Drei Pfeile in der Kulmer Gasse. AvS - SPD Hamburg
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E<strong>in</strong>führung<br />
Susanne Hensse fiel mir auf, weil sie bei Veranstaltungen von Alt-Falken und<br />
ehemals verfolgten Sozialdemokraten so lebhaft und präzise Ereignisse <strong>der</strong> Jahre<br />
nach 1933 schil<strong>der</strong>te. Ereignisse, die sich im alten Arbeiterstadtteil Barmbek<br />
abspielten und während ihrer Evakuierung <strong>in</strong> Bamberg, wo sie das Kriegsende<br />
erlebte. Diese alltäglichen Erlebnisse e<strong>in</strong>er sozialdemokratischen Familie <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Zeit von Diktatur und Krieg werden eher selten geschil<strong>der</strong>t, obwohl sie Lebenswirklichkeit<br />
für Tausende waren: Verhaftungen und drohende Verhaftung,<br />
Entlassung und jahrelange Arbeitslosigkeit, Abstempelung ganzer Familien als<br />
„politisch unzuverlässig“. Dazu gehört aber auch ihr Festhalten im Glauben an<br />
das, was sie ver<strong>in</strong>nerlicht hatten, den Glauben an Solidarität, Menschlichkeit,<br />
Demokratie.<br />
Alfred Hensse (geb. 1903) und se<strong>in</strong>e Frau Gertrud (geb. von Damm, 1904), waren<br />
Sozialdemokraten. Das wäre an sich nichts Beson<strong>der</strong>es, es sei denn, man<br />
sieht sich die Genealogie an. Die Familie des Vaters, mit vielen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und politisch<br />
<strong>in</strong>different, gehörte zu denen, <strong>der</strong>en Überlebenskampf so hart und <strong>der</strong>en<br />
Not so groß war, dass an politisches Engagement nicht zu denken war. Dieses<br />
entspricht auch den Analysen über das Wahlverhalten <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong>. 1 Doch <strong>der</strong><br />
Jüngste, Alfred, profitiert von den Reformbestrebungen des <strong>Hamburg</strong>er Schulsystems,<br />
besucht die Aufbaustufe, die Selecta, macht e<strong>in</strong>e qualifizierte Lehre<br />
und wird Sozialdemokrat.<br />
Die Familie <strong>der</strong> Mutter gehörte seit Generationen <strong>der</strong> Sozialdemokratie an. So<br />
erwähnt Susanne Hensse, dass ihr Großvater als Sozialdemokrat während des<br />
Sozialistengesetzes, d.h. zwischen 1878 und 1890, als die sozialdemokratische<br />
Partei verboten war, mehrfach die Arbeit verlor – und das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>konjunktur<br />
wegen <strong>der</strong> Hafenanschlussbauten! Sie erwähnt auch ihren Urgroßvater,<br />
<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Schusterwerkstatt am Valent<strong>in</strong>skamp hatte – diese Gegend<br />
hatte er sicherlich nicht zufällig gewählt, denn hier befanden sich um die Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />
Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>der</strong> Gewerkschaften, Arbeitsnachweise, und –<br />
beson<strong>der</strong>s im Bereich Valent<strong>in</strong>skamp, e<strong>in</strong>e Vielzahl von Arbeiterkneipen und<br />
renommierte große Lokale wie „Tütge’s Etablissement“ und, gleich um die Ecke,<br />
Sagebiel’s Etablissement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Drehbahn 2 , <strong>in</strong> denen vor dem Bau des Gewerkschaftshauses<br />
1913 auch die großen Partei- und Gewerkschaftsveranstaltungen<br />
stattfanden. Und natürlich war es zu jener Zeit selbstverständlich, dass man<br />
se<strong>in</strong>e Reparaturen zu e<strong>in</strong>em Ges<strong>in</strong>nungsgenossen brachte.<br />
Gertrud van Damm hat Alfred Hensse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialistischen Arbeiterjugend<br />
(SAJ) kennen gelernt. Bedenkt man, dass sie aus e<strong>in</strong>er Arbeiterfamilie stammte,<br />
so fällt auch hier die qualifizierte Ausbildung auf: sie hatte im Fröbelsem<strong>in</strong>ar