Drei Pfeile in der Kulmer Gasse. AvS - SPD Hamburg
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Me<strong>in</strong> früherer Liebl<strong>in</strong>gsonkel<br />
Andreas, <strong>der</strong> jüngste Bru<strong>der</strong><br />
me<strong>in</strong>er Mutter, kam jetzt aus<br />
amerikanischer Gefangenschaft<br />
zurück. Natürlich nahm<br />
me<strong>in</strong>e Mutter ihn auf und er<br />
bezog das kle<strong>in</strong>e Zimmer. Er<br />
bekam Arbeit bei <strong>der</strong> PRO45 auf <strong>der</strong> Peute und brachte sich<br />
oft von dort Lebensmittel mit.<br />
Jetzt passierte etwas, was ich<br />
damals nicht begreifen konnte:<br />
Er beschuldigte mich dauernd,<br />
Foto AWO-Emblem wird gemalt, Erholung für K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf dem Köhlbrand<br />
ihn bestohlen zu haben. Jetzt<br />
glaube ich, dass er e<strong>in</strong>en Lagerkoller hatte, aber das war damals e<strong>in</strong> noch unbekanntes<br />
Symptom. Ich jedenfalls war entsetzt und empört über solche Anschuldigungen.<br />
Als auch er dann versuchte, me<strong>in</strong>e Mutter aus <strong>der</strong> Wohnung zu<br />
verdrängen, „weil sie ke<strong>in</strong>en Anspruch darauf habe“, war das Maß voll und sie<br />
musste ihn ebenfalls rausklagen. Sie war e<strong>in</strong> hilfsbereiter und familiengebundener<br />
Mensch, und doch wurde ihr so etwas geboten. Sie hatte es schrecklich<br />
schwer. Doch sie wurde nicht verbittert, son<strong>der</strong>n behielt ihre liebenswerten Eigenschaften.<br />
Unser Gruppenleiter Bernhard Musall verließ unsere SAJ-Gruppe und wurde<br />
Kreissekretär <strong>der</strong> <strong>SPD</strong> Nord. Später mussten wir zu unserer großen Enttäuschung<br />
erfahren, dass er Mitarbeiter <strong>der</strong> Staatssicherheit <strong>der</strong> DDR war und sich<br />
<strong>in</strong> die Sowjetzone abgesetzt hatte, und zwar unter Mitnahme von Geld und Dokumenten<br />
aus dem Büro des Parteisekretärs John Leyd<strong>in</strong>g! John hatte ihm, wie<br />
wir ja auch, vertraut! Er war bitter enttäuscht worden. Außerdem hatte Musall<br />
die vom Landeswahlamt zur Verfügung gestellten Wähleranschriften an e<strong>in</strong>e<br />
Versicherungsgesellschaft verkauft.<br />
Nun hatten wir ke<strong>in</strong>e Gruppe mehr und ich war unglaublich traurig. Das schrieb<br />
ich e<strong>in</strong>er ehemaligen Klassenkamerad<strong>in</strong> aus dem Oberbau, Janna Bock, die <strong>in</strong><br />
Berne wohnte und mit <strong>der</strong> ich noch <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stand. Von ihr wusste ich,<br />
dass sie bei den Falken 46 war. Sie schrieb mir, ich solle doch nach Berne kommen,<br />
da gebe es e<strong>in</strong>e sehr nette Gruppe. Sofort fuhr ich h<strong>in</strong>, trat <strong>der</strong> Gruppe bei<br />
und hatte dort e<strong>in</strong>e fantastische Zeit. E<strong>in</strong>e zweite Klassenkamerad<strong>in</strong> war dort<br />
auch, Ulla Hillig, jetzt Ursel Rudolph. Sie ist immer noch unglaublich aktiv <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Berner <strong>SPD</strong>.<br />
45 Konsumgenossenschaft Produktion, gleichgeschaltet 1933, wie<strong>der</strong>errichtet<br />
46 In den Jahren 1945 bis 1947 genehmigten die Besatzungsbehörden kaum Organisationsnamen mit politischer Ausrichtung. So<br />
schlossen sich die SAJ/Falkengruppen unter den verschiedensten Namen zusammen. 1951 waren nun die früheren K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />
Jugendgruppen unter e<strong>in</strong>em Namen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Verband: „Sozialistische Jugendbewegung - Die Falken“.<br />
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