte uns [und die]<br />

an<strong>der</strong> tho des amptes besten."'-)<br />

* In seinem hinterlassenen Manuskripte hat Tergast 4 Taler<br />

Edzards I. angeführt, <strong>der</strong>en Abbildungen nach seinen eigenen Angaben<br />

den <strong>von</strong> Dr. Hermann Grote hinterlassenen Tafeln zu<br />

einer <strong>von</strong> letzterem geplanten ostfriesischen Münzgeschichte entnommen<br />

sind. Sollte Tergast zur Zeit <strong>der</strong> Anfertigung seines<br />

Manuskriptes, wie es wegen <strong>der</strong> Herstellung <strong>von</strong> Holzschnitten und<br />

<strong>der</strong> vorgenommenen Beschreibung <strong>der</strong> Taler scheinen möchte, an ihr<br />

Vorhandensein geglaubt haben, so würde er doch bei einer nochmaligen<br />

Durchsicht seiner Arbeit die Stücke gewiß als Fälschungen<br />

erkannt haben. Nicht ganz erklärlich aber ist es, weshalb Grote<br />

die gefälschten Arend'schen Talerzeichnungen zu den <strong>von</strong> ihm gesammelten<br />

Abbildungen ostfriesischer <strong>Münzen</strong> gelegt hat, zumal er in<br />

seinen „Münzstudien" 3 ) eine ausführliche abfällige Kritik über das<br />

l ) Andre Lesung: to queme. — 2 ) O. U.-B. Nr. 1299, S. 339.<br />

3 ) Grote, H., Miinzstudien, 1. Bd., Leipzig 1857, S. 412—450.


Arend'sche Münzbuch 1 ) geschrieben hat und in dieser die Fälschung<br />

<strong>der</strong> Zeichnungen <strong>der</strong> 4 Stücke Edzards I. und <strong>der</strong> beiden Ennos II.<br />

ausdrücklich hervorhebt. Denkbar wäre es nun, daß Grote diese Abbildungen<br />

ohne nähere Bezeichnung für seine ostfriesische Münzgeschichte<br />

zusammenstellte, um sie gelegentlich <strong>der</strong> in Aussicht<br />

genommenen Veröffentlichung als Arend'sche Fälschungen zu bringen.<br />

Tergast, den das Vorhandensein <strong>der</strong> gefälschten Zeichnungen auf den<br />

Grote'schen Tafeln bestimmt haben wird, an eine Existenz solcher<br />

Stücke zu glauben, hat aber, danach zu urteilen, den Grote'schen<br />

Aufsatz über das Arend'sche Münzbuch nicht gekannt. In einer<br />

Urkunde vom 8. Januar 1495") wird in <strong>Ostfriesland</strong> zum ersten Mal<br />

die Bezeichnung Taler erwähnt. Es heißt daselbst: „so averst dat<br />

nicht geschieht, schoelen de schaffers verboert hebben enen dal<strong>der</strong> den<br />

armen tom besten." Ein für <strong>Ostfriesland</strong> nachweisbar geprägter Taler<br />

(im Besitz des Provinzialmuseums zu Hannover) stammt erst aus dem<br />

Jahre 1563. — Um die nun einmal vorhandenen Holzschnitte<br />

<strong>der</strong> Arend'schen Fälschungen zu verwenden und um weiteren unrichtigen<br />

Annahmen vorzubeugen, lasse ich sie zusammen mit zwei ebensolchen<br />

Fälschungen <strong>von</strong> <strong>Münzen</strong> Ennos II. am Schlüsse dieser<br />

Abhandlung auf einer beson<strong>der</strong>en Tafel erscheinen. *<br />

Schon gleich nach seinem Regierungsantritt ließ Edzard I. die<br />

Münze in Tätigkeit setzen und verschiedene Goldgulden prägen. Der<br />

älteste da<strong>von</strong> wird in <strong>der</strong> Münzordnung <strong>von</strong> 1491 mit folgenden<br />

Worten erwähnt: „Item noch hebben wy laten maken einen gülden<br />

penninck, darup steit Sanctus Ludgerus Episcopus mit unser namen<br />

unde wapen, geheten een half Oistfriesch gülden, und <strong>der</strong> thwee<br />

vorbenombten vor enen golden Rinssgulden, elck stucke tvvalf unser<br />

nyer stuver, und dit alle tho holden by poena vorgeschr."<br />

* Auf Tafel I unter Nr. 8 <strong>der</strong> mehrfach erwähnten Grote'schen<br />

