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<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>:<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

von:<br />

Lukas Steiner<br />

Bern, 25. April 2006


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Vorwort<br />

Während meines Studiums der Wirtschaftswissenschaften habe ich mich <strong>des</strong> Öfteren<br />

mit den Themen der <strong>Org</strong>anisation beschäftigt. Insbesondere waren für mich die<br />

psychologischen Aspekte, welche im Zusammenhang mit Personal immer wieder<br />

auftreten können von besonderem Interesse.<br />

In einer ersten Phase habe ich <strong>des</strong>wegen versucht, für meine Bachelorarbeit ein<br />

Thema in dieser Richtung zu wählen. Ich merkte aber ziemlich bald, dass die<br />

Behandlung personalpsychologischer Themen den Umfang einer solchen Arbeit bei<br />

weitem sprengen würde. Auf meiner Suche nach einem interessanten Thema<br />

empfahl mir meine betreuende Assistentin Frau Joanna Harasymowicz-Birnbach,<br />

Magister-Ing., mich mit den <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements zu beschäftigen.<br />

Nachdem ich einige Arbeiten zu diesem Thema gelesen hatte, einigte ich mich<br />

schliesslich mit Frau Harasymowicz-Birnbach, Magister-Ing., darauf, eine Arbeit in<br />

diesem Gebiet zu schreiben. Die Themen <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> Personalisierung sind in<br />

ihrer Form sehr leicht verständlich. Falls man aber eine Grenze zwischen den beiden<br />

<strong>Strategien</strong> ziehen möchte, gerät man bald an einen Punkt, an dem man keine klaren<br />

Aussagen mehr machen kann. Wissen ist eine hochkomplexe Materie, welche sich<br />

kaum messen oder bewerten lässt. Aber gerade diese Komplexität gab mir<br />

schlussendlich den Anreiz, mich mit diesem Thema eingehend zu beschäftigen.<br />

Ich danke Herrn Prof. Dr. Dres. Norbert Thom für die Möglichkeit, die vorliegende<br />

Arbeit an seinem Institut zu schreiben. Des Weiteren möchte ich Frau Joanna<br />

Harasymowicz-Birnbach für ihre sehr gute Betreuung danken. Sie hat mich<br />

insbesondere während der Themenfindung immer wieder vor grösseren Fehlern<br />

bewahrt. Weiterhin danke ich allen meinen Kommilitonen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en, welche mir<br />

beim Korrekturlesen eine grosse Hilfe waren. Besonderen Dank hierbei geht an<br />

Herrn Simon Brönnimann, der sich immer wieder gerne meine Gedanken bereits in<br />

ihrer Entstehungsphase anhörte <strong>und</strong> diese durchaus mit dem nötigen kritischen Auge<br />

analysierte.<br />

Es bleibt zu erwähnen, dass auf die Formulierung weiblicher Substantivformen in<br />

dieser Arbeit verzichtet wurde. Sämtliche Begriffe schliessen in gleicher Weise<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer ein<br />

Bern 25. April 2006 Lukas Steiner<br />

I


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort..................................................................................................................... I<br />

Inhaltsverzeichnis ................................................................................................... II<br />

Abbildungsverzeichnis ........................................................................................... III<br />

Tabellenverzeichnis ............................................................................................... III<br />

Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................... IV<br />

1. Ausgangslage <strong>und</strong> Problemstellung.................................................................... 1<br />

2.. Stand der Forschung.......................................................................................... 2<br />

2.1. Ziel der Arbeit .............................................................................................. 3<br />

2.2. Methode <strong>und</strong> Aufbau der Arbeit................................................................... 3<br />

3. Gr<strong>und</strong>legende Begriffsdefinitionen...................................................................... 4<br />

3.1. Daten, Informationen <strong>und</strong> Wissen ............................................................... 4<br />

3.1.1. Daten................................................................................................... 4<br />

3.1.2. Informationen ...................................................................................... 5<br />

3.1.3. Wissen ................................................................................................ 5<br />

3.1.4. Zusammenhang von Daten, Informationen <strong>und</strong> Wissen...................... 6<br />

3.2. Wissensmanagement .................................................................................. 7<br />

3.2.1. Bausteine <strong>des</strong> Wissensmanagements ................................................ 8<br />

3.2.2. Wissenstransfer .................................................................................. 9<br />

3.3. <strong>Kodifizierung</strong>.............................................................................................. 10<br />

3.4. Personalisierung........................................................................................ 11<br />

4. <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie zur Verarbeitung von im Unternehmen vorhandenen<br />

Informationen.................................................................................................... 12<br />

4.1. Welches Wissen ist kodifizierbar? ............................................................. 12<br />

4.2. Erkenntnisse aus der <strong>Kodifizierung</strong> von Wissen bei der Britischen Post ... 18<br />

5. <strong>Kodifizierung</strong>s- <strong>und</strong> Personalisierungsstrategie nach den<br />

Gestaltungsdimensionen <strong>des</strong> Wissensmanagements ...................................... 20<br />

5.1. <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie .............................................................................. 21<br />

5.2. Personalisierungsstrategie ........................................................................ 22<br />

5.3.Ermittlung <strong>des</strong> Verhältnisses von <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> Personalisierung ....... 22<br />

5.3.1. Ermittlung der personellen Belastung bei der Durchführung eines .......<br />

Wissensmanagementprojekts ........................................................... 28<br />

II


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

6. Die Wahl der richtigen Strategie ....................................................................... 32<br />

7. Schlussfolgerungen .......................................................................................... 36<br />

8. Literaturverzeichnis........................................................................................... 38<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Zusammenhang von Daten, Informationen <strong>und</strong> Wissen..................... 6<br />

Abbildung 2. Wissensaufteilung ............................................................................ 13<br />

Abbildung 3: Aufteilung <strong>des</strong> Wissens nach <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> Explikationsgrad.... 14<br />

Abbildung 4: Wichtige Gestaltungsdimensionen für ein ganzheitliches.....................<br />

Wissensmanagement ....................................................................... 20<br />

Abbildung 5: Aufgaben der Instanzen ................................................................... 23<br />

Abbildung 6: Wissensintensität der Industrien ermittelt nach Ausgaben für ..............<br />

Innovationen, aufgeteilt nach Kapitalinvestition, F&E- <strong>und</strong> nicht F&E ..<br />

Aktivitäten......................................................................................... 25<br />

Abbildung 7: Investitionen in F&E aufgeteilt nach Grösse der Firma..................... 26<br />

Abbildung 8: <strong>Kodifizierung</strong>s- <strong>und</strong> Personalisierungsstrategie angewendet auf .........<br />

Service- <strong>und</strong> Produkt-Orientierte Firmen .......................................... 35<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Einbindung der Wissensmitarbeit in die Wissensmanagementaufgaben<br />

......................................................................................................... 31<br />

Tabelle 2: Rollen in Bezug auf die Implementierungsphasen <strong>des</strong> ...........................<br />

Wissensmanagementprozess ............................................................. 32<br />

III


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

% Prozent<br />

3x3 drei mal drei<br />

80er achtziger<br />

BE Bern<br />

Dr. Doktor<br />

Dres. Doktores<br />

DRUID Danish Research Unit for industrial Dynamics<br />

et. al. et alii<br />

F&E Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

f. folgende<br />

ff. fortfolgende<br />

h. c. honoris causa<br />

High-Tech. High-Technology<br />

hrsg. v. herausgegeben von<br />

Ing. Ingenieur/-in<br />

Jg. Jahrgang<br />

IT Informationstechnologie<br />

Nr. Matrikelnummer<br />

OECD <strong>Org</strong>anisation for Economic Cooperation and<br />

Development<br />

o. S. ohne Seite<br />

Prof. Professor<br />

R&D Research and Development<br />

S. Seite<br />

u. a. <strong>und</strong> andere<br />

URL Uniform Resource Locator<br />

vgl. vergleiche<br />

zit. n. zitiert nach<br />

IV


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

1. Ausgangslage <strong>und</strong> Problemstellung<br />

Wissen weiterzugeben, ist nichts Neuartiges. Bereits vor h<strong>und</strong>erten von Jahren<br />

haben die Meister ihren Lehrlingen ihr Wissen weitergegeben (vgl.<br />

Hansen/Nohria/Tierney 1999: 106). Doch erst zu Beginn der 90er Jahre wurde der<br />

Faktor Wissen von Managern als das F<strong>und</strong>ament der industrialisierten Nationen<br />

erkannt (vgl. Hansen/Nohria/Tierney 1999: 106; dito Tucker/Meyer/Westerman 1996:<br />

51).<br />

Für viele Aktivitäten, wie zum Beispiel zur Produktentwicklung (vgl. Hansen 1999: 82<br />

ff., zit. n. Burgess 2005: 324) oder der Verbreitung von „best practices“ in der<br />

<strong>Org</strong>anisation (vgl. Darr/Argote/Epple 1995: 1750 ff., zit. n. Burgess 2005: 324), wird<br />

der Wissenstransfer als zentrales Element zur weiteren Optimierung der Kosten<br />

angesehen (vgl. Burgess 2005: 324).<br />

Da das Wissensmanagement noch immer eine sehr junge Disziplin ist, haben sich<br />

noch keine allgemeinen Leitfäden gef<strong>und</strong>en, die den Wissenstransfer auf einfache<br />

Art regeln (vgl. Hansen/Nohria/Tierney 1999: 106).<br />

Die Entwicklung der heutigen Computernetzwerke ermöglichte es erst, dass Wissen<br />

in einer geeigneten Form gespeichert <strong>und</strong> verbreitet werden konnte (vgl.<br />

Hansen/Nohria/Tierney 1999: 106). Die ersten Versuche, Wissen erfolgreich zu<br />

verteilen, gründeten <strong>des</strong>wegen auch hauptsächlich auf der Erstellung einer<br />

computerbasierten Wissensdatenbank (vgl. Hansen/Nohria/Tierney 1999: 106 f.).<br />

Neuere Erkenntnisse im Wissensmanagement haben gezeigt, dass diese Art der<br />

Wissensspeicherung oft nicht genügt, da insbesondere das implizite Wissen in<br />

diesen Datenbanken nur begrenzt verfügbar gemacht wird (vgl.<br />

Mertins/Heisig/Vorbeck 2003: 99). Meistens sind es strategieorientierte Firmen, bei<br />

welchen der Wissenstransfer durch ein, nur auf einer Datenbank aufgebautes<br />

Wissensnetzwerk schlechte Resultate hervorbringt (vgl. Mertins/Heisig/Vorbeck<br />

2003: 99). Der Gr<strong>und</strong> für diese unbefriedigenden Resultate ist, dass<br />

Computernetzwerke zwar schnell <strong>und</strong> zuverlässig vergleichbare Probleme <strong>und</strong><br />

Projekte aufzeigen, dabei aber die Innovation <strong>und</strong> das Erarbeiten von<br />

individualisierten Lösungen, die bei der Entwicklung neuer <strong>Strategien</strong> vom K<strong>und</strong>en<br />

als ein Muss angesehen werden, nicht unterstützt werden (vgl.<br />

Mertins/Heisig/Vorbeck 2003: 99).<br />

1


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Diese Problematik führte zu einer Aufschlüsselung <strong>des</strong> Wissensmanagements in<br />

zwei gr<strong>und</strong>legende <strong>Strategien</strong>. Diese sind die <strong>Kodifizierung</strong>s- <strong>und</strong><br />

Personalisierungsstrategie 1 .<br />

2.. Stand der Forschung<br />

Da Unternehmen sich heute in einer sehr dynamischen <strong>und</strong> komplexen Umwelt<br />

behaupten müssen, ist Wissen zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor geworden.<br />

Bereits in der Mitte der 80er Jahre hat Drucker (1989: 207 ff.) erkannt, dass aufgr<strong>und</strong><br />

der Verschiebung der gesellschaftlichen Strukturen, hin zu einer<br />

Dienstleistungsgesellschaft, der Faktor „Wissen“ in den Firmen stärker beachtet<br />

werden muss.<br />

Probst/Raub/Romhardt (2003: 5 ff.) geben drei Trends im Zusammenhang mit<br />

Wissen an: Vermehrung, Fragmentierung <strong>und</strong> Globalisierung. Diese drei Trends<br />

führten zu einer Turbulenz in der Wissensumwelt. Um dieser Turbulenz<br />

entgegenzuwirken ist ein gezieltes Wissensmanagement zu einer Notwendigkeit<br />

geworden. Probst/Raub/Romhardt (2003: 6) sehen die Chancen, welche sich durch<br />

ein effizientes Wissensmanagement eröffnen, in der Erschliessung neuer Märkte,<br />

sowie im Produzieren von wissensintensiven Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen.<br />

Gefahren hingegen sehen sie in einer immer schnelleren Veralterung <strong>des</strong> Wissens,<br />

sowie in neu entstehenden Konkurrenten.<br />

Die ersten Versuche, Wissen erfolgreich zu managen, beruhten auf Datenbanken.<br />

