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Drei Pfeile in der Kulmer Gasse. AvS - SPD Hamburg

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<strong>Drei</strong> <strong>Pfeile</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kulmer</strong> <strong>Gasse</strong>.<br />

<strong>Hamburg</strong>-Bamberger Er<strong>in</strong>nerungen e<strong>in</strong>er <strong>Hamburg</strong>er Sozialdemokrat<strong>in</strong>.<br />

Schon <strong>der</strong> Vater me<strong>in</strong>er Mutter, Karl von Damm, war Sozialdemokrat und aus<br />

<strong>der</strong> Kirche ausgetreten. 1 Er war Kunsttischler und verlor während des Sozialistengesetzes<br />

immer wie<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Arbeit. Er marschierte<br />

jedes Jahr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Maidemonstration 2 . Me<strong>in</strong>e<br />

Mutter, Gertrud, geboren am 1. Mai 1904, glaubte<br />

als kle<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>d, dass die roten Fahnen ihr zu Ehren<br />

aufgezogen wurden. In <strong>der</strong> Schule bekam sie<br />

Schwierigkeiten, als die Lehrer<strong>in</strong> fragte, ob sie auch<br />

immer schön <strong>in</strong> die Kirche gehe, und me<strong>in</strong>e Mutter<br />

sagte:“ Ich b<strong>in</strong> gar nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche.“ Da half auch<br />

das „von“ im Namen nicht mehr. Deshalb wurde ihr,<br />

so erzählte sie, trotz hoher Intelligenz e<strong>in</strong>e Weiterbildung<br />

verwehrt.<br />

Me<strong>in</strong> Großvater wurde nicht zum Krieg e<strong>in</strong>gezogen,<br />

denn er hatte Lungen-Tuberkulose, an <strong>der</strong><br />

er 1921 starb. Me<strong>in</strong>e Mutter hatte vier Brü<strong>der</strong> und<br />

e<strong>in</strong>e Schwester. Alle waren Sozialisten. Nach dem<br />

Tod ihres Mannes betrieb me<strong>in</strong>e Großmutter, e<strong>in</strong>en<br />

Spielwarenladen mit „Echo“ 3 -Filiale um die Familie<br />

durchzubr<strong>in</strong>gen. Alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> wurden Mitglied <strong>der</strong><br />

SAJ 4 , wo me<strong>in</strong>e Eltern sich kennen lernten.<br />

Die Familie me<strong>in</strong>es Vaters war sehr arm. Me<strong>in</strong>e<br />

Foto: Gertrud von Damm Großmutter väterlicherseits nahm bisweilen das<br />

Jüngste ihrer acht K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf den Arm und erschien „zufällig“ bei irgendwelchen<br />

Nachbarn, wo gerade gegessen wurde. Es gab genügend Solidarität <strong>in</strong> den<br />

Arbeitervierteln, um das Essen mit an<strong>der</strong>en zu teilen. Der Großvater von Vaters<br />

Seite war Nagelschmied. Beide Großeltern kamen aus Thür<strong>in</strong>gen. Sie wohnten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe des Michels und erlebten den Brand <strong>der</strong> Kirche 1906.<br />

1 Die frühe Sozialdemokratie war antiklerikal e<strong>in</strong>gestellt. Aus ihrer Sicht waren die Kirchen Verbündete <strong>der</strong> herrschenden Klassen<br />

<strong>in</strong> Staat und Gesellschaft.<br />

2 Zwei Jahre nach dem Fall des Sozialistengesetzes führte die erste Feier des 1. Mai 1890 <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> zu massenhaften Entlassungen<br />

und Aussperrungen.<br />

3 Das „<strong>Hamburg</strong>er Echo“ war die Zeitung <strong>der</strong> Sozialdemokratischen Partei <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

4 SAJ: Sozialistische Arbeiterjugend, nach dem Zusammenschluss <strong>der</strong> <strong>SPD</strong> und U<strong>SPD</strong> 1922 aus <strong>der</strong>en Jugendverbänden gegründet<br />

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