Münztafeln befand sich die Abbildung eines solchen halben Goldguldens.<br />

Vermutlich hat Tergast nach dieser ein Klischee anfertigen<br />

lassen, denn ein solches befindet sich unter den Beständen des seiner<br />

Zeit zusammen gebrachten Abbildimgsmaterials. Bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe<br />

') Das Arend'sche Miinzbuch und auch ein solches <strong>von</strong> Wol<strong>der</strong>s wird in einer<br />

Handschrift <strong>von</strong> Wiarda „Über ostfriesische <strong>Münzen</strong>", S .63, die sich im Besitze <strong>der</strong><br />

Em<strong>der</strong> Gesellschaft befindet, ebenfalls erwähnt. Wiarda bemerkt a. a. O., daß Madai<br />

(Nr. 1839) und Köhler (Mi'mzbelustigunsen, Bd. XI, Vorwort S. 14, und Bd. XX,<br />

S. 19 20) die besagten Taler zwar erwähnen, aber sie nicht gesehen hätten, son<strong>der</strong>n<br />

sich auf die oben angeführten Miinzbiicher <strong>von</strong> Arend und Wol<strong>der</strong>s bezögen. —<br />

'-') O. U.-B. Nr. 1421. (Statuten <strong>der</strong> Em<strong>der</strong> Schiffergilde nach e. Druck v. J. 1630.)


<strong>der</strong> Münze ist ihre Größe beson<strong>der</strong>s auffallend. Sie ist nach dem <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> Abbildung genommenen Maße im Durchmesser nur um ein<br />

Geringes kleiner als die ganzen Goldgulden Edzards I. <strong>Die</strong>se Tatsache<br />

gibt zu Bedenken Anlaß, das nur behoben werden könnte,<br />

wenn man das Gewicht <strong>der</strong> Münze auf Grund eines greifbaren Belegstückes<br />

feststellen könnte. Aber sowohl die Tafeln Grote's als auch<br />

das Manuskript Tergast's lassen uns darüber im Unklaren, in welcher<br />

Sammlung sich <strong>der</strong> halbe Goldgulden befindet. <strong>Die</strong> Nachforschungen<br />

des Herausgebers waren in dieser Hinsicht erfolglos. Trotz des oben<br />

ausgesprochenen Bedenkens möchte er es aber nicht unterlassen, eine<br />

Beschreibung und auch die Abbildung des fraglichen halben Goldguldens<br />

zu bringen, zumal anzunehmen ist, daß Grote das Stück vor<br />

sich gehabt hat, denn sonst würde er es nicht inmitten an<strong>der</strong>er belegter<br />

ostfriesischer <strong>Münzen</strong> abgebildet haben. <strong>Die</strong> Beschreibung des<br />

halben Guldens ist vorweg genommen, weil er nach <strong>der</strong> Münzordnung<br />

<strong>von</strong> 1491 als älteste Goldprägung Edzards I. anzusprechen sein dürfte. *<br />

Lfd. Nr.<br />

Präge-<br />

jahr<br />

17 o. I.<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

In einein Dreipaß: ein in<br />

9 Fel<strong>der</strong> eingeteilter leerer<br />

Schild, dem wie<strong>der</strong>um als<br />

Mittelschild die Harpye (?)<br />

eingefügt ist. Umschrift:<br />

•I« ENZARD'® COMES


Lfd. Nr.<br />

Präge-<br />

jahr<br />

18 o. J.<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

Goldgulden<br />

aus <strong>der</strong> Zeit Kaiser Friedrichs III, 1440—1493<br />

In einem oben und unten<br />

offenen geriffelten Kreise: <strong>der</strong><br />

stehende St. Johannes mit<br />

dem Lamm auf dem Arm<br />

und einem Schein um das<br />

Haupt. Zwischen den Füßen:<br />

ein umgekehrtes E. Um-<br />

schrift: * EDZARD' * CO -<br />

E' - Ol' EN' * PHRI'<br />

Durchmesser: 0,024 m.<br />

In einem geriffelten Kreise:<br />

<strong>der</strong> Reichsapfel im Dreipaß.<br />

Umschrift: 4- FREDR1C'<br />

ROMANO' IMPER'<br />

Gewicht: 2,940 g (Durchschnitt <strong>von</strong> 4 Stücken).<br />

(7 Goldgulden in <strong>der</strong> Sammlung des Provinzial-Musentns<br />

Hannover und 8 Stück im Museum zu Emden. Von <strong>der</strong><br />

Kenntlichmachung <strong>der</strong> kleinen Abweichungen in den Legen-<br />

den ist wie<strong>der</strong>um abgesehen worden.)<br />

Da Kaiser Friedrich III. am 19. August 1493 verstarb,<br />

müssen die obigen Goldgulden, die sämtlich seinen Namen<br />

tragen, während <strong>der</strong> Zeit <strong>von</strong> 1491 — 1493 geprägt worden<br />