Diese Art der Wissensspeicherung ist auch heute noch in sehr vielen Firmen<br />

verbreitet. Einige Firmen aber scheiterten beim Versuch eine solche Datenbank<br />

erfolgreich zu betreiben. Das Scheitern einer Firma im Wissensmanagement kann<br />

verschiedene Gründe haben. Nach Mertins/Heisig/Vorbeck (2003: 7) sind<br />

insbesondere die <strong>Org</strong>anisationskultur <strong>und</strong> das erstellen eines Anreizsystems die<br />

Hauptpunkte, welche eine Firma zur erfolgreichen Durchführung eines<br />

Wissensmanagementkonzepts beachten muss.<br />

Hansen/Nohria/Tierney (1999) nennen in ihrer Arbeit eine weitere Komponente,<br />

welche eine Wissensdatenbank zum scheitern verurteilt. Sie argumentieren, dass<br />

1<br />

Hansen/Nohria/Tierney (1999: 85 ff.) verwenden in der deutschen Übersetzung <strong>des</strong><br />

Originaltexts den Begriff Personalisierungsstrategie synonym zum Begriff<br />

<strong>Personifizierung</strong>sstrategie.<br />

2


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

komplexes Wissen oft nur implizit vorhanden ist. Des Weiteren ist nach<br />

Hansen/Nohria/Tierney (1999) implizites Wissen nicht kodifizierbar. Als Folge dieser<br />

Erkenntnis schlagen Hansen/Nohria/Tierney (1999) das Konzept der Aufteilung der<br />

Wissensmanagementstrategien in die bereits genannten <strong>Kodifizierung</strong>s- <strong>und</strong><br />

Personalisierungsstrategie vor.<br />

2.1. Ziel der Arbeit<br />

Die nach Hansen/Nohria/Tierney (1999: 107) v<strong>org</strong>eschlagenen <strong>Strategien</strong><br />

(<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> Personalisierung) sollen in dieser Arbeit analysiert werden. Des<br />

Weiteren soll ermittelt werden, welche Strategie für welche Firmen angewendet<br />

werden soll. Dabei wird der Fokus auf die Komplexität <strong>des</strong> zu vermittelnden Wissens<br />

gesetzt (vgl. Hall 2004: 2 ff.)<br />

Nach Hall (2004: 2) ist die <strong>Kodifizierung</strong> zentral zur Erreichung vieler im<br />

Wissensmanagement gesetzter Ziele. Auch wenn eine Personalisierungsstrategie<br />

angewendet wird, muss eine Wissensdatenbank zur Ermittlung der Wissensträger<br />

aufgebaut werden (vgl. Hansen/Nohria/Tierney 1999: 109; vgl.<br />

Mertins/Heisig/Vorbeck 2003: 101). Dasselbe gilt für die Verfolgung der<br />

<strong>Kodifizierung</strong>sstrategie. Auch hier müssen die Mitarbeiter bis zu einem gewissen<br />

Grad in personalisierter Form interagieren. Durch diese Erkenntnis drängt sich die<br />

Frage auf, welches Wissen in welcher Form in eine Datenbank einfliessen soll. Diese<br />

Frage wird als Teil einer Lösung zur Wahl der Wissensmanagementstrategie speziell<br />

erarbeitet werden.<br />

2.2. Methode <strong>und</strong> Aufbau der Arbeit<br />

Diese Arbeit basiert auf einer <strong>des</strong>kriptiven Analyse von früherer <strong>und</strong> aktueller<br />

Literatur zu den Themenschwerpunkten Wissensmanagement, <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong><br />

Personalisierung.<br />

In Anlehnung an die Theorieentwicklung nach Grochla (1978: 68 ff.) werden zur<br />

Festlegung <strong>des</strong> wissenschaftlichen Sprachgebrauchs die Begriffe<br />

Wissensmanagement, <strong>Personifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Kodifizierung</strong> erläutert. In einem zweiten<br />

Schritt wird näher auf die Personalisierungsstrategie <strong>und</strong> die <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie<br />

eingegangen. Im Hauptteil dieser Arbeit wird ermittelt, welche dieser <strong>Strategien</strong> sich<br />

unter welchen Bedingungen als effizient erweisen. Es wird dabei insbesondere auch<br />

3


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

auf die Frage eingegangen, welcher Teil <strong>des</strong> Wissens kodifizierbar ist. Im Schlussteil<br />

der Arbeit werden Aussagen zur Verwendung der <strong>Kodifizierung</strong>s- <strong>und</strong><br />

<strong>Personifizierung</strong>sstrategie im Betrieb gemacht.<br />

3. Gr<strong>und</strong>legende Begriffsdefinitionen<br />

In diesem Kapitel soll ein Überblick zu den in dieser Arbeit verwendeten<br />

Schlüsselbegriffen gegeben werden. In einem ersten Teil werden die Begriffe Daten,<br />

Informationen <strong>und</strong> Wissen im Hinblick auf ihre Bedeutung im Wissensmanagement<br />

erläutert. Im zweiten Teil dieses Kapitels folgt eine kurze Erläuterung zum Begriff<br />

Wissensmanagement. Da Wissensmanagement in seiner Art sehr komplex ist, wird<br />

bei der Begriffsdefinition nur auf die für diese Arbeit relevanten Faktoren <strong>des</strong><br />

Wissensmanagements eingegangen. Es werden dazu die Bausteine <strong>des</strong><br />

Wissensmanagements nach Probst/Raub/Romhardt (2003: 27 ff.) als<br />

Erklärungsgr<strong>und</strong>lage verwendet. Im letzten Teil dieses Kapitels folgt eine Erläuterung<br />

der Begriffe <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> Personalisierung nach ihrer Bedeutung im<br />

Wissensmanagement.<br />

3.1. Daten, Informationen <strong>und</strong> Wissen<br />

3.1.1. Daten<br />

Daten müssen in irgendeiner Form kodiert sein, um existent zu werden (vgl. Willke<br />

2003: 80 f.). Diese Formen sind aber sehr beschränkt. Nach Willke (2003: 80 f.)<br />

existieren drei Möglichkeiten der Kodierung:<br />

1. Zahlen<br />

2. Sprache oder Texte<br />

3. Bilder 2<br />

Wilkesmann <strong>und</strong> Rascher (2004: 114) weisen in ihrer Arbeit noch darauf hin, dass<br />

Daten als „hart“ angesehen werden, falls „[…] die Vertrauenswürdigkeit <strong>des</strong><br />

2<br />

Probst/Raub/Romhardt (2003) gehen von einer leicht veränderten Definition der Daten aus:<br />

Nach ihnen bestehen Daten aus Zeichen. Es wird aber in diesem Lehrbuch ein Fokus darauf<br />

gesetzt, dass Daten unstrukturiert, isoliert, kontext-unabhängig <strong>und</strong> mit geringer<br />

Verhaltenssteuerung in Verbindung zu bringen sind.<br />

4


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Messinstruments <strong>und</strong> die Gültigkeit der Messung über jeden Zweifel erhaben sind.“<br />

Als Beispiel für Daten werden Zahlen in einer Bilanz genannt.<br />

3.1.2. Informationen<br />

Information besteht aus stochastischen oder heuristischen Regeln oder Aussagen<br />

(vgl. Wilkesmann/Rascher 2004: 114).<br />

Bemerkenswert sind die unterschiedlichen Anschauungen über Information aus der<br />

Sichtweise <strong>des</strong> Wissensmanagements <strong>und</strong> der der <strong>Org</strong>anisationstheorien. Während<br />

im Wissensmanagement Information nach der obigen Definition von<br />

Wilkesmann/Rascher verstanden wird, ist der Ansatz in der <strong>Org</strong>anisationstheorie, wie<br />

ihn Welge/Kubicek (1987: 32) beschreiben, Information als das „[…] Wissen, das auf<br />

eine bestimmte Handlung ausgerichtet <strong>und</strong> damit zweckorientiert ist<br />

[…]“(Welge/Kubicek 1987: 32). Eine ähnliche Definition findet sich bei Jacob (1988:<br />

50). Hier wird der Begriff der Information noch erweitert: „Unter Information wird<br />

dementsprechend nicht nur Wissen mit Gewißheitscharakter, sondern auch<br />

wahrscheinliches Wissen, nicht nur Wissen über vergangenes <strong>und</strong> gegenwärtiges,<br />

sondern auch über zukünftiges verstanden.“ (Jacob 1988: 50). Es ist offensichtlich,<br />

dass sich das Verständnis gegenüber dem, was Wissen <strong>und</strong> was Information ist, hier<br />

nicht mit dem <strong>des</strong> Wissensmanagements deckt.<br />

3.1.3. Wissen<br />

Probst/Raub/Romhardt (2003: 23) bezeichnen Wissen als „[…] die Gesamtheit der<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen.<br />

Wissen stützt sich auf Daten <strong>und</strong> Informationen, ist im Gegensatz zu diesen jedoch<br />

immer an Personen geb<strong>und</strong>en.“ (Probst/Raub/Romhardt 2003: 23).<br />

Mertins/Heisig/Vorbeck (2003: 1) nennen zwei Definitionen von Wissen:<br />

1) Wissenschaftliches Wissen (explizites Wissen)<br />

Dieses Wissen ist entstanden durch die Anwendung wissenschaftlicher<br />

Methoden <strong>und</strong> Normen. Es ist in Büchern, Forschungspapieren <strong>und</strong> Reporten<br />

explizit beschrieben.<br />

5


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

2) Erfahrungswissen (implizites Wissen)<br />

Es geht in dieser Definition um Wissen, dass sich Personen durch Erfahrung<br />

angeeignet haben. Ein Beispiel dafür ist, wenn ein Arbeiter weiss dass sein<br />

Produkt in Ordnung ist, weil er es „spürt“.<br />

Eine etwas erweiterte Definition von Wissen gibt Willke (2003: 82 ff.). Er<br />

unterscheidet nicht nur zwischen implizitem & explizitem Wissen. Als weitere<br />

Dimensionen nennt er noch individuelles <strong>und</strong> <strong>org</strong>anisationales Wissen (Willke<br />

2003: 82 ff.). Unter individuellem Wissen wird das persönliche Wissen der Mitarbeiter<br />

angesehen; unter <strong>org</strong>anisationalem Wissen dasjenige, welches in der <strong>Org</strong>anisation<br />

vorhanden ist. 3<br />

3.1.4. Zusammenhang von Daten, Informationen <strong>und</strong> Wissen<br />

Willke (2003: 80 f.) beschreibt in seiner Studie zur intelligenten <strong>Org</strong>anisation, dass in<br />

<strong>Org</strong>anisationen, wenn von Wissenstransfer, Wissensaustausch, Dokumentation von<br />

Wissen, gespeichertem Wissen oder Wissensgenerierung die Rede ist, meist nur<br />

Daten gemeint sind. Um sich über die Differenz von Daten, Informationen <strong>und</strong><br />

Wissen ein Bild machen zu können, beschreibt Willke den in Abbildung dargestellten<br />

Weg<br />

Einbindung in 1. Kontext<br />

von Relevanzen<br />

Daten Informationen Wissen<br />

Abbildung 1: Zusammenhang von Daten, Informationen <strong>und</strong> Wissen (Eigene Darstellung in Anlehnung<br />

an Willke 2003: 81 f.)<br />

Die Einbindung in einen ersten Kontext von Relevanzen (Daten nach Informationen)<br />

beschreibt Willke (2003: 81 f.) als Anpassung der gr<strong>und</strong>sätzlich unspezifischen<br />

Daten in einen systemspezifischen Kontext 4 . Nach Gregory Bateson ist das Wesen<br />

3 Weitere Vertreter dieser Unterteilung <strong>des</strong> Wissens sind z. B. Nonaka/Takeuchi (1997 72 f.).<br />

4 Vergleiche dazu auch Probst/Raub/Romhardt 1997: 34 f.<br />

Einbindung in 2. Kontext<br />

von Relevanzen<br />

6


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

einer Information als „a difference which makes a difference“ (Bateson 1972: 453, zit.<br />

n. Willke 2003: 81) zu sehen. Willke (2003: 81) erklärt diesen systemspezifischen<br />

Zusammenhang als das, was die Relevanz der Daten ausmacht (<strong>und</strong> sie somit zu<br />

einer Information werden lässt). Aus dieser Überlegung folgt, dass ein<br />

Informationsaustausch zwischen unterschiedlichen Systemen nicht möglich ist, da<br />

ihre Relevanzkriterien nicht identisch sind (vgl. Willke 2003: 81).<br />

Damit aus Informationen Wissen werden kann, nennt Willke einen zweiten Kontext<br />

aus Relevanzen, der vorhanden sein muss. Dieser setzt sich aus bedeutsamen<br />

Erfahrungsmustern zusammen, die das System in einem speziell dafür erforderlichen<br />

Gedächtnis speichert <strong>und</strong> verfügbar hält (vgl. Willke 2003: 82). „Wissen entsteht<br />

durch den Einbau von Informationen in Erfahrungskonzepte, die sich in der<br />

Geschichte als bedeutsam für sein Überleben herausgestellt haben.“ (Willke 2003:<br />

82) 5 .<br />

3.2. Wissensmanagement<br />

Wissensarbeit, wie sie heute möglich ist, „[…] ergibt sich erst, wenn Personen <strong>und</strong><br />

