Leitfaden Dialogmarketing - Absolit
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T. Schwarz: <strong>Leitfaden</strong> <strong>Dialogmarketing</strong> / Kap. 10 Branchen<br />
Der kontinuierliche<br />
Dialog<br />
schafft genügend<br />
Raum für Inhalte<br />
Segmentierung<br />
so fein wie<br />
möglich und so<br />
grob wie nötig<br />
selten direkt, sondern allzu oft mit austauschbaren, aber stetig wiederholten Phrasen<br />
und technokratischen Begriffsverwirrungen à la Hartz IV und Agenda 2010. Doch<br />
vor dem Hintergrund stetig wachsender Nichtwählerquoten gilt es, politische<br />
Entscheidungen für den Bürger transparenter und nachvollziehbarer zu machen<br />
und ihn stärker in politische Prozesse einzubinden.<br />
Das ist durchaus im Sinne des Wählers. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes<br />
dimap im Auftrag der Initiative ProDialog aus dem Jahre 2006<br />
würden vier Fünftel der Bevölkerung begrüßen, wenn es mehr Möglichkeiten gäbe,<br />
mit den führenden Politikern direkt zu sprechen.<br />
Die Wähler von heute möchten von den Politikern ernst genommen werden und ihre<br />
Anliegen in guten Händen wissen. Und sie wollen ihren Volksvertretern vertrauen<br />
können! Sie wollen das Gefühl haben, dass sich etwas bewegt – und zwar nicht im<br />
Kreis. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, müssen politische Parteien in einen<br />
Dialog mit ihren Wählern eintreten. Dieser beginnt immer mit einer Ansprache,<br />
die so individuell wie möglich sein sollte, und er endet im Grunde nie. Nicht vor<br />
der Wahl und nicht danach. Der kontinuierliche Dialog schafft genügend Raum für<br />
Inhalte, vermittelt diese zielgruppengenau (Identifikation) und fördert Reaktionen<br />
(Interaktion). Auf diese Weise kann eine neue Politiker-Bürger-Beziehung<br />
wachsen.<br />
Der Wähler – das unbekannte Wesen?<br />
Der Dialog stellt politische Kommunikationsprofis vor eine Herausforderung. Sie<br />
müssen etwas über die Zielgruppen lernen und dieses Wissen für weitere Aktionen<br />
und Strategien nutzen – zum Wohle (im Sinne eines vertrauensvollen Austausches)<br />
und nicht zur Belästigung des Bürgers. Dialogkommunikation richtet sich an<br />
Individuen und agiert jenseits der Massenkommunikation. Sie fokussiert kleiner<br />
werdende Zielgruppensegmente, um diese effektiver mit den richtigen Themen zu<br />
versorgen. Statt der „Bevölkerung“ spricht sie Akteursgruppen oder Einzelpersonen<br />
an, etwa allein erziehende Mütter, engagierte Kleinunternehmer, Freiberufler,<br />
Senioren, arbeitslose Jugendliche und Firmen. Je feiner die Zielgruppenauswahl<br />
von Bürgern, die den Dialog wünschen, erfolgt, desto individueller entfaltet sich<br />
dieser. Technisch sind dieser Feinheit keine Grenzen gesetzt. Am Ende müssen<br />
Kampagnenmacher aber die Wirtschaftlichkeit einer Kommunikationsstrategie<br />
im Auge behalten. Das Segmentierungs-Credo lautet: so fein wie möglich und so<br />
grob wie nötig.<br />
Dabei muss der Politikdialog stets hinterfragen, welche Maßnahmen dem Bürger und<br />
der Demokratie dienen. Welche Mehrwerte tragen dazu bei, die Wahlbeteiligung zu<br />
erhöhen oder sich für einen gesellschaftlichen Zweck einzusetzen? Welche Botschaft<br />
oder Handlungsaufforderung wird gehört? An wen muss diese Botschaft adressiert<br />
werden? Das setzt voraus, den Bürger zu kennen. Doch Vorsicht: Den gläsernen<br />
Bürger ins Visier zu nehmen und diesen im Unklaren darüber zu lassen, dass Daten<br />
von ihm erhoben und verwertet werden, um die Segmentierung beziehungsweise<br />
Clusterung politischer Zielgruppen voranzutreiben, wäre kontraproduktiv und<br />
entspricht nicht dem Sinn und der Ethik von Dialogkommunikation und Bürger-<br />
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