sein. Das gotische E zwischen den Füßen des heiligen<br />

Johannes scheint, da es stets rückwärts gerichtet auftritt,<br />

zu dem mit „CO" angedeuteten Worte COMES zu gehören.<br />

In den Em<strong>der</strong> Rentenbriefen heißen diese Goldgulden fast<br />

überall „Edzardgulden mit E tuschen de voeten". So ver-<br />

kauft <strong>der</strong> Ratsherr Udo Meyen in Emden im Jahre 1524<br />

an Dr. Poppo „50 Em<strong>der</strong> golden gülden myt dem E<br />

tusfchen de voeten" gegen eine jährliche Rente <strong>von</strong> 3 Em<strong>der</strong>


Lfd. Nr.<br />

19<br />

Präge-<br />

jahr<br />

o. J.<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

Goldgulden.') Zur Zeit <strong>der</strong> Gräfin Anna (<strong>1540</strong>—1563)<br />

führten sie ebenfalls die Bezeichnung „Em<strong>der</strong> golden gülden<br />

mit de E tuschen de voeten" und wurden nach den Renten-<br />

briefen mit 1 Em<strong>der</strong> Gulden Ennos II. und 1 scliap, also<br />

danach mit 11 Schaf bewertet. 2 )<br />

Goldgulden<br />

[aus <strong>der</strong> Zeit Kaiser Maximilians I. (1493—1519) o<strong>der</strong><br />

Thronen<strong>der</strong> Kaiser, auf dem<br />

Haupte die Krone, in <strong>der</strong><br />

Rechten den Reichsapfel, in<br />

<strong>der</strong> Linken das Scepter, zu<br />

seinen Füßen <strong>der</strong> Harpyen-<br />

schild. Umschrift: »SANCT<br />

CA - ROL' * MAGN'<br />

Kaiser Karl V. (1519—1556)?]<br />

Blumenkreuz, in . dessen<br />

Winkeln: 1. <strong>der</strong> Harpyen-<br />

schiid, 2. <strong>der</strong> Löwenschild,<br />

3. Adlerschild und 4. wie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Löwenschild. Umschrift:<br />

* MO'* NO'* AVR'* CO'<br />

* OI'E'TAL' * PHRiSIE<br />

Durchmesser: 0,023 m. Gewicht: 3,180g.<br />

(<strong>Die</strong>ser Gulden gehört zu den im Jahre 1559<br />

verrufenen Stücken, vgl. oben S. 24)<br />

(Museum in Emden.)<br />

Es ist auffallend bei diesem Stücke, daß auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite statt des Reichs •<br />

adlers die Harpye zu den Füßen des Kaisers erscheint. Bei <strong>der</strong> vorzüglichen Prä-<br />

gung und beson<strong>der</strong>s guten Erhaltung ist aber eine Verwechslung unmöglich; die<br />

Harpye ist hier deutlich erkennbar. Auch die Abweichung in <strong>der</strong> sonst üblichen<br />

Anordnung <strong>der</strong> Schilde (1 und 4 = Adler, 2 und 3 = Löwe) ist ungewöhnlich.<br />

*) Nr.222 desNellner'schen Repertoriums des Archivs <strong>der</strong> Großen Kirche in Emden,<br />

Original-Pergamenthandschrift mit dem Em<strong>der</strong> Stadtsiegel. — 2 ) Nr. 1 des Nelinerschen<br />

Repertoriums.