<strong>Org</strong>anisationen in komplementärer Weise Wissen generieren, nutzen <strong>und</strong><br />

gegenseitig ihr Wissenspotential zu Verfügung stellen.“ (Willke 2003: 85).<br />

Nonaka/Takeuchi (1997: 71 ff.) erarbeiteten einen Ansatz zur Erklärung der<br />

Schaffung <strong>und</strong> Verbreitung von Wissen. Eine Erkenntnis daraus ist die<br />

Wissensspirale, welche den Zusammenhang zwischen Sozialisation,<br />

Externalisierung, Kombination <strong>und</strong> Internalisierung verdeutlicht (vgl.<br />

Nonaka/Takeuchi 1997: 85 ff.).<br />

In diesem Kapitel sollen die Bausteine <strong>des</strong> Wissensmanagements nach<br />

Probst/Raub/Romhardt (2003: 28 ff.) erklärt werden. Es darf nicht unerwähnt bleiben,<br />

dass in der Literatur die <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> Personalisierung als<br />

Wissensmanagementstrategien behandelt werden (vgl. Hansen/Nohria/Tierney 1999:<br />

106 ff.). Hall (2004: 6) geht aber davon aus, dass der Hauptteil der<br />

<strong>Kodifizierung</strong>sstrategie im Bereich <strong>des</strong> Wissenstransfers anzusiedeln ist.<br />

5<br />

Eine ähnliche Definition <strong>des</strong> Zusammenhangs von Daten, Informationen <strong>und</strong> Wissen kann<br />

nach Probst/Raub/Romhardt (2003) als die Einbindung von Daten in einen Kontext <strong>und</strong> damit<br />

Generierung von Informationen, deren Vernetzung <strong>und</strong> somit Generierung von Wissen<br />

nachgelesen werden (vgl. Probst/Raub/Romhardt 2003: 16 f.).<br />

7


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

3.2.1. Bausteine <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

In diesem Abschnitt sollen die Bausteine <strong>des</strong> Wissensmanagements erläutert<br />

werden. Da die Wissensverteilung zur Erreichung der einer <strong>Kodifizierung</strong>s- oder<br />

Personalisierungsstrategie eine wichtige Rolle spielt, soll sie speziell erläutert<br />

werden.<br />

Die Bausteine <strong>des</strong> Wissensmanagements beinhalten sechs Kernprozesse, d. H.<br />

Wissensidentifikation, Wissenserwerb, Wissensentwicklung, Wissens(ver)teilung,<br />

Wissensnutzung <strong>und</strong> Wissensbewahrung. Ergänzt werden sie durch die<br />

pragmatischen Bausteine <strong>des</strong> Wissensmanagements (Wissensziele <strong>und</strong><br />

Wissensbewertung) (vgl. Probst/Raub/Romhardt 2003: 28).<br />

1.) Wissensidentifikation: Schaffung einer internen <strong>und</strong> externen<br />

Transparenz über vorhandenes Wissen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der mangelnden Transparenz über interne <strong>und</strong> externe Daten,<br />

Informationen <strong>und</strong> Fähigkeiten, entstehen in Firmen häufig ineffiziente<br />

Entscheidungen <strong>und</strong> Doppelspurigkeiten (vgl. Probst/Raub/Romhardt 2003:<br />

29).<br />

2.) Wissenserwerb: Fähigkeiten die extern erworben werden müssen.<br />

Probst/Raub/Romhardt (2003: 29) bezeichnen den Wissenserwerb als<br />

Kernprozess, da Firmen oft einen Grossteil ihres Wissens ausserhalb der<br />

Unternehmung beziehen. Beispielsweise sind Beziehungen zu K<strong>und</strong>en,<br />

Lieferanten, Konkurrenten oder Partnern eine oft nicht genügend beachtete<br />

Quelle von Wissen. Ein weiterer Aspekt <strong>des</strong> Wissenserwerbs ist die<br />

Rekrutierung von Experten, oder die Akquisition von besonders innovativen<br />

Unternehmen.<br />

3.) Wissensentwicklung: Der Aufbau neuen Wissens.<br />

Wissensentwicklung ist der komplementäre Baustein zum Wissenserwerb. Er<br />

beinhaltet die Produktion neuer Fähigkeiten, Produkte, besserer Ideen <strong>und</strong><br />

leistungsfähigerer Prozesse. Ein wichtiger Aspekt der Wissensentwicklung ist,<br />

dass sie nicht nur in der Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsabteilung oder der<br />

Marktforschung stattfinden soll, sondern sich in der ganzen Unternehmung<br />

abspielen sollte (vgl. Probst/Raub/Romhardt 2003: 29).<br />

8


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

4.) Wissens(ver)teilung: Das Wissen an den richtigen Ort bringen 6 .<br />

Probst/Raub/Romhardt (2003: 30) sehen die Wissens(ver)teilung als „[…]<br />

zwingende Voraussetzung, um isoliert vorhandene Informationen oder<br />

Erfahrungen für die gesamte <strong>Org</strong>anisation nutzbar zu machen.“<br />

(Probst/Raub/Romhardt 2003: 30). Weiterhin wird in diesem Zusammenhang<br />

auch darauf hingewiesen, dass immer auch ein Augenmerk auf eine<br />

ökonomische Verteilung <strong>des</strong> Wissens gerichtet sein sollte. Da<br />

Wissens(ver)teilung ein zentraler Punkt dieser Arbeit ist, wird in Kapitel 2.2.2.<br />

gesondert darauf eingegangen.<br />

5.) Wissensnutzung: Sicherstellung der Anwendung <strong>des</strong> Wissens.<br />

Die Wissensnutzung wird als Ziel <strong>und</strong> Zweck <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

bezeichnet. Nachdem die Wissensidentifikation <strong>und</strong> Wissens(ver)teilung<br />

sichergestellt wurde, ist die Nutzung immer noch sehr ungewiss (vgl.<br />

Probst/Raub/Romhardt 2003: 30).<br />

6.) Wissensbewahrung: Schutz vor Wissensverlusten.<br />

Die Bewahrung von Erfahrungen <strong>und</strong> Informationen setzt nach<br />

Probst/Raub/Romhardt (2003: 30) gezielte Managementanstrengungen<br />

voraus. Oft gehen im Zuge von Re<strong>org</strong>anisationen wichtige Informationen<br />

verloren. Es muss auch eine Selektion <strong>des</strong> bewahrungswürdigen Wissens<br />

stattfinden, welches dann angemessen gespeichert <strong>und</strong> aktualisiert werden<br />

sollte.<br />

3.2.2. Wissenstransfer<br />

Während Probst/Raub/Romhardt (2003: 30) von Wissens(ver)teilung sprechen, ist in<br />

der englischen Literatur meist von Wissenstransfer die Rede (vgl. Kalling 2003: 116<br />

ff., Burgess 2005: 324 ff.) Wissenstransfer wird definiert als ein Prozess in welchem<br />

6<br />

Es ist zu beachten, dass von Wissens(ver)teilung nach den Erläuterungen von Willke (2003:<br />

81 f.) genau genommen nicht gesprochen werden dürfte. Es müsste eigentlich von<br />

Informationsverteilung, wenn nicht sogar von Datenverteilung gesprochen werden. Zum<br />

besseren Verständnis wird aber auch weiterhin von Wissens(ver)teilung, sowie Wissenstransfer<br />

gesprochen.<br />

9


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

die Mitglieder einer <strong>Org</strong>anisation voneinander lernen können, ohne Interaktion mit<br />

der Umwelt (vgl. Kalling 2003 116).<br />

Die Wissenstransfertheorie versucht eine Erklärung, für Prozesse die den Transfer<br />

antreiben oder behindern, zu geben. Eine Messung <strong>des</strong> Wissenstransfers ist sehr<br />

schwierig. Oft wird dabei der ausgeführte Transfer gemessen (vgl. Szulanski 1996:<br />

27 ff., zit. n. Kalling 2003: 116). Selten wird der Transfer an der erreichten Qualität,<br />

oder an der Leistungssteigerung einer <strong>Org</strong>anisation gemessen (vgl. Ingram/Baum<br />

1997: 68 ff., zit. n. Kalling 2003: 116). Nach Garavelli/G<strong>org</strong>oglione/Scozzi (2002: 271<br />

f.) muss zum effektiven Wissenstransfer unbedingt beachtet werden, dass nicht nur<br />

der <strong>Kodifizierung</strong> <strong>des</strong> Wissens Aufmerksamkeit geschenkt wird, sondern auch der<br />

Dekodifizierung 7 <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Fähigkeiten <strong>des</strong> Wissensnutzers das<br />

dargebotene Wissen zu verstehen 8 .<br />

3.3. <strong>Kodifizierung</strong><br />

<strong>Kodifizierung</strong> kann in erster Linie als das Herunterbrechen von Wissen zu<br />

Information gesehen werden (Nonaka/Takeuchi o. J: o.S., zit. n. Hall 2004: 7). Nach<br />

Hall (2004: 7) wird in der heutigen Wissensmanagementliteratur die <strong>Kodifizierung</strong><br />

ungenügend behandelt. Er bezeichnet die <strong>Kodifizierung</strong> als Konzept – sogar als<br />

Prozess – <strong>des</strong>sen Komplexität es durchaus zu beachten gilt. Nach Hall (2004: 8 f.)<br />

werden zwei Hauptaspekte in der <strong>Kodifizierung</strong> unterschieden<br />

1.) <strong>Kodifizierung</strong> von implizitem Wissen:<br />

Die <strong>Kodifizierung</strong> von implizitem Wissen geht aus der Theorie von<br />

Nonaka/Takeuchi (1995 o. S., zit. n. Hall 2004: 8) hervor. Hall (2004: 8)<br />

schliesst auch die Benützung der Sprache als Möglichkeit zur Artikulation,<br />

Beschreibung <strong>und</strong> Erklärung der <strong>Kodifizierung</strong> <strong>des</strong> impliziten Wissens mit ein.<br />

Weiterhin weist er darauf hin, dass eine ernsthafte Debatte darüber bestehe,<br />

inwiefern implizites Wissen nicht kodifizierbar sei (vgl. Hall 2004: 8). Nach<br />

dieser Definition kann man <strong>Kodifizierung</strong> auch als das Darstellen von<br />

7<br />

Da im Rahmen dieser Arbeit die Dekodifizierung nur am Rande behandelt werden kann<br />

(Kapitel 3.1.1.), sei auf die Arbeiten von Garavelli et. al. (2002: 269 ff.), Durnell Cramton (2002:<br />

356 ff.) <strong>und</strong> Hall (2004: 1 ff.) verwiesen.<br />

8<br />

Die effektive <strong>Kodifizierung</strong> <strong>des</strong> Wissens soll in einem späteren Kapitel behandelt werden.<br />

10


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

implizitem Wissen in expliziter Form betrachten. Hall (2004: 8) bezeichnet dies<br />

als primäre Stufe der <strong>Kodifizierung</strong>, da dadurch das vorher implizite Wissen<br />

explizit gemacht wird.<br />

2.) <strong>Kodifizierung</strong> von Information:<br />

Bei der <strong>Kodifizierung</strong> von Information wird Wissen, das bereits zu Information<br />

kodifiziert worden ist, weiterverarbeitet (vgl. Hall 2004: 8f.). Sorensen/L<strong>und</strong>h-<br />

Snis (2001: o. S., zit. n. Hall 2004: 9) sehen in der <strong>Kodifizierung</strong> eine<br />

Klassifizierung. Hall (2004: 9) bezeichnet dies als sek<strong>und</strong>äre Stufe der<br />

<strong>Kodifizierung</strong>.<br />

Diese beiden Arten der <strong>Kodifizierung</strong> werden der Komplexität dieses Themas aber<br />

noch nicht gerecht. <strong>Kodifizierung</strong> ist auch das Definieren der Ko<strong>des</strong>. Hall (2004: 9)<br />

bezeichnet die Verwendung der richtigen Ko<strong>des</strong> als zentral – <strong>und</strong> oft zu wenig<br />

beachtet – für den Wissenstransfer 9 .<br />

3.4. Personalisierung<br />

Personalisierung <strong>des</strong> Wissens setzt die Entwicklung eines Systems voraus, das in<br />

der Lage ist, implizites Wissen zu erfassen (vgl. Henrie/Hedgepeth 2003: o. S.).<br />

Personalisierung ist auf den Dialog zwischen Individuen fokussiert. Es ist Wissen,<br />

das in Brainstormings oder direkter Konversation erarbeitet wurde (vgl. Hansen et. al.<br />

1999: 108). Personalisierung setzt <strong>des</strong> Weiteren voraus, das es Wissen gibt, welches<br />

nicht vollständig kodifizierbar ist (vgl. Henrie/Hedgepeth 2003: o. S.).<br />

Henrie/Hedgepeth (2003: o. S.) erwähnen in ihrer Arbeit, dass zum Weitergeben von<br />

Wissen in personalisierter Form gewisse Übereinstimmungen <strong>des</strong> Wissens <strong>des</strong><br />

