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Drei Pfeile in der Kulmer Gasse. AvS - SPD Hamburg

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jaulten die Granaten h<strong>in</strong>weg. Der Soldat sagte, die, welche man hört, seien ungefährlich,<br />

die, welche uns treffen, würden wir nicht hören. Ich war sechzehn<br />

Jahre alt und uns war ja egal, wer uns befreien würde. Der Soldat sagte aber,<br />

me<strong>in</strong>e Mutter sollte froh se<strong>in</strong>, dass hier die Amerikaner kämen. Sie könnte sich<br />

nicht vorstellen, was die Russen mit den Frauen anstellten.<br />

Drüben, im Hauptsmoorwald war e<strong>in</strong> Munitionslager versteckt. Das hatten wir<br />

gar nicht gewusst – <strong>der</strong> Wald war immer e<strong>in</strong>es unserer Ausflugsziele gewesen.<br />

Jetzt wurde das Lager beschossen und flog zum Teil <strong>in</strong> die Luft. Noch im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

packte uns Angst und Schrecken.<br />

Bei uns im Keller saß auch e<strong>in</strong> hohes Tier <strong>der</strong> NS-Partei, Herr S. war e<strong>in</strong> „Goldfasan“,<br />

so wurden sie wegen des goldenen Parteiabzeichens genannt. Der f<strong>in</strong>g<br />

plötzlich an zu jammern, er habe e<strong>in</strong>en Gestellungsbefehl bekommen und solle<br />

jetzt nach Amberg, er sei ja nie aus Bamberg raus gewesen! Die Empörung bei<br />

uns war groß! Diese Männer hatten ke<strong>in</strong>e Scheu, unsere Männer <strong>in</strong> fremde Län<strong>der</strong><br />

an die Front zu schicken und <strong>der</strong> bricht tatsächlich <strong>in</strong> Tränen aus, weil er<br />

<strong>in</strong> den letzten Kriegstagen von Bamberg nach Amberg – das gerade 120 km, d.h.<br />

zwei Stunden Fahrt entfernt war – verlegt werden sollte. Aber er wusste sich zu<br />

helfen. Er verschwand und kam nach e<strong>in</strong>er halben Stunde wie<strong>der</strong>, <strong>in</strong> Zivil, und<br />

se<strong>in</strong>e Uniform wurde später aus <strong>der</strong> Regnitz gefischt.<br />

Auf <strong>der</strong> Regnitz lagen “Schelch“ genannte Fischerkähne, mit denen man auch<br />

übersetzen konnte. Die Fischer<strong>in</strong> hat sich da bei Kriegsende große Verdienste<br />

erworben. Es waren nämlich auf dem Steg M<strong>in</strong>en gelegt, um ihn zu sprengen<br />

und ihr Schelch war von den Nazis <strong>in</strong> Brand gesteckt worden, denn sie glaubten<br />

ernstlich, mit solchen Aktionen den Vormarsch <strong>der</strong> Amerikaner aufhalten zu<br />

können. Die Fischer<strong>in</strong> aber löschte das Feuer und warf die M<strong>in</strong>en, unter denen<br />

sich später auch noch Panzerfäuste fanden, <strong>in</strong>s Wasser. Dadurch blieb <strong>der</strong> Steg<br />

erhalten, wichtig für die Altstadt Bambergs, denn die lag auf e<strong>in</strong>er Insel, Von <strong>der</strong><br />

wären wir nicht so leicht weggekommen und mit den Nahrungsmitteln hätte es<br />

große Probleme gegeben.<br />

Auch die Brücken über den Ma<strong>in</strong> waren nun gesprengt. Sie lagen nun im Wasser<br />

und man konnte recht bequem über die Stahlkonstruktion auf die an<strong>der</strong>e Seite<br />

gelangen. Das war ja wohl nicht sehr effektiv um die Amis aufzuhalten. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

waren die Wasser- Gas- und Stromleitungen unterbrochen, so dass wir<br />

sehen mussten, wie wir uns behalfen.<br />

Die <strong>in</strong> Bamberg bef<strong>in</strong>dlichen Lazarette waren geräumt worden und wir hatten<br />

tagelang gesehen, wie die Elendszüge <strong>der</strong> Verwundeten, ja selbst <strong>der</strong> Be<strong>in</strong>amputierten,<br />

sich durch die Stadt quälten. Für die war ke<strong>in</strong>e Fahrgelegenheit vorhanden.<br />

Alles was Rä<strong>der</strong> hatte, selbst die Feuerwehr, war im Wald <strong>in</strong> Sicherheit<br />

gebracht und versteckt worden. Nichts war mehr da für die Bevölkerung und<br />

beson<strong>der</strong>s für die Verwundeten – Hauptsache <strong>der</strong> Fuhrpark war gesichert.<br />

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