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Leitfaden Dialogmarketing - Absolit

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T. Schwarz: <strong>Leitfaden</strong> <strong>Dialogmarketing</strong> / Kap. 10 Branchen<br />

Mit wenigen<br />

Mausklicks<br />

haben Anhänger<br />

eine eigene<br />

Fundraising-<br />

Homepage<br />

erstellt<br />

Die Zeiten des<br />

verstaubten<br />

Plakatwahlkampfes<br />

sind<br />

endgültig vorbei<br />

Beginn kaum Rückendeckung vom politischen Establishment in Washington. Zudem<br />

entschied er sich, keine Gelder von einflussreichen Interessengruppen anzunehmen.<br />

Die Kampagne musste daher zwangsläufig auf eine breite Basis von Freiwilligen und<br />

Kleinspendern fußen, befeuert vom Charisma des frisch und spannend wirkenden<br />

Politstars Obama. Die Bilanz dieses Versuchs ist erstaunlich. Nie zuvor gelang es<br />

einem Politiker, eine Basis von über 1,5 Millionen Einzelspendern aufzubauen,<br />

deren Gaben zumeist in Form von Geldbeträgen unter 200 Dollar über das Internet<br />

eingingen und noch immer eingehen. Überall im Land hat Barack Obama eine<br />

straff organisierte Basisorganisation aufgebaut, getragen von jungen, hoch<br />

motivierten „precinct captains“. Diese „Wahlkreisleiter“ initiieren in ihrem<br />

Stadtteil oder ihrer Gemeinde den Einsatz von Freiwilligen und organisieren<br />

kreative Obama-Events, angefangen von Hauspartys über „Walks for Change“ bis<br />

hin zu SMS-Kampagnen.<br />

Die Waffen der Grassroots – Bewegung<br />

Das Herzstück von Obamas Wahlkampf ist das Internet. Hat man sich erst einmal<br />

unter my.barackobama.com angemeldet, steht einem das komplette Arsenal<br />

moderner Wahlkampfführung zur Verfügung. Mit Hilfe von eigenen Weblogs<br />

bezieht man Freunde, Bekannte und Mitstreiter in Obamas frohe Botschaft des<br />

Wandels ein. Mit wenigen Mausklicks haben Anhänger eine eigene Fundraising-<br />

Homepage erstellt, mit der sie online ihre sozialen Netzwerke aktivieren, um<br />

Kleinstspenden für Obama zu sammeln. Vor jedem großen Vorwahltermin bat<br />

die Obama-Kampagne ihre Freiwilligen, nach Feierabend den Hörer in die Hand<br />

zu nehmen. Sie sollten unentschlossene Wähler in Pennsylvania, Indiana oder<br />

North Carolina anrufen. Die Telefondaten stellt ihnen die Kampagne online zur<br />

Verfügung. Dieses Konzept der „liquid phonebanks“ hatte die links-progressive<br />

Internetgruppe MoveOn.org im vergangenen Kongresswahlkampf zum ersten<br />

Mal erfolgreich eingesetzt. MoveOn.org war es auch, die die Obamaniacs zu<br />

einem Video-Wettbewerb aufgerufen hatte. Mehr als 1.100 Web-Videos reichte<br />

die Kreativgemeinde ein, über die dann insgesamt 5,5 Millionen Benutzer online<br />

abstimmten. Eine hochkarätig besetzte Jury um die Schauspieler Ben Affleck und<br />

Matt Damon gab kürzlich den Siegerspot „Obamacan“ bekannt, der sofort in die<br />

virale Medienrotation eingespeist wurde.<br />

Dieser kurze Einblick in die Welt des direkt und dialogisch geführten Wahlkampfes<br />

deutet die Kraft lebensnaher Kommunikation an. Auch wenn der deutschen Politlandschaft<br />

sicher ein Kandidat vom Typ „charismatischer Massenprediger“ wie<br />

Obama fehlt und die politischen Kulturen ganz unterschiedlich sind: Auch unsere<br />

Parteien wissen, dass die Zeiten des verstaubten Plakatwahlkampfes endgültig<br />

vorbei sind. Entsprechend gebannt und interessiert blicken die Kampagnenplaner<br />

in den deutschen Parteizentralen derzeit in die USA. Sie erkennen die Notwendigkeit<br />

neuer, maßgeblich dialogorientierter Strategien. Allerdings erschweren die<br />

organisatorischen Rahmenbedingungen in den Parteien oft noch den Einsatz<br />

frischer Ideen und Instrumente. Beim zentralen Element, der direkten Ansprache<br />

der Bürger, können Politiker in Deutschland noch viel lernen: wie die Medien<br />

miteinander verzahnt und die Botschaften gestaltet werden. Und natürlich, dass<br />

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