Vermittlers <strong>und</strong> <strong>des</strong> Empfängers vorhanden sein müssen 10 .<br />

9<br />

Insbesondere tritt die Verwendung <strong>des</strong> richtigen Ko<strong>des</strong> bei der Dekodifizierung in den<br />

Vordergr<strong>und</strong>, auf welche bereits im Kapitel 3.3. hingewiesen wurde.<br />

10<br />

Diese Ansicht deckt sich auch mit der Wissensdefinition von Willke (2003) <strong>und</strong> der Arbeit von<br />

Durnell Cramton (2002), die sich mit der Wichtigkeit von „beiderseitigem“ Wissen zur effektiven<br />

Kommunikation beschäftigt.<br />

11


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

4. <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie zur Verarbeitung von im<br />

Unternehmen vorhandenen Informationen<br />

In diesem Kapitel soll aufgr<strong>und</strong> der Komplexität <strong>des</strong> Wissens eine Aussage darüber<br />

gemacht werden, ob Möglichkeiten existieren, eine Grenze zwischen <strong>Kodifizierung</strong>s<strong>und</strong><br />

Personalisierungsstrategie zu finden. Zur besseren Veranschaulichung wird in<br />

einem zweiten Teil der Versuch der Britischen Post v<strong>org</strong>estellt, welche im Rahmen<br />

der Privatisierung <strong>des</strong> Unternehmens eine <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie verfolgte.<br />

4.1. Welches Wissen ist kodifizierbar?<br />

Hansen/Nohria/Tierney (1999: 108 f.) nehmen an, dass komplexes Wissen nicht<br />

kodifizierbar ist:<br />

„By contrast, strategy consulting firms, such as Bain, Boston Consulting Group,<br />

and McKinsey emphasize a personalization strategy. They focus on dialogue<br />

between individuals, not knowledge objects in a database. Knowledge that has<br />

not been codified – and probably couldn’t be – is transferred in brainstorming<br />

sessions and one-on-one conversations.” (Hansen/Nohria/Tierney 1999: 108).<br />

Bei dieser Aussage ist eine gewisse Vorsicht angebracht. Es stellt sich die Frage,<br />

wie komplex Wissen sein darf, dass es noch kodifizierbar ist.<br />

Welches Wissen kodifizierbar ist <strong>und</strong> welches nicht ist sehr umstritten.<br />

Cowan/David/Foray (1999: 1 f.) suchten in Ihrer Arbeit nach Erkenntnissen darüber,<br />

welches Wissen kodifizierbar sei. Das Problem dieser Arbeit ist aber, dass sie nicht<br />

artikulierbares Wissen als nicht kodifizierbar betrachten <strong>und</strong> diesem auch weiter<br />

keine Beachtung schenken. Obwohl diese Arbeit wegen ihrem nicht konventionellen<br />

Umgang mit den Dimensionen <strong>des</strong> Wissens umstritten ist, soll sie trotzdem<br />

v<strong>org</strong>estellt werden, da gewisse Konzepte zur Struktur <strong>des</strong> Wissens durchaus ihre<br />

Richtigkeit haben.<br />

Cowan/David/Foray (1999: 13 ff.) stellen ein Modell zur <strong>Kodifizierung</strong> von implizitem<br />

Wissen auf, welches das Wissen in intellektuelles (abstraktes) <strong>und</strong> praktisches<br />

Wissen unterteilt. Des Weiteren unterscheiden sie Wissen, das als Wissen in einem<br />

Produkt vorhanden ist <strong>und</strong> Wissen, welches über ein Produkt („know-how“)<br />

vorhanden ist. Sie beschränken sich auf die Betrachtung <strong>des</strong> Wissens über ein<br />

Produkt (vgl. Cowan/David/Foray 1999: 13).<br />

12


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Das Wissen wird in diesem Modell in drei Teile aufgeteilt:<br />

1. Artikuliertes Wissen<br />

2. Unartikuliertes Wissen<br />

3. Nicht artikulierbares Wissen<br />

Nicht artikulierbares Wissen wird (wie bereits erwähnt) von Cowan/David/Foray<br />

(1999: 14) nicht behandelt.<br />

Beim artikulierten Wissen nehmen Cowan/David/Foray (1999: 14) an, dass das<br />

Wissen in einer Gruppe vorhanden ist <strong>und</strong> auch ein Kodebuch dazu existiert. Ein<br />

Kodebuch ist nach Cowan/David/Foray (1999: 14) ein Medium, welches in<br />

irgendeiner Form das Wissen abspeichern kann. Unter dem Kodebuch wird <strong>des</strong><br />

Weiteren auch das unterliegende Wissen, welches zur Dekodifizierung <strong>des</strong><br />

kodifizierten Wissens benötigt wird, verstanden.<br />

Beim nicht artikulierten Wissen machen Cowan/David/Foray (1999: 14 f.) weitere<br />

Unterteilungen. Es wird unterschieden zwischen dem Wissen, bei welchem das<br />

Kodebuch „verlegt“ wurde <strong>und</strong> dem Wissen, bei welchem das Kodebuch nicht<br />

vorhanden ist. Wichtig bei dieser Unterscheidung ist aber immer noch, dass beide<br />

Wissensarten (das artikulierte <strong>und</strong> das nicht artikulierte Wissen) kodifiziert werden<br />

können.<br />

Abbildung 2. Wissensaufteilung (Cowan/David/Foray 1999: 17)<br />

13


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Die vier Klassen, welche in Abbildung 2 die verschiedenen Arten von Wissen<br />

trennen, geben nach Cowan/David/Foray (1999: 18) die Unterteilung zwischen<br />

manifestiertem <strong>und</strong> nicht manifestiertem, sowie vorhandenem <strong>und</strong> nicht<br />

vorhandenem oder verlegtem Kodebuch, wieder. Dies führt zu der in Abbildung 3<br />

dargestellten 3x3 Matrix, auf welcher anhand der <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> der<br />

Manifestierung <strong>des</strong> Wissens ein Schema ermittelt wird, welche Art von Wissen wie<br />

weitergegeben wird. Es wird dabei zwischen Instruktionen <strong>und</strong> Lehrtätigkeit,<br />

Technischer Forschung, <strong>und</strong> Wissenschaftlicher Forschung unterschieden.<br />

Cowan/David/Foray (1999: 20) nehmen an, dass die drei Grenzen zwischen<br />

kodifiziertem <strong>und</strong> nicht kodifiziertem (mit verlegtem Kodebuch/ohne Kodebuch)<br />

Wissen abhängig von drei Faktoren sind:<br />

- Die Kosten <strong>und</strong> Gewinne durch <strong>Kodifizierung</strong><br />

- Die Kosten <strong>und</strong> Gewinne vom Gebrauch der <strong>Kodifizierung</strong><br />

- Das durch „feedback“ neu erstellbare Wissen.<br />

Abbildung 3: Aufteilung <strong>des</strong> Wissens nach <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> Explikationsgrad (Cowan/David/Foray<br />

1999: 18)<br />

14


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Da nach Cowan/David/Foray (1999: 1 f.) je<strong>des</strong> Wissen kodifizierbar ist, ist die Frage<br />

welches Wissen kodifiziert werden soll, nur noch anhand von Kosten/Nutzen<br />

Überlegungen zu lösen. Sie behaupten, dass durch die richtigen Anreize jeder<br />

Mitarbeiter dazu bewegt werden kann, sein implizites Wissen weiterzugeben. Dies<br />

hat zur Folge, dass das Wissen nach Abbildung 2 die Klassen wechseln kann.<br />

Im Abschnitt zu den Kosten <strong>und</strong> Gewinnen beschreiben Cowan/David/Foray (1999:<br />

25) ein System, welches sie stabil nennen. Ein stabiles System ist ein System, in<br />

welchem die Mitarbeiter eine „gemeinsame Sprache“ entwickelt haben <strong>und</strong> auch<br />

effiziente Prozeduren zum Weitergeben dieser gemeinsamen Sprache an neue<br />

Mitarbeiter entwickelt haben. In diesem System sollte die Weitergabe von<br />

kodifiziertem Wissen kein Problem sein.<br />

Des Weiteren werden sehr grosse Systeme, welche Mitarbeiter an verschiedenen<br />

geographischen Orten haben, ihr Wissen oft kombinieren oder wieder verwenden,<br />

Know-how weitergeben müssen <strong>und</strong> starken Gebrauch von IT-Systemen machen,<br />

als optimal zur <strong>Kodifizierung</strong> ihres Wissens betrachtet (vgl. Cowan/David/Foray 1999:<br />

23). Falls ein System nicht diesen Anforderungen entspricht (nicht stabil ist),<br />

verweisen Cowan/David/Foray (1999: 25 f.) auf Berater, welche in einer Firma das<br />

„wichtige“ Wissen herausfiltern können. Anstelle einer konkreten Anleitung zur<br />

Ermittlung <strong>und</strong> Sicherstellung <strong>des</strong> Wissens in solchen Systemen, stellen sie nur die<br />

Frage, aus welchem Gr<strong>und</strong> eine Firma, welche ihr Kerngeschäft bis anhin erfolgreich<br />

bearbeitet hat, nun plötzlich Berater braucht, um ein Wissen anzuhäufen, ohne<br />

welches sie bis jetzt auch ihre Unternehmensziele verfolgen konnte.<br />

Diese Arbeit ist, wie bereits erwähnt, sehr umstritten. Sie wurde an der Danish<br />

Research Unit for industrial Dynamics (DRUID) summer conference (1999)<br />

v<strong>org</strong>estellt. Diese Arbeit wurde an einer der nächsten DRUID Konferenzen (winter<br />

conference 2001) als Basis zur Erstellung einer weiteren Arbeit über <strong>Kodifizierung</strong><br />

verwendet. Die Autoren der zweiten Arbeit (Johnson/L<strong>und</strong>vall 2001: 1) beschreiben<br />

den Ansatz von Cowan/David/Foray als polemisch. Insbesondere aus dem Gr<strong>und</strong>,<br />

dass die Arbeit von Cowan/David/Foray die bisherigen Erkenntnisse in der<br />

Erforschung <strong>des</strong> impliziten Wissens nicht beachtet oder als marginal betrachtet.<br />

Johnson/L<strong>und</strong>vall (2001: 3) werfen Cowan/David/Foray insbesondere vor, dass<br />

wichtige Konzepte <strong>des</strong> Managements von Wissen ausser Acht gelassen wurden.<br />

Einer der Mängel dieser Arbeit ist, dass die Begriffe „know-why“, „know-what“<br />

15


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

(deklaratives Wissen) <strong>und</strong> „know-how“ (prozedurales Wissen) zwar erklärt werden,<br />

aber dass ihnen in der Bearbeitung <strong>des</strong> Themas viel zu wenig Beachtung geschenkt<br />

wurde. In der Arbeit von Cowan/David/Foray beschränkt sich die Ansicht – obwohl<br />

beide Konzepte erwähnt werden – auf das „Know-why“ <strong>und</strong> „Know-what“. „Knowhow“<br />

wird kaum beachtet <strong>und</strong> „Know-who“ wird gar nicht erwähnt. Die vier<br />

Wissensarten sollen nun einzeln erläutert werden.<br />

1.) „Know-what“: Faktenwissen. Dieses Wissen, ist auch gemeinhin als<br />

Information bekannt.<br />

2.) „Know-why“: Das Wissen über Prinzipien <strong>und</strong> Gesetze in Natur <strong>und</strong><br />

Gesellschaft.<br />

3.) „Know-how“: Fähigkeiten. Johnson/L<strong>und</strong>vall (2001: 12) bezeichnen<br />

„Know-how“ als den Schlüsselfaktor in allen ökonomischen Aktivitäten. „Knowhow“<br />

ist nach Polanyi (1958/1978: o. S., zit. n. Johnson/L<strong>und</strong>vall 2001: 12) in<br />

persönliches Wissen <strong>und</strong> Fähigkeiten aufzuteilen. (Diese Aufteilung wird in<br />

diesem Kapitel noch behandelt).<br />

4.) „Know-who“: Das Wissen über die vorhandenen Wissensträger in der<br />

<strong>Org</strong>anisation. Eine weitere Komponente von „know-who“ ist die Fähigkeit mit<br />

anderen Mitarbeitern zu kommunizieren <strong>und</strong> zu kooperieren. Johnson/L<strong>und</strong>vall<br />

(2001: 13) argumentieren, dass dieses Wissen mit zunehmender Komplexität<br />

der Arbeit von zentraler Bedeutung ist. Diese Ansicht deckt sich wiederum mit<br />

der von Hansen/Nohria/Tierney (1999: 1 ff.).<br />

Ein weiterer Punkt, in welchem Johnson/L<strong>und</strong>vall (2001: 6) mit den Ansichten von<br />