Lfd. Nr.<br />

Präge-<br />

jahr<br />

20 o. J.<br />

21 o.J.<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

Auf einem zu beiden Seiten<br />

<strong>von</strong> je 2 Doppelsäulen flan-<br />

kierten Thron: <strong>der</strong> Kaiser<br />

mit Szepter und Reichsapfel.<br />

Zu seinen Füßen ein Schild<br />

mit Adler.<br />

Umschrift:<br />

SANCT CA = RON MACI<br />

Goldgulden.<br />

In einem glatten Reifen : ein<br />

verziertes, schräg gestelltes<br />

Kreuz, in dessen Winkeln<br />

zwei Adler- und zwei<br />

Löwen-Schilde abwechseln.<br />

Umschrift:<br />

-$• MO ° NO 0 AVR "CO"<br />

OIETA SPHRI<br />

Durchmesser nach <strong>der</strong> Grote'schen Abbildung: 0,024 in<br />

<strong>Die</strong> Abbildung zu diesem Stück ist den <strong>von</strong> Dr. Hermann<br />

Grote stammenden Tafeln (Tfl. I, Nr. 6) entnommen. Es ist<br />

jedoch nicht bekannt, wo das Gepräge aufbewahrt wird.<br />

Umschrift:<br />

SANCTVS K-AROL°MAG<br />

Umschrift:<br />

* MO • NO • AVREA •<br />

ORIENTALIS • PHRISI<br />

Durchmesser nach <strong>der</strong> Abbildung: 0,020 m.<br />

<strong>Die</strong>se Abbildung ist ebenfalls den Grote'schen Tafeln ent-<br />

nommen. Der Aufbewahrungsort des Stückes ist unbekannt.<br />

Es ist bereits oben darauf hingewiesen, daß Edzard in seinem Münzedikt <strong>von</strong><br />

1491 bestimmte, daß seine Goldgttlden wie auch die seines verstorbenen Bru<strong>der</strong>s<br />

den Rheinischen Goldgulden gleichwertig sein, also zu 36 Krumsterten gerechnet<br />

werden sollten. Wie oben des weiteren ausgeführt ist, wurden sie gleich den Gold-<br />

gulden seines Vorgängers durch das Augsburger Edikt <strong>von</strong> 1559 für verrufen erklärt.


Lfd. Nr.<br />

Präge-<br />

jahr<br />

22 o. J. Auf einem zu beiden Seiten<br />

Vor<strong>der</strong>seite Rückseite<br />

<strong>von</strong> je zwei Doppelsäulen<br />

flankierten Thron : ein Heili-<br />

ger mit erhobener Rechten<br />

und in <strong>der</strong> Linken ein Buch<br />

haltend, zu seinen Fiißen <strong>der</strong><br />

Harpyenschild.<br />

Umschrift: MO' + NO' + AV'<br />

+ C - 01 + 01E' + PHR<br />

Goldgtilden.<br />

In einem gestrichelten Kreise:<br />

Dreipaß mit Reichsapfel.<br />

Umschrift: * MAXIMILIAN'<br />

* ROMANO' REX<br />

(2 Exemplare im Em<strong>der</strong> Museum )<br />

Da Maximilian erst am 19. August 1493 erwählter deutscher<br />

König wurde, kann <strong>der</strong> Gulden im günstigsten Falle 1493 geprägt<br />

sein. In <strong>der</strong> oben S. 49 erwähnten Groninger Handschrift <strong>von</strong> 1492<br />

wird <strong>der</strong> ostfriesische Goldgulden, <strong>der</strong> überall unter dem Namen<br />

Em<strong>der</strong> Gulden umlief, für vollwertig gehalten „ende die eem<strong>der</strong> gülden<br />

gingen al mede voer vul en gingen mede inden iaer van XCII tot<br />

XCVIII". Doch schon 1495 läßt <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Stadt Utrecht in dem<br />

„Buurspraakboek" bekannt machen „ende waerscuwet enen yegeliken,<br />

alsoe die grave van Eemden nye enckel gülden heeft Iaten slaen, die<br />

te licht zyn, dat daerom een yegelick voer hem sie, wat hy boert." 1 )<br />

Deshalb setzt <strong>der</strong> Bischof Friedrich III. <strong>von</strong> Utrecht, 1496—1516, in<br />

einer Münzordnung vom Jahre 1502 den Em<strong>der</strong> Gulden auf 23 Stüber<br />

herab, also 1 Stüber weniger als die vollwertigen „<strong>Die</strong> Eem<strong>der</strong> gülden,<br />

elck van desen voers. ij enghl. een troy, een half aes XXIII stuuer." 2 )<br />

Damit wären die Goldmünzen Edzards I. erschöpft.<br />

v. d. Chijs VII, De Munten <strong>der</strong> Bisschoppen van de Heerlijkheid en de Stad<br />

Utrecht, Haarlem 1859, Seite 374. — v. d. Cliijs IV, De Munten <strong>der</strong> voormalige<br />

Heeren en Steden van Overijssel, Haarlem 1854, Seite 196.

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