Drei Pfeile in der Kulmer Gasse. AvS - SPD Hamburg
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tonten und <strong>in</strong> Satz gebrachten <strong>in</strong> je<strong>der</strong> H<strong>in</strong>sicht dümmlichen „Fliegerkantate.“.<br />
Als die Stunde vorbei war und die Klasse den Musiksaal verließ, saß ich noch<br />
am Rande mit nie<strong>der</strong>geschlagenen Augen, um nicht <strong>in</strong> Lachen auszubrechen.<br />
Da kam die Klassenkamerad<strong>in</strong> Inge Deml (heute Papsthart) an mir vorbei und<br />
fragte ironisch; „Bist du auch so ergriffen?“ Ich antwortete nur mit „Ja“, dachte:<br />
„Sieh mal e<strong>in</strong>er an, e<strong>in</strong>e Wesensverwandte!“ Natürlich konnten wir uns nicht<br />
offen austauschen. Aber nach dem Krieg erzählte sie mir, dass ihr Stiefvater zum<br />
Kreisauer Kreis gehörte.<br />
Nun musste ich ja schließlich zum Dienst im BDM, aber da ich dazu ke<strong>in</strong>e Lust<br />
hatte und sehr musikalisch b<strong>in</strong>, von Kle<strong>in</strong> auf im S<strong>in</strong>gen geübt, g<strong>in</strong>g ich zur S<strong>in</strong>gschar.<br />
Das war e<strong>in</strong> gemischter Jugendchor <strong>der</strong> Hitlerjugend. Wir hatten e<strong>in</strong>en<br />
hochmusikalischen Chorleiter – natürlich auch er <strong>in</strong> brauner Uniform – und<br />
sangen wirklich sehr gut. Natürlich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Nazilie<strong>der</strong>, aber auch alte<br />
Madrigale. So konnte ich sogar dem Dienst etwas abgew<strong>in</strong>nen. E<strong>in</strong>er me<strong>in</strong>er<br />
Klassenkameraden hatte herausbekommen, dass ich Geige spielte, er hatte das<br />
Herrn Nüssle<strong>in</strong>, dem Chorleiter, erzählt. Der bestimmte dann, ich müsse die<br />
Geige mitbr<strong>in</strong>gen und zur Probe vorspielen. Zunächst musste ich zum Vorspielen<br />
<strong>in</strong>s „Vororchester“. Da bestimmte Herr Nüssle<strong>in</strong> dann schnell, dass ich <strong>in</strong>s<br />
„Bann-Orchester“ sollte. Da schrillten bei mir alle Alarmglocken, denn beim S<strong>in</strong>gen<br />
stand ich ganz h<strong>in</strong>ten und konnte mich mit schwarzem Rock und weißer<br />
Bluse durchmogeln, aber als Geiger<strong>in</strong> müsste ich vorne sitzen und nun wirklich<br />
HJ-Uniform tragen, denn wir wurden ja immer bei Parteiveranstaltungen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Da habe ich wie<strong>der</strong> Theater gespielt: „ Ich kann das nicht! Ich leide so<br />
unter Lampenfieber, dass ich mich garantiert verspielen werde.“ Ich war fest<br />
entschlossen, das hätte ich auch getan! Zum Glück begriff das Herr Nüssle<strong>in</strong><br />
und mir blieb das Bannorchester mit <strong>der</strong> Uniform erspart. Me<strong>in</strong>e Entschuldigung<br />
wegen <strong>der</strong> nicht vorhandenen Uniform war stets, dass wir ja nichts mehr<br />
hatten. Und ich hielt bis zum Ende des Krieges ohne Uniform durch!<br />
E<strong>in</strong> paar von uns Mädchen – wir waren so etwa vierzehn Jahre alt – gründeten<br />
e<strong>in</strong>en „Club“ o<strong>der</strong> „Bund“ wie wir ihn nannten. Dazu brauchten wir auch<br />
e<strong>in</strong> Wappen. Das entwarf ich. Es war Schwarz-Rot-Gold – die Farben <strong>der</strong> Republik.<br />
Natürlich durfte ich das nicht zugeben. Ich erklärte e<strong>in</strong>fach, ich hätte<br />
ursprünglich an Dunkelblau gedacht, dann aber gesehen, dass die Farben auf<br />
Schwarz besser leuchteten. Das wurde dann akzeptiert.<br />
Als ich im Sommer 1944 e<strong>in</strong>es Tages nach Hause kam, war me<strong>in</strong>e Mutter nicht<br />
da, man berichtete mir, dass me<strong>in</strong>e Mutter nach <strong>Hamburg</strong> gefahren sei. Dass sie<br />
mich nicht mitgenommen hatte, kränkte mich. Als sie wie<strong>der</strong>kam, erzählte sie,<br />
me<strong>in</strong> Vater sei ‚gefallen’. Gefallen – verheizt und umgebracht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Krieg, den<br />
wir nicht gewollt hatten! Wir waren nur mit e<strong>in</strong>em hektographierten Schreiben<br />
von e<strong>in</strong>em sogenannten ‚Abwicklungskommando’ benachrichtigt worden,<br />
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