Cowan/David/Foray nicht übereinstimmen, ist die Unterteilung <strong>des</strong> kodifizierten <strong>und</strong><br />

impliziten Wissens. Cowan/David/Foray (1999: 22). Johnson/L<strong>und</strong>vall (2001: 6)<br />

sehen die Grenze zum impliziten Wissen als eine feste Grenze, welche nicht<br />

verändert werden kann, da ihre Definition von implizitem Wissen voraussetzt, dass<br />

es nicht kodifizierbar ist. Auch das Abwägen, ob es sich lohnt implizites Wissen zu<br />

kodifizieren, kritisieren Johnson/L<strong>und</strong>vall (2001: 6) in ihrer Arbeit. Sie argumentieren,<br />

dass es bereits in einigen Firmen versucht wurde, diese Abwägung durchzuführen,<br />

16


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

aber diese Firmen meist daran scheiterten, dass der Wert von Wissen nicht oder nur<br />

schlecht ermittelbar ist.<br />

Johnson/L<strong>und</strong>vall (2001: 6) sind <strong>des</strong> Weiteren der Überzeugung, dass die<br />

<strong>Kodifizierung</strong> von implizitem Wissen in Folge der schlechten Erfassbarkeit immer<br />

auch einen Informationsverlust zur Folge hat.<br />

Die Arbeit von Johnson/L<strong>und</strong>vall (2001: 11 f.) versucht die Frage, wie persönlich oder<br />

kollektiv das Wissen ist, zu beantworten. Sie bauen ihre Argumentation auf den oben<br />

erwähnten vier Arten <strong>des</strong> individuellen Wissens auf („Know-what“, „Know-why“,<br />

„Know-how“, „Know-who“).<br />

„Know-what“ wird allgemein als sehr gut kodifizierbar angesehen (vgl.<br />

Johnson/L<strong>und</strong>vall 2001: 13). Probleme entstehen bei der Konzeption der Datenbank.<br />

Es ist auch heute noch schwierig eine Datenbank so zu konzipieren, dass das<br />

gesuchte Wissen mit sinnvollem Zeitaufwand gef<strong>und</strong>en werden kann. Bereits hier<br />

nehmen Johnson/L<strong>und</strong>vall (2001: 13) an, dass die Befragung eines Experten die<br />

Suche erheblich verkürzen kann.<br />

Die Dimension von „know-why“ ist in ihrer Art nicht unbedingt verfügbar zu machen.<br />

Was aber durchaus erwähnenswert ist, ist die Tatsache, dass bei der Vermittlung<br />

von Information das „know-why“, also die Art <strong>und</strong> Weise wie eine Information nach<br />

allgemeinen Gesetzen vermittelt wird, eine grosse Rolle spielt. Auch hier wird „knowwho“<br />

als eine Möglichkeit zum besseren Erreichen der Ziele genannt.<br />

„Know-how“ wird als das Wissen das am wenigsten verfügbar ist bezeichnet. Das<br />

Problem von „know-how“ ist, dass es aus einem Teil explizitem <strong>und</strong> einem Teil<br />

implizitem Wissen besteht. Johnson/L<strong>und</strong>vall (2001: 14) nennen als Beispiel einen<br />

Starkoch, der ein Buch schreibt. Die Leser werden seine Rezepte kopieren können,<br />

werden aber nicht die gleiche Qualität erreichen, da ihnen die Erfahrungen <strong>und</strong> die<br />

individuellen Fähigkeiten fehlen.<br />

„Know-who“ bezeichnen Johnson/L<strong>und</strong>vall (2001: 14) als das am wenigsten<br />

öffentliche Wissen. Sie argumentieren, dass soziale Beziehungen nicht<br />

weitergegeben werden können. Diese Ansicht deckt sich nicht mit der von<br />

Hansen/Nohria/Tierney v<strong>org</strong>eschlagenen Personalisierungsstrategie.<br />

Die in diesem Kapitel gef<strong>und</strong>enen Erkenntnisse sollen hier noch einmal<br />

zusammengefasst werden:<br />

1. Hansen/Nohria/Tierney (1999: 108) nehmen die Komplexität <strong>des</strong> Wissens als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für ihre Theorie der <strong>Kodifizierung</strong>/Personalisierung.<br />

17


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

2.) Cowan/David/Foray (1999: 1 ff.) bezeichnen gr<strong>und</strong>sätzlich je<strong>des</strong> Wissen als<br />

Kodifizierbar, schliessen aber das nicht artikulierbare Wissen aus. Sie gehen davon<br />

aus, dass mit dem richtigen Anreizsystem je<strong>des</strong> artikulierbare Wissen kodifizierbar<br />

sei. Sie sind der Meinung dass der Wert <strong>des</strong> Wissens quantifizierbar ist <strong>und</strong> darum<br />

auch eine Abgrenzung gemacht werden kann, bei welchem Wissen es lohnenswert<br />

ist es zu kodifizieren.<br />

3.) Johnson/L<strong>und</strong>vall (2001: 1 ff.) definieren vier Arten <strong>des</strong> Wissens <strong>und</strong> analysieren<br />

diese auf Verfügbarkeit. Sie kommen zu dem Schluss, dass soziale Kontakte die<br />

Wissensweitergabe fördern.<br />

Um ein besseres Verständnis zu den Schwierigkeiten, die bei der <strong>Kodifizierung</strong> von<br />

Wissen auftreten können, zu erhalten, wird im nächsten Kapitel eine Fallstudie zitiert,<br />

in welcher sich die Britische Post im Rahmen der Privatisierung das Wissen der<br />

Argentinischen Post, welche bereits privatisiert worden war, aneignen wollte.<br />

4.2. Erkenntnisse aus der <strong>Kodifizierung</strong> von Wissen bei der<br />

Britischen Post<br />

Die <strong>Kodifizierung</strong> von Wissen beinhaltet zwei Gr<strong>und</strong>konzepte, welche bereits in<br />

Kapitel 2.4. behandelt wurden (vgl. Hall 2004: 8f.):<br />

1. <strong>Kodifizierung</strong> von Informationen<br />

2. <strong>Kodifizierung</strong> von implizitem Wissen<br />

Die <strong>Kodifizierung</strong> von Informationen soll hier nicht behandelt werden, da in diesem<br />

Abschnitt nicht auf die Relevanz oder die Art <strong>und</strong> Weise, wie Wissen kodifiziert wird<br />

eingegangen werden soll. Es soll vielmehr auf die Technik eingegangen werden, wie<br />

man implizites Wissen explizit werden lässt.<br />

In der Studie von Hall (2004: 9 ff.) wird der Fall der Englischen Post behandelt,<br />

welche 1998 ein Projekt startete, um sich das Wissen, das die argentinische Post auf<br />

ihrem Weg in die Privatisierung gesammelt hatte, zu erwerben. In diesem<br />

Zusammenhang wurde ein sechsköpfiges Team gebildet, welches durch Interviews<br />

das vorhandene Wissen sammeln <strong>und</strong> kategorisieren sollte. Das Resultat <strong>des</strong><br />

Projekts war nicht sehr erfolgreich. Die Ziele wurden meist nicht erreicht. Das Projekt<br />

brachte aber neue Erkenntnisse zur Natur der <strong>Kodifizierung</strong> hervor (vgl. Hall 2004: 9<br />

ff.):<br />

18


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

1. Wissenskodifizierung zieht eine genaue Definition von Ko<strong>des</strong> nach sich. Um<br />

sich mit den Personen, welche die Informationen zur Verfügung stellen sollten,<br />

verständigen zu können, muss eine gemeinsame „Sprache“ entwickelt<br />

werden, welche vom Wissensvermittler <strong>und</strong> dem Wissensempfänger<br />

verstanden wird (vgl. Hall 2004: 12).<br />

2. Je ähnlicher das Wissen von Vermittler <strong>und</strong> Empfänger ist, <strong>des</strong>to einfacher<br />

lässt sich eine kodifizierte Information „entschlüsseln“ (vgl. Hall 2004: 12 f.).<br />

3. Falls ein Intermediär zur <strong>Kodifizierung</strong> <strong>des</strong> Wissens eingesetzt wird, wird<br />

das Wissen durch diesen in einen neuen Kontext gebracht (vgl. Hall 2004: 12<br />

f.).<br />

4. Beim Kodifizieren von Wissen wird dem Empfänger meist zu wenig<br />

Rechnung getragen. Dies geschieht insbesondere, wenn das Wissen über<br />

einen Prozess ermittelt werden soll, der in dieser Form nicht mehr vorkommen<br />

wird. Es wird dadurch unter Umständen relevante Information weggelassen,<br />

während unwichtige Information das zu vermittelnde Wissen unnötig<br />

kompliziert (vgl. Hall 2004: 12 ff.).<br />

Im Kontext dieser Erkenntnisse empfiehlt Hall (2004: 15 ff.) sich bei zukünftigen<br />

Projekten, die die Generierung von Wissen zum Ziel haben, sich beim Generieren<br />

<strong>des</strong> Wissens immer auch zu überlegen, dass das Wissen so sortiert werden sollte,<br />

dass jemand der Sucht es auch in einem angemessenen Zeitrahmen finden kann.<br />

Weiterhin sollte im Bezug auf die <strong>Kodifizierung</strong> <strong>des</strong> Wissens immer auch<br />

berücksichtigt werden, welches Wissen der Wissensempfänger bereits aufweist.<br />

Hall (2004: 19) betont, dass die meisten generierten Texte in diesem Projekt nur den<br />

Nutzen hatten, dass der Empfänger nun wusste, dass es eine Person gibt, die das<br />

nötige Wissen haben würde. Er empfiehlt aus diesem Gr<strong>und</strong>, dass nachfolgend auf<br />

die <strong>Kodifizierung</strong> eines Projekts eine Phase der Personalisierung folgen sollte, in<br />

welcher die Wissensempfänger, die für die Durchführung (in diesem Falle die<br />

Privatisierung der Englischen Post) zuständig sind, sich mit den Wissensträgern<br />

(Managern der Argentinischen Post) direkt in Verbindung setzen. Dies sollte<br />

19


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

insbesondere aus dem Gr<strong>und</strong>e geschehen, da die für die <strong>Kodifizierung</strong><br />

verantwortlichen Personen nicht unbedingt alles relevante Wissen ermitteln konnten.<br />

5. <strong>Kodifizierung</strong>s- <strong>und</strong> Personalisierungsstrategie nach den<br />

Gestaltungsdimensionen <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Das Wesen der <strong>Kodifizierung</strong>s- <strong>und</strong> Personalisierungsstrategie wurde bereits im<br />

Kapitel 3 in seinen Gr<strong>und</strong>zügen erläutert. In diesem Kapitel erfolgt nun eine<br />

Betrachtung im Kontext der Gestaltungsdimensionen <strong>des</strong> Wissensmanagements.<br />

Bullinger/Prieto (1998: 88 f.) haben in ihrer Arbeit drei Dimensionen definiert, nach<br />

denen das Wissensmanagement sich richten sollte. Diese sind das Human Resource<br />

Management, die Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologie <strong>und</strong> die<br />

<strong>Org</strong>anisation 11 . Diese Unterteilung <strong>des</strong> Wissensmanagements wird auch von<br />

Informations<strong>und</strong>Kommunikationstechnologie<br />

Abbildung 4: Wichtige Gestaltungsdimensionen für ein ganzheitliches Wissensmanagement (vgl.<br />

Bullinger/Prieto 1998: 88).<br />

Hansen/Nohria/Tierney (1999: 109 f.) verwendet, um die Umsetzung der<br />

<strong>Kodifizierung</strong>sstrategie oder der Personalisierungsstrategie näher zu erläutern.<br />

11 Diese Unterteilung findet sich in leicht veränderter Form auch unter dem Begriff „Die Säulen<br />

<strong>des</strong> Wissensmanagements“.<br />

Human Resources Management<br />

Wissensmanagement<br />

<strong>Org</strong>anisation<br />

20


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Hansen/Nohria/Tierney (1999: 109 ff.) nennen das Ökonomische Modell 12 als<br />

Schlüsselfaktor zur Wahl von <strong>Kodifizierung</strong>s- oder Personalisierungsstrategie. Als<br />

ökonomisches Modell wird in diesem Fall die Wettbewerbsstrategie betrachtet.<br />

Weiterhin wird die Wahl der richtigen Mitarbeiter als beeinflussende Grösse zur<br />

<strong>Kodifizierung</strong> oder Personalisierung angesehen. Als dritte Grösse bei der<br />

Durchführung der <strong>Kodifizierung</strong>s- oder Personalisierungsstrategie wird auf die Wahl<br />

<strong>des</strong> richtigen IT-Systems hingewiesen (vgl. Hansen/Nohria/Tierney 1999: 109). Auf<br />

diese drei Schlüsselgrössen soll nachfolgend eingegangen werden.<br />

5.1. <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie<br />

Die <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie wird insbesondere dann angewendet, wenn in einer<br />

Firma immer wieder ähnliche Lösungen erarbeitet werden müssen (vgl.<br />

Hansen/Nohria/Tierney 1999: 110). Dies wird auch als „Wiederverwendungswirtschaft“<br />

bezeichnet. Dieses Modell wird bei Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen, die<br />

ausgereift sind angewendet. Die Prozesse zum Entwickeln <strong>und</strong> Verkaufen eines<br />

solchen Produkts oder Dienstleistung setzen sich aus oft wiederholten Aufgaben<br />

zusammen <strong>und</strong> können <strong>des</strong>halb kodifiziert werden. Dieses Modell ist auf Einkünfte<br />

durch Masseneffekte fokussiert.<br />

Bei der richtigen Wahl der Mitarbeiter sollten nach Hansen/Nohria/Tierney (1999:<br />

