Leitfaden Dialogmarketing - Absolit
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T. Schwarz: <strong>Leitfaden</strong> <strong>Dialogmarketing</strong> / Kap. 10 Branchen<br />
Bereits in<br />
den 20er<br />
Jahren wurden<br />
Werbemethoden<br />
und -mittel<br />
eingesetzt, die<br />
bis heute zur<br />
Alltagspraxis<br />
gehören<br />
Anfang der<br />
siebziger Jahre<br />
gab es die erste<br />
Spendenaktion<br />
mit computerbeschrifteten<br />
Mailings<br />
Grundzüge der zentralen Marketingstrategie des Volksbundes<br />
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (im folgenden „Volksbund“) als<br />
privater, gemeinnütziger Verein ist seit Beginn seiner Arbeit auf die Unterstützung<br />
der Bürger angewiesen. So bleibt er aber auch weitgehend unabhängig von der<br />
staatlichen (Finanz-)Politik. Zwischen fünfundachtzig und neunzig Prozent der<br />
Einnahmen stammen heute aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Sammlungen,<br />
Erbschaften und Vermächtnissen.<br />
Bereits in den ersten Jahren nach der Gründung 1919 wurden Werbemethoden<br />
und -mittel eingesetzt, die bis heute zur Alltagspraxis gehören. Die Finanzierung<br />
der Arbeit geschah bis Anfang der siebziger Jahre im Wesentlichen über<br />
Mitgliedsbeiträge und die Einnahmen aus der Haus- und Straßensammlung. Die<br />
Mittel wurden überwiegend im direkten Kontakt, neudeutsch „Face-to-Face“,<br />
eingeworben. Die – natürlich nicht immer genutzte – direkte Möglichkeit zum<br />
Dialog mit Kassierern und Sammlern der Organisation rechtfertigt es sicher, hier<br />
von <strong>Dialogmarketing</strong> zu sprechen.<br />
Zentrale Spendenaktion seit über 35 Jahren<br />
Ein zentral gesteuertes Spendenmarketing, insbesondere Direktwerbung mit<br />
adressierten Mailings, gehört weltweit zum unverzichtbaren Standardrepertoire<br />
einer jeden professionell arbeitenden gemeinnützigen Organisation. Gut, hier werden<br />
Eulen nach Athen getragen. Aber es handelt sich hier ja um einen <strong>Leitfaden</strong>, da darf<br />
man auch mal schreiben, was die <strong>Dialogmarketing</strong>profis für Banalitäten halten.<br />
Der direkt adressierte Werbebrief beim Volksbund hat inzwischen schon eine recht<br />
lange Geschichte. Anfang der siebziger Jahre stagnierten die Mitgliedsbeiträge<br />
und Sammlungsergebnisse – deshalb initiierte die Bundesgeschäftsstelle des<br />
Volksbundes die zentrale Spendenaktion mit computerbeschrifteten Mailings.<br />
Diese erbrachte schon nach kürzester Zeit rasant steigende Ergebnisse. Die Zahl der<br />
aktiven (jährlich zahlenden) Spender ist heute doppelt so hoch wie die der aktiven<br />
Mitglieder. Das zentrale Spendenmarketing machte es möglich, die Verluste durch<br />
das kontinuierliche Sinken der Mitgliederzahlen mehr als auszugleichen.<br />
Im Herbst eines jeden Jahres gehe ich mit der Büchse für den Volksbund sammeln.<br />
Die Responsequote bei dieser dialogorientierten Methode ist atemberaubend, der<br />
Traum eines jeden Fundraisers: Über fünfzig Prozent! Leider ist die Spendenhöhe<br />
weniger befriedigend, auch das Upgrading ist extrem schwierig. Aber hätte der<br />
Volksbund eine Million Sammler, so würde er damit sicher fünfzig Millionen Euro<br />
oder mehr einnehmen können (es sind heute etwa 6,5 Millionen Euro). Leider wird<br />
es immer schwieriger, Menschen zu finden, die Zeit haben und sich überwinden<br />
können, andere direkt um Geld zu bitten.<br />
Werbung mittels persönlicher Ansprache, Überzeugen im persönlichen Dialog ist das<br />
Beste, was eine Organisation nur tun kann. Wegen des gewaltigen Organisationsaufwandes<br />
kann dies aber nur begrenzt wirksam werden oder ist überhaupt nicht<br />
denkbar. Wie viele Menschen kann der Präsident der Organisation persönlich<br />
ansprechen? Wenn er klug ist, beschränkt er sich auf Großspender, Sponsoren<br />
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