110) insbesondere junge Leute mit einem niedrigen universitären Abschluss<br />

(Bachelorabschluss) 13 eingesetzt werden. Dies aus dem Gr<strong>und</strong>, dass sie gewohnt<br />

sind Wissen wieder zu verwerten <strong>und</strong> daraus neue Lösungen zu erarbeiten.<br />

Weiterhin fügen Hansen/Nohria/Tierney (1999: 109) an, dass die Mitarbeiter in<br />

Gruppen, im computer-basiertem, nicht zentralisierten, Lernen trainiert werden<br />

sollen. Ein Anreizsystem für den Gebrauch <strong>und</strong> das zur Verfügungsstellen von<br />

Wissen ist ein Muss 14 .<br />

12<br />

Hier geben Hansen/Nohria/Tierney eine etwas andere Definition als Bullinger/Prieto, bei<br />

welchen dies unter <strong>Org</strong>anisation einzugliedern wäre.<br />

13<br />

Es gilt zu beachten, dass diese Empfehlung sich auf ein amerikanisches Bildungssystem<br />

abstützt.<br />

14<br />

Ein Anreizsystem zur Förderung <strong>des</strong> Wissensmanagements ist mit grosser Vorsicht<br />

anzuwenden. Wichtig für ein erfolgreiches Wissensmanagement ist nach wie vor in erster Linie<br />

die <strong>Org</strong>anisationskultur (vgl. Mertins/Heisig/Vorbeck 2003: 10 f., Stevens 2000: 54 ff., Kohn<br />

2000: 54 ff.).<br />

21


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Bei der Informationstechnologie gehen Hansen/Nitin/Nohria (1999: 109) von einem<br />

hohen Investment aus. Die Entwicklung eines eigenen Suchsystems ist nicht<br />

ausgeschlossen. Meist reicht eine Datenbank nicht aus, um die Fülle an<br />

Informationen zu verwalten (vgl. Hansen/Nohria/Tierney 1999: 114). Andersen<br />

Consulting hat ein System von drei Datenbankebenen entwickelt. Die erste sammelt<br />

nur das „beste“ Wissen zu einem Thema. Die zweite Datenbankebene beinhaltet<br />

spezifische „Wissensobjekte“. Die letzte Datenbankebene beinhaltet den ganzen<br />

Rest an angesammeltem Wissen.<br />

5.2. Personalisierungsstrategie<br />

Die Personalisierungsstrategie soll nun auf die drei Faktoren Business-Modell,<br />

Personal <strong>und</strong> IT-Infrastruktur hin analysiert werden.<br />

Das ökonomische Modell wird nach Hansen/Nohria/Tierney (1999: 109) als Modell<br />

der Experten-Ökonomie bezeichnet. In diesem Modell wird für die Arbeit ein<br />

wesentlich höherer Lohnansatz berechnet, da die Lösung optimal auf den K<strong>und</strong>en<br />

abgestimmt wird <strong>und</strong> eine individuelle Lösung für jeden K<strong>und</strong>en gef<strong>und</strong>en wird.<br />

Im Bereich <strong>des</strong> „Human Resource Managements“ empfehlen Hansen/Nohria/Tierney<br />

(1999: 109) nur sehr gut ausgebildete Personen anzustellen, welche gerne Probleme<br />

lösen <strong>und</strong> auch fähig sind Entscheidungen zu treffen, falls ein Problem mehrere<br />

Lösungen hat. Sie sind weiter, der Ansicht, dass die Mitarbeiter hauptsächlich durch<br />

ein Mentorensystem weitergebildet werden sollten. Ein Anreizsystem bei Anwendung<br />

einer Personalisierungsstrategie ist sehr schwer zu realisieren. Es sollte aber auch<br />

hier versucht werden eines zu entwickeln.<br />

Bei der IT sehen Hansen/Nohria/Tierney (1999: 109) keinen grossen<br />

Investitionsbedarf. Sie empfehlen einen Ausbau in Konversationsinfrastruktur <strong>und</strong> ein<br />

System, welches den Mitarbeitern erlaubt andere Mitarbeiter mit dem gesuchten<br />

Wissen zu finden.<br />

5.3.Ermittlung <strong>des</strong> Verhältnisses von <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong><br />

Personalisierung<br />

Hansen/Nohria/Tierney (1999: 112 f.) sprechen in ihrer Arbeit von einer Aufteilung<br />

von 20% – 80% von <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> Personalisierung (oder auch von<br />

Personalisierung <strong>und</strong> <strong>Kodifizierung</strong>). Diese Information ist sicher eine sehr pauschale<br />

22


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Richtlinie <strong>und</strong> soll nur aufzeigen, dass eine <strong>Org</strong>anisation niemals nur mit der einen<br />

oder der anderen Strategie ihre Ziele erreichen kann.<br />

Nach den in Kapitel 3.1. gef<strong>und</strong>enen Erkenntnissen eine Ermittlung der Grenze<br />

anhand der Komplexität <strong>des</strong> Wissens nicht oder nur schlecht auffindbar ist, ist es<br />

zwingend eine andere Möglichkeit zur Ermittlung von <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong><br />

Personalisierung zu finden.<br />

Um sich ein Bild über das Verhältnis von <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> Personalisierung nach<br />

den V<strong>org</strong>aben von Hansen/Nohria/Tierney (1999) machen zu können, soll anhand<br />

der, von Thom (2005: 98) im Skript „Personal <strong>und</strong> <strong>Org</strong>anisation“ v<strong>org</strong>estellten,<br />

Aufteilung der Stellenarten, eine Aufteilung der Wissensaktivitäten für die jeweiligen<br />

Stellen gemacht werden.<br />

Die Stellenarten nach Thom (2005: 98) sind in Stellen im Entscheidungsprozess <strong>und</strong><br />

Stellen im Realisationsprozess (dispositive <strong>und</strong> ausführende Aufgaben) aufzuteilen.<br />

Dispositive Aufgaben können auch als Aufgaben <strong>des</strong> Managementprozesses<br />

definiert werden. Die ausführenden Aufgaben werden definiert durch effektive<br />

Wertschöpfung im Realisationsprozess.<br />

Thom (2005: 100) unterscheidet im Bereich der dispositiven Aufgaben zwischen<br />

Instanzen, Stabsstellen, Kollegien <strong>und</strong> Teams. Diese im Entscheidungsprozess<br />

erwähnten Stellenarten sollen auf ihre Wissensintensität <strong>und</strong> die dort zu verfolgende<br />

Wissensmanagementstrategie untersucht werden.<br />

Abbildung 5: Aufgaben der Instanzen (Thom 2005: 100)<br />

23


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

1.) Instanzen: Thom (2005: 100) teilt die Instanzen in Top-, Middle-,<strong>und</strong><br />

Lower Management. Es wird zu den einzelnen Managementstellen eine<br />

Aufteilung in Entscheidungs- <strong>und</strong> Realisationsaufgaben gegeben.<br />

Diese, in Abbildung 5 gezeigte Darstellung, erläutert die Aufgabenverteilung<br />

der jeweiligen Manager. Es geht daraus hervor, dass strategische<br />

Entscheidungen fast ausschliesslich vom Topmanagement getroffen werden.<br />

In Anbetracht der von Hansen/Nohria/Tierney (1999: 108) gegebenen<br />

Definition, dass Strategieberatungsfirmen eine Personalisierungsstrategie zur<br />

Weitergabe ihres komplexen Wissens nutzen, kann man davon ausgehen,<br />

dass der Teil der strategischen Entscheidungen, die ein Top-Manager treffen<br />

muss, auch auf einer Personalisierungsstrategie basieren sollten 15 . Es ist aber<br />

zu bemerken, dass auch ein Top-Manager einen Teil dispositive<br />

Entscheidungen zu treffen hat, welche dann unterstützt durch eine<br />

<strong>Kodifizierung</strong>slösung getroffen werden sollten. Das Middle- <strong>und</strong> Lower-<br />

Management hat sich durch die vorwiegend dispositiven Entscheidungen <strong>und</strong><br />

Anordnungen vor allem an eine <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie zu halten.<br />

2.) Stabsstellen: Die Merkmale einer Stabsstelle nach Thom (2005: 101)<br />

sind: Leitungsassistenz, fehlen<strong>des</strong> Anordnungsrecht,<br />

Entscheidungsvorbereitung, Kontrolle der Entscheidungsdurchführung. Zu<br />

bemerken ist, dass die Stabsstellen die Instanzen unterstützen. Der Autor geht<br />

<strong>des</strong>halb von einer ähnlichen Komplexität der Aufgaben der Stabsstelle zu ihrer<br />

Instanz aus. Deshalb sollte auch hier dasselbe Prinzip wie bei den Instanzen<br />

gelten.<br />

3.) Kollegien <strong>und</strong> Teams: Sie werden meist eingesetzt um ein spezifisches<br />

Problem zu bearbeiten. Kollegien sind zeitlich begrenzt (vgl. Thom 2005: 101<br />

f.). Der Einsatz eines Kollegiums lässt den Schluss zu, dass es sich um<br />

komplexes Wissen handeln muss. Das Kollegium realisiert eine begrenzte Art<br />

der Personalisierung.<br />

15 Es bleibt zu bemerken, dass das Topmanagement genau aus diesem Gr<strong>und</strong> immer Berater<br />

beiziehen sollte, falls es strategische Entscheidungen zu treffen hat.<br />

24


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Um sich ein Bild über die Wissenstätigkeiten der Stellen im Realisationsprozess<br />

machen zu können, ist eine Ermittlung der Wissensintensität der einzelnen Industrien<br />

unumgänglich. Keith Smith (2000: 1) hat mit seiner Arbeit an der DRUID Summer<br />

Conference 2000 für die europäischen Industrien eine solche Analyse durchgeführt.<br />

Smith (2000: 10) definiert „high-technology“ Firmen als wissensintensive Firmen.<br />

Nach OECD ist eine Firma als Wissensintensiv einzustufen, wenn sie mehr als 4%<br />

ihres Jahresumsatzes in Forschung <strong>und</strong> Entwicklung investiert. Die OECD<br />

unterscheidet weiterhin „medium-tech“ Firmen (1%-4% vom Umsatz werden<br />

reinvestiert) <strong>und</strong> „low-tech“ Firmen (


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Aus Abbildung 6 geht hervor, dass die chemische (pharmazeutische eingeschlossen)<br />

Industrie, sowie die Elektronikindustrie die höchsten Entwicklungskosten aufweisen.<br />

Was bei dieser Graphik auffällt ist, dass Firmen mit tiefen F&E-Kosten meist höhere<br />

Kapitalinvestitionen haben. Nicht F&E-Investitionen sind bei allen Firmen ähnlich<br />

hoch. In Abbildung 7 zeigt Smith (2000: 15) den Zusammenhang zwischen Grösse<br />

der Unternehmung <strong>und</strong> Investitionen in F&E auf.<br />

Abbildung 7: Investitionen in F&E aufgeteilt nach Grösse der Firma (Smith 2000: 15)<br />

Smith (2000: 15) interpretiert Abbildung 7 als Indikator dafür, dass kleinere Firmen<br />

weniger in F&E investieren, sich aber mit dem Wissen, welches implizit in<br />

erworbenen Innovationen vorhanden ist vers<strong>org</strong>en.<br />

Wenn man Abbildung 3 in Kapitel 3.1. zur Erklärung der in F&E-Abteilungen<br />

vorhandenen Wissensstruktur beizieht, kann man zumin<strong>des</strong>t eine Aussage zu der<br />

Wissensmanagementstrategie, die vorherrschen sollte, machen. Nach<br />

Cowan/David/Foray (1999: 18 f.) ist in der F&E eines Betriebs ein grosser Teil <strong>des</strong><br />

Wissens unkodifiziert (rote Linie in Abbildung 3). Diese Erkenntnis scheint durchaus<br />

mit der von Hansen/Nohria/Tierney (1999) vertretenen Theorie, dass komplexes<br />

Wissen nicht über eine <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie, sondern über eine<br />

Personalisierungsstrategie, vermittelt werden sollte, übereinzustimmen. Geht man<br />

davon aus, dass die in Abbildung 3 aufgezeigte blaue Linie die restlichen im<br />

Realisationsprozess vorhandenen Stellen beschreibt, kann man eine klare Aussage<br />

über deren Wissensmanagementstrategie machen. Im Bereich <strong>des</strong><br />

26


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Realisationsprozesses, in dem keine Forschung <strong>und</strong> Entwicklung praktiziert wird, ist<br />

die <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie die vorherrschende Strategie 16 .<br />

Aufgr<strong>und</strong> dem von Smith (2000: 15) aufgezeigten Trend in F&E von kleinen zu<br />

grossen Firmen, könnte die Aussage gemacht werden, dass kleine Firmen, aufgr<strong>und</strong><br />

kaum vorhandener Forschung <strong>und</strong> Entwicklung, vornehmlich eine<br />

<strong>Kodifizierung</strong>sstrategie verfolgen sollten. Diese Folgerung ist aber aus finanziellen<br />

Gründen nicht vertretbar. Hansen/Nohria/Tierney (1999: 114) beschreiben die<br />

Ausgaben in der IT, bei der Verfolgung einer <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie, als sehr gross<br />

(Andersen oder Ernst&Young haben je ca. $500'000'000 in ihre IT-Systeme<br />

investiert). Es ist für kleine Firmen finanziell kaum möglich eine solche Strategie zu<br />

verfolgen. Rod Shelton (2001) beschreibt in seiner Arbeit („Helping a small business<br />

owner to share knowledge“) einen möglichen Ansatz <strong>des</strong> Wissensmanagements in<br />

kleinen Firmen. Dieser Ansatz ist dem hier behandelten Thema der <strong>Kodifizierung</strong>s<strong>und</strong><br />

Personalisierungsstrategie aber so fern, dass der Autor darauf verzichtet, weiter<br />

auf kleinere Firmen einzugehen.<br />

Um das Verhältnis von <strong>Kodifizierung</strong>s- <strong>und</strong> Personalisierungsstrategie zu ermitteln<br />

existiert, neben dem Ansatz der Komplexität <strong>des</strong> Wissens, der Ansatz der Volatilität<br />

<strong>des</strong> Wissens 17 . Unter der Volatilität <strong>des</strong> Wissens verstehen die Autoren (Kankanhalli<br />

et. al. 2003: 69 ff.) die Vergänglichkeit <strong>des</strong> in der Firma nutzbaren Wissens.<br />

Kankanhalli et. al. (2003: 70) nehmen an, dass mit steigender Volatilität eine<br />

<strong>Kodifizierung</strong>sstrategie sich nicht mehr lohnt.<br />

Als Firmen mit einer hohen Volatilität geben Kankanhalli et. al. (2003: 71)<br />

insbesondere Firmen im IT-Sektor an. Der IT-Sektor ist geprägt von ständigen<br />

Änderungen der Leistungen von Hard- <strong>und</strong> Software. Weiterhin werden von<br />

Kankanhalli et. al. (2003: 71) Beraterfirmen genannt, die insbesondere<br />

Strategielösungen an ihre K<strong>und</strong>en weitergeben. Eine Strategie sollte nach<br />

Kankanhalli et. al. (2003: 71) immer auch zeitgemäss sein.<br />

16<br />

Der Autor möchte sich klar davon Distanzieren, dass weitere Stellen im Realisationsprozess<br />

kein komplexes Wissen generieren, oder weitergeben müssen. Darum ist immer eine<br />

Kombination von Personalisierungs- <strong>und</strong> <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie anzuwenden.<br />

17 Die Volatilität <strong>des</strong> Wissens wurde im Kapitel 4.1. bereits am Rande, im Kontext der Stabilität<br />

eines Systems erwähnt.<br />

27


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

In Anbetracht der beiden Faktoren Komplexität <strong>und</strong> Volatilität lässt sich das in einem<br />

Unternehmen kodifizierbare Wissen ziemlich genau ermitteln. Während die<br />

Komplexität ein determinierender Faktor bei der <strong>Kodifizierung</strong> <strong>des</strong> Wissens ist, ist die<br />

Volatilität nicht unbedingt determinierend. Das heisst: Eine Firma die nur komplexes,<br />

aber nicht unbedingt volatiles Wissen managen will, sollte eine Mischstrategie aus<br />

<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> Personalisierung anstreben. Eine Firma, die eher volatiles, aber<br />

nicht unbedingt komplexes Wissen managen sollte, sollte eine<br />

Personalisierungsstrategie anstreben, aber auch versuchen die konstanten Teile <strong>des</strong><br />

Wissens zu kodifizieren. Eine Firma die weder komplexes noch volatiles Wissen<br />

managen will, sollte sich stark auf eine <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie konzentrieren. Eine<br />

Firma, deren Wissen komplex <strong>und</strong> volatil ist, sollte stark auf die Personalisierung<br />

fokussiert sein.<br />

5.3.1. Ermittlung der personellen Belastung bei der Durchführung eines<br />

Wissensmanagementprojekts<br />

Es soll nun eine Vorstellung darüber gewonnen werden, in welchen Bereichen <strong>des</strong><br />

Wissensmanagements welche Mitarbeiter die Hauptaufgaben übernehmen.<br />

Mertins/Heisig/Vorbeck (2003: 104 ff.) beschreiben in ihrem Buch einen Weg zur<br />

Ermittlung der Rollen, die in einem Wissensmanagementprozess beteiligt sind. Sie<br />

sprechen von einer Wissensmanagement-Aufgabe <strong>und</strong> analysieren die zugehörigen<br />

Personen auf ihre Aktivität in diesem Prozess.<br />

Es existieren nach Mertins/Heisig/Vorbeck (2003: 104 f.) drei Typen von Rollen:<br />

strategische Rollen, operative Rollen <strong>und</strong> technische Rollen. In einem ersten Teil<br />

sollen diese Rollen erklärt werden. In einem zweiten Teil werden diese Rollen auf<br />

einen generischen Rollenkontext übertragen. Für die generischen Rollen soll danach<br />

ihre Einbindung in den Wissensmanagementprozess jeweils für die vier Arten<br />

Wissensgenerierung, Wissensspeicherung, Wissensverteilung <strong>und</strong> Wissensnutzung<br />

ermittelt werden. Des Weiteren soll die Beteiligung der generischen Rollen in den<br />

drei Phasen (Konzept, Einführung <strong>und</strong> Betrieb) <strong>des</strong> Wissensmanagementprozesses<br />

analysiert werden.<br />

Die drei Typen von Rollen sollen hier v<strong>org</strong>estellt werden.<br />

28


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

1.) Strategische Rollen: Die Hauptaufgaben der strategischen Rollen sind<br />

das strategische <strong>und</strong> taktische Alinieren <strong>des</strong> Prozesses, sowie die Definition<br />

der anderen Rollen zur Erfüllung der Aufgaben. Weiterhin wird erwähnt, dass<br />

die strategische Dimension <strong>des</strong> Prozesses auch eine Einbettung in die<br />

<strong>Org</strong>anisationskultur nach sich zieht. Die strategische Rolle kommt am<br />

stärksten in der Einführungsphase eines Prozesses zum tragen. Wenn der<br />

Prozess implementiert worden ist, wird die strategische Rolle reduziert auf<br />

Kontrolle <strong>und</strong> die Entwicklung neuer, nachfolgender Prozesse (vgl.<br />

Mertins/Heisig/Vorbeck 2003: 104 f.).<br />

2.) Operative Rollen: Mitarbeiter, deren Rollen operational basiert sind,<br />

haben die Aufgabe, die im strategischen Teil definierten Ziele umzusetzen. Im<br />

Bereich eines Wissensprozess ist es die Generierung, Speicherung <strong>und</strong> den<br />

Gebrauch <strong>des</strong> Wissens. Im Gegensatz zu den auf lange Sicht ausgerichteten<br />

strategischen Rollen, sind die operativen Rollen nur auf die kürzere Sicht der<br />

täglichen Arbeit ausgerichtet. Die gute Mitarbeit der operativ orientierten<br />

Personen ist in den Augen von Mertins/Heisig/Vorbeck (2003: 105)<br />

ausschlaggebend für den Erfolg eines jeden Projekts.<br />

3.) Technische Rollen: Der Fokus auf technische Rollen ist stark orientiert<br />

am Konzept der Implementierung eines Wissensmanagementprozess. Es wird<br />

dabei erwähnt, dass die IT-Spezialisten eine spezielle Unterstützung in<br />

formaler, aber auch informaler Art erhalten sollten. Immer mehr dieser<br />

Aufgaben werden nach Mertins/Heisig/Vorbeck (2003: 105) auch von Trägern<br />

der operationalen Basis ausgeführt.<br />

Diese Unterscheidung sollte die Aufteilung in strategische <strong>und</strong> operationale Rollen<br />

aufzeigen.<br />

Mertins/Heisig/Vorbeck (2003: 106) verwenden diese Aufteilung als Gr<strong>und</strong>lage zum<br />

Verständnis der Aufteilung in generische Rollen. Diese sind nach North (1999: 126,<br />

zit. n. Mertins/Heisig/Vorbeck 2003: 106) aufgeteilt in fünf Kategorien:<br />

- Top Management (Visionäre)<br />

- Operatives Management (Informations- <strong>und</strong> Infrastrukturmanager)<br />

- Mittleres Management (Wissensingenieure)<br />

29


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

- Operative Mitarbeiter (Wissensverwender)<br />

- Unterstützende Mitarbeiter (z. B. Sekretariat)<br />

(vgl. North 1999: 126, zit. n. Mertins/Heisig/Vorbeck 2003: 106)<br />

Im Buch von Mertins/Heisig/Vorbeck (2003: 106) wird der Ansatz von Davenport <strong>und</strong><br />

Prusak (1998: 107, zit. n. Mertins/Heisig/Vorbeck 2003: 106) verwendet. Dieser<br />

Unterscheidet vier generische Rollen:<br />

- Chief Knowledge Officer (CKO)<br />

- Manager of Knowledge Projects<br />

- Knowledge Management Worker<br />

- Knowledge-oriented Personnel<br />

Die vier generischen Rollen werden hier genauer analysiert.<br />

1.) Chief Knowledge Officer: Er wird nach Mertins/Heisig/Vorbeck (2003:<br />

107) auch als Koordinator bezeichnet. Der Koordinator ist Teil <strong>des</strong> Senior<br />

Managements. Er kann verglichen werden mit dem Human Resources<br />

Manager. Er entspricht der strategischen Rolle.<br />

2.) Der Knowledge Project Manager ist immer noch strategisch orientiert. Er<br />

fokussiert aber stark auf die taktischen Fragen. In dieser Funktion wird<br />

insbesondere über Projektziele, sowie Rekrutierung <strong>und</strong> Koordination der<br />

Projektteams entschieden. Während eines Projekts werden die Knowledge<br />

Project Manager insbesondere zur Implementierungszeit gefordert.<br />

3.) Der Knowledge Management Worker beschäftigt sich in einem sehr<br />

breiten Feld. In dieser Position muss zur Realisierung <strong>des</strong><br />

Wissensmanagement-Projekts die Kategorisierung <strong>und</strong> Strukturierung, sowie<br />

auch das Sortieren <strong>und</strong> Erfassen von relevantem Wissen geschehen. Diese<br />

Rolle beinhaltet weite Felder der ausführenden <strong>und</strong> technischen Arbeit an<br />

einem Wissensmanagementprozess. Mitarbeiter in dieser Rolle sollten hohe<br />

soziale <strong>und</strong> technische Fähigkeiten mit sich bringen. Soziale Fähigkeiten<br />

werden bei der Beschaffung <strong>des</strong> Wissens benötigt, technische bei der<br />

Strukturierung der Wissensbasis. In ihren Händen liegt meistens auch die<br />

Entscheidung welches Wissen kodifiziert werden sollte <strong>und</strong> welches nicht.<br />

30


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Diese Personen sollten auf jeden Fall im Bereich Wissensmanagement<br />

weitergebildet werden.<br />

4.) Der Knowledge Oriented Contributor ist in seiner Art dafür<br />

verantwortlich, dass er sein Wissen auch zur Verfügung stellt. In diesem<br />

Bereich ist Motivation ein wichtiger Faktor. Es sollte den Mitarbeitern in<br />

diesem Bereich unbedingt klar sein, dass Wissensmanagement für die<br />

Unternehmung ein zentraler Erfolgsfaktor ist.<br />

(vgl. Mertins/Heisig/Vorbeck 2003: 106 ff.).<br />

Mertins/Heisig/Vorbeck (2003: 109) haben in diesem Zusammenhang eine Tabelle<br />

erstellt, welche einen Überblick zu der Belastung der einzelnen Mitarbeiter im<br />

Wissensmanagement klar darstellt.<br />

Aktivitäten<br />

Wissensgenerierung<br />

Wissensspeicherung<br />

Wissensverteilung<br />

Wissensnutzung<br />

Personalisierung <strong>Kodifizierung</strong><br />

Vermittlung von<br />

individualisiertem Wissen zu<br />

spezifischen taktischen <strong>und</strong><br />

strategischen Aufgaben<br />

Knowledge Oriented<br />

Contributor<br />

Knowledge Oriented<br />

Contributor<br />

Für den ersten Kontakt:<br />

Knowledge Management<br />

Worker<br />

Knowledge Oriented<br />

Contributor<br />

Knowledge Oriented<br />

Contributor<br />

Schnelle Vermittlung von<br />

zuverlässiger <strong>und</strong> qualitativer<br />

Information zur<br />

Wiederverwendung.<br />

Knowledge Oriented<br />

Contributor<br />

Knowledge Project Manager<br />

Knowledge Management<br />

Worker<br />

Knowledge Project Manager<br />

Knowledge Management<br />

Worker<br />

Knowledge Oriented<br />

Contributor<br />

Tabelle 1: Einbindung der Wissensmitarbeit in die Wissensmanagementaufgaben (vgl.<br />

Mertins/Heisig/Vorbeck 2003: 109).<br />

Tabelle 1 zeigt, dass bei der Personalisierungsstrategie die Wissensarbeiter den<br />

höchsten Anteil auf allen Ebenen haben. In der <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie hingegen<br />

werden die Spezialisten öfter benötigt.<br />

31


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Eine zweite Einteilung der Aufgaben in einem Wissensmanagementprozess ist die<br />

Einteilung <strong>des</strong> Prozesses in seine Phasen (Konzept, Einführung <strong>und</strong> Betrieb).<br />

Mertins/Heisig/Vorbeck (2003: 109) haben auch dazu eine Tabelle erstellt, welche<br />

eine sehr klare Definition der einzelnen Mitarbeiter in den Phasen <strong>des</strong><br />

Wissensmanagementprozesses gibt.<br />

Rollenmodelle Konzept Einführung Betrieb<br />

Coordinator<br />

Knowledge<br />

Project Manager<br />

Knowledge<br />

Management<br />

Worker<br />

Knowledge<br />

Oriented<br />

Contributor<br />

<strong>Kodifizierung</strong>: ++<br />

Personalisierung: ++<br />

<strong>Kodifizierung</strong>: ++<br />

Personalisierung: ++<br />

<strong>Kodifizierung</strong>: +<br />

Personalisierung: +<br />

<strong>Kodifizierung</strong>: 0<br />

Personalisierung: 0<br />

<strong>Kodifizierung</strong>: ++<br />

Personalisierung: +<br />

<strong>Kodifizierung</strong>: ++<br />

Personalisierung: +<br />

<strong>Kodifizierung</strong>: ++<br />

Personalisierung: +<br />

<strong>Kodifizierung</strong>: +<br />

Personalisierung: ++<br />

<strong>Kodifizierung</strong>: +0<br />

Personalisierung: +0<br />

<strong>Kodifizierung</strong>: ++<br />

Personalisierung: +0<br />

<strong>Kodifizierung</strong>: ++<br />

Personalisierung: +<br />

<strong>Kodifizierung</strong>: ++<br />

Personalisierung: ++<br />

++ = Grosse Wichtigkeit, + = wichtig, +0 = geringe Wichtigkeit, 0 = sehr geringe Wichtigkeit<br />

Tabelle 2: Rollen in Bezug auf die Implementierungsphasen <strong>des</strong> Wissensmanagementprozess (vgl.<br />

Mertins/Heisig/Vorbeck 2003: 109)<br />

Wie zu erwarten war, ist in der Konzeptphase <strong>des</strong> Wissensmanagementprozesses<br />

die Hauptarbeit von den Mitarbeitern im höheren Management zu bewältigen. Beim<br />

Betrieb schlussendlich sollten die Mitarbeiter niedrigerer hierarchischer Stufen den<br />

Hauptteil der Arbeit erledigen. Dem Knowledge Management Worker fällt<br />

insbesondere bei der <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie der grösste Teil der Arbeit zu.<br />

6. Die Wahl der richtigen Strategie<br />

Hansen/Nohria/Tierney (1999: 114) beschreiben die Wahl der richtigen Strategie wie<br />

folgt. Die Wettbewerbsstrategie ist entscheidend für die Wahl der<br />

Wissensmanagementstrategie. Die Manager sollten in der Lage sein zu erklären,<br />

warum ein K<strong>und</strong>e ihr Produkt <strong>und</strong> nicht das eines Konkurrenten wählt, welches<br />

Wissen durch verfolgen einer Wissensmanagementstrategie generiert werden kann<br />

<strong>und</strong> was die K<strong>und</strong>en von der Firma erwarten.<br />

32


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Nachdem die Wettbewerbsstrategie definiert ist, kann eine der<br />

Wissensmanagementstrategien nach folgenden Gesichtspunkten gewählt werden:<br />

- Ist das Produkt standardisiert, oder ist es massgeschneidert nach<br />

Anforderungen <strong>des</strong> K<strong>und</strong>en?<br />

- Wie innovativ ist das zu verkaufende Produkt?<br />

- Benutzen die Mitarbeiter vorwiegend explizites oder implizites Wissen zur<br />

Lösung einer Aufgabe?<br />

Nach Hansen/Nohria/Tierney (1999: 115) sollte ein standardisiertes Produkt eine<br />

<strong>Kodifizierung</strong>sstrategie nach sich ziehen. Ebenso sollte es bei einem wenig<br />

innovativen Produkt sein. Falls die Mitarbeiter häufig explizites Wissen verwenden<br />

können, ist auch das ein Indikator, dass eine <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie nicht falsch ist.<br />

Um sich über die Wahl der Strategie noch mehr Klarheit zu verschaffen, wird nun<br />

hier auch der Ansatz von Kankanhalli et. al. (2003: 69) aufgezeigt: Die beiden<br />

Sektoren Industrie <strong>und</strong> Dienstleistung müssen getrennt behandelt werden. In<br />

Verbindung mit der Volatilität <strong>des</strong> Wissens können nach Kankanhalli et. al. (2003: 70)<br />

vier verschiedene Firmenmodelle mit entsprechenden Wissensmanagementstrategien<br />

identifiziert werden:<br />

- Produkt-orientierte Firmen mit schwach volatilem Wissen<br />

- Produkt-orientierte Firmen mit stark volatilem Wissen<br />

- Service-orientierte Firmen mit schwach volatilem Wissen<br />

- Service-orientierte Firmen mit stark volatilem Wissen<br />

Kankanhalli et. al. (2003: 70) gehen davon aus, dass Firmen mit einer schwachen<br />

Volatilität <strong>des</strong> Wissens nicht nur auf der Basis <strong>des</strong> Produkts operieren. Meist ist das<br />

Produkt durch Dienstleistungen zum Produkt gestützt. Diese Prozesse wiederum<br />

sind aber meist so komplex, dass sie eine Personalisierungsstrategie nach sich<br />

ziehen. Als Beispiel für produkt-orientierte Firmen mit tiefer Volatilität nennt<br />

Kankanhalli et. al. (2003: 72) BP, Shell <strong>und</strong> Buckman Laboratories.<br />

Für produkt-orientierte Firmen mit stark volatilen Wissen bezeichnet Kankanhalli<br />

(2003: 71) eine Strategie, in der <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> Personalisierung gemeinsam<br />

gebraucht werden. Sie unterscheiden dabei zwischen Abteilungen, in denen nur<br />

volatiles Wissen weitergegeben werden muss, <strong>und</strong> Abteilungen, deren Wissen<br />

konstant bleibt. Als Beispiel werden High-Tech-Firmen wie Microsoft, oder Xerox<br />

33


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

genannt. In diesen Firmen muss die technische Spezifikation eines Produkts schnell<br />

weitergegeben werden. Die Abteilungen der Firma, die keinen direkten Bezug zum<br />

Produkt haben, können aber trotzdem eine <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie verfolgen. Als<br />

Beispiel einer solchen Abteilung kann die Verkaufsabteilung genannt werden.<br />

Service-orientierte Firmen mit wenig volatilem Wissen sollten nach Kankanhalli et. al.<br />

(2003: 71) durchgängig eine <strong>Kodifizierung</strong>sstrategie verfolgen. Kankanhalli et. al.<br />

(2003: 71) geben als Beispiel die Steuerberatungsabteilungen von KPMG oder Ernst<br />

& Young an. An dieser Stelle kann argumentiert werden, dass Kankanhalli et. al.<br />

(2003: 71) eine Abteilung als Hauptindikator für eine Wissensmanagementstrategie<br />

wählen. Diese Wahl ist insofern unverständlich, da in der Definition von produktorientierten<br />

Firmen mit hoher Volatilität <strong>des</strong> Wissens, die Abteilungen mit niedriger<br />

Volatilität verantwortlich für die gemischte Strategie aus <strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong><br />

Personalisierung waren. Der Autor hat sich aber, um diese Arbeit vollständig zu<br />

erhalten, dafür entschieden diese Ansicht trotzdem in den vorliegenden Text<br />

aufzunehmen.<br />

Service-orientierte Firmen mit einer hohen Volatilität <strong>des</strong> Wissens sollten nach<br />

Kankanhalli et. al. (2003: 72) eine reine Personalisierungsstrategie verfolgen. Dies<br />

aus dem Gr<strong>und</strong>, dass ihr Wissen für jeden K<strong>und</strong>en so angepasst werden muss, dass<br />

eine <strong>Kodifizierung</strong> praktisch nicht möglich ist. Kankanhalli et. al. schreiben dies der<br />

high<br />

Codification<br />

approach<br />

Service-based<br />

<strong>org</strong>anizations in a lowvolatility<br />

context<br />

Product-based<br />

<strong>org</strong>anizations in a<br />

high-volatility context<br />

Product-based<br />

<strong>org</strong>anizations in a lowvolatility<br />

context<br />

Service-based<br />

<strong>org</strong>anizations in a<br />

high-volatility context<br />

low Personalization approach<br />

high<br />

Abbildung 8: <strong>Kodifizierung</strong>s- <strong>und</strong> Personalisierungsstrategie angewendet auf service- <strong>und</strong> produktorientierte<br />

Firmen (Kankanhalli et. al. 2003: 73).<br />

34


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

Volatilität <strong>des</strong> Wissens zu, der Autor ist aber der Meinung, dass der Ansatz von<br />

Hansen/Nohria/Tierney (1999) hier das Problem genauer umschrieben hat.<br />

35


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

7. Schlussfolgerungen<br />

Die Wahl der richtigen Wissensmanagementstrategie ist zentral zur Erreichung der<br />

Unternehmensziele. Hansen/Nohria/Tierney (1999) haben mit ihrer Arbeit einen<br />

Meilenstein gesetzt. Obwohl in dieser Arbeit keine komplexen Zusammenhänge oder<br />

Formeln erläutert werden, ist mit dem dort vermittelten Wissen die richtige Wahl der<br />

Wissensmanagementstrategie möglich.<br />

Kapitel 4.1., welches sich mit der Frage nach der Kodifizierbarkeit <strong>des</strong> Wissens<br />

beschäftigt, ist zur Beantwortung der Frage nach der Wahl der richtigen Strategie ein<br />

nur bedingt wichtiger Faktor. Dies aus dem Gr<strong>und</strong>, dass Wissen nicht oder nur<br />

schlecht messbar gemacht werden kann.<br />

Der Autor glaubt vielmehr, dass die Wahl der Strategie in weit grösserem Masse von<br />

der Volatilität <strong>des</strong> Wissens abhängig zu machen ist. Der von Kankanhalli et. al.<br />

(2003) aufgezeigte Weg zur Wahl der richtigen Strategie erscheint in diesem Falle<br />

weitaus pragmatischer. Obwohl die Arbeit von Hansen/Nohria/Tierney (1999) als<br />

Gr<strong>und</strong>lage zur Erstellung der hier vorliegenden Arbeit genommen wurde, kann der<br />

Autor eine gewisse Kritik nicht zurückhalten. Die Empfehlung einer Verteilung von<br />

20% – 80% erscheint als zu pauschal. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Wahl<br />

<strong>und</strong> Verteilung der <strong>Strategien</strong> stets in einem solchen Verhältnis gehalten werden<br />

sollten. Die von Kankanhalli et. al. (2003) aufgezeigte Verteilung der <strong>Strategien</strong><br />

scheint hier ein genaueres Abbild der Wirklichkeit abzugeben.<br />

Dennoch ist auch bei dem Ansatz von Kankanhalli et. al. (2003) eine wichtige<br />

Komponente unerwähnt geblieben. Hansen/Nohria/Tierney (1999: 112) weisen<br />

darauf hin, dass eine Mischstrategie in den meisten Fällen fehlschlägt. Der Autor ist<br />

davon überzeugt, dass diese Aussage stimmt. Er ist aber weiterhin der Meinung,<br />

dass eine Mischstrategie in einem Konzern durchaus funktionieren kann. Einziges<br />

Kriterium ist, dass die einzelnen Abteilungen <strong>und</strong> Mitarbeiter eine klar abgegrenzte<br />

Strategie verfolgen. Dies wurde im Abschnitt zur Definition der<br />

Wissensmanagementstrategie aufgeteilt nach Stellen versucht, aufzuzeigen.<br />

Ob Wissen kodifiziert werden sollte oder nicht, ist immer abhängig von den beiden<br />

Faktoren Komplexität <strong>und</strong> Volatilität. Es sollte möglich sein, relevantes Wissen in<br />

diesem Kontext zu bewerten. Falls eine Firma in der Lage ist, diese Bewertung<br />

erfolgreich vorzunehmen, sollte die Grenze zwischen dem Wissen welches kodifiziert<br />

36


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

werden sollte <strong>und</strong> dem welches in personalisierter Form gehalten werden sollte<br />

ziemlich klar definierbar sein.<br />

37


<strong>Kodifizierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Personifizierung</strong>; <strong>Strategien</strong> <strong>des</strong> Wissensmanagements